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Waldgürtel begrenzt, aber nirgends traten die Wälder bis ans Strombett
vor. Breite, beständig der Sonnenglut ausgesetzte Ufer, kahl und dürr wie
der Meeresstrand, glichen infolge der Luftspiegelung von weitem Lachen
stehenden Wassers. Diese sandichten Ufer verwischten vielmehr die Grenzen
des Stromes, statt sie für das Auge festzustellen; nach dem wechselnden
Spiel der Strahlenbrechung rückten die Ufer bald nahe heran, bald wieder
weit weg. Diese zerstreuten Laudschaftszüge, dieses Gepräge von Einsamkeit
und Großartigkeit kennzeichnen den Lauf des Orinoco, eines der gewaltigsten
Ströme der Neuen Welt.
(•3. Schildkröten.) Wenn man bedenkt, wie schwer der reisende
Naturforscher den Körper der Schildkröte herausbringt, wenn er Rücken-
und Brustschild nicht trennen will, so kann man die Gewandtheit des Tigers
nicht genug bewundern, der mit seiner Tatze den Doppelschild des Arran
leert, als wären die Ansätze der Muskeln mit einem chirurgischen Jnstrn-
mente losgetrennt. Der Tiger verfolgt die Schildkröte sogar ins Wasser,
wenn dieses nicht sehr tief ist. Er gräbt auch die Eier aus und ist neben
dem Krokodil, den Reihern und dem Galliuazogeier der furchtbarste Feind
der frisch ausgeschlüpften Schildkröten. Im verflossenen Jahr wurde die
Insel Pararuma während der Eierernte von so vielen Krokodilen heim-
gesucht, daß die Indianer in einer einzigen Nacht ihrer achtzehn, 12—15
Fuß lange, mit hakenförmigen Eisen und Seekuhfleisch daran, singen. Außer
den eben erwähnten Waldtieren tun auch die wilden Indianer der Olbereituug
bedeutenden Eintrag. Sobald die ersten kleinen Regenschauer, von ihnen
„Schildkrötenregen" genannt, sich einstellen, ziehen sie an die Ufer des Ori-
noco und töten mit vergifteten Pfeilen die Schildkröten, die mit empor-
gerecktem Kopf und ansgestreckten Tatzen sich sonnen.
(4. Am Casiqniare.) Am 14. Mai. Die Moskitos und mehr noch
die Ameisen jagten uns vor zwei Uhr in der Nacht vom Ufer. Wir hatten
bisher geglaubt, die letzteren kriechen nicht an den Stricken der Hängematten
hinauf; ob dies nun aber unbegründet ist, oder ob die Ameisen aus den
Banmgipfeln auf uns herabfielen, wir hatten vollauf zu tun, uns dieser
lästigen Insekten zu entledigen. Je weiter wir fuhren, desto schmaler wurde
der Fluß, und die Ufer waren so sumpficht, daß Bonpland sich nur mit
großer Mühe an den Fuß einer mit großen purpurroten Blüten bedeckten
Carolinea princeps durcharbeiten konnte. Dieser Baum ist die herrlichste
Zierde der Wälder hier und am Rio Negro. Wir untersuchten mehrmals
am Tage die Temperatur des Casiqniare. Das Wasser zeigte an der Ober-
fläche nur 24° (in der Luft stand der Thermometer auf 25,6°), also un-
gefähr so viel als der Rio Negro, aber 4—5° weniger als der Orinoco.
Nachdem wir westwärts die Mündung des Calo Eaterico, der schwarzes,
ungemein durchsichtiges Wasser hat, hiuter uns gelassen, verließen wir das
Flußbett und landeten an einer Insel, auf der die Mission Vasiva liegt.
Der See, der die Mission umgibt, ist eine Meile breit und hängt dnrch
drei Kanäle mit dem Easiquiare zusammen. Das Land umher ist sehr
sumpficht und fiebererzeugend. Der See, dessen Wasser bei durchgehendem
Lichte gelb ist, trocknet in der heißen Jahreszeit aus, und dann können es
selbst die Indianer in den Miasmen, welche sich aus dem Schlamm ent-
wickeln, nicht aushalten. Daß gar kein Wind weht, trägt viel dazu bei,
daß diese Landstriche so ungemein ungesund sind.
Marquardt, Quellenlesebuch. 4
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zeit riesige Eisabschmelzungsgewässer, ein mächtiges Gletschertor, dessen
Gewässer dies Tal gruben und die ganze Höhe tief durchsägten. Damals
waren alle fünf Seen ein einziger e>ee, wie auch das weite Waldwiesental
am „Klappergraben". Der siebente ist der heute fast zugewachsene, neben
Klaushagen gelegene Pröfsiufee (139 m). Dies war das erste große Klär-
decken der zu Tale eilenden Drage, die die weiteren Sinkstoffe im Sareben-
und Dratzigfee ablagert und damit den Oberlauf beendet. Sie hat gleich-
zeitig die pommersche Seenspalte erreicht, die im Kreise Neustettin am
schärfsten ausgeprägt ist; sie liegt 12 bis 15 km vom großen Steinzuge
der Landrückenhöhe entfernt. Der Pielburger-, Rackower-, Lubower-,
Kämmerer-, Zicker-, Sareben- und Dratzigfee liegen in diesem tiefen Tal-
znge; ihre Wasserspiegel bildeten zur Eiszeit einen einzigen, zusammeu-
hängenden, etwa 50 km langen See.
Es ist eine Freude, an den Ufern dieser Seen zu wandern, deren tiefe
Regenschluchten zu durchstreifen und die reiche Tier- und Pflanzenwelt zu
beobachten. Da wechseln die Bilder in rascher Folge.
Wenn man von einem hohen Pnnkte die Nordwest- und Nordabdachung
der Pommerschen Schweiz überblickt, fällt sofort die eigenartige Kolonie-
landfchaft hier auf. Hier gibts keine zusammenhängende Dörfer; jeder
wohnt auf seinem Grund und Boden. Jedes Gehöft liegt einzeln im Grün
versteckt. Vom früher hier sich befiudeudeu Walde hat der Kolonist vor-
sichtigerweise einen Teil bei seiner Hoflage zum Schutze und eigenen Nutzen
stehen lassen. Dieser Park schützt ihn vor den rauhen Nordwest- und Nord-
stürmen, während an der Südseite sich die Obstgärten besinden. Aus diesem
freundlichen Grün lugen die neuen roten Ziegel- und Zementziegeldächer
der Koloniedörfer Alt- und Neu Liepeufier, Bramftädt, Alt- und Neu Hütten,
Alt- und Neu Sanskow, Vorbrnch, Seeligsfelde, Klockow und Gauerkow,
die sämtlich auf diesem fruchtbaren, aber rauhen Hochplateall von 207 bis
180 m Meereshöhe liegen, hervor. Das nahe, tiefgelegene Polzin (84 m)
wird durch den hier beginnenden Polziner Stadtwald verdeckt und versteckt.
Carl Fr. Kohlhoff-Bärwalde.
Viii. Danzig.
(„Stätten der Kultur." Eine Sammlung künstlerisch ausgestatteter Städte-
Monographien [25 Bände in einer Prachtausgabe vereinigt 100 Mark, Einzelpreis geh.
3 Mark, geb. 4 Mar!]. Herausgegeben von Dr. Georg Biermann. Band 6 „Dan-
zig" von August Grisebach, mit Zeichnungen von Paul Renner. Verlag von Klink-
Hardt & Biermann, Leipzig. 89 Seiten und Bilderanhang. S. 1—5, 8—9, 26—29, 44—45.)
(1. Stadtbild.) Die tiefe Ebene, in der Danzig liegt, begrenzt im
Westen ein Höhenzug, der in fausten Hängen sich nach Norden erstreckt, in
den Wäldern von Oliva untertaucht, an die Küste herantritt und im Nord-
osten die See umzieht. Gegenüber diesem anmutig bewegten Zuge, dessen
Täler freundlich sind wie in Thüringen, dehnt sich im Südosten weithin
die Niederung, der Danziger Werder, so flach, als habe das Wasser erst
eben die Wiesenpläne verlassen und könne jeden Augenblick sie.wieder besitzen.
Magere, vom Wind zerzauste Bäume bezeichnen die Straßen, stattliche Gehöfte
mit roten Dächern leuchten herüber, die Wohnsitze jener reichen Bauern, die
sich noch im 18. Jahrhundert von ihren Dienstleuten mit „hochgeehrt"
anreden ließen. Besonders zahlreich sind die Siedlungen an dem breiten
Strom der Weichsel, der von Osten her durch die Niederung herankommt.
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Extrahierte Personennamen: Carl_Fr Georg_Biermann August Grisebach Paul_Renner
Frühling, Duft und Sonnenschein; aber man übereile sich nicht. Dieser
Name hat mit dem Lenz nichts gemein; er ist einfach eine Verstümmelung
des altpreußischen Lansania. So ist es in nnserm Preußeulaude mit
vielen alten Namen gegangen. Braunsberg hängt weder mit braun noch
mit dem Namen des Bischofs Brun zusammen; denn es ist ans Brüse-
bergun entstanden. Heiligenbeil bedeutet heiliger Berg (pile, peil — Berg,
Burg). Mehlsack gar hat weder etwas mit Mehl noch mit einem Sack zu
tun und ist aus Malsekuce korrumpiert. — Steigt man von dieser Höhe gerade
herunter, so gelangt man durch die „heiligen Hallen", ein mit Buchen dicht
bewachsenes Tal, nach Panklau. Von hier ist es nach Cadinen nickt weit,
und vielleicht kehrt man dorthin zurück, um die gewaltige Eiche zu sehen,
welche im Innern hohl ist und viele Personen aufnimmt, auch durch eine
hölzerne Tür verschlossen werden kann. Vielleicht geht man auch gleich
weiter, und dann kommt man über Sukase, das wegen seines Obstes be-
rühmt ist, durch Täler und über Hügel ohne Ende nach Reimannsfelde.
Ich war recht müde, als ich mit Sonnenuntergang dort anlangte.
Wir hatten den ganzen Tag über eine fürchterliche Hitze (26° R) bei einem
glühenden Südwinde gehabt, und da wollte mir nicht weit von Reimanns-
felde die Geduld fast ausgehen. Da siel mir noch beizeiten ein, daß ich
vor zwei Jahren, als ich den Vesuv bestiegen, mir vorgenommen hatte, ich
wollte, wenn mir einmal etwas recht schwer würde, an diese schwerere Arbeit
denken. Das gab mir neuen Mut. Am folgenden Morgen waren ohnehin
alle Beschwerden vergessen.
X. Die Kurische Mehrung.
(„Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde", im Auftrag der
Zentralkommission für wissenschaftliche Landeskunde von Deutschland herausgegeben von
Dr. A. Kirchhoff, Professor der Erdkunde an der Universität zu Halle. Dritter Band.
Stuttgart, Verlag von I. Engelhorn, 1889. Heft 4 „Die Kurische Nehrung und
ihre Bewohner" von Dr. Adalbert Bezzenberger, Professor an der Universität zu
Königsberg i. Pr. Mit einer Karte und acht Textillustrationen. 476 Seiten, Iii. Band
= 21,60 Mark, Heft 4 = 7,50 Mark. S. 171—172, 231, 238-240, 279-282.)
(1. Aufbau.) Flach wie die Knrische Nehrung anfangs ist, bleibt sie
dies bis etwa eine Meile jenseits Sarkau. Alsdann aber beginnen — etwa
da, wo die Sarkauer Plantage aufhört — hohe Dünen und erstrecken sich,
anhebend mit den „weißen Bergen", in fast ununterbrochener Kette bis nicht
ganz 112 Meile vor dem nördlichen Ende der Nehruug. Sie sind selten
uuter 100, vielfach beinahe 200 Fuß hoch und steigen von der See her im
allgemeinen allmählich (unter 5—10° Steigung) auf, während ^sie nach
Osten zu oft überraschend steil abstürzen (vgl. Berendt, Geol. Tas. Iv,
Abteilung 3)*). Von der See überall durch einen mehr oder weniger breiten,
flachen, mit zahlreichen Sandhügeln**) — den Resten verwehter Dünen —
teils besäten, teils besäumten Landstreifen und durch eine vor diesem befind-
liche künstliche Vor- oder Schutzdüne, strichweise auch durch eine Plantage***)
*) Die steil abfallenden Dünen heißen „Sturzdünen".
**) Man pflegt dieselben „Knpsen" (richtiger „Kupsteu", lit. küpstas, „kleine Er-
höhung auf Wiesen") zu nennen. Die lettischen Bewohner der Kurischen Nehrung nennen
sie kauguri.
***) „Plantagen" heißen in der Dünenbaukuust die hinter der Vordüne angelegten
Anpflanzungen.
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jenem Streifen verbundene Vorsprünge („Humpel") von derselben Farbe
gewahrt. Was da erscheint, ist alter Waldboden, der aus der wandernden
Düne hervortritt, nachdem diese den Wald selbst erstickt und begraben hat.
(2. Wandern der Dünen.) Vom Winde bald horizontal, bald in der
Diagonale (Krause a. a. O. S.15s.) getroffen, aufgerührt und getrieben, fegt der
Sand des Strandes und der Dünen die Lehnen der Berge hinauf, der schwerere
langsamer, der leichtere rascher, und während dieser oft weit in das Haff fliegt,
rieselt jener von den Bergkämmen, die er eben erreicht hat, ostwärts hin-
unter. Vom Haff aus gesehen, erinnert dieser Vorgang an das Dampfen
der Wälder, jedoch ist hier das dem Dampfe vergleichbare stets scharf, wenn
auch nicht in jedem Augenblicke gleich scharf begrenzt, und die Konturen der
Berge fiud, wenn auch verwifcht, doch iu voller Ausdehnung sichtbar. Geht
man über eine im Wandern begriffene Düne — nichts Leichtes; denn man
muß sich dabei gegen die volle Gewalt des Stnrmes halten, und der fliegende
Sand trifft Gesicht und Hände des ihm zugewandten wie mit tausend Nadel-
stichen — so sieht man die Bodenoberfläche unter sich in deutlicher Be-
weguug: der feine Sand schwirrt, der grobe rollt gleichsam bergaufwärts,
und die trägere Bewegung des letzteren erfolgt in langgestreckten Wellen-
linien, weil die feineren Mengen aus ihm heransgeweht sind. Kauert man
sich dauu, um etwas zu Atem zu kommen, hinter eine Knppe oder hinter
die um ein trigonometrisches Signal angehäufte Sandwehe, so merkt man
bald, daß man versandet, und ist überrascht von der Schnelligkeit und Voll-
ständigkeit, womit dies vor sich geht.
(3. Festlegen der Wanderdünen.) Da die Ursachen der Versandung
der Kurischen Nehrnng doppelter Art sind, insofern dieselbe durch deu Flug
1. des vou der See ueu abgesetzten, 2. des bereits in den Düuen enthaltenen
älteren Sandes bewirkt wird, so folgte, daß ihrem Fortschreiten vollkommen
nur dadurch vorgebeugt werden könnte, daß 1. der srisch ausgespülte See-
saud an seiner Stelle festgehalten, 2. das Weiterwandern der Binnendüne
verhindert würde. Zur Erreichung des ersten Zweckes war die Anlegung
einer haltbaren Vordüne, zu der des zweiten die Festlegung sämtlicher
Wanderdünen erforderlich. Die Lösung beider Aufgaben erschien technisch
wohl möglich, die letztere jedoch aus finanziellen Gründen undurchführbar,
und so beschränkte sich denn die Regierung*) mit Bezng auf sie zunächst auf
die Befestigung derjenigen hohen Dünen, von welchen für größere Nieder--
laffungen unmittelbare Gefahr drohte. Demgemäß wurdeu, und zwar seit
1830, nach und nach die Bruchberge und der Walgnmberg bei Rossitten,
der Urba-Kalns bei Nidden und das Dünenterrain zwischen dem Schwarz-
orter Walde und der See mit Strandhafer und -roggeu (Elymus arenarius,
Arundo arenaria; über beide Pflanzen vgl. Krause a. a. O. S. 42, Berendt,
Geol. S. 15, Passarge, Aus baltischen Landen S. 271s.) angebaut, weiter-
hin — da Sandgräser ohne Übersandung absterben — aufgeforstet und
tatsächlich zum Steheu gebracht (vgl. Schumann, Wanderungen S. 14,
79 Aum.). Ferner hat man aber auch — dies im Interesse der Schiff-
fahrt — die Festlegung des ganzen Dünenznges nördlich von Schwarzort
*) Da die Kurische Nehrung fiskalisch ist, so ist der Düneubau hier ausschließlich
Sache des Staates. Früher war dies nur insofern und nur so lange anders, als die
Nehrungsspitze der mit der Verwaltung des Memeler Hafens betrauten Memeler Kauf-
Mannschaft unterstellt war.
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kurzem vollständig versandete, und indem die so entstandenen Dünen demnächst
mit Strandgräsern bepflanzt wurden, welche einerseits durch ihr Einwurzeln
und ihre Verbreitung jene widerstandsfähig machten, andererseits den neu
antreibenden Sand einfingen und sie dadurch erhöhten. Es zeigte sich, daß
solche künstliche Vordünen bereits bei einer Höhe von 8—10 Fuß ein Über-
treiben des frischen Flugsandes verhinderten. Da sie indessen, weil nahe
am Strande liegend, vielfach von den Wellen zerstört wurden, so ergab sich
die Notwendigkeit, sie wenigstens an den Stellen, an welchen — infolge der
Uferströmung — sich das Nagen der See besonders bemerklich macht, land-
einwärts zu verlegen. Stellenweise — so zwischen Cranz und Sarkau -
ist man noch einen Schritt weiter gegangen, indem man durch Pfahlreihen,
welche vom Strande aus in die See geführt wurden, die Kraft der Wogen
zu brechen versucht hat (10. Versammlung d. prenß. Forstvereins S. 101 ff.).—
Im großen und ganzen ist der Bau der Vordüuen — oder vielmehr, da
sie sich in ununterbrochener Kette von Cranz bis Süderspitze erstrecken, der
Vordüne — heute abgeschlossen, doch bedürfen sie steten Schutzes und steter
Nachbesserung. Sie sind im allgemeinen älter als die Binnendünenkulturen
und waren von Cranz bis etwa 1 Meile hinter Sarkau schon im Jahre
1829 fertiggestellt (Bereudt, Geol. S. 93, vgl. Wutzke S. 448ff.).
Die Bildung der Vordüne und die Festlegung der wichtigsten Binnen-
dünen sind nun aber keineswegs alles, was von der Dünenverwaltung zur
Sicherung und wirtschaftlichen Hebung der Kurischen Nehrung geschehen ist.
Sie hat vielmehr auch hinter der Vordüne bei Sarkau, Rossitten, Nidden
und Preil Holzanpflanzungen, die sogenannten Plantagen, angelegt, welche
sich in nicht allzu langer Zeit zu einem fortlaufenden Waldstrich vereinigt
haben dürften, da die Entfernung zwischen der Sarkauer und der Rossittener
Plantage*) einerseits und zwischen dieser und der Niddeuer andererseits zur-
zeit nur noch je 1 Meile beträgt, und da die letzterwähnte (welche sich an
den alten Wald von Nidden anschließt) von der Preiler nicht weit absteht.
Diese Anlagen geben dem Boden zwischen Vordüne und Binnendünen festen
Halt und gewähren dadurch und weil sie im allgemeinen — bei ihrem
feuchten Boden und geschützten Stande — gut gedeihen, den letzteren guten
Schutz. Über ihre Geschichte vgl. Jachmann S. 202, 312ff., Wutzke S. 449.
Sie bestehen zum größeren Teil aus Kiefern, zum kleineren ans Laubholz
(Birken, Erlen, Espen, Weiden) und sind in mäßigem Grade bereits durch-
forstbar.
(4. Die Kuren.) Was die Tracht der „Kuren" betrifft, so stimmt
sie im allgemeinen mit der der Litauer in der Kintener Gegend überein.
Die Männer — sast durchweg bartlos und mit kurzgeschnittenem Haar —
tragen in der Regel von blaner und weißer Wolle gestrickte, enganschließende
Jacken, oder Jacketts von dunkler Farbe, zu diesen passende Beinkleider oder
Drillichhosen und eine Mütze oder einen Südwester. Bei kälterem Wetter
ziehen sie für den Aufenthalt auf dem Wasser Kleider von grauem Fries
und hohe Stiefeln an. In der Regel geht die ganze Bevölkerung in so-
genannten Klotzschlorren (Holzsohlen mit übergenageltem Leder) oder barfuß.
Die Frauen und Mädchen unterscheiden sich äußerlich nur dadurch vonein-
ander, daß die ersteren stets, die letzteren dagegen nur auf Ausgängen ein
*) Die Anlage der letzteren ist im Jahre 1843 begonnen.
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eine sehr große Plaza ^), an welcher sich die besseren Häuser des Dorfes
befinden. Die Einwohner treiben hauptsächlich Handel mit Charque, Talg
und Licor. Licor nennt man hier den Spiritus von 45°, den man ver-
dünnt trinkt. Charque ist an der Sonne getrocknetes Rindfleisch, welches
am Bern und allen Flüssen, wo Gummi gesammelt wird, das Haupt-
Nahrungsmittel bildet. Es bestehen im Dorfe eine deutsche Firma Brieger,
von Ancken & Co. und die Firma von Juan B. Heugartner, einem Schweizer,
bei dem wir logierten. Die Bewohner von Neyes sind zum Teil Misch-
linge, zum Teil Indianer und auch Weiße aus Santa Cruz de la Sierra.
In diesem letzteren Orte hat sich das spanische Blut sehr rein erhalten; ich
sah Frauen von blendend weißer Gesichtsfarbe und schönen Gesichtsformen.
Die Einwohner von Santa Cruz sind stolz auf ihr Blut und meiden
Mischung mit den Indianern. Santa Cruz liegt ebenfalls in der Pampa,
etwa 100 Leguas^) von Neyes entfernt. Es ziehen sich jedoch viele Cru-
zefios*) hierher, so daß zwischen Neyes und Santa Cruz eine ständige Ver-
bindung herrscht . . .
Das Hauptinteresse der sämtlichen Bewohner der Orte, welche in dieser
enormen Pampa liegen, richtet sich auf Rindvieh und Pferde. Die letzteren
sind zur Erhaltung der ersteren nötig. In diesen Pampas laufen Hundert-
tausende von Stück Rindvieh umher, welches, wenn auch wild, doch seine
Besitzer, die Hacieuderos, hat. Niemand kennt die genaue Anzahl seines
Viehbestandes; es kommt auch gar nicht darauf an; denn das Vieh ist un-
glaublich billig. Hier macht sich der von mir schon früher erwähnte Mangel
an Verkehrswegen geltend; denn wären solche vorhanden, so würde das
Vieh im Preise steigen und der ungeheure Reichtum ausgenutzt werdeu
können. Ein Ochse kostet in Neyes nach deutschem Gelde 3,40 Mark frei
in der Pampa, das Doppelte in den Coral geliefert; denn um das Tier
einzusaugen, sind mehrere Reiter nötig.
(6. Gummigewinnung in den Urwäldern am Beni^).) Das
einzige Produkt, welches hier am Beni in Betracht kommt und den gesamten
Handel jener Gegenden beherrscht, ist der Gummi, und zwar der feine Parä-
Gummi; denn über Parä wird aller Gummi, welcher dem Stromgebiete
des Amazonas entstammt, exportiert, sei es nach Nordamerika, sei es nach
London oder Hamburg. Der Gummibaum steht nicht in Gruppen, sondern
einzeln unter andern Bäumen verteilt. Um nun einen Wald systematisch
auszubeuten, wird dieser in sogenannte Estradas eingeteilt, d. h. man schlägt
einen etwa einen halben Meter breiten, kreisförmigen Weg, der ein Rondel
von 150—200 Bäumen umschließt. Dieses Rondel wird dann einem Indianer
zur Bearbeitung übergeben.
Zur Ausrüstung des Gummiarbeiters gehört in erster Linie die Be-
waffnung. Diese besteht in einem ein- oder zweiläufigen Jagdgewehr, am
liebsten Vorderlader, Kaliber 20—24, oder einer dort vorzugsweise ein-
geführten Winchester-Büchse, Kaliber 44, zu welcher Kugeln stets zu habeu
sind. Ferner ist er mit dem unentbehrlichen Waldmesser (Machete) versehen,
) yjlul Uf lup.
2) spr. legwas, die spanische Meile: vor 1766 — 5,556 km, später — 3,687 km.
3i d. h. die Bewohner von Santa Cruz.
4) Linker Nebenfluß des Madeira.
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suchen, die eine zunehmende Kaufkraft aufweisen und doch keine Konkurrenz
schaffen, es sei denn unerheblich in Tabak oder in der Butter, soweit wir
sie nicht sowieso von auswärts beziehen.
(2. Zuckerrohr, Kaffee, Butter.) Für den Anbau von Zucker-
rohr eignet sich aus klimatischen Gründen (größerer Zuckergehalt) der Norden
Brasiliens weit besser als der Süden. Da außerdem das an Höhenzügen
reiche Blumenau frostfreies*) und dabei flaches Land, auf dem das Zucker-
rohr am besten gedeiht, nur in geringerer Ausdehnung besitzt, eignet sich die
Kolonie aus geographischen Gründen nicht als Zuckerausfuhrland. Dagegen
wäre der Eigenverbrauch iu der Kolonie wohl zu decken. Infolge des hohen
Preises guter ländlicher Arbeitskräfte ist in Blumenau der Zuckerrohrbau
aber nur für Leute mit großer Familie rentabel. Gepflanzt werden ver-
schiedene Arten, eine Art besonders als Viehznfutter. Zur Zuckergewinnung
werden sogenannte „Zuckergeschirre", Göpelwerke mit drei Walzen, verwandt,
die von Ochsen gezogen werden. Bei hölzernen Walzen werden nach Ballod^)
4 — 5 °/0, bei eisernen Walzen 7—8 °/0 des Rohrgewichts als Zucker gewonnen.
Mittels Diffusionsprozesses ließe sich der Ertrag auf 12—13°/0 steigern;
es fehlt aber auch hier an rationelleren Betrieben und dem dazu nötigen
Anlagekapital. Tschudi**) rechnet im Jtajahytal 750 kg Zuckerertrag nebst
einer Pipe (480 1) Branntwein (Eacha^a) auf den preußischen Morgen,
d. h. 60 000 kg Rohr für den Hektar. Auf gut gedüngtem Land seien die
Erträge um 50 °/0 höher. Nach Tschudis Angabe beträgt der Zuckergehalt
uicht unter 15%. Am Bra^o do Norte (Tubarto) erzielen tüchtige Kolo-
nisten trotz unvollkommener Einrichtungen 300—500 Arroben — 4500 bis
7500 kg Zncker nebst entsprechenden Mengen Cacha^a. Diese Erträge
bleiben aber hinter jenen Nordbrasiliens zurück.
Noch empfindlicher gegen Frost wie das Zuckerrohr sind die Kaffee-
bäume, obwohl man die Kaffeepflanzungen durch Schutzbäume ebenso gegen
zu große Hitze wie gegen Frost einigermaßen zu schützen versteht. Die
Anbaumöglichkeit ist auf die geschützten Täler beschränkt. Ballod rechnet
in Blumenau 3—4 kg Kaffeeertrag auf den Baum, d. h. kaum weniger als
in der besten Kaffeelage in S. Paulo. Vor dem großen Kaffeekrach hat
Blumenau und besonders Dona Francisco zahlreiche Kaffeebaumanlagen
gehabt. Ende 1877 wurden in Dona Francisco rund 55 000 Kaffeebäume
gezählt, die einen Wert von rund 275:000 $2) darstellen. Freilich schwankte
der Ertrag sehr nach Bodengüte und Behandlung (Neinigen der Bäume von
Unkraut). In Dona Francisca wurden nach Ballod vom Hektar (mit 1000
Bäumen) bei voller Tragfähigkeit 900 — 3000 kg geerutet. Da eine Arbeiter-
familie 3000—4000 Bäume zu behandeln vermag, diese aber gering ge-
rechnet 3—4:000 5 abwerfen, so geht deutlich hervor, daß die Kaffeebaum-
kultur, wo sie möglich ist, die lohnendste aller Kulturen bedeutet und in
Blumenau wieder mehr gepflegt werden sollte, damit künftig Blumenau,
*) Das Westarmgebiet hat häufiger Fröste.
**) Tschudi, Reisen durch Südamerika.
*) C. Ballod, Sta, Catharina.
2) 1 Real (plur. R6is) = etwa 1jb Pfennig (von diesem Nominalwert ist noch der
nm 1ll—1/3 geringere Handelswert zu unterscheiden), 1000 R^is — 1 Milreis ($).
Man rechnet gewöhnlich nach Milreis und Conto de R6is (= 1000 Milreis oder 1 Mill.
Reis). Man schreibt z. B. 275:000 $ (= 275 Contos), 26:425 $ 250 (= 26 Contos,
425 Milreis, 250 Reis).
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Extrahierte Personennamen: Tschudis Ballod Dona_Francisco Dona_Francisco Dona_Francisca Tschudi C._Ballod Catharina
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(2. In den Trnnzer Bergen.) Doch hinaus aus Mauernenge und
Todesgedanken zum Rande der Höhe, darauf der Dom steht! Welch wunder-
volles Bild! Die Stadt zu unfern Füßen mit der neuen evangelischen Kirche
und dem Koperuikusturm; das Haff in der Beleuchtung des Morgens, klar
und duftig; links die blauen Höhen, die uns an ein Gebirge erinnern (nach
so langem Entbehren!); am Horizonte das weiße Band der Nehrung. Die
Bienen summen in den Linden des nächstliegenden Domherrn-Gärtchens,
die Steinhauer klopfen mit ihren Hämmern unten bei ihrer Arbeit; auf
dem Vorlande des Haffs ernten sie den zweiten Grasschnitt und muntern
die Pferde an, welche die Decke des fast erst in der Bildung begriffenen
Landes oft durchbrechen und einsinken; ein paar Angelkähne mit hohen
viereckigen Segeln kehren vom Fischfange zurück. Wohl sind ihre Segel
sonnenbeschienen, weiß; aber die Nehrung da drüben ist weißer, mit ihren
welligen Bergformen an ein Schneegebirge erinnernd. Und wer dieses für
übertrieben halten möchte, dem gebe ich zu bedenken, daß ich die Autorität
Leopolds von Buch für mich habe.
Als ich hinabging, bemerkte ich, daß man die neue, noch im Bau be-
griffeue evangelische Kirche gegen den ihr im Rücken herabsließenden Sand
dnrch eine steinerne Mauer hat schützen müssen. Das erinnerte mich recht
an die Schutzmauern in den fchleswigfchen Dünen. Auch habe ich einmal
in der Nähe des Chamonixtales eine Kirche gesehen, die sich ganz hinter
einen gegen Die Lawinen errichteten Schutzwall verkroch. Hier in Frauen-
bürg ist zwar keine eigentliche Gefahr vorhanden; wir werden aber doch
daran erinnert, daß der Domberg nichts ist als eine alte Düne.
Federleicht war mein Gepäck, etwa so leicht als mein Sinn, als ich
nun die Wanderung in „die Berge" antrat. — Wer am Harz lebt oder
am Riesengebirge, wer die waldigen Höhen des Thüringerlandes oder Frankens
täglich vor sich hat, der weiß nicht, wie es uns hier zumute wird, wenn
wir einmal etwas sehen, was uns an jene schönen Berggegenden erinnert.
Dieser Bergzug zwischen Frauenburg und Elbing, vier Meilen lang und
etwa halb so breit, ist kaum sechshundert Fuß hoch und reicht obengenannten
Bergen nur bis zum Knie; aber es ist doch eine Höhe! Man sieht sie
meilenweit sich duftig und blau aus der Ebene erheben, in schön ge-
schwuugenen Kuppenlinien, und sich allmählich abdachend zum Haff und
zur Elbinger Niederung oder in den Höhen des malerischen Oberlandes
(Hockerlandes) fortsetzend. Aber was jene Gegenden nicht haben, und was
diesen Bergzug so wunderbar macht: an seinem Fuße, da lebt es und webt
es, da rauschen die Wellen des Haffs, das sich küstenlos nach Norden hin-
dehnt, und von drüben weht uns die schars-salzige Luft des Meeres ent-
gegen und lockt unfern Blick über die weißglänzende Nehrnng hinüber anf
die Wellen des tiefblauen Meeres, das von einem, auch mehreren Segeln,
vielleicht einem Dampfboote belebt wird. Tiefeingeschnittene Waldtäler und
Schluchten gliedern den Bergzug; an muntern Flüßchen klappern die Mühlen,
und Buchenwälder, so schön wie in dem schönen Holstein, tränken ihre
Wurzeln noch in dem Wasser des Haffs.
Es war ein erquickender Morgengang! — Der Weg läuft immer genau
auf der Grenze des alten Seeufers und dem neugebildeten Wiesenvorlande
des Haffs. So erfreute von linksher die schattige Kühle des steilen Ufers,
von rechts aber der Duft des frisch gemähten Heues. Später wird der
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Kopftuch tragen, welches jene an Festtagen bisweilen um ein weißes Häub-
chen drapieren. Unter der Jacke sind sie mit einem Mieder bekleidet, dessen
Farbe ebenso wie die der meist gestreiften Röcke (deren Zahl je nach dem
Wohlstand verschieden ist) variiert. Im allgemeinen läßt sich sagen, daß
die religiöseren Familien dunkle Farben bevorzugen.
Wie hierin, so tritt auch in bezug auf Sitte und Aberglaube kein be-
merkenswerter Unterschied zwischen „Kuren" und Litauern zutage, und wie
unter sich, so treffen diese beiden Nationalitäten speziell im Aberglauben
mit den deutschen und slawischen Bewohnern Ostpreußens im allgemeinen
zusammen. Eine Aufzählung der auf der Kurischen Nehrung bemerkten ein-
schlagenden Züge würde hier demnach keinen rechten Zweck haben, doch mögen
ein paar von ihnen erwähnt werden, um Feruerstehenden eine Vorstellung von
ihrem Kolorit zu geben: an Festtagen, am Johannistage und am Donners-
tagabend darf man nicht auf den Fischfang fahren; wenn ein Kahn fertig
gebaut ist, muß man ihn umgekehrt hinlegen und kreuzweise über seinen
Boden schießen; ehe man neue Aalschnüre in Gebrauch nimmt, schlägt man
im Hause heimlich ein Kreuz über ihnen und speit auf sie, ehe man sie
auswirft; will man ein Netz zum ersten Male im Jahr benutzen, so legt man
eine Axt auf die Schwelle und trägt es darüber; an ganz neue Netze werde»
vor dem Auswerfen Päckchen, welche Nux vomica, Arsenik und dergleichen
enthalten, gehängt; wenn einer verhältnismäßig wenig fängt, muß er seine
Netze mit Schießpulverdampf räuchern, oder aus den Netzen anderer, die
mehr fangen, Stücke ausschneiden und in die seinigen setzen, oder „Schlangen-
Wasser" (ein gewisses Gift) über die letzteren gießen. Auch sei daran er-
innert, daß nach Jachmann S. 206 „der Legende nach in heidnischen Zeiten
eine große Kiefer verehrt sein soll".
Das Urteil der Litauer über die „Kuren" geht meist dahin, daß
diese sehr rasch und lebhaft seien, und ich will gern glauben, daß sie auf
dem Wasser eine größere Behendigkeit zeigen als die litauischen Haffanwohner,
welche ja schon mehr Landratten sind. Im übrigen aber kann ich die Richtig-
keit jenes Urteils nicht zugeben: das schöue Bild, das Passarge, Aus balt.
Landen S. 253ff., von den Bewohnern Niddens gezeichnet hat, gilt auch
sür die der übrigen Nehrungsdörfer und wird durch einen gelegentlichen Wort-
Wechsel in der Schenke kaum gestört; es gilt aber, was das Benehmen der
Leute angeht, auch von denjenigen der gegenüberliegenden litauischen Ort-
schasten, und namentlich findet man hier wie dort dieselbe gemessene Höflich-
keit gegen den Fremden, dieselbe ruhige Freundlichkeit gegen den Bekannten,
dieselbe Gastlichkeit, zumal wenn man die Sprache des Volkes spricht und
den gemeinen Mann überhaupt zu nehmen weiß.
Nnr in einem Punkt tritt ein auffälliger Gegensatz zwischen den öst-
liehen und den westlichen Anwohnern des Knrischen Haffes zutage. Ebenso
reich nämlich wie jene an Liedern und Märchen sind, ebenso arm sind diese
hieran: nur drei Volkslieder in lettischer Sprache sind auf der Kurischen
Nehrung bekannt, doch habe ich sie niemals singen gehört, und eins von
ihnen ist bestimmt, ein anderes höchstwahrscheinlich aus dem Litauischen
übertragen; von Märchen fand ich dort keine Spur, und selbst Geschichten,
wie die in meiner Schrift über die Sprache der preußischen Letten S. 8 ff.
mitgeteilten, wird man unter diesen nur in sehr geringer Zahl auftreiben
können.
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