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1. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 246

1855 - Mainz : Kirchheim
246 den Sinn dieser bildlichen Rede mag der junge Leser eine kleine Be- trachtung anstellen. Dritte Klaffe. Brennbare Mineralien. 1. Die Steinkohle. So lange die Wälder ihre Sendungen hinlänglich abliefern, ist die reinliche Holzfeuerung in der Haushaltung vorzuziehen; aber nicht überall erfreut man sich des Reichthums an Holz und bei zunehmender Bevölkerung wird der Verbrauch desselben stärker und es entsteht in manchen Gegenden Mangel. Wo aber ein dringendes Bedürfniß herrscht, da sinnt der Mensch auf Mittel zur Beftiedigung, und es wurde ihm in diesem Falle um so leichter, da die Natur den Finger- zeig gab. An manchen Stellen der Erde reichen unterirdische Kohlen- lager bis zur Oberfläche; man grub nach und fand überreichlich in der Tiefe, was das Land von der Außenseite verweigerte. Bei so glücklichem Erfolg suchte man weiter und entdeckte Fundgruben in den verschiedenen Ländern Europa's, später auch in den übrigen Erdtheilen; es zeigte der Boden einen Reichthum, den man früher nicht geahnt hatte. Gegenden, die an Waldungen eben nicht reich sind, versorgen gegenwärtig andere mit dem wirksamsten Brennstoffe. Die unterirdischen Kohlen liegen in Schichten, deren Dicke oft nur einige Zoll, in seltenen Fällen jedoch 40 Fuß beträgt. Da mit- unter ganze Baumstämme in Kohlengruben gefunden werden, ist es wahrscheinlich, daß in einer Zeit, von deren Begebenheiten kein Mensch Zeuge war, große Wälder untersanken und in der Gluth der Erde verkohlten. Der Schöpfer legte zur selben Zeit in den Erden- schoß wichtige Güter zum Gebrauch der Menschen, noch ehe diese ihren nunmehrigen Wohnplatz betraten. Friedlich pflügt und pflegt eben der Landmann seinen Acker, der Bürger fördert seine Arbeit in der Werkstätte und Kinder spielen auf derselben Stelle, welche einst die schauerliche Stätte des Unterganges und der Zerstörung war. Das deutsche Land ist der Steinkohlen in manchen Gegenden theil- haft geworden, wie in den Rheingegenden, an der Ruhr; bei Aachen, am Hundsrück; im Odergebiete in Schlesien; an der Elbe in Böhmen, Sach- sen , am Harz und in Mähren. Am meisten kommen sie aber in England und Belgien vor, und die großen Fabriken beider Länder ver- danken ihr Bestehen hauptsächlich den Steinkohlen. Zn England hat man Gruben, die von der Küste aus bis unter das Meer geführt worden sind, so daß oben der Fischer, unter diesem der Bergmann seiner Beschäftigung obliegt. Keiner sieht und hört dabei den Andern. Der unten merkt Nichts davon, wenn sein Landsmann oben mit Sturm und Wellen kämpft oder sich über einen glücklichen Fang freut; der oben spürt Nichts von dem Einsturz der Grube, die vielleicht jenen begräbt. So Etwas kann dem Bcrgmanne an seinem nächtlichen Aufenthaltsorte begegnen und noch mehr. Zn den Gängen der Bergwerke entwickelt sich oft das Grubengas, eine brennbare Luft, welche sich am Lampenlichte der Arbeiter schnell entzündet und mit der Heftigkeit des brennenden Pulvers wüthet, ihnen zum Verder-

2. Theil 2 - S. 265

1864 - Mainz : Kirchheim
265 mit Wein u. s. w., wodurch ein sehr lebhafter Seehandel zwischen Amerika und Europa unterhalten wird. 31. Die vereinigten Staaten von Nordamerika. Dies jetzt so blühende Land war vor zweihundert Jahren ein undurch- dringlicher Wald, in welchem nur wilde Indianer und wilde Thiere wohnten. Aber eine gewaltige Veränderung ist mit diesem fruchtbaren Lande seit jener Zeit vorgegangen. Hier stoßen wir bei einem milden Klima auf wohlbebaute Fluren, auf herrliche Wiesen; hier treffen wir jetzt große Städte mit pracht- vollen Palästen, und allenthalben begegnen wir gebildeten Europäern, zum Theile Deutschen. Vortreffliche Landstraßen und Canäle fördern den Handel. — Seit etwa zweihundert und fünfzig Jahren ließ sich an den Küsten dieser Länder eine Anzahl Engländer nieder, welche ihrer katholischen Religion we- gen ihr Vaterland verlassen hatten. Andere kamen hierher, um in den frucht- baren Landstrichen einträgliche Handelsprodukte anzubauen. Diese Ansiedler betrachtete man fort und fort als englische Unterthanen. Sie gaben sich aber ihre eigenen Gesetze, und der König bestätigte dieselben. Die meisten Einwoh- ner beschäftigten sich mit Ackerbau und Handel; an Fabriken und Gewerben fehlte es gänzlich, und man mußte deßhalb sehr viele Bedürfnisse aus dem Mutterlande beziehen. England verlangte starke Abgaben; namentlich erhöhte man die Theesteuer. Dadurch entstanden Unruhen, und die Amerikaner ließen in Boston 18,000 Pfund englischen Thee in's Meer werfen. Die Regierung wollte Gewalt brauchen; aber die Colonisten griffen zu den Waffen. 1774 traten dreizehn Provinzen zu einem Bunde zusammen und erklärten sich 1776 für frei und von England unabhängig. Der kriegskundige Washington stellte sich an die Spitze der Truppen und der umsichtige Franklin leitete die Staatsangelegenheiten. Spanien und Frankreich unterstützten die Amerikaner, und so gelang es denselben, es dahin zu bringen, daß England im Jahre 1783 die vereinigten Staaten für unabhängig erklären mußte. Die freie Verfassung, die weise Gesetzgebung hoben den Verein zusehends. Aus allen Ländern Europa's strömten neue Ansiedler hervor. Man lichtete die Wälder, leitete die Sümpfe ab, trocknete Moräste aus. In wüsten Gegenden entstanden Städte und Dörfer. Die Indianer wurden immer weiter in die Gegenden des Mississippi zurückgedrängt, oder sie gewöhnten sich an die euro- päische Lebensweise. Viele dieser Völker sind mit ihrer Sprache und ihren Sitten im Laufe der letzten Jahrhunderte spurlos von der Erde verschwunden. ’ Das Land enthält größtentheils Ebenen (Savannen), welche von einigen dichtbewaldeten Gebirgen durchzogen werden und außerordentlich fruchtbaren Boden haben. Das Klima im Norden ist im Winter rauh und streng, im Süden aber, wie in Italien. Im Norden wird erst im Mai Alles grün; aber sogleich tritt auch der heiße Sommer ein; im September herrscht diech^ückendste Hitze, und im Oktober zeigen sich schon Nachtfröste. Im Wessen ist die Luft ■ är \s ¿ff#

3. Das Mittelalter - S. 158

1884 - Mainz : Kirchheim
158 Folgen der Kreuzzüge. Händlern zu Marseille auf boshafte Weise betrogen, indem diese sich erboten, unentgeltlich und um Gotteswillen ans ihren Schiffen das jugendliche Heer nach Syrien zu führen. Von 7 großen Schiffen, auf welchen die Knaben die Meerfahrt antraten, scheiterten nach zweitägiger Fahrt, als ein furchtbares Unwetter sich erhoben hatte, zwei an einem Felsen bei der Insel San Pietro in der Nähe von Sardinien und alle aus denselben befindlichen Knaben fanden ihren Tod in den Wellen. Die übrigen 5 Schiffe entgingen zwar der zerstörenden Gewalt des Sturmes; die beiden ruchlosen Sklavenhändler aber richteten die Fahrt nicht nach Syrien, sondern nach Ägypten und verkauften die Knaben und übrigen Pilger, welche in ihrer Gewalt waren, zu Alexandria als Sklaven. Einer dieser Pilger, welcher nach achtzehnjähriger Sklaverei in seine Heimat zurückkehrte, erzählte, daß feines der in die Dienstbarkeit der Ungläubigen geratenen Pilgerkinder, weder durch Verheißungen und Drohungen, noch durch Marter und Liebkosungen zum Abfalle vom christlichen Glaubeu sich hätte bewegen lassen. Die beiden ruchlosen Sklavenhändler ließ späterhin Kaiser Friedrich Ii., als sie der verbrecherischen Absicht überführt wurden, ihn in die Hände des sarazenischen Emirs von Stalten zu liefern, nebst diesem Emir und dessen beiden Söhnen an eine nt Galgen aushängen. 8. Sedentimg und Folgen der kreumge. Wenn auch die Kreuzfahrer ihren eigentlichen Zweck nicht erreichten und das heilige Land wieder in Besitz der Ungläubigen kam, so sind doch die Kreuzzüge nicht ohne Bedeutung und die nachhaltigsten Folgen für das christliche Abendland gewesen. Zunächst bekunden dieselben den religiösen Sinn des Mittelalters und den Eifer der kirchlichen Würdenträger, vorab der Päpste, welche die größten Geldopfer für die Sache des heiligen Landes gebracht und diese großartigen Züge ins Leben gerufen haben. Die Folgen der Kreuzzüge sind ganz unberechenbar. Eine Folge der Kreuzzüge war außer der Erhebung der Macht der weltlichen Fürsten besonders das Aufblühen der Städte und des Bürger stände s. Während der zwei Jahrhuuderte von 1100—1300 bildete sich in den städtischen Gemeinden das Recht der Selbstverwaltung vollständig ans. Durch die Kreuzzüge entstand auch ein inniger Verkehr zwischen Abend- und Morgenland, ein Welthandel, durch welchen die Städte, besonders ant Mittelländischen Meer (Venedig und Genna), zu großem Reichtum gelangten. Bald spann sich dieser blühende Handels-

4. Das Mittelalter - S. 171

1884 - Mainz : Kirchheim
Kampf gegen Mailand. 1*1 stellt. Der Schrecken wirkte heilsam. Personen und Eigentum waren sicher, Handel und Verkehr blühten wieder. Man pries Friedrich als Vater des Vaterlandes. 3. Friedrich im Kampfe mit Mailand. Weit schwerer als die republikanischen Römer waren die freien Städte der Lombardei zu bezwingen, über die Friedrich als Nachfolger Karls des Großen Lie Oberherrschaft beanspruchte. Diese waren seit Heinrich Iii. gewohnt sich selbst zu regieren, weil keiner der nachfolgenden Kaiser im Stande gewesen war, eine feste Herrschaft über sie geltend zu machen, und um die kaiserlichen Titel kümmerten sich die Städte wenig. Sie waren reich durch Gewerbe und Handel, namentlich machten die Lombarden fast alle Geldgeschäfte; hierin hatten sie nur die Juden zu Nebenbuhlern; da diese aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden das Übergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, freiwillig oder gezwungen, und bekleidete in der Regel die wichtigsten Ämter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche thuen streitige Bischosswahleu darboten; mancher Bischos schenkte ihnen von seinen Hoheitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkanften ihnen dieselben, so daß die Städte wirklich Republiken waren. Unter ihnen waren Genna, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung entfaltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mailand die mächtigste; aber auch Pavia, Tortoua, Cremona, Bologna, Verona u. a. waren reich und von einer zahlreichen und streitbaren Bürgerschaft bewohnt. Wären diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich machten, der ganzen Welt Trotz bieten können, allein sie haderten unaufhörlich mit einander. Pavia, als die alte lombardische Königsstadt, wetteiferte mit dem stärkeren, reicheren Mailand um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen wollten, mit grausamem Übermute. Die Bürger von Lodi baten den Kaiser um Schutz gegen Mailand, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach; sie aber verspotteten das kaiserliche Handschreiben, beschimpften die Boten und zerstörten das wehrlose Lodi. Auf feinem ersten Römerznge konnte Friedrich nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er Mailands Gebiet bis vor die Thore der Stadt,

5. Das Mittelalter - S. 311

1884 - Mainz : Kirchheim
Genua. Mailand. Florenz. d11 b. Genua war, wie oben schon bemerkt wurde, die Nebenbuhlerin Venedigs' Wie dieses lange Zeit vorherrschend den östlichen, so betrieb Genua vorherrschend den westlichen Handel des mittelländischen Meeres. Als Geuua sich aber mächtig genug suhlte, suchte es ebenfalls im ausgiebigeren Morgeulande Handelsbeziehungen anzuknüpfen. Es führte dies zu blutigen Kämpfen mit Venedig. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts war Pisa von Genua überwältigt und ihm Corsika und Sardinien genommen worden. Aus dem Festlande Italiens besaß Genua zur Zeit seiner Blüte deu Küstenstrich vom Arno bis Nizza. Wie für Venedig in Deutschland die Städte Augsburg und Nürnberg, so waren für Genua die Städte Basel, Straßburg und Ulm Hauptplätze für deu Handel nach den nördlichen Gegenden. Der zunehmende Reichtum verschlechterte die Sitten und erzeugte widerlichen Geld stolz und große Erbarmungslosigkeit gegen verschuldete und unverschuldete Armut. Während der äußere Glanz der Stadt, der Umfang des Landgebiets und die Zahl der Schiffe und der Kolonien zunahmen, sanken im Innern die Tugenden mehr und mehr, deren Vorhandensein allein der republikanischen Staatsform Dauer sichert. Es entbrannten in Genna die wildesten Parteikämpfe, die es endlich dahin führten, daß es feine staatliche Selbständigkeit verlor. In c. Mailand war die Familie Visconti zur Macht gelangt und hatte sich sogar vou dem deutschen Kaiser Wenzel den Herzogstitel erkauft. Allein fo wenig wie in Venedig und Genua die republikanische, so schützte iu Mailand die monarchische Staatssorm vor Handhabung eines überaus tyrannischen Regiments, und dort wie hier verschlechterten sich bei Zunahme äußeren Glanzes die Sitten. d. Florenz. Auch diese Stadt gelangte gegen Ende des Mittelalters zu bedeutender Macht und zu großem Reichtum. Letzteren erwarb es sich namentlich durch seinen großartigen Gewerbsleiß und erst von der Zeit an, in der es den Hafen von Livorno an sich gebracht hatte, begann es die Ausfuhr feiner Gewerbe-Erzengniffe selbst zu betreiben, womit sich ihm eine neue Quelle zur Erlangung von Reichtümern eröffnete. Die Adelsmacht vermochte

6. Die Neuzeit - S. 31

1884 - Mainz : Kirchheim
Vaseo de Gama. Seeweg nach Ostindien. 31 Abgrund Zu versinken drohten, als die Verzweiflung und die Meutereien seiner Leute, die den tollkühnen Urheber und Verlängerer ihrer immerwährenden Todesaugst mehr als einmal über Bord zu werfen, im Begriff standen. Aber mit der Ruhe und Standhaftigkeit des Kolumbus überwand er alle Gefahren, erreichte nach einem viermonatlichen Kampfe am 20. November das Kap der guten Hoffuuug und lenkte glücklich nach Osten herum. Sodann fuhr er längs der Küste von Sofala hinauf nach Mozambique bis dicht unter den Äquator , wo er überall schon einen ziemlichen Grad von Kultur und einen blühenden Handel fand. Die Einwohner waren Muhamedauer. Der König von Melinda nahm ihn freundlich auf, und gab ihm einen treuen Piloten mit, der ihn 700 Meilen quer über den Ocean, und gerade in den Hafen von Kalikilt1) führte, wo er den 19. Mai 1498 ankerte. So war also das vielgepriesene, nie gesehene, wirkliche Indien gefunden. Aber alles, was die Portugiesen hier sahen, überzeugte sie bald, daß hier mit ihren vier Schiffen keine Eroberung zu machen, und mit den Schellen und Glaskorallen, die sie bei sich hatten , kein Handel anzufangen fei. Die Ostindier lebten in einem blühenden Wohlstände, hatten eine große Stadt, Manufakturen, Handel, Ackerbau, und einen König, der an Pracht und Aufwand europäischen Kömgen nichts nachgab. — Ein Kaufmann aus Tunis, der sich des Handels wegen hier aufhielt, und Spanisch verstand, freute sich, so unvermutet Europäer hier zu finden. Vasco de Gama ließ sich durch ihn dem Z a -niorin oder König von Kalikm vorstellen, und hatte schon die -beste Hoffnung, ein vorteilhaftes Handelsbündnis zustande zu bringen, als der Neid der Muhamedauer, die von einem solchen Verein großen Nachteil für ihren Handel besorgten, das gute Vernehmen schnell zerstörte. Vasco war froh, daß er noch mit dem Leben und feinen Schiffen entrinnen konnte, und segelte schnell wieder nach Melinda in Afrika, und von da nach Europa zurück. Am 14. September 1499 lief er in den Tajo ein, nachdem er die längste und schwierigste Seereife feit der Erfindung der Schiffahrt gemacht hatte. Der König Emanuel von Portugal eilte, von Vasco's glücklicher Entdeckung den schnellsten Gebrauch zu machen. Eine Flotte von 13 Schiffen ward den 8. März 1500 unter den Befehlen des klugen und mutigen Admirals Eabral abgesandt, 1) Kaliknt, Stadt an der Südwestküste (Küste Malabar) Vorderindiens.

7. Die Neuzeit - S. 35

1884 - Mainz : Kirchheim
Deutschland. Ursachen der Kirchenspaltung. 35 Ii. Deutschland unter Kaiser Karl Y. (1519—1556). 1. Die Ursachen der Kirchenspaltung. Die nächste Veranlassung zur Kirchenspaltung in Deutschland war der Jubelablaß, welchen 1514 Papst Leo X. zur Vollendung der von Julius Ii. im Jahre 1506 begonnenen Peterskirche in Rom ausschrieb. Mit der Verkündigung desselben in Deutschland war Erzbischof Albrecht von Mainz beauftragt. Während der Ablaß in den übrigen Ländern der Christenheit ohne jeden Widerspruch gepredigt wurde, erhob sich in Deutschland eine Opposition gegen denselben, welche keineswegs in etwaigen Über* treibnngen oder unwürdigen Anpreisungen des Ablasses von Seiten der vielverleumdeten Dominikaner, insbesondere des gelehrten Johannes Tetzel, ihren Grund hatte, sondern aus einer ganz anderen Quelle entsprungen war. Dieser Widerspruch gegen den Ablaß wird oft als Hauptursache der Kirchenspaltung angegeben, allein mit Unrecht. Die eigentlichen Ursachen der Kirchentrennnng lagen in den staatlichen und gesellschaftlichen Zuständen jener Zeit. Kirche und Staat krankten an Mißbräuchen, die sich nach und nach eingeschlichen hatten und wie ein Krebsschaden das Übel immer schlimmer machten. Doch nicht allein die kirchlichen Übelstände drückten den Anstiftern und Förderern des Abfalls die Waffen gegen die Kirche in die Hand, sondern die gleichen, in ihnen selbst ans die Spitze getriebenen sündhaften Neigungen, in denen die Mißbräuche innerhalb der Kirche ihren Grund hatten. Wer daher reformieren d. h. verbessern wollte, hätte vor allen Dingen bei sich selbst anfangen Müssen, dann wäre eine Reformation der Kirche von selbst erfolgt. — Was zunächst die damaligen staatlichen Verhältnisse anbelangt, so leisteten diese dem Ausbruch des Kampfes großen Vorschub, indem der Kaiser Maximilian nicht so viel Macht besaß, um den Aufstünden, welche von Seiten des über die Einrichtung des Landfriedens erbitterten verarmten und verkommenen Adels, fowie von dem in drückenden Verhältnissen lebenden und deswegen unzufriedenen Volkes drohten, mit Erfolg vorzubeugen. Sein Enkel und Nachfolger-Karl Y. besaß zwar diese Macht, aber dieselbe wurde teils durch die große Ausdehnung seiner Staaten, teils durch seine Kriege mit den Türken und mit seinem Nebenbuhler, dem Könige Franz I. von Frankreich so sehr in Anspruch genommen, daß er sie nicht zur Bändigung der brausenden Gährnngsstoffe zusammenfassen sonnte. Noch schlimmer stand es in den verschiedenen Verhältnissen

8. Die neueste Zeit - S. 101

1886 - Mainz : Kirchheim
Der Zollverein. 101 zu welcher jedoch eine Anzahl von Städten feine Abgeordneten gesandt, angenommen wurde. Erfreulicher, als auf dem politischen Gebiete, gestalteten sich die Verhältnisse in Deutschland in den dreißiger Jahren auf dem volkswirtschaftlichen, infolge der Beseitigung der deu freien Ver-fehr unter den einzelnen deutschen Staaten hemmenden Zoll-schranfen durch die Errichtung des Zollvereins. Der Grund wurde durch den Zollverband gelegt, den Bayern im Jahre 1828 mit Würtemberg abschloß. Im folgenden Jahre trat demselben auch Preußen bei, nachdem es bereits eine ähnliche Zolleinigung mit D a r m st a d t eingegangen. Der Beitritt Kurhessens erfolgte im Jahre 1831, der des Königreichs Sachsen und der sächsischen Herzogtümer sowie der fleirteren Fürstentümer im Jahre 1833. Baden und Nassau, die ausaugs den Anschluß abgelehnt, entschlossen sich zu demselben im Jahre 1835 , und ihrem Beispiele folgte im Jahre 1836 auch die freie Stadt Franffurt. Der Zollverein gewährte Freiheit des inneren Verfehrs mit Aufhebung aller Binnenzölle und Zulassung ausländischer Erzeugnisse gegen mäßige Abgaben, die an der äußersten Grenze erhoben wurden und deren Gesamtbetrag auf alle Vereinsstaaten nach dem Maßstabe ihrer Bevölfernng berechnet und verteilt wird. Wie durch das Niederwerfen der Zollfchranfen des mittleren und südlichen Deutschlands das Haupthindernis beseitigt war, das dem Aufblühen des nationalen Wohlstandes bis .dahin im Wege gestanden, so erblickte das deutsche Bolf darin auch eine Bürgschaft für die Herstellung größerer nationaler Einheit und begrüßte daher die neue Schöpfung mit um so lebhafterer Freude. Österreich, das durch die Politik des klugen Metternich den ersten Rang unter den europäischen Mächten erlangt hatte und seine Hauptaufgabe in der Wahrung der konservativen Interessen Enropa's erblickte, blieb in seinen deutschen Landesteilen von den Rückwirkungen der Julirevolution unberührt; dagegen weckte dieselbe in Ungarn den alten Widerspruchsgeist wieder mächtig auf; doch kam es auch hier zu keinerlei Ruhestörungen. Auch der am 2. März 1835 eingetretene Tod des Kaisers Franz, des letzten, der die Krone des heiligen römischen Reiches getragen, und der Übergang der Regierung an dessen ältesten Sohn Ferdinand I. führten keine Veränderung in dem Verhalten des österreichischen Volkes gegen sein Kaiserhaus herbei, wie auch dadurch die in den Händen Metternichs verbleibende Staatsverwaltung feinerlei Umgestaltung erlitt.

9. Die neueste Zeit - S. 102

1886 - Mainz : Kirchheim
102 Preußen. Die gemischten Ehen. Von größerer Bedeutung, als der Tod Franz I. für Österreich , war für Preußen der am 7. Juni 1840 erfolgte Tod Friedrich Wilhelms Iii.; denn sein ältester Sohn, der neue König, Friedrich Wilhelm Iv., ein geistvoller, edler Fürst, war entschlossen, die bisherige Einseitigkeit und Engherzigkeit der preußischen Ordnung auszugeben. Diesen Entschluß bekundete er zunächst durch verschiedene Handlungen der Gerechtigkeit gegen die katholische Kirche. 9. Die kirchlichen Wirren in Preußen. Konge. Die Veranlassung Zu den Zwistigkeiten zwischen der katholischen Kirche nud der preußischen Regierung waren die gemischten Ehen. Die katholische Kirche hat die gemischten Ehen von jeher ungern gesehen und nur unter der Bedingung gestattet, daß alle in derselben geborenen Kinder in der katholischen Religion erzogen würden. Der Papst hatte die hinsichtlich der gemischten Ehen bestehenden Vorschriften neuerdings wieder eilige-schärft, der König von Preußen dagegen in einer Kabiuetsbe-stimmung vom 17. August 1825 verordnet, daß auch in der Rheinprovinz und Westfalen alle Kinder ans gemischten Ehen ohne Unterschied des Geschlechts in der Religion des Vaters erzogen werden sollten, jedoch mit Ausnahme des Falles, wenn die Eltern über die religiöse Erziehung ihrer Kinder einig wären. Da durch diese Kabinetsbestiinmnng den Bischösen und Pfarrern große Schwierigkeiten bereitet wurden, so wandten sich die ersteren nach Rom. Nachdem längere Zeit Unterhandlungen gepflogen waren, erschien am 25. März 1830 ein Breve Pius Viii., dessen hauptsächlicher Inhalt war, daß küns-tig gemischte Ehen, welche auch ohne Beachtung der vom Konzilium von Trient vorgeschriebenen Form abgeschlossen wurden, giftig sein sollten, und daß die katholischen Pfarrer bei solchen Ehen nach vorhergegangenem Aufgebote als Zeugen gegenwärtig sein dürften. Die preußische Regierung war jedoch damit nicht zufrieden und verlangte von Papst Gregor Xvi. größere Zugeständnisse. Da dieselben nicht gewährt werden konnten, suchte dieselbe ans anderem Wege ihr Ziel zu erreichen. Der damalige Erzbischof von Köln, Gras von Spiegel, wurde nach Berlin berufen und ihm dort so lange zugesetzt, bis er endlich den Vorstellungen und Drohungen der Regierung nachgab und am 19. Juni 1834 mit dem preußischen Bevollmächtigten, Ritter von Bunfeit, die berüchtigte Übereinkunft schloß,

10. Die neueste Zeit - S. 194

1886 - Mainz : Kirchheim
194 Zustände in Preußen unter König Friedrich Wilhelm Iv. Einen ähnlichen Gang wie in Österreich nahmen die Verhältnisse in Preußen. Der König nahm zwar die 1851 beschworene Verfassung (s. S. 124) nicht zurück, doch gewann die konservative Partei ans ihn immer größeren Einfluß. Er beschloß daher, die Verfassung so zu gestalten, daß dabei eine starke Monarchie bestehen könne. Dies war besonders unter dem Ministerium Mattteufsel der Fall. Um diese Zeit (1850) erwarb der preußische Staat die hohenzolleruscheu, im ehemaligen schwäbischen Kreise gelegenen Lande, wo die Wiege des preußischen Königshauses gestanden, indem die beiden daselbst regierenden Fürsten (Hohen-zollern-Hechingen und Hohenzollern-Sigmaringen) zu guusteu des Hauptes ihres Stammes abdankten. — Je mehr in dieser Zeit das politische Leben Deutschlands darniederlag, eine desto reichere Entwickelung zeigte sich aus volkswirtschaftlichem Gebiete. Für Handel und Verkehr geschahen durch deu Bau von Eisenbahnen, durch Vermehrung der Telegraphenstationen, durch Erleichterung im Postverkehr, durch Handels- und Schisfahrtsverträge wesentliche Fortschritte. Vor allem trug dazu auch die Erweiterung des deutschen Zollvereins (s. S. 101) bei, indem 1851 noch Hannover, Oldeuburg und Braun-schw eig demselben beitraten. Mit Österreich wurde ein Handelsvertrag geschlossen. — Eine besondere Fürsorge Friedrich Wilhelms Iv. war die Gründung einer preußischen Kriegsflotte, deren Notwendigkeit sich im dänischen Kriege dringend herausgestellt hatte. Sie hob sich in rascher Entwickelung noch besonders durch Erwerbung des Gebietes am Jahdebusen an der Nordsee, wo 1853 ein Kriegshafen angelegt ward. Ein nicht minder reges Leben erblühte in Kunst und Wissenschaft, welche Friedrich Wilhelm Iv. nach Kräften beförderte. Namentlich war fein Kunstsinn auf Erhaltung und Wiederherstellung historischer Denkmäler gerichtet, wovon die preußische Herrenburg zu M a r i e n 6 u r g in Westpreußen und der Kölner Dom rühmliche Zeugnisse ablegen. Ebenso saud die Wissenschaft würdige Vertreter und eifrige Förderung. Auch dem neu erwachten kirchlichen Leben widmete der König seine Teilnahme. Die protestantische Kirche erhielt durch Gründung des evangelischen Oberkirchenrates (1850) eine von der Staatsgewalt unabhängigere Stellung. Der große Widerspruch aber, der seit 1848 zwischen den Zeitereignissen und den Grundsätzen des Königs eingetreten war, hatte dessen Heiterkeit und Frohsinn geschwächt. Im Oktober 1857 wurde er von einer schweren Krankheit befallen und seit-
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