18
Gemahl von Ludwigs Schwester Anna (seine Schwester
Maria Ludwigs Wittwe), und schon seit 1521 im Besitz
der deutsch-habsburgischen Länder, die Königskrone von
Böhmen niit seinen Nebenländern und Ungarn erhält.
1527 Gegenkönig der Woiwode von Siebenbürgen Johann Za-
1529 polya, seit 1529 dem Sultan zinspflichtig. Die Türken
"32 vor Wien; erfolglose Belagerung. Abermaliger Einfall 1532.
1527—1529
Zweiter Krieg zwischen Karl V und Franz I.
Gegen Karls V Uebermacht bildet sich 1526 die Ligue zu
Cognac zwischen Frankreich, Venedig, Florenz, Mailand,
(Franz Sforza) dem Pabst Clemens Vii und England.
Franz I aus der Gefangenschaft befreit, nachdem er seine
beiden Söhne als Geißel gestellt, weigert, durch eine Burgun-
dische Notabeln-Verfammlung bestärkt und von Clemens Vii
feines Eides entbunden, die Abtretung Burgunds. Eroberung
1527 und Plünderung Roms durch die Kaiserlichen unter Karl
von Bourbon, der beim Sturm den Tod fand; (auch Georg
Frundsberg s), zeitweise Gefangenhaltung des Pabstes.
1528 Lautree belagert vergeblich Neapel; Uebertritt des Genue-
sischen Admirals Andreas Doria zu Karl V; Genua unab-
"r« hängig von Frankreich. Im Damenfrieden von Cam-
brai verzichtet u. a. Franz auf alle Ansprüche in Italien
und kauft feine Söhne los; Karl überläßt Mailand gegen
Tribut an Franz Sforza, den Kirchenstaat und den Principat
über Florenz dem Pabst. —
"29 d. Auf dem zweiten Reichstag z u S p e i e r 1529 wurde
unter dem Einfluß des zunehmenden Kriegsglücks Karls V und
feines wiederhergestellten guten Einvernehmens mit dem Pabste
durch eine katholische Majorität beschlossen: die Stände, die bis-
her das Wormser Edict gehalten, sollten es auch ferner halten,
in den andern Landschaften aber keine weitere Neuerung vorge-
nommen, kein geistlicher Stand seiner weltlichen Macht verlustig
werden; also wurde der Reformation Stillestand geboten; dagegen
Protest (später „Protestanten") der Minorität und Appellation
an ein allgemeines oder deutsches Concilium.
1530 e. Reichstag z u Augsburg 1530. Karl V kam als
Sieger über Frankreich, Italien, den Pabst und (1530) von letz-
terem in Bologna zum Kaiser gekrönt, zum Reichstag mit der
Absicht, die seinem Streben nach einheitlicher Reichsregierung
hinderliche Kirchenspaltung zu unterdrücken. Melanchthons Con-
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs_Schwester_Anna_( Ludwigs Maria_Ludwigs Maria Ludwigs Johann_Za- Johann Karl_V Karl Franz_I. Karls Franz_Sforza Franz Clemens_Vii Franz_I Franz Clemens_Vii Karl
von_Bourbon Karl Georg
Frundsberg Andreas_Doria Karl_V Karl Franz Franz Karl Karl Franz_Sforza Franz Karls Karl_V Karl
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Wien Karls Frankreich Venedig Florenz Mailand England Burgunds Roms Neapel Genua Frankreich Italien Mailand Karls Frankreich Italien Bologna Melanchthons
35
Tumultes in ihren Mauern 1607, Achtsvollstreckung durch Herzog 1607
Maximilian von Baiern, der trotz des kaiserlichen Einspruchs die
Stadt besetzt hält und die evangelische Lehre unterdrückt 1608. 1608
— Zwei feindliche Heerlager im Reich, geführt von zwei Gliedern
des Hanfes Wittelsbach: 1608
a. Die evangelische Union zu Ahausen (im Ansbachischen),
zunächst von 6 Reichsfürsten unter der Leitung des reformierten
Kurfürsten Friedrich Iv von der Pfalz*) zur Handhabung
des Landfriedens, gegenseitigem Schutz und zur Aufrechterhaltung
der Reichsfreiheit auf 10 Jahre geschloffen, an Frankreich (Hein-
rich Iv) angelehnt**).
b. Dagegen die kath0lische Liga zu München durch t>en1609
energischen und begabten Herzog Maximilian von Baiern,
den damaligen Vorkämpfer des deutschen Katholieismus***), an-
fangs aus lauter geistlichen Reichsständen in Süddeutschland, un-
abhängig vom Kaiserhause, aber an Spanien angelehnt, auf 9
Jahre gebildet. Die 3 geistlichen Kurfürsten und Erzherzog
Ferdinand von Steiermark, der nachherige Kaiser, traten bei.
2. Die Spannung der beiden feindlichen Heerlager wird ge- 1609
steigert und zum Kampf gefacht durch den Jülich-Cleveschen
Erbfolge streit. Der Mannsstamm des Herzogshauses von
Jülich, Cleve, Berg, dem auch die Grafschaften Mark und Ravens-
berg, sowie die Herrschaft Ravenstein in Nordbrabant zugehörte,
erlosch 1609 mit dem geisteskranken Johann Wilhelm. Da die
weibliche Erbfolge durch Karl V 1546 garantiert war, so erhoben
vor allen Ansprüche: 1. Kurfürst Johann Sigismund von Bran-
denburg, seit 1608 vermählt mit Anna, der Tochter der ältesten
Schwester des letzten Herzogs von Cleve, der verstorbenen Ge-
mahlin des Herzogs Albrecht Friedrich von Preußen, 2. der
Pfalzgraf Philipp Ludwig von Neuburg, als Gemahl der zweiten
Schwester Johann Wilhelms, für feinen Sohn Wolfgang Wilhelm.
Die Hausgefetze bestimmten Untheilbarkeit der Erblande,
daher gemeinsame Besitzergreifung durch Pfalz-Nenburg und Kur-
brandenburg im Vertrage zu Dortmund -1609, mit Ein-"99
willignng der Stände. Spanien, in den Niederlanden gerade frei
*) Dieses Land seit 1559 reformiert; 1563 der Heidelberger Katechismus.
**) ®te bedeutendsten oberdeutschen Städte, Knrbrandenbnrg und Hessen-
Kassel (seit 1604 reformiert) traten bei; das streng lutherische Sachsen blieb,
eifersüchtig ans die pfälzische Hegemonie, dem Kaiserhanse ergeben. Der Hanpt-
anstoß zu der Union gierig von Christian von Anhalt ans.
***) geboren 1573, in Ingolstadt Schüler der Jesuiten, seit 1598 Herzog,
3»
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_von_Baiern Maximilian Friedrich_Iv Friedrich Maximilian_von_Baiern Maximilian Ferdinand_von_Steiermark Ferdinand Cleve Johann_Wilhelm Johann Wilhelm Karl_V Karl Kurfürst_Johann_Sigismund_von_Bran- Johann Anna Cleve Albrecht_Friedrich_von_Preußen Albrecht Friedrich Philipp_Ludwig_von_Neuburg Philipp Ludwig Johann_Wilhelms Johann Wilhelms Wolfgang_Wilhelm Wilhelm Christian_von_Anhalt
21
scheitert an der resultatlosen Belagerung Boulognes durch
die Engländer. Im Frieden von Crespy (bei Laon)
wird im wesentlichen der frühere Zustand bestätigt, die Be-
lehnung mit Mailand einem Sohne des Königs in Aussicht
gestellt. Von Soliman erkauften Karl und Ferdinand
(Zapolya 's schon 1540) nach einer furchtbarer'. Verheerung
Ungarns einen fünfjährigen Frieden 1545, in dein sie nur
die Grenzplätze behielten.
Die Abneigung der protestantischen Stände, das 1545 er-
össnete Eon eil zu Trient zu beschicken, und die Verbreitung
der Resorniation über immer größere Theile des Reichs haben
eine engere Verbindung des Kaisers mit dem Pabste zur Folge.
In einem Jahre ■—- 1539 •— wird die Reformation im
Herzogthum Sachsen, durch Heinrich, Georgs Bruder, und in
Kur-Brandenburg durch Joachim Ii Angeführt. Der letztere in-
des; wie der seit Anfang 1546 protestantische Kurfürst von der
Pfalz treten nicht zum Schmalkaldischen Bund. Versuch einer
Reformation im Erzstift Köln durch den Kurfürsten Hermann
von Wied (mit Hülfe Melanchthons) 1543, durch den Kaiser
Hintertrieben 1545 und 1547. Die Reformation in Dänemark,
Schweden und England ward eine Stütze des deutschen Prote-
stantismus. Luther 7 am 18. Febr. 1546.
3. Der Schmalkaldische Bürger- und Religiouskrieg bis
zum Augsburger Religionsfrieden 1546—1553.
a. In Süddeutschland. Dort schlagen der Herzog von
Würtemberg und die Städte zuerst los, Kurfürst Johann Friedrich
von Sachsen (seit 1532) und Landgraf Philipp von Hessen stoßen
zu ihnen (zusammen e. 47000), vom Kaiser einseitig, ohne Prozeß
in die Reichsacht erklärt, der nun (gegen die Wahlcapitulation)
fremdes (italienisches und spanisches) Kriegsvolk ins Land ruft.
Unentschlossenes Umherziehen der Schmalkaldener in den oberen
Donaugegenden, bis das Geld für die Söldner ausging und
Moritz von Sachsen (seit 1541 Herzog, seit 1546 auch „Conser-
vator" von Magdeburg und Halberstadt) in die Lande des Kur-
fürsten zur Achtsvollstreckung eiustel. Der Kurfürst intb der Land-
graf überlassen ihre süddeutschen Verbündeten sich selbst, die sich
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Extrahierte Personennamen: Crespy Karl Karl Ferdinand
(Zapolya Ferdinand Heinrich Heinrich Joachim_Ii_Angeführt Hermann
von_Wied Johann_Friedrich
von_Sachsen Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Moritz_von_Sachsen
22
nun dem Kaiser unterwerfen im Anfang 1547 (voran Ulm schon Ende
1546), doch unter Zusicherung einstweiliger freier Religionsübung.
d. In Sachsen. Kurfürst Johann Friedrich gewann rasch
gegen Moritz seine Lande wieder, ja er eroberte dessen eignes
Gebiet fast vollständig; selbst in dem benachbarten Böhmen fand
er Sympathieen. Seine gänzliche Niederlage und Gefangen-
"4?nehmung bei Mühlberg a. d. Elbe (auf der Lochauer Haide
bei Torgau) durch die Uebermacht (27000 gegen 6000) des von
Böhmen her vordringenden Kaisers. Wittenberg ergiebt sich; des
Landgrafen Demüthigung und unerwartete Gesangennehmung in
Halle. Das geächtete Magdeburg bleibt zuletzt allein im Wider-
stand gegen den Kaiser; dessen Bekämpfung wird dem (mit dem
Kursächsischen Gebiete belehnten und im Jahr darauf zum Kur-
fürsten ernannten) Herzog Moritz übertragen. Karl V, ohnehin
in Deutschland ein Fremdling, zerfällt nach diesen vorübergehenden
Siegen über die Reformation vollends mit der großen Mehrheit
der Station. Die Niederwerfung der protestantischen Partei nutzend
und an dem Versöhnungswerk des Tridentinums verzweifelnd,
1548 sucht er die Parteien vergebens durch das Au g sb u r g e r I n t er i m
zu einigeu.
1551 e. Schwenkung des Kurfürsten Moritz gegen den
Kaiser, um im Bunde mit mehreren Reichsfürsten die bedrohte
Freiheit der deutschen Stände aufrecht zu erhalten, die vielfach
gefährdete Sache der Protestanten zu stützen, sich selbst in der
Meinung seiner Glaubensgenossen und seiner Uuterthanen wieder-
herzustellen und seinen Schwiegervater Philipp von Hessen zu be-
freieu. Capitulation von Magdeburg 1551, Ofsensivbündniß mit
König Heinrich 11 von Frankreich (1547—1559), dem die deutschen
1552 Reichsstädte Metz, Tont, Verdun als Reichsvicariat überlassen
werden. Moritz Zug gegen den überraschten Kaiser, der von
Jnspruck nach Villach flieht; das Coucil in Trient löst sich auf.
1552 Der Passauer Vertrag: Entlassung der Kriegsvölker;
Freigebung des Landgrafen; binnen Jahresfrist soll ein Reichstag
gehalten und durch ein Natioualconcil der Religionsfriede herge-
stellt werden. Nur Markgraf Albrecht vvu Brandenburg-Culmbach
fügt sich dem Vertrag nicht, souderu setzt den Krieg gegen katho-
lische Stifter fort. Moritz, mit der Achtsvollstrecknng betraut,
1553 fältt siegend bei Siev e rsha u s e n (bei Celle). Sein Bruder und
Nachfolger August tritt an Johann Friedrich die alten Besitzungen
der Ernestinischen Linie in Frauken und Thüringen ab. Der
französisch-osmanische Krieg wird inzwischen fortgesetzt.
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Extrahierte Personennamen: Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz Moritz Karl_V Karl Moritz Philipp_von_Hessen Philipp Heinrich Heinrich Reichsstädte_Metz Moritz Albrecht_vvu_Brandenburg-Culmbach Albrecht Moritz August Johann_Friedrich Johann Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Mühlberg Torgau Wittenberg Halle Magdeburg Deutschland Magdeburg Frankreich Verdun Villach Celle
Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden.
109
Krankenbett, und noch im nämlichen Jahre starb sie sanft im 53. Jahre
ihres Lebens. Tags darauf wurde sie in der Stadtkirche zu Torgau
beigesetzt, wo uoch ihr Leichenstein mit ihrem Bilde, ihrem Wappen
und einer einfachen Inschrift zu sehen ist.
Luther stand mit vielen Frauen in Briefwechsel und mahnte die- Luthers
selben, das Werk der Reformation fördern zu helfen. Besonders hatte ^^Eusabeth
er an Elisabeth von Brandenburg eine helfende Gönneriu. Ihr Ge- von Branden-
mahl, der Kurfürst Joachim von Brandenburg (S. 43), war ein ent- 6ut!l'
schiedener Gegner der Reformation und behandelte seine Frau nicht
gerade liebevoll. Elisabeth entschloß sich daher, mit Zurücklassung ihrer
Kinder, nach Torgau zu ihrem Oheim, dem Kurfürsten Johann von
Sachsen, zu fliehen. Sie lebte seitdem in Lichtenberg und sah Luther
häufig bei sich; ja sie hielt sich einmal drei Monate in seinem Hause
auf. Nach Joachims Tode traten ihr Sohn und ihre Tochter Elisa-
beth, welche an Erich den Aelteren von Braunschweig vermählt war,
zur lutherischen Kirche über. Erich blieb der römischen Kirche treu;
allein Elisabeth führte nach seinem Tode als Vormünderin ihres Sohnes Elisabeth von
die Protestantische Lehre in Brannschweig ein und schrieb für ihren
Sohn „Unterricht und Ordnung", worin sie mit mütterlicher Liebe
und Sorgfalt dem Sohne Rathschläge für sein Leben und für die Ver-
waltung seines Landes gibt. Leider erfüllte dieser die Hoffnungen,
welche die Mutter auf ihn gesetzt hatte, in keinerlei Weise. Zwar hatte
er geschworen, Alles für die Ausbreitung der protestantischen Lehre zu
thun, aber am Hofe Karls V. zu Regensburg ward er andern Sinnes.
Er gehörte seitdem zu den entschiedensten Gegnern des Schmalkaldischen
Bundes, vertrieb die protestantischen Geistlichen aus seinem Lande und
kränkte seine vortreffliche Mutter aufs empfindlichste. Zwar söhnte
der Markgraf Albrecht von Brandenburg-Culmbach die Mutter mit
dem Sohne wieder aus, wodurch auch die strengen Maßregeln gegen
die Protestanten aufgehoben wurden, allein als später Heinrich von
Braunschweig in Erichs Land einfiel, söhnte sich der entartete Sohn
mit dem Gegner aus Kosten der eigenen Mutter aus und nahm das
Witthum derselben von Heinrich gegen Caution an. Elisabeth litt
empfindlichen Mangel, und ihre dringenden Bitten um Abhülfe fanden
nirgends Gehör. Erst als Kaiser Karl V. einschritt, erhielt sie einen
Theil ihres Witthums wieder; das Ganze war für immer verloren.
Aus Gram über Heinrichs Undankbarkeit starb Elisabeth einige Jahre
nachher zu Ilmenau (1558).
Schon oben wurde mitgetheilt, daß Karls V. Schwester Jsabella den
(S. 51) der neuen Lehre treu anhing und sein Bruder Ferdinand den
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Extrahierte Personennamen: Luther Joachim_von_Brandenburg Elisabeth Johann_von
Sachsen Johann Luther Erich Erich Karls_V. Karls_V. Albrecht_von_Brandenburg-Culmbach Albrecht Heinrich_von
Braunschweig Heinrich Heinrich Heinrich Elisabeth Karl_V. Karl_V. Heinrichs Heinrichs Elisabeth Karls_V._Schwester_Jsabella Karls_V. Ferdinand Ferdinand
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 187
in den östreichischen Erblanden Gültigkeit habe, wenn sie nicht vom
Kaiser das „Placet" erhalten habe. Durch das berühmte Toleranzgesetz
gestattete er (1781) in seinen Staaten freie Religionsübung *). Hier-
über gerieth Papst Pins in große Noth und reiste selbst nach Wien Der Papst in
(1782), um den Kaiser auf andere Wege zu bringen. Joseph holte
den heiligen Vater mit den größten Ehrenbezeugungen ein und fuhr
mit ihm unter dem Jubel der Wiener in die Kaiserstadt. Vier Wochen
verweilte Pius in Wien und erhielt von Joseph alle Beweise der Ehr-
furcht und Hochachtung, aber eine Aenderung der getroffenen Einrich-
tungen erreichte er nicht.
Die Bischöfe von Salzburg, Mainz und Würzburg folgten dem Versuch-,-in-
Beispiele des Kaisers und benahmen sich milde und edel in Glaubens- ti^nluirch-zu
lehren. Ganz besonders that sich in kirchlichen Angelegenheiten damals gründen,
der Weihbischof von Trier hervor, Johann Nikolaus von Hontheim, Weite,n-
ein grundgelehrter, äußerst frommer und unbescholtener Mann, welcher
unter dem Namen Justinus Febronius eine Schrift gegen den römischen
Papst geschrieben und den Wunsch rege gemacht hatte, eine von Rom
unabhängige deutsche Nationalkirche zu gründen. Wirklich kamen 1785
mehrere Bischöfe in Ems zusammen, welche die Oberherrschaft des
Papstes verwarfen. Ihre Pläne scheiterten aber an dem Widersprüche
mehrerer Rom ergebener Bischöfe und an Josephs später erkaltetem
Eifer.
Auch die Presse wollte Joseph frei haben und hob, damit Jeder- 3°leph sieht
mann sich freimüthig äußern könne, die Censur auf. Allein er sah sich ^chelt-rn^
durch das Erscheinen einer Menge frecher, unsittlicher und maßloser
Schriften bald genöthigt, diesem Unfug wieder hemmend und zügelnd
entgegenzutreten. Die Todesstrafe verwandelte Joseph in Haft und
Zwangsarbeit. Einen betrügerischen Obersten stellte er an den Pranger,
einen Fürsten, der falsche Banknoten gemacht hatte, ließ er die Straße
kehren, viele vornehme Sträflinge mußten die Schiffe ans der Donau
ziehen. Im Staate sollte Einheit herrschen; überall sollte ein Gesetz,
eine Steuer, ein Gerichtsverfahren gelten, und vor dem Gesetze Alle
*) Fünfzig Jahre vorher hatte der Fürstbischof Leopold von Firmian zu
Salzburg an 20,000 Evangelische, die ihrem Glauben treu blieben und
nicht zur katholischen Kirche zurückkehren wollten, aus seinen Landen aus-
gewiesen. König Friedrich Wilhelm I. von Preußen nahm die vertriebenen
Salzburger freudig in sein Land auf und erhielt an ihnen treue, arbeit-
same Unterthanen. Der traurige Auszug der Salzburger gab Göthe
Stoff und Veranlassung zu seinem bekannten, vortrefflichen epischen Ge-
dichte Hermann und Dorothea.
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Extrahierte Personennamen: Joseph Joseph Johann_Nikolaus_von_Hontheim Johann Nikolaus Justinus_Febronius Joseph Joseph Leopold_von_Firmian Leopold Friedrich_Wilhelm_I._von_Preußen Friedrich Wilhelm_I. Göthe Hermann Dorothea
Extrahierte Ortsnamen: Wien Wien Salzburg Mainz Würzburg Rom Ems Josephs Donau Salzburg
38
Erste Periode der neueren Geschichte.
Schwere Ver-
gehen werden
den Jesuiten
zurlast gelegt.
Die Fsrt-
dauer des Re-
ligionsfrie-
dens
wird durch
Heinrich von
Braunschweig
unmöglich.
Kirche zu befestigen und zu verbreiten oder die evangelische Lehre zu
unterdrücken, und unermeßliche Reichthümer, die sie theils freiwilligen
Geschenken und Vermächtnissen, theils dem-Handel indischer und amerika-
nischer Missionäre verdanken, stehen ihnen noch jetzt zu Gebote; denn
obwohl eine Ordensregel verbot, irdische Schätze zu besitzen, so wehten
doch die Flaggen ihrer Handelsschiffe auf allen Meeren. In den
Wildnissen von Paraguay in Südamerika gründeten sie sogar eine
völlig unabhängige Besitzung unter der Form einer Republik, legten
Dörfer und Städte an und besetzten und verwalteten alle Staats-
ämter, bis sie nach der Aushebung des Ordens das Land verlassen
mußten (1767).
Manche Lehre der Jesuiten erregte großen Anstoß, insbesondere
der Grundsatz, daß der Zweck die Mittel heilige. Man beschuldigte
sie der Herrschsucht, der Aufwiegelung, der Beförderung des Meineides,
des Königsmordes, der Anstiftung von Krieg und Blutvergießen rc.
und vertrieb sie aus vielen Ländern. Papst Clemens Xiv. hob
1773 den Orden auf, Pius Vii. stellte denselben aber 1814 wieder
her, und seitdem ist er unablässig thätig, sein früheres Ansehen zu ge-
winnen. Erwähnenswerth bleibt der Ausspruch des dritten Ordens-
generals, Franz von Borgia: „Wie Länimcr haben wir uns einge-
schlichen, wie Wölfe werden wir regieren, wie Hunde wird man uns
vertreiben, aber wie Adler werden wir uns verjüngen!"
11. Der Schmalkaldische Krieg. Luthers Tod (1546).
Kaiser Karl V. hoffte noch immer aus eine Beseitigung der kirch-
lichen Spaltung und veranstaltete Religionsgespräche zu Leipzig, zu
Speier, zu Hagenau, zu Worms und zu Regensburg (1541). Da
aber keine Vereinigung erreicht wurde, so gewährte der Kaiser die
Fortdauer des Religionsfriedens von 1532 bis zu einem allgemeinen
Concil.
Von allen deutschen Fürsten katholischer Religion verfolgte Herzog
Heinrich von Braunschweig-Wolfenbüttel die Anhänger der evangelischen
Lehre am erbittertsten. Als er die Städte Goslar und Braunschweig,
Glieder des Schmalkaldischen Bundes, hart bedrängte, rüsteten die
Bundeshäupter ein Heer, vertrieben den gewaltthätigen Herzog aus
dem Lande und behielten es im Besitz, um den Gottesdienst nach
lutherischer Weise einzurichten (1542). Als später der Herzog mit
französischen Hülfsgeldern ein Heer warb und in sein Land zurückkehrte,
wurde er vom Landgrafen Philipp von Hessen 1545 bei Nordheim be-
siegt, gefangen genommen und auf die Festung Ziegenhain gebracht.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_von
Braunschweig Heinrich Clemens_Xiv Erwähnenswerth Franz_von_Borgia Franz Karl_V. Karl_V. Heinrich_von_Braunschweig-Wolfenbüttel Heinrich Philipp_von_Hessen Philipp
Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden.
41
Friedrich von Sachsen, wegen des Städtchens Wurzen in Streit gerathen,
dieser aber gütlich beigelegt worden. Sein geheimes Büudniß mit dem
Kaiser scheint durch die Aussicht zu Stande gekommen zu sein, daß
sein Land aus Kosten des Vetters vergrößert werde, wenn er dem
Kaiser seinen Beistand verhieße. Ohne allen Argwohn übergab Johann
Friedrich seinen, Vetter die Beschützung seines Kurfürstenthums, als er
selbst mit den Häuptern des Schmalkaldischen Bundes au die Donau
gegen den Kaiser aufbrach.
Der Kaiser weilte noch in Regensburg und hatte nur 8700 Mann Die Prote-
um sich, als die Protestanten bereits wn allen Seiten heranrückten. ^mer?die
Die Kriegsmacht der oberländischen Städte befehligt, ein entschlossener beste Zeit zum
und umsichtiger Führer, Sebastian Schärtlin von Burdenbach bei ^
Augsburg. Er wollte vor allen Dingen dem Kaiser jeden Zuzug ab-
schneiden und ihn dann selbst angreifen; allein die Fürsten des Schmal-
kaldischen Bundes traten ihm durch Gegenbefehle stets hemmend in
den Weg und erließen an den Kaiser ein Schreiben und ein öffent-
liches Manifest, worin sie ihre Maßregeln rechtfertigten. Karl erklärte
den Kurfürsten von Sachsen und den Landgrafen von Hessen in die
Acht, welche noch immer mit einem entschiedenen Vorgehen zögerten.
Unterdessen kam der Winter heran, die Soldaten wurden mißmuthig
und begannen zu entlaufen. Der Kaiser, dessen Heer durch Mangel,
Seuchen und Kälte ungemein litt, hatte schließlich die Freude, daß die
Verbündeten ihn um Frieden baten. Er ließ ihnen aber erwidern,
daß er keinen andern Weg zum Frieden kenne, als wenn sich der
Kurfürst und der Landgraf mit Land und Leuten auf Gnade und Un-
gnade ergäben. Jetzt kehrten diese in ihre Länder zurück, da die Nach-
richt eingetroffen war, Herzog Moritz von Sachsen habe die Reichsacht
an dem Kurfürsten vollzogen und dessen Land besetzt.
Karl konnte jetzt nüt leichter Mühe die süddeutschen evangelischen während Karl
Länder und Städte sich unterwerfen und zur Rechenschaft ziehen, süddeutsch!'
Augsburg, Ulm, Frankfurt und viele andere Städte mußten bedeutende land unter.
Suninlen bezahlen, einen Theil der Geschütze ansliefern und kaiserliche
Besatzungen aufnehmen. Der Herzog Ulrich vom Würtemberg mußte
Abbitte thun, 300,000 Gulden zahlen und drei Festungen einräumen.
Der Kurfürst Hermann von Köln mußte abdanken und zog sich auf
seine Güter zurück.'
Der Kurfürst von Sachseil eroberte mzwischen nicht nur sein Die Schlacht
ganzes Land wieder, sondern besetzte auch das Lanv des Herzogs beimuhlberg
Moritz, welcher sich in Eger mit Karls Bruder Ferdinand vereinigt
hatte. Dorthin rückte auch Kaiser Karl V. in aller Eile, um den
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_Sachsen Friedrich Johann
Friedrich Johann Friedrich Sebastian_Schärtlin_von_Burdenbach Karl Karl Moritz_von_Sachsen Karl Karl Karl
Länder Karl Ulrich Hermann_von_Köln Sachseil Moritz Karls Karls Ferdinand Ferdinand Karl_V. Karl_V.
Vom weüfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 167
zum Aufstand; Städte und Adel wandten sich um Schutz gegen die
Ritter an den König von Polen und erhielten ihn. Die Macht des
Ordens ward in langem Streite gebrochen; er mußte zuletzt im Frieden
von Thorn (1466) ganz Westpreußen an Polen abtreten und seine
übrigen Besitzungen zu Lehen annehmen. Um aber dem Orden Hülfe
gegen das mächtige Polen zu verschaffen, wählten die Ritter 1511 den
Markgrafen Albrecht von Brandenburg zum Hochmeister. Aber auch
er konnte dem Könige Sigismund von Polen, der ihm verwandt war,
die Spitze nicht bieten, sondern mußte sich zum Frieden von Krakau
bequemen (1525), zufolge dessen Albrecht auf Luthers Rath und mit
Genehmigung des Volkes Preußen in ein weltliches Herzogthum ver-
wandelte und es*von Polen als Lehen empfing. Inzwischen hatte die Preußen wird
Resornlation Eingang in Preußen gefunden, und kaum hatte Albrecht
sein Ordenskleid abgelegt, so bekannte auch er nebst den meisten Ordens- Herzogthnm
brüdern sich öffentlich zu Luthers Lehre und vermählte sich erst mit einer
dänischen und nach deren Tod mit einer braunschweigischen Prinzessin.
Unter seiner Regierung gewann Preußen trotz mehrfacher bürgerlicher
Unruhen und Religionsstreitigkeiten an Wohlstand und Bildung; durch
ihn erhielt es 1544 die Universität Königsberg, gute Schulen, eine
polnische Uebersetzung der Bibel und andere nützliche Bücher in deutscher,
polnischer und lithauischer Sprache. Albrecht starb 1568 und hinter-
ließ das Herzogthum seinem Sohne Albrecht, welcher aber blödsinnig
wurde. Dessen. Schwiegersohn, Kurfürst Johann Sigismund von Bran-
denburg, erbte es (1618) und empfing es als Lehen von Polen; seitdem
ist Preußen ununterbrochen bei dem hohenzoller'schen-brandenburgischen
Hause geblieben.
Georg Wilhelm folgte seinem Vater 1619. Es begann für das Preußens ».
Land eine höchst traurige Zeit, als die Schrecken des dreißigjährigen Branden-
Krieges hereinbrachen. Die Schwäche und Unentschlossenheit des Kur- ^9’üf ttd-
fürsten schob ein Bündniß mit Gustav Adolf hinaus (S. 90) und büijähngen
führte den Fall Magdeburgs herbei, so sehr auch der Kurfürst persön-
lich der Sache des Protestantismus geneigt war. Er beging damals
den großen Fehler, daß er wegen der im Lande herrschenden Spaltung
zwischen Lutheranern und Reformirten den katholischen Grafen Adam
von Schwarzenberg zu seinem Rathgeber erkor, welcher die Interessen
des Fürsten und des Landes an Polen und Oestreich verrieth. Als
Schwarzenberg endlich durch Gustav Adolfs Drängen entfernt worden
war, hatte das Kurfürstenthum durch die Brandschatzungen Wallensteins
und Tillys furchtbare Verluste zu beklagen, und als Brandenburg 1635
durch Schwarzenberg verleitet, dem Prager Frieden beitrat, brachen
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Sigismund_von_Polen Albrecht_auf_Luthers_Rath Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Johann_Sigismund_von_Bran- Johann Georg_Wilhelm Wilhelm Gustav_Adolf Gustav Adolf Adam
von_Schwarzenberg Rathgeber Schwarzenberg Gustav_Adolfs Gustav Adolfs
Von der Reformation dis zum westfälischen Frieden.
79
§. 4. Deutschland nach dem Augsburger Religiousfrieden
1554-1618.
Ferdinand I. (1556—1564) war, obgleich Karl V. schon 1556
die Regierung des deulschcn Reichs niedergelegt hatte, erst 1558 auf
einer Versammlung der Kurfürsten zu Frankfurt feierlichst anerkannt
worden. Der Papst wollte ihn nicht anerkennen, da Karls Abdankung
ohne päpstliche Einwilligung keine Gültigkeit haben könne; allein Kaiser
Ferdinand verschmähte die Krönung in Rom, und keiner seiner Nach-
folger trat seitdem mehr den Römerzug zur Krönung an. Ferdinand
war offen, leutselig und milde. Obgleich er für seine Person fest am
väterlichen Glauben hielt, so übersah er doch nicht die Nothwendigkeit,
dast es in der rönüschen Kirche besser werden müsse. Noch einmal
versuchte er eine Religionsvergleichung; allein vergeblich. Namentlich
drang er beim Papste auf die Aushebung des Cölibats, was ihm jedoch
rund abgeschlagen wurde, weil man die Ehelosigkeit der Geistlichen für
die Hauptstütze des Papstthums ansah. In seinen Erbstaaten, wo es
viele Protestanten gab, enthielt er sich gewaltsamer Schritte, um den
Religionsfrieden zu erhalten. In jüngeren Jahren war er so gegen
die Reformation eingenommen, daß er seiner Schwester Isabella drohte,
er erkenne sie wegen ihres Abfalles vom alten Glauben nicht mehr
als seine Schwester an (S. 51); ruhig erwiederte diese, wenn er sie
verläugne, werde sie sich an Gottes Wort halten. Er gab die Hoff-
nung nicht auf, durch die von ihm angestrebte Bewilligung des Laien-
kelches und der Priesterehe die Religionsspaltung zu mindern. Leider
starb Ferdinand zu früh. Sein Nachfolger Maximilian Ii. war ein
sehr begabter, milder und menschenfreundlicher Fürst, welcher der pro-
testantischen Kirche so zugethan war, daß man von ihm den Uebertritt
erwartete. Außer dem Kaiser, den Herzögen von Baieru und Cleve,
waren die mächtigeren deutschen Fürsten protestantisch; auch in den
Domkapiteln saßen viele protestantisch Gesinnte. Wie übrigens Maxi-
milian von den Ketzerverfvlgungen unter Katharina von Medicis und
Philipp Ii. dachte, zeigt seine Aeußerung, welche er 1575 that: „Ich
habe keine Macht über die Gewissen und darf Niemand zum Glauben
zwingen. Die tollen Leute sollten billig in so viel Jahren gesehen
haben, daß es mit dem tyrannischen Köpfen und Brennen sich nicht
will thun lassen. Wie gern hätte ich gewünscht, daß die edlen nieder-
ländischen Provinzen nicht so jämmerlich wären verderbt worden.
Spanien und Frankreich machen es, wie sie wollen; sie werden es vor
Gott verantworten müssen. Ich will für meine Person ehrbar, christ-
Ferdinand I.
1556—1564
und Maximi-
lian Ii.
1564—1576.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_I. Karl_V. Karl_V. Karls Ferdinand Ferdinand Ferdinand Ferdinand Isabella Ferdinand Ferdinand Maximilian_Ii Maximilian Baieru Katharina_von_Medicis Philipp_Ii Philipp Ferdinand_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankfurt Karls Rom Spanien Frankreich