Amerika. 103
(!. Amerika.
(38va Wim.qkm, 123 Süjfitt. <£.)
1. Überblick.
1. Lage und Umgrenzung. Amerika, auch „die neue Welt"
genannt, wurde erst seit der Entdeckung durch Christoph Colnmbus
(1492) das Ziel europäischer Forscher, Seefahrer, Eroberer und Ansiedler.
Es breitet sich ganz auf der w. Halbkugel aus und hat im Vergleich zu
deu übrigen Erdteilen die größte Ausdehnung vou Ist. nach S.; diese
Längenerstreckung beträgt etwa 16 000 km. Nenne die Grenz meere
des Erdteils und die Meeresstraße, bei welcher es sich der „alten Welt"
bis auf wenige Meilen nähert! — Der Meerbusen von Mejieo
(mechhüo) und das Karibisch e Meer gliedern den Erdteil in zwei
ziemlich gleich große Teile von dreieckiger Gestalte Nordamerika
und Südamerika. Beide sind durch das schmale Mittelamerika
mit einander verbunden.
Bezüglich der Gliederung erinnert Nordamerika an die glieder-
reichen Erdteile Europa und Asien, Mittelamerika mit der Inselwelt von
Westindien an Hinterindien mit der südostasiatischen Jnselslur, Südamerika
an das gliederarme Afrika. Zu den Gliedern des Erdteils im N. gehören
die Halbinsel Alaska und Labrador, die Inseln Grönland
und Neufundland. Die bedeutendsten Meerbusen sind hier die
B affin- (bäffin-) und die H n d s o n- (höds'n) B a i. In den Großen
Ozean erstreckt sich die schmale Halbinsel C a l i f o r n i e n. Die beden-
tendste Halbinsel Mittelamerikas ist Aukatan; zu Westindien gehören
die großen und kleinen Antillen (antiljen). An der Südspitze
Südamerikas die F e n e r l a n d s i n s e l n.
2. Lodengestaltung und Bewässerung. Amerika ist der Erdteil
der großen Meridian-Kettengebirge und der großen Tief-
l ä n d e r. Beide Hälften des Erdteils zeigen bezüglich ihres senkrechten
Bodenaufbaus eine gewisse Übereinstimmung. An der Westküste entlang
zieht sich mit kurzen Unterbrechungen in Mittelamerika ein gewaltiges
Kettengebirge vom 8. bis zum N. Es gliedert sich in die Anden oder
Cordilleren (kordiljeren) von Südamerika, das Gebirg s-
system von Mittelamerika und das Gebirgssystem von
Nordamerika. Da alle drei Gebirgssysteme sehr reich an Vulkanen
sind, so erscheint sowohl die Ost- als die Westküste des Großen Ozeans
von Vulkanreihen begleitet. Östlich von diesem Hochgebirgszuge dehnen
sich in Nord- und Südamerika große Tiefländer aus, die von Riefen-
strömen entwässert werden. Die wichtigsten Ströme sind der Mississipi,
der Maranon (maranjon), Orinoko und Rio de la Plata (Silber-
ström). Die großen n o r d a m e r i k a n i s ch e n Seen gehören zu den größten
Süßwasserbecken der Erde.
3. liltmtt, Tier- und Mlmzenrelch. Amerika erstreckt sich durch
alle Zonen mit Ausnahme der s. kalten. Der stärkste Anteil fällt aber
auf die heiße und die n. kalte Zone. In den tropischen Gebieten
ist die Brutstätte des gelben Fiebers, das namentlich den Weißen
sehr gefährlich wird. Die Gebiete in der gemäßigten Zone
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile]]
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Amerika Amerika Nordamerika Mittelamerika Nordamerika Europa Asien Mittelamerika Westindien Hinterindien Afrika Alaska Neufundland Mittelamerikas Westindien Südamerikas Amerika Mittelamerika Südamerika Mittelamerika Nordamerika Amerika
11^ Die fremden Erdteile.
in Besitz genommen wurden. Weder die spanische Herrschast noch die
Befreiung von derselben hat den Ländern viel Segen gebracht. Die neuen
Republiken leiden an Parteihader und Rassenhaß der Bevölkerung.
Burgerkriege und nachlässige Bodenkultur sind einer günstigen Knltnrent-
Wickelung der Länder äußerst hinderlich. In diesen Staaten der Freiheit
herrscht oft die ärgste Willkür, Mißachtung der Gesetze, Bestechlichkeit und
Grausamkeit. —
c) Das Andengebiet umfaßt die Republiken Venezuela (den w- Teil),
Columbia, Quito, Peru, Bolivia und Chile, (im ganzen ein Gebiet
vom 10fachen Umfange des Deutschen Reichs mit nur etwa 14 Mill. E-).
Ahrer Natur und kulturellen Bedeutung nach gliedern sich die Republiken
in zwei Gruppen. Die 3 nördlichen, Venezuela, Columbia und
Quito, sind hauptsächlich Länder der Plantagenwirtfchaft- Sie er-
zeugen Tabak, Baumwolle, Kaffee, Cacao, Zücker, Vanille und andere
Kolonialwaren- Eine örtliche Industrie von Bedeutung ist die Anfertigung
von Panamahüten. — Unter den Städten ist Quito, die Hst. des gleich-
namigen Landes, wohl die bedeutendste und am schönsten gelegene-
Die drei südlichen Republiken, Peru, Bolivia und Chile, sind durch
einen bedeutenden Mineralreichtum ausgezeichnet, namentlich an Silber,
Gold, Kupfer und Salpeter. Dazukommt die Ausfuhr von Fieberrinde
(vom Kina- oder Fieberrindenbaum) und von Guano (erhärteter, im Laufe
von Jahrtausenden angesammelter Seevögelkot, ein vorzügliches Düngemittel),
der vou den Guanoiuseln an der peruanischen Küste kommt. Chile ist derjenige
Staat unter den südamerikanischen Republiken, der am weitesten in der
Kultur fortgeschritten ist. Hier macht auch die Anzahl der Weißen fast
die Hälfte der Bevölkerung aus. — Von dem f. Lande Südamerikas, Pata-
gonien und Feuerlaud, besitzt Chile die westlichen Küstenländer. — Santiago
Hst. in der Mitte des Landes, größte Stadt des Andengebiets. — Valp a-
r a i s o (Paradiesthal) bedeutendste Hafenstadt-
2. Die großen Tiefebenen und östlichen Lergländer. a) Ö. von den
Cordilleren breiten sich drei große Tiefländer aus: die L lanas(ljänos-Ebenen)
des Orinoco, weite, hügellose Steppengebiete, welche den großen Bogen
des Stromes an seiner ^.-Seite begleiten, das U r w a l d g e b i e t des
Amazonas und die P a m p a s (= Ebenen) des R i o de l a P l a t a.
Letztere sind wellenförmige Grasebenen, der Weideplatz ungeheurer Herden
von Pferden und Rindern. — Von den Bergländern, welche nach der
O.-Küste zu diesen Tiefländern vorgelagert find, ist das B e r g l a n d
von Brasilien das bedeutendste.
Das Urwaldgebiet des Amazonas (Bild20) breitet sich im
Stromgebiete des Maranon (maranjon) oder A m a z o n e n st r o m e s aus
und ist etwa 7 mal so groß als das Deutsche Reich. Der Oberlauf des Maranon
liegt im Hochgebirge der Anden. Hier fließt der Strom in einem nach N.
gerichteten Längsthal, durchbricht das Gebirge in einer Reihe von Felsen-
thoren und tritt dann in die große, mit Urwald bedeckte Ebene ein. In
langsamem, ruhigem Laufe, fortwährend durch große Nebenflüsse verstärkt,
wälzt er seiue Fluten nach dem Meere. Seine Mündung macht den Ein-
druck, als ob sich hier ein Süßwassermeer mit dem Ozean verbindet. Von
der Mitte des Stromes erblickt man im Mündungsgebiet kaum die Ufer.
— Obgleich der Amazonas an Länge von andern Strömen übertroffen
wird, so hat er doch den größten Wasserreichtum und das um-
fangreichste Stromgebiet der Erde.
Die Menge der Niederschläge, der Reichtum des Wassergeäders und
die tropische Wärme bringen die wundersame Üppigkeit des Pflanzenwuchses
hervor. Das Urwaldgebiet zeigt eine übergroße Mannigfaltigkeit
blütenreicher Waldgewächse. Dicke Banmriesen, starke schling-
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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TM Hauptwörter (200): [T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
Extrahierte Personennamen: Ahrer
Extrahierte Ortsnamen: Venezuela Columbia Quito Peru Bolivia Chile Venezuela Columbia Quito Cacao Quito Peru Bolivia Chile Brasilien Deutsche_Reich
Amerika. 111
gewächfe und ein überaus dichtes Unterholz bringen jene Undurchdringlich-
keit des Waldes und ein dämmergleiches Waldesdunkel hervor, une dies
nur der brasilische Urwald auszuweisen hat. — Reichhaltig ist auch die
Tierwelt- Das meterlange W a ssersch w ein wird tm Flusse vom
Krokodil, auf der Erde vom Jaguar verfolgt- Gleißende Schlangen,
unter ihnen die große Boa und die gefährliche Klapperschlange,
schießen durchs Dickicht oder ringeln Beute suchend an den Bäumen empor.
Die Welt der I n s e k t e n ist durch zahlreiche, farbenprächtige und auch
große Formen vertreten. Ein Heer von Papageien, Kolibris
und fasanenartigen Vögeln flattert in den Kronen der Bäume.
Zu den Tierformen des Urwaldgebietes gehören auch G ü r t e l t i e r und
A m e i f e n f r e s s e r- ^. In diesem großen Jagdgebiet haben indianische
Jägervölker ihre Heimat-
b) Der größte Staat des ganzen Gebietes ist B r a s i l i e n.
Diese große Buudes-Republik umfaßt die Ebene des Amazonas und das
brasilische Bergland. Obgleich wenig kleiner als die Vereinigten Staaten,
ist das Gebiet doch viel weniger bevölkert (15 Mill.) als diese. Fast nur
die Küstenprovinzen sind seßhaft bewohnt, und zwar vorwiegend von
Negern und Mulatten; nur % der Bevölkerung besteht ans Weißen.
terrschend ist die p 0 r t u g i e s i s ch e S P r a ch e und die k a t h 0 l i s ch e
0 n s e s s i 0 n. — In den Südprovinzen haben sich etwa 130 000 Deutsche
augesiedelt, deren Kolonien bei redlicher Arbeit gut gedeihen. Da aber
die brasilische Regierung in sehr vielen Fällen die Einwanderer im Elend
verkommen läßt und ihnen ihre Versprechungen nicht hält, so hat das
Deutsche Reich die Beförderung von Auswanderern nach Brasilien allen
Agenten untersagt.
Brasilien ist ein von der Natur sehr reich begabtes Land, dessen
Schäle aber nur znm geringen Teil verwertet werden. Großartig
ist die Ausfuhr von Kaffee (fast die Hälfte der ganzen Kaffee-
ernte auf der Erde kommt aus Brasilien), Tabak und Brasilien-
holz (Färbeholz), bedeutend auch die an Zucker, Baumwolle, Kakao und
Kautschuk. Das brasilische Bergland birgt Platina, Diamanten und Gold.
Rio de Janeiro (---Januarfluß; so von den Entdeckern nach dem
engen Eingang zu der wundervollen Bai genannt, die sie für die Mündung
eines Flusses hielten — entdeckt 1. Januar 1501), Hst. und größter Kaffee-
aussuhrhafen, — Andere Küstenstädte: B a h i a und Pernambnco,
D i e 3 s ü d l i ch e n R e p n b l i k e n Paraguay, Uruguay
und Argentinien (zusammen mal so groß als das Deutsche Reich mit
kaum 5 Mill. E.> sind sehr reich an Viehherden und unterhalten eine starke
Ausfuhr von Wolle, Häuten, Fleisch, Fleischextrakt, Talg, Hörnern, Roßhaaren
und Knochenmehl. t In Argentinien finden sich Ansiedelungen von
Deutschen, die hier aber von der Regierung ebenso vernachlässigt
werden, als die in Brasilien.
Buenos Aires (= gute Lüfte, so genannt wegen des schönen Klimas),
Hst. von Argentinien, größte Stadt Südamerikas (540 Tsd. E-), für den
See-Handel vorzüglich gelegen, mit den wichtigsten Plätzen des Innern
durch Eisenbahnlinien verbunden. — Zu Argentinien gehört auch P a t a-
go n 1 e n bis t zu den Anden und die Osthälfte von F e n e r l a n d. —
Montevideo, feste Hst. von Uruguay.
Im N. liegt a u s dem w. H 0 ch l a u d das k 0 l 0 u i a l e G u-
ha na, an der Küste sehr ungesund, obgleich von ergiebiger Fruchtbarkeit.
Hier haben Engländer, Franzosen (Eayenne) und Niederländer Besitzungen.
— ~die Tiefebenen des Orin 0 c 0 gehören größtenteils zu
Venezuela.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Das Deutsche Reich.
tümer Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg -Strelitz und
Oldenburg, die Hauptteile der Herzogtümer Braunschweig und An-
halt und die freien Städte Hamburg, Lübeck und Bremen mit ihren
Gebieten.
Die größte Ausdehnung des Tieflandes ist die von 0. nach W.
Dieser Weg beträgt etwa 1150 km. Die größte Breite (etwa 500 km)
weist es an der Ostgrenze des Reichs auf, während es sich nach W.
zu immer mehr verengert.
Der Bod enge staltung nach ist es durchaus nicht so einförmig,
als man beim ersten Blick auf die Karte zu glaubeu geneigt ist. Im N.
an der Ostsee oder dem Baltischen Meere entlang, zieht sich der seenreiche
baltische Landrücken durch Ost- und Westpreußeu, Pommern, Mecklen-
bürg und Schleswig-Holstein hin. Im 8. verläuft der südliche Land-
rücken zunächst ans der rechten, dann auf der linken Oderseite, setzt sich
weiter nordwestlich im Fläming fort und endigt in der Lüneburg er
Heide. Zwischen beiden Landrücken lagert sich das mittlere und östliche
Binnenland des Tieflandes gleich einem großen, muldenförmigen Becken,
welches nach 0. an Breite zunimmt. Der kleinere westliche Teil des
Tieflandes dacht sich in flachen, breiten Ebenen zur Nordsee ab.
Wiederhole die großen Ströme des Tieflandes!
Das gan^e Tiefland gliedert sich in einen größeren östlichen und einen
kleineren westlichen Teil, welche durch die Elbfurche von einander ge-
schieden werden. Beide weisen bezüglich ihrer Bodensorm und Boden-
Beschaffenheit und hinsichtlich des Klimas wesentliche Unterschiede aus.
Der östliche Teil heißt o st d e u t s ch e s T i e s l a n d, der westliche das
w e st d e u t s ch e T i e s l a n d.
2. Das ostdeutsche Tiefland.
Es ist im wesentlichen das Hinterland der Ostsee.
I. Bodenform und Bodenbefchaffeuheit lassen folgende natür-
liche Gebiete unterscheiden: 1. d i e O st s e e k ü st e, 2. den baltischen
Landrücken, 3. die breite T h a l m u l d e zwischen den beiden
Landrücken, 4. den südlichen Landrücken.
1. Die Ostseeküste des deutschen Gebiets weist drei große Einbuch-
tungen auf: die Danziger, pommersche und Lübecker Bucht.
Abgesehen von einzelnen Steilküstensormen bei Samland und der Insel
Rügen ist die ganze Küstenstrecke F l a ch k ü st e mit großen Dünen-
bildungen. Eigentümlich sind ihr die H a s s b i l d u n g e n. Es
sind dies Strandseen, welche durch schmale Landzungen, Nehrungen
genannt, oder auch durch Juselbildung von der See abgetrennt sind. Die
größten derselben sind das Kurische, das Frische und das S t e t t i n e r
H a f f. Im Gebiete des Kurischen Hasfes und am samländifchen Strande
wird Bernstein gewonnen. An der pommerschen Küste liegen die
Inseln Rügen, Usedom und Wollin.
Die Dünen 0- Bild 5) entstehen aus Sandmassen, welche das Meer
an die flache Küste wirft. Die Sonne trocknet dieselben und der Wind häuft
sie, Schneewehen gleich, zu Sandwellen, Hügeln und niedrigen Höhenzügen
auf. Form und Größe der Dünen sind oft sehr verschieden. Wo nicht Pslan-
zenwuchs die Dünen gefestigt hat, werden sie durch den Wind immer mehr
landeinwärts geschoben und begraben auf ihrem Wege Grasflächen, frucht-
bare Äcker, Bäume und Ansiedelungen. Dies „Wandern der Dünen"
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Landeskunde. 41
ist namentlich auf der kurischen Nehrung bemerkbar. Durch Anpflanzung
von Straudgräseru und istraudkiefern sucht man es zu hindern.
Vau den deutschen Ostseeinseln ist die Insel Rügen am schönsten.
Sie weist starkgegliederte Steilküsten von Kreidefelsen ans und hat zahl-
reiche Buchten und Halbinseln. Im Innern zeigt die Insel einen wunder-
baren Wechsel von Berg und Thal, Seen und Felsen, Heiden, Dünen und
Sümpfen, fruchtbaren Ackerfeldern und schattigen Buchenwäldern. Zu deu
schöusteu Punkten der Insel gehört das Vorgebirge Arkona, ferner der
Herthasee und der Badeort Saßuitz. Alljährlich wird die Insel ihrer
Schönheiten und Seebäder wegen von zahlreichen Fremden besucht.
Die H a f e n st ä d t e der O st s e e liegen in der Regel an den
Mündungen der Ströme oder im Hintergruude der Meeresbuchten.
In Ostpreußen: Memel, am „Memeler Tief", nördlichste
Seestadt des deutscheu Reiches; Handelsplatz für Holz und Getreide ans
Rußland. — Königsberg, Hauptstadt der Provinz, Krönungsstadt der
preußischen Köuige, starke Festung, unweit der Pregelmündung gelegen.
Altes, berühmtes Schloß und Universität. Bedeutender Handelsplatz
für Getreide, Holz, Flachs und Kolonialwaren. — Cranz, berühmtes
Ostseebad am Südende der kurischen Nehruug.
b)Ju West Preußen: Danzig, alte Seehandelsstadt in schöner
Lage unweit der Weichsel: starke Festung, Hauptstadt der Provinz Westpreußen.
Haupthandelsplatz für Getreide und Holz. — Z o P p o t, berühmtes Seebad.
o) In Pommern: Stettin, Hauptstadt der Provinz, unweit
der Odermündung gelegen, bedeutendster Hasenplatz der deutschen Ostseeküste,
erste Seehandelsstadt Preußens. Hauptstapelplatz für die Oderprovinzen,
Ostseehafen für Berlin. — Stralsund, alte Seestadt mit Strandbe-
sestignngen.
cl) An Mecklenburg: R o st o ck, Haupthafen Mecklenburgs;
kleine Universität
e) Freie und Hansestadt Lübeck, alte Seestadt im Hintergrunde der
Lübecker Bucht, einst das mächtige Haupt der Hansa. Der Handel ist neuer-
diugs wieder bedeutender geworden.
f) In Schleswig - H olstein: Kiel, im Hintergrunde der Kieler
Bucht in schöner Umgebung: e r st er Kriegshafen des d e u t f ch e u
Reiches: Universität und Marine-Akademie. — Von Kiel aus führt der
noch im Bau befindliche Nord-Ostsee-Kanal nach der Elbmündung.
3. Ver baltische Landrücken bildet einen breiten Erdrücken, der
größtenteils aus leichtem Boden besteht, dem es aber an fruchtbaren
Gebieten keineswegs fehlt. Besonders sind dergleichen in Holstein, Meck-
lenburg, Vorpommern und auch in Ostpreußen anzutreffen. Die Höhen
des Landrückens schmücken fchöne Laubwälder, gemischte Waldungen und
Nadelbestände. Eine besondere Eigentümlichkeit des Landrückens sind die
zahlreichen großen und kleinen Landseen, welche die landschaftlichen Schön-
heiten der Hügelländer sehr erhöhen. Die größten derselben sind der
Spirdingsee in Ostpreußen und der Müritzsee in Mecklenburg. Als
Teile des Landrückens unterscheidet man eine preußische Seeuplatte
— von der Weichselfurche ostwärts, eine pom in ersehe Seenplatte —
zwischen Weichsel- und Oderfurche, — eine mecklenburgische und endlich
eine holsteinische Seenplatte. Die höchste Erhebung des ganzen
baltischen Landrückens ist der Turmberg (330 m) bei Danzig.
An fließenden Gewässern sind die zahlreichen Küstenslüsse,
sowie Memel, Pregel, Weichsel und Oder zu nennen. Beschreibe
ihren Laus nach der Karte! Um die Mündungsgebiete der letzteren
breiten sich große, fruchtbare Niederungsflächeu aus, die jedoch
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See]]
Landeskunde. 49
b) Di e Bewohner. Die Bevölkerung ist zu 2/3 deutsch, Vs
slavisch (Polen und Kassuben); fast die Halste der Bewohner, darunter
die Polen und Kassuben. bekennen sich zur kath 0 lis cheu Konfession. Die
größeren Städte, Weichsel-Thal und -Delta haben vornehmlich e v a n -
gelische Bevölkerung. — Haupt n a hrungsguelle ist die Landwirt-
schaft. Ju der Viehzucht steht besonders die Schafzucht auf hoher Stufe.
Die Großindustrie ist gering entwickelt- der Handel ist sehr lebhaft
und knüpft sich besonders au Danzig und die Weichselstädte. Die Fischerei
wird durch Haff, Ostsee und Weichselstrom sehr begünstigt. An der See
mehrere Seebäder.
0) Einteilung und O r t s k u u d e. Zwei Regierungsbezirke: Dan-
zig und Marienwerder.
S. 41: Danzig. Zoppot-
S- 42: Thorn, Marienwerder, Dirschan, Marienburg, Elbiug.
4. Provinz Ostpreußen. -1) Das Land. Es ist das östlichste Land
des Deutschen Reiches und breitet sich im Gebiet der preußischen
Seenplatte und um die untere Mcmel und den Pregel aus. Die
Ostsee dringt mit dem Frischen und dem Kurischen Haff tief ins
Land ein: zwischen beiden von N e h r u u g e n seewärts abgegrenzten Strand-
seen die Halbinsel S a rn l a n d. Der größte der zahlreichen Land-
seen ist der S p i r d i n g s e e. — Die Fruchtbarkeit des Landes ist
sehr verschieden. Die fruchtbarsten Striche weisen die wiesenreichen Niede-
Hingen um Memel und Pregel auf. Unfruchtbarer Sandboden herrscht auf
den beiden Nehrungen und in den südlichen Landesstrichen vor. Auch zahl-
reiche Moorflächen siudeu sich im Lande zerstreut. Große Kiesernsorsten,
Laub- und gemischte Waldbestände. — Das Klima ist rauh.
b) D i e Bewohner. Ehedem war Ostpreußen von dem lettischen
Volksstamm der alten Preußen bewohnt, der aber durch das Schwert der
Ordensritter fast ganz aufgerieben wurde. Ein kleiner Rest dieser Völker-
faniilie siud die Littauer im Memelgebiet- Die südlichen und südöstlichen
Striche siud von den slavischen Masuren bewohnt- Alle übrigen Landes-
gebiete weisen deutsche Bevölkerung auf. Die Deutschen machen ^4 der
ganzen Volkszahl aus, sind sehr stolz auf ihr Heimatland und wegen ihrer
Biederkeit und Gradheit im ganzen Reiche bekannt. Die herrschende Kon-
fession ist die evangelische (7/s). Katholische Bevölkerung ist nament-
lich im Ermlande anzutreffen. — Hauptnahrnngsquelle ist die Land-
Wirtschaft. In der Pferdezucht nimmt Ostpreußen den ersten
Rang unter allen deutschen Ländern ein. — Die Industrie tritt
zurück: dagegen ist das Kleingewerbe in den Binnenstädten sehr entwickelt.
Der Handel knüpft sich namentlich an die Seestädte Königsberg und
Memel. Forstwirtschaft in den großen Wäldern; Bernfteingewin-
nuug an der samländifchen Küste: Seefischerei in der Ostsee und den
beiden Haffen; Seebäder an der Ostseeküste.
c. Einteilung uudstädte. Zwei Regierungsbezirke: Königs-
berg und Gnmbinnen.
5. 41: Königsberg, Memel, Cranz.
S. 42: Tilsit. Gumbinnen, Jnsterburg.
S- 44: Trakehnen.
5. Provinz Posen, a) Das Land ist im wesentlichen das Flußgebiet
der mittleren Warthe. Im N. greift es auf den bastischen, im
S. auf den südlichen Landrücken über. Der äußerste N.-O. gehört
mit Weichsel und Brahe zum Stromgebiet der Weichsel, der ganze übrige
Teil mit Warthe und Netze zum Stromgebiet der Oder. Zahlreiche
Land seen. — Die Fruchtbarkeit ist im allgemeinen zufriedenstellend.
Sehr fruchtbar ist der Osten, das Netzebruch (Wiesen) und das Obra-
brnch. Unfruchtbare Sandstrecken besonders im südlichen Hügellande.
Tromnau, Schulgeographie I., (H. Schroedels Verlag in Halle.) 4
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
42 Das Deutsche Reich.
im Frühjahre nicht selten von Überschwemmungsgefahren zu leiden
haben. Weichsel- und Oderfurche gestalten sich im Unterlauf der Ströme
zu fruchtbaren Durch bruchsthäleru des Landrückens. Das
Mündungsgebiet der Weichsel um die beiden Mündungs-Arme Weichsel
und Nogat ist ein Delta und bildet das fruchtbarste aller Niederuugs-
gebiete.
Die Städte im Gebiete des baltischen Landrückens sind naturgemäß
kleiner, als die großen Küstenplätze der Ostsee. Die größten derselben
liegen ans der nördlichen und südlichen Abdachung des Landrückens an
den großen Flüssen, zahlreiche Kleinstädte aus der Hochfläche des Laud-
rückeus.
In Ostpreußen: Tilsit an dem Memelstrom in fruchtbarer
Niederung. „Tilsiter Käse." — Gnmbinnen, Rbz,-Hst. am oberen
Pregel. — I n st erb u r g, bedeutender Bahnknotenpunkt am Pregel.
d) In Weftprenßen: Thorn, starke Festung an der Weichsel,
unterhalb der Stelle, wo der Strom iu deutsches Gebiet tritt. — Marien-
werder, Rbz.-Hst. unweit der Weichsel- — Dirfchau, an der Weichsel
im fruchtbaren „Werder" gelegen; berühmte Eisenbahnbrücke. — Marien-
bürg, einstmalige alte Hst. des deutschen Ordens, mit berühmtem Ordens-
schlösse. — Elbiug, am schiffbaren Elbingflnß, größte Stadt im Gebiete
der preußischen Seenplatte, treibt Flußschiffahrt und Handel; Fabrikation
der berühmten Torpedoboote.
e) In Pommern: Köslin, Rbz.-Hst. in Hinterpommern. —
Greifswald, Provinzial-Universität.
ck) Jn^ Mecklenburg: Neu-Strelitz, Hst. vom Großherzog-
tum M. - St^ — Schwerin, Hst. des Großherzogtums M. - Sch., am
Schweriner ^ee.
e) In Schleswig-Holstein: Schleswig, Rbz.-Hst. an der tief
ins Land eindringenden Schlei. Flensburg, sehr rege Haudels- und
Fabrikftadt.
3. Die breite Thalmulde Mischen den beiden Landrücken
erstreckt sich von der Weichsel über die Elbe hinaus. Eigentümlich sind
derselben die sumpfigen Niederungen der Flüsse, die Brüche, welche
durch künstliche Entwässerung im Laufe der Zeit größtenteils in frucht-
bare, ergiebige Acker- und Weidelandschasten verwandelt worden sind.
Als solche sind zu nennen: das Netzebruch, das Warthe- und
Oderbruch, der Spreewald, das Havelluch. Die Fruchtbarkeit
des höher gelegeneu Bodens wird durch' dürre Sandflächen sehr beein-
trächtigt, welche nicht selten mit großen Kiefernwäldern bestanden sind.
Die Bewässerung des Gebietes ersolgt durch die Oder mit
der Warthe, welcher rechts die Netze zufließt, und durch die Havel
mit der Spree. Die Wasserscheide zwischen Weichsel- und Odergebiet
durchschneidet der Bromberg er Kanal, welcher Brahe und Netze
verbindet; Oder und Spree sind durch deu Friedrich-Wilhelms-
Kanal, Oder und Havel durch deu Finow-Kanal und Havel und
Elbe durch den Plaueschen-Kanal verbunden.
In Posen: Posen, Hst- der Provinz. Festung ersten Ranges. —
B r o m b e r g, Rbz.-Hst. an der Brahe und dem Bromberger Kanal; lebhafte
Flußschiffahrt, Holz- und Getreidehandel- — Gnefen, alte sagenreiche
Krönuugsstadt der polnischen Könige. — Schneidemühl, wichtiger
Eisenbahnknotenpunkt.
In Brandenburg: Berlin, l,6 Mill. E, Hst. Preußens^ und
des Deutschen Reichs, in der Mitte des preußischen Staates an der Spree
gelegen, (f. Bild <i.) Seine Bedeutung und Größe verdankt Berlin der
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Extrahierte Ortsnamen: Weichsel- Weichsel Niederuugs- Ostpreußen Weftprenßen Thorn Weichsel- Pommern Rbz.-Hst Hinterpommern Greifswald Schwerin Schleswig-Holstein Schleswig Rbz.-Hst Flensburg Weichsel- Bromberg Posen Posen Brandenburg Berlin Berlin
44
Das Deutsche Reich.
den rauhen ^l.-0.-Winden liegt das Land ganz offen da. Im allgemeinen
kann man beobachten, daß im ostdeutschen Tieflande das Klima in den
westlichen und südlichen Gegenden milder ist, als im N. und 0.
Ih. Die Bewohner, a) Abstammun g. Das ostdeutsche Tief-
land war ehedem von sl avischen Völkern bewohnt, ist aber jetzt mit
Ausnahme einzelner Striche im Osten völlig germanisiert. Die deutschen
Stämme des Ostens sind Niederdeutsche. Sie zeichueteu sich von
jeher durch markiges, arbeitsames, vaterlandsliebendes Wesen aus. —
Slavische Volksreste sind die Wenden im Spreewalde, die Kassnben
im nordöstlichen Hinterpommern und im nördlichen Westpreußen, die
Masuren in Ostpreußen und die Poleu in Westpreußen, Posen und
Oberschlesien. Die Littauer im nordöstlichen Teile Ostpreußens gehören
zur lettischen Völkerfamilie.
b) Religion. Die herrschende Konfession ist die evangelische.
Katholisch sind die Bewohner in Oberschlesien, im ostpreußischen Erm-
lande, sowie zur Halste iu Westpreußen und überwiegend in Posen.
Jüdische Bevölkerung ist zahlreich im Posenschen anzutreffen.
c) Nahrungsquellen. Der hauptsächlichste Erwerbszweig ist
die Landwirtschaft. Jnbezug auf die Viehzucyt ist besonders die
Pferdezucht in Ostpreußen (Trakehnen), Holstein und Mecklenburg und die
Schafzucht in Pommern hervorzuheben. — Die Industrie ist infolge
der Armut des Landes an mineralischen Bodenschätzen wenig entwickelt. —
Der Handel knüpft sich an die Küstenplätze und großen Binnenstädte.
d) Die Bevölkerungsdichtigkeit ist der wettig günstigen
Fruchtbarkeitsverhältnisse wegen ziemlich gering. Einzelne Striche leiden
zu dem unter einer starken Answandernng. So weisen Posen und
Westpreußen von allen deutschen Ländern die größte Zahl von Aus-
Wanderern aus.
3. Aas westdeutsche Tiefland.
Es ist im wesentlichen das Hinterland der Nordsee.
I. Bodenform und Bodenbeschaffenheit lassen drei natürliche
Gebiete unterscheiden: 1. Das Küstenland der Nordsee, 2. Das
Gebiet zwischen der untern Elbe und der holländischen
Grenze, 3. die Tieflandbuchten von Münster und Köln.
1. Oas Küstenland der Nordsee. Die Nordseeküste ist sehr stach
und von der Gewalt der Meereswogen sehr zerstückelt. In bedenkenden
Meerbusen dringt die See ins Land und hat die Mündungen der Flüsse
zu weiten Trichtermündungen ansgebnchtet. Die bedeutendsten Meer-
bnsen siud der Dollart, Iah de-, Weser- und Elbebusen.
Die Inselkette westlich der Elbmündung bezeichnet man unter dem Namen
„ostfriesische Insel n"; die Inseln nördlich der Elbmündung
heißen „n o r d s r i e s i s ch e Insel n". Als Nordseebäder berühmt sind
besonders Norderney, ^ ylt und das am weitesten ins Meer vor-
geschobene Helgoland. — D i e Nordsee hat starke Ebbe
und Flu t.
D i e Insel Helgoland (0,55 qkm) hat die Gestast Lines Dreiecks,
dessen größte Seite etwa Iv2 km lang ist. (j. Bild^ 7) Sie ^besteht ans
einem steil aus der See hervorragenden braunroten Sandstein-Fellen, dem
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4t) Das Deutsche Reich.
weiten Strecken herrscht eine traurige Ode, „in der sich Wachholder, Heide
und Besenpfriem Gesellschaft leisten". Andere Stellen sind mit Kiesern
bestanden: auch fehlt es durchaus nicht an anbauwürdigen Geestäckern.
Große Wanderblöcke, Hünengräber und Hochmoorflächen unter-
brechen dse Einförmigkeit der endlos scheinenden Heidelandschaft, die von
summenden Insekten, der Heidelerche und dem Heideschäfer mit seinen Heid-
schnucken belebt ist An plätschernden Heidebächen im Schatten von Laub-
bäumen liegen die Heidedörfer. Die Bewohner ernähren sich von der
Schafzucht (Heidschuucken) dem Anbau des Buchweizens und von der
Bienenzucht. Mit der Aufforstung der Heide hat man erfolgreiche Ver-
suche gemacht.
Die bedeutendsten Flüsse des ganzen Gebietes sind Elbe. Weser
und Ems. Beschreibe nach der Karte den Lauf der Weser vou der West-
sälischen Pforte bis zur Mündung! Merke als Nebenfluß die Al ler mit
der Leine! — Beschreibe den Laus der Ems! Warum kann sie als
vollständiger Tieflandsfluß bezeichnet werden? — An stehenden Gewässern
ist das westdeutsche Tiefland arm.
a) In Hannover: Hannover, Rbz.-Hst. an der Leine und der
westöstlichen Verkehrsstraße des deutschen Tieflandes. „Haupt- und Refi-
denzstadt" —Lüneburg, Rbz.-Hst. am Nordrande der Lüneburger Heide.
— Stade, Rbz.-Hst. unweit der Unterelbe. — Aurich, Rbz.-Hst. in Ost-
friesland, Marktort für Vieh und Getreide.
b) Im Braunschweigischen: Braun schweig, Hst. des Herzog-
tnms, im Hauptlande gelegen
c) Freie und Hansestadt Bremen, zu beideu Seiten der untern
Weser gelegen, ist die zweite Seehandelsstadt des deutschen Reiches, erster
deutscher Aus Wandererhafen, Sitz der größten deutschen Schiffahrts-
gesellschaft „Norddeutscher Lloyd" und der deutschen Gesellschaft zur Rettung
Schiffbrüchiger. Haupteinfuhr von Tabak, Baumwolle und Petroleum- —
(Vorhafen?)
ck> Im Großherzogtum Oldenburg: Oldenburg, Hst- an
der Hunte.
3. Die Ticflandsliuchttn von Münster und Köln unterscheiden
sich durch ihre große Fruchtbarkeit sehr wesentlich von den nördlichen
Moor- und Heidestrecken. Die Bucht von Münster breitet sich
zwischen dem Teutoburger Walde und dem Sauerlande aus und ist das
Gebiet der obern Ems und der Lippe. Sie weist mit Ausnahme
der sandigen Striche an der holländischen Grenze sehr fruchtbaren Acker-
boden ans und zeichnet sich auch durch den Schtnnck herrlicher Eichenwälder
aus. Die Bauern des Münsterlandes leben mit ihrem Gesinde ans
Einzelgehöften, die gewöhnlich mitten in ihrer Feldmark liegen und von
schönen. Obstgärten umgeben sind. Das Wohnhaus ist nach altsächsischer
Art gebaut und vereinigt unter einem Dache die Tenne, die Stallungen
sür das Vieh und die Wohnräume für die Menschen. — D i e Bucht
von Köln breitet sich zwischen Eisel und Sauerland aus und wird
von Bonn bis zur holländischen Grenze vom Rhein durchströmt. Sie
ist fast durchweg sehr fruchtbar. Die Bewohner treiben ausgedehnten
Getreidebau, Obstkultur und lohnende Viehzucht. Um Überschwemmungen
vorzubeugen, sind die Rheinuser eingedeicht.
An den beiden Tieflandsbnchten haben die Provinzen Westfalen und
Rheinland Anteil.
a) In Westfalen: Münster, Rbz.-Hst. mitten im Münsterlande,
altertümliche Bischofsstadt: wichtiger Getreidemarkt: Akademie. — Ham m,
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TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
48 Das Deutsche Reich.
f) Rückblick auf die Staaten Norddcutschlands.
I. Königreich Preußen.
(350 000 qkm, 30 Mill. Einw., 86 auf 4 cilcm, 2/3 Evangelische.)
1. Provinz Brandenburg, a)_ Das Land. Es nimmt ungefähr
die Mitte der ganzen Monarchie ein und breitet sich zwischen den
beiden Landrücken im Gebiete der mittleren Oder und der Havel-
Spree aus. Im N. greift es auf den baltischen, im 8. auf den süd-
lichen Landrücken (Fläming) über und erreicht im äußersten N.-W. die
Elbe. Die genannten Flüsse sind durch Kanäle verbunden, welche den
Schiffsverkehr zwischen Oder und Elbe ermöglichen. — Die Fruchtbarkeit
läßt zu wünschen übrig. Mageres Sandland und schattenarme Kiefernwälder
sind vorherrschend Fruchtbare Niederungen oder Brüche an den Flüssen
(Oder- und Warthebruch, Spreewald, Havelland).
_ b) Die Bewohner sind bis auf den kleinen Rest von Wenden im
Spreewalde deutscher Abstammung und fast ausschließlich evangelisch.
H a u p tn ah r u u g s q u e l l e ist die Landwirtschast. Die In d nstri eth ä t ig-
feit ist in der Hauptstadt Berlin nach jeder Richtung hin großartig ent-
wickelt. Der Gewerbefleiß blüht auch besonders im s. Landesteile. Handel
und Verkehr haben ihren Knotenpunkt in dem Berliner Eisenbahnstern.
c) Einteilung n n d O r t s k n n d e: Stadtbezirk Berlin, Rbz.
Potsdam und Rgb. Frankfurt a. d. O-
S- 42. Berli u.
S. 43. Charlottenburg, Spandau, Potsdam, Frankfurt a. O-, Küstrin.
2. Provinz Pommern, a) Das Land. Es ist ein schmales Küsten-
land zwischen Mecklenburg und Westpreußen im Gebiete des b a l -
tischen Landrückens. Die breite Oderfurche teilt es in das
größere östliche Hinterpommern und das kleine westliche V o r p o m-
m e r n. Zu letzterem gehören auch die Insel n Rügen, Usedom und
Wollin. Die O st s e e, die Oder, zahlreiche K üsteuslüsse und Seen
bilden die B e w ä s s e r u u g des Landes. — Die Fruchtbarkeit ist in
Hinterpommern gering und weist hier größtenteils dürftigen Sandboden
mit Kiefernforsten aus. Vorpommern hat fruchtbaren, thonig gebundenen
Boden, blühende Landwirtschaft jeder Art, zum Teil Laubwald.
b) Die Bewohner sind mit Ausnahme der K a s s n b e n im nord-
östlichen Teile Hinterpommerns Deutsche und fast ausschließlich evau-
g e l i s ch. Hauptnahrungsquelle ist die Landwirtschaft. Besonders
stark ist der Großgrundbesitz in der Provinz vertreten. Bezüglich der
Schafzucht i st Pommern das e r st e Land Deutsch l a n d s.
Die G r o ß i n d n st r i e ist wenig entwickelt. Der H a n d e l knüpft sich
besonders an die großen Küstenstädte Stettin und Stralsund. An der Küste
liegen besuchte Seebäder.
c) E i n t e i l n n g und Ortskunde. Drei Regierungsbezirke:
Stettin, Köslin und Stralsund.
S. 41: Stettin, Stralsund.
S. 42: Köslin, Greifswald.
3. Provinz Westpreußen, a) Das Land. Es ist das Gebiet
der untern Weichsel. Das Du r ch b r u ch s t h a l der Weichsel
teilt das Hügelland in einen kleinern östlichen Teil, welcher zur preußischen
Seenplatte gehört, und in einen größern westlichen, welchen man zur
pommerschen Matte rechnet. Die Bewässerung des Landes bilden
die O st se e mit der D a n z i g e r Bucht und dem Frischen H a s s, die
Weichsel mit mehreren Nebenflüssen und die zahlreichen Seen. — Die
Fruchtbarkeit ist im Weichselthal iind besonders im Weichseldelta sehr
groß, aus dem Hügellande mäßig, in manchen Strichen (Tncheler Heide,
Kussubei) dürftig.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]