Uebersicht.
4
müssen mehr oder weniger den Druck seiner Waffen empfinden, und wie
nur ausgezeichnete Männer an der Spitze seines Kabinets und seiner
Armeen stehen, so wird unter seinem Schutze auch die französische Litte-
ratur zu ihrer höchsten Blüthe geführt; doch die von ihm aufgeregten
Türken dringen vergebens bis vor Wien hin, und sein eigenes Land
erschöpft sich in seinen kriegerischen Anstrengungen.
3. Dritte Periode, von 1701 bis 1740, zu dem öster-
reichischen Erbfolgekrieg, oder dem Anfänge der Regierung
Friedrichs des Gr.
Zeitalter des politischen Gleichgewichts in
Europa. Spanischer Erbfolgekrieg. Eugen von Savoyen.
Marlborough. Peter der Gr. Karl Xu.
* Schon Wilhelm von Oranien, der Nachfolger Jakobs Ii. in
England, suchte das System des politischen Gleichgewichts durch gegen-
seitige Verbindungen zu begründen, ein System, welches nun im Westen
Europa's gegen die Vergrößerungen Frankreichs und Spaniens vorzüglich
durch Oesterreich und die beiden Seemächte, sowie im Norden gegen
Schweden durch Polen, Dänemark und Rußland in Anwendung gebracht
wird.
4. Vierte Periode, von 1740—1789, bis zur französischen
Revolution.
Zeitalter Friedrichs des Großen und der eng-
lischen Seemacht. Oesterreichischer Erbfolgekrieg. Schle-
sische Kriege — siebensahriger Krieg. Seekriege Englands —
Pitt. Russisch-türkischer Krieg — Katharina Ii.
* Das bisher künstlich erhaltene Gleichgewicht wird durch den mit
Karl Vi. aussterbenden österreichischen Mannsstamm unterbrochen.
Maria Theresia hat für die pragmatische Sanction schwere Kämpfe zu
bestehen; und Friedrich der Gr. benutzt Ansprüche und günstige Umstände,
um durch fein Herrschertalent im siegreichen Kampfe mit den bedeutend-
sten Mächten Europas sein bisher wenig beachtetes Königreich Preussen
zu dem Range der ersten Staaten emporzuheben. Eben so führt Katha-
rina Ii. in dem großen russischen Reiche mit einer neuen Organisation
auch neue Cultur ein, veranlaßt aber durch ihre glücklichen Eroberungen
iu dem türkischen Kriege die erste Theilung des in Parteien zerrissenen
Polens, welche das unterbrochene europäische Gleichgewicht wenigstens
im Osten wieder Herstellen sollte. Gleichzeitig hiermit erreicht England
m seinen Seekriegen, vorzüglich durch Pitt's weise Umsicht, den höchsten
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn]]
Extrahierte Personennamen: Friedrichs Eugen_von_Savoyen Eugen Marlborough Karl_Xu Karl Schon_Wilhelm_von_Oranien Wilhelm Jakobs Friedrichs Oesterreichischer Katharina_Ii Karl_Vi Karl Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich rina_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Wien Europa England Frankreichs Spaniens Oesterreich Polen Dänemark Englands Europas Polens England
Iv. Die englische Revolution
bis 1688.
Geographisches Bild von Großbritannien.
Aus der Vorgeschichte von Heinrich Viii bis zu den
Stuarts 1509 —1603►
Aus den furchtbaren Bürgerkriegen des fünfzehnten Jahr-
hunderts, den Kämpfen der beiden Rosen von Jork und Lan-
caster gieng mit der Thronfolge des Hauses Tudor (mit
Heinrich Vii 1485—1509) das englische Königthum mächtiger
als je, das Parlament geschwächt hervor. Die Macht des Adels,
dessen Blüthe auf den Schlachtfeldern lag, sinkt, der Bürgerstand
hebt sich. —
A. Die Deformation in England.
Ursprung, Fortgang, Unterdrückung.
Heinrich Viii (1509—1547), in der auswärtigen Politik
längere Zeit berathen von dem Cardinal-Legaten Thomas W olsey,
Erzbischof von Jork, betrieb theils aus politischen Motiven (um
sich mit Franz I von Frankreich gegen die Uebermacht Karls V
im zweiten Krieg zu verbinden), theils aus persönlichen (wegen
der beabsichtigten Ehe mit Anna Boleyn) die Ehescheidung von
seiner Gemahlin (der Wittwe seines verstorbenen Bruders Arthur)
Katharina von Aragon, Karls V Tante (starb 1536). Ver-
weigerung des Dispenses durch Pabst Clemens Vii, Sturz
Wolseys 1529, (starb 1530). Lossagung von Rom im Ein-
verständniß mit dem Parlament, doch ohne Aeudernngen im
Dogma. Bildung einer abgeschlossenen anglikanischen Landes-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Viii Heinrich Jork Heinrich_Vii Heinrich Heinrich_Viii Heinrich Thomas_W_olsey Erzbischof_von_Jork Franz_I_von_Frankreich Franz Karls Anna_Boleyn Arthur)
Katharina_von_Aragon Karls Pabst_Clemens_Vii
165
halb stellte der gewandte Volkstribun P. Sulpicius 88 den An-M
trag, daß die Freigelassenen sowohl als die neuen Bürger in die
sämmtlichen 35 Tribus ausgenommen werden sollten (nt novi civcs
libertinique distribuerentur in tribus).
Die Zahl stimmfähiger Bürger, wozu auch der städtische Pöbel
gehörte, wuchs dadurch in's Ungeheure, so daß den demagogischen
Umtrieben das weiteste Feld eröffnet wurde. Mit der Aufnahme
der Italiker in das römische Bürgerrecht sowie mit dem Eingreifen
des Heeres, das bald aufhörte ein Bürgerheer zu sein, in politische
Verhältnisse, war der erste Schritt zur Monarchie gethan.
Veränderung der Stellung Roms, das, nachdem die römischen
Vollbürger über einen großen Theil Italiens vertheilt waren, nicht
mehr Haupt Italiens im alten Sinne des Wortes war.
Zweiter Abschnitt.
Vom Ende des Bundesgenossenkrieges bis zum Tode
Sulla's. 88—78.
t. Bürgerkrieg bis zu Sulla's Rückkehr. (88—83).
C. Marius, geboren 156 im Dorfe Cereatä bei Arpinum von
armen Eltern, wuchs ohne wissenschaftliche Erziehung unter harten
Entbehrungen und schwerer Arbeit auf. Er diente unter dem
jüngern Scipio, dessen Aufmerksamkeit er auf sich zog, in Spanien,
119 Volkstribun, darauf Prätor, zeichnet sich aus im jugurthi-
nischen Kriege, wo er als Legat dem Metellus zur Seite stand,
dann als Oberfeldherr den Jugurtha besiegte, hochgefeiert wegen
seiner Siege über die Cimbern und Teutonen. Er war sieben Mal
Consul: 107, 104—100 und 86. Tapferer und geschickter Soldat,
von kolossaler martialischer Gestalt, aber ohne politische Begabung,
derb ltnb heftig.
L. Cornelius Sulla, 138 geboren, dem höchsten Adel, der
Familie der Cornelier angehörend, ein Mann von feinster Bildung
und überlegenem Geist, gab sich früh den Wissenschaften hin, die
er bis an sein Ende hochschätzte, 107 Quästor, begleitet den Marius
im jugurthinischen Krieg, leitet die Unterhandlungen wegen Aus-
lieferung des Jugurtha, dient ferner unter Marius in km
eimbrisch-teutonischen Kriege; 93 Prätor, 92 Proprätor in Cilicien.
In dm Bundesgenossenkriege überstrahlt er den Marius, was
den Grund der Eifersucht zwischen beiden legt. Dadurch, daß
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Extrahierte Personennamen: P._Sulpicius C._Marius Marius Scipio Scipio Cornelius_Sulla Sulla Marius Marius Marius Marius Marius Marius
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53
mit dem Kaiserthum. Ju Italien stützt er seinen politischen Ein-
fluß auf die Markgräfin von Tuscien und den Normannenstaat. /
Herstellung der alten Cölibatgesetze auf der ersten, Beschlüsse gegen
die Simonie (s. Apostelgesch. 8, 18) und die Laieninvestitur auf"'
der zweiten römischen Synode 1074 und 1075; die freie Wahl
der geistlichen Fürsten durch die Capitel macht dieselben gleich
unabhängig wie die Erblichkeit die weltlichen Fürsten. — Schon
seit 1059 war die Pabstwahl Cardinälen übergeben, den römischen
Adelsfactionen und dem Einfluß der Kaiser entzogen. Forderung
des Eides der Treue von allen Bischöfen und Erzbischöfen; Ein-
griffe geistlicher Legaten in die einzelnen Sprengel. Gregors
drohendes Schreiben an den König 1076. Die Synode zu Worms
erklärt des Pabstes Absetzung, der Pabst die des gebannten
Königs. Abfall der deutschen Fürsten (Rudolf von Schwaben
an der Spitze) von Heinrich. Der entscheidungslose Fürstentag
zu Tribur; Abkommen zu Oppenheim, wonach Gregor zur
Schlichtung der deutschen Wirren nach Augsburg geladen
wird. Seine Bußfahrt nach Canossa 1077: Lösung vom
Bann gegen Heinrichs Versprechen, sich vor Gregor und einer
Reichsversammlung rechtfertigen, bis dahin jedes königlichen Ab-
zeichens und Geschäftes sich enthalten zu wollen. — Alsbaldiger
neuer Bruch zwischen König und Pabst. —
d. Deutscher und Italischer Bürgerkrieg: Wahl
des Gegenkönigs Rudolf von Schwaben zu Forchheim. Hein-
rich, aus Italien heimkehreud, nimmt den Kampf aus; seine Haupt-
stütze der Böhmenherzog und die deutschen Städte. Die unent-
schiedene Schlacht bei Meirich stad t (in Thüringen) 1078. to-s
Schwaben an Friedrich von Büren, den Stammvater der
Stausischen Könige, Heinrichs Eidam. — Niederlage Heinrichs
bei Flarcheim (unweit Mühlhausen) 1080. Rudolfs Sieg und ioso
Tod bei Grona a. d. Elster.
Heinrichs Römerzug und glücklicher Krieg gegen Gregor
1081—1084, der in der Eugelsburg eingeschloffen wird. Clemens Iii
Gegenpabst; Heinrichs Kaiserkrönung. Befreiung Gregors Vii
durch den Normannen Robert Guiscard, fein Tod im Exil von
Salerno 1085. Seine letzten Worte: cülexi justitiam etodi iuiqui- io«r>
tatem, propterea morior in exilio. — Sein lircheu - politisches
System die Grundlage der Haltung der Pübste des Mittelalters.
Heinrich, wieder in Deutschland, wo ihn bisher sein Eidam
Friedrich von Schwaben vertreten hatte, vor allen von den Städten
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Extrahierte Personennamen: Gregors Gregors Rudolf_von_Schwaben Rudolf Heinrich Heinrich Gregor Gregor Heinrichs Heinrichs Gregor Gregor Pabst Rudolf_von_Schwaben Rudolf Friedrich_von_Büren Friedrich Heinrichs_Eidam Heinrichs Heinrichs Heinrichs Rudolfs Heinrichs_Römerzug Heinrichs Gregor
1081—1084 Gregor Clemens_Iii
Gegenpabst Heinrichs_Kaiserkrönung Heinrichs Gregors Robert_Guiscard Heinrich Heinrich Eidam
Friedrich_von_Schwaben Friedrich
157
einschreiben lassen, ähnlich den Freigelassenen, die sich nur in 4
Tribus einschreiben durften; daher große Unzufriedenheit. Des-
halb stellte der gewandte Volkstribun P. Sulpicius 88 den An-
trag, daß die Freigelassenen sowohl als die neuen Bürger in die
sämmtlichen 35 Tribus ausgenommen werden sollten (nt novi cives
libertinique distribuerentur in tribus).
Die Zahl stimmfähiger Bürger, wozu auch der städtische Pöbel
gehörte, wuchs dadurch in's Ungeheure, so daß den demagogischen
Umtrieben das weiteste Feld eröffnet wurde. Mit der Aufnahme
der Italiker in das römische Bürgerrecht sowie mit dem Eingreifen
des Heeres, das bald aufhörte ein Bürgerheer zu sein, in politische
Verhältnisse, war der erste Schritt zur Monarchie gethan.
Veränderung der Stellung Roms, das, nachdem die römischen
Vollbürger über einen großen Theil Italiens vertheilt waren, nicht
mehr Haupt Italiens im alten Sinne des Wortes war.
Zweiter Abschnitt.
Vom Ende des Bund esaenossenkrieges bis zum Tode
Sulla's. 88—78.
1. Bürgerkrieg bis zu Sulla's Rückkehr. (88—83).
C. Marius, geboren 156 im Dorfe Cereatä bei Arpinum von
armen Eltern, wuchs ohne wissenschaftliche Erziehung unter harten
Entbehrungen und schwerer Arbeit auf. Er diente in Spanien
unter dem jüngern Scipio, dessen Aufmerksamkeit er auf sich zog,
119 Volkstribun, darauf Prätor, zeichnet sich aus im jugurthi-
nischen Kriege, wo er als Legat dem Metellus zur Seite stand,
dann als Oberfeldherr den Jugurtha besiegte, hochgefeiert wegen
seiner Siege über die Cimbern und Teutonen. Er war sieben Mal
Consnl: 107, 104—100 und 86. Tapferer und geschickter Soldat,
von kolossaler martialischer Gestalt, aber ohne politische Begabung,
derb und heftig.
L. Cornelius Sulla, 138 geboren, dem höchsten Adel, der
Familie der Cornelier angehörend, ein Mann von feinster Bildung
und überlegenem Geist, gab sich früh den Wissenschaften hi::, die
er bis an sein Ende hochschützte, 107 Quästor, begleitet den Marius
im jugurthinischen Krieg, leitet die Unterhandlungen wegen Aus-/
lieferung des Jugurtha, dient ferner unter Marius in dem
cimbrisch-teutonischen Kriege; 93 Prätor, 92 Proprätor in Cilicien.
In dem Bundesgenossenkriege überstrahlt er den Marius, was
den Grund der Eifersucht zwischen beiden legt. Dadurch, daß
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Extrahierte Personennamen: P._Sulpicius Bürgerkrieg C._Marius Marius Scipio Scipio Cornelius_Sulla Sulla Marius Marius Marius Marius Marius Marius
195
2) durch haruspic-ia, extispioia, d. h. dirrch die Untersuchung
der Eingeweide der Opferthiere;
3) aus den jjortentis ober prodigiis, Blut- oder Steinregen,
Einschlagen des Blitzes, Mißgeburten re.
4) aus den sibyllinischen Büchern, aber nur in bestimmten
Fällen und im Aufträge des Senates.
Die Einsetzung der Priester und Priestercollegien siehe bei
Nmna Pompilius.
2. Sitten.
Die römische Familie, die ursprünglich aus einen ganz
kleinen Acker beschränkt war, lebte in den ältesten Zeiten
einfach, bieder und grad, dem Ackerbau und der Viehzucht zuge-
wendet, unter dem allmächtigen und unbeschränkten Willen des
pater familias; ihr strenges Leben war ein Abbild des ganzen
Staates. Unter den Tarquiniern sing auch der Handelsverkehr
an, wodurch der Wohlstand stieg, der sich auch im Aeußern der
Stadt (Bauten) kund gab imb leise Anfänge der Kunst zur Folge
hatte. Man kann sagen, daß sich im Allgemeinen die Tüchtigkeit,
Einfachheit und Nüchternheit des römischen Lebens während der
Känipfe Roms um die Herrschaft Italiens erhalten hat. In
Mannhaftigkeit (virtus). in strenger Zucht und in der Ehrfurcht
vor dem Alter wurde die Jugend erzogen; die Bürgerschaft war
beseelt von republikanischen Tugenden und den Staatszwecken
ordneten sich die Interessen der Einzelnen unter. Die römischen
Sitten erlitten die ersten Anfechtungen durch den regeren Verkehr
der Römer mit Großgriechenland, so daß man in die Zeit der
Unterwerfung des südlichen Italiens den Anfang des römischen
Sittenverderbnisses setzen kann. Von da an nahm dieselbe sehr
rasch zu. Die Eroberung des verweichlichten Siciliems thai das
ihrige; dann aber wirkte sehr nachtheilig die Bekanntschaft mit
der schwelgerischen und entnervenden Lebensart des Orieu.ts, dessen
ungeheure Schätze nach Italien stoffen. Als natürliches Gefolge
unermeßlicher Reichthümer stellten sich Ueppigkeit, Schwelgerei
und Laster jeder Art ein. Wie tief das Sittenverderbniß war,
zeigten die nächtlichen Feste der Bacchanalien, die 186 entdeckt
wurden. Die Ueppigkeit that sich auch im Aeußern der Stadt
kund. Prachtvolle Circus, Theater, Triumphbögen, Säulengänge,
Statuen, sowie reiche Privatwohnungen mit Säulenhallen, Mosaik-
böden, Freskogemälden re. erhoben sich an allen Ecken und Enden.
13*
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
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246
den Sinn dieser bildlichen Rede mag der junge Leser eine kleine Be-
trachtung anstellen.
Dritte Klaffe.
Brennbare Mineralien.
1. Die Steinkohle.
So lange die Wälder ihre Sendungen hinlänglich abliefern, ist
die reinliche Holzfeuerung in der Haushaltung vorzuziehen; aber nicht
überall erfreut man sich des Reichthums an Holz und bei zunehmender
Bevölkerung wird der Verbrauch desselben stärker und es entsteht in
manchen Gegenden Mangel. Wo aber ein dringendes Bedürfniß
herrscht, da sinnt der Mensch auf Mittel zur Beftiedigung, und es
wurde ihm in diesem Falle um so leichter, da die Natur den Finger-
zeig gab. An manchen Stellen der Erde reichen unterirdische Kohlen-
lager bis zur Oberfläche; man grub nach und fand überreichlich in
der Tiefe, was das Land von der Außenseite verweigerte. Bei so
glücklichem Erfolg suchte man weiter und entdeckte Fundgruben in den
verschiedenen Ländern Europa's, später auch in den übrigen Erdtheilen;
es zeigte der Boden einen Reichthum, den man früher nicht geahnt
hatte. Gegenden, die an Waldungen eben nicht reich sind, versorgen
gegenwärtig andere mit dem wirksamsten Brennstoffe.
Die unterirdischen Kohlen liegen in Schichten, deren Dicke oft
nur einige Zoll, in seltenen Fällen jedoch 40 Fuß beträgt. Da mit-
unter ganze Baumstämme in Kohlengruben gefunden werden, ist es
wahrscheinlich, daß in einer Zeit, von deren Begebenheiten kein
Mensch Zeuge war, große Wälder untersanken und in der Gluth der
Erde verkohlten. Der Schöpfer legte zur selben Zeit in den Erden-
schoß wichtige Güter zum Gebrauch der Menschen, noch ehe diese ihren
nunmehrigen Wohnplatz betraten. Friedlich pflügt und pflegt eben
der Landmann seinen Acker, der Bürger fördert seine Arbeit in der
Werkstätte und Kinder spielen auf derselben Stelle, welche einst die
schauerliche Stätte des Unterganges und der Zerstörung war.
Das deutsche Land ist der Steinkohlen in manchen Gegenden theil-
haft geworden, wie in den Rheingegenden, an der Ruhr; bei Aachen, am
Hundsrück; im Odergebiete in Schlesien; an der Elbe in Böhmen, Sach-
sen , am Harz und in Mähren. Am meisten kommen sie aber in
England und Belgien vor, und die großen Fabriken beider Länder ver-
danken ihr Bestehen hauptsächlich den Steinkohlen. Zn England hat man
Gruben, die von der Küste aus bis unter das Meer geführt worden sind,
so daß oben der Fischer, unter diesem der Bergmann seiner Beschäftigung
obliegt. Keiner sieht und hört dabei den Andern. Der unten merkt Nichts
davon, wenn sein Landsmann oben mit Sturm und Wellen kämpft oder
sich über einen glücklichen Fang freut; der oben spürt Nichts von dem
Einsturz der Grube, die vielleicht jenen begräbt. So Etwas kann dem
Bcrgmanne an seinem nächtlichen Aufenthaltsorte begegnen und noch mehr.
Zn den Gängen der Bergwerke entwickelt sich oft das Grubengas, eine
brennbare Luft, welche sich am Lampenlichte der Arbeiter schnell entzündet
und mit der Heftigkeit des brennenden Pulvers wüthet, ihnen zum Verder-
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Fischer
Extrahierte Ortsnamen: Rheingegenden Aachen Schlesien England Belgien England
103
Rom; aber der Versuch Garibaldi’s, mit einem neuen Frei-
schaareneinfall gegen „den Priester in Rom“ die römische
Frage zu lösen, brachte sie alsbald wieder zurück. Die
Garibaldianer, bis in die nächste Nähe von Rom vorgedrungen,
auf dem Rückzug angegriffen, werden durch die Wunder der
Chassepotgewehre einer eben eintreffenden französischen Division
bei Mentana vollständig geschlagen (Nov. 1867).
Den Gefahren, mit welchen die Revolution und das „subal-
pine Königreich“ die päpstliche Macht bedroht, setzt die Curie
ihre geistlichen Waffen entgegen. Der Papst erneuert die alten
Ansprüche des römischen Stuhls, indem er auf dem vati-
canischen Concil, nach den Eingebungen des Jesuitenordens,
als Dogma erklären lässt, dass der römische Papst unfehlbar
sei, wenn er ex cathedra, in seiner Eigenschaft als oberster
Lehrer der Christenheit, festsetze, was in Dingen des Glaubens
und der Sitten zu halten und zu verwerfen sei; unfehlbar ex
sese non ex consensu ecclesiae.
Dieses Dogma wird am 13. Juli 1870 angenommen, am
18. verkündigt, der Anfang unabsehbarer Wirren. Gleich-
zeitig Ausbruch des deutsch-französischen Krieges.
3. Deutschland.
Wie für Oesterreich die Möglichkeit einer Verständigung
unter den hadernden Nationalitäten, so war für Deutschland
durch den Krieg und die Beseitigung des Dualismus Oester-
reich - Preussen die Möglichkeit einer wirksamen einheitlichen
politischen Verfassung endlich gegeben. Die Folgen des voll-
ständigen und raschen Sieges Preussens sind:
1.) Die Beseitigung des Verfassungs- und Militärconflikts
in Preussen selbst. Die Neuwahlen für das (aufgelöste) Ab-
geordnetenhaus am Tage von Königgrätz hatten die konser-
vative Partei sehr verstärkt. Der Sieg und die grossen Ziele
deutscher Politik, welche jetzt hervortraten, führten der Re-
gierung alle gemässigten Elemente der liberalen Partei zu.
Der siegreiche König kündigt in seiner Thronrede an, dass
seine Regierung bei der Kammer Indemnität für die Ausgaben
der budgetlosen Zeit nach suchen werde, stellt so mit grossem
staatsmännischem Sinn den inneren Frieden her und lenkt damit
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Ortsnamen: Rom Deutschland Oesterreich Deutschland Preussen
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Freiburg
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
— 98 —
anlagen von der Stadtgemeinde angekauft; sie werden nicht gedüngt, und es wird dadurch der Verunreinigung des Wassers vorgebeugt. Da das Wasser durch ganz kalkarmen Boden fließt, so ist es auch ein sehr weiches Wasser, das außerordentlich wenig Kalk enthält. Da Kalk jedoch für die Entwicklung des Körpers, seines Knochengerüstes und der Zähne in gewissem Maße ein Bedürfnis ist, wurde gelegentlich schon angeregt, man solle dem hiesigen Wasser künstlich Kalk zuführen.
Im Vergleich zu anderen Städten ist die Versorgung Freiburgs mit Wasser sehr reichlich. Es gibt viele und große Städte, bei denen der Wasserverbrauch im Durchschnitt etwa 100 Liter täglich auf den Kopf der Bevölkerung ausmacht, während in Freiburg die Tagesabgabe zwischen 200 und 300 Litern zu liegen pflegt. Auch im Jahre 1911, dem ganz außerordentlich trockenen Jahr, in welchem die Ergiebigkeit der Wasserleitungen erheblich zurückging, betrug die Mindestabgabe noch 186 Liter-täglich auf den Kopf der Bevölkerung. M. Buhle.
4$. Die Entwässerung.
Ebenso wichtig wie die Wasserversorgung ist oitch die Abwasser-beseitiguug.
Das dem Hause rein zngesührte Wasser wird verunreinigt und muß entfernt werden.
In ländlichen Gegenden kann man es, ebenso wie die in Gruben gesammelten menschlichen und tierischen Abgänge ans Aborten^ und Stallungen, zur Bewässerung und Düngung landwirtschaftlich bestellten Geländes verwenden. In Städten wird das unmöglich, weil die meisten Einwohner keine Landwirtschaft betreiben.
In den Untergrund darf man die Stosse nicht versickern lassen, weil der Grundwasserstrom, der anderen zur Versorgung mit reinem Wasser dient, verunreinigt und vergiftet werden könnte.
In kleineren Städten findet man immerhin noch das Grubensystem. Gewöhnlich besorgt daun die Gemeinde die Absuhr und sucht bei den Landwirten der Umgebung Abnehmer. Je größer aber die Stadt, desto schwieriger ist das durchführbar, weil die großen Mengen ein ausgedehntes Absatzgebiet fordern. Dadurch aber werden die Fuhrkosten zu hoch. In größeren Städten pflegt man deshalb sowohl die Abwasser, als auch die Abgänge der Aborte mit einem Rohrnetz zur Stadt hinauszuleiten, So ist es auch in Freiburg. Das Straßennetz enthält ein Netz von Kanälen. Stammkanäle, welche große Gebiete zu entwässern haben, nehmen die Hauptkanäle kleinerer Gebiete ans, die sich dann wieder in kleinste, nur einzelnen Straßen dienende Kanäle verzweigen.
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