Preußen, Pommern, Mecklenburg in sich gegliedert durch die
parallelen Durchbrüche der Weichsel und Oder und durch deren
und des Pregel und Niemen breite und fette Niederungen. Die
bedeutendste Entwicklung im deutschen Ordenslande*).
Sein Vorland an der Straße von Marienburg nach Königs-
berg und von da über Tilsit nach Livland reicher geschicht-
licher Boden, im Inneren noch nicht ausgeglichene Gegensätze der
Kultur zwischen den deutschen Städten und der lettischen und
slavischen (masurischeu) Landbevölkerung; ähnlicher Gegensatz an
der Grenze Pommerns (Kassuben) und Westpreußens, eine Nach-
Wirkung des der deutsch-evangelischen Kultur feindlich entgegen-
getretenen Thorner Friedens. Das übrige Küstenland vollständig
germanisiert.**) Im insularen***) Holstein und Schleswig
(Stecknitzkanal, Eiderkanal, Isthmus zwischen Schleswig und
Tondern, Dannewirk) begleitet die Seeplatte oft mit lieblichen
Waldlandschaften die Ostküste, dahinter die Geest, auf ihr die
Verbindung nach dem N., westlich zur Nordseeküste friesisches
Marschland bis Ditmarschen. Der Zusammenhang mit der
offenen Nordsee durch die Batten gehemmt, der Nordseehafeu
Altona neben Hamburg; der Schwerpunkt des Landes an
der den nahen dänischen Inseln ähnlichen Ostseeküste. Der durch
die Dynastie geförderte langdauernde Zusammenhang mit Däne-
mark durch Preußen gelöst. Stammland dieser Dynastie, die
auch in Rußland und Griechenland (eine Zeitlang auch in Schwe-
*) Die Bewohner des polnischen Sumpflandes kannten und nützten die
günstige Lage und Beschaffenheit ihres Mündungslandes Preußen nicht;
deutsche christliche Ritterschaft im Bunde mit den Seestädten zogen es in
das Bereich deutscher Kultur. Nach langer Störung durch die Polnische
Herrschaft wurde diese Aufgabe durch die Hohenzolleru wieder aufgenom-
men und auf das Hinterland ausgedehnt. Anfiedlung der evangelischen
Salzburger in Ostpreußen durch Friedr. Wilh. I., Kultur des Netzedistricts
durch Friedrich d. Gr.
**) Die den Littanern verwandten, den Reußen anwohnenden Preußen
haben durch ihren ruhmvollen Widerstand ihren Namen verewigt; auch das
treue deutsche Pommerland ist stolz'auf seinen Namen (am Meere); Meck-
lenbnrg hat Slavisches in dem Dienstverhältniß der Landbevölkerung bewahrt,
Wagrien (östliches Holstein) selbst den Namen Stargard in Oldenburg über-
setzt. Ratzeburg-Ratibor.
***) Daher zum Theil der Partikularismus der Bewohner. Die Knicks
Erinnerungen an altsächsische Abgeschlossenheit. Altsächsisches auch im
Bau der Bauernhäuser, die wie in Westfalen auch das Vieh unter ihrem
Dache bergen: engste Concentration des freien Besitzes (weit verschieden
von den Wohnungen der slavischen Bauern).
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Mittel-Amerika.
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Dezember und Januar vereinzelte Schneefälle auf ihren Gipfeln zeigen. An der
Westküste ist nnr ein schmaler Küstensaum. — Nur an der flachen Ostküste, wo sich
Sümpfe bilden, ist das Klima ungesund, doch schon auf einer Erhebung vou 700 m.
dem Europäer zuträglich, wofern er sich vou Unmäßigkeit fern hält. Es lebt sich dort
leicht, da an Pisang, Manioc, Bataten, und anf den Höhen an Mais und Bergreis
kein Mangel ist, und das Vieh Jahr aus Jahr ein in den Wäldern keine Stallung
und keine Fütterung bedarf. Der meist vulkanische und im Durchschnitt bis zu 2400 m.
sich erhebende Boden begünstigt die mauchfaltigste Vegetation. In einer Höhe von
mehr als 2000 m. europäisches Getreide, weiter abwärts Orangen, Limoneu, Guaven,
Ananas, Indigo, Baumwolle, Kaffee, Kakao, Kokos, Nelkcnpfeffer :c. Die oft undnrch-
dringlichen Wälder liefern Vanille, Gummi, Balsame und andere Arzneien und vor-
zügliches Holz für Schreiner und Färber sowohl als für den Schiffsbau. Das Land
ist also gesegnet; aber gerade der Umstand, daß die Natur soviel bietet, mag ein Haupt-
grnnd des elenden Znstaudes sein, in welchem die Bevölkerung vegetirt. Denn die
Kräfte des Menschen entwickeln sich nur dnrch Uebnng; diese aber setzt einen Wider-
stand voraus, und wo dieser fehlt, fehlen gleichzeitig Thätigkeit und Energie. Schon
die spanische Herrschaft hat das Land wenig benützt; jetzt zählt es auf 8200 Q--M.
(also nahezu dem Flächeninhalt des Deutschen Reiches) nur 2*/2 Mill. Bew., wovon
im allgemeinen höchstens der 4. Theil aus Weißen besteht, die übrigen sind allzumal
indianische Rasse oder Mischlinge; Neger sieht man sehr wenige, auch ist hier wie in
Mexico die Sklaverei abgeschafft. In der Mehrzahl dieser Staaten ist ungemessene
Priesterherrschaft und Unwissenheit im Volke; doch lobt man die Sitten der sogenannten
civilisirten Indianer, die man (gegenüber den Bravos oder Barbaros) hier nicht wie
in Mexico Fideles, sondern Ladinos heißt. Ackerbau und Viehzucht befinden sich noch
auf der Stufe der Kindheit; die Industrie ist in den Händen der nicht einmal durchweg
Häuser, sondern zum großen Theil nur Strohhütten bauenden halbnackten Indianer
und beschränkt sich auf das Verfertigen von groben Wollen- und Baumwollenstoffen,
von ordinären Thongefäßen, von Strohdecken, Matten ?c. Der Handel mit Natur-
Produkten (unter deueu man den Kaffee Costaricas, die Cochenille bei Alt-Gnatemala.
den Kakao Nicaraguas und Costaricas und den Indigo von Salvador vorzieht) hat
sich etwas gehoben.
Was die Staatszustände betrifft, so wurde auch hier die (1821) errungene Frei-
heit durch fortdauernde blutige Revolutionen und politische Mordthaten geschändet und
finden staatliche Umwälzungen so häufig statt wie Erdbeben und vulkanische Ausbrüche.
Zuerst hielt das ehemalige Geueralkapitauat Guatemala mit Mexico zu-
sammeu, 1823 errichtete man nach dem Muster der nordamerikanischen Union einen
Bund von Freistaaten, jeder mit eigner Regierung, und St. Salvador, keinem der
Staaten augehörig, ward Congreßstadt. Allein auch hier, wie in Mexico, blieben
Zerwürfnisse nicht aus, und von solcher Dauer, daß der Bund zuletzt (1833), unter
offenem Bürgerkrieg, auseinanderfiel; seitdem bestehen, in fortwährenden Revolutionen
ihre Kräfte erschöpfend, folgende 5 unabhängigen Republiken:
1) Guatemala (1s00 O.-M, 1,194000 Bew.) Orte: Nen-Guatemala mit
40000 E.; 4 Meilen von Nen-Guatemala nahe dem hohen Vulkan Agna in nnver-
gleichlich herrlicher Landschaft liegt das im Jahr 1773 durch ein Erdbeben fast ganz
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