— 62 —
b) links: 1. die Glatzer Neiße, 2. die Katzbach mit der
wütenden Neiße rechts, 3. der Bober mit dem Queis links, 4. die
Lausitzer Neiße und 5. die Peene.
Die Weichsel.
Sie entspringt auf den Beskiden, fließt in einem großen Bogen
durch Polen und tritt oberhalb Tho rn in Preußen ein. In nörd-
licher Richtung durchbricht sie dann den baltischen Landrücken und
bildet vor ihrer Mündung ein fruchtbares Delta („das Werder").
Rechts fließt die Nogat ins Frische Haff, nordwärts der Haupt-
arm, die Weichsel, durch einen neuen Durchstich iu die Danziger
Bucht. Auf deutschem Gebiet nimmt die Weichsel rechts die Drewenz
und links die Brahe auf.
Die bisher genannten norddeutschen Ströme ähneln einander
durch ihren zum Teil parallelen Lauf und haben den größten
Teil ihres Gebietes sowie den bedeutendsten Nebenfluß
auf ihrer rechten Seite; dies erleichtert die künstliche Ver-
bindung der Ströme zwischen den beiden Landrücken der nord-
deutschen Tiefebene.
Die Memel (der Njemen)
ist bei ihrem Eintritt in Deutschland schon schiffbar und fließt in
zwei Armen durch die „Tilsiter Niederung" ins Kurische Haff.
Aüstenflüsse.
In die Ostsee fließen: 1. die Trade bei Lübeck, 2. die Warnow
bei Rostock, 3. die Persante bei Kolberg, 4. die Elbing und 5. der
Pregel bei Königsberg ins Frische Haff.
Seen.
Nächst Rußland und Schweden hat Deutschland unter allen
europäischen Ländern die meisten Seen. Dieselben liegen in der
norddeutschen Tiefebene und auf dem Alpenvorlands; im Mittel-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg]]
Extrahierte Ortsnamen: Polen Deutschland Kurische Ostsee Rostock Kolberg Elbing Königsberg Schweden Deutschland
70 —
Das Königreich Wreußen
(348 600 qkm und 31 855 Millionen Einwohner)
umschließt fast die ganze norddeutsche Tiefebene und einen
Teil der Mittelgebirge. (Welche?) Da Preußen die von
der Donau durchströmten hohenzollerischen Länder besitzt, so hat es
an allen deutschen Stromgebieten Anteil.
Von der Bevölkerung ist ungefähr 3/10 nichtdeutscher Ab-
kunft, namentlich Polen (fast 3 Millionen) und Litauer (120 000)
im Osten und Dänen (140 000) im Norden. Der Konfession
nach sind an 2/3 (vorwiegend im Norden und in der Mitte) prote-
st a n t i s ch , über 1/8 (vorherrschend im Westen und Osten) ist
katholisch. Die Zahl der Inden beträgt an 400 000.
Das Königreich Preußen besteht aus 12 Provinzen, welche
in Regierungsbezirke eingeteilt werden. Besondere Verwaltungs-
bezirke bilden die Stadt Berlin und die hohenzollerischen Lande.
1. Ostpreußen. Die Hauptstadt der Provinz ist Königs-
berg am Pregel mit 180000 E., ein wichtiger Ausfuhrhafen für
Holz und Getreide. Universität. Festung ersten Ranges. Königsberg
ist die Krönungsstadt der preußischen Könige. — Pillau, am Eingang
zum Frischen Haff ist der befestigte Vorhafen von Königsberg, das
übrigens selbst den größten Seeschiffen erreichbar ist. — An der
Ostseeküste findet sich der Bernstein. Memel (19000 E.) ist
die nördlichste deutsche Seehandelsstadt.
2. Westpreußen. Die Hauptstadt Danzig unfern der Weichsel-
mündung mit 130 000 E. ist eine sehr starke Festung, nach Stettin
die bedeutendste preußische Seehandelsstadt. Der Hafen ist Neu-
fahrwasser und hat großartige Schiffswerfte. — Elbing unweit
der Nogatmündung (48 000 E.) betreibt hervorragenden Maschinen-
bau. — Thoru an der Weichsel (33000 E.) ist eine starke Grenz-
festung gegen Rußland. — Marien bürg mit herrlichem Schlosse
war eine Zeitlang Sitz des Hochmeisters des deutschen Ritterordens,
der im 13. Jahrhundert Preußen eroberte und kolonisierte.
3. Die Stadt Berlin und 4. Brandenburg. Berlin (Bild 20)
an der Spree mit 1800 000 E. (die drittgrößte Stadt Europas),
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
Extrahierte Personennamen: Königsberg
Extrahierte Ortsnamen: Donau Berlin Pillau Königsberg Bernstein Danzig Weichsel- Stettin Elbing Berlin Brandenburg Berlin Europas
Preußen, Pommern, Mecklenburg in sich gegliedert durch die
parallelen Durchbrüche der Weichsel und Oder und durch deren
und des Pregel und Niemen breite und fette Niederungen. Die
bedeutendste Entwicklung im deutschen Ordenslande*).
Sein Vorland an der Straße von Marienburg nach Königs-
berg und von da über Tilsit nach Livland reicher geschicht-
licher Boden, im Inneren noch nicht ausgeglichene Gegensätze der
Kultur zwischen den deutschen Städten und der lettischen und
slavischen (masurischeu) Landbevölkerung; ähnlicher Gegensatz an
der Grenze Pommerns (Kassuben) und Westpreußens, eine Nach-
Wirkung des der deutsch-evangelischen Kultur feindlich entgegen-
getretenen Thorner Friedens. Das übrige Küstenland vollständig
germanisiert.**) Im insularen***) Holstein und Schleswig
(Stecknitzkanal, Eiderkanal, Isthmus zwischen Schleswig und
Tondern, Dannewirk) begleitet die Seeplatte oft mit lieblichen
Waldlandschaften die Ostküste, dahinter die Geest, auf ihr die
Verbindung nach dem N., westlich zur Nordseeküste friesisches
Marschland bis Ditmarschen. Der Zusammenhang mit der
offenen Nordsee durch die Batten gehemmt, der Nordseehafeu
Altona neben Hamburg; der Schwerpunkt des Landes an
der den nahen dänischen Inseln ähnlichen Ostseeküste. Der durch
die Dynastie geförderte langdauernde Zusammenhang mit Däne-
mark durch Preußen gelöst. Stammland dieser Dynastie, die
auch in Rußland und Griechenland (eine Zeitlang auch in Schwe-
*) Die Bewohner des polnischen Sumpflandes kannten und nützten die
günstige Lage und Beschaffenheit ihres Mündungslandes Preußen nicht;
deutsche christliche Ritterschaft im Bunde mit den Seestädten zogen es in
das Bereich deutscher Kultur. Nach langer Störung durch die Polnische
Herrschaft wurde diese Aufgabe durch die Hohenzolleru wieder aufgenom-
men und auf das Hinterland ausgedehnt. Anfiedlung der evangelischen
Salzburger in Ostpreußen durch Friedr. Wilh. I., Kultur des Netzedistricts
durch Friedrich d. Gr.
**) Die den Littanern verwandten, den Reußen anwohnenden Preußen
haben durch ihren ruhmvollen Widerstand ihren Namen verewigt; auch das
treue deutsche Pommerland ist stolz'auf seinen Namen (am Meere); Meck-
lenbnrg hat Slavisches in dem Dienstverhältniß der Landbevölkerung bewahrt,
Wagrien (östliches Holstein) selbst den Namen Stargard in Oldenburg über-
setzt. Ratzeburg-Ratibor.
***) Daher zum Theil der Partikularismus der Bewohner. Die Knicks
Erinnerungen an altsächsische Abgeschlossenheit. Altsächsisches auch im
Bau der Bauernhäuser, die wie in Westfalen auch das Vieh unter ihrem
Dache bergen: engste Concentration des freien Besitzes (weit verschieden
von den Wohnungen der slavischen Bauern).
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden]]
43
Der Karpatische ober Südliche Höhenzug wirb durch das obere
Weichselthal von den Karpaten getrennt. Er zieht in n.-w. Richtung
und enbigt w. des Elbflusses in der Lüneburger Heibe.
Zwischen den beiben Höhenzügen breitet sich eine mulbenförmige
Einsenkung ans, in der die Flüsse vorzugsweise in w.-ö. Richtung
fließen.
Unter den Flüsfen des Ostdeutschen Flachlandes ist der östlichste
die Memel, die bei Tilsit in die Niederung (Tilsiter Niederung) ein-
tritt und in einem Delta (Ruß und Gilge) in das Kurische Haff
mündet.
Der Pregel geht in o.-w. Richtung in das Frische Haff; nahe
seiner Mündung liegt * Königsberg, die Hptst. Ostpreußens.
W. des Pregels fließt die Weichsel der Ostsee zu. Sie entspringt
auf den Karpaten, durchbricht den Ballischen Höhenzug (Thorn) und
bildet ein großes Delta. Ter nach dem Frischen Haff gehende Arm
heißt Nogal, an ihr liegt Marienburg; der Hauptarm fließt in
die Danziger Bucht, ein toter Arm geht au der Stadt * Danzig vor-
bei, wo die Mottl an mündet. Unterhalb *Danzigs liegen Neufahr-
wasser und die kleine Festuiig Weichselmünde.
In der Einsenkung zwischen den beiden Höhenzügen fließt der
Weichsel von O. der Bug zu, von W. die Brahe, an der die Stadt
Bromberg liegt.
Die Oder kommt vom Mährischen Gesenke und geht in n.-w.
Richtung durch die Provinz Schlesien, dann n. durch Brandenburg lind
Pommern. Sie durchbricht die beiden Höhenzüge und mündet unter-
halb * Stettins in das Stettiner Haff. Dieses steht durch drei
Mündungsarme, die Peene, die Swine (Swinemünde, der See-
hasen von ^Stettin) und die Dievenow mit der Ostsee in Verbindung.
Von l. nimmt die Oder an Nebenflüssen die Gl atz er Neiße
(Glütz und Neiße), die Katzbach (olregnitz), den Bober und
die Görlitzer Neiße (ogörlitz) auf, von r. in der Senke zwischen
den beiden Höhenzügen die Warthe mit der Netze. An der Warthe
liegt oposen. Der Bromberger Kanal verbindet Netze und
Brahe.
Der westlichste Fluß des Ostdeutschen Flachlandes ist die Elbe.
Den Oberlauf vergl. oben. Nachdem die Elbe das Elbsandsteingebirge
durchbrochen hat, durcheilt sie Sachsen, tritt unterhalb * Dresdens in
die Tiefebene und geht im ganzen m n.-w. Richtung an * Magdeburg
und Hamburg -*Altona vorbei in die Nordsee. Aus ihrem Lause
durchbricht sie den Südlichen Höhenzug.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
134
Mittel-Europa.
in die Ostsee, Nogat und Altweichsel bilden aber zuvor einen langen See^
Frisches Haff genannt, der durch eine schmale sandige Landzunge oder
Nehrung beinah ganz vom Meere getrennt ist. In dieses Haff ergießen sich:
das Flüßcheu Passarge und der größere Küstenfluß Pregel, der aus
dem Spirding-See seinen Ursprung nimmt. Länge des Weichselstroms 133,
gerader Abstand der Quelle von Weichselmünde 72 Mln.
Die Karpathen sind grade im obersten Weichselgebiet sehr hoch, mehrere Gipfel
über 2500 m., die Spitze von Gerlsdorf 2720 m. (8374'), die von Lomnitz 2705 m.
(8328'). Unter der 260g m. hohen Vysokyspitze entspringt aus einem See der Poprad,
Nebenfluß der Donajec, die zur Weichsel hinfließt. Die Waldungen daselbst sind von
gewaltiger Ausdehnung, großenteils Nadelholz. An Metallen, Salz und andern
Mineralien Ueberslnß. Nur kommt der Reichthum des Gebirgs mehr den Gebieten
der Waag und Theiß (also den ungarischen Ländern) zu gnt, weil die Karpathen den
längsten Abfall mit Aesten und Vorbergen nach Süd haben. Auf der Nordseite ist
der Abfall kurz und das hüglige Vorland wenig ausgedehnt. Gar bald, wo Weichsel
und San sich vereinigen, beginnt die Ebene, die sich links übers Warthagebiet grav
aus und rechts durch Polen, Preußen, Littauen und Rußland erstreckt. In dieser
Ebene wechselt leichtes, oft gutes Ackerland mit dürrem Sandfeld und sehr großen
Wäldern. Der beste Weizenacker findet sich an der Grenze von Altlittauen. — An
den Flußufern sind weniger Wiesen als bruchige Strecken, so wie im Wartha- und
Netzegebiet. Jedoch ist kein Moor der Weichselgegenden mit den ungeheuren Morästen
und Sümpfen zu vergleichen, die weiter im Ost das Gebiet des Pripet überlagern. Die
Abdachung zur Ostsee ist aar unmerklich. Und weil unfern dem Küstenlande Hügel-
reihen hervortreien, so haben sich, wie in Mecklenburg und Pommern, Landseen ge-
sammelt, die im untern Weichselgebiet kaum zu zählen sind. Neberhaupt sind die Ost-
seeküsten mit einer Verbrämung aus Landseen besetzt. Im No. Petersburgs und in
Finnland ist bei der Unzahl der Landseen fast mehr Wasser als Erde. Den Seegürtel
aber erblickt mau grade da, wo Küstenflüffe ihren Anfang nehmen und kleines Gehügel
Züge von Landhöhen bildet.
§. 3. Der große polnische Theil.
Das Stromgebiet läßt sich am besten nach der Sprachgrenze ab-
theilen. Die bei weitem größere Hälfte von den Gebirgen hinab bis nahe
der Stadt Thorn wird von Polen, der untere Küstenstrich von Deutschen
bewohnt.
Ortschaften im polnischen Theil: Wir beginnen im Süden mit Wie-
l i c z k a und B o ch n i a am Fuß der Karpathen, beide merkwürdig durch die Stein-Salzberg-
werke, die einer umfangreichen unterirdischen Stadt gleich eine Fläche von 94 Hektaren
bedecken und jährlich über 1 Mill. Centner Ausbeute gewähren. Sie find in 3 Gruben-
felder, deren jedes aus mehreren (3—5) übereinanderliegenden Stockwerken besteht, ein»
getheilt und haben 7 Tagsörderungs-, 2 Fahr-, 13 in Betrieb stehende Schachte und
einen Wasserhebungsschacht. Tief unten befinden sich l6 Teiche. Kürzlich drohten ein-
brechende Wassermassen einen Theil des Bergwerks zu vernichten. Zum Einfahren er-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
138
Mittel-Europa.
einer Fruchtbarkeit, womit die ergibigsten Aecker Polens sich nicht messen können, z. B»
die Werder von Danzig und Marienburg und die Felder von Stargard und Elbing.
Einzelne Landschaften Littauens haben guten Weizenbau, üppige Wiesen, viele Rinder,
Merinos und schöne Pferde; auch die Niederung an der Memel zwischen Tilsit und
dem kurischen Haff ist wegen ihrer Viehzucht berühmt. Es wird viel Getreide, Flachs,
Hanf und Hopfen gebant, obwohl in den minder ergibigen Landstrichen der Landbau
noch lange nicht zur Vollkommenheit gediehen ist. Die genannten Werder werden von
den Weichselarmen umfaßt oder bespült; da aber der Wasserspiegel an vielen Stellen
höher ist, als die niedrigen Marschen, so sind kostspielige Dämme und Deiche uöthig,
um sie zu schützen, Innerhalb derselben zeugen die vollen Viehställe und die Gehöfte
der Landleute, die aus deu fetten Weizenäckern und üppigen Wiesen hervorragen, von
großer Wohlhabenheit. Auf dem Wege von Elbing nach Königsberg kommt der Rei--
sende ins sogenannte Hochland, wo es hügelig und waldreich ist, und da sandiger
Boden mit der besseren Lehmerde wechselt, so trifft er wohl ärmere Bewohner, sie sind
aber thätiger als in der fetten feuchten Niederung, haben ein heiteres Gesicht und festen
gesunden Körperban. — Ein eigentümliches Produkt Preußens ist der Bernstein, der,
freilich seltener, anch an der pommerschen Küste, sowie an der von Sibirien und Kamt-
schatka,^) gefunden wird. Dies Mineral, bei den Griechen seines goldgelben Glanzes
wegen Elektron oder Sonnenschein, bei den alten Deutschen Glas genannt, weil es
durchsichtig ist, erhielt später den Namen Bernstein (brennender Stein), weil es am
Feuer schmilzt und aufflammt. Es ist leicht zu drechselu und zu kleiner angenehmer
Waare zu verarbeiten und wurde, wie unter uns, so schon im hohen Alterthum, von
Asiaten und südlichen Europäern geschätzt. Unstreitig ist der Bernstein ursprünglich ein
Harz vorweltlicher Koniferen; denn häufig fiudet man Stücke, worin Ameisen, Fliegen,
Würmcheu, Sandkörner, Moos und Wassertropfen eingeschlossen sind. Er muß leicht-
flüssig gewesen sein, eh er die Insekten überzog und in den durchsichtigen Kerker ein-
sperrte, wo sie, von keiner Luft berührt, sich unversehrt erhalten haben. Znweilen
hängt der Bernstein noch an Baumrinden und kleinen Aestchen. Man vermnthet da-
her, daß vor undenklicher Zeit ein anderes Klima in Preußen herrschte, auch daß der
Boden der Ostsee einmal Land gewesen sei, das sich allmählich aus unbekannten Ur-
sachm ins Meer senkte. Der Bernstein wird entweder aus der Erde gegraben, oder
durch Baggerei (zum Theil mit Anwendung der Dampfkraft) gewonnen, oder bei hef-
tigen Nw.-Stürmen von der Ostsee an die Küste geworfen. Besonders häufig wird
der Bernstein an der famländischen Küste gefunden, von Pillau bis hinter Palmnicken.
Die Baggerei Schwarzort bei Memel lieferte 1866 73000 Pfund Bernstein. Der beste
ist weißlich gelb, von 6 Loth Schwere und drüber. Das größte Stück wird zu Berlin
gezeigt; es wiegt 13*/ü Pfund, und ist mitten im Lande nnweit Gumbiunen ausge-
graben worden.
2) Der Hanptunterfchied zwischen Preußen und Polen ist aber der des Volkes,
denn Preußen wetteifert mit dem übrigen Deutschland an Bildung. Seine Städte
sind gewerbsam, seine Schnlen im Steigen, und mehrere Männer sind dort erwachsen,
die unter den größten nnsers deutschen Vaterlandes hervorleuchten; besonders folgende:
*) Neuestens auch zu Graffy Gully in der Nähe von Bokewood in Australien.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
Extrahierte Personennamen: Bernstein Graffy_Gully
Extrahierte Ortsnamen: Mittel-Europa Polens Danzig Marienburg Stargard Elbing Tilsit Elbing Königsberg Bernstein Sibirien Pillau Palmnicken Berlin Polen Deutschland Australien
140
Mittel-Europa.
merkwürdig durch große Schlachten gegen Napoleon, die erster? am 7. und 8. Februar
und die letztere am 14. Juni 1807. — Königsberg in der Luftlinie 71 Mln. von
Berlin, Festung und Hauptort in Altpreußeu mit 112000 E., Universität und starkem
Handel zur See. Die Stadt, die in der preußisch-deutschen Geschichte eine hervor-
ragende Bedeutung hat nud in deren einem Theile noch enge Gassen mit vielstöckigen
Giebelhäusern an die hanseatische Zeit erinnern, liegt auf hüglichtem Boden am Pregel,
der im frischen Aasf mit den Wassern der Nogat, Alt-Weichsel und Passarge sich mischend,
bei Pill au, dem eigentlichen Hafen Königsbergs, in die Ostsee mündet. Im Dome
liegt n. a. Kant begraben; auch eine Statue ist ihm errichtet. Die Landschaft Sam-
land hat manche Haidestrecken, aber auch schöne Laubwälder z. B. bei dem reizenden
Seebade Warniken. — Gnmbinnen ist Hauptort im Littaner Lande, wo das heitere
Volk reich ist an Dainos (alten Liedern) und eigne Tracht und Sitten bewahrt- Dort
ist auch vorzügliche Pferdezucht, besonders in dem k. Landgestüte zu Trakehueu. dem
besteingerichteten von Europa.
Weil sich Preußen bis zur Mündung des Riemen (oder Memel) erstreckt, so merken
wir noch Folgendes, das freilich nicht znm Weichselgebiete gehört: Tilsit am Riemen
mit 21,000 E. bekannt durch den Frieden, der 1807 nach der Schlacht bei Fnedland
den Krieg Preußeus und Rußlands gegen Frankreich beendete. Eine Stunde unterhalb
der Stadt beginnt die 4 Meilen lange Tilsiter Niederung, ein Marschland zwischen den
Memelarmen Gilge und Ruß bis aus kurische Haff. Noch vor 100 Jahren war es
lauter Moor oder Bruch. Ter Fleiß rüstiger Ansiedler hat im Streit mit überschwem-
Menden Wassern den Sumpfschlamm iu die fettesten Wiesen und Gemüsefelder nmge-
schaffen. So bezwang hier wie an vielen Orten der Mensch die Natur. Noch an
mancher Stelle Deutschlands ist sowohl der Boden zu verbessern als neues Gewerbe
einzuführen; es braucht nur Kopf, redlichen Willen und Fleiß. — Memel mit
22,400 E. an der Oeffnung des kurischen Haffs in die Ostsee, nördlichste Stadt Preu-
ßeus, in öder Sandebene; ihr Seehandel (94 Segler und 8 Dampfer) ist im Zuueh-
men begriffen. Nicht weit davon ist die Grenze des russischen Staates, der sich von
Osteu her seit 140 Jahren dem baltischen Meere genähert und seine Herrschaft an der
Küste ausgebreitet hat. Auch dort ist noch viel Deutsches in Sprache und Lebensart
auf den Landsitzen der reichen Edelleute nud in den Städten; denn im 12. Jahrhnn-
dert gründeten Bremer Kanfleute an der Mündung der Düna eine Niederlassung,
woraus die Stadt Riga entstand. Bald verbreiteten deutsche Ordensritter unter den
Letten, Kuren und anderen Nachbarvölkern, die großeutheils gleich den heiduischm
Preußen zum littauischeu Stamm gehörten, das Christeuthum und ihre Adelsherrschaft.
Der zu Marienburg wohnende Hochmeister bestellte zur Regierung der Länder einen
eigenen Heermeister. Dies währte nur bis ins 16. Jahrhundert, wo die Länder, noch
ehe das Landvolk gäuzlich nmgedeutscht war. nnter die Herrschaft des Polenkönigs kamen.
Ein Theil ward nochmals von den Schweden in Besitz genommen; alles aber gerieth
zuletzt in die Hände der erobernden Russen.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Königsberg Berlin Altpreußeu Alt-Weichsel Königsbergs Ostsee Europa Frankreich Menden Deutschlands Ostsee Riga Christeuthum Marienburg Schweden
Gebiet der Weichsel.
133
V. Hebtet der Weichsel nebst der Küste bis Wemel.
Erst ein Blick ins östl. Europa. — Oestl. der Oder liegt das weite Gebiet
der Weichsel zwischen den Karpathen und dem baltischen Meere. Jenes Gebirg
erhebt sich unweit Presburg an der Donau, zieht dann nordöstl. zwischen der March
und Waag bis zum Paß von Jablunka (a. d. oberen Olsa) und zur Weichselquelle.
Dann in Krümmungen wohl 35 Mln. lang bis zur Sauquelle scheidet es das Weichsel-
gebiet von den ungarischen Nebenflüssen der Donau; die So. Fortsetzung, das Kar-
pathische Waldgebirge ist niedriger, während die Tra n ss ylv ani sch e n Alpen,
die sich um das Hochland vou Siebenbürgen herumwinden, wieder zum Hochgebirg
ansteigen. Zwischen dem nach So. gerichteten Zuge und der Uralisch-karpa thi-
schen Landhöhe fließt derdnjester zum schwarzen Meere/ Nördlich dieser Landhöhe
liegt das Gebiet des oberen Dnjepr, welches durch beträchtliche Nebenflüsse (z. B. den
Pripet) sich in die Breite dehnt. Auch das Dnjeprgebiet streckt sich gleich denen des
Dnjestr und der Douau zum schwarzen Meere hin. Nördl. vom Pripet nimmt der
Niemen den Anfang, doch mit entgegengesetzter Richtung zum baltischen Meere. Es
ist natürlich, daß auch diese Flußgebiete durch eiue Wasserscheide getrennt sind, die
aber als flache Landhöhe kaum in Betracht kommt. Sie löst sich südwestl. der Stadt
Lemberg von den Karpathen, zieht um den Bug herum und dann nach N. zwischen dem
Bug und Pripet, theilt sich dann, um links das Weichselgebiet vom Niemen, und rechts
den Niemen vom Pripet und Dnjepr zu scheiden. Sie trennt auch, zur Ostsee strei-
cheud, den Niemen von der Düna. — Der ganze Zug des Karpathengebirgs in dem
vorhin angegebenen Hanptkamme bis zum Ende der Transsylvanischen Alpen macht
einen ungeheuren Bogen, der die ungarischen Länder umfaßt. Die Douau wird dadurch
genöthigt, in der größten Vertiefung auf der Sehne des Bogens weit hin nach S. zu
strömen, bevor das Ende der Karpathen ihr erlanbt, und ein anderes mehr südl. Gebirg
ihr gebietet, den Lauf wieder gen O. ins schwarze Meer zu nehmen.
(Dies alles ist auf der Karte Europas genau aufzusuchen und der Vorstellungskraft
einzuprägen. Leicht stellt sich alsdann heraus, daß vom Jablunkapaß bis weit in den
Nordosten Europas eine Wasserscheide streicht, deren eine Abdachung zur Ostsee, die
andre znm schwarzen Meere und uach Asien führt. Diese Hauptscheide heißt, wo
sie die Karpathen verläßt, erst polnische, dann littanische Landhöhe, hernach
in Rußland, etwas aufsteigend Wolchouski-Wald oder Waldai-Gebirg).
1. Flüsse, Grenzen, Beschaffenheit des Bodens.
Die Weichsel oder Wisla entspringt östl. von Jablunka und wächst
durch karpathische Wasser, besonders durch den San bei Saudomir. Her-
nach kommt von der linken Seite die Pilica, weiter unten von der rech-
ten Seite bei Modlin der Bug (mit Narew), dann die Drewenz. Un-
terhalb Marienwerder theilt sich die Weichsel iu zwei Arme. Der rechte
heißt Nogat; der linke behält den Namen Weichsel, und theilt sich wie-
der in Weichsel und Altweichsel. Nur der westliche Arm mündet geradezu
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Extrahierte Personennamen: Jablunka
Extrahierte Ortsnamen: Europa Donau Jablunka Weichsel- Donau Hochgebirg Lemberg Karpathengebirgs Europas Europas Marienwerder Weichsel
Gebiet der Weichsel.
137
Weichselmündung bezwungen waren. Eine seltsame Brüderschaft von Edelleuten, halb
durch mönchische, halb durch ritterliche Gelübde zum Deutschen Orden verbunden,
stellte sich an die Spitze der Unternehmung und bekämpfte die Preußen. Mit dem
S chwerte wurde die Religion der Liebe herrschend gemacht. Die Preußen aber wehrten
sich tapfer und verfochten ihre Unabhängigkeit und ihren Götterdienst gegen so unge-
rechte und so unchristliche Angriffe. Ein halbes Jahrhundert dauerte der Kampf.
Mancher Preußenheld zeichnete sich aus, wie unter deu Deutschen ehemals Hermann
gegen die Römer und Wittekind gegen die Frauken. Vor allen preist mau die Helden«
thaten des Herkus Monte. Endlich als weit über die Hälfte des Volkes erschlagen,
der größte Theil des Landes verwüstet und vom Ordensmeister milde Behandlung zu-
gesichert war, unterwarfen sie sich der Uebermacht im Jahre 1283. Dies diente nach-
mals zum Heil. In verwüstete und noch unbebaute Striche rief man deutsche An-
Pflanzer, nicht als Leibeigene, sondern als freie Bauern. Auch Städte begann man
zu bauen und verlieh deutschen Handwerkern und Kaufleuten, die sich darin niederließen,
gute bürgerliche Rechte, wie man sie in Städten Deutschlands besaß. Da blüheten
Thorn, Cnlm, Danzig, Marienburg, Elbing, Königsberg u. a. auf? durch das gauze
Land hörte man deutsch reden, und die Sprache der Eingeborneu erstarb allmählich.
So ist das Preußenland ein deutsches geworden; doch finden sich noch immer, inselartig,
stark vertretene Reste polnischer (Masuren) und littauischer Bevölkerung, die im allge-
meinen auf viel niedrigerer Bildungsstufe stehen, als die deutschen Bewohner des
Landes.
Es fügte sich auch, daß im 16. Jahrhundert der Brandenburger Markgraf Alb-
recht zum Hochmeister gewählt und zum erblichen Herzog von Preußen gemacht wurde.
Da hörte die Regierung des Ordens auf; und 1701 verwandelte der Brandenburger
Kurfürst Friedrich das Herzogthum Preußen in ein Königreich.
b. Eigentümlichkeiten des Landes. Der preußische Laudrücken sondert
das Küstengebiet von dem Innern des Landes. Thnrmberg, Hasenberg und
Goldapper sind oben S. 92 schon erwähnt. Gehügel ist auch hie und da im Fisch-
hauseuschen Kreise des Samlandes (zwischen frischem und kurischem Haff) unweit
Kumehnen nicht unbeträchtlich (Galtgarbenberg 164 ra.). Der Boden hat mit dem
polnischen viel Sand und Haide (also auch Bienenzucht), große Wälder und Brücher
gemein. Die Wälder und Haidestrecken hegen wie in Polen noch viele Wölfe, selbst
Bären schweifen oft aus Polen herüber, und das El enn, das vor Jahrhnnderten auch
im südlichen Deutschland hanste, findet sich noch in geschützten Exemplaren anf der
Kaporner Haide nahe der Nordküste des nach dem Flüßchen Frischiug genannten frischen
Haffs. Auch Seehunde gibt es an der preußischen Küste, wie an den Küsten der Nord-
sce. Prenßen unterscheidet sich aber von Polen besonders darin:
1) Es ist voller Landseen, deren man über 150 zählt; am bemerkenswertesten der
Mauer- und Spirding- und zwischen beiden der Löwentinsee (woran das be-
feftigte Lotzen in der „masurischen Schweiz"); der oberländische Kanal verbindet den
D rewenz- mit dem Drausensee bei Elbing. Das frische und das kurische Haff
liegen dicht an der Küste, nur durch Nehrungen vom Meere getrennt, in das sie un-
mittelbare Mündungen haben. Wie an der Niederelbe sind hier Marschgegenden von
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Hermann Friedrich Friedrich Hasenberg
Gebiet der Weichsel.
139
Niklas Kopernikus, großer Astronom und Mechaniker, der den Lauf der Planeten
um die Soune gelehrt. Er war gebürtig ans Thorn an der Weichsel (weshalb sich
auch die Polen, die eine Zeit lang diese Stadt besaßen, ihn zueignen), Sohn eines
Ehirurgs, und stndirte ebenfalls Arzneikunde, eh er der mathematischen Wissenschaft sich
ergab. Er starb 1543 zu Frauenburg am frischen Haff, 70 Jahr alt, da er eben
die Freude erlebt hatte, sein Bnch über die Bewegungen der Himmelskörper
(cle revolutionibus orbium coelestium) aus Nürnberg gedruckt zu erhalten. Von
seinen Kenntnissen der Mechanik zeugen die Reste einer Wasserleitung zu Frauenburg.
Vermittelst eines Dammes und Druckwerks führte er aus der 2 Stunden entfernten
Passarge Wasser auf einen Thurm; hier sammelte es sich in ein großes kupfernes
Becken und ward durch Röhreu uach der steileu Domhöhe und in die Häuser der Dom-
Herrn geleitet. — Immanuel Kaut. geb. zu Königsberg 1724 und ebendaselbst
1804 als Lehrer an der Universität gestorben, war einer der größten philosophischen
Denker; seine Lehren haben auf die Denk- und Handlungsweise des preußischen und
des deutschen Volkes einen unberechenbaren Einfluß ausgeübt. — I. Gottfr. Her-
der, geb. zu Mohrungen 1741, gest. zu Weimar 1803, ist ein herrliches Beispiel, wie
bedeutende Fähigkeiten sich durch Fleiß und Beharrlichkeit selbst in der dürftigsten Lage
entwickln. Sein Vater war zu arm, um den Sohn in die Schule schicken zu können;
und ebeu dieser Sohn gehörte nachmals zu den geistreichsten Männern des 18. Jahr-
Hunderts. — Ferner der originelle Denker Hamann, Humorist Hippel, Maler Chodo-
wiecki, Liedercompouist Reichard, Geschichtschreiber Archeuholz, die Weltumfegler Forster
(Vater und Sohn), der Satiriker I. Falk, die wunderlichen Dichter Z. Werner und
E. T- A Hoffmann, der Verfasser einer Reformationsgeschichte C. H. Bresler, und
der Sprachforscher Eberhard Graff, letzterer aus Elbiug, jeue mehrentheils aus Danzig
oder Königsberg.
c. Ortschaften: Thorn an der Weichsel, ehemals auch im Hanfebuud; in der
Johanniskirche ein Denkmal des Kopernikus, und vorin Rathhause sein neulich gefer-
tigtes Standbild. Graudeuz, Festung auf einer Anhöhe an der Weichsel. Marien-
bürg auf hohen Ufern an der Nogat; das alte schöne Schloß der Hochmeister des
deutschen Ordens ist jetzt wieder hergestellt. Da uz ig, starke Festung am westlichen
Arm der Weichsel mit Seehandel und 941500 E. In Neufahrwasser ist der Hafen,
und zu Hela au der Bai Putziger Wiek ein Lenchtthurm von 23 m. Höhe. Manche
Gebände dieser ehemaligen Hansestadt z. B. das Rathhaus, haben mittelalterliche Ban-
art. Besonders zeichnet sich die ehrwürdige Marienkirche aus; ihr Thurm hat 107
ihr Gewölb 32 m. Höhe, ihr Umfang 653, und Manches im Innern der Kirche ist
sehenswerth, vor allem das jüngste Gericht von Hans Memling aus Damm
bei Brügge gebürtig. Gemalt 1467, brachte es der Seeheld Paul Beneke 1474 nach
Danzig. Die Bürger besuchen gern das nahe 65 m. hohe belaubte Vorgebirge Adler-
Horst, und die waldige Gegend des Thurmbergs, wo an 2 Seen das Dorf Karthaus.
Danzig hat bedeuteude See- und Flußschiffahrt. Elbin g mit 31160 E. in frucht-
barer Korugegeud rechts der Nogat, treibt Seehandel mit preußischen und polnischen
Produkten; auf der No.-Seite erhebt sich waldige Höhe und gewährt weite Aussicht
über das frische Haff. Preußisch Ei lau iu Mitte Wegs zwischen Passarge und
Pregel, südlich von Königsberg, und Friedland weiter nordöstl. an der Alle, sind
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]