Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Alte Geschichte - S. 113

1869 - Mainz : Kunze
113 nicht jenen abenteuerlichen Unternehmungsgeist, der den seefahrenden Nationen eigen zu sein pflegt. Die Sabiner, die in den wilden Berglandschaften der Apen- ninen wohnten, theilten die Natur der Bergvölker. Strenge Sitten und Gebräuche, Strenge in religiösen Dingen, starres Fest- halten an den alten patriarchalischen Zuständen, zähe Tapferkeit, Liebe zur freien Natur zeichneten sie aus. Die Etrusker. Der zweiteurstamm ist der der Etrusker, Tyrrhener oder, wie sie sich selber nannten, der Rasena. Ihre Sprache, deren Reste zahlreich auf uns gekommen, aber noch nicht entziffert sind, hat keine Aehnlichkeit mit den italischen Dialekten, ja läßt sich an keine bekannte Sprache anschließen und gehört vielleicht nicht dem indogermanischen Sprachstamme an. Wie in der Sprache, so unterscheiden sie sich auch in ihrer äußeren Erscheinung und in ihrem Charakter von den Italikern. Die regelmäßigen schönen Formen des Körperbaues, die ideale Kopfbildung, wie sie den Italikern eigen waren, fand man nicht bei ihnen. Sie waren plump, hatten einen gedrungenen, stämmigen Körper, einen großen Kopf und dicke Arme. Die Sitten und Gebräuche dieses Volkes deuten ebenfalls auf eine ursprüngliche Verschiedenheit, besonders aber die religiösen Vorstellungen, die durchaus finster waren. Die bösen Geister spielen die Hauptrolle, und ihnen wurden Menschenopfer gebracht. Die Etrusker hatten eine Hölle, in welche die Seelen der Verstorbenen durch Schlangen zur Peinigung geschleppt wurden*). Bei den Etruskern war der nüchterne praktische Verstand vorherrschend; auch die künstlerische Thätigkeit war vorzugsweise auf die technische Vollendung gerichtet; sie sind die Erfinder des ausgebildeten Gewölbebanes. Die Iapyger. Von ihrer Sprache sind ziemlich viele Ueberreste vorhanden, die bisher nicht enträthselt sind; sie zeigt wesentliche Verschieden- heiten von allen italischen Dialekten. Noch im vierten Jahr- hundert v. Ehr. erscheinen die Iapyger in ihrer Eigenthümlichkeit und werden als Barbaren bezeichnet; zwei Jahrhunderte später *) Mommsen. Herbst, historisches Hülssbuch J. (Ausc>. f. Gymn.) L

2. Alte Geschichte - S. 70

1872 - Mainz : Kunze
70 ©raftbaä fallen. 9tad§ dem £obe biejerseiben gemimten $riebenä* gebanfen die ©berfianb: güfjrer der $rieben3partei ist jft if ia3, nadf) iljm genannt der^riebe beio 9tifia3, welcher 421 ftu ©tanbe lommt: auf 50 ^aljre; im 2öefentlide)en auf die 33ebingung beä Status quo ante bellum; alle §eiligt^ümer allen Seltenen roieber Sugänglidj, gegenfeitige Otücfgabe der ©efangenen u. f. to. 2) 23i3 §ur Toebertage der 2ul)ener beim 2tfinaro§ und der 23efe|ung Don Sdefeteia burcf) die ©partaner (421 bi§ 413). ©3 raar ein $riebe o|ne Ssertraueil, der feineäroegä allgemein angenommen bei der silu§fü^rung faft jeber einzelnen feiner 23ebingungen auf ©cfjnnerigfeiten [tief;. (Siferjudjt der mitt=„ leren und Heineren ©taaten auf die beiben ©rofsftäbte, die ifjn unter ficf) abgemacht, ba^er folgt förmliches 23ünbnifc jroifdjen Sitten und ©parta, oljne ba| ba3 griebensmerf merflid) baburd) geforbert rcirb. dem lebhaften und üermorrenen ^ntriguenfpiel, ba£> fofort, na<3)dem die $rieben§fäuten auf gerietet', beginnt, macfjt alö $einb der ©partaner bemerflid) ^Ufibiabes, itleiniaä ©oljn, der mit glänjenben ©aben bes ©eiftes und Äörperä ausge= rüftet, aber den Saunen einer jügellofen und eigenrailligen sjlatur jurn ^Raube, roeber pon feinem Ssormunb ^ßerifles noclj Don feinem fieljrer ©ofrates> gebänbigt (Xiovtoc aw(x*o<; nennt if>n 2lriftopfyane3) die Ueberlegenfjeit bes ©enies und die Eingabe be§ Ssolfs mif$braud)t, um die Kräfte be§ ©taats den planen 'feines geroifjenlofen ©I)r= geijeä bienftbar ju madjen. Unter feinem ©influft ©cfjutjbünbnifj jtoifcfjen 2lrgo3, ^ftantineia (2lrfabien), ©li§, Sltljen (420). ©tellung der ©partaner im $ßeloponne§ baburdfj erfdjüttert: ftc [teilen biefelbe burdf) bte©d^lad^tbet^antinea (418) raieber |er, in rceld^er troij formellen ^ortbefte^enä foraoljl be3 §riebens al§ des> befonberen 23ünbniffe3 aud^ 21 teener gegen ©parta in ©d)lacf)tlinie ftefien. ^einbfelige ©timmung auf beiben ©eiten, ^parteifdmpfe, 9fteoolution und ©egenreoolution in oerfdfjiebenen ©täbten (2lrgo3); graufame Sbergeroattigung der ,3nfe* Slfels.? burdtj Sitten (416). Zottige Unfi^er^eit aller 'Sberfjältniffe trofc aller ©ertrage: als (^rü^ling 416) eine ©efanbf<3)aft der ficilifcf)en ©tabt ©gefta gegen i^re 'ftacfjbarftabt ©elinus Jpülfe oon 2ltf>en begehrt. Sdie ©riedejenroelt ©teilten^ und ^rc ^efon^ere ©efd£)icfjte und ©ntroief tung; ©egenfa^ §tt)ifdjen ©oriern und So* niern aud) bort, obroo^l fdfjrcäcljer; die rüid^tigfte ©tabt ba§ bortfe^e ©qrafuä (Ofttüfte). 2ln dem bisherigen Kriege f»aben fic nid)t unmittelbar 2^eil genommen; mehrere atljenifcf)e ©ypebitionen nad)

3. Alte Geschichte - S. 180

1872 - Mainz : Kunze
180 Optimalen Sttjeil nahmen und bte t)on den Sßompetanern 23rutu& und @afftu§ geleitet rourbe. 23nttuä, den @äfar liebte und dem er 44 die ftäbtifdfje $ßrätur gab, hatte den ehrlichen ©tauben, daß die Sftepubli! roieber ^ergeftellt roerben fönne. (Safftus, der unter 3ßom= pefuä einflußreich geroefen roar, glaubte ftdj jurücfgefelt itnb roar oon Srad^fud^t geleitet. 2)ersbunb befdf)toß, am 15. Torj 44 Gäfar ju ermorben. £ro^ aller Sbarnungen begab er fid) an biefent Sage im ©efüljle der Sicherheit in die Senatsfitsung und fiel üon 23 ©oldejftichen getroffen neben der 33ilbfäule des> ^ompejuä nieber. Vierter 3u)fdjnitt. 2son dem £obe ßäfarä big jur Schladfjt bei Slctium (44—31). 1. 2>a8 jtoeitc Sviiimtjirat (43). Sder &ob (Safari braute eine allgemeine 23erroirrung mit fiel),, um fo meljr, als die Torber Sfticfjts §ur Orbnung der 3ser^ält= niffe oorbereitet hatten; e3 [teilte ftd^ aber heraus?, daß die 3af)l der Senatoren ($äfar3 (Srmorbung nicht mifebieigten. ©er bebeutenb[te Srann, der ftcfj der Situation bemächtigte, mar intoning, geb. 83; er fämpfte unter (Säfar im gaeifcfjen .ffriege^ roar 50 Ssolf§tribun, führte, roä^renb (Säfar in Spanien gegen die ^ompejaner fämpfte, in Italien den Oberbefehl, fodpt mit bei Sßljarfalus. @r raar ^r ergebende Slnpnger (Säfarä, dem er audfj ba3 £)iabem auffe^en rooete und leiftete aeen [einen planen 2sor* fdjub; Sorglofigfeit und ©enußfucht [eine Hauptfehler. @r fefcte ftd^ nadh (£äfar§ £ob in den 23eft^ oon beffen S<fja£ und papieren» Stuf feinen Eintrag befdpeßt der Senat, daß ©äfarä 2lnorb-nungen, auch die in den papieren auggefprod^enen, ©ültigfeit haben, den Ssetfd^roorenen aber Slmneftie geroährt roerben foee. üftacfj t)er= [d^iebenen Sberfudjen, [ich an die Senatsspartei ansufdfjließen, ger= faet er mit biefer gang. 2som $olfe, bag er für fiel) geroinnt, (Seid^enrebe des> ßäfar) läßt er fiejj ba§ ciäalpinifd^e ©aeien über? tragen, das> Sd. 23rutus> abtreten foe. Sdeffen Steigerung fuhrt gum Sftutinif c(j en förieg 44—43. 23rutus fefct ftdfj in^ftutina fe[tr roirb oon 5lntonius> belagert. Stuf (Sicero’ä betreiben erhält gegen den festem neben den (Sonfuln be§ ^a^reg 43 den Oberbefehl ©afar Octaoianu^. (5afar Octaüianuä, Sohn des> ß. Octaoiug und der Sltia, Sdxijter einer jüngern Sdproefter be3 ß. Julius ßäfar, geb. 63^

4. Alte Geschichte - S. 65

1872 - Mainz : Kunze
65 ©flanenarbeit Betrieben, greilaffuttgen und 2lufnal)me ron 2ftetöfen tng rolle ^Bürgerrecht fjäuftg.^^-- 4) (Srgie^ung, $unft, Sßiff enf af t, Religion. Jpäuglicfje (Srgie^ung der Knaben in der [Reget big jum 7. 3a^re* dann S3efud^ einer der oielen ©d)ulen, roo gunädjft die Elemente (yqaf.if.iata) erlernt, raeiterljin fcomer £>auptbilbunggmittel; ^pcuftg gepflegt ((Sittyerfpiel), baneben eifrige gqmnaftijje Uebungen in den @t)mnafien fc^ulmä^ig, bocf) nidfjt n)ie §u ©parta blö|_ju frie= gerifcfjem 3n)ecf betrieben, $m (Sp^ebenalter (16 ffjaljrej biefe tßbim^n~fortgefe^t; geiftige 23ilbung weiter gepflegt im Umgang mit „ßefjrern der üßei^^eit" (oocpiozui). 23ilbung der raeiblidjen ^jugenb nernadjlciffigt, in der ©tellung der grauen überhaupt 3ftücf= fcfjritt feit der Ijomerifcfjen 3eit. dagegen Sbhff enjdj af tin Ieb^af= tem gortfd»ritt; Tolojopfiie: 2tna;cagorag, der Seljrer beg Jße= riffeg.; die Xfieorie der ijtebefrmft burcf) ©orgic^g uon ßeontinot (©icilien); beginn der ©op^iftif; die jtunft auf allen i^ren ©e= bieten in lifter ©ollenbung: a. Slrdenteftonif1, ©fulptur, Malerei. £)ie tywfyu bauten der perifleifdjen $eit: neben dem etroag früheren £j£)efeug= tempel (borifdjet* ©tql), die Propyläen §ur33urg, erbaut pon ^Qlnefifleg (437—32); bag Cvjec^tljeion, 'üjiufter beg jpntfdiett ©tylg; bag Obeion §u mufifalifdjen Slup^rungen, dem ^>radjt= gelt beg Xeryeg nadjgebilbet; nor allem der ^axi|L£ii&tt (Slt^ene= tempel, borifdie ©äulenorbnung), von gftinog und Äallürateg er= baut, oon Pjeibiag, dem greunbe beg ^erifleg, und feinen ©cplern auggegiert. ©leid) große ^ätigfeit in der ©fulptur: neben ^eibtag, dem 5ltf)ener (fein Äoloffalbilb der 5lt|ene„ int ^artljenon, fein 3eug §u Otympia, ^iiag 1, 529 ff.; Omiefg com grieg der ßella beg ^artljenon, jeijt im britifto $Kufeum), gspltyflet oon (orgioifc|=fif^onifd§e ^unftjdjule, Sltljletenbilber; und = ron pon C.vlenti)era in 3böotien (Sdarftellungen aug der £f)ierrcelt). 2»n der Malerei befonberg ^oltianotog pon £I)afpg, greunb jtimong, aro« noixikrj in 5lt^en. Ssereblung beg ©efdjmacfg aucfj in den ^eroorbringungen beg ^anbraerfg ($afen). ^erfönlic^eg und politifdjeg ^ntereffe beg ^erifleg für biefe ^unftt^ätigfeit. b. Sdicfjtung und Sberroanbteg. Sdie epifdje ^poefte ab= geblüht, an i^re ©teile tritt die profaifdje (Srgä^lung, guerft ge= jjffefii burcf} die Sogograpfyen, unter benen ^efatäog poit ^ilet, der Vorläufer beg ^erobotog oon §alif arnaffog, der bag ertfe roirflideje ©efcf)i(f)tgtperr auf Ijellenifcfjem 23obeit fd^afft: £>ar= [tellung beg ^ampfg der Seltenen und 23arbaren, der in den Wteriftye* £ülf8budj I. («u«a. f. ©ijmn.) 3. «up. 5

5. Alte Geschichte - S. 157

1872 - Mainz : Kunze
157 $)iftatur*) uttb anberes>; aber das> Slhesj fonnte ba§ $olf nicht fdfjüfcen gegen bte uitgefeuertt $ftij3braucf)e der neuen Slriftofratie. $ln bte ©teile der @eburt3ariftofratie roar eine neue bte 21 nt 13= ariftofratie, der 51 nt t ä abet (nobiles, nobilitas) getreten. Occu= patton der curultfdfjen Remter burd() benfelben; bte lex Villia 180 fe^t bte ^uldffigfeit gu berfelben feft (quot annos nati quemque magistratum peterent caperentque). £)ie Slriftofratie führt eine (Sliquenregierung burcf) ^ipraudfje aller 2lrt gerbet, burdj jtäuf= lidfjfeit der Stimmen (lex de ambitu), 23eftedf)licf)feit der ^Beamten, fo roie auch be§ ©enateä (fefprudfj ^ugurtha’ä **). 2lutfj baä ^peerroefen in Verfall gerätsen, ba§ ßoo§ entfdjeibet bei der 2lu§= hebung. (Srpreffungen der Oberbefehlshaber und ©tatthalter. £)er Verfall be§ Staaten ist theilroeife auch in den focialen ^uftanben begrünbet. ©er fleine 23auer roar durch die ron ©claoen beftellten ©rofjpfe (^lantagenroirthfdhaften, ©claüenroefen, Sdelos roar ©clas üenmarft, roo einmal an einem £age 10000 ©clanen nerfauft rourben), foroie burcf) die 2ttacf)t des> Capitals ruinirt; ba§ @e= treibe burcfj die überfeeifdje (Sinfu^r entroert^et. £iberiu3 ©emproniug ©racchuss, ©o^n be§ Sliberiuö ©empronius @racd(ju§ und der ^od^gebixbeten (Sornelia, Softer be§ 5p. ©orneliitä ©cipio 2lfrifanu§ 5jta|or, erneuerte alä Tribun im 3a^re 133, um die traurige Sage beä 3solfe§ gu beffern, die »ergebene lex agraria Licinia, roonach fein Körner mehr als 500 jugera be§ ager publicus §aben follte mit der (Srroeiterung, baft erroachfene ©ö^ne aufs er bent no cf) die £älfte jener 3ahl jugera beft^en bürften. £)ie bisherigen 23efi|er fouten für die abgetretenen ©runbftücfe eine (Sntfd^äbigung erhalten für etroaigesi Urbarmachen und jonftige 2ln= lagen. ($)en lebten Antrag lief? tebocf; ©racd^uä, fpäter fallen). £)ie §ur ©rlebigung fommenben Sänbereien follten unter die befi^= lofen Bürger nertheilt roerben. £>ie 2lriftofratie ergriff mit (Srfolg ba§ Mittel der ^nterceffion,. der Tribun Dctaotuä legte fein 25eto gegen die Slbftimmung besi ©efe^es» in den Stributcomitien ein. 2lm folgenben £age lieft ©raccfjuä gefe^roibrig die Slbfe^ung beä Öctaoiuä in den £ribu§ befcpeften, roorauf baä Slcfergefek burchging. ©dfjroierigfeit der Slugführung, roeil fiel) faum beftimmen lief?, roa§ ©taatseigenthum *) ®er @enat belfetbete bte Sonfultt mit biftatorifcijer ©eroalt buvd) den : videant consules, ne quid respublica detrimenti capiat. **) Sallust, bell, jugurth. 85. Jugurtha postquam Roma egressus est, fertur saepe eo tacitus respiciens postremo dixisse: urbem venalem et mature perituram, si emptorem invenerit.

6. Alte Geschichte - S. 36

1870 - Mainz : Kunze
36 B. Die Solonische Verfassung. Der Codride So lon, geboren 639, schon früher durch seinen Aufruf zum Krieg gegen Megara und zur Wiedereroberung von Salamis (598) wie durch feinen Antheil am f. g. heiligen Krieg der Amphictyonen gegen Cirrha (wegen widerrechtlicher Aneignung heiligen Landes von Delphi und wegen Bedrückung der Wallfahrer) ein beliebter Volksmann, bei der Verbannung der Alkmäoniden betheiligt, durch Reiseerfahrungen gebildet, wird als erster Archont 594 mit der politischen Reform betraut. Nach- dem er durch eine Schuldenerleichterung (blos Herabsetzung des Münzfußes um 27 pr. c. oder theilweife Schuldentilgung?*), Mil- derung der Schuldgesetze und Festsetzung eines Maximums von Grundbesitz die drückendste Noth des Volkes beseitigt hatte, begann er, der Versuchung zur Tyrannis widerstehend, das Verfassungswerk, das die rechte Mitte zu halten suchte zwischen den Bedürfnissen des Volks und der hergebrachten Stellung des Adels; — eine Timokratie mit demokratischer Grundlage, deren Grundgedanke: jedem Bürger so viele Rechte zu gewähren, als seinen Leistungen an den Staat entspräche. Der Anfang eines neuen politischen Lebens für Athen. 1. Bestandtheile und Eintheilung des Volks.. a. Die Bürger (in der Blüthezeit des Staates o. 20000 erwachsene). Das Bürgerrecht bedingt durch die Abstammung aus der rechtmäßigen Ehe eines Bürgers mit einer Bürgerin. Nur ausnahmsweise erhielten Söhne eines Bürgers mit einer Nichtbürgerin durch Volksbeschluß das Bürgerrecht. Die Ver- leihung an einen Fremden war sehr erschwert; in zwei Volks- versammlungen mindestens 600 Stimmen waren erforderlich. Die Erziehung war wesentlich eine häusliche und private. Der Staat sorgte für öffentliche Ringschulen (gymnasia), die Privatturnplätze standen unter-Staatsaufsicht. Mit dem 18. Lebens- jahre trat die Mündigkeit ein und die Verpflichtung zum Kriegs- dienst in den Besatzungen der Grenzfesten. Mit 20 Jahren der Volksversammlung, mit 30 ¿it den Aemtern zugelassen. Theil- weise oder völlige Entziehung des Bürgerrechtes konnte wegen Unterlassung der pflichtmäßigen Zahlungen an den Staat eintreten. *) D. h. Kassierung der Schulden derer, die nur ans das Unterpfand ihrer Person geliehen hatten. Sämmtliche Schuldsclavcn wurden in Freiheit gesetzt.

7. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 170

1878 - Mainz : Kunze
- 170 — Die erziehlichen Vorschriften des Vaters waren gemessen und bestimmt. Zur Sparsamkeit, zu militärischen Uebungen und zur Gottesfurcht sollte vor allem der Kronprinz angehalten werden; in jeder Beziehung wurde indessen durch Uebertreibung gesündigt. Aber das Gute hatte doch die rücksichtslos betriebene Abhärtung, daß sie des Knaben anfänglich schwache Gesundheit stählte. Latein und Musik waren vom Unterrichte ausgeschlossen; das erstere, weil der Vater die Beeinträchtigung wichtigerer Studien befürchtete, die letztere, weil er, in Speners Pietismus befangen, glaubte, dieselbe vertrage sich nicht mit ernst religiösem Sinne. Jedoch das Verbot reizte zur Uebertretung, und heimlich erlernte Friedrich das Flötenspiel („die Querpfeiferei"), welches ihm in spätern Jahren 'manche einsame Stunde versüßt hat. Einen Grund zur Unzufriedenheit bot er auch dadurch, daß er in seiner Freizeit zuweilen die knappe Soldatenkleidung mit einer bequemern vertauschte, was dem Vater, welcher in der Uniform ein Ehrenkleid sah und jede Verweichlichung verabscheute, ein Greuel war. Endlich war diesem die Vorliebe Friedrichs für französische Lektüre verhaßt, wobei er nicht bedachte, daß der junge strebsame Geist in deutschen Schriftwerken damaliger Zeit keine hinreichende Nahrung sammeln konnte. Durch dies alles gestaltete sich das Verhältnis zwischen König und Kronprinz zu einem so feindlichen, daß der letztere manches harte Wort, selbst körperliche Mishandlung sich gefallen lassen mußte und nur schwachen Ersatz in dem Umgänge mit seiner Mutter und seiner Schwester Wilhelmine fand, welche ebenfalls unter der altväterischen Strenge des Hausherrn schmachteten. Zum Unglück waren die Eltern auch uneins über die ihrem Sohne zu bestimmende Braut; dem Wunsche der Mutter, welche eine englische Prinzessin zur Schwiegertochter begehrte, trat der österreichische Einfluß am Hose mit aller Macht und List entgegen und drang bei dem Könige durch. Um sich nun der väterlichen Tyrannei, die auch hier unweigerlichen Gehorsam forderte, zu entziehen, beschloß Friedrich auf einer Reise nach dem Rheine zu entfliehen. Aber der Versuch mislang (4. Aug. 1730), und streng bewacht wurde der Prinz nach Wesel gebracht, wo der Vater den „Deserteur" mit dem Degen durchbohrt hätte,

8. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 26

1878 - Mainz : Kunze
- 26 — heit oder Unzulänglichkeit ihres Wissens ins klarste Licht zu stellen. Diese Kunst sich zu verstellen, um den sicher gemachten Gegner in Widersprüche zu verwickeln und dann zu vernichten, nannten die Griechen Ironie, und darin war Sokrates Meister, machte sich aber dadurch auch viele Feinde. Anders war seine Lehrweise denen gegenüber, die von reinem Wissensdrang getrieben seinen Umgang suchten. Von Beispielen ausgehend, die er dem alltäglichen Leben, dem Handwerk, dem Handel und Wandel entlehnte, führte er sie von der Beobachtung des Besondern immer weiter zur Betrachtung des Allgemeinen, von den Theilen zum Ganzen, von den Erscheinungen zum Gesetz und zur Wahrheit. Er übte also die Art des Beweises, den man den Jnduktionsb ew eis zu nennen pflegt. Dabei nahm er die Selbstthätigkeit seiner Schüler in hohem Maße in Anspruch; sich selber schrieb er auf geistigem Gebiete die Kunst seiner Mutter zu, indem er nicht Gedanken erzeuge, sondern sie bei Andern zu Tage fördere. So bildete sich um ihn ein Kreis von jungen Männern, die ihn als ihren Meister schätzten und liebten und mit wenigen Ausnahmen seinem Namen Ehre machten. Auch mit edeln Frauen, z. B. der Aspasia und der Diotima (?) unterhielt sich Sokrates gerne über philosophische Gegenstände. In seinem Privatleben war er ein Muster von Einfachheit und Mäßigkeit; er gierig unbeschuht umher, sein Mantel war dürftig. Er glich einer jener Vexierbildsäulen, die geschlossen die Figur des grämlichen Silen darstellen, im Innern ein kostbares Götterbild bergen. Die Launen seiner Frau Xanthippe, welche den Sinn ihres dem Erwerbe abholden Mannes nicht zu schätzen wußte, ertrug er mit bewunderungswürdiger Geduld; seinen früh verstorbenen Sohn, welcher der mürrischen Mutter grollte, wies er mit Ernst auf die Pflicht der Dankbarkeit der Kinder gegen die Eltern hin. Seine Bürgerpflichten erfüllte er redlich, machte verschiedene Kriegszüge im peloponnesischen Kriege mit und that es dabei allen Soldaten an Ausdauer zuvor. Bei Delion rettete er einem seiner Schüler das Leben. In die Politik mischte er sich nicht, doch war er fast der einzige Buleut, welcher die Sieger

9. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 115

1878 - Mainz : Kunze
— 115 — dem Schwert allein sondern mit heftigen Reden und selbst Schmähschriften wurde gekämpft. Auf Ostern 1241 war ein Concil nach Rom beschieden worden, allein des Kaisers natürlicher Sohn Enzio nahm mit seiner Flotte alle geistlichen Würdenträger, die sich dorthin eingeschifft hatten, gefangen. Das brach Gregor das Herz. Nach seinem Tode wurde ein früherer Freund des Kaisers, Fiesco, als Innocenz Iv. zum Papste gewählt, aber der päpstliche Purpur wandelte ihn sofort zum Welfen um. Er berief 1245 eine Kirchenversammlung nach Lyon, wo der Kaiser und das ganze stausische Geschlecht als Otterngezücht feierlich mit dem Banne belegt und ihrer Würden für verlustig erklärt wurden. Darauf hin wählte man in Deutschland den thüringischen Landgrafen Heinrich Raspe zum König, der aber schon 1247 dem Sohne des Kaisers, Konrad, bei Ulm unterlag. Das neugewählte päpstliche Pflänzlein, Wilhelm von Holland, behauptete sich im Norden; auf Konrads Seite standen nur die Städte, so daß auch er nichts ausrichten konnte. In Italien suchte Friedrich durch Härte und Grausamkeit, die sonst seinem Charakter fern lagen, seine Kronen zu behaupten. Von Verrath umlauert wurde er mißtrauisch und ließ seinen Kanzler und Freund Peter de Vineis blenden. Am meisten schmerzte ihn die Gefangenschaft seines Lieblingssohnes Enzio, der 1249 den Bolognesen in die Hände fiel und auch für schweres Lösegeld seine Freiheit nicht erlangen konnte. Mismutig aber zum Aeußersten entschlossen erkrankte Friedrich und starb zu Firenzuola 1250. Er war ein hochbegabter Mann, redete geläufig mehrere Sprachen, dichtete in der italienischen Minnelieder, schrieb lateinisch eine Abhandlung über die Falkenbeize, sein Lieblingsvergnügen, gründete in Neapel eine Universität, an welcher er auch, dem Papste ein Greuel, die Gelehrsamkeit der Jubeu und Araber verwerthete. Der Kenntnis der Natur, ba-mals aufs höchste vernachlässigt, wibmete er seine Sorgfalt, die Meerestiefe sogar wollte er durch den Taucher Nikolaus erforschen lassen. (Vgl. Schillers Taucher.) Daß er Sarazenen in seinem Lanbe ansiebelte und sie zu treuen Unterthanen machte, ist ein Beweis seiner Toleranz. Für sein normannisches Reich ließ er ein treffliches Gesetzbuch ausarbeiten, Sonberrechte der Großen, der Geistlichkeit und der Städte hob er nach Möglichkeit auf. So war er der erste, der mit dem Feubalstaate brach und auf eine absolute Monarchie hinsteuerte. Materiell besanben sich 8*

10. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 168

1878 - Mainz : Kunze
— 168 — Schlachten, besonders vor Turin, mit großem Ruhme theil; für die schweren Opfer war indessen der Siegespreis gering, indem abgesehen von der Anerkennung der Königswürde nur Obergeldern im Utrechter Frieden dem Staate zufiel, der sich kurz vorher auch durch einige kleinere Gebiete aus der oranischen Erbschaft vergrößert hatte. Außer der beträchtlichen Ausgabe für das Heer stürzte auch Friedrichs Prachtliebe und Verschwendung das Land in schwere Schulden, zumal nachdem der ehrliche aber derbe Dankelmann in Ungnade gefallen und Wartenberg ans Regiment gekommen war- Immerhin hatten Kunst und Wissenschaft dem Hofe manches zu verdanken; so verschönerten Schlüters Meisterwerke Berlin, und Leiönih, der Freund der Königin Sophie Charlotte, stiftete daselbst die Akademie. Dein ersten König, der als solcher Friedrich I. genannt wird, folgte Friedrich Wilhelm I. (1713—1740), durchaus des Vaters Gegensatz, jedenfalls einer der tüchtigsten preußischen Fürsten. Zunächst war er ein vortrefflicher Hanshalter. Die überflüssigen Stellen an seinem Hofe ließ er eingehen und kürzte die Gehälter der andern bedeutend. Sparsam wie er sollten alle seine scharf contro-lierten Beamten sein, ein Beispiel der Einfachheit fürs Volk. Kunst und Wissenschaft fanden, weil zu kostspielig, an ihm keinen Gönner; doch hat er sich große Verdienste um die Volksschule erworben. Auch lackerbau und Industrie erfreuten sich seiner Unterstützung; denn was er hierfür ausgab, lohnte sich durch Hebung der Steuerkraft des Landes reichlich. Für seinen evangelischen Eifer zeugt nicht nur die Bereitwilligkeit, mit welcher er den vertriebenen Salzburgern sein Land öffnete, sondern auch der kirchliche Sinn, den er in seiner Familie selbst durch Zwang zu erhalten suchte, was leider dazu beitrug seinen großen Sohn dem Glauben zu entfremden. Friedrich Wilhelm war ferner ein guter Deutscher und zum eigenen Schaden nur zu sehr dem Kaiserhause ergeben, das ihn in seinen Hoffnungen auf das Herzogtum Berg betrog. Deutsch war seine Abneigung gegen fremde Moden und sein bewußter Gegensatz zu den übrigen Reichsfürsten, die in sklavischer Anlehnung an den Versailler Hof nicht bloß die regelmäßigen Einkünfte ihrer Staaten vergeudeten, sondern sogar ihre eigenen Unterthanen um Geld verschacherten; deutsch auch war sein Behagen an ungezwungener Gemütlichkeit und Derbheit (Tabakscollegium). Endlich war er mit Leib und Seele
   bis 10 von 197 weiter»  »»
197 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 197 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 26
2 2
3 6
4 13
5 7
6 1
7 6
8 0
9 6
10 84
11 6
12 9
13 2
14 7
15 2
16 4
17 1
18 0
19 9
20 8
21 4
22 10
23 3
24 1
25 9
26 10
27 12
28 1
29 9
30 0
31 25
32 9
33 10
34 10
35 1
36 9
37 37
38 2
39 20
40 0
41 0
42 41
43 6
44 1
45 87
46 13
47 9
48 2
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 25
1 105
2 37
3 167
4 226
5 20
6 51
7 41
8 115
9 85
10 21
11 54
12 23
13 67
14 49
15 42
16 123
17 450
18 39
19 13
20 79
21 33
22 19
23 48
24 5
25 222
26 42
27 29
28 33
29 22
30 26
31 27
32 17
33 65
34 31
35 338
36 276
37 23
38 38
39 59
40 54
41 128
42 32
43 150
44 32
45 397
46 59
47 42
48 28
49 18
50 39
51 11
52 161
53 94
54 23
55 61
56 51
57 19
58 41
59 51
60 42
61 102
62 65
63 56
64 65
65 38
66 58
67 23
68 103
69 70
70 60
71 126
72 112
73 69
74 64
75 32
76 76
77 123
78 47
79 60
80 33
81 11
82 27
83 35
84 21
85 23
86 42
87 61
88 23
89 29
90 33
91 21
92 687
93 17
94 142
95 165
96 61
97 60
98 211
99 20

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 48
1 13
2 17
3 25
4 52
5 35
6 44
7 24
8 9
9 24
10 28
11 10
12 78
13 11
14 2
15 37
16 162
17 4
18 24
19 98
20 4
21 5
22 54
23 0
24 128
25 19
26 106
27 24
28 8
29 24
30 16
31 26
32 7
33 313
34 54
35 5
36 5
37 15
38 5
39 54
40 33
41 28
42 14
43 79
44 12
45 6
46 16
47 69
48 42
49 63
50 30
51 35
52 20
53 10
54 76
55 18
56 8
57 8
58 64
59 262
60 4
61 46
62 74
63 30
64 121
65 27
66 1
67 6
68 20
69 19
70 8
71 17
72 57
73 29
74 35
75 43
76 6
77 345
78 9
79 40
80 121
81 281
82 33
83 33
84 7
85 35
86 2
87 18
88 31
89 43
90 7
91 65
92 28
93 9
94 0
95 39
96 9
97 89
98 27
99 11
100 150
101 0
102 40
103 25
104 7
105 7
106 52
107 14
108 11
109 10
110 17
111 33
112 32
113 13
114 18
115 32
116 24
117 4
118 26
119 20
120 19
121 27
122 6
123 22
124 68
125 13
126 16
127 97
128 33
129 16
130 5
131 95
132 136
133 9
134 18
135 7
136 272
137 8
138 6
139 4
140 21
141 3
142 40
143 51
144 15
145 71
146 22
147 12
148 102
149 69
150 29
151 27
152 61
153 8
154 18
155 36
156 39
157 37
158 285
159 20
160 14
161 8
162 38
163 30
164 29
165 43
166 332
167 24
168 7
169 25
170 5
171 201
172 55
173 136
174 3
175 140
176 19
177 292
178 6
179 74
180 28
181 39
182 141
183 166
184 22
185 10
186 9
187 36
188 12
189 30
190 9
191 83
192 23
193 20
194 58
195 17
196 53
197 128
198 4
199 14