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den Sinn dieser bildlichen Rede mag der junge Leser eine kleine Be-
trachtung anstellen.
Dritte Klaffe.
Brennbare Mineralien.
1. Die Steinkohle.
So lange die Wälder ihre Sendungen hinlänglich abliefern, ist
die reinliche Holzfeuerung in der Haushaltung vorzuziehen; aber nicht
überall erfreut man sich des Reichthums an Holz und bei zunehmender
Bevölkerung wird der Verbrauch desselben stärker und es entsteht in
manchen Gegenden Mangel. Wo aber ein dringendes Bedürfniß
herrscht, da sinnt der Mensch auf Mittel zur Beftiedigung, und es
wurde ihm in diesem Falle um so leichter, da die Natur den Finger-
zeig gab. An manchen Stellen der Erde reichen unterirdische Kohlen-
lager bis zur Oberfläche; man grub nach und fand überreichlich in
der Tiefe, was das Land von der Außenseite verweigerte. Bei so
glücklichem Erfolg suchte man weiter und entdeckte Fundgruben in den
verschiedenen Ländern Europa's, später auch in den übrigen Erdtheilen;
es zeigte der Boden einen Reichthum, den man früher nicht geahnt
hatte. Gegenden, die an Waldungen eben nicht reich sind, versorgen
gegenwärtig andere mit dem wirksamsten Brennstoffe.
Die unterirdischen Kohlen liegen in Schichten, deren Dicke oft
nur einige Zoll, in seltenen Fällen jedoch 40 Fuß beträgt. Da mit-
unter ganze Baumstämme in Kohlengruben gefunden werden, ist es
wahrscheinlich, daß in einer Zeit, von deren Begebenheiten kein
Mensch Zeuge war, große Wälder untersanken und in der Gluth der
Erde verkohlten. Der Schöpfer legte zur selben Zeit in den Erden-
schoß wichtige Güter zum Gebrauch der Menschen, noch ehe diese ihren
nunmehrigen Wohnplatz betraten. Friedlich pflügt und pflegt eben
der Landmann seinen Acker, der Bürger fördert seine Arbeit in der
Werkstätte und Kinder spielen auf derselben Stelle, welche einst die
schauerliche Stätte des Unterganges und der Zerstörung war.
Das deutsche Land ist der Steinkohlen in manchen Gegenden theil-
haft geworden, wie in den Rheingegenden, an der Ruhr; bei Aachen, am
Hundsrück; im Odergebiete in Schlesien; an der Elbe in Böhmen, Sach-
sen , am Harz und in Mähren. Am meisten kommen sie aber in
England und Belgien vor, und die großen Fabriken beider Länder ver-
danken ihr Bestehen hauptsächlich den Steinkohlen. Zn England hat man
Gruben, die von der Küste aus bis unter das Meer geführt worden sind,
so daß oben der Fischer, unter diesem der Bergmann seiner Beschäftigung
obliegt. Keiner sieht und hört dabei den Andern. Der unten merkt Nichts
davon, wenn sein Landsmann oben mit Sturm und Wellen kämpft oder
sich über einen glücklichen Fang freut; der oben spürt Nichts von dem
Einsturz der Grube, die vielleicht jenen begräbt. So Etwas kann dem
Bcrgmanne an seinem nächtlichen Aufenthaltsorte begegnen und noch mehr.
Zn den Gängen der Bergwerke entwickelt sich oft das Grubengas, eine
brennbare Luft, welche sich am Lampenlichte der Arbeiter schnell entzündet
und mit der Heftigkeit des brennenden Pulvers wüthet, ihnen zum Verder-
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Personennamen: Fischer
Extrahierte Ortsnamen: Rheingegenden Aachen Schlesien England Belgien England
Nachblüte der römisch-griechischen Literatur. 359
und die Beklemmung schwand, welche seit dem Tode des Augustus den
freien Alhem hemmte, erwachte auch die römische Literatur zu einem
neuen Leben und verbreitete sich über ein viel weiteres Feld, als dies
vor und unter Augustus der Fall gewesen war. Sie wurde universeller,
einmal weil Politik die Römer immer weniger beschäftigte, sodann weil
sich römisches und griechisches Wesen immer mehr durchdrungen hatten.
Die Anzahl der Schriftsteller ist sehr groß, doch arbeiteten die wenigsten
selbständig, sondern die meisten befaßten sich mit Auszügen und Sammel-
werken von sehr ungleichem Werthe. Unter den Geschichtschreibern ragt
Korn. Tacitus hervor, der Schwiegersohn des Agrikola, welchem er ein
unvergängliches Denkmal mit seiner Lebensbeschreibung setzte. Von
seinen Hauptwerken, den Annalen und Historien, ist ein großer Theil
für uns verloren, sonst besäßen wir ein vollständiges Gemälde der ganzen
Schreckenszeit von Tiberius bis Vespasian. Mit düsterem hoffnungs-
losem Ernste, aber freiem Blicke, schreitet Tacitus durch diese Zeit der
Verwesung und Zerstörung; er erklärt, warum sich die Römer die Herr-
schaft des Augustus und die Despotie des Tiberius gefallen lassen muß-
ten; daß das römische Volk zu verdorben war, um die republikanische
Verfassung noch länger aufrecht erhalten zu können, dies beschönigt er
aber keineswegs mit den Ausdrücken: „Entwicklung, Potenzierung, noth-
wendige Entwicklung" u. dgl.; ebenso wenig anerkennt er einen Beruf
des Julius Cäsar oder des Oktavianus, der sie berechtigte, die erschüt-
terte Republik umzustürzen und auf ihren Trümmern eine Militär-
monarchie zu erbauen; die Schlechtigkeit und Schwäche des einen Theils
ist bei ihm keine Entschuldigung für den Angriff des anderen, beide
sind ihm Zerstörer der Republik, des schönen und würdigen römischen
Lebens. Er täuscht sich auch darüber nicht, daß es mit der römi-
schen Herrlichkeit zur Neige gehe; noch eine Periode wie die von
Tiberius bis auf Vespasian, und die Despotie mußte den Nest des
römischen Charakters verzehren, die blutigen Schlachten der neben-
buhlerischen Heere die streitbare Mannschaft des Reiches aufreiben, der
Wohlstand der Provinzen durch die inneren Kriege und das damit ver-
bundene Raubsystem vernichtet werden und dadurch das Staatsein-
kommen versiegen, so daß es den lauernden Barbaren voraussichtlich
gelingen mußte, ganze Provinzen von dem römischen Reiche abzureißen.
Die Macht der Parther unterschätzte Tacitus nicht, fürchtete jedoch von
ihnen keine ernstliche Gefahr für das römische Reich, desto drohender
aber erschienen ihm die zahllosen Stämme der Germanen. Die Ueber-
legenheit der römischen Kultur gegenüber den halbwilden Germanen
gab ihm nicht wie seinen Landsleuten das Gefühl der Sicherheit; er
wußte zu gut, daß auch ein Barbar politische Plane entwerfen und
ausführen kann. Vor was ihm am meisten bangte, das war die Ver-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Augustus Augustus Tiberius Augustus Tiberius Julius_Cäsar Cäsar Tiberius
149
Friedrich l, der Rothbart.
sein Sohn Heinrich war ihm zwei Jahre vorangegangen, der andere,
Friedrich, noch minderjährig.
Dreizehntes Kapitel.
Friedrich I-, der Rothbart (1152 — 1190).
Die Fürsten hatten nach Konrads Tode nur die Wahl zwischen
Heinrich dem Löwen und dem Hohenstaufen Friedrich; sie entschieden sich
für den letztern, weil von ihm eine Versöhnung mit dem Welfen zu
hoffen war, denn er war mütterlicherseits selbst Welfe und dazu Jugend-
freund Heinrichs des Löwen. Wirklich gab er auf einem Reichstage diesem
das Herzogthum Sachsen zurück und sprach ihm ebenso Bayern wieder zu.
Zur Entschädigung für den Babenberger Heinrich, der um Bayern mit
den Welfen lange Krieg geführt hatte, wurde die Markgrafschaft Oester-
reich zu einem auch in weiblicher Linie erblichen, den Kur- oder Erz-
fürstenthümern gleichgestellten Herzogthum erhoben (1156), dem fast
gänzliche Freiheit von allen Leistungen gegen König und Reich bewilligt
wurde, weil es als Vorwache Deutschlands und von nicht deutschen
Völkern fast ganz umgeben genug zu leisten hatte.
Friedrichs Streben war dahin gerichtet, dem Kaiserthume die Macht
wieder zu verjüngen, welche Karl der Große und Otto der Große geübt
hatten. Wie seine Vorbilder wollte er die kaiserliche Oberherrlichkeit
über die Kirche wieder Herstellen, obwohl er weder wie Karl eine be-
drängte Kirche zu retten, noch wie Otto ihre gestörte Ordnung wieder
herzustellen hatte; dieses Streben mußte ihn zum Bruche mit dem Papste
führen und dadurch wurden dem Kaiser die besten Kräfte entfremdet,
er selbst geradezu an die Gewalt verwiesen. Er wollte Italien erobern,
weil die Weltherrschaft mit dem Namen Rom verbunden schien und die
reichen italienischen Städte die ergibigsten Steuern der damaligen Zeit
abgeworfen hätten, darum sagte er klagenden Lombarden und Siciliern
Hilfe zu, den einen gegen Mailand, den andern gegen ihren König.
Wie schwer Italien zu behaupten sei, hatten alle Nachfolger Karls
des Großen und namentlich die deutschen Könige erfahren. Friedrich
wollte erobern, aber welche Macht stand ihm zu Gebote? Seine
schwäbisch-fränkische Hausmacht, die Lehensmannen, welche durch ihre
Lehen seinem Hause verpflichtet waren. Diese Macht-war eine starke,
konnte aber nicht anhaltend zu auswärtigen Kriegen gebraucht werden,
weil die Lehensleute durch mehrjährigen Kriegsdienst verarmen mußten,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_l Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Friedrich_I- Friedrich Konrads Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Heinrichs Heinrich Heinrich Friedrichs Friedrichs Karl_der_Große Karl Otto Karl Karl Otto Karls Friedrich Friedrich
152 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden
das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, frei-
willig oder gezwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aem-
ter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche
ihnen strittige Bischofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen
von seinen Hoheitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften
ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Un-
ter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich
durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer
Ausdehnung entfaltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mai-
land die mächtigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bo-
logna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo,
Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streit-
baren Bürgerschaft bewohnt. Waren diese Städte einig gewesen, so
hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich mach-
ten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhör-
lich mit einander. Pavia, als die alte longobardischc Königsstadt, wett-
eiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailaud um den Vorrang, und
dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen woll-
ten, mit grausamem Uebermuthe. Die Bürger von Lodi baten den Kai-
ser um Schutz gegen Mailand, und dieser schickte den Mailändern ein
Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie
aber verspotteten das kaiserliche Siegel, beschimpften die Boten und zer-
störten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart
nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er ihr
Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und
strafte die Lombarden für die Tücke, mit der sie ihm überall Nachstel-
lungen bereiteten.
Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea-
trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte
dadurch seine Hausmacht beträchtlich (1156). 1157 zwang er den Her-
zog Boleslaw von Polen zur Huldigung und erhob darauf den böhmi-
schen Herzog Wladislaw Ii. für dessen treue Dienste zum König. Im
Jahre 1158 endlich zog er gegen Mailand mit einem gewaltigen Heere
und umlagerte die Stadt so lange, bis sie sich auf Gnade und Ungnade
ergab. Hierauf wurde auf den ronkalischen Feldern bei Piacenza im
November großer Reichstag gehalten, damit festgesetzt werde, was dem
Kaiser in Italien zustehe. Gelehrte Juristen beriethen nun das römische
Recht, und darin fanden sie begreiflich für den Kaiser als den Nach-
folger der Cäsaren sehr vieles: alle Belehnungen sotten dem Kaiser ge-
hören, die Städte sind ihm Heeresfolge schuldig und zu Naturallieferun-
gen an die kaiserlichen Heere verpflichtet; dem Kaiser gehören als Ne-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Bea- Friedrich Boleslaw_von_Polen Boleslaw
Frankreich von Hugo Kapet bis Ludwig Ix. den Heiligen. 185
Dagegen gewann Alfons I., Heinrichs I. von Portugal Sohn, 1139 den
25. Juli die große Schlacht von Ourique gegen die Moslemin und
nahm hierauf den Königstitel an. Das Königreich Portugal erweiterte
sich glücklich (mit Hilfe niederdeutscher Kreuzfahrer, die mit 50 Schiffen
an den Tajo kamen, eroberte Alfons I. 1147 Lissabon) und blühte unter
weisen Gesetzen freudig empor; es baute Schiffe, weil es als Küsten-
land sich gegen die maurischen Flotten schützen mußte, und wurde zu
einer Seemacht, deren Unternehmungen an der westafrikanischen Küste
den atlantischen Ocean aufschloßen; Portugal betrat so den Weg, auf
welchem Europa die Weltherrschaft erringen und durch sie die Welt um-
gestalten sollte.
Noch einmal brauste aber ein Sturm aus Afrika herüber; Mo-
hammed Abdallah predigte in Marokko 1116 den Moslemin Buße und
beschuldigte die Morabeten des Abfalles vom wahren Glauben. Sein
Feuereifer, die Sittenstrenge, die er selbst übte, gewannen ihm bald zahl-
reiche Anhänger, die er Almohaden (vie Vereinigten, an Einen Gott
Glaubenden) nannte. Sein Feldherr und Nachfolger Abdel Mumen
stürzte das morabetische Chalisat und eroberte das mosleminische Spa-
nien; er gedachte alle Stamme und Horden Afrikas auf das christliche
Spanien loszulassen, als ihn zum Glücke der Christen der Tod hinweg-
raffte (1163). Die Almohaden erfochten zwar bei Allarkos (1195)
einen großen Sieg über die Christen, konnten aber dennoch keine be-
trächtlichen Fortschritte machen, und als sie noch einmal alle ihre Kraft
aufboten, erlitten sie 1212 bei Naves de Tolosa eine solche Niederlage,
daß von jetzt an das Uebergewicht der Christen entschieden war. Fer-
dinand Iii. eroberte 1234 Kordova und machte die dortige Moschee,
das größte und schönste Bauwerk des Islam, zur christlichen Kirche;
von Aragonien aus wurde 1229 Mallorka erobert, 1238 Valencia, von
Kastilien aber 1248 Sevilla; von allen mohammedanischen Reichen hielt
sich allein noch Granada. Nur Navarra, zwischen Frankreich, Kastilien
und Aragonien eingekeilt, konnte seine Gränzen nicht erweitern; 1278
kam es durch Erbschaft an die königliche Familie von Frankreich.
Während der Kreuzzüge sehen wir Frankreich immer mächtiger in
die Geschicke Europas und des Morgenlandes eingreifen; es hat sich zu
-Mmnzcktrh. qchwrch «Cp
liji'faö uz not*
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Ipif qfqnnoti
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Hugo_Kapet Ludwig_Ix Ludwig Alfons_I. Heinrichs_I._von_Portugal_Sohn Heinrichs_I. Abdallah Abdel
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Portugal Lissabon Portugal Europa Afrika Marokko Spanien Aragonien Valencia Kastilien Sevilla Granada Navarra Frankreich Kastilien Aragonien Frankreich Frankreich Europas
Das byzantinische Reich. Die bilderstürmenden Kaiser. 103
an den Thoren Europas und Asiens. Der griechische Kaiser gebot aber auch
über die ganze Kraft seines Reichs und war dabei nicht von dem guten
Willen der großen Lehenträger abhängig, wie die meisten abendländischen
Herrscher; das Reich besaß eine geregelte Finanzverwaltung, einen Staats-
schatz, daher verfügte der Kaiser über regelmäßige Reichseinkünfte und
konnte Heere und Flotten ausrüsten und unterhalten. Die Mannschaft
wurde zum größten Theil aus Barbaren geworben, -namentlich aus Sla-
ven, welche sich im Reiche niedergelassen hatten; die Befehlshaber wa-
ren dagegen meistens Griechen, welche oft genug bewiesen, daß die er-
erbte römische Kriegskunst noch von keinem andern Volke erreicht war.
Die Vertheidigung des Reiches und Konstantinopels wurde besonders
durch die Lage am Meere erleichtert, und tüchtige Kaiser richteten deß-
wegen auch ihr Hauptaugenmerk auf die Seemacht, indem sie mit Recht
glaubten, Konstantinopel könne nicht fallen, so lange es das Meer frei
habe. Diese Hauptfestung war damals zugleich der erste Handelsplatz der
Welt; sie vermittelte den Verkehr zwischen Europa und Asien, und stand
mit dem russischen Novgorod so gut in Verbindung als mit Italien,
Frankreich und Deutschland. Auch der alte Gewerbfleiß hatte sich in
den Städten erhalten und selbst die Barbaren fanden bald die griechi-
schen Fabrikate so unentbehrlich, als heut zu Tage die vielnamigen In-
dianer in Amerika und Neger in Afrika die englischen. Handel und
Industrie waren deßwegen die Quellen, welche dem Staatsschätze die
besten Zuflüsse gaben.
Dem Kaiser Heraklius folgten einige unbedeutende Kaiser, bis 717
Leo Iii. der Jsaurier, ein tüchtiger Feldherr, sich des Thrones be-
mächtigte. Dieser schlug die Araber zurück, die Konstantinopel ein
ganzes Jahr belagerten und dabei 100,000 Mann verloren haben sol-
len, stürzte aber das Reich durch sein Verbot der Bilderverehrung in
Verwirrung. Dazu sollen den Kaiser politische Rücksichten bewogen
haben; der Koran verbietet jede bildliche Darstellung nicht nur Gottes
und höherer Wesen, sondern überhaupt alles Lebendigen, daher die Mos-
lemin überall gegen die Bilder, namentlich religiöse, wütheten. Zu
Leo's Zeit ließ der Chalife Iezid (723) alle Bilder in den Kirchen der
eroberten Provinzen zerstören, was den griechischen Kaiser auf den Ge-
danken brachte, den mohammedanischen Fanatismus als den gefährlichsten
Feind dadurch zu entwaffnen, daß in dem griechischen Reiche selbst alle
heiligen Bilder weggeschafft würden. Dem ersten Befehle (726) folgte
bald (730) ein noch viel strengerer, der Todesstrafe auf die Beibehal-
tung von heiligen Bildern in Kirchen, auf öffentlichen Plätzen und selbst
in Privathäusern setzte. Dagegen erhob sich Widerstand von Seite des
Volks und der Geistlichen, die Päpste Gregor Ii. und Iii. verwiesen dem
Kaiser seine Gewaltthätigkeit sehr strenge, indem sie ihm die katholische
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Leo_Iii Leo Gregor_Ii Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Europas Asiens Konstantinopels Konstantinopel Europa Asien Italien Frankreich Deutschland Amerika Afrika Konstantinopel Gottes
Die Auslösung des macedonisch-persischen Reiches. 313
Doch die Wegräumung von Schranken, wodurch die Völker schroff ge-
sondert gewesen waren und der Hindernisse, die bei ihnen dem Verständ-
nisse der Wahrheit entgegengestanden hatten, brachte noch keine Eini-
gung, da an die Stelle der vielen trennenden Ziele das Heidenthum aus
eigenen Kräften kein neues einigendes setzen konnte. Daher mußte die-
selbe äußere Ordnung, welche durch jenes negative Ergebniß der Er-
hebung der Menschheit vorgearbeitet hatte, sich auflösen, damit sie nicht
dem Heidenthum zur Stütze bliebe. Daß in den hellenistischen Neichen
das Heidenthum mittelst einer Ausgleichung der Besonderheiten den Rest
seiner Bahn durchlief, dazu haben im Gebiete des äußeren Lebens zwei
in der Geschichte neue Erscheinungen, die Monarchie und das Staaten-
system, beigetragen. Die Monarchie der hellenistischen Reiche verwirk-
lichte das, was die jüngere Tyrannis versucht hatte, die Gestaltung des
Staatswesens nach den dem Staatswesen überhaupt zu Grunde liegen-
den Gedanken und ohne Abhängigkeit von den aus langer Vergangen-
heit herstammenden, vielfach abgestuften und örtlich verschiedenen Rechten
der Menschen. Die Errichtung derselben auf fremdem Gebiete, wo keine
alte Einrichtung vollen Anspruch auf Beachtung zu haben schien, wo
das ächt Einheimische zum Theil schon durch frühere Eroberer vernichtet
war, wo dem Herrscher außer den Kriegern nur solche Griechen, die
aus aller politischen Gemeinschaft bereits ausgetreten waren, zur Um>
gebung dienten, gab ihm eine Stärke, vor welcher ein in engeren Krei-
sen nach besonderen Grundsätzen geordnetes Leben weder aufkommen
noch bestehen konnte. Der Gedanke eines nicht erwachsenen, sondern
mit Berechnung und Plan geschaffenen und geleiteten Staates, ein Ge-
danke, der die Monarchie nothwendig fordert, wurde so geläufig, daß
auch griechischen Gemüthern, zumal die Fremde ihnen den politischen
Theil des Griechenthums abgestreift hatte, diese Form als die naturge-
mäße erscheinen mußte. Daß aber der Hellenismus auch in den ge-
sonderten Neichen seine Allgemeinheit nicht verlor, wurde durch eine
Wechselbeziehung bewirkt, die nicht bloß das Ergebniß eines durch Han-
delszwecke und Bildungsbedürfniß entwickelten Verkehrs war, sondern
auch ihrerseits unter dem Einflüsse berechneter Absichten stand. Die
Macht der neuen Fürsten ruhte in allen Neichen so sehr aus denselben
Grundlagen, daß Wechselwirkungen nicht ausbleiben konnten. Dazu
kam, daß der Gedanke der ehemaligen Reichseiuheit lange nachwirkte
und gerade durch die Gemeinsamkeit der in den weiten Ländern ver-
breiteten hellenistischen Bildung wach erhalten wurde. Mt diesem Ge-
danken erhielt sich nämlich auch der stete Argwohn der Herrscher gegen
einander und eine Folge davon war das Bestreben, theils durch Bünd-
nisse und Familienverbindungen einen sicheren Besitzstand zu schaffen,
theils einem der eignen Sicherheit Gefahr drohenden Erstarken der Rach-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Das Reich der Seleuciden bis auf Antiochus Vii. 337
Bilder der Verwirrung, die sie bietet, zu dem höchsten Ziele der Ge-
schichte in einer sehr nahen Beziehung. Es fallt dabei in die Augen,
wie die Erreichung der Zwecke für Gott gar nicht solche Personen zu
Werkzeugen fordert, die dieser Zwecke durch Willen oder Erkenntniß
würdig wären. Alle Kräfte der Menschheit, die guten wie die bösen,
die willigen wie die widerstrebenden, ziehen an dem Pstuge, der die Erde
durchfurchen muß, bis sie für das Bergen und Hegen des göttlichen
Samens empfänglich wird. Manche der Herrscher stehen zu den For-
derungen und Verheißungen, deren Erfüllung nach zwei Jahrhunderten
in den von ihnen beherrschten Ländern beginnen soll, in schroffem Ge-
gensätze. Doch während sie nur Zerstörung und Verfall fördern und
hinterlaffen, bereitet sich, ohne daß Zeitgenossen es ahnen, der Boden für
den Wiederaufbau der gefalleneu Menschheit. Sie verfolgen als einziges
Ziel die Macht und durch sie den Genuß, bleiben aber im Uebrigen für
uns ohne eigenthümliches Leben, da die geschichtliche Ueberlieferung nur
von größerem oder geringerem Maße der Genußsucht, nie aber von be-
sonderer Wahl von Zweck und Mitteln redet. Auch ihre Bedeutungs-
losigkeit steht in scharfem Gegensätze zu der Stärke der Erschütterungen,
welche zu ihrer Zeit erfolgen und zu der Größe der Länder, über welche
dieselben sich verbreiten. In diesem Betrachte gleichen sie den persischen
Königen zwischen dem ersten und letzten Darius, mit denen sie in glei-
chem Gegensätze zu den an eigenthümlichem Leben und bewußtem Be-
streben reichen Männern des alten Griechenthums stehen. Ein Perikles,
ein Demosthenes ringen mit aller menschlichen Thatkraft, mit der höchsten
Anspannung des Willens und der reichsten Fülle der Gedanken nach dem,
was unmöglich ist. Die Nachfolger des Darius Hpftaspes und des
Seleukuö Nikator dienen ohne Willen und Gedanken unmittelbar der
Herbeiführung von Bedingungen für die Verwirklichung von ewigen
Ideen und, als in dem letzten Darius und dem dritten Antiochus ihre
Geschlechter sich zu Thatkraft zu erheben scheinen, fördern sie trotz ihrer
Anstrengung den Sturz, den die Vorgänger durch ihre Schwäche vor-
bereitet haben.
6. Die Schwächung der seleucidischen Macht gab sich noch bei Leb-
zeiten des Antiochus dadurch kund, daß die Unabhängigkeit Armeniens
sich auch förmlich aussprach, indem zwei Statthalter, Artarias und Za-
riadres, der erstere in Großarmenien, östlich vom Euphrat, der letztere
in Kleinarmenien, westlich vom Euphrat, sich daselbst zu Königen er-
klärten. Die Anerkennung ihrer königlichen Würde Seitens der Römer
befestigte ihre Macht und zeigte die Richtung, in welcher das welter-
obernde Volk des Westens seinen Einfluß im Osten zu begründen suchte.
Antiochus endete im Jahre 187 in der auf den Grenzen von Persis
und Susiana gelegenen Landschaft Elpmais. Es heißt, er sei hier von
Kiesel, Weltgeschichte- I. 22
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Darius Darius Darius_Hpftaspes Darius Darius Darius
und zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts. 555
Besitzungen. Er ärntete für große Thaten schlechten Dank. Im Jahre
1515 ward er abberufen, starb aber Angesichts der Stadt Goa, in
deren Hafen er nach Unterwerfung von Ormus und nach Empfang der
Abberufung einzulaufen im Begriffe stand. Obgleich keiner der Nach-
folger ihm glich, hielt sich doch durch die Treue der meisten die portu-
giesische Macht auf ihrer Höhe. Unter Emanuels Sohn und Nachfolger
Johann Iii. (1521—1557) erweiterte sie sich noch. Nachdem schon
im Jahre 1518 in der chinesischen Stadt Macao eine Handelsnieder-
lassung entstanden war, wurden unter ihm andere auf den Inseln des
indischen Archipelaguö angelegt, die Gewürzinseln in Besitz genommen
und Verbindungen mit dem japanischen Jnselreiche angeknüpft. Doch
während die weit ausgedehnte und so sehr unterbrochene Herrschaft
schwierig zu übersehen war, erlosch allmülig der Heldengeist unter dem
Einfluß wachsender Gewinnsucht. Einen zerstörenden Einfluß übte es,
daß in der Folge die Statthalter selbst eignen Vortheil in Handels-
unternehmungen suchten. Darüber verfielen die Vertheidigungsanstalten
und die Gerechtigkeitspflege, und es ging die Stärke verloren, die in
sittlicher Haltung ruht. Die Theilung der Statthalterschaft half dem
Uebel nicht ab, und als nach Johanns Tode auch im Mutterlande Ver-
wirrungen eintraten, verfiel bei dem Mangel an nachdrücklicher Fürsorge
die portugiesische Macht in Indien mit großer Schnelligkeit.
3. Noch ehe die Portugiesen den Weg nach Indien gefunden, hatte
von Spanien aus die Entdeckung der neuen Welt im Westen begonnen,
von welcher seit den im Norden derselben gegründeten normannischen
Ansiedlungen fast jede Kunde erloschen war. In anderer Art und mit an-
derem Erfolge, als es Portugal in Indien gethan, aber unter nicht min-
deren Einwirkungen auf die europäischen Verhältnisse erbaute sich Spanien
im Wetteifer mit dem Nachbarreiche im Westen eine neue Macht, als
es eben zu einem staatlichen Ganzen geworden war. Nicht gleich Portu-
gal durch eine Neihe früherer Bestrebungen auf die Bahn der Ent-
deckung geführt, lieh es nur einem fremden Gedanken die Mittel der
Ausführung, um die Frucht desselben mühelos als Geschenk zu erhalten.
Christoph Columbus, ein Genuese, der sich bereits als Seemann aus-
gezeichnet, hatte in Lissabon, wo er sich mit der Tochter eines dortigen
Seemannes verheirathet, aus Aufzeichnungen seines Schwiegervaters die
Unternehmungen der Portugiesen kennen lernen, und überzeugt von der
schon durch die Weisen der Griechen angenommenen Kugelgestalt der
Erde, entwarf er den Plan, jenes Indien, zu dem die Portugiesen längs
der Küste Afrika's den Weg suchten, durch eine Fahrt nach Westen zu
finden. Er konnte dies um so eher für möglich halten, als die allge-
meine Meinung die Erstreckung Asiens nach Osten weit über das Maß
der Wirklichkeit ausdehnte. Weder in Lissabon noch in Genua fand er
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Extrahierte Personennamen: Johann_Iii Johann Johanns Johanns Christoph_Columbus
Kaiser Karl V. und die Kirchentrennung in Deutschland. 583
Luther, zu Eiöleben im Jahre 1483 geboren, früher dem Augustiner-
kloster zu Erfurt angehörig, ein Mann von einer zu heftiger und ge-
waltsamer Erregung geneigten Gemüthsart, von reichen Gaben des
Geistes und unermüdlicher Arbeitsamkeit, hatte die im Klosterstande ihm
dargebotenen ascetischen Mittel mit aller Kraft seines Charakters und
unter den spannendsten Anstrengungen zu einem Kampfe gegen seine
leidenschaftliche Natur verwendet, der ihn zwischen Verzagen und Ver-
messenheit hin und her warf. Den Weg, sich von der Pein seines Zustandes
zu befreien, fand er unter eifrigem Lesen der heiligen Schrift durch eine,
wie ihm schien, aus ihr herzuleitende neue Ansicht von der Rechtfertigung
des Menschen. Diese Ansicht ging dahin, daß der Mensch zum Behufe
seiner Rechtfertigung nicht eigene Gerechtigkeit zu erstreben, sondern nur
das Verdienst des Erlösers mittelst des Glaubens sich zuzurechnen und
zu seinem Eigenthume zu machen habe, daß also der Glaube allein ohne
die guten Werke die Vergebung der Sünden bewirke. Ehe diese Lehre
sich entwickelt hatte und ihrem Urheber die Folgerungen, welche sie
haben mußte, zum Bewußtsein gekommen waren, wurde der Kampf da-
durch entzündet, daß Tetzel sich der Stadt Wittenberg näherte. Luther
schlug, um zu einem wissenschaftlichen Kampfe über die Sache heraus-
zufordern, 95 den Ablaß betreffende Thesen an die Thüre der Schloß-
kirche, in welchen der Ablaß zwar nicht verworfen, aber neben Richtigem
auch Irriges über denselben behauptet wurde. Obgleich das Meiste von
dem, was Tetzel vorgeworfen wird, Erzeugniß eines später dichtenden
Hasses ist, trat doch seinem Treiben genug Uugunst entgegen, um dem-
jenigen, der gegen ihn auftrat, Beifall zu verschaffen. Noch günstiger
wurde die Sache für Luther durch die Ungeschicklichkeit, mit welcher
feine Gegner ihn behandelten. Papst Leo, der gleich seinen nächsten
Vorgängern hinsichtlich der kirchlichen Angelegenheiten zu sorglos war
und hinter dem alten Kaiser Mariw.ilian in Beurtheilung der Bedeu-
tung des Streites zurückblieb, gab auf Verwendung des Kurfürsten
Friedrich und der Universität Wittenberg zu, daß Luther, anstatt einer
schon erlassenen Vorladung gemäß nach Rom zu kommen, sich vor dem
theologisch gelehrten Legaten Cardinal Thomas von Gaeta verantworte.
Dieser machte im Jahre 1518 zu Augsburg, wo eben ein Reichstag
gehalten worden war, den Versuch, Luther zum Widerrufe zu bewegen.
Luther berief sich von dem seiner Meinung nach übel unterrichteten
Papste an den besser zu unterrichtenden. Neue Ausgleichungsversuche
folgten, die zwar Erklärungen Luthers hervorriefen, daß er den Gehor-
sam der Kirche nicht habe verletzen wollen, jedoch in der Sache nichts
erreichten. Der Streit war indessen schon sehr verbreitet, da die Augu-
stiner für Luther, die Dominikauer gegen ihn Partei nahmen. Schon
vor der Augsburger Besprechung hatte Luther im Jahre 1518 auf einer
Kiesel, Weltgeschichte. Ii. 38
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Leo Leo Friedrich Friedrich Luther Thomas_von_Gaeta
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Erfurt Wittenberg Schloß- Rom