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von dem väterlichen Hofe (— Meierei) vertrieben und dieser mit dem herrschaftlichen vereinigt. Und eines) in den Fehden der Ritter unter einander hatte er arg zu leiden. Da die Burgen schwer zu erobern waren, so beschädigte man sich lieber gegenseitig die Dörfer, trieb die Viehherden fort, zerstörte die Feldfrüchte, verdarb die Wein - und Obsternte, ja ruinirte manchmal sogar die Aecker durch böswilliges Einsäen von Unkraut auf lange Zeiten hinaus.
Mit den Kreuzzügeu wurde das Loos des Bauern etwas besser. Aus Befehl des Papstes mußte jedem Knechte, welcher das Kreuz nahm, um mit in das gelobte Land zu ziehen, von feinem Herrn die Freiheit gegeben werden. Dadurch erwarben Taufende Unabhängigkeit und Selbständigkeit. Im andern Falle schenkte wohl auch der Herr, ehe er selbst den Kreuzzug antrat, aus Frömmigkeit seinen Knechten die Freiheit — oder er starb im fremden Lande, und das benutzten dann viele seiner bisher dienstbaren Leute, um sich unabhängig zu machen. Andere Bauern suchten wohl auch bei einer benachbarten Stadt Schutz, zahlten ihr ein Schutzgeld und wurden dafür als Pfahlbürger angenommen. So bildete sich allmählich wieder ein Stand freier Bauern; doch ging es damit sehr langsam, und noch lange befand sich der Landmann im Zustande der Gedrücktheit und Schutzlosigkeit.
Iv.
Die Femgerichte.
1. Durch das Faustrecht war eine allgemeine Unsicherheit herbeigeführt worden; jeder that, wozu er die Macht hatte. Die eigentlichen Gerichte besaßen nur geringe Achtung; fast niemand kümmerte sich um den Spruch des Richters. Dadurch wurden die Femgerichte in's Dasein gerufen.
Ihr Name stammt von dem altdeutschen Worte „verfemen", welches so viel als „verbannen, verfluchen" heißt. — Ursprünglich entstanden sie m Westfalen; in Dortmund war ihr Hauptsitz; allmählich breiteten sie sich aber über ganz Deutschland ans. — Eigentlich waren sie nur eine Fortsetzung der alten, von Karl dem Großen eingeführten Gaugerichte, in denen der Gaugraf im Namen des Kaisers Recht sprach. Deshalb und weil nur freie Männer zu Femrichtern gewählt werden durften, Hieß der Vorsitzende eines solchen Gerichts „Freigras", obschon er sehr oft nur ein einfacher Bauer war; die Richter nannte'man „Freischöffen"; der^Ort, wo das Gericht abgehalten wurde, hieß „Freistuhl". Die Schöffen erkannten sich unter einander an einem besonderen Gruße und an geheimen Zeichen; Gruß und Zeichen verstanden nur sie allein; deshalb nannte man sie auch „Wissende". Niemandem , selbjt Weib und Kind nicht, dursten sie die Geheimnisse und Beschlüsse des Gerichts offenbaren; mit furchtbarem Eibe mußten sie das bei ihrer Aufnahme geloben, und schreckliche Strafe war dem ge-broht, der biesen Eib brach: er sollte bet Hänbe und Augen beraubt,
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Extrahierte Personennamen: Karl_dem_Großen Karl
Extrahierte Ortsnamen: Westfalen Dortmund Deutschland
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ist auch er zum größten Theile in Deutschland ausgefochten worden. Aber in diesem Kriege floh Ludwig das Glück. Der deutsche Feldherr. Prinz Eugen, und der englische Marlborough (—England stand auf Seite Leopolds —) erfochten Sreg auf Sreg.
Im Jahre 1705 starb Leopold; sein Sohn Joseph wurde Kaiser und setzte den Krieg für seinen Bruder Karl fort. Wieder erlitten die Franzosen furchtbare Niederlagen. Dazu schlug cm äußerst harter Winter ihrem Lande neue Wunden. Das Wild m den Wäldern und die Vögel in der Luft erstarrten, Weinstöcke und Obstbäume erfroren; es entstand so große Noth, daß Ludwig nicht mehr wußte, woher er Geld zum Kriege nehmen sollte. Da endlich beugte sich sein Stolz. Er bat um Frieden und erbot sich, auf die ganze spanische Monarchie zu verzichten; auch war er bereit, alle sonstigen geraubten deutschen Länder herauszugeben. Aber Oestreich mit fernen Verbündeten forderte, er solle seinen Enkel Philipp, der sich bereits in Spanien festgesetzt hatte, selbst daraus vertreiben, wenn er nicht freiwillig gehen werde. Das war Ludwig doch zu viel; gegen den eignen Enkel mochte er das Schwert nicht ziehen, und so mußte er den Kampf fortsetzen. Da traten unerwartet für Frankreich günstige Umstände ein. Kaiser Josef starb schon 1711, und derselbe .Karl, für den Spanien erobert werden follte, erbte die Krone. Seine bisherigen Bundesgenossen fürchtetener möchte zu mächtig werden, wenn er auch noch die große spanische Monarchie ganz allein erhielte. Sie trennten sich darum von ihm und schlossen mit Frankreich Frieden. Alleinstehend konnte Karl nicht viel gegen Ludwig ausrichten, und so mußte auch er bald darauf im Jahre 1714 dem Frieden beitreten, nach welchem die spanr-schen Länder theils an Frankreich, theils an Oestreich fielen. —
6. Ludwig Xiv. führte zu Versailles ein glänzendes, aber verschwenderisches und leichtfertiges Leben. Große Summen wurden verwendet, um herrliche Schlösser und Lusthäuser zu bauen, um prächtige Gärten anzulegen und kostspielige Feste zu feiern. Unter feinem äußern Wesen verbarg sich Liederlichkeit und Unsittlichkeit. — Voll Bewunderung richteten sich alle Blicke nach Frankreich. Die deutschen Fürsten namentlich suchten das französische Beispiel nachzuahmen. Jeder, auch der kleinste, wollte sich ein Versailles in seinem Ländchen schassen und wollte sein Leben eben so glänzend und eben so liederlich einrichten wie Ludwig Xiv. Mau hielt das deutsche Wesen für roh und gemein und schämte sich seines Baterlandes; nur was „weit her" war, was aus Frankreich kam, galt für nobel und fein. Französische Sitte und Mode wurden überall heimisch. Kurze Beinkleider und Frack, Schuhe und seidene Strümpfe kamen allseitig in Aufnahme. Selbst die französische Perrucke fand Eingang: man beraubte den Kopf seines schönsten Schmuckes und trug fremdes Haar in häßlicher Form, wie man ja fogar die Bäume im Garten nicht frei wachsen ließ, sondern sie künstlich verschnitt. Und auch die Sprache ward französisch. Um vornehm zu thun, verhunzte man
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_das_Glück Ludwig Eugen Eugen Marlborough Leopolds Leopold Leopold Joseph Karl Karl Ludwig Ludwig Oestreich Philipp Philipp Ludwig Ludwig Josef Karl Karl Ludwig Ludwig Oestreich Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Leopolds Weinstöcke Spanien Frankreich Spanien Frankreich Frankreich Frankreich Frankreich
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Hausmeier oder Majordomus, das war der Verwalter der königlichen Güter. —
9. Nach Auflösung deshunnenreichs hatten sich die Oft-gothen in Ungarn und Siebenbürgen niedergelassen. llm ihnen bessere Wohnsitze zu verschaffen, führte sie ihr König Theodorich nach Italien. 2m Jahre 48u besiegte er den Od oaker bei Verona (— darum heißt er in der Sage „Dietrich von Bern" —). Odoaker flüchtete sich in das feste Ravenna und vertheidigte sich tapfer drei Jahre hindurch. Nachdem ihm Theodorich Leben und Freiheit versprochen, übergab er die Stadt. Theodor ick aber tödtete ihn nach wenig Tagen bei einem Gastmahl. So gründete er in Italien ein Ost gothen reich mit den Hauptstädten Ravenna und Verona. Weise und gerecht herrschte er bis zum Jahre 326; die Geschichte nennt ihn den Großen.
Den dritten Theil des italischen Bodens vertheilte er an seine Gothen.
(Wenn die Germanen ein Land erobert hatten, so mußten die Einwohner einen Theil ihrer Ländereien an die Sieger abtreten. Dieser abgetretene Theil wurde unter alle Freien vertheilt. Dem Könige aber fielen alle Güter zu, welche dem vorigen Landesherrn gehört hatten. Zum größten Theile verlieh er dieselben für geleistete oder noch zu leistende Dienste an die Großen feines Gefolges. Solche verliehene Güter hießen Lehen, ihre Inhaber aber Vasallen oder Lehnsmannen. Diese Lehen konnten jederzeit wieder genommen werden. Meist jedoch durften die Vasallen sie lebenslänglich behalten; es wurde auch üblich, daß die Lehen des Vaters nach dessen Tode auf den Sohn übergingen; ja später wurden sie ganz erblich. Die Besitzer großer Lehen gaben wieder von ihren Grundstücken an weniger Begüterte nnv verpflichteten sie so in gleicher Weise zu Diensten. Auf solche Weise bildete sich unter den germanischen Völkern das Lehnswesen aus).
Theodorich ließ den Römern ihre Gesetze und Religion (— die Gothen waren Arianer, die Römer bekannten sich zum katholischen Glauben —). Die Gothen bildeten den Kriegerstand; die bürgerliche Thätigkeit (— Handel, Gewerbe, Kunst, Wissenschaft) blieb den Römern überlassen.
Unter Theodorich blühte das zertretene Italien wieder auf: er sorgte für das Wohl des Landes, indem er Ackerbau, Handel und Gewerbe unterstützte; er schirmte den Frieden und die Gerechtigkeit. Die übrigen germanischen Könige verehrten ihn als ihren Rathgeber und Schiedsrichter. Am Ende seines Lebens jedoch ließ er sich zur Härte und Ungerechtigkeit gegen seine katholischen Unterthanen verleiten, weil er fürchtete, sie möchten sich von ihm, dem Arianer, losreißen und dem katholischen oströmifchen Kaiser unterwerfen wollen.
Unter seinen schwachen Nachfolgern verfiel das Ost-gothenreich.
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33
beleidigt glaubte, so suchte er nicht bei dem verordneten Richter Hilfe, sondern verschaffte sich mit dem Schwerte in der Faust selbst sein Recht. Mit der 'zunehmenden innern Unordnung bildete sich so allmählich der Zustand des Faustrechts aus.
Dabei erging es den gemeinen freien Leuten auf dem Lande am übelsten. Die großen Herren nahmen sich in ihren Kämpfen und Fehden nicht die Mühe, das Eigenthum derselben zu schonen. Die Saaten des Landmanns wurden von den Hufen der Pferde zertreten, ja Haus und Hof wurde nicht selten ein Raub der Flammen. Noch größeren Schaden brachten die Raubzüge der Normannen, Slaven und Ungarn: bei dem Mangel an festen Städten, in die sie sich hätten flüchten können, waren die Landbewohner der Raub- und Mordlust der wilden Feinde wehrlos preisgegeben. Nicht wenig drückend war für die nicht reich begüterten gemeinen Freien auch die Last des Heerbanns, d. h. die Pflicht, zur Kriegszeit dem Rufe des Königs zu folgen und das Baterland zu vertheidigen. Sold gab es nicht; dazu mußte jeder sich selbst bewaffnen und für feinen Unterhalt im Felde sorgen, und bei der langen Abwesenheit von Haus und Hos ging es daheim mit der Wirthschaft mehr und mehr rückwärts. Diese Uebelstände veranlaßten gar viele Freie, ihre Freiheit auszugeben und Leibeigene eines Ritters oder eines Klosters zu werden; denn nun mußte ihr Herr für ihren Schutz sorgen, und am Kriege brauchten sie auch nicht mehr thei(zunehmen, da ja nur Freie zum Waffendienst berechtigt und verpflichtet waren. Und wenn andre auch nicht gerade ganz und gar ihre Freiheit dahin geben mochten, so begaben sie sich doch wenigstens in den Schutz eines Ritters oder Klosters, leisteten dafür allerlei Dienste und Abgaben und wurden damit Halbfreie. Durch die Fehden der Ritter, durch die Raubz üge der Feinde und durch den beschwerlichen Heerbann wurde somit die Zahl der Freien vermindert; der Stand der freien Bauern und Bürger sank; Geistlichkeit und Adel gewannen die meiste Bedeutung.
Unter dem letzten deutschen Karolinger, Ludwig dem Kinde, wurden diese Zustände immer schlimmer. Der Tod des Vaters hob den siebenjährigen Knaben aus den Thron; kaum 18 Jahre alt, starb er schon. Wohl durfte man damals klagen: „Wehe dem Lande, deß König ein Kind ist!"
Mit Ludwig dem Kinde erlosch 911 das Karolingergeschlecht in Deutschland.
Vii.
Heinrich I.
1. Nach dem Ans sterben der Karolinger wählten die deutschen Fürsten den Frankenherzog Konrad zum König. Er regierte als Konrad I- von 911— 918. Umsonst war er be-
3
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_dem_Kinde Ludwig Ludwig Heinrich_I. Heinrich_I. Konrad Konrad_I- Konrad
3
ließ sich kein Volk maßloser; jemandem Obdach verweigern, galt als Frevel; jeder bewirthete nach Möglichkeit; war der Vorrath im eigenen Hause aufgezehrt, so führte er den Gast ohne Anstand zum Nachbar, bei welchem beide gleich freundliche Aufnahme fanden.
Besondere Achtung genoß das Weib; in ihm sah man etwas Heiliges und Gottverwandtes; seinem Rathe wurde gefolgt, seinem Ausspruche gehorcht. Vielweiberei war bei den alten Germanen nicht üblich. Die Ehe galt heilig; durch sie wurde das Weib die „Frau", d. h. die Herrin des Hauses.
(„Frau" ist verwandt mit einem altdeutschen Worte „M," welches „Herr" bedeutet; es findet sich noch in „Fronleichnam" — Leichnam des Herrn, in „frönen" — einem Herrn dienen, in „Fronveste" — Herrenburg.)
Durch Verheirathung wurde der Sohn der väterlichen Vormundschaft ledig, er wurde frei; darum nannte man das Heirathen selbst „Freien." — Die Verlobung erfolgte in öffentlicher Volksversammlung, die man „Mal" nannte; daher schreibt sich der Ausdruck „vermählen." — Als Mitgift brachte der Mann der Frau ein Paar Stiere, ein gezäumtes Pferd und Waffen zu. Damit wollte man andeuten, daß die Frau des Mannes Gehilfin in der Arbeit und Anstrengung, seine treue Genossin in Freude und Leid sein solle.
Es fehlten aber neben diesen Licht- auch die Schattenseiten nicht. Als schlimme Eigenschaften der alten Germanen werden uns genannt:
Trägheit (— die Lieblingsbeschäftigung freier Männer war Krieg und Jagd; das Hauswesen besorgten die Frauen; den Ackerbau überließ man den Sklaven. Wenn nicht Krieg oder Jagd sie in Anspruch nahm, lagen die Männer müsfig auf der weichen Haut des erlegten Bären; daher der Ausdruck, „auf der faulen Bärenhaut liegen," —)
Spielfucht (— man spielte mit Würfeln, und die Leidenschaft des Spiels ging so weit,_ daß der Deutsche nicht selten Hab und Gut, Weib und Kind, zuletzt die eigene Freiheit verspielte; ruhig ging dann nach unglücklichem Wurf der Verlierende in die Knechtschaft und wurde der Leibeigene des andern. —)
Trinksucht (— getrunken wurde Gerstensaft, also eine Art Bier, und Meth, eine Mischung aus Wasser und Honig —) und
Streitsucht (—die Festgelage arteten häufig in wilden Streit und Kamps aus und „endeten seltener mit Schmähreden als mit Wunden und Tod").
6. Das Volk bestand aus Freien und Unfreien. Freie mit großem Besitz oder mit großem Ansehen hießen Edelin ge (—Adlige). Diese edlen Freien waren zumeist die Nachkommen der Männer, unter.deren Führung einst die Deutschen die lange Wanderung aus dem fernen Asien bis in die neue Heimath zurückgelegt oder welche sich in den Kämpfen der Einwanderer mit den bisherigen Bewohnern als Kriegsführer ausgezeichnet oder sonst verdient gemacht hatten. Die übrigen Freien waren die Gemeinfreien
1*
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Die Unfreien zerfielen in Halbfreie und ganz Unfreie. Die Halbfreien oder „Hinterfassen" hatten von einem Freien ein Stück Land zur Bewirtschaftung erhalten und mußten ihm dafür Pacht zahlen und Dienste leisten. Die ganz Unfreien oder Sklaven waren Kriegsgefangene oder solche, welche ihre Freiheit verspielt hatten; sie wurden als blose Waare angesehen, die man beliebig kaufen und verkaufen konnte. —
7. Die Freien allein besaßen das Recht, Waffen zu tragen; aber sie allein auch hatten die Pflicht, das Vaterland zu vertheidigen. Die Einberufung aller Freien zum Kriege nannte man Heerbann.
Vor Beginn des Krieges wurde der Tapferste auf einen Schild gehoben und damit zum Anführer im Kampfe erwählt; man nannte ihn Herzog, weil er vor dem Heere herzog. — Den Männern folgten Frauen und Kinder auf Wagen in die Schlacht.
Als Helme trugen die Krieger oft die Schädelhaut eines Thieres, woran die Hörner und Ohren stehen geblieben waren; dadurch wollten sie sich noch größer und den Feinden noch schrecklicher machen.
Aus weiter Ferne schleuderten sie mit großer Sicherheit den furchtbaren Speer; er bestand aus einer Stange mit scharfer Spitze aus Stein oder Eisen; im Handgemenge dienten Streithämmer und Streitäxte aus Stein, kurze Schwerter und Meffer als Waffen.
Der große Schild deckte den ganzen Körper; er bestand aus Holz oder Flechtwerk, war mit Leder überzogen und mit glänzenden Farben bemalt.
Hinter den Kämpfenden, auf der Wagenburg, pflegten die Frauen die Verwundeten, sangen den Ermatteten Muth ein, erdolchten die feigen Flüchtlinge, und wenn alles verloren war, erwürgten sie ihre Kinder und tödteten zuletzt sich selbst, um verhaßter Knechtschaft zu entgehen. —
Freie ohne Eigenthum (— das Besitzthum erbte immer vom Vater auf den ältesten Sohn —), kriegs - und abenteuerlustige junge Männer begaben sich wohl auch freiwillig in den Waffendienst eines Edlen. Sie bildeten fein „Gesinde" oder sein „Gefolge"; er war ihr „Gefolgsherr" oder „Kuning" (—König); sie lebten und wohnten mit ihm und schmausten in seiner Halle, zogen aber auch unter seiner Führung auf Krieg und Beute aus. Ihm waren sie in unwandelbarer Treue ergeben; ihn selbst mit Ausopferung des eigenen Lebens zu vertheidigen und zu schützen, war Pflicht und Ehre; ihn zu überleben, galt als Schimpf. Als Belohnung erhielten sie Waffen und Rosse und von der Kriegsbeute ihren Antheil.
8. Ueber dem Gaue stand ein von den freien Männern gewählter Gaugraf. Auf der Malstätte unter freiem Himmel — auf einer Bergeshöhe oder unter einem heiligen Baume auf einem
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die reiche, edle deutsche Sprache mit allerlei französischen Brocken. Dazu wurden französische Lehrer und Tanzmeister nach Deutschland berufen, um französische Bildung zu lehren, und wer Geld hatte, reiste selbst nach Paris, um die sogenannte feine Sitte ans der besten Quelle zu empfangen.
Ii.
1. Einer der eifrigsten Nachahmer französischen Wesens war der Kurfürst von Sachsen, Friedrich August I. Er regierte von 1694 —1733. Seine gewaltige Körperkraft verschaffte ihm den Beinamen „der Starke." Teller und Schüsseln aus Metall rollte er wie Papier zusammen. In Spanien schlug er bei einem Stiergefecht einem Stiere mit einem einzigen Streiche den Kopf vom Rumpfe. In Ungarn brach er das Hufeisen, mit dem man sein Pferd beschlagen wollte, mit den Worten auseinander: „Was für schlechtes Eisen habt ihr hier zu Lande?" In Wien hielt er auf dem hohen Stephansthurm auf jeder Hand einen Trompeter längere Zeit in's Freie hinaus und ließ sie in dieser gefährlichen Stellung blasen.
Als Prinz unternahm er große Reisen, die seinen Geist bildeten, ihm aber auch eine zu große Neigung für Pracht und Glanz einflößten. Als er zurückgekehrt und Kurfürst geworden war, verwendete er darum große Summen auf Befriedigung seiner Prachtliebe. Dresden wurde mit herrlichen Bauwerken geschmückt (— Zwinger, Au-gustusbrücke re. —), große Kunstsammlungen wurden angelegt, kostspielige Feste wurden abgehalten.
2. Das kleine Sachsen genügte ihm nicht, er strebte nach größerem Besitz und höherer Würde. Darum bewarb er sich um die eben erledigte polnische Königskrone. Mit 10 Millionen Gulden — natürlich mußte sie Sachsen zahlen — bestach er die polnischen Großen, von denen die Wahl abhing, und da kein protestantischer Fürst den polnischen Thron besteigen durste, so verließ er um irdischen Glanzes willen den Glauben seiner Väter und trat zu der römisch- katholischen Kirche über. Seit dieser Zeit sind die Fürsten Sachsens einem andern Bekenntniß zugethan, als die meisten ihrer Unterthanen; seit dieser Zeit verlor aber auch Sachsen seinen Einfluß, den es im evangelischen Deutschland gehabt hatte, an Brandenburg. Durch solche Opfer gelang es endlich August dem Starken, fein Ziel zu erreichen; im Jahre 1697 wurde er König von Polen. Mit größter Pracht ließ er sich krönen; allein die neue Verbindung hat Sachsen nur Unheil gebracht. Ungeheure Summen wanderten jahraus, jahrein nach Polen, um in glänzenden Festen vergeudet zu werden — Sachsen mußte sie zahlen; als König von Polen brauchte August ein stattliches Heer — Sachsen mußte ihm die Soldaten dazu liefern. Die schlimmste Folge aber war, daß er als polnischer König in den sogenannten nordischen Krieg verwickelt wurde, welcher auch Sachsen schwer geschädigt hat.
3. Bei seiner Wahl hatte August versprechen müssen, gewisse ehemalige polnische Landestheile, die Schweden an sich gerissen hatte, zu-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich August_I. August August August
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Paris Sachsen Spanien Ungarn Wien Dresden Sachsen Sachsens Sachsen Deutschland Brandenburg Polen Sachsen Polen Sachsen Sachsen Sachsen Schweden
35
4. Vorderindien.
162] Die von den Engländern unterworfene Halbinsel umfaßt drei Land-
schaften: den Himalaja, das Indische Tiefland und das Hochland Dekhan.
1) Vorderindien reicht im N. bis auf die Gebirgskette des Himalaja (d. i.
Schneegebirge); unter dessen mit ewigem Schnee bedeckten Bergen ist der
8800 m hohe Everest der höchste Berg der Erde. In einem Gebirgs-
thale liegt Kaschmir, weltberühmt durch die Anfertigung kostbarer Shawls
aus dem Haar der tibetanischen Ziege. — 2) Der Südfuß des Himalaja
steht auf dem großen Indischen T i e s l a n d e. Wasserreiche Himalaja-
Gewässer befruchten dieses: a) der Indus, der in das Arabische Meer
mündet; b) der Ganges, der heilige Fluß der Hindu, bildet vor seiner
Mündung in den Bengalischen Meerbusen ein Delta, in welches sich noch
c;) der Brahmaputra ergießt. Die reich bewässerte, warme Ebene ist die
Heimat der köstlichsten Gewürze: man gewinnt Zimt und Pfeffer, da-
neben Weizen, Reis, Zuckerrohr, Baumwolle und Indigo. Das Indische
Tiefland ist dichtbevölkert; die Bevölkerung sind die Hindu, eiu bildsames
Volk. Wegen der starken Bevölkerung ist das Land reich an großen Städten.
Im Innern liegt Delhi ('?), wo viele in Trümmern liegende Paläste
Denkmäler alter Herrlichkeit sind. Benäres (?) ist die heilige Stadt der
Hindu. Im Gangesdelta liegt Kalkutta, zumteil europäisch gebaut, die
wichtigste Handelsstadt Asiens (800). — 3) Südlich des Indischen Tieflandes
wird die Halbinsel durch j)«s Hochland Dekhan ausgefüllt. Auf der
östlichen Küste Koromandel ist Madras der wichtigste Handelsplatz
(450); an der westlichen Küste Malabar blüht der Hafenplatz Bombay
(bombe] (800).
Zu Vorderindien gehört die Insel Ceylon. Sie ist im Innern gebirgig, an
den Küsten flach, üppig bewaldet, mit ergiebigen Thee- und Zimtgärten.
5. Hinterindien.
163] Hinterindien ist ein großenteils bergiges Land. Vier Hauptgebirgs-
züge laufen vom östlichen Teile des Himälaja gegen S. aus; in den
zwischenliegenden, gegen das Meer verbreiterten Ebenen fließen breite
Ströme, unter denen der Mekong der größte ist. Das Klima, die Tier-
und Pflanzenwelt sind der Vorderindiens ähnlich. Im W. sitzt vorherrschend
indische, im O. mehr chinesische Bevölkerung. Die Halbinsel besteht aus:
1) Englischen Besitzungen längs der Westküste; die wichtigste Handels-
stadt ist das aus einer kkinen Insel gelegene Singapur; 2) den französischen
Schutzstaaten Kambodscha um die Mündung des Mekong (Hauptstadt Saigon
sßaigongs) und Annam im östlichen Küstengebiet (Hauptstadt Hue); 3) dem un ab-
b ä n g i g e n Königreich siam mit der Hauptstadt Bangkok.
6. Die indische Jnselslur.
164] Die indische Jnselflur umlagert Südost-Afieu in einem großen Bogen.
Die Eilande sind durchweg gebirgig, viele sogar vulkanisch. Unter heißem
Sonnenstrahl und furchtbaren Regengüssen gedeiht auf all' diesen Inseln
eine üppige Pflanzenwelt. Die Fülle an Würzpflanzen, welche den Eilanden
eigentümlich sind, hat die Europäer zur Ansiedelung gelockt.
^ 1. Di^ G roßen S u n d a i n s e l n : B ö r n e o , S e l e b e s, Sumatra und
^ a v a |jan>a"| mit der wichtigen Handelsstadt B a t ä v i a (teilweis niederländisch).
2*
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Extrahierte Ortsnamen: Hochland_Dekhan Kaschmir Bengalischen_Meerbusen Gangesdelta Kalkutta Asiens Hochland_Dekhan Madras Hafenplatz_Bombay Ceylon Hinterindien Hinterindien Singapur Kambodscha Saigon Hue Bangkok Sumatra
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Extrahierte Personennamen: Lena
Extrahierte Ortsnamen: Japan Asien Japanische_Reich Japan Tokio Japan Daurischen_Ida-ürischen]_Alpenlande Himalaja O. Randgebirgen Deutschlands China Deutsche_Reich Peking Peking Mongolei Tibet Sibirien Kaukasien Nördlichen_Eismeeres
54
Zweites Buch.
nisten und Verbrecher, denn die russische Regierung hat zwar
die Todesstrafe abgeschafft, dafür aber pflegt sie verbrecheri-
sche oder auch verdächtige Personen nach Sibirien transpor-
tiren zu lassen. Da müssen sie entweder in den Gold- und Sil-
berbergwerken arbeiten — und das ist das härteste Loos — oder
sie erhalten als Colonisten förmlich Häuser und Aecker. Schon
lehr oft hat ein Fürst und Minister (Menzikoff) einen Palast
mit einer sibirischen Holzhütte vertauschen müssen.
Die Orte Sibiriens, welche meist Holzhäuser haben (in den klei-
nen Orten die Fenster von Marienglas oder Fischblase) führen wir
von W. an auf; je weiter nach O., desto trauriger und verlassener
wird das Land.
K a th ari n en b u rg im uralischcn Erzgebirge, die Hauptberg-
stadt des ganzen russischen Reiches mit meist deutscher Bevölkerung.
Tobolsk, Hauptstadt von West-Sibirien. Handel, große
Pelzwaarennie'oerlage. Irkutsk, Hauptstadt von Ost-Sibi-
rien, gut gebaut. Von Petersburg 800 M., 300 M. von Peking.
Kiächta, wichtige Handelsstadt, der chinesischen Grenzstadt Mai-
matschin gegenüber, der große Tauschplatz russischer und chinesi-
scher Maaren. Ncrtschinsk, Bergstadtim da-urischen Alpenr
lande. Die Halste der E. sind Verbrecher- Ochotsk am östlichen
Ocean, der nach dieser Stadt Meer von O. genannt wird- Hier
sind die schlimmsten Verbrecher, die in Ketten, oft gebrandmarkt
und mit aufgeschlitztcn Nasen, auf den Straßen arbeiten.
Der Winkel im No. ist von den ziemlich unabhängigen Tschukt-
sch e n bewohnt: Nomaden mongolischen Stammes, die mit den Russen
Tauschhandel treiben.
Die Halbinsel Kamtschatka durchziehen hohe Gebirge: in diesen
eine Reihe von Vulkanen, einer 16,000'. Das Klima ist weit mil-
der als in Sibirien, aber die Zahl der Menschen sehr gering. Die
Eingeborenen, die K amtschad alen, sind ein armselig, unreinlich
Volk, das von Fischerei und Jagd lebt und nur Hunde zu Hausthie-
ren hat. Sie sterben immer mehr aus und machen den Russen Platz,
deren Hauptniederlassung der Peter-Pauls-Hafen an derawat-
scha-Bai, 1600 M. von Petersburg entfernt ist.
Bon Kamtschatka ziehen sich zwei Jnsclguirlanden, die eine nach
Amerika, die Ale-uten; die andere nach Japan, die Kurilen.
Beide gehören den Russen, die dort Pelzjäger halten, sind gebirgig
und vulkanisch und haben Einwohner, die entweder zu den Kamt-
schadalen oder zu den Eskimos gehören. — Nördlich von Sibirien
liegt im Eismeer das unbewohnbare Neu-Sibirien.
tz. 41.
‘ Turan oder Turkestan.
Die Gränzen bilden im S. der Hindukusch und seine
Verlängerungen bis zum kaspischen Meer; im O. die westliche
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