Culturverhlltnisse Großbritanniens. §. 66.
345
4. Ihre Nahrungsquellen findet die dichte Bevölkerung, na-
mentlich Englands, in der möglichst starken Ausbeutung des über- und
unterirdischen Reichthums des Bodens, welche hier eine höhere Stufe er-
reicht hat, als in irgend einem andern Lande. Trotz des trefflichen Anbaus
des Landes befriedigt der Ertrag ■ des Ackerbaus in der Regel nicht
das starke Bedürfniß; die Viehzucht (besonders von Pferden, Rind-
vieh, Schafen) übertrifft im Allgemeinen die günstigsten Verhältnisse
anderer Länder, da Wiesen und Weiden bei der feuchten Atmosphäre in
der üppigsten Fülle prangen; die Fischerei (Wallfische, Häringe u. s. w.)
ist nicht allein lohnend, sondern auch die Schule der Matrosen; der
Bergbau und das mit demselben verbundene Hüttenwesen liefert in
Cornwallis Zinn, das Produkt, welches am frühesten die südlichen
Culturvölker anzog, dann im N.-W. (namentlich in Wales und rings
um die centrale Gebirgskette) Steinkohlen (1856 im Werthe von
I6v2 Mtll. Pf. St.) und Eisen (1856 für 5 Mill. Pf. St. gefördert)
zugleich. Gerade diese so außerordentlich fruchtbare Verbindung der
beiden ersten Bedürfnisse einer ins Große getriebenen Fabrikation haben
Englands industrielle Größe begründet, um so mehr als das gemeinschaft-
liche Vorkommen derselben theils in die Nahe des Meeres, theils in die
durch Flüsse, Canäle und Eisenbahnen durchkreuzte Ebene fällt und also
die Rohstoffe leicht zu den Hüttenwerken und Fabrikorten gelangen und
das verarbeitete Produkt von diesen ebenso leicht den Weg nach den
consumirenden Gegenden des Landes und nach dem Meere findet. Diese
Steinkohlenbezirke, welche 5 Procent des englischen Bodens einnehmen,
haben daher auch alle großen Gewerbe aus dem übrigen Lande an
sich gezogen, und jeder derselben hat seine besondere Industrie. Im O.
und W. der penninischen Kette und im südlichen Schottland hat die
Baumwollenfabrikation ihren Sitz, Manchester erhält durch seine
benachbarte Hafenstadt Liverpool den rohen Stoff und läßt denselben
aus dem nämlichen Wege, als Zeuge oder Garn verarbeitet, ausführen;
ebenso Glasgow (dessen Seehafen Greenock ist). Die Verarbeitung der
Schafwolle, theils inländischer, theils deutscher, die der benachbarte
Hafen von Hüll einführt, beschäftigt vorzugsweise die Bevölkerung von
Uorkshire, namentlich die von Leeds. Im südlichen Theile von Uork-
shire verarbeitet Sheffield Stahl zu Messern und Scheeren. Im süd-
lichsten Kohlenbezirk ist Birmingham der Mittelpunkt der Eisenfabri-
kation. Die Kohlenbezirke unmittelbar an der Küste im N.-O. und
S.-W. führen zur See das rohe Produkt aus, um diejenigen Gegenden
des Landes mit Brennmaterial zu versehen, welche selbst dessen ent-
behren.
Wie in der industriellen Thätigkeit, so übertrifft auch in der Groß-
artigkeit des Handels und der Schifffahrt die britische Nation alle
europäischen bei weitem. Die englische Flagge weht auf allen Meeren
und in den fernsten Häfen aller Erdtheile. Bei der außerordentlichen
Ausdehnung seiner Colonialmacht umfaßt Englands Handel die Pro-
dukte aller Zonen, die theils roh, theils im Mutterlande verarbeitet,
sowohl von Colonie zu Colonie, als in fremde Länder geführt werden.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
244 Religionsverhältnisse und Nahrungsquellen Frankreichs. §. 56.
scheu und germanischen gemischt, deren beide letztere auch noch in der
französischen Sprache zu erkennen sind. Ueberreste der alten Bevölkerung
mit ihren Eigenthümlichkeiten in Sitten und Sprache finden sich noch in
den 'Nachkommen der Iberer, den Basken oder Gascognern (130,000)
in den Westpyrenäen, und in den Nachkommen der Celten, den Bre-
tonen (1 Mill.) in der Bretagne. Der deutsche Stamm (2'/- Drill.)
hat sich in Lothringen und im Elsaß erhallen; Corsica, Nizza, zum
Theil auch Savoyen, sind von Italienern bewohnt. — Durch die große
Einheit in der Bodenform (s. oben die vertikale Gliederung) und in
dem Klima ist die Bevölkerung dieses Landes, welches eine compacte
Masse bildet, von der Natur dazu bestimmt, eine gleichartige und dadurch
starke Nation zu werden, wiewohl die Bewohner jeder Provinz wieder
manches Eigenthümliche in ihrem Charakter haben.
c. Religionsverhältnisse. Der größte Theil der Einwohner
(35 Mill.) gehört der katholischen Kirche an; die Bekenner der luthe-
rischen und reformirten Confesuon') wohnen vorzugsweise im Elsaß
und in Languedoc, die (90,000) Juden hauptsächlich in den großen
Städten.
6. Nahrungsquellen. Getreide, Wein (allenthalben, mit Aus-
nahme des Nordwesten, wo Obstwein — cidre, poiree — den Wein
der Rebe ersetzt), Obst, Oel sind die Haupterzeugnisse des Bodens. Die
Viehzucht entspricht nicht dem einheimischen Bedürfniß; bei dem Mangel
an Wiesen und Weiden ist die Einfuhr von Pferden, Schlachtvieh,
Schafwolle noch immer bedeutend; ebenso liefert der durch klimatische
Verhältnisse beschränkte Seidebau nicht hinreichenden Rohstoff für die
sehr bedeutenden Seidefabriken. Der Bergbau ist verhältnißmäßig un-
bedeutend; Eisen und Steinkohlen, einiges Blei und Alaun sind die
wichtigsten Erzeugnisse desselben. Die Industrie erzeugt Manufac-
turcn in Leinen, Wollen und Baumwolle, besonders im Norden, Seide
in den Rhonegegenden, Kunstsachen in Metall, Thon und Glas (Spie-
gel, Porzellan), vorzüglich in Paris; dennoch wird Frankreich mit seiner
Hauptmasse stets ein Agriculturland bleiben, vgl. S. 244, Anm. 2. —
Der Handel Frankreichs wird sowohl durch die Lage des Landes an
den beiden wichtigsten Meeren Europas und neben wohlhabenden Nach-
barländern , als durch den Reichthum an natürlichen und künstlichen
Erzeugnissen ungemein begünstigt, doch steht demselben durch die rasche
Vollendung des großen Eisenbahnsystcms, welches neben den zahlreichen
natürlichen und künstlichen Wasserstraßen die rasche Eommunication zwi-
schen den verschiedenen Landeetkeilen fördert und namentlich die Häfen
mit dem Innern des Landes in Verbindung setzt, sowie durch die Culti-
virung Algeriens, noch ein unberechenbarer Aufschwung bevor, wenn auch
der Verlust wichtiger Colonicn in unglücklichen Kriegen stets ein Hemmniß
desselben sein wird.
1) Die offizielle Angabe von */, Mill. Protestanten ist wahrscheinlich, viel
zu gering, vgl. Kolb, G. Fr., Handbuch der vergleichenden Statistik,
■¿. Ausl. 1860. S. 51.
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Extrahierte Personennamen: Kolb
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Westpyrenäen Bretagne Lothringen Corsica Nizza Elsaß Languedoc Paris Frankreich Frankreichs Europas Algeriens
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Bayern
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
44-Q_________Das Vi. Buch,________________.
Der Xxiii. Articul.
Von der Abtey Fulda.
Diese reiche gefürstete Abtey gehöret allerdings
zum Ober-Rheinischen Kreise , und der Abt steht
unmittelbar unter dem Pabste. Sie ist is. Meilen
lang und eben so breit.sie liegt zwischenheffen und
Francken, in einem Landgen, welches Buchau
»Derbuchenau, ober fcer Buchgow, Lat.
- pägonia, genennet wird. Die Pulua fliestet mitten
durch, und es giebet gar viel Bißthümer in der
Welt, die so vie! Land nicht haben, als ein Abt zu
Fulda hat. Er ist über dieses der Römischen Kay-
serin Archl-Cancellarius, und muß ihr als
Primarius Officialis t>ie Krone aufsetzen. Er ist auch
A. 1727. vom Pabste dahin autorisirt worden,
daß er sich kan einen Suffraganeum oder Vicarium
Generalem halten. Vor diesem wollen die Aebte
zu Fulda nicht einmal denbischöffen zuhildesheim
weichen, und als sie A. 1063. zu Goslar in einer
Kirche mit ihrenbedienten zusamen kamen,so wur-
de wegen dieses Präcedentz-Streits, in Gegenwart
Kaysers Henrici Iv. zu beyden Setten so vielblut
vergossen,daß es zurkirche hinaus floß; doch behiel-
ten die Bischöflichen die Ober-Hand. Das Dom-
Capttul bestehet aus Xill. Dom-Herren.
Fulda, am Flusse Fulda, iß die Haupt,Stadt des
Landes und iteqt mitten in der Abtey. Das merckwür.
digste ist das Schloß mit dem prächtigen Lust . Garten ,
und die vor der Stadt dem Schlosse gegen über neu er.
baute Stifts*Kirche. Die Haupt - Kirche ist dem beili.
gen Bonifacio gewidmet; welcher nebst Kayfer Conrado I.
darinne begraben lieget. Ingleichen ist der Iesuitcr ibr
8eminarium und Kirche ein schönes Gebäude, welches der
Abt Adoiphus von Dahlberg An. 17t4. tu einer Univer.
sttät erhoben hat. Das rareste daselbst ist die alte Biblia.
theek,
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Henrici Adoiphus_von_Dahlberg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
__________________Von Persien.______________465
und beqretffk die Landschafften Lahetzan oder
Lagedschanck; imgleichen Masandran
oder Tabristan mit unter sich Ere ist nnt
hohen Gebürgen umgeben, daß man nur durch
vier Paffe hinein fommen kan. Irn letzten Krie-
ge hatten siä) die Russen auch Meister davon ge-
luncht , haben es aber irn Frieden A. * 732. den Per-
sianern wieder abtreteu müssen. Das Land trägt
schönen Wein Mauna, Wachs, Honig, Feigen,
Oe!e, Reiß, Toback, Granaten , Citrouen und
sehr schöne Seide. Die Einwohner sind sehr höf-
lich , und lassen ihren Weibern viel Freyhctt.
Astara, eine ieme Stadt am Caspischen Meere.
Rescht ot>cv Recht, an eben dem Meere, ist A.
1729. und i?z2. wegen der Friedens-Schlüsse bekannt
worden.
Ferhabad , liegt gleichfalls daran , als ein sehr gros-
se Stadt, und der Königliche Pauast daselbst ist einer der
schönsten ; Es wohnen darmne unter einander Mahome-
taner, Christen und Armenianer^,
8aro , eine Stadt , darinne ein Königlicher Pallast
ist; in deren Gegend die schönsten Früchte in gantz Per-
sien wachsen
Abasabad, ein Königliches Lust-Schloß am Meere.
Escref, ist ein Königliches Jagd-Schloß.
Vi. Chor Es An, lieget am Caspischen Meere,
wo der Fluß Oxus hinein fällt, und ist vor Alters
Bactriana genennet worden. Cs ist ein gutes
Korn-Land von grossen Körnern: Auch traget das
Land vortreffliche Seide und kostbare Türckiffe.
Mau glaubet, daß die zehn Stämme Israel wel-
che Salmanaiter hinweg ge führet hat, da sie keine
Hoffnung vor sich gesehen haben , wieder in ihr
Vaterland zu kommen, sich endlich in dieser Ge-
gend niedergelassen haben.
Der Ii. Lheil- Gg Ul-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Alters
Bactriana
Extrahierte Ortsnamen: Persien Lahetzan Caspischen_Meere Israel
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
von Brasilien. 787
daß es auf gantzen Flotten nach Europa geführet, und in
de« Zucht« Häusern geraspelt wird.
Dre Länge dieses Landes von Süden gegen Norden mag
man sicher auf 600. deutsche Meilen rechnen : Die Breite
von Westen gegen Osten ist zwar so genau noch nicht bekannt,
sie trägt aber zum wenigsten 200. deutsche Meilen aus.
Die Portugiesen schicken alle Jahr eine Flotte dahin, die
bringet Gold, Ambra, Balsam, Safran, Baumwolle,
Toback, Jaspis, Crystall, Thier, Häute, Affen, Papa,
goyen , sonderlich aber viel Zucker und Brasilien . Holtz nach
Europa, welches alles sehr kostbare Maaren sind, daraus
grosses Geld gelöser wird.
Das Brastlien'holtz wachset in den Wäldern, uvd die Bäu.
me sind so groß als bey uns die Eichen- Das Zucker. Rohr
aber wüchset wol 8. Schuhe hoch, und ist bis zwey Daumen
dicke, inwendig hohl und mit Marck angefüllet, wie der Hol.
lunder in Deutschland. Dieses Rohr wird in Stücke zer.
schnitten, und in einer Zucker, Mühle mit Waltzen ausgl pres-
set. Aus dem Safte nun wird der Zucker geformt, und in Ki.
sten nach Europa verführet, aüwo er in den Zucker Raffine.
rien noch mehr geläutert wird. Die unterschiedenen Sorten
haben unterschiedene Namen, z. E. Moscovade, Farinat,
Refinat, Candis-Zucker, Canarien.zucker, und andere mehr.
Es giebl schwere Arbeit in solchen Zuckermühlen, die müssen
dw Sclaven verrichten, die aus Africa dahin gefchleppet
werden.
Die Einwohner haben , aus Liebe zur Freyheit, die Cüsten
meistens verlassen, und haben sich in das Land hinein gezogen.
Hingegen haben sich auch die Portugiesen niemals tief in das
Land hinein gewaget. Sie sindmenschewfresser, und schlach,
ten die Gefangenen, als wenn es Ochsen wären. Sie haben
gar keine Religion, ja sie haben in ihrer gantzen Sprache gar
kein Wort, das einen Gott bedeutet. Hingegen beten sie den
Teufel an, und erholen sich bey demselben Raches. So viel
aber hat mau doch an ihnen wahrgenommen, daß sie ihre
Seelen vor unsterblich halten. Ihre Häuser sind Hütten
upter den Aesten der Bäume; Sie schlafen auch nicht auf
Betreu, sondern in Netzen. Ihre tägliche Sveife ist eine
Art von Brode, die sie aus der Wurtzel lvlenälola machen-
Im übrigen ist die Lust des Landes gar lieblich : Es wer-
den da auch keine Feuerspeyende Berge gefunden, und keine
Erdbeben gespüret.
Ddd 2 Dir
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Extrahierte Personennamen: E._Moscovade
Extrahierte Ortsnamen: Brasilien Europa Brasilien Europa Deutschland Europa
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
576 Das Ix. Buch von ^ 81x
man wohl erachte«, daß der Dairo mehr Ehre, als
Gewalt in diesem Reiche hat.
Es reikliret sonst dieser Daiko in der Stadt Meaco,
dst wir bald beschreiben wollen. Er hat kein Land; der
Kayser aber muß ihm Königliche Geschencke machen.
Weil er auch Titul verkauften kan, so kan es ihm an Gelde
niemahls fehlen. Es müssen ihm auch die Götzen-Pfaf.
fen, welche Bonzen genennet werden, conmbuircn.
Sein Kleid ist schwartz, mit einem rothen Kragen,
und auf dem Haupte trägt er eine Mütze: Deine Füffe
dürsten den Erdboden niemahls berühren, die Sonne
muß sein Haupt niemahls bescheinen , und sein Cörpec
muß niemahls unter dem freyen Himmel zu stehen kom-
men : Seine Haare, sein Bart / und seine Finger-Nä-
gel werden Lebenslang nicht beschnitten, daimt ja nichts
umkommen möge, was zu seinem heiligen Leibe gehöret.
Es werden auch seine Speisen allezeit in neuen Töpffen
gekocht, und in neuen Schüsseln aufgesetzet.
Wenn er sich aus stiner Residentz erhebet, so wird ec in
einer verschlossenen S-anffte von 14. Männern getragen:
Vorher gehet eine prächtige Leib-Wache, und auf beyden
Seiten liegen viel tausend Iaponier auf ihren Gesichtern
auf dem Erdboden. Seine Sänffte ist mit solchen Vor-
hängen umzogen, daß er jedermann, ihn aber niemand
sehen kan.
Er hat ordentlich zwölf Gemahlinnen , die wohnen
bey ihm, und eine jede hat ihren besonderu Pallast , der
mit künstlichen Sängerinnen und Täntzerinnen angefül,
tet ist. Gegen Abend xt-Xlemiren sich alle zwölfe, und
die er dieselbe Nacht mit zu Bette nimmt, die empfanget
von den übrigen die Gratulation deswegen. Die Anzahl
aber stiner Kebsweiber ist niemahls unter soo.
Das prächtigste,aber auch das lächerlichste, ist wohl die-
ses, daß sein Pallast Jahr aus Jahr ein mit; 6;. Abgöttern
besetzet ist. Alle Nacht muß ein solcher Abgott bey dem
Bette des Dairo Schlldwache stehen, und wenn ihm die
Nacht über was widriges begegnet, so wird der Abgott, der
die Wache gehabt, abscheulich geprügelt, darf auch in den
nächsten loo.tagen mchlwieder in stiueresidentz kommen.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
6z2 Das X. Buch, von Astica,
Matharea , ist ein Dorf, eine Meile von Cairo,
da die liebe Maria mit Jofeph gewesen ist. Es werden da
viel heilige Stellen gewiesen, darauf das Kindlein Jesus
gesessen hat.
Vier gute Meilen von Cairo, gegen Westen
und Süden, stehen noch bis auf diesen Tag, die
Weltberufene Pyr A Miden, welche darum von
dem Worte ^ so genennet werden, weil sie wie
die Feuerstammen oben spitzig zugehen. Wenn
man die grossen rrnd kleinen zusammen rechnet,
so sind ihrer ohngefehr l ooo.und darunter sind ih-
rer drey von so ungemeiner Grösse, daß sie unter
die sieben Wunderwercke der Welt gerechnet wer-
den. Ich wil nur die ailergröffeste etwas um-
ständlicher beschreiben:
Man kan dieselbe auf ;oo. Meilen weit sehen, denn sie ist
?2o Fuß oder Merck ch.che hoch, und eine jedwede von den
vier Seiten ist 68r. Fuß breit- Sie ist Treppenweile gebauet,
Mid al'v kan ein Liebhaber von aussen bis auf die höchste Spi.
tze steigen. Es sind 2<;o. Stufen , und wenn man gleich wohl
zu Fasse ist , so hat man doch ein paar Stunden zu klettern,
ehe man den Gipfel erreichet. Es hat auch die Länge der Zeit
da und dort einige Stufen ausgefressen, daß man sich also
wohl m acni zu nehmen hat, damit mau nicht herunter pur«
tzelt. Oben ist ein platter Raum zehn Ellen ins Gevierte,
darauf zur Nou) 70. Menschen neben einander stehe« können.
Wenn man aber unten rrnqs um alle vier Seiten herum ge,
den wckl so trüget solcher Spatziergang *840. Schuhe; oder
welches fast auf eins hinaus läutt »280 Lèstte aus. Man
kau nur in diese allergröste Pyamide hinein gehen, die andern
sind alle mst Sand überschüttet. Der Eingang ist »00.
Sch irtela.g, uno sehr enge; ja zuletzt muß mau gar auf
de,- K sten krachen , u;b das alles mit Lichtern und Fackeln ,
weil nirgend kein Loch ist, dadurch das natürliche Licht hin,
ein fallen fónte. Inwendig trist man allerlev Kammern
und Gallerten an, die mit giattem Alabaster ausgefttzet sind :
einige sind auch von dem schönsten Marmor und andern glän.
tzr-chen Steinen r Dazwischen ist ein Brunnen 67. Klaftern
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
von Ettypten. 6z5
Mlagen hat, so ist diese Kunst auch mit ihnen
verlohren gegairgen. So viel wir unterdessen
noch Nachricht von solcher Einbalsamirung ha-
den , so viel wollen wir dem eurieusen Leser
gerne mittheilen.
Wenn die Leiche den Priestern war übergeben worden,
so langten ste vor allen Dingen mit einem krummen In.
strumente das Gehirne durch die Nasen - Löcher aus dem
Kopfe heraus. Darauf wurde der Bauch mit einem spi.
tzigen Steine aufgeritzet, und das Eingeweyde heraus
genommen. Nach dreiem lag eine solche Leiche wo! 70.
Tage im Saltze, und wenn ste solchergestalt gleichsam ein,
gedeckelt war, so wurde sie abgewaschen, in Leinwand
gewickelt, und wieder in das Trauer. Haus geliefert. Die
Einbalsamirung war unterschiedlich, nachdem wenige oder
viele Unkosten darauf gewendet wurden. Mit einer gemei-
nen Leiche warb kein grosses Wesen gemacht, denn die wur-
de nur mit gemeinem Hartze überzogen. Eine mittelmäßi.
ge Balsamiruvg kam etwa« auf ?oo. Thaler ; und eine
sehr vornehme wohl auf 800. Thaler zu stehen. Die I»*
gredientia waren Myrrhen , Aloe, Cedern, Saft, Caßia,
Zimmet, Saitz, Salpeter, Wachs, Honig, Safran,
G>Ps, Hartzstein, Oel, Juden» Leim , und ander
kostbares Gewürtze. Es wurden aber solche einbalsamirte
Cörver nicht eben sogleich unter die Erde gebracht, sondern
die A' verwandten behielten ste bisweilen lauge Zeit in ih.
reu Häusern : Ja man findet Nachricht, daß sie diesel.
den mit zu Gaste genommen, und an den Tisch gesetzet;
im Nothfall aber auch wohl ihren Gläubigern zum U».
terpfande gegeben haben.
Endlich aber wurden ste doch alle nach einem grossen
Kirchhofe, oder Gottes, Acker gebracht, welcher noch die.
sen Tag in einem freyen Felde, welches mit weissem San.
de bedecket ist, gezeizet wird. Die Araber führen einen
jedweden, der es verlanget, um ein geringes Triuckgeld
in diese Todtengruft hinunter. Der Eingang ist ein enges
Loch, dadurch man kriechen muß, darauf ist ein enaer
Gang am andern, und da kau mau eine gute Deutsche
Meile, sowol in die Länge, als in die Breite, unter
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
576
Deutscher Bund — Preußen.
um so bedeutender sein. sie liefert indeß nur wenig über 205 Millionen Quart *),
während man fast eben so viel Branntwein fertigt, dessen verderblicher Gebrauch
sich leider im Uebermaß besonders an der Ostsee und in Posen verbreitet hat.
Die unfrnchtbarsten Landstriche sind auf der Eifel und aus dem Hunsrück.
Rindviehzucht wird möglichst gepflegt, doch zählt man kaum 5 Mill. Stück;
die benachbarten Küstenländer Mecklenburg, Holstein und die altfriesischen Mar-
schen sind reicher daran. Das gleiche ist mit der Pferdezucht der Fall. An
Schafen, zum Theil veredelten, zählt man 12 Mill., also im Verhältniß mehr
als in Oestreich. Die in den wärmsten Gegenden versuchte Seidenzncht
liefert den Fabriken einen Zuschuß von etwa 50000 Pfund Cocons. Preußen
hat keine Schätze edeln Metalls. Die Ausbeute an Silber ist gering, an Kupfer
schon etwas mehr, Eisen und Steinkohlen aber gewinnt man in hinreichen-
der Masse, besonders in Oberschlesien, und in den Flußgebieten der Sieg, Ruhr
und Saar. Salz ist genug, selbst zur Ausfuhr.
So mäßig die natürliche Produktion, so bedeutend ist die Betriebsamkeit
der Bewohner Berlin, Magdeburg, Breslau, Düsseldorf, Elberfeld, Aachen und
andere Städte machen der deutschen Industrie Ehre; die Länder Berg und Cleve
mahnen an England. Den Nationalwohlstand zu heben ist man überall bemüht,
wo Natur und politische Verhältnisse es irgend erlauben. Schade, daß für den
fernen Osten, für die Provinz Preußen nämlich, in dieser Hinsicht sich wenig
thun läßt, da man zwar den Unterlauf der Weichsel besitzt, aber das 1793 er-
worbene Warschau wieder verloren hat, und nun durch die Mauthen des zu
weit vorgeschobenen russischen Reichs von Polen abgeschnitten ist; und was den
Westen betrifft, so fehlen hier die Seehäfen. Zum Glück sind die Ströme und
mehrere ihrer Nebenflüsse schiffbar, und konnten durch Kanäle (zwischen Weichsel,
Oder, Havel und Spree, zwischen Münster und Nordholland, zwischen Rhein
und Maas) in Verbindung gebracht werden. Die Zahl der Dampsboote ver-
mehrt sich, und wie für Heerstraßen selbst in der sandigen Mark, und für Posten
vorzüglich gesorgt wird, so hat auch ein System von Eisenbahnen begonnen, das
bereits die Punkte Berlin, Stettin, Magdeburg, Leipzig, Breslau, Cassel, Düssel-
dorf und bis Belgien verknüpft. Dies und der Zollverein, dessen Erhaltung der
preußischen Regierung sehr am Herzen liegt, verheißt dem innern Verkehr eine
noch glänzendere Zukunft. Der Seehandel kann der Natur der Sache nach
nur beschränkt sein, da die Häfen (Königsberg, Danzig, Stettin u. a.) nur am
baltischen Meere liegen, und sich deshalb mit Hamburg und Triest nicht messen
können; doch zählt man 1000 Seefahrzeuge, und die Vergleichung dessen, was
der gesammte Staat zu Land und Wasser ein - und ausführt, ist erfreulich. Was
nämlich Fabrikate betrifft, so ist die Ansfuhr größer, an Naturprodukten aber
die Einfuhr, und zwar nicht an Nahrungsmitteln, denn Getraide hat man
*) Nach Verhältniß der Population wird in England fast 4mal so viel Bier
gebraut; in Sachsen trinkt man doppelt, in Wirtemberg mehr als 3mal so viel
Bier als in Preußen. Als Hauptland der Bierbrauerei ist Baiern bekannt, es
verfertigt 5'/zmal so viel, folglich nach Verhältniß mehr als England.
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Extrahierte Personennamen: Cassel
Extrahierte Ortsnamen: Ostsee Posen Holstein Oestreich Oberschlesien Berlin Magdeburg Breslau Elberfeld Aachen England Warschau Nordholland Rhein Maas Berlin Stettin Magdeburg Leipzig Breslau Belgien Königsberg Danzig Stettin Hamburg England Sachsen Wirtemberg Baiern England
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Italien — Geschichte.
schast deutscher Könige trotz des römischen Kaisertitels abzuwerfen strebte». Der
päpstliche Hof, der wohl große Güter aber noch keinen weltlichen Staat
besaß, war hierin vor allen thätig und hatte dafür gesorgt, daß eine nor-
m an dis che Ritterfamilie, die im südlichen Italien über Lombarden und
Griechen und in Sizilien über Muselmänner gesiegt, mit Umgehung des Kaiser-
rechts das Königreich Neapel gründete (Rob. Guiskard, Herzog von Apulien
1058; sein Neffe Roger 1130 erster König von Neapel). Hierauf verband er sich
mit den Städten, um auch von Mittel- und Norditalien die kaiserliche Macht
zu entfernen. Dies veranlaßte die heftigen Kriege des 12. und 13. Jahrhunderts
mit den hohenstaufischen oder weiblingischen Kaisern, und einen eignen lombardi-
schen Bund, der 1167 geschlossen wurde. Die Städte erkämpften sich Reichs-
freiheit, das Haus der Hohenstaufen ging um die Mitte des 13. Jahrhunderts
zu Grunde, und die folgenden Könige der Deutschen begnügten sich mit bloßer
Titularherrschaft in Norditalien.
Unstreitig ist die Geschichte jener Kämpfe höchst anziehend und lehrreich.
Oft sind die Kaiser, oft die Städte in ihren Unternehmungen zu bewundern.
Zu bedauern ist nur, daß Italien dadurch auf immer zerspalten wurde. Die
päpstliche Regierung festigte sich allniählig in der größeren Hälfte Mtttel-
italiens. Das schöne Königreich Neapel, durch Erbschaft aus hohenstaufische
Haus gekommen und von dem geistreichen Kaiser Friedrich Ii. (er starb 1250)
so trefflich verwaltet, wie niemals zuvor und nachher, zog das traurige Loos,
erst dem habsüchtigen Charles d'anjou und später den Spaniern unterthänig zu
werden. Die Republiken Venedig, Genna, Pisa behaupteten sich; allein
das übrige Italien verstand nicht, den lombardischen Bund fester und größer zu
machen. Er fiel auseinander. Die Factionen, während des Kampfs mit den
Staufen entstanden, und deshalb noch geraume Zeit durch die Namen Gibellinen
(Weiblinger) und Welfen ausgezeichnet, zerrütteten das Innere der Gemeinden,
und glückliche Volksführer und Söldnerobersten suchten sich hie und da zu Ty-
rannen auszuwerfen. In buntester Verwirrung wechselten Bündnisse und Fehden,
kamen kleine Tyrannen empor und stürzten wieder. Die Familie Visconti und
später die Sforza machten Mailand zum Mittelpunkt eines stattlichen Herzog-
thums. Daneben errangen: die bnrgnndischen Grafen von Savoyen die Herzog-
würde und den Besitz von Piemont, das adlige Hans Este fürstliche Herrschaft
in Ferrara und Modena, die Gonzaga's in Mantua, die Pico's in Mi-
raudola, die Malespiua's in Massa, die Montefeltris in Urbin o u. s. w.
Während auf solche Weise neue Herrschaften entstanden, blühte auch eine
neue Republik auf, und zwar so herrlich, daß sie unter den übrigen italischen
Staaten hervorleuchtete, wie ehmals Athen unter den griechischen. Dies war
Florenz, wo seit dem 13. Jahrhundert sich Betriebsamkeit und Politik zugleich
mit Lust an Wissenschaft und schöner Kunst verbanden.
Beinahe ganz Toskana, selbst die ehmals mächtige Stadt Pisa, mußte sich
den Florentinern anschließen; nur Lucca blieb unabhängig. So stand es gegen
Ende des 15. Jahrhunderts, als die Herrscher von Spanien, Frankreich und
Oestreich nach größerem Länderbesitz strebten und blutige Kriege über Italien
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Extrahierte Personennamen: Guiskard Friedrich_Ii Friedrich Charles_d'anjou Genna Hans_Este