Gebiet der Weichsel.
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Niklas Kopernikus, großer Astronom und Mechaniker, der den Lauf der Planeten
um die Soune gelehrt. Er war gebürtig ans Thorn an der Weichsel (weshalb sich
auch die Polen, die eine Zeit lang diese Stadt besaßen, ihn zueignen), Sohn eines
Ehirurgs, und stndirte ebenfalls Arzneikunde, eh er der mathematischen Wissenschaft sich
ergab. Er starb 1543 zu Frauenburg am frischen Haff, 70 Jahr alt, da er eben
die Freude erlebt hatte, sein Bnch über die Bewegungen der Himmelskörper
(cle revolutionibus orbium coelestium) aus Nürnberg gedruckt zu erhalten. Von
seinen Kenntnissen der Mechanik zeugen die Reste einer Wasserleitung zu Frauenburg.
Vermittelst eines Dammes und Druckwerks führte er aus der 2 Stunden entfernten
Passarge Wasser auf einen Thurm; hier sammelte es sich in ein großes kupfernes
Becken und ward durch Röhreu uach der steileu Domhöhe und in die Häuser der Dom-
Herrn geleitet. — Immanuel Kaut. geb. zu Königsberg 1724 und ebendaselbst
1804 als Lehrer an der Universität gestorben, war einer der größten philosophischen
Denker; seine Lehren haben auf die Denk- und Handlungsweise des preußischen und
des deutschen Volkes einen unberechenbaren Einfluß ausgeübt. — I. Gottfr. Her-
der, geb. zu Mohrungen 1741, gest. zu Weimar 1803, ist ein herrliches Beispiel, wie
bedeutende Fähigkeiten sich durch Fleiß und Beharrlichkeit selbst in der dürftigsten Lage
entwickln. Sein Vater war zu arm, um den Sohn in die Schule schicken zu können;
und ebeu dieser Sohn gehörte nachmals zu den geistreichsten Männern des 18. Jahr-
Hunderts. — Ferner der originelle Denker Hamann, Humorist Hippel, Maler Chodo-
wiecki, Liedercompouist Reichard, Geschichtschreiber Archeuholz, die Weltumfegler Forster
(Vater und Sohn), der Satiriker I. Falk, die wunderlichen Dichter Z. Werner und
E. T- A Hoffmann, der Verfasser einer Reformationsgeschichte C. H. Bresler, und
der Sprachforscher Eberhard Graff, letzterer aus Elbiug, jeue mehrentheils aus Danzig
oder Königsberg.
c. Ortschaften: Thorn an der Weichsel, ehemals auch im Hanfebuud; in der
Johanniskirche ein Denkmal des Kopernikus, und vorin Rathhause sein neulich gefer-
tigtes Standbild. Graudeuz, Festung auf einer Anhöhe an der Weichsel. Marien-
bürg auf hohen Ufern an der Nogat; das alte schöne Schloß der Hochmeister des
deutschen Ordens ist jetzt wieder hergestellt. Da uz ig, starke Festung am westlichen
Arm der Weichsel mit Seehandel und 941500 E. In Neufahrwasser ist der Hafen,
und zu Hela au der Bai Putziger Wiek ein Lenchtthurm von 23 m. Höhe. Manche
Gebände dieser ehemaligen Hansestadt z. B. das Rathhaus, haben mittelalterliche Ban-
art. Besonders zeichnet sich die ehrwürdige Marienkirche aus; ihr Thurm hat 107
ihr Gewölb 32 m. Höhe, ihr Umfang 653, und Manches im Innern der Kirche ist
sehenswerth, vor allem das jüngste Gericht von Hans Memling aus Damm
bei Brügge gebürtig. Gemalt 1467, brachte es der Seeheld Paul Beneke 1474 nach
Danzig. Die Bürger besuchen gern das nahe 65 m. hohe belaubte Vorgebirge Adler-
Horst, und die waldige Gegend des Thurmbergs, wo an 2 Seen das Dorf Karthaus.
Danzig hat bedeuteude See- und Flußschiffahrt. Elbin g mit 31160 E. in frucht-
barer Korugegeud rechts der Nogat, treibt Seehandel mit preußischen und polnischen
Produkten; auf der No.-Seite erhebt sich waldige Höhe und gewährt weite Aussicht
über das frische Haff. Preußisch Ei lau iu Mitte Wegs zwischen Passarge und
Pregel, südlich von Königsberg, und Friedland weiter nordöstl. an der Alle, sind
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Gegenüber jenfeit der Niederung endet plötzlich der südliche Berg-
zug, und wenn man im Sommer die bewachsenen Höhen und im
Winter die schneeige Bergkette betrachtet, so könnten sie für die
Ausläufer irgend eines nahen Gebirges gelten. Die Oder scheint
aber mit dem Abschiede jener Thalränder sich erst vollständig frei
zu fühlen, indem sie ihre reichen Wasserschätze zur Bildung des
Dammschen Sees, des Papenwassers und des Haffes
ausströmt.
Das reichste Rundgemälde gewährt Stettin von der Ostseite.
Hat man die Vorsestuug Damm hinter sich, und beginnt die Sonne
am Abend das große Wiesenthal mit dem See, die gegenüber-
liegenden Häusergruppen der Stadt, die Jakobikirche und das Schloß
zu vergolden, dann erscheint Stettin in seinem schönsten Anzüge.
Viele Brücken und bedeutende Aufschüttungen beweisen, daß der
Zugang zur Stadt von dieser Seite der schwierigste ist, jedoch hat
der Straßenbau zwei Dämme uebeu einander durch das Bruch
glücklich geführt, und die Lokomotive fährt bereits zwanzig Jahre
über diese künstliche Anlage. Hoch- und Stauwasser überfluthen
nicht selten im Frühjahre die Steinwege und sperren dann die
Verbindung.
Stettin gilt auch als Eingangsthor für die nordischen Reiche
nach Deutschland, und wenn der Reisende von Kopenhagen, Stock-
Holm oder Petersburg auf dem Dampfschiffe sich nähert, so wachsen
die gewerblichen Anlagen in der Nähe der Stadt; am User erblickt
man hinziehende Flöße, die großen Fabrikschornsteine mit ihren
stattlichen Gebäuden mehren sich, Schiffswerfte erscheinen und
über die grünen Wälle hinweg blickt von seiner Höhe das Schloß
herunter, in welchem einst die pommerschen Herzoge das Land
regierten.
Die Stadt zieht sich an den beiden Seiten der Oder hin; vier
Schisfbrücken verbinden die beiden User. Der zwischen ihnen ruhig
und sanft dahinfließende Strom ist die Lebensader der Stadt. Das
Zufrieren der Oder ist ein Trauertag für viele Familien, während
freies Wasser mehr ein Festtag ist, welcher die Kaufleute, Makler,
Schiffer und Träger mit frischem Lebensmuthe erfüllt.
Der alte Hafen reichte früher vom Ober- bis zum Unterbaume.
Beide Bäume bezeichneten das Gebiet der städtischen Niederlags-
gerechtigkeit, waren aber später Schlagbäume der Steuerbehörde,
und öffneten sich des Nachts nur mit besonderer Erlaubuiß. Vier
Brücken mit Zugklappen scheiden die Theile des Hafens. Ober-
halb der neuen Brücke liegen die Oderkähne mit ihren hohen Schnä-
beln, während der Abschnitt des Hafens von der langen zur Baum-
brücke mit den großen Speichern an der Lastadie zum Aus- und
Einladen für die großen Schraubendampfer und Seeschisse dient.
Unterhalb der Baumbrücke liegen die Dampfer für Reisende mit
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Extrahierte Personennamen: Holm
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Kopenhagen Petersburg Niederlags-
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
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beiden Seiten der Oder. Sie ist eine starke Festung. Ihre engen
Straßen gehen bergauf und bergab. Der bedeutende Handel, welcher
von hier aus getrieben wird, macht die Stadt sehr belebt. Die Oder,
die bis Stettin sogar mit Seeschiffen befahren wird, fließt von da
ab am Fuße lieblicher Hügelreihen in das Papenwasser und sodann
in das zehn Meilen breite Haff; endlich ergießt sie sich in den drei
Armen, Peene, Swine und Divenow, zwischen denen die Inseln
Usedom und Wollin liegen, in die Ostsee. An der Swine ist
die Stadt Swinemünde von Friedrich Ii. erbaut worden.
32. Berlin.
Berlin, die Hauptstadt des preußischen Staates und erste könig-
liche Residenz, ist eine der schönsten Städte von ganz Europa. Nur
von London und Paris wird sie an Bewohnerzahl übertroffen; sie
ist gegenwärtig mit ihren 828,418 Einwohnern die volkreichste Stadt
Deutschlands. Ihr Umfang beträgt fast drei Meilen, ihre größte
Ausdehnung von Südost nach Nordwest etwa halb so viel. Sie
wird von der für kleinere Fahrzeuge schiffbaren Spree in mehrfachen
Krümmungen durchflössen und in zwei ziemlich gleiche Hälften ge-
rhetft. — Unter allen Gebäuden verdient vorzüglich das vor ändert-
Halbhundert Jahren vom ersten preußischen Könige mitten in der
Stadt dicht an der Spree erbaute große königliche Schloß ge-
nannt zu werden, ein über 30 Meter hohes, prachtvolles, in der
neuesten Zeit mit einer Kuppel über der Schloßkapelle versehenes
Bauwerk, das ein längliches Viereck bildet, und innerhalb zwei
große und zwei kleine Höfe einschließt. Fünf hohe Portale führen
in das Innere, welches große Prachtsäle, fürstliche Wohnungen, die
Schatzkammer und eine Gemäldegallerie enthält. Drei große Wasser-
behälter unter dem Dache enthalten beständig für alle Fälle der
Feuersgefahr ein paar tausend Tonnen Wasser, welche durch eine
Wasserdruck-Maschine emporgehoben und im ganzen Schlöffe ver-
theilt werden können. Auf der Lustgartenseite zieht sich eine neu
angelegte Terrasse hin, mit zwei erzenen kolossalen Pferdebändigern
am Thoreingange, einem Geschenke des russischen Kaisers Nikolaus.
Zu den schönsten öffentlichen Plätzen gehört besonders der Lust-
garten, welcher vom königlichen Schlosse und dem Museum, der
alten Börse, dem Dom, dem Zeughause und der Schloßbrücke um-
geben wird. Eine große geschliffene Granitschale aus einem einzeln
in der Mark aufgefundenen Granitblocke und ein mittelst Dampf-
kraft getriebener Springbrunnen zieren ihn. In der Mitte des
Lustgartens, zwischen dem königlichen Schlosse und dem Museum,
erhebt sich das gewaltige Reiterstandbild des Königs Friedrich
Wilhelm Iii., welches im Jahre 1871 enthüllt wurde. — Dem
Schlöffe gegenüber erhebt sich auf der andern Seite des Lustgartens
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Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Stettin Wollin Berlin Berlin Europa London Paris Deutschlands Nordwest Nikolaus