2!>2 Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand.
auch bei den Bürg er Milizen (*), begünstigten jenen Gebrauch.
Mangel an Disciptin der Heere, Schwächung der Nationalkraft,
endlich Herrschaft des Goldes waren die Folgen davon.
Nach den Grundsäzen republikanischer Eifersucht wurden in Athen
gewöhnlich die Feldherren (aus jedem Stamme Einer) durch's Loos
gewählt. In späteren Zeiten ernannte sie das Volk. In Sparta
kommandirten meistens die Könige.
Die Griechen harten wenig Reiterei (Thessalien ausgenom-
men); nur die reichsten Bürger dienten zu Pferde. Das Fußvolk
bestand ans Schwerbewaffneten (077^^«/), Leichtbewaffne-
ten und einer mittleren Klasse, die man Peltasten hieß.
Ihre Waffen wurden von Zeit zu Zeit verbessert, vorzüglich durch
Jphikrates. Mit dem Verluste des Schildes, nicht aber mit jenem
der Angriffswaffen, war Schande verbunden, worin, nach Plutarch,
dre schöne Lehre lag, daß der rechtliche Zweck des Krieges Verthei-
dkgung, nicht Angriff scy.
Die Wurzelzahl der griechischen Schlachtordnung war acht oder
sechszehn. Hiernach gab es Haufen von 128, 256, 512, 1024 Mann
u. s. f. Ans den nämlichen Elementen wurde die maced on isch e Pha-
lanr gebildet.
Die Kriegszucht war streng; Belohnung und Strafen meistauf
das Ehrgefühl berechnet. Doch strafte man auch mit dem Tode und
selbst mit Schlägen, wiewohl sonst einen Bürger (ja in Athen sogar
einen Sklaven) zu schlagen verboten war.
Die Stärke der griechischen Heere bestand in dem Geiste, der die
Truppen beseelte, und in dem Genie der Anführer. Aber die eigentliche
Taktik bildete sich langsam. Man hält Ep aminon das für den Ur-
heber der wissenschaftlichen Strategik. Jphikrates war sein würdiger
Rival. Später glänzten Demetrius Potiorcetes, Pyrrhns und
Philopömen hervor.
Lage und Verhältnisse machten auch den Seekrieg den Griechen
wichtig. Ja, es wurden mehr Fehden zu Wasser, als zu Lande entschie-
den. Aber die Schiffbanknnst wurde durch natürliche und politische
Hindernisse beschränkt. Doch waren schon frühe die Kriegschiffe von
den Handelschiffen unterschieden durch ihre größere Länge und die
Menge der Ruder. Die Erfindung der Triremen, wo drei Ruder-
bänke übereinander waren, macht Epoche im griechischen Seewesen (**),
und war bis auf Aleranders Zeiten dessen höchste Vervollkommnung.
(*) In Athen und wohl auch im übrigen Griechenland kam der Sold zu
Perikles Zeit auf. Er war höher, alü heut zu Tag.
0*) Pergl. Heeren, Ideen >c. Iii. Thl.
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148
Viertes Kap. Römische Geschichte.
Anfänge des Staates bis auf Angustus Zeit dieselben Grundmarimen
der Politik in Zweck und Mitteln herrschend; nur daß sie in späteren
Zeiten, als ans größere Gegenstände angewendet und in einer weiteren
Sphäre wirksam, auffallender und wichtiger werden.
Des Grundsazes, „ niemals Frieden zu schließen, als wenn man ge-
sieget", ist schon oben (§. 4.) erwähnt. Der zweite, "aus jedem Kriege
die Mittel zu weiteren Kriegen zu-ziehen", wurde auf verschiedene
Weise, anfangs durch Einverleibung der Besiegten, darauf durch
Allianz mit denselben, endlich durch völlige Unterwerfung der
Völker in Ausübung gesezt. Das System der Einverleibung (jenes
der Kotonieen hatte ähnliche Wirkung) wurde in der Anwendung
aus engherzigen Gründen des Stolzes und des Egoismus nach Mög-
lichkeit beschränkt. Desto größeren Umfang hatte das System der
Allianzen.
Nicht nur die socii latini und italici nominis, welche, wie wir
oben sahen (§. 13.), durch ewige und engere Bande mit Rom ver-
knüpft, ihr Blut fortwährend für dessen Herrschaft vergossen; auch
auswärtige Völker und Mächte, aber nach verschiedenen Verhält-
nissen, wurden in dieses System, bald mit ihrem freien Willen, bald
durch Zwang, gebracht. Selten wurde ein Friede geschlossen, wo nicht
der Besiegte zugleich zum Bunde mit Rom sich zu bequemen hatte.
Sogar, wenn er für eigenes Interesse nicht mehr kriegen durfte,
mußte cr's doch zum Dienste des Siegers thun. Eben so zahlreich und
wichtig waren die freiwilligen Alliirten, welche man durch man-
cherlei Mittel zu gewinnen wußte, und von denen die Meisten selbst
das römische Bündniß suchten. Denn sie erhielten dadurch eine mächtige
Hilfe zur Vertheidigung und zum Angriffe gegen ihre näheren Feinde,
wogegen sie freilich auch die römischen Interessen zu verfechten hatten.
In solche Allianz wurden vorzugsweise die schwächeren Staaten
ausgenommen, die etwa von stärkeren bedrängt waren, und über der
näheren Gefahr der entfernteren vergaßen. Hatte man mit ihrer Hilfe
die mächtigeren gestürzt; so vergrößerte man jene durch das, was
man diesen geraubt, wodurch sie noch tüchtigere Werkzeuge zur Be-
ängstigung, zur Bekricgung und zur Erniedrigung der Starken wurden.
Auch ließ man ihnen das Geschenkte so lange, als man ihrer bedurfte,
oder sie schonen zu müssen glaubte. Zur gelegenen Zeit fanden sich Vor-
wände genug, die prekären Verleihungen zurückzunehmen, und die Alliir-
ten Selbst zu verschlingen. Ucberhaupt war jede Allianz mit Rom die
Grundlage einer Abhängigkeit, von der man sich nimmer befreite.
Alle Bundesgenossen (außer Italien) hörten damit auf, in Güte
oder mit Gewalt, — Unterworfene zu werden.
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mannigfaches Interesse. Die Bürgerkrast ringt mit der ritterlichen. Die
Hanse im Norden, die schweizerische Eidgenossenschaft im Süden
tragen den Preis der Selbstständigkeit und des Muthes davon. Der Wohlstand
der Städte begünstigt außer der Kunst auch die Wissenschaft; der Geist des
Forsche ns, wie die Secte der Husstten bezeugt, beginnt sich stärker zu
regen, und Erfindungen von hoher Wichtigkeit, vor allen die der Buch-
druckerkunst ( 1436), gereichen den Deutschen zur Ehre. Das Feudal-
system wird zulezt, wie durch den Bürgerstand, so durch die Artillerie; das
Ueber gewicht des Klerus aber durch Verbreitung der Studien des grie-
chisch-römischen Alterthums erschüttert; doch jeglicher Körperschaft, Adel, Klerus
und Bürgerthum, droht zulezt die wachsende Fürstenmacht mit überwiegender
Herrschaft. Stehende Heere kommen auf. So nimmt der Geist des Mittel-
alters allmählig eine andere Farbe, eine andere Richtung an.
Um so mächtiger und durchgreifender erscheint deshalb im 16. Jahrhdt. ein
neuer Versuch der Kirchenreform, die nicht wieder, wie früher im 13. und 15.
Jahrh., abgewiesen und niedergedrückt werden konnte; und zwar von der Art,
daß ein großer Kaiser, wie etwa der Hohenstaufe Friedrich Ii., blos durch
Benutzung des Zeitgeistes ein wahrhaftes deutsches Reich hätte gründen können.
Allein Karl V., dem nur sein gewaltiger Länderbesitz (Niederlande, Spanien,
Neapel, Oestreich mit Ungarn u. Böhmen, u. Kaiserkrone) äußere Größe
verlieh, war nicht dazu geschaffen. Deutschland ward unter ihm der Tummel-
platz der Intoleranz u. blutiger Kämpfe; und wie der Kaiser die neuen Ideen
selbst mit spanischen Truppen bestritt; so glaubten auch die Fürsten das Recht
zu haben, ihre Völker zu ihrem eigenen Glaubensbekenntniß nöthigen zu kön-
nen. Vergebens verglich man sich zu Augsburg 1555. Alles blieb voll Argwohn
und theologischem Hader; bis endlich, durch des jesuitisch erzogenen Kaisers
Ferdinand Ii. Bigotterie u. Herrschsucht entzündet, der fürchterliche 30jährige
Krieg ausbrach. Der westfälische Friede beruhigte zwar endlich die Parteien
und setzte ihre Rechte fest; das Reich blieb aber in vielerlei Stücke u. Partikel-
chen gespalten. Ueberall unter den Machthabern Selbstsucht u. Ausländerei; kein
Nationalgefühl. Seit die großen europäischen Mächte auf deutschem Boden sich
gestritten, erhielt sich jede eine Parthei unter den Reichsständen; und da
der französische Hof des Louis Xiv. überaus glänzend war, so verbreitete sich
leicht durch viele deutsche Residenzen die Nachahmung desselben mit Prachtliebe
u. Herrscherei, während in den Freistädten der ehmals muthige ehrenfeste Bür-
gersinn zur Spießbürgerei herabsank. Von der Unbehülflichkeit u. Langsamkeit
der Reichstagsverhandlungen zu Regensburg ging pedantische Umständlichkeit in
alles öffentliche Leben, der schwerfällige Kanzleistyl in die Literatur über. Und
wie man in der Tracht die pariser Moden (Perücken, Steifschöße u. s. w.)
vorzog, so mischten stch auch zahllose französ. Wörter und Redensarten in die
Sprache der Gelehrten, ein widerliches Gemengsel in Versen u. Prosa, wobei
sich die Schriftsteller auf ihr barbarisches und weitschweifiges Geschreibe noch
viel zu gut thaten; sie nannten das Gründlichkeit.
So stand wahrlich Deutschland am Ende des 17.Jahrhunderts in mancher
Hinsicht tiefer als im Beginn des 13ten; jedoch nur vorübergebend, nur er-
schöpft durch langen innern Streit und durch die zerstückelte Staatsform. Der
Kern des Volkes war noch tüchtig, noch ungeschwächt; wie ein beschmierter
Edelstein unkenntlich geworden, konnt' er über kurz oder lang den Schmutz
abstreifen und das verlorne Feuer wieder gewinnen! Die bösen Früchte
des im 16. Jahrhdt. begonnenen Kampfs hatte man geerntet; die guten,
nemlich die Entfesselung des Geistes und die Wiederbelebung des National-
gefühls waren erst noch zu ernten. Sobald das Schwert des kirchlichen und
politischen Zwiespalts wirklich im Ernst beiseit gelegt war, konnte man die
Idee, worüber gekämpft worden, ruhiger betrachten und von dem gewonnenen
Rechte freier Forschung Gebrauch machen. Dies war dem 18. Jahrh, ausbe-
valten, in dessen Beginne schon der deutsche Name durch einzelne vorzügliche
Kopfe (Leibnitz u. Wolf als Filosofen, Mosheim als Theolog, Maskow als
Beleuchter altdeutscher Geschichte u. s. w., und selbst ausserordentliche Ton-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Karl_V. Karl_V. Oestreich Ferdinand_Ii Ferdinand Ernst Leibnitz_u._Wolf Maskow
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Spanien Neapel Ungarn Deutschland Louis_Xiv Deutschland Mosheim
424
des Hussitenkriegs. — 1519 Tod des Kaisers Max 1. (zu dessen Zeit das
Reichskammergericht nebst Eintheilung in 10 Kveise) und Beginn der Refor-
mation. — 1648 Ende des 30jähr. Kriegs. — 1740 Thronbesteigung Frie-
drichs Ii v. Preußen. Zugleich Beginn der neueren Literatur Deutschlands. —
4792 Anfang der Revolutionskriege. — 1815 Einsetzung des Bundestags.
Der älteste Zustand unsrer Altvordern ist höchst beachtenswert, vorzüglich
die Art ihrer Landsgemeinden u. Gaugenchte, die Bräuche der Wehrhaftmachung
u. Edelgefolge, kurz Natur u. Eharacter des Volks, das dem großen
Römer Tacitas Achtung einflößte. Sodann treten die Kämpfe hervor, die sie
zur Vertheidigung ihrer Selbstständigkeit und zur Ueberwältigung des stets ge-
fährlichen römischen Kaiferthums glorreich führten; woraus neue Staaten in
den Provinzen desselben, und zuletzt 887 auch ein völlig eignes deutsches Kö-
nigreich entstand, das zw. Nordsee und Alpen, Maas und Böhmerwald lag,
und die ursprünglich deutschen Landstriche östl. der Saale den eingewanderten
Wenden erst wieder abgewinnen mußte. Städte sah man noch wenige, fast nur
als Neste aus der Römerzeit an Rhein u. Donau, und die Ackerkultur war
gering. Eine große Zahl von Nachkommen alter freier Deutschen hatte sich in
Hörige verwandelt, tint noch gab es keine Bürgerschaft als Mittelglied zwisch.
der Masse Unfreier und den Vasallen mit ihren Dienst leu ten.
Sehr wichtig ist es, die Entwickelung des Lehn- od. Feudalsystems zu
kennen, aber auch den Beginn u. Fortgang des ne ríen Bürgerthums,
das mit und tu den Städten entstand. Herrliche Kaisergestalten ziehen dabei
unsern Blick auf sich, wie Heinrich der Finkler, Otto der Große,
Konrad der Salier und fein Sohn Heinrich Hl, unter denen die Macht
des Reichs sowohl jenseit der Ostgrenze auf wendischem Boden, als über Italien
u. Burgund sich ausdehnte. Stillstand erblickt. man in jenen Zeiten nirgend ,
weder in den Waffen, noch in den Einrichtungen des Staats, noch tu der
geistigen Welt. Fortdauernde Veränderungen u. Entwickelungen, fortdauerndes
Streben nach Rechten. Das Ritterthum gestaltet sich in der Klasse der
Lehnträger, Zünfte u. Bürgerrecht hinter städtischen Mauern, und wie
Grafen u. Herzoge nach Erblichkeit der Würden, so ringt der Klerus
nach größerer Macht, und im Klerus selbst hebt sich die monarchische Gewalt
des Papites empor, die zulezt die weltliche Hoheit zu übersteigen sucht.
Merkwürdiger und reichhaltiger noch sind die nächsten 2 Jahrhunderte von
1073, wo Kaiser Heinrich Iv. mit seinen Fürsten in Streit geräth lind
zugleich Gregor Vil. ten Stuhl Petri besteigt, bis 1273, wo Rudolf v.
Habsburg erwählt wird. Man kann sie das Zeitalter der Hohenstau-
fen (Weiblinger) oder der Kreuzzüge, oder der Vollendung des
hierarchischen Systems, oder Blütezeit des Ritserthums, der
ritterlichen u. Minnepoesie u. der Kirchenbaukunst, oder auch des
Wachsthums städtischer Freiheit nennen. Leider verlor das Kaiserthum,
obwohl zwei ausgezeichnete Männer, Friedrich Rothbart u. der geistreiche
Friedrich Ii., das Scepter führten, zuletzt an Macht und Würde; denn
während seines zwiefachen Kampfs mit der Hierarchie und den freien Städten
Italiens machten sich die Großen des Reichs aus Vasallen und Oberbeamten zu
wirklich regierenden Fürsten, und mehre bischöfliche und königliche Städte er-
langten R e i ch s fr e i h e i t. 1232 mußte Friedrich Ii. jenen die schon faktische
Landeshoheit auch staatsgesetzlich zusichern, und 1226 war unter andern
schon Lübeck, 1229 auch Frankfurt völlig freie Reichsstadt.
Kleinlicher wird nunmehr mit dem Ende des 13. Jahrhunderts die Geschichte
Deutschlands. Keine Kaiser gleich den genannten stehen mehr an der Spitze.
Wer linter den Fürsten das königl. Scepter erhält, sorgt fortan niehr für sein
Haus, als für das Reich. Selbst ein Rudolf v. Habsburg, ein Ludwig
o. B a i e r n, ein Max I. v. Oestreich sind zu schwach, um wirklich Könige
eines Reichs zu sein, worin die bunt verschlungene Menge von geistlichen u.
weltlichen Reichsständen zu keiner Einigkeit, zu keiner großen Unternehmung zu
bringen war. Wenn man von dieser Seite nichts Erfreuliches sieht, so gewährt
doch der Blick auf die innern Bewegungen der kleinen deutschen Staatenwelt
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Extrahierte Personennamen: Max_1. Max Heinrich_der_Finkler Heinrich Otto Konrad Heinrich_Hl Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Gregor_Vil Gregor Rudolf_v Rudolf Friedrich_Rothbart Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Rudolf Rudolf Ludwig
o Ludwig Max_I.
455
einem Bunde, der sich über die herrliche Alpenlandschaft vom Hochgebirg bis
zum schwäbischen Rhein, und auf der Südseite bis zum italischen Lago maggiore
erstreckte. Sie rechnete sich anfangs noch zum deutschen Reiche, dem sie erst
durch "das feindselige Benehmen des Kaisers Mar I., der sie 1499 vergebens
bekriegte, völlig entfremdet wurde- 1648 im westfäl. Frieden galt sie als eigner
europäischer Staat und bestand aus folgenden Theilen: a) 13 Calitene,
die theils städtische Gebiete waren, mehr u. minder aristokratisch regiert von
klein, und gr. Rath mit Bürgermeister oder Schultheiß an der Spitze, wie Zürich,
Bern, Lucern, Zug, Basel, Freiburg, Solothurn, Schafhausen;
theils Länder, demokratisch regiert durch Landsgemeinden mit Landammans an
der Spitze, >vie Uri, Schwyz, Unterwalden, Glarus, Appenzell,
b) Schutzgenoffen oder zugewandte Orte, nemlich Abtei und Stadt St.
Gallen, Rhätien, Wallis, Biel, Genf, Fürstenth Neuen-
bürg, und Mühlhausen im Elsaß, c) Unterthanenlande od. eidge-
nössische Dogteien, die von eimgen Cantonen regiert wurden, nemlich
jtal. Vogteien südl. des Gotthard. Sarga ns u. Rhein thal neben Vor-
arlberg, Baden nebst freien Aemtern; Murten, Gran son. — So
mancherlei regierende, regierte, beschützte und unterthänige Theile mußten auch
mancherlei Rechtsame und große Ungleichheit haben, und keineswegs war an
eine feste innige Vereinigung derselben gedacht. Vielmehr hielt der Gegensatz
von aristokrat. und demokrat. Anforderungen nicht blos die Cantone, sondern
auch die verschiedenen Volksklassen in den Cantonen auseinander; wozu leider
im Beginn des 16. Jahrhunderts, da die Reformationsidee nicht den ganzen
Schweizerbund durchdringen konnte, noch ein kirchlicher Gegensatz kam, der
eben so heftigen innern Streit erregte und auch im Frieden eben solche Ab-
sonderung und Verschiedenheit der geistigen Kultur veranlaßte, wie in Deutsch-
land. Jedoch fiel trotz der Entfremdung ihrer Theile die Eidgenossenschaft nicht
auseinander. Man hielt wenigstens am schweizerischen Vaterlande; und so
lange noch die innern Einrichtungen nicht veraltet waren, wurden sie auch trotz
ihrer Mangel nicht morsch. Aber im 17. und 18. Jahrhdt. veralteten sie wirk-
lich. Lange Ruhe, indem man bei großen Kriegen mächtiger Nachbarn Neu-
tralität behauptete, ließ die ehmalige politische Thätigkeit, ohne die ein jedes
Volk eigne Kraft und fremde Achtung verliert, allmahlig erstarren; das Her-
gebrachte ward ängstlich erhalten, nicht verbessert. — Unterdeß wirkten die
Ideen des 18. Jahrhdts. auch auf schweizerische Gelehrten und Bürger. An der
Literatur Deutschlands und Frankreichs Theil nehmend, zeichneten sich Albrecht
Haller, Jfelin, Bodiner, d'jvernois, Rousseau, Salomon Gesner, Euler,
Bernoulli, Lambert, Sulzer, Zurlauben, Zimmermann, Füeßli, Mallet,
Lavater, Salis, Pestalozzi, Johann Müller, Bonstelten u. a. aus; Vater-
landsfreunde stifteten eine gemeinnützige Gesellschaft zu Schinznach, und Ein-
sichten in das, was dem Volks - und Staatsleben dringend noth that, begannen
sich zu verbreiten. Doch ehe sie noch kräftig Wurzel fassen konnten, ward am
Ende des 18. Jahrhdts. die Neutralität von außen verletzt. Altes und Neues
gerieth in Zwiespalt; der Mangel echter Bundesverfassung erleichterte seit 1798
fremden Truppen doch Einmarsch, und führte Umwälzungen herbei, die beinah
der ganzen Eidgenossenschaft den Untergang brachten. Zum Glück achtete Napo-
leon das republikanische Dasein der Schweizer und die in ihnen vorhandene
wirkliche Volkskraft so, daß er nicht als Eroberer, sondern als Vermittler auf-
trat und 1803 eine andere Ordnung der Dinge bestätigte, die freilich, als er
selber fiel, einer neuen im Jahr 1815 weichen mußte. Daß diese Ordnung
nur mit Mühe und nur bis 1830 sich erhielt, läßt sich leicht erklären. Seit
dem Unglücksjahre 1798 war in der That vieles in den Bundesstaaten anders
und besser geworden, und vor allen heilsam hatte die Wiedergeburt des politi-
schen Lebens gewirkt. Bis in die untern Volksklassen war neue Theilnahme
am gemeinsamen Vaterlande und besonders die Ueberzeugung gedrungen, daß
die Eidgenossen 1) inehr Gleichheit in ihren Cantonalverfassungen und 2) inni-
gere Festigung deö Bundes und Beförderung des eidgenössischen Gemeinsinnes
bedurften, Sie sahen ein, daß das Wort u Schweizer « ein höheres Selbst,
Otz *
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Gotthard Albrecht
Haller Albrecht Salomon_Gesner Euler Bernoulli Lambert Sulzer Zimmermann Lavater Pestalozzi Johann_Müller Johann