Zweite Keile:
Bon Hannover bis an die Wasserscheide zwischen
Weser und Elbe. Siehe Karte 1.
Erster Tag:
Die Leine bis an die Mündung in die Aller.
Von jetzt an durchwandern wir weitere Strecken über Berge und
Thäler, über Flüsse, Wiesen, Moore und Heideflächen bis an die
Grenzen unserer Provinz und noch darüber hinaus, sobald unser Weg
vorübergehend benachbarte Gebiete berührt.
Bei unseren Reisen nehmen wir die Flüsse als Wegweiser und
folgen von Hannover aus zuerst dem Laufe der Leine bis an die
Mündung in die Aller.
„Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
Den schickt er in die weite Welt,
Dem will er seine Wunder weisen,
In Berg und Strom, in Wald und Feld."
Unterwegs halten wir wie bei den vorigen Ausflügen Rundschau
im Lande, um zu beobachten, wie die Menschen jedem Boden seine
eigentümlichen Erzeugnisse abzugewinnen wissen: Hier legen sie Wiesen
an und dort Wälder, Ackerland und Gärten; hier stechen sie Torf
und an anderen Orten bohren sie nach Petroleum und Steinsalz, oder
sie fördern aus deu dunklen Bergwerken Erze und Steinkohlen an
das Tageslicht. Sie scheuen die harte Arbeit uicht; denn Arbeit
macht das Leben süß!
Unser erstes Interesse an der Leine wecken die Wiesen neben dem
Georgengarten und vor der Herrenhäuser Kunst, weil sie uns im
Sommer eiu anschauliches Bild von dem Leben und Treiben auf den
Marschwiesen geben; denn Pferde und Kühe bleiben hier vom Mai an
5 Monate lang Tag und Nacht im Freien.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni]]
Sechste Reise:
Das Gebiet der Mittel- und Unter-Ems.
Erster Tag:
Der Hümmling mit seiner Umgebung.
Die Ems entspringt an der Südseite des Teutoburger Waldes,
durchfließt den Dollart und mündet in die Nordsee zu beiden Seiten
der Insel Borkum als Oster- und Wester-Ems.
Nur die Mittel- und Unter-Ems gehören zur Provinz Hannover.
Das Gebiet der mittleren Ems ist Moorland, durchzogen von Sand-
rücken; an den Flüssen ziehen sich aber schmale Marschstreifen hin.
Aus den ärmeren Gegenden der Mittel-Ems wandern für die Sommer-
Zeit viele Männer, die in ihrer Heimat keine Arbeit finden, nach
Holland zu Torf- und Wiesenarbeiten.
An der Mittel-Ems liegt Lingen mit 4500 Einwohnern. Die
Stadt hatte stets als Übergangspunkt nach Holland eine große Be-
dentnng. Diesen Weg wählen auch die Hollandgänger, deren man
hier in einzelnen Jahren 25000 gezählt hat. In den letzten Jahren
hat die Zahl aber abgenommen, weil die Männer in ihrer eigenen
Heimat immer mehr Beschäftigung fanden.
Die trostloseste Gegend auf diefer Strecke ist der Hümmling, ein
fandiger, wüster Hügelzug. Vom Winde gepeitscht, wird hier an
manchen Stellen der weiße Sand, dichte Staubwolken bildend, in die
Luft getrieben und zu wandernden Dünen aufgehäuft, die man mit
vieler Mühe durch Strandhafer und Kiefern festzulegen fncht. Im
Kreise Hümmling wurde in neuerer Zeit, wie in dein Moore nördlich
von Diepholz, beim Torfgraben ein Bohlweg aufgefunden, welcher
ein Meter unter der Oberfläche des Moores liegt. Die Eichenbohlen
sind 7 cm dick und 21/2 m lang. Südlich vom Hümmling, eine halbe
Stunde von Meppen, dienen die öden Gegenden den Kruppschen
Kanonen als Probefeld für die Schießübungen. Lange, schmale Länder-
Wiermann, Heimatskunde. j
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Personennamen: Wiermann
Extrahierte Ortsnamen: Nordsee Borkum Wester-Ems Holland Lingen Holland Diepholz Meppen
51
b. i. Moorkolonie der Provinz Hannover. Nächst Emden ist Papen-
bürg der wichtigste Seehandelsplatz der Provinz Hannover. Vor
200 Jahren standen hier nur sieben armselige Hütten neben einer
alten verfallenen Burg, und jetzt hat der Ort Stadtrechte und besitzt
drei Kirchen. Torsstechen, Ackerbau, Viehzucht, Schiffahrt und Schiffs-
bau sind die Erwerbsquellen der Einwohner. Papenburg und auch
die übrigen Fehen liesern verhältnismäßig mehr Seelente als die
Küsten; denn schon in früher Jugendzeit lenken hier die Jungen die
Kähne und gewinnen dabei eine sichere Übung im Rudern und Segel-
stellen. Ju der Seemannsschule iu Papenburg erhalten sie dann die
weitere Ausbildung für die Seefahrt.
Dritter Tag:
Die H a s e.
Von der rechten Seite fließt die Hase, welche am Nordabhange
des Teutoburger Waldes entspringt, in die Eins. Wir gehen an
ihrem Ufer eine gute Strecke entlang und merken uns das Wissens-
werte der Reihe nach.
Nicht weit von der Quelle, in deu Wiesen bei dem Dorfe Ges-
mold, teilt sich der Hasefluß auffälliger Weise in zwei Arme, von
welchen der westliche den Namen Hase beibehält, der östliche aber
unter dem Namen Else in die Werre, einen Nebenfluß der Weser,
fließt. Es fehlt hier alfo die eigentliche Wasserscheide zwischen Weser
und Ems. Diese Gabelung würde einen noch großartigeren Eindruck
machen, wenn die beiden Flüsse, über welche ein guter Turner hinweg-
springen kann, größer und ihr Gesälle bedeutender wäre, aber merk-
würdig und sehenswert bleibt die Spaltung immerhin. Von Gesmold
folgen mir der Hase in nordwestlicher Richtung zunächst bis Osua-
brück durch ein drei Stunden langes, etwas sumpfiges Wiesenthal,
das am linken Ufer von den letzten Ansläuferu des Teutoburger
Waldes begrenzt wird und an der rechten Seite von den Vorbergen
des Wiehengebirges. Die Berge sind mit Laub- und Nadelwäldern
bewachsen und bergen Steinkohlen, Eisen und Sandstein.
Die Umgebung von Osnabrück zeichnet sich durch Naturschönheit
und Fruchtbarkeit aus. Da ist zuerst in nächster Nähe der Stadt
der mit geschmackvollen Anlagen geschmückte Gertrudenberg zu nennen,
von welchem wir die ganze Stadt mit ihren hohen Türmen und statt-
4.*
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
59
Und um mich klang es so froh und hehr
Und über mir tagt es so helle.
Und unten brauste das ferne Wehr
Und der Weser blitzende Welle.
Wie liebender Sang aus geliebtem Mund
So flüstert es rings durch die Bäume,
Und aus des Thales offenem Grund
Begrüßten mich nickende Träume."
Hier oben auf dem Klüt fjalten auch wir Rast unter dem
schattigen Laubdache eiuer alten Eiche oder Buche, und nickende Träume
begrüßen auch uns.
Da wird es lebendig in den Klöstern, Burgen und Thälern des
Wesergebietes, und wir sehen die gelehrten Mönche in einsamer Zelle
in Kunst und Wissenschaft sich vertiefen und andere mit sorgenschwerem
Angesichte sich rüsten zu weiter Reise, um als Glaubensboten fremde
wilde Länder aufzusuchen, von wo es vielleicht keine Wiederkehr giebt.
Zu ihnen gehörte Ansgar, der Apostel des Nordens.
Aus dem Burgen erproben die Ritter im Turniere gegenseitig Kraft
und Gewandtheit, oder sie erjagen in den unwegsamen Wäldern Bären
und Wölfe; aber zur Zeit des Faustrechtes etwa im Jahre 1250
reiten sie leider auch als gemeine Wegelagerer hinunter von ihren Burgen,
um die vorüberreisenden Kaufleute zu überfallen und zu berauben.
Die Bewohner der Thäler, die tapferen Sachsen mit den langen,
blonden Haaren, bekleidet mit dem über Kopf und Schulter geworfenen
Bären- oder Ochsenfelle, kämpfen in heißem Glaubenskampfe mit den
Franken, welche 772 unter Karl dem Großen ihre Eresbnrg an der
Diemel zerstört und ihre Jrmenfäule, diesen riesenhaften Baum, welcher
nach ihrem Glauben das Weltall trug, umgestürzt hatten.
Und wir sehen die Stadt Hameln zu unseren Füßen im Jahre
1284 von Ratten und Mäusen heimgesucht. Ein wunderlich aus-
sehender Abenteurer aus fernen Landen, mit der Hahnenfeder auf
dem Hute und der Querpfeife in der Tasche, erscheint als Netter in
der Not. Hohen Lohn versprechen ihm die hart geplagten Bürger
für die in Aussicht gestellte Befreiung von jenen unheimlichen Gästen,
und siegesgewiß bläst er auf feiner Querpfeife seltsame Melodieeu.
Da, o Wunder, versammeln sich alle Ratten und Mäuse um ihn,
und er führt den ganzen Haufen in die Weser dein sicheren Tode
entgegen. Aber weil die Bürger wortbrüchig ihm seinen Lohn ver-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk]]
Extrahierte Personennamen: Ansgar Apostel Karl_dem_Großen Karl
^chte Ncise:
Tie Leine.
Erster Tag:
Von der Quelle ins an die Rhumemündung.
Die Leine entspringt bei dein Dorfe Leinefelde auf den: „Oberen
Eichsfelde" in der Provinz Sachsen, und sie durchfließt darauf zunächst
das hannoversche „Untere Eichsfeld", das ist eine wellenförmige Gegend,
aus welcher wegen der dichten Bevölkerung häufig Musikanten und
Hausierer mit Holzwaren und Singvögeln zu uns kommen. Die
Umgebung von Duderstadt, dem Hauptorte des hannoverschen Eichs-
seldes, heißt wegen ihrer großen Fruchtbarkeit die „Goldene Mark".
Es wird bei Duderstadt viel Tabak gebaut, der aber bei den Kennern
in keinem guten Rufe steht. Die Stadt hat 4500 Einwohner.
Aus dem Eichsfelde fließt die Leine nach Südwesten; sie nimmt
dann aber bald die nördliche Richtung an, welche sie der Weser
gleich in ihrem ganzen Hauptlaufe beibehält.
In der Nähe von Reinhaufeu, drei Stunden südlich von Göttingen,
liegen auf zwei hohen Bergkuppen an dem engen Bremkerthale die
Burgtrümmer der beiden Gleichen, von welchen man nach Süden das
schön bewaldete Bremkerthal und nördlich das hiermit gleichlaufende,
etwas breitere Gartethal mit seinen fruchtbaren Äckern übersieht.
Nach diesen Burgen und Bergen ziehen bei gutem Wetter aus
Göttingen und den benachbarten Orten ganze Scharen von Natur-
freunden, welche hier an langen, ungehobelten Tischen oder auch im
weichen Grase und Moos ein Ruheplätzchen finden. Die Bergzüge,
welche sich nördlich an das Gartethal schließen, saßt man am rechten
Leineufer bis über Göttingen hinaus mit dem Namen „Göttinger
Wald" zusammen, und an der linken Seite heißen sie „Hoher Hagen".
Wiermann, Heimaiskunde.
5
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
11
Bei der Herrenhäuser Kunst, deren große Maschinen die Spring-
brunnen im Herrenhäuser Garten mit Leinewasser speisen, fahren wir
mit unserem Schiffe durch zwei Schleusen hindurch, welche vom Wasser
selber geschlossen werden, wie die Siele in den Deichen und die große
Schleuse in der Ems bei Emden.
Unterhalb der Kunst fließt die Leine durch fruchtbare Wiesen und
Äcker, die sich eine Stunde lang bis nach dem Kloster Marienwerder
ausdehnen. Hier gedenken wir der alten Mönche, wie sie bei fleißiger
Denkarbeit in ihrer Zelle sitzen, oder wie sie dem Landmanne An-
leitnng geben, seine Äcker fruchtbarer zu machen und seine Gärten zu
bepflanzen mit den ihm aus südlichen Ländern mitgebrachten Obst-
bäumen.
In der Nähe des Städtchens Neustadt ändert sich die Landschaft;
denn das ausgedehnte Neustädter Moor, welches neben dem Warm-
buchener Moore Hannover zum größten Teil mit Torf versorgt, zieht
sich stundenweit bis nach dein Steinhuder Meere hin.
An der unteren Leine endlich weiden auf den grasreichen Marsch-
wiesen, die man wegen ihres hohen Ertrages mit Recht den goldenen
Boden der Leine nennen kann, den ganzen Sommer hindurch zahlreiche
Pferde- und Rinderherden.
Prächtig ist so eine Herde Füllen anzuschauen: Einige rennen in
wildein Trabe über die grüne Fläche dahin, während andere ruhig
weiden; die durstigen eilen mit gehobenem Kopfe zur Tränke, aber die
gefättigten haben sich auf dem Anger gelagert und pflegen der Ruhe.
Aus die benachbarten Rinderweiden gehen die Mägde des Tages
dreimal zu den Kühen hinaus, um sie zu melken. Sie rufen die
weidenden Tiere mit Namen, streicheln dieselben, um sie zu beruhigen
und setzen sich dann auf einen kleinen Schemel darunter.
Zweiter Tag:
Die Aller von der Mündung der Leine bis an die
Oertzemündung.
Nun weiter auf unserm Wege aus der Aller stromaufwärts. Ihr
Ufer oberhalb der Leinemündung ist durchweg sandig, und Nadel-
wälder und Heide treten abwechselnd mit Wiesen und Ackerland nahe
an den Fluß heran, während unterhalb bei dem Städtchen Rethem a.d.a.
die guten Marschwiesen und gleichzeitig die Eindeichungen beginnen.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
31
Der Perlensucher geht bis über die Kuiee ins Wasser, fühlt nach
den Muscheln und wirft die gefundenen an das Ufer. Er muß aber
erst viele Muscheln öffnen, ehe er eine Perle findet. Die Perlen sollen
dadurch entstehen, daß die Schnecke etwaige, durch Insektenstiche ent-
standene Löcher in den Muscheln mit ihrem Speichel zuklebt.
Eine Stunde unterhalb der Hardauquelle liegt, umgeben von
wohlgepflegten Rieselwiesen, die eigentliche Heimat der Wiesenbauer,
das Dorf Suderburg, wo seit vielen Jahren eine gut besuchte
Wiesenbauschule besteht. Im Winter erhalten hier etwa 60 Schüler,
außer den: Unterrichte in den Fächern der landwirtschaftlichen Schulen,
Anleitung zur rechten Anlage und Behandlung von Berieselungswiesen,
und im Sommer gehen sie dann, sosern sie nicht Anerben von Bauern-
Höfen sind, unter Leitung älterer Wiesenbauer in die Fremde, um das
Gelernte praktisch zu verwerten.
Bei Snderbnrg, Hösseringen und in der Nähe von Unterlüß
können wir einen Blick thnn in die dortigen Kieselgruben, welche vor
langen Jahren, wie das die darin vorkommenden Abdrücke von Hechten
und Karpfen beweifen, Süßwasserteiche gewesen sind. Diese Teiche
sind nach und nach dadurch trocken gelegt, daß sich jahrelang Schichten
von kleinen Wasserpflanzen (Algen) mit kieselhaltigem Panzer aus alte
Schichten gelagert und schließlich das ganze Becken ausgefüllt haben.
Die Kieselerde wird benutzt als Putzpulver und zur Herstellung von
Dynamit.
Nun greifen wir wieder zum Wanderstabe und erreichen in zwei
Stunden das kleine, reinliche Städtchen Uelzen, inmitten von Wiesen,
Äckern und schattigen Laubwäldern an der Ilmenau gelegen. Gleich
Fallingbostel ist die Umgebung eine liebliche Oase der Lüneburger
Heide, welche Mithoff in seinem Werke „Kunstdenkmale im Fürstentum
Lüneburg" mit folgendem Verse beschreibt:
„Aus braunem Meer der Heide
Em Eiland taucht empor,
Auf ihm, wie im Geschmeide
Von Fluren, Wald und Weide,
Im Silberband der Auen
Gar lieblich anzuschauen,
Hebt Uelzen sich hervor."
Uelzen hat 8000 Einwohner, welche teils lebhaften Handel
treiben mit Flachs, Leinewand und den schon bei Celle, Walsrode
und Soltau genannten Erzeugnissen der Heide, audernteils aber auch
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
40
der südliche das Sietland (fiet = niedrig). Das Sietland hatte
früher viel von dem, aus den benachbarten Mooren kommenden Wasser
zu leiben, durch den Geeste-Kanal wird dieser Teil jetzt aber ent-
wässert.
Der Boden ist im Lande Hadeln leichter als in den zuletzt
geuannten Marschländern, und daher wird hier mehr Ackerbau ge-
trieben. Nebeu Roggen und Weizen baut man viel Raps. Die
Wohnungen liegen vereinzelt mitten im Felde, von Gräben umgeben
und von Eschen umschattet; oft siud sie aber auch unmittelbar hinter
die Deiche gebaut, so daß sie mit den Giebeln kaum darüber hinweg-
ragen. Das linke Elbufer ist vou Bleckede au eingedeicht. Die Deiche
sind Wälle mit steiler Innenwand und schräg abfallender Außenseite.
Das Binnenwasser wird mittels Schleusen, welche man Siele nennt,
durch die Deiche hindurchgelasseu. Diese uach außen im stumpfen
Winkel angelegten Siele öffnen sich durch deu Druck des abfließenden
Binnenwassers, werden aber zur Zeit der Flut durch das aufwärts
getriebeue Meer- und Flußwasser geschlossen.
Dritter Tag:
Die Mündung der (5lbe, das Land Wursten
und Osterstade.
An der Mündung der Elbe treffen wir wieder hmuburgsches
Gebiet. Der Hauptort ist Kux Häven mit 4500 Einwohnern, der
Endpunkt der Eisenbahn Harburg-Kuxhaveu. Vor der Elbmündung
liegt die kleiue hamburgsche Insel Neuwerk, welche durch ihren
Leuchtturm den Schiffern in der Dunkelheit den Weg zeigt. Außerdem
hat Hamburg an der Elbmündung mehrere Leuchtschiffe liegen. Diese
Leuchtschiffe sind vlumpe, schwere Fahrzeuge, die au deu gefährlichsten
Stellen fest veraukert werden. Am Tage siud sie keuutlich durch deu
roten Anstrich am Rumpfe des Schiffes und durch die an der Spitze
des Mastbaumes besestigteu schwarzen Körbe; aber in der Nacht zeigen
sie ein Blinkfeuer, welches allen Schiffern, die diese Straße sahren,
bekannt ist. Jedem Leuchtschiffe sind einige Rettungsboote beigegeben.
Es solgen nun weiter die hannoverschen Marschen: das Land
Wurste u an der Nordsee und die Ost erst ad er Marsch am Unter-
laufe der Weser.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
Fünfte Keile:
Tie Nordsee mit ihren Inseln und Meerbusen
und Ostsriesland. Siehe Karte 2.
Erster Tag:
Die Inseln.
Die Nordsee heißt int Sprichworte auch Mordsee, weil ihr in
Sturmeszeiten leider zahlreiche Schiffe zum Opfer sallen.
In der Nordsee liegen die Inseln Borkum, Juist, Norderney,
Baltrum, Langeoog, Spiekeroog und Waugeroog. Vou
diesen gehören die ersten sechs zu unserer Provinz Hannover, aber
Wangeroog zu Oldenburg.
Die sandigen, weit in das Meer hineinragenden Riffe kann man
die Kirchhöfe der Schiffe nennen, und unter ihnen ist das Borkumer
Riff das gefährlichste.
Um uns ein richtiges Bild von den Inseln machen zu können,
wollen wir die Insel Borkum eingehender beschreiben. Sie hat drei
Stunden iu der Länge und zwei Stunden in der Breite. Das Ost-
land ist durch das Meer vom Westlande nach und nach bis auf einen
schmalen, mit einem starken Deich versehenen Landstreifen getrennt
worden. Auf den: Ostlaude liegen vier Bauernhöfe, und hier befindet
sich auch die merkwürdige Vogelkolonie, in welcher etwa 30000 Möwen
und Seeschwalben ihre Nester haben. Im Frühlinge werden die
schmackhaften Eier gesammelt und verkauft; hernach aber läßt man in
jedem Neste drei Eier zum Ausbrüten liegen. Auf dem Westlande
wohnen die Badegäste in dem Dorfe Borkum (1000 Einwohner) und
dem Bauernhofe Upholm. Die großen Wiefen und vielen Äcker der
Insel gestatten den Bewohnern, sich etwa 100 Pferde und 200 Kühe
halten zu können, ein Vorzug vor den übrigen Inseln, welcher be-
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen]]
46
Zweiter Tag:
Die Meerbusen.
Der größere Teil des Dollarts ist in den Sturmfluten der
Jahre 1279—1287 entstanden. Die Stadt Torum und 50 blühende
Dörfer wurden später nach und nach durch die Macht der wild heran-
stürmenden Wogen von dem Festlande losgerissen, und der Tiam und
Echeflnß verschwanden gänzlich. Torum war aber noch 1507 ein
Gerichtssitz und hatte eiue eigene Münze.
Im Lause der Zeit haben die Menschen durch starke Dämme dem
Meere 2/3 des verloren gegangenen Landes wieder abgewonnen, und
durch beständig neu anzulegende Eindeichungen wird das Dollartbecken
vielleicht einmal ganz verschwinden, um sruchtbaren Poldern Platz zu
machen.
Gleichzeitig mit dem Dollart entstand der Jadebusen. Auch
hier waren fruchtbare Landschaften, durchflössen von dem bis ans einen
kleinen Rest verschwundenen Jadeflusse. Im 13. Jahrhundert aber
wurden die ersten größeren Länderstrecken in den Fluten begraben,
und diesen solgten nach und nach mehrere Dörfer und Klöster, bis
der Jadebusen vor etwa 390 Jahren seine jetzige Gestalt bekam.
Rings um den Jadebusen ist Oldenburger Gebiet; aber die Stadt
Wilhelmshaven mit 16000 Einwohnern gehört zu unserer Provinz,
und unmittelbar an der Stadt liegt der, 1869 eröffnete Kriegshasen
für die deutsche Flotte. Tie eigentlichen Hasenbauteu, 1860 begonnen
und 1869 durch Köuig Wilhelm feierlich eröffnet, sind unter großen
Schwierigkeiten angelegt; denn der Untergrund mußte erst durch Ein-
rammen von Pfählen fest gemacht werden.
Die Hafeneinfahrt ist 220 rn lang und 93 rn breit. Dann solgt
nach der Öffnung einer Schleuse der eben so lange und noch breitere
Vorhasen, aus welchem die Schiffe durch eine zweite Schleuse in den
1130 rn langen und 84 rn breiten Kanal gelangen, an dessen Nordseite
der Ausrüstungshasen liegt. Daraus erst solgt der eigentliche Kriegs-
Hasen 360 rn lang und 280 rn breit. Südlich von diesen Hasenbauten
liegt der Handelshasen, in welchen man aber von der Jade ans durch
eine besondere Einfahrt gelangt.
Neben diesen Hafenanlagen ist in kurzer Zeit die Stadt Wilhelms-
Häven entstanden. Nach der Landseite wird der Hafen beschützt durch
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]