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Die Halbinsel Yucatan gehört ihre Lage und Natur nach bereits zu
Mittelamerika. Die weiten Ebenen des Binnenlandes werden von einer einzigen,
niedrigen Bergreihe durchzogen und sind Savanne. Die Küstenstriche sind reich
an Urwäldern, in denen namentlich Blauholz (Kampesche) vorkommt. Haupt-
ort Merida.
Iii. Mittelamerika.
(792 000 qkm, 8,7 Mill. E., 11 auf 1 qkm).
1. Das Festland von Mittelamerika.
(547 000 qkm, 3,2 Mill. E., 6 auf 1 qkm).
1. Das Land. Das mittelamerikanische Festland, etwa so groß
wie das Deutsche Reich, einerseits vom pacifischen Ozean mit der
Fonsecabai, andererseits vom karibischen Meer mit der ungleich größern
Hondurasbai bespült, reicht von der Landenge von Panama
bis zu der von Tehnantepec. Beide Landengen bestehen aus
niederem Berg- und Hügellande und gehören politisch zu den benach-
barten Staaten der beiden Hauptteile des Kontinents.
Zahlreiche Untersuchungen der Landenge von Panama behufs Bau eines
Kanales, der beide Ozeane verbinden soll, haben ergeben, daß die Wasserscheide
zwischen beiden Meeren an vielen Punkten unter 200 in sinkt; ihr tiefster Punkt
liegt sogar nur 85 in Uber dem Meere. An seiner schmälsten Stelle ist der
Isthmus nur 55 km breit und hier seit 1853 von einer Eisenbahnlinie (75 km)
durchzogen, die beide Ozeane verbindet. Der berühmte Erbauer des Suez-
kanals, Ferd. von Lesseps, gründete eine Kanalgesellschaft und ließ 1881 mit
den Arbeiten beginnen. Doch ungeahnte technische Schwierigkeiten hemmten
einen raschen Fortschritt, und bald war man auch mit den vorhandenen Geld-
Mitteln zu Ende. Es stellte sich heraus, daß der Unternehmer sein Genie über-
schätzt und die ungeheuren Schwierigkeiten lokaler Natur zu gering veranschlagt
hatte. Endlich mußte der Bau 1889 gänzlich eingestellt werden. Jetzt beginnt
bereits die üppige Tropenvegetation alle Erdarbeiten und Bauwerke zu über-
kleiden, die nun als großartige Kulturruinen daliegen.
Zwischen beiden Landengen ist ganz Zentralamerika von hohen
Gebirgen und Hochländern eingenommen. Die Gesamtlänge
der Cordilleren von Mittelamerika beträgt 1500 km, ihre Breite
120—125 km, ihre mittlere Kammhöhe 2000 m und die höchsten
Gipfel über 4000 m. Diese erreichen also die Höhe der Alpenriesen.
Eine Reihe von Vulkanen zieht sich an der pacifischen Küste entlang,
darunter der Fnego (— Feuerberg) (4200 m) und der Agua
(= Wasserberg). Durch eine tiefe Querspalte, welche von So. nach
Nw verläuft, wird das Gebirgssystem in zwei ungleiche Hälften geteilt.
In dieser Bodensenkung liegt das große Becken des Nicaragua-
sees, der durch den Rio San Juan zum karibischen Meer ent-
wässert wird.
Im Jahre 1889, als die Arbeiten am Panamakanal eingestellt wurden,
unternahm eine New-Aorker Gesellschaft den Bau eines andern interozeanischen
Kanals. Dieser „Nicaragua-Kanal" sollte in einem Jahrzehnt fertig ge-
stellt sein. Die projektierte Kanalstrecke überwindet vom atlantischen Meere aus
durch drei Schleusen die Neigung zum mittleren San Juan, solgt diesem Flusse,
durchquert den Nicaraguasee und steigt auf der pacifischen Seite in drei Schleusen
zum Meer hinab. Die Gesamtlänge dieser Schiffahrtsstraße sollte 273 km be-
tragen, wovon indes nur 46 km auf eigentliche Kanalbauten kommen. Die
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Extrahierte Ortsnamen: Yucatan Mittelamerika Merida Mittelamerika Mittelamerika Deutsche_Reich Panama Panama Zentralamerika Mittelamerika Feuerberg Wasserberg Rio_San_Juan
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Baukosten stellten sich in der Berechnung erheblich billiger, als dies beim
Panamakanal der Fall war, und die technischen Schwierigkeiten sind viel geringer.
Nachdem aber seit 1891 auch hier die Arbeiten eingestellt sind, ist die
Herstellung einer internationalen Schiffahrtsstraße vom atlantischen zum stillen
Ozean wieder in weite Ferne gerückt.
Das Klima ist tropisch, reich an Niederschlägen und namentlich
an der Golsküste fieberschwer, während die schmale, steile pacifische Küste
viel gesunder ist. Die Wälder liefern Mahagoni-, Gelb- und Blauholz.
Die Gebirge sind reich an Gold- und Silbererzen.
2. Die Bewohner. Die Bevölkerung besteht zu So aus
Farbigen, und zwar Indianern, Mischlingen, und Negern. Zentral-
amerika ist „ein wahrer Rumpelkasten aller Farbigen und Misch-
linge" (Egli), die in Amerika vorkommen. Das einzige Land, wo die
Weißen weitaus die Mehrzahl bilden, ist Costarica. — Die herrschende
Religion ist das katholische Bekenntnis. Wie in Mexico, hat man
auch hier die Kirchengüter eingezogen. Kirchen- und Schulwesen liegen
sehr darnieder, und das Volk ist dem schlimmsten Un- und Aberglauben
verfallen. Unter 50—100 Leuten kann kaum einer lesen und schreiben.
Die Landessprache ist das Spanische, wie in allen ehemaligen spanischen
Kolonieen. — Hauptnahrungsquellen sind der Anbau tropischer
Kulturpflanzen und auf den Hochflächen Vi eh z u ch t. Zur Aus-
fuhr kommen außer Feinhölzern und Edelmetallen namentlich Kaffee
(ans Costarica und Guatemala vorzügliche Sorten in großer Menge),
Kautschuk, Indigo, Kakao, Schildpatt.
3. Staatliche Einteilung und Ortskunde. In den
Unabhängigkeitskämpfen vou 1810—1825 machten sich die einzelnen
Gebiete des Festlandes von der Herrschaft frei und bildeten 5 Republiken:
Guatemala, Salvador, Honduras, Nicaragua und
Costarica. Die ruhige Entwicklung mancher Länder leidet sehr uuter
innern Parteikämpsen. „Unter der Maske einer freien Volksherrschaft
verbirgt sich nur mangelhaft ihr stärkster Gegensatz, der absolute Des-
potismns." 1897 haben sich die Republiken zu einer „Repnblik Zentral-
amerika" vereinigt. — An der Hondnrasküste eineenglische Kolonie.
a) Guatemala (125000 qkm, 1% Mill. E.) etwa so groß wie Süd-
Deutschland, ist die größte und die wichtigste der zentralamerikanischen Republiken.
Die Bevöklerung besteht zu 2/s aus Indianern, zu fast V3 aus Mestizen
(Ladinos), und einer geringen Anzahl von Weißen. Letztere find meist Kauf-
leute und Pflanzer, die Ladinos Handwerker und die Indianer, bis auf einige
wilde Stämme des Nordens, Ackerbauer. Das Hochland von Guatemala wies
zur Zeit der spanischen Eroberung eine ähnliche altindianische Kultur auf, wie
Mexico. An jene Zeit erinnern noch großartige Ruinenstätten. — Gu^temala,
Hst., auf dem Hochlande, durch eine Eisenbahn mit dem Küstenplatz San Jose
verbunden, größte Stadt des mittelamerischen Festlandes. (75 Tsd. E.).
b) Salvador (21000 qkm über 0,8 Mill. E.), etwas größer als Würt-
temberg, kleinste, aber am dichtesten bevölkerte der 5 Republiken und die einzige,
welche nicht von Meer zu Meer reicht. Unter den Bewohnern nur 10000 Weiße,
sonst Indianer, Mischlinge und Neger. Das Land ist überaus fruchtbar. Zu
den Ausfuhrstoffen, unter denen Kaffee und Indigo in erster Linie vertreten
sind, gehört auch Peru-Balsam*), der ausschließlich hier gewonnen wird.
*) Ein schwarzer, wohlriechender Balsam, ausschließlich in Salvador
aus myroxilon peruiferum gewonnen. Durch die Spanier ehemals von Callao
in Peru in den Handel gebracht, daher der Name.
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Extrahierte Personennamen: Callao Bolivia Potosi
Extrahierte Ortsnamen: Quito Guayaquil Peru Deutsche
Reich Chile Peru Lima Cuzco Deutsche_Reich Chile Sucre Goldbrücke Chile Skandinavien Perus Feuerland Chile Argentinien Patagoniens Feuerland Chile Chile Valdivia Ecuador Peru Panama Europa
— 138 —
aus und sind etwa 7 mal so groß als das Deutsche Reich. Der Ober-
lauf des Marauon liegt im Hochgebirge der Anden. Hier fließt der
Strom in einem nach N. gerichteten Längsthal, durchbricht das Gebirge
in einer Reihe von Felsenthoren nud tritt dann in die große, mit Ur-
Wald bedeckte Ebene ein. In langsamem, ruhigem Lause, fortwährend
durch große Nebenflüsse verstärkt, wälzt er seine Fluten nach dem Meere.
Seine Mündung macht den Eindruck, als ob sich hier ein Süßwasser-
meer mit dem Ocean verbindet. Von der Mitte des Stromes erblickt
man im Mündungsgebiet kaum die Ufer. Von den zahlreichen Neben-
flüstert des Amazonas sind wohl 20 so lang wie der Rhein. Der
größte, Madeira (madera) kommt der Donau gleich. — Obgleich der
Amazonas an Länge von andern Strömen übertroffen wird, so hat
er doch den größten Wasserreichtum und das umfang-
reichste Stromgebiet der Erde. Für die Binnenschiffahrt ist
der Strom von größter Bedeutung.
Die Menge der Niederschläge, der^ Reichtum des Wassergeäders und die
tropische Wärme bringen die wundersame Üppigkeit des Pflanzenwuchses hervor.
Das Urwaldgebiet zeigt eine übergroße Mannigfaltigkeit blütenreicher
Wal dgewächse. Dicke Baumriesen, starke Schlinggewächse und ein überaus
dichtes Unterholz bringen jene Undurchdringlichkeit des Waldes und ein dämmer-
gleiches Waldesdunkel hervor, wie dies nur der brasilische Urwald aufzuweisen
hat. — Reichhaltig ist auch die Tierwelt. Das meterlange Wasserschwein
wird im Flusse vom Kroko di l, auf dem Lande vom Jaguar.versolgt. Gleißende
Schlangen, unter ihnen die große Boa und die gefährliche Klapperschlange,
schießen durchs Dickicht und ringeln Beute suchend an den Bäumen empor.
Die Welt der Insekten ist durch zahlreiche, farbenprächtige und auch große
Formen vertreten. Ein Heer von Papageien, Kolibris und sasanen-
artigen Vögeln flattert in den Kronen der Bäume. Zu den Tierformen
des Urwaldes gehören auch Gürteltier und Ameisenfresser. — In diesem
großen Jagdgebiet haben indianische Jägervölker ihre Heimat, darunter
die Botokuden, benannt nach einem in die Unterlippe geschobenen Holzklotz
(Sotofa).
d) Das Bergland voll Brasilien reicht vou den Tiefebenen
des Amazonas und Rio de la Plata bis zum Meer und umfaßt ein
Bodengebiet vou der 5 fachen Größe des Deutschen Reichs. An seinem
Ostrande besteht es aus Urgestein (Granit und Gneis); weiter nach
dem Juueru ist dieser Grundsockel mit breiten Schieferplatten, Kalk-
und Sandsteinmassen überlagert. Die mittlere Höhe des Berglandes
beträgt 500—600 m. Über das Plateau erheben sich zahlreiche Berg-
züge, die nach dem Meere zu als geschlossene Küstenketten von bedeutender
Höhe auftreten, unter ihnen die Sierra do Mar. In einer
Küstenkette n. vom Wendekreis des Steinbocks die höchste Erhebung
des Berglandes, der Jtatiayn, 2 710 m hoch. —■ Bekannt ist
der Reichtum des Berglaudes au Urwäldern, Edelmetallen und Dia-
manten. In den Küstengebieten zahlreiche Weiße, im Innern wilde
Jndianerhorden.
e) Die Pampas hängen im N. durch eine schmale Ebene mit dem
Urwaldgebiet zusammen und gehen im S. in die öden patagonischen
Steppen über. Die wellenförmigen Grasebenen sind scheinbar grenzen-
los und wirken durch ihre Weite und regelmäßige Einfachheit nicht
minder gewaltig auf den Beschauer, als der Anblick des Meeres. Im
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— 109 —
warmer Meeresstrom, und das Klima ist hier milder. Hier finden sich
auch die meisten Ansiedelungen der Eskimos und Europäer.
Tier- und Pflanzenwelt sind in dieser Einöde spärlich
vertreten. Der kurze Sommer entlockt dem Boden des Küstengebiets
eine grüne Pflanzendecke: Gras, Blumenschmuck, Flechten und Moose,
niederes Gesträuch, Rausch- und Moosbeeren. Die schwarze Rauschbeere
und die rote Moosbeere sind wertvoll als Beikost zu dem täglichen
Seehundsfleisch. Das Löffelkraut dient frisch als Salat, wird ge-
sammelt und zu wohlschmeckenden Kohlsuppen verwertet und ist zugleich
das beste Arzneimittel gegen den Skorbut. Die Riesen des grön-
ländischen Oprik (— Wald) sind Weide und Birke, welche fingerdick
werden, sehr ästig und verkrümmt am Boden hinkriechen und, sich
gegenseitig stützend, mannhoch werden können, so daß sich hier das
zwerghafte wilde Rentier verbergen kann. Polarfüchse, weiße Hasen,
Eidergänse und Schneehühner beleben noch diese Wildnis. Der Schrecken
der schwächern Geschöpfe ist indes der Eisbär.
An Mineralien hat man Silbererze und das zur Aluminium-
sabrikatiou wertvolle Kryolith gefunden. In den Kohlenlagern finden
sich elldicke Baumstämme, ein Beweis, daß Grönland auch einst eine
üppige Vegetation aufzuweisen hatte.
2. Die Bewohner. In den Niederlassungen der Dänen und
Herrnhuter leben gegen 300 Europäer. Die übrige Bevölkerung,
etwa 10200 Köpfe, besteht aus den Jnnuit oder Eskimos. Die
Eskimos sind das bekannteste der nordamerikanischen Polarvölker
und bewohnen die Küsten und Inseln des n. Polarmeers von Grön-
land bis zum Beriugsmeer. Sie gehören zu den kleinsten Bewohnern
der Erde und erscheinen in ihren körperlichen Merkmalen als Über-
gangsstämme von den mongolischen zu den amerikanischen Völkern.
Als echtes Polarvolk haben sie sich in Wohnung, Kleidung und
Lebensweise dem polaren Klima vorzüglich angepaßt. Im Sommer
wohnen sie in Zelten mit Felldach; die Winterwohnnngen sind back-
ofenartig in die Erde gegraben und oberhalb durch dicke Schneewände
vor der grimmen Winterkälte geschützt. Bei manchen Stämmen —-
namentlich in Grönland — bestehen die Wände aus dicken Steinmauern,
die Balken aus Treibholz und die Dachlage aus Fellen, Moos und
Erde. Die zahlreichen Seehunde des Polarmeeres gewähren den Es-
kimos alles, was sie zu ihrem Lebensunterhalte gebrauchen. Ihr
Fleisch und Thran dienen zur Nahrung; mit den Fellen kleiden sie sich,
bereiten daraus ihre Lagerstätte, decken damit ihre Wohnungen und
überziehen damit ihre Kähne. Speck und Thran schaffen ihnen Licht
und Wärme in den kalten Wintertagen. Die Knochen liefern mancherlei
Werkzeuge. Bei der Jagd auf Seehunde benutzen sie leichte, lange
Einmanns-Böte (Kajaks) aus einem Holz- oder Fischbeingestell mit
Seehundsfell überzogen. Im Winter ist der Hundeschlitten das all-
gemein gebrauchte Fahrzeug. Selbst den König der Eiszone, den
gefürchteten Eisbär, wissen ! die Eskimo mit Mut und Geschick
zu erlegen.
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
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— 135 —
gebracht. Die neuen Republiken leiden an Parteihader und Rassenhaß
der Bevölkerung. Bürgerkriege und nachlässige Bodenkultur sind einer
günstigen Kulturentwickelung der Länder äußerst hinderlich. Es fehlt
an patriotischer Tugend, an Bürgersinn, Arbeitslust und Bildung. In
diesen Staaten der Freiheit herrscht die ärgste Willkür, Mißachtung
der Gesetze, Bestechlichkeit und Grausamkeit. — Die herrschende Religion
ist das katholische Bekenntnis, die Sprache das Spanische.
3. Staatliche Verhältnisse und Ortskunde. Das Andengebiet
umfaßt die Republiken Venezuela (den w. Teil) Columbia,
Ecuador oder Quito, Peru, Bolivia und Chile (tschile), im
ganzen ein Gebiet vom 12 fachen Umfange des deutschen Reichs mit
etwa 16,2 Mill. E. Ihrer wirtschaftlichen Lage nach gliedern sich
diese Staaten in eine nördliche und eine südliche Gruppe.
a) Die 3 nördlichen Republiken.
Diese Staaten sind hauptsächlich Länder der Plantagenwirtschaft.
Sie erzeugen Tabak, Kaffee, Kakao, Baumwolle, Zucker, Kautschuk, Vanille,
Steinnllsse und andere tropische Produkte. Dazu kommen noch örtliche Erzeugnisse.
«) Venezuela) (1 Mill. qkm, 2,3 Mill. E.), fast doppelt so groß als
das Deutsche Reich, Bundesrepublik von 9 Staaten, 1 Bundesdistrikt und fünf
Territorien, hat nicht nur Anteil an der Ostcordillere, sondern erstreckt sich auch
über den größten Teil des Orinöcogebiets und des Parimgebirges (S. 137).
Die Hälfte des Bodengebietes ist Urwald. Die Mischlinge machen 98 °/0 der
Bevölkerung aus. Von den allgemein aufgezählten Ausfuhrstoffen stehen Kaffee
und Kakao oben an. Aus dem Orinöcogebiet Tiere, Häute, Felle und Tonka-
bohnen**).
Caracas, Hst., am Fuß der Küstencordillere, durch Eisenbahn mit der
Küste verbunden. — Maracaibo, am gleichnamigen Golf. — Varinas, im
Binnenlande, berühmt durch seinen Tabak.
ß) Columbia (1,2 Mill. qkm, 4 Mill,„E.), im Gebiet der Nordanden,
zwischen beiden Ozeanen, erstreckt sich vom Äquator bis über die Landenge von
Panama hinaus. Ungeheurer Reichtum an Waldungen. Weniger als V4 des
Landes ist kultiviert. — Die Kreolen machen 10% der Bevölkerung aus. In
den Wildnissen hier wie auch in Venezuela wilde Jndianerstämme. — Zu den
Ausfuhrprodukten der Plantagenwirtschaft (Kaffee obenan!) kommen noch Metall-
schätze, namentlich Gold.
Bogota, Hst. auf gleichnamiger Hochebene. — Cartagena, herunter-
gekommener Hafen am karibischen Meer, zur Zeit der Spanierherrschaft „Königin
Indiens", Hafen der Silberflotte. — Panama, sehr wichtig als Durchgangs-
Hafen für den Verkehr zwischen den Weststaaten Amerikas und den östlichen,
sowie Europa. Der Hafen der atlantischen Seite ist Colon.
y) Ecuador (307 000 qkm, 1 ll Mill. E.), das Land des Äquators, fast
so groß wie Großbritannien und Irland, umfaßt die Hochebene von Quito und
die vulkanreichen Cordillerenketten, die sie umschließen, die vorgelagerte Küsten-
ebene und die an Schildkröten reichen Galpagos-Jnseln. —- Weit über die
Hälfte der Bevölkerung besteht aus reinen Indianern, von denen in den ö.
Cordilleren noch 1i9 Mill. wild leben. Die Anzahl der Weißen beträgt nicht
über 100000; der übrige Bruchteil sind Mischlinge und Neger. —»Unter den
Ausfuhrstoffen steht Kakao in erster Linie. An Arzneistoffen werden Fieber-
*) Venezuela = Klein-Venedig, so genannt nach einigen an der Ostseite
des Golfs von Maraacibo auf Pfählen erbauten Jndianerdörfern.
**) Die bohnenförmigen Samen von dipterix odorata; werden zu Par-
fümeriezwecken verwendet.
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Extrahierte Personennamen: Maraacibo
Extrahierte Ortsnamen: Spanische Venezuela Columbia Ecuador Quito Peru Bolivia Chile Venezuela Deutsche_Reich Bundesrepublik Caracas Maracaibo Columbia Panama Venezuela Bogota Cartagena Panama Weststaaten_Amerikas Europa Ecuador Irland Quito Venezuela
— 137 —
Santiago (190 Tsd. E.), irrt Binnenlande gelegene Hst., größte Stadt
des Andengebiets, durch Eisenbahnen mit Valparaiso (—^Paradiesthal), der
wichtigsten Hafen- und Handelsstadt des Landes, femer mit dem Süden und
mit dem argentinischen Bahnnetz verbunden. — La Conception und
Valdivia, kleinere s. gelegene Küstenstädte.
2. Die großen Tiefebenen und östlichen Bergländer.
1. Das Land. Östlich von den Anden breiten sich drei große
Tiefländer ans: die Llanos (ljanos — Ebenen) des Orinoeo, die
Selvas (Urwaldgebiete) des A m o z o n a s und diepampas (= Ebenen)
des Rio de la Plata. Nach der O.-Küste zu sind diesen Tiefländern
zwei Mittelgebirge vorgelagert; die Hochebene von Guyana (giana)
mit dem Parimgebirge und das Bergland von Brasilien.
a) Die Hochebene von Guyana breitet sich zwischen dem
Orinoeo und dem Tieflande des Amazonas aus und wird durch einen
40—90 km breiten Küstensaum vom Meere getrennt. Die Hochfläche hat
eine mittlere Höhe von 500 m und besteht fast ausschließlich aus Granit.
Einzelne Gebirgsketten und -Gruppen erreichen eine verhältnismäßig
bedeutende Höhe. Die höchsten Erhebungen, 2400—2 500 m, finden
sich im sw. Teile des gesamten Berglandes, im Parimgebirge. Die
Größe des gesamten Erbebungssystems erreicht die Bodenfläche vom
Deutschen Reich, Deutsch-Österreich und der Schweiz. Es ist reich an
Urwäldern.
b) Die Llanos des Orinoeo, über 1 */« mal so groß als das
Deutsche Reich, sind weite, hügellose Tiefebenen, welche den großen Bogen
des Stromes an seiner W.-Seite begleiten. — Der Orinoeo entspringt
auf dem Parimgebirge, das er in einem großen w. Bogen umfließt.
Durch deu C a s i q u i a r e steht er in natürlicher Verbindung mit dem
Rio Negro, einem l. Nebenflüsse des Amozonas. (Bifurkation oder
Flußgabelung). In ö. Laufe erreicht der Orinoeo das Meer, in welches
er mit einem großen Delta mündet. Da die umliegenden Bergländer
den Winden ihre Feuchtigkeit nehmen, so sind die Ebenen ein großes
Steppengebiet mit einer Regenzeit (nach dem senkrechten Sonnen-
stände) und einer Zeit der Dürre. Unter den Einwirkungen der Regen-
zeit ein wogendes Grasmeer, das Weidegebiet von zahlreichen Rindern,
Pferden und allerlei Wild, dem der Jaguar auflauert, sind die
Ebenen zur Trockenzeit ausgedorrt und versengt. In dem aus-
getrockneten Schlamm halten Krokodile und Schlangen ihren „Sommer-
schlaf"; iu den Snmpfgewässern lebt der große elektrische Aal. — Das
Delta gebiet des Orinoeo ist Urwald. — Die Llanos gehören größten-
teils zu Venezuela.
c) Tie Selvas (= Urwälder) des Amazonas*) breiten sich
im Stromgebiete des Maranon (maranjon) oder Amazonen stromes
*) Der Name „Amazon en ström" stammt von dem Spanier Orellano,
der den Fluß 1544 befuhr. Die Indianer nannten ihn nämlich „Amaffona",
d. h. Bootzerstörer; O. schloß daraus auf das Vorkommen von Amazonen an
seinen Ufern. Der Name Maraiwn wird neuerdings auf eine Baumfrucht an
den Ufern seines Unterlaufs zurückgeführt.
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- 139 —
Nw., zwischen dem Paraguay und dem mittleren Parana einerseits
und den Anden andererseits breitet sich die von Europäern noch wenig be-
rührte Wiesenlandschaft des Gran Chaco (Tschacko, d. h. großes Jagdgebiet)
aus. Die Steppenwässer sammeln sich imparana (— großes Wasser), der
vom brasilischen Berglande kommt und l. den Paraguay (Papageien-
fluß) aufnimmt. Vereint mit dem Uruguay (Wasser des bunten
Vogels), bildet er das weite Mündungsbecken des Rio de la Plata
{= Silberstrom), mit welchem Namen man auch oft den ganzen Parana-
lauf bezeichnet. — Die Pampas sind der Weideplatz ungeheurer Herden
von verwilderten Pferden und Rindern, welche von halbwilden Hirten,
den brauuen Gauchos (gäutschos, meistens Mestizen) gehütet werden.
Von der Mündung des Rio de la Plata westwärts bis zu den Anden
zieht sich ein breites, anbaufähiges Gebiet hin, in welchem die
Kultur immer weitere Eroberungen macht. Hier finden sich Estancias
(Viehwerften), Ackerfelder und Baumanpflanzungen. Mehrere Eisen-
bahnen durchqueren das Gebiet. — In den s. Pampas und pata-
Honischen Steppen jagen wilde Indianer zu Pferde das Guauaco (ein
antilopenartiges Wild) und den amerikanischen Strauß.
2. Staaten. Das ganze Gebiet umfaßt die Republiken Bra-
silien, Argentinien, Paraguay und Uruguay, das Kolonial-
land Guyana und den w. Teil von Venezuela.
a) Die Bundesrepublik Brasilien.
(8360000 qkm, 14,7 Mill. E,, 1,8 auf 1 qkm).
Brasilien (so nach einem Farbeholz genannt) nimmt fast die Hälfte
Südamerikas ein, ist 16 mal so groß als das Deutsche Reich, etwas kleiner
als die Union, aber viel weniger bevölkert als diese. Es umfaßt die Ebenen
des Amazonas und das brasilische Bergland. 2/3 seines Bodengebiets harren
noch der genauem Erforschung. — Brasilien ist eine Bundesrepublik,*) welche
aus 20 Einzelrepubliken und einem Bundesdistrikt besteht. — Fast nur die
Küstenländer sind seßhaft bewohnt, und zwar vorwiegend von Negern und
Mulatten; nur J/3 der Bevölkerung besteht aus Weißen. Die herrschende
Sprache ist das Portugiesische, die Religion das katholische Bekenntnis.
Im Innern noch 600000 wilde Indianer. — Brasilien ist ein von der Natur
sehr reich begabtes Land, dessen Schätze aber nur zum geringen Teil verwertet
werden. Großartig ist die Ausfuhr von Kaffee (fast die Hälfte der ganzen
Kaffeeernte auf der Erde kommt auf Brasilien!), Tabak und Brasilienh o l z,**)
bedeutend auch die an Zucker, Kautschuk, Baumwolle, Kakao, Paraguay-Thee ***)
und Palisanderholz, f) Aus dem brasilischen Bergland (Minas Geraes) kommen
Diamanten, und andere Edelsteine, Gold und Platina. — Die 'n. Staaten
treiben vorzugsweise Plantagenwirtschaft und Bergbau, die s. Ackerbau und
Viehzucht.
*) Bis 1889 ein Kaiserreich. Kaiser Dom Pedro Il wurde vertrieben
und das Reichsgebiet zu den „Vereinigten Staaten von Brasilien" umgestaltet.
Die früheren Provinzen bilden Einzelstaaten. Das Land ist bei den vielen
Unruhen und Wirren noch nicht zu ruhiger Entwickelung gekommen.
**) Auch Fernambukholz genannt, das Holz der caesalpinia brasiliensis,
zum Rotfärben, Tintebereitung :c. benutzt.
. ***) Herva Mate, die Blätter einer Stechpalme (ilex paraguaiensis),
tri Südamerika zur Bereitung eines von allen Ständen genossenen Thees benutzt.
l) Pollsander- oder Jakkarandaholz (iaccaranda brasiliensis), wird zu
Mobelfournieren verarbeitet.
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Cord ob a, wichtigster Knotenpunkt der Eisenbahnen des Binnenlandes. —
Corrientes, wichtiger Stapelplatz am Parana.
ß) Paraguays) (250000 qkm, 502000 E.), etwa doppelt so groß wie
Rumänien, ein Binnenstaat, der aber mit dem Meer durch den Parana in
leichter Verbindung steht. Unter der sast ausschließlich aus Mischlingen (Mestizen)
und Weißen bestehenden Bevölkerurg sind 130000 Indianer, darunter 60000 wilde.
Zu den oben allgemein genannten Ausfuhrstoffen kommt noch Paraguaythee
und Tabak. Zum ausgedehnten Betriebe des Plantagenbaues anderer Tropen-
pflanzen fehlt es an Kapital und Arbeitskräften. Eine Eisenbahn durch Para-
guay ist im Bau.
Asuncion (aßunßiön, — Himmelfahrt) Hst. am Paraguay.
/) Uruguays) (179000' qkm, 825000 E.), halb so groß als der preuß.
Staat, vom Meer, dem Rio de la Plata und dem Uruguay halbinselartig ein-
geschlossen, größtenteils baumlose Ebene, vorzüglich zur Viehzucht geeignet.
Unter den Bewohnern (größtenteils Mischlinge) zahlreiche Fremde, namentlich
Spanier und Italiener. Die wenig zahlreichen Engländer und Deutschen
haben indes den Riesenanteil an den geschäftlichen Unternehmungen. Die
geistige Kultur ist verhältnismäßig hoch.
Montevideo <260 Tsd. E.), feste Hst. am Eingang des La Platabusens,
wichtigster Hafen des Landes. — Fray Ben tos (fra-i wcntos), am Uruguay,
Hauptort für Bereitung des Liebig'schen Fleischextrakts.
e) Aolonialgebiete.
a) Guayana (460000 qkm, 370000 E.), ein Gebiet von
der Größe der Balkanhalbinsel, nimmt den O. des Berglandes von
Guayana und den davorliegenden heißfeuchten Küstensaum ein; an
der Küste sehr ungesund, obgleich von ergiebiger Fruchtbarkeit. Auf
Flüssen und Sumpfseen die größte aller Wasserrosen, die Victoria,
regia. — Die Bevölkerung besteht aus Negern, Mulatten,
Indianern, (darunter noch ein Rest der Kariben) und einer geringen
Anzahl von Weißen. Als Arbeiter kommen neuerdings Kulis
vor. Hauptausfuhrprodukt ist Zucker, daneben Kakao, Feinhölzer und
etwas Gold.
1. Britisch-Guayana, der größte, w. Teil des Kolonial-
gebietes. Hauptort Georgetown (dschördschtaun).
2. Niederländisch-Gnayana, auch Surinam genannt, der
mittlere Teil des Landes. Hauptort Paramaribo. Mehrere
Brüdermissionen.
3. Französisch-Guayana, der kleinste, ö. Teil, berüchtigt
durch sein mörderisches Klima, ist eine Strafkolonie. Zn den ge-
nannten Produkten kommt noch der Cayenne-Pseffer, daher der Aus-
druck: „das Land, wo der Pfeffer wächst." Hauptstadt Cayenne.
*) Im 17. Jahrhundert hatten hier Jesuiten das Christentum gepredigt
und einen Priesterstaat gegründet, dessen Existenz den Spaniern und Portugiesen
lange ein Geheimnis blieb. Nur der Gewalt wich der Orden im 18. Jahr-
hundert nach der Entdeckung des Staats. — Bemerkenswert ist es, das 1857 das
Land 3 mal so stark bevölkert war als heute. Der Krieg 65—70 brachte es
sehr herunter. *
**) Offieieller Name: „Republica .Oriental del Uruguay", auch wohl
Banda Oriental genannt, ein Name, der aus der spanischen Zeit stammt.
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c
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b) links: 1. die Eder (zur Fulda), 2. die Diemel und
3. die Hunte, durchfließt den Dümmersee.
Die Weser ist der einzige Strom, welcher vom Ursprung bis
zur Mündung dem Deutscheu Reiche angehört.
Die Elbe.
Sie entspringt auf der Südseite des Riesengebirges, fließt in
einem weiten Bogen durch das nördliche Böhmen und tritt
durch das Elbsandsteingebirge nach Deutschland über. Hier durch-
setzt sie den südlichen Landrücken und strömt in vorherrschend nord-
westlicher Richtung der Nordsee zu, in die sie busenförmig bei
Cuxhaven mündet.
Nebenflüsse der Elbe sind:
a) rechts: 1. die Jser, 2. die Schwarze Elster, 3. die Havel,
der „Seenfluß", links mit der Spree vom Lausitzer Gebirge;
b) links: 1. die wasserreiche Moldau, 2. die Eger, 3. die
Mulde, entsteht aus der Zwickauer und Freiberger Mulde, 4. die
thüringische Saale, empfängt von rechts die Weiße Elster mit
der Pleiße rechts und von links die Ilm, die Unstrut mit der
Helme links und die Bode.
Die Oder.
Sie hat ihren Ursprung am Südostabhange des Gesenkes, tritt
durch die Mährische Pforte auf deutsches Gebiet und trügt von Kosel
ab größere Lasten. In drei Stufen durchsetzt sie in Nordwest-
licher Richtung den südlichen und dann nach Norden den bal-
tischen Landrücken, erweitert sich unterhalb Stettin zum Stettiner
Haff und mündet in drei Armen: Peene, Swine und Dievenow
zwischen den Inseln Usedom und Wollin in die Pommersche Bucht.
Nebenflüsse der Oder sind:
a) rechts: 1. die Klodnitz, 2. die Bartsch, 3. die Warthe mit
der Netze rechts;
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Extrahierte Personennamen: Bartsch
Extrahierte Ortsnamen: Fulda Deutscheu Deutschland Nordsee Cuxhaven Eger Wollin Pommersche_Bucht