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1. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 246

1855 - Mainz : Kirchheim
246 den Sinn dieser bildlichen Rede mag der junge Leser eine kleine Be- trachtung anstellen. Dritte Klaffe. Brennbare Mineralien. 1. Die Steinkohle. So lange die Wälder ihre Sendungen hinlänglich abliefern, ist die reinliche Holzfeuerung in der Haushaltung vorzuziehen; aber nicht überall erfreut man sich des Reichthums an Holz und bei zunehmender Bevölkerung wird der Verbrauch desselben stärker und es entsteht in manchen Gegenden Mangel. Wo aber ein dringendes Bedürfniß herrscht, da sinnt der Mensch auf Mittel zur Beftiedigung, und es wurde ihm in diesem Falle um so leichter, da die Natur den Finger- zeig gab. An manchen Stellen der Erde reichen unterirdische Kohlen- lager bis zur Oberfläche; man grub nach und fand überreichlich in der Tiefe, was das Land von der Außenseite verweigerte. Bei so glücklichem Erfolg suchte man weiter und entdeckte Fundgruben in den verschiedenen Ländern Europa's, später auch in den übrigen Erdtheilen; es zeigte der Boden einen Reichthum, den man früher nicht geahnt hatte. Gegenden, die an Waldungen eben nicht reich sind, versorgen gegenwärtig andere mit dem wirksamsten Brennstoffe. Die unterirdischen Kohlen liegen in Schichten, deren Dicke oft nur einige Zoll, in seltenen Fällen jedoch 40 Fuß beträgt. Da mit- unter ganze Baumstämme in Kohlengruben gefunden werden, ist es wahrscheinlich, daß in einer Zeit, von deren Begebenheiten kein Mensch Zeuge war, große Wälder untersanken und in der Gluth der Erde verkohlten. Der Schöpfer legte zur selben Zeit in den Erden- schoß wichtige Güter zum Gebrauch der Menschen, noch ehe diese ihren nunmehrigen Wohnplatz betraten. Friedlich pflügt und pflegt eben der Landmann seinen Acker, der Bürger fördert seine Arbeit in der Werkstätte und Kinder spielen auf derselben Stelle, welche einst die schauerliche Stätte des Unterganges und der Zerstörung war. Das deutsche Land ist der Steinkohlen in manchen Gegenden theil- haft geworden, wie in den Rheingegenden, an der Ruhr; bei Aachen, am Hundsrück; im Odergebiete in Schlesien; an der Elbe in Böhmen, Sach- sen , am Harz und in Mähren. Am meisten kommen sie aber in England und Belgien vor, und die großen Fabriken beider Länder ver- danken ihr Bestehen hauptsächlich den Steinkohlen. Zn England hat man Gruben, die von der Küste aus bis unter das Meer geführt worden sind, so daß oben der Fischer, unter diesem der Bergmann seiner Beschäftigung obliegt. Keiner sieht und hört dabei den Andern. Der unten merkt Nichts davon, wenn sein Landsmann oben mit Sturm und Wellen kämpft oder sich über einen glücklichen Fang freut; der oben spürt Nichts von dem Einsturz der Grube, die vielleicht jenen begräbt. So Etwas kann dem Bcrgmanne an seinem nächtlichen Aufenthaltsorte begegnen und noch mehr. Zn den Gängen der Bergwerke entwickelt sich oft das Grubengas, eine brennbare Luft, welche sich am Lampenlichte der Arbeiter schnell entzündet und mit der Heftigkeit des brennenden Pulvers wüthet, ihnen zum Verder-

2. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 359

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Nachblüte der römisch-griechischen Literatur. 359 und die Beklemmung schwand, welche seit dem Tode des Augustus den freien Alhem hemmte, erwachte auch die römische Literatur zu einem neuen Leben und verbreitete sich über ein viel weiteres Feld, als dies vor und unter Augustus der Fall gewesen war. Sie wurde universeller, einmal weil Politik die Römer immer weniger beschäftigte, sodann weil sich römisches und griechisches Wesen immer mehr durchdrungen hatten. Die Anzahl der Schriftsteller ist sehr groß, doch arbeiteten die wenigsten selbständig, sondern die meisten befaßten sich mit Auszügen und Sammel- werken von sehr ungleichem Werthe. Unter den Geschichtschreibern ragt Korn. Tacitus hervor, der Schwiegersohn des Agrikola, welchem er ein unvergängliches Denkmal mit seiner Lebensbeschreibung setzte. Von seinen Hauptwerken, den Annalen und Historien, ist ein großer Theil für uns verloren, sonst besäßen wir ein vollständiges Gemälde der ganzen Schreckenszeit von Tiberius bis Vespasian. Mit düsterem hoffnungs- losem Ernste, aber freiem Blicke, schreitet Tacitus durch diese Zeit der Verwesung und Zerstörung; er erklärt, warum sich die Römer die Herr- schaft des Augustus und die Despotie des Tiberius gefallen lassen muß- ten; daß das römische Volk zu verdorben war, um die republikanische Verfassung noch länger aufrecht erhalten zu können, dies beschönigt er aber keineswegs mit den Ausdrücken: „Entwicklung, Potenzierung, noth- wendige Entwicklung" u. dgl.; ebenso wenig anerkennt er einen Beruf des Julius Cäsar oder des Oktavianus, der sie berechtigte, die erschüt- terte Republik umzustürzen und auf ihren Trümmern eine Militär- monarchie zu erbauen; die Schlechtigkeit und Schwäche des einen Theils ist bei ihm keine Entschuldigung für den Angriff des anderen, beide sind ihm Zerstörer der Republik, des schönen und würdigen römischen Lebens. Er täuscht sich auch darüber nicht, daß es mit der römi- schen Herrlichkeit zur Neige gehe; noch eine Periode wie die von Tiberius bis auf Vespasian, und die Despotie mußte den Nest des römischen Charakters verzehren, die blutigen Schlachten der neben- buhlerischen Heere die streitbare Mannschaft des Reiches aufreiben, der Wohlstand der Provinzen durch die inneren Kriege und das damit ver- bundene Raubsystem vernichtet werden und dadurch das Staatsein- kommen versiegen, so daß es den lauernden Barbaren voraussichtlich gelingen mußte, ganze Provinzen von dem römischen Reiche abzureißen. Die Macht der Parther unterschätzte Tacitus nicht, fürchtete jedoch von ihnen keine ernstliche Gefahr für das römische Reich, desto drohender aber erschienen ihm die zahllosen Stämme der Germanen. Die Ueber- legenheit der römischen Kultur gegenüber den halbwilden Germanen gab ihm nicht wie seinen Landsleuten das Gefühl der Sicherheit; er wußte zu gut, daß auch ein Barbar politische Plane entwerfen und ausführen kann. Vor was ihm am meisten bangte, das war die Ver-

3. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 149

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
149 Friedrich l, der Rothbart. sein Sohn Heinrich war ihm zwei Jahre vorangegangen, der andere, Friedrich, noch minderjährig. Dreizehntes Kapitel. Friedrich I-, der Rothbart (1152 — 1190). Die Fürsten hatten nach Konrads Tode nur die Wahl zwischen Heinrich dem Löwen und dem Hohenstaufen Friedrich; sie entschieden sich für den letztern, weil von ihm eine Versöhnung mit dem Welfen zu hoffen war, denn er war mütterlicherseits selbst Welfe und dazu Jugend- freund Heinrichs des Löwen. Wirklich gab er auf einem Reichstage diesem das Herzogthum Sachsen zurück und sprach ihm ebenso Bayern wieder zu. Zur Entschädigung für den Babenberger Heinrich, der um Bayern mit den Welfen lange Krieg geführt hatte, wurde die Markgrafschaft Oester- reich zu einem auch in weiblicher Linie erblichen, den Kur- oder Erz- fürstenthümern gleichgestellten Herzogthum erhoben (1156), dem fast gänzliche Freiheit von allen Leistungen gegen König und Reich bewilligt wurde, weil es als Vorwache Deutschlands und von nicht deutschen Völkern fast ganz umgeben genug zu leisten hatte. Friedrichs Streben war dahin gerichtet, dem Kaiserthume die Macht wieder zu verjüngen, welche Karl der Große und Otto der Große geübt hatten. Wie seine Vorbilder wollte er die kaiserliche Oberherrlichkeit über die Kirche wieder Herstellen, obwohl er weder wie Karl eine be- drängte Kirche zu retten, noch wie Otto ihre gestörte Ordnung wieder herzustellen hatte; dieses Streben mußte ihn zum Bruche mit dem Papste führen und dadurch wurden dem Kaiser die besten Kräfte entfremdet, er selbst geradezu an die Gewalt verwiesen. Er wollte Italien erobern, weil die Weltherrschaft mit dem Namen Rom verbunden schien und die reichen italienischen Städte die ergibigsten Steuern der damaligen Zeit abgeworfen hätten, darum sagte er klagenden Lombarden und Siciliern Hilfe zu, den einen gegen Mailand, den andern gegen ihren König. Wie schwer Italien zu behaupten sei, hatten alle Nachfolger Karls des Großen und namentlich die deutschen Könige erfahren. Friedrich wollte erobern, aber welche Macht stand ihm zu Gebote? Seine schwäbisch-fränkische Hausmacht, die Lehensmannen, welche durch ihre Lehen seinem Hause verpflichtet waren. Diese Macht-war eine starke, konnte aber nicht anhaltend zu auswärtigen Kriegen gebraucht werden, weil die Lehensleute durch mehrjährigen Kriegsdienst verarmen mußten,

4. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 152

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
152 Das heilige römische Reich deutscher Nation. aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, frei- willig oder gezwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aem- ter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche ihnen strittige Bischofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen von seinen Hoheitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Un- ter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung entfaltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mai- land die mächtigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bo- logna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo, Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streit- baren Bürgerschaft bewohnt. Waren diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich mach- ten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhör- lich mit einander. Pavia, als die alte longobardischc Königsstadt, wett- eiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailaud um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen woll- ten, mit grausamem Uebermuthe. Die Bürger von Lodi baten den Kai- ser um Schutz gegen Mailand, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie aber verspotteten das kaiserliche Siegel, beschimpften die Boten und zer- störten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er ihr Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und strafte die Lombarden für die Tücke, mit der sie ihm überall Nachstel- lungen bereiteten. Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea- trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte dadurch seine Hausmacht beträchtlich (1156). 1157 zwang er den Her- zog Boleslaw von Polen zur Huldigung und erhob darauf den böhmi- schen Herzog Wladislaw Ii. für dessen treue Dienste zum König. Im Jahre 1158 endlich zog er gegen Mailand mit einem gewaltigen Heere und umlagerte die Stadt so lange, bis sie sich auf Gnade und Ungnade ergab. Hierauf wurde auf den ronkalischen Feldern bei Piacenza im November großer Reichstag gehalten, damit festgesetzt werde, was dem Kaiser in Italien zustehe. Gelehrte Juristen beriethen nun das römische Recht, und darin fanden sie begreiflich für den Kaiser als den Nach- folger der Cäsaren sehr vieles: alle Belehnungen sotten dem Kaiser ge- hören, die Städte sind ihm Heeresfolge schuldig und zu Naturallieferun- gen an die kaiserlichen Heere verpflichtet; dem Kaiser gehören als Ne-

5. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 185

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Frankreich von Hugo Kapet bis Ludwig Ix. den Heiligen. 185 Dagegen gewann Alfons I., Heinrichs I. von Portugal Sohn, 1139 den 25. Juli die große Schlacht von Ourique gegen die Moslemin und nahm hierauf den Königstitel an. Das Königreich Portugal erweiterte sich glücklich (mit Hilfe niederdeutscher Kreuzfahrer, die mit 50 Schiffen an den Tajo kamen, eroberte Alfons I. 1147 Lissabon) und blühte unter weisen Gesetzen freudig empor; es baute Schiffe, weil es als Küsten- land sich gegen die maurischen Flotten schützen mußte, und wurde zu einer Seemacht, deren Unternehmungen an der westafrikanischen Küste den atlantischen Ocean aufschloßen; Portugal betrat so den Weg, auf welchem Europa die Weltherrschaft erringen und durch sie die Welt um- gestalten sollte. Noch einmal brauste aber ein Sturm aus Afrika herüber; Mo- hammed Abdallah predigte in Marokko 1116 den Moslemin Buße und beschuldigte die Morabeten des Abfalles vom wahren Glauben. Sein Feuereifer, die Sittenstrenge, die er selbst übte, gewannen ihm bald zahl- reiche Anhänger, die er Almohaden (vie Vereinigten, an Einen Gott Glaubenden) nannte. Sein Feldherr und Nachfolger Abdel Mumen stürzte das morabetische Chalisat und eroberte das mosleminische Spa- nien; er gedachte alle Stamme und Horden Afrikas auf das christliche Spanien loszulassen, als ihn zum Glücke der Christen der Tod hinweg- raffte (1163). Die Almohaden erfochten zwar bei Allarkos (1195) einen großen Sieg über die Christen, konnten aber dennoch keine be- trächtlichen Fortschritte machen, und als sie noch einmal alle ihre Kraft aufboten, erlitten sie 1212 bei Naves de Tolosa eine solche Niederlage, daß von jetzt an das Uebergewicht der Christen entschieden war. Fer- dinand Iii. eroberte 1234 Kordova und machte die dortige Moschee, das größte und schönste Bauwerk des Islam, zur christlichen Kirche; von Aragonien aus wurde 1229 Mallorka erobert, 1238 Valencia, von Kastilien aber 1248 Sevilla; von allen mohammedanischen Reichen hielt sich allein noch Granada. Nur Navarra, zwischen Frankreich, Kastilien und Aragonien eingekeilt, konnte seine Gränzen nicht erweitern; 1278 kam es durch Erbschaft an die königliche Familie von Frankreich. Während der Kreuzzüge sehen wir Frankreich immer mächtiger in die Geschicke Europas und des Morgenlandes eingreifen; es hat sich zu -Mmnzcktrh. qchwrch «Cp liji'faö uz not* mmck na * Ipif qfqnnoti

6. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 103

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das byzantinische Reich. Die bilderstürmenden Kaiser. 103 an den Thoren Europas und Asiens. Der griechische Kaiser gebot aber auch über die ganze Kraft seines Reichs und war dabei nicht von dem guten Willen der großen Lehenträger abhängig, wie die meisten abendländischen Herrscher; das Reich besaß eine geregelte Finanzverwaltung, einen Staats- schatz, daher verfügte der Kaiser über regelmäßige Reichseinkünfte und konnte Heere und Flotten ausrüsten und unterhalten. Die Mannschaft wurde zum größten Theil aus Barbaren geworben, -namentlich aus Sla- ven, welche sich im Reiche niedergelassen hatten; die Befehlshaber wa- ren dagegen meistens Griechen, welche oft genug bewiesen, daß die er- erbte römische Kriegskunst noch von keinem andern Volke erreicht war. Die Vertheidigung des Reiches und Konstantinopels wurde besonders durch die Lage am Meere erleichtert, und tüchtige Kaiser richteten deß- wegen auch ihr Hauptaugenmerk auf die Seemacht, indem sie mit Recht glaubten, Konstantinopel könne nicht fallen, so lange es das Meer frei habe. Diese Hauptfestung war damals zugleich der erste Handelsplatz der Welt; sie vermittelte den Verkehr zwischen Europa und Asien, und stand mit dem russischen Novgorod so gut in Verbindung als mit Italien, Frankreich und Deutschland. Auch der alte Gewerbfleiß hatte sich in den Städten erhalten und selbst die Barbaren fanden bald die griechi- schen Fabrikate so unentbehrlich, als heut zu Tage die vielnamigen In- dianer in Amerika und Neger in Afrika die englischen. Handel und Industrie waren deßwegen die Quellen, welche dem Staatsschätze die besten Zuflüsse gaben. Dem Kaiser Heraklius folgten einige unbedeutende Kaiser, bis 717 Leo Iii. der Jsaurier, ein tüchtiger Feldherr, sich des Thrones be- mächtigte. Dieser schlug die Araber zurück, die Konstantinopel ein ganzes Jahr belagerten und dabei 100,000 Mann verloren haben sol- len, stürzte aber das Reich durch sein Verbot der Bilderverehrung in Verwirrung. Dazu sollen den Kaiser politische Rücksichten bewogen haben; der Koran verbietet jede bildliche Darstellung nicht nur Gottes und höherer Wesen, sondern überhaupt alles Lebendigen, daher die Mos- lemin überall gegen die Bilder, namentlich religiöse, wütheten. Zu Leo's Zeit ließ der Chalife Iezid (723) alle Bilder in den Kirchen der eroberten Provinzen zerstören, was den griechischen Kaiser auf den Ge- danken brachte, den mohammedanischen Fanatismus als den gefährlichsten Feind dadurch zu entwaffnen, daß in dem griechischen Reiche selbst alle heiligen Bilder weggeschafft würden. Dem ersten Befehle (726) folgte bald (730) ein noch viel strengerer, der Todesstrafe auf die Beibehal- tung von heiligen Bildern in Kirchen, auf öffentlichen Plätzen und selbst in Privathäusern setzte. Dagegen erhob sich Widerstand von Seite des Volks und der Geistlichen, die Päpste Gregor Ii. und Iii. verwiesen dem Kaiser seine Gewaltthätigkeit sehr strenge, indem sie ihm die katholische

7. Die vorchristliche Zeit - S. 313

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Auslösung des macedonisch-persischen Reiches. 313 Doch die Wegräumung von Schranken, wodurch die Völker schroff ge- sondert gewesen waren und der Hindernisse, die bei ihnen dem Verständ- nisse der Wahrheit entgegengestanden hatten, brachte noch keine Eini- gung, da an die Stelle der vielen trennenden Ziele das Heidenthum aus eigenen Kräften kein neues einigendes setzen konnte. Daher mußte die- selbe äußere Ordnung, welche durch jenes negative Ergebniß der Er- hebung der Menschheit vorgearbeitet hatte, sich auflösen, damit sie nicht dem Heidenthum zur Stütze bliebe. Daß in den hellenistischen Neichen das Heidenthum mittelst einer Ausgleichung der Besonderheiten den Rest seiner Bahn durchlief, dazu haben im Gebiete des äußeren Lebens zwei in der Geschichte neue Erscheinungen, die Monarchie und das Staaten- system, beigetragen. Die Monarchie der hellenistischen Reiche verwirk- lichte das, was die jüngere Tyrannis versucht hatte, die Gestaltung des Staatswesens nach den dem Staatswesen überhaupt zu Grunde liegen- den Gedanken und ohne Abhängigkeit von den aus langer Vergangen- heit herstammenden, vielfach abgestuften und örtlich verschiedenen Rechten der Menschen. Die Errichtung derselben auf fremdem Gebiete, wo keine alte Einrichtung vollen Anspruch auf Beachtung zu haben schien, wo das ächt Einheimische zum Theil schon durch frühere Eroberer vernichtet war, wo dem Herrscher außer den Kriegern nur solche Griechen, die aus aller politischen Gemeinschaft bereits ausgetreten waren, zur Um> gebung dienten, gab ihm eine Stärke, vor welcher ein in engeren Krei- sen nach besonderen Grundsätzen geordnetes Leben weder aufkommen noch bestehen konnte. Der Gedanke eines nicht erwachsenen, sondern mit Berechnung und Plan geschaffenen und geleiteten Staates, ein Ge- danke, der die Monarchie nothwendig fordert, wurde so geläufig, daß auch griechischen Gemüthern, zumal die Fremde ihnen den politischen Theil des Griechenthums abgestreift hatte, diese Form als die naturge- mäße erscheinen mußte. Daß aber der Hellenismus auch in den ge- sonderten Neichen seine Allgemeinheit nicht verlor, wurde durch eine Wechselbeziehung bewirkt, die nicht bloß das Ergebniß eines durch Han- delszwecke und Bildungsbedürfniß entwickelten Verkehrs war, sondern auch ihrerseits unter dem Einflüsse berechneter Absichten stand. Die Macht der neuen Fürsten ruhte in allen Neichen so sehr aus denselben Grundlagen, daß Wechselwirkungen nicht ausbleiben konnten. Dazu kam, daß der Gedanke der ehemaligen Reichseiuheit lange nachwirkte und gerade durch die Gemeinsamkeit der in den weiten Ländern ver- breiteten hellenistischen Bildung wach erhalten wurde. Mt diesem Ge- danken erhielt sich nämlich auch der stete Argwohn der Herrscher gegen einander und eine Folge davon war das Bestreben, theils durch Bünd- nisse und Familienverbindungen einen sicheren Besitzstand zu schaffen, theils einem der eignen Sicherheit Gefahr drohenden Erstarken der Rach-

8. Die vorchristliche Zeit - S. 337

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das Reich der Seleuciden bis auf Antiochus Vii. 337 Bilder der Verwirrung, die sie bietet, zu dem höchsten Ziele der Ge- schichte in einer sehr nahen Beziehung. Es fallt dabei in die Augen, wie die Erreichung der Zwecke für Gott gar nicht solche Personen zu Werkzeugen fordert, die dieser Zwecke durch Willen oder Erkenntniß würdig wären. Alle Kräfte der Menschheit, die guten wie die bösen, die willigen wie die widerstrebenden, ziehen an dem Pstuge, der die Erde durchfurchen muß, bis sie für das Bergen und Hegen des göttlichen Samens empfänglich wird. Manche der Herrscher stehen zu den For- derungen und Verheißungen, deren Erfüllung nach zwei Jahrhunderten in den von ihnen beherrschten Ländern beginnen soll, in schroffem Ge- gensätze. Doch während sie nur Zerstörung und Verfall fördern und hinterlaffen, bereitet sich, ohne daß Zeitgenossen es ahnen, der Boden für den Wiederaufbau der gefalleneu Menschheit. Sie verfolgen als einziges Ziel die Macht und durch sie den Genuß, bleiben aber im Uebrigen für uns ohne eigenthümliches Leben, da die geschichtliche Ueberlieferung nur von größerem oder geringerem Maße der Genußsucht, nie aber von be- sonderer Wahl von Zweck und Mitteln redet. Auch ihre Bedeutungs- losigkeit steht in scharfem Gegensätze zu der Stärke der Erschütterungen, welche zu ihrer Zeit erfolgen und zu der Größe der Länder, über welche dieselben sich verbreiten. In diesem Betrachte gleichen sie den persischen Königen zwischen dem ersten und letzten Darius, mit denen sie in glei- chem Gegensätze zu den an eigenthümlichem Leben und bewußtem Be- streben reichen Männern des alten Griechenthums stehen. Ein Perikles, ein Demosthenes ringen mit aller menschlichen Thatkraft, mit der höchsten Anspannung des Willens und der reichsten Fülle der Gedanken nach dem, was unmöglich ist. Die Nachfolger des Darius Hpftaspes und des Seleukuö Nikator dienen ohne Willen und Gedanken unmittelbar der Herbeiführung von Bedingungen für die Verwirklichung von ewigen Ideen und, als in dem letzten Darius und dem dritten Antiochus ihre Geschlechter sich zu Thatkraft zu erheben scheinen, fördern sie trotz ihrer Anstrengung den Sturz, den die Vorgänger durch ihre Schwäche vor- bereitet haben. 6. Die Schwächung der seleucidischen Macht gab sich noch bei Leb- zeiten des Antiochus dadurch kund, daß die Unabhängigkeit Armeniens sich auch förmlich aussprach, indem zwei Statthalter, Artarias und Za- riadres, der erstere in Großarmenien, östlich vom Euphrat, der letztere in Kleinarmenien, westlich vom Euphrat, sich daselbst zu Königen er- klärten. Die Anerkennung ihrer königlichen Würde Seitens der Römer befestigte ihre Macht und zeigte die Richtung, in welcher das welter- obernde Volk des Westens seinen Einfluß im Osten zu begründen suchte. Antiochus endete im Jahre 187 in der auf den Grenzen von Persis und Susiana gelegenen Landschaft Elpmais. Es heißt, er sei hier von Kiesel, Weltgeschichte- I. 22

9. Viertehalb Jahrhunderte - S. 555

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
und zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts. 555 Besitzungen. Er ärntete für große Thaten schlechten Dank. Im Jahre 1515 ward er abberufen, starb aber Angesichts der Stadt Goa, in deren Hafen er nach Unterwerfung von Ormus und nach Empfang der Abberufung einzulaufen im Begriffe stand. Obgleich keiner der Nach- folger ihm glich, hielt sich doch durch die Treue der meisten die portu- giesische Macht auf ihrer Höhe. Unter Emanuels Sohn und Nachfolger Johann Iii. (1521—1557) erweiterte sie sich noch. Nachdem schon im Jahre 1518 in der chinesischen Stadt Macao eine Handelsnieder- lassung entstanden war, wurden unter ihm andere auf den Inseln des indischen Archipelaguö angelegt, die Gewürzinseln in Besitz genommen und Verbindungen mit dem japanischen Jnselreiche angeknüpft. Doch während die weit ausgedehnte und so sehr unterbrochene Herrschaft schwierig zu übersehen war, erlosch allmülig der Heldengeist unter dem Einfluß wachsender Gewinnsucht. Einen zerstörenden Einfluß übte es, daß in der Folge die Statthalter selbst eignen Vortheil in Handels- unternehmungen suchten. Darüber verfielen die Vertheidigungsanstalten und die Gerechtigkeitspflege, und es ging die Stärke verloren, die in sittlicher Haltung ruht. Die Theilung der Statthalterschaft half dem Uebel nicht ab, und als nach Johanns Tode auch im Mutterlande Ver- wirrungen eintraten, verfiel bei dem Mangel an nachdrücklicher Fürsorge die portugiesische Macht in Indien mit großer Schnelligkeit. 3. Noch ehe die Portugiesen den Weg nach Indien gefunden, hatte von Spanien aus die Entdeckung der neuen Welt im Westen begonnen, von welcher seit den im Norden derselben gegründeten normannischen Ansiedlungen fast jede Kunde erloschen war. In anderer Art und mit an- derem Erfolge, als es Portugal in Indien gethan, aber unter nicht min- deren Einwirkungen auf die europäischen Verhältnisse erbaute sich Spanien im Wetteifer mit dem Nachbarreiche im Westen eine neue Macht, als es eben zu einem staatlichen Ganzen geworden war. Nicht gleich Portu- gal durch eine Neihe früherer Bestrebungen auf die Bahn der Ent- deckung geführt, lieh es nur einem fremden Gedanken die Mittel der Ausführung, um die Frucht desselben mühelos als Geschenk zu erhalten. Christoph Columbus, ein Genuese, der sich bereits als Seemann aus- gezeichnet, hatte in Lissabon, wo er sich mit der Tochter eines dortigen Seemannes verheirathet, aus Aufzeichnungen seines Schwiegervaters die Unternehmungen der Portugiesen kennen lernen, und überzeugt von der schon durch die Weisen der Griechen angenommenen Kugelgestalt der Erde, entwarf er den Plan, jenes Indien, zu dem die Portugiesen längs der Küste Afrika's den Weg suchten, durch eine Fahrt nach Westen zu finden. Er konnte dies um so eher für möglich halten, als die allge- meine Meinung die Erstreckung Asiens nach Osten weit über das Maß der Wirklichkeit ausdehnte. Weder in Lissabon noch in Genua fand er

10. Viertehalb Jahrhunderte - S. 583

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
Kaiser Karl V. und die Kirchentrennung in Deutschland. 583 Luther, zu Eiöleben im Jahre 1483 geboren, früher dem Augustiner- kloster zu Erfurt angehörig, ein Mann von einer zu heftiger und ge- waltsamer Erregung geneigten Gemüthsart, von reichen Gaben des Geistes und unermüdlicher Arbeitsamkeit, hatte die im Klosterstande ihm dargebotenen ascetischen Mittel mit aller Kraft seines Charakters und unter den spannendsten Anstrengungen zu einem Kampfe gegen seine leidenschaftliche Natur verwendet, der ihn zwischen Verzagen und Ver- messenheit hin und her warf. Den Weg, sich von der Pein seines Zustandes zu befreien, fand er unter eifrigem Lesen der heiligen Schrift durch eine, wie ihm schien, aus ihr herzuleitende neue Ansicht von der Rechtfertigung des Menschen. Diese Ansicht ging dahin, daß der Mensch zum Behufe seiner Rechtfertigung nicht eigene Gerechtigkeit zu erstreben, sondern nur das Verdienst des Erlösers mittelst des Glaubens sich zuzurechnen und zu seinem Eigenthume zu machen habe, daß also der Glaube allein ohne die guten Werke die Vergebung der Sünden bewirke. Ehe diese Lehre sich entwickelt hatte und ihrem Urheber die Folgerungen, welche sie haben mußte, zum Bewußtsein gekommen waren, wurde der Kampf da- durch entzündet, daß Tetzel sich der Stadt Wittenberg näherte. Luther schlug, um zu einem wissenschaftlichen Kampfe über die Sache heraus- zufordern, 95 den Ablaß betreffende Thesen an die Thüre der Schloß- kirche, in welchen der Ablaß zwar nicht verworfen, aber neben Richtigem auch Irriges über denselben behauptet wurde. Obgleich das Meiste von dem, was Tetzel vorgeworfen wird, Erzeugniß eines später dichtenden Hasses ist, trat doch seinem Treiben genug Uugunst entgegen, um dem- jenigen, der gegen ihn auftrat, Beifall zu verschaffen. Noch günstiger wurde die Sache für Luther durch die Ungeschicklichkeit, mit welcher feine Gegner ihn behandelten. Papst Leo, der gleich seinen nächsten Vorgängern hinsichtlich der kirchlichen Angelegenheiten zu sorglos war und hinter dem alten Kaiser Mariw.ilian in Beurtheilung der Bedeu- tung des Streites zurückblieb, gab auf Verwendung des Kurfürsten Friedrich und der Universität Wittenberg zu, daß Luther, anstatt einer schon erlassenen Vorladung gemäß nach Rom zu kommen, sich vor dem theologisch gelehrten Legaten Cardinal Thomas von Gaeta verantworte. Dieser machte im Jahre 1518 zu Augsburg, wo eben ein Reichstag gehalten worden war, den Versuch, Luther zum Widerrufe zu bewegen. Luther berief sich von dem seiner Meinung nach übel unterrichteten Papste an den besser zu unterrichtenden. Neue Ausgleichungsversuche folgten, die zwar Erklärungen Luthers hervorriefen, daß er den Gehor- sam der Kirche nicht habe verletzen wollen, jedoch in der Sache nichts erreichten. Der Streit war indessen schon sehr verbreitet, da die Augu- stiner für Luther, die Dominikauer gegen ihn Partei nahmen. Schon vor der Augsburger Besprechung hatte Luther im Jahre 1518 auf einer Kiesel, Weltgeschichte. Ii. 38
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