— 112 —
Das von Festungswerken umgebene Lyon, am Einfluß der
Saone in die Rhone (481000 E.), die zweite Stadt Frankreichs,
ist der Hauptsitz der französischen Seidenindustrie, zugleich wichtiger
Handelsplatz. — S t. Etienne (136 000 E.), inmitten reicher
Steinkohlen- und Eisenerzlager, hat großartige Waffen- und Stahl-
Warenfabrikation (das „französische Birmingham").
Die Festung Dijon (68 000 E.) ist der Mittelpunkt des
bnrgundischen Weinhandels. •— Besanyon (58 000 E.), ebenfalls
eine starke Festung, betreibt lebhafte Uhrenfabrikation.
Vom Elsasj hat Frankreich im Frankfurter Friedeu (1871) nur
noch die Festung Belfort behalten, welche die „burgundische Pforte"
beherrscht.
Französisch-Lothringen mit dem Hauptort Nancy (96 000 E.)
hat viele befestigte Plätze; besonders wichtig sind Toul und Verduu.
Reims (108 000 E.), Chalons-sur-Marne und vor
allem Epernay sind die Hauptorte für deu Handel mit Cham-
Pagnerwein. ■— Sedan an der Maas. 1870 Schlacht und Ge-
fangennahme Kaiser Napoleons Iii. durch die Deutschen.
Mittelfrankreich.
Orleans an der Loire (67 000 E.), vielfach umkämpfte Stadt
(Juugfrau von Orleans. Schlachten 1870). — Tours an der
Loire (63 000 E.) in sehr fruchtbarer und wohlangebauter Gegend,
dem „Garten Frankreichs". — Angers (77000 E.), Fabrikstadt.
— Limoges (78 000 E.) hat bedeutende Porzellanindustrie.
Die Insel Corsica ist ein rauhes, unwegsames Gebirgsland.
Hauptstadt Ajaccio, der Geburtsort Napoleons I.
Iranzöslsche Ileöcnränder und Kolonien.
In Afrika: Im Norden Algerien und der Schutzstaat Tunis;
im Westen Senegambien, Sudan, Französisch - Kongo; im Osten
Obok, die Comoren und von den Maskarenen die Insel Reuuion,
ferner der Schutzstaat Madagaskar.
In Asien: In Vorderindien Pondichery, in Hinterindien
Jndochina.
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
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Extrahierte Ortsnamen: Lyon Frankreichs Frankreich Reims Sedan Maas Napoleons Angers Limoges Ajaccio Afrika Algerien Tunis Madagaskar Asien Vorderindien_Pondichery Hinterindien
Jndochina
— 115 —
südlich und nördlich des Amur von Korea bis zur Behrings-
straße. Reger Verkehr von Europa aus durch das Tiefland
Westsibiriens nach diesen Erzgebirgen, dem Altai (-Goldberg)
im W. und den Bäurischen Alpen im 0., in deren Mitte
der Baikalsee*); von hier (I r k n t s k) über Kjachta
die Karawanenstraße durch die Mongolei nach Peking, und
durch die von der cnltnrfähigen chinesischen Mandschurei
abgetreteneu Amurprovinz auf diesem Flusse zum neuen Ha-
sen N i k o l a j e w s 1- Hierdurch hat Kamtschatkas Peter
Paulshafen an Bedeutnng verloren, doch ist das Mün-
dnngsland des nach dem Ochotskischen Meere gerich-
teten Amur der Ausdehnung der russischen Herrschaft über
das Japanisches Meer hinderlich. — Die Ungunst des Kli-
mas seit dem Beginn der historischen Zeit, „der sibirische Win-
ter", hindert überall auch im Innern gedeihliche Entwicklung:
nicht bloß in der Ungeheuern polaren Festlandsmasse, die im
Nordcap (unter dem Meridian der Südspitze Asiens) die Höhe
von Spitzbergen erreicht, sondern auch im fruchtbaren Süden.
Die Einwirkung des excessiven Nordostwinds erstreckt sich weit
über Sibirien hinaus über die Sandwüsten des Aralsees und
des Truchmenenisthmus zum kaspischeu See und seinem ver-
weheten Oxusbette. — Daher selbst in den günstigsten Strecken
nur spärliche Bevölkerung, in Sibirien vorherrschend mongolische,
in Tnran türkisch-tatarische, selten seßhafte Horden; dazu aus
Europa außer wenigen Industriellen, Kaufleuten und Beamten
*) Der größte Gebirgssee der Erde, halb so groß wie der Aralsee;
dieser 1/i des 8400 Qm. enthaltenden kaspischen Sees.
**) Japans, des asiatischen Morgenlandes neueste Theilnahme an
der europäischen Kultur besonders durch England, Frankreich und Deutsch-
land gefördert. Rußland verbleibt auch in Ostasien die Erforschung und
Kultur der Binnenländer und Steppenvölker. Der Erwerb des hafenlosen
Küstenlandes zwischen dem verschlossenen Korea und der Amurmündung erst
dann von Wichtigkeit, wenn die ganze zu den Buchten des Chinesischen
Meeres geöffnete Mandschurei in Besitz genommen, die Schwelle des
eigentlichen China. Die Bevölkerung dieses von der Natur sowohl in den
Gebirgen als im Tieflande der beiden großen Zwillingsströme gleich günstig
ausgestatteten „Landes der Mitte" die zahlreichste in Asien. Diese „Utilita-
rier die Schüler des Cong-fu-tfe, von den Japanesen, ihren ver-
wandten Nachbarn an politischer Einsicht übertroffen, verstehen nicht wie
diese sich von geistigem Hochmuthe los zu machen, freiwillig die höhere
Bildung Europas anzuerkennen und dadurch den immer mehr von innen
und außen drohenden Verfall abzuwenden.
8*
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Peter
Paulshafen
Extrahierte Ortsnamen: Korea Europa Tiefland
Westsibiriens Bäurischen_Alpen Mongolei Peking Nordcap Asiens Spitzbergen Sibirien Tnran Europa Japans England Frankreich Ostasien Korea China Asien Japanesen Europas
— 118 —
700000 Qm.) Trotzdem nur ein Erdtheil wegen der Aehnlich-
keit beider Theile. In beiden herrscht das Einförmige und
Massenhafte. Neben der vom Cap Horn bis zur Barrow-
spitze überall den Westrand begleitenden größten Hochgebirgs-
kette der Welt meist ohne vermittelnde Stufenländer *) die uner-
meßlichen, von den größten Strömen der Welt durchschnitte-
nen, nur durch einzelne Küstengebirge und Hochlandschaften unter-
brochenen Tiefebenen, in ihnen, soweit der Einfluß des
oceauisch-feuchten Klimas reicht, die üppigste Natur kraft:
die Pflanzen- und niedere .Thierwelt maßlos in Größe und
Zahl. Beiden Theilen gemeinsam die rothe Menschenrasse,
die Fischer und Jäger ohne Viehzucht und Ackerbau; nur auf und
an der Cordillere einst auf höherer Kulturstufe, in Namerika der
Aztekenstaat Mejiko, in Sa. der Jnkastaat Peru.**) Um-
wandlung seit der europäischen Occupation: Verpflan-
zung der Banane, des enrop. Getreides, des Reis, Zuckerrohrs,
Kaffeebaums, Baumwollenstrauchs, Verbreitung der einheimischen
Pflanzen (Mais, Kartoffel, Tabak), Einführung der europ.
Hausthiere (Pferde und Rinder)***), Verdrängung der Urbevöl-
keruug (Mischung mit Spaniern nur im Bereich der mittleren
Cordilleren: Mestizen), Einführung der afrikanischen Rasse
(Mischung mit Europäern: Mulatten): Herrschaft der germa-
nischen und romanischen Eroberer unter moderueu Staats-
formen. Uebergewicht des germanischen Stammes mit englischer
Sprache in dem für europäische Ansiedlung günstigern Norden.
a. Nordamerika. Südlich von der nur erst theilweis aus-
geschlossenen Polar-Juselwelt, dem Riegel der Nordwest-
Passagef), die polare Küste nw. von Labradors Ostspitze
bis zur Behriugsstraße, an beiden Enden steil abfallend, im
Mittlern Theil flach mit vorspringenden Halbinseln und der La
*) Hochgebirge und Tiefland greifen nicht wie !n Europa durch an-
liegend? liebliche Mittelgebirgslandschaften in einander über, daher große
Einförmigkeit.
**) Daß der Ackerbau die Grundlage aller Kultur, ist auch hier bestä-
tigt: die Mejikaner und Peruaner waren die einzigen Völker, welche Mais,
die einzige Amerika eigne Getreideart, baueten.
***) Diese haben sich in den Grassteppen Amerikas fast verwildernd bis
ins Ungeheuere vermehrt (wie der einheimische wilde Bison in den Gras-
steppen Namerikas).
f) Hohe Schule der Nordpolfahrer. Im Bereich ihrer Eingangspsor-
ten unerschöpflicher Reichthum an Meer-Säugethieren, dessen Ausbeute er-
giebiger als der Ertrag aus den amerikanischen Goldbezirken.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Ortsnamen: Namerika Peru Kaffeebaums Nordamerika Europa Amerika Amerikas
248 Die mittlere Zeit.
am Hellen Mittag ein feuriges Meteor am Himmel, ein glänzendes Kreuz mit der Umschrift: „In_djx.km Zeichen wirst du siegen." In der folgenden Nacht erschien ihm der Heiland mit demselben Zeichen und befahl ihm, eine solche Fahne machen zu lassen. Konstantin ließ am frühen Morgen Künstler kommen und nach seiner Beschreibung wurde eine Fahne gefertigt. Es war ein langer Jspeer, mit Gold überzogen, an dem eine Oiterftange befestigt war. Uber der höchsten Spitze war ein Kranz von Gold und Edelsteinen und in ihm die ineinander verschlungenen Anfangsbuchstaben des Namens Christi die selbst wieder ein Kreuz vorstellten. An der Querstange war ein kostbares seidenes Purpurtuch befestigt, an dessen Rand die goldenen Brustbilder des Kaisers und seiner Kinder waren. Diese Fahne (Lablrum) wurde das Banner für das Heer. Konstantin siegte und Mar ent ins kam ans der Flucht in der Tiber um.
§ 90.
Üonfttmtiu und sein Haus. Das Christentum.
(324—363.)
251) Nachdem Konstantin die Herrschaft über sämtliche Provinzen wieder in seiner Hand vereinigt hatte, nahm er eine neue Einteilung vor. Das ganze Reich wurde in vier Präfekturen: Orient, Jllyricnm, Italien und Gallien, eingeteilt. Die Präfektnren teilte er wieder in 13 Diözese:: und die Diözesen in 117 Provinzen ein. Die Vorsteher dieser Regierungsbezirke waren die Präfekten, die Vikare und die Rektoren. Leider wnrde dadurch die Regierung nicht nur eine Art Regiernngs-maschine, sondern es kam auch die unheilvolle Gewohnheit auf, daß eine Provinz genau wie die andere regiert wurde. Auch nahm die Zahl der Beamten beträchtlich zu und die Eitelkeit des Titelwesens nahm überhand. Da das Militär immer kostspieliger wurde, mußten auch immer mehr Steuern aufgebracht werden. Die weittragendsten Folgen hatte die Verlegung der kaiserlichen Residenz von Rom nach Byzanz oder Neu-Rom, das aber bald Koustantinopel genannt wnrde.
252) Den größten Dienst erwies Konstantin der Menschheit dadurch, daß er das Christentum zur Staatsreligion erhob. Die entzogenen Kirchen und Kirchengüter wurden den Christen wieder zurückgegeben. Die Kirchen durften Schenkungen und Vermächtnisse ^annehmen. Die Geistlichen wurden von der Pflicht, städtische Ämter bekleiden zu müssen, befreit. Die peinlichen Strafen wurden gemildert und die Kreuzesstrafe und die blutigen Gladiatoren spiele ganz abgeschafft. Die Sonntagsfeier wurde eingeführt Deshalb wird Konstantin mit
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
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Extrahierte Personennamen: Konstantin Christi Konstantin Konstantin
306 Die mittlere Zeit.
gesetzen nichts vergeben werden. Demnngeachtet nahmen nachstehende Kaiser hiervon Veranlassung, in die Papstwahl sich einzumischen, obwohl zudem Otto I. selbst eidlich versprochen hatte, daß die Papstwahl frei sein und der Gewählte nur in Gegenwart eines kaiserlichen Kommissärs sich verpflichten sollte, nach Gesetz und Recht zu regieren.
5. Die Reichskleinodien waren: die goldene Krone, das vergoldete Zepter, der goldene Reichsapfel, den Otto I. vom Papste Leo Viii. J6ei der Kaiserkrönung erhielt, das Schwert Karls des Großen, das Schwert des Hl. Moritz, die vergoldeten Sporen und die Dalmatika, die der Kaiser bei der Krönung trug. Wenn der Kaiser persönlich beim Heere war, so wehte ihm die Reichsfahue voran (wie z. B. in den Schlachten Heinrichs I. und Ottos I. wider die Ungarn). Zur Zeit dieser Kaiser war auf derselben der Erzengel Michael abgebildet, unter Friedrich I. ein Adler, unter Otto Iv. ein Adler über einem Drachen schwebend, seit Sigismund der Reichsadler. Auf den „Reichs sturm-fahnen" dagegen, deren es mehrere für die einzelnen Ritterschaften gab, war das Bild des heiligen Ritters Georg. Des Kaisers Schild trug den einfachen schwarzen Adler im goldenen Feld. Die Reichsfahne war ein schwarz-roter Wimpel; die Farben waren senkrecht geteilt, bald schwär; voran, bald rot.
§ 112.
Die sali sch en (fränkischen) Kaiser, konrad Ii. (1024—1039).
Heinrich Iii. (1039—1056).
316) Da mit Heinrich dem Heiligen das Geschlecht der sächsischen Kaiser erlosch, so vereinigten die acht Herzoge Deutschlands mit den geistlichen Würdenträgern sich zur freien Wahl und erkoren angesichts des versammelten Heeres auf einer Rheininsel bei Oppenheim den Herzog Konrad von Franken zum deutscheu Könige. Der neue Herrscher fing sein Amt damit an, daß er durch das deutsche Reich ritt, um sich Kenntnis von dessen Zuständen zu verschaffen und vorkommenden Klagen abznhelfen. Um vielem Unfrieden ein Ende zu machen, erklärte er, daß die Nachkommen der Vasallen für ewige Zeiten lehensberechtigt sein sollten. Unter ihm fiel Burgund an das Deutsche Reich, doch mußte er gegen den Herzog Ernst von Schwaben und gegen Odo von Champagne, die ebenfalls Anspruch auf Burgund erhoben, Kriege führen, deren Schauplatz die deutsche Schweiz war. Ans seinem Römerzuge lernte er Kan nt den Großen kennen, der gerade als Pilgrim zu Rom war. Beide verständigten sich und Konrad gab Schleswig an Kaimt, doch nur als Reichslehen. Dagegen hatte er schwere Kämpfe mit den Slaven zu bestehen, die in Deutschland eingebrochen waren. Konrad starb zu
1039. Utrecht 1039 und wurde im Dome zu Speier begraben, dessen lose. 33au er neun Jahre vor seinem Tode begonnen hatte.
317) Heinrich Iii. oder der Schwarze kämpfte glücklich
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Extrahierte Personennamen: Otto_I. Otto_I. Leo_Viii Leo Karls Moritz Heinrichs_I. Heinrichs_I. Ottos_I. Michael Friedrich_I. Friedrich_I. Otto Georg Heinrich_Iii Heinrich Heinrich Heinrich Konrad_von_Franken Konrad Ernst_von_Schwaben Ernst Konrad_gab_Schleswig Konrad Konrad Heinrich_Iii Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Ottos Ungarn Deutschlands Oppenheim Burgund Deutsche_Reich Burgund Rom Deutschland Utrecht
11
Zeitlebens Gutes that?" — „Und fürchtest du
Denn keines Löwen Zahn?" — „Zermalmt muß
Das Waizenkorn doch einmal werden, sei's
Wodurch es will, zur künft'gcn neuen Frucht."
Der Pöbel rief: „Hinweg mit ihm, er ist
Der Christen Vater. Feuer! Feuer her!"
Sie trugen Holz zusammen, und mit Wuth
Ward er ergriffen. — „Freunde," sprach er, „hier
Bedarfs der Bande nicht. Wer dieser Flammen
Mich würdigte, der wird mir Muth verleihn!"
Und legte still den Mantel ab, und band
Die Sohlen seiner Füße los, und stieg
Hinauf zum Scheiterhaufen. Plötzlich schlug
Die Flamm' empor, umwehend ringsum ihn
Gleich einem Segel, das ihn kühlete;
Gleich-einem glänzenden Gewölbe, das
Den Edelstein in seine Mitte nahm,
Und schöner ihn verklärte; bis ergrimmt
Ihm eine freche Faust das Herz durchstieß.
Er sank; cs floß sein Blut; die Flamm' erlosch:
Und eine weiße Taube flog empor. —
Nur Einfalt, Unschuld gibt im Tode Muth! — Herder.
14. St. Ditus.
St. Vitus war ein frommer Knabe, und hatte Gott lieb und
trug Jesum Christum in seinem Herzen. Da ließ ihn der Heiden-
kaiser vor seinen Thron führen und sprach zu ihm: „Mein Kind,
stehe, ich gebe dir Gold und Perlen und schöne Kleider und Alles,
was immer dein Herz begehrt; nur laß von deinem Glauben, und
lästere Jesum Christum!" Und St. Vitus antwortete und sprach:
„Jesuö Christus, mein Herr und Heiland, ist für mich am Kreuze ge-
storben, nimmer werde ich ihn lästern; ich bete ihn an von Herzen."
Hinwiederum sagte der Kaiser: „Thust du nicht nach meinen Wor-
ten, so lasse ich siedend machen einen Kessel mit Oel, und dich in den
Kessel werfen. Wähle zwischen Lust und Qual und zwischen Leben
und Tod." Der Knabe aber sprach starken Gemüthes: „Gerne
dulde ich für Jesus Christus Qual und Pein und bitteren Tod." Da
ließ der Kaiser einen Kessel füllen mit Oel, und Feuer darunter an-
fachen, und wie das Oel wallte und brodelte, sprach er zu den
Henkersknechten: „Zieht den Knaben aus und werft ihn in den
Kessel." Die thaten es, und St. Vitus litt es geduldig und da er
in dem siedenden Oel stand, hob er seine Augen und Hände zum
Himmel empor und betete: „Herr Jesu Christe, nimm auf meinen
Geist!" Und die lieben Engel kamen vom Himmel, und thaten auf
sein Haupt eine schöne Krone, und gaben ihm in die Hand einen
Palmzweig und führten ihn vor den Thron Jesu Christi. Jesus
Christus aber sah den Knaben an, und lächelte suß und sprach:
„Mein Kind, du hast um meinetwillen Schmerzen gelitten, dafür sind
die Himmelöfreuden dein."
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Extrahierte Personennamen: Muth Jesum_Christum Christus Jesus_Christus Jesu_Christe Jesus
Christus
226
Einwohner zu verhindern, wurden in der Nacht vom 5. zum 6.
Juli, die zu dieser verabscheuungswerthen That ausersehen war, die
Straßen nach dem Palaste durch starke Soldatenabtheilungen abge-
sperrt. Gegen drei Uhr bei Tagesanbruch bestiegen Gensd'armen
und einige rebellische Unterthanen mit Leitern den Palast. Pacca hatte
die Nacht hindurch gewacht und da er bei Tagesanbruch keine Ge-
fahren mehr fürchtete, sich in sein Gemach zurückgezogen, um einige
Stunden zu ruhen. Aber kaum hatte er sich niedergelegt, so eilte
sein Kammerdiener herbei und meldete, die Franzosen seien im Pa-
laste. Der Cardinal trat schnell an'ö Fenster und sah eine Menge
bewaffneter Leute, mit angezündeten Fackeln in den Händen, durch
die Gärten laufen und die Thüren suchen, um in die Zimmer ein-
zudringen; Andere stiegen längs der Mauer hinab, wo Leitern an-
gelehnt waren. Sie schlugen die Fenster mit Beilen ein, drangen
durch und eilten die Pforten zu öffnen, um einer ziemlich bedeutenden
Anzahl Soldaten Eingang in den großen Hof zu verschaffen. Pacca
sandte auf der Stelle seinen Neffen, Johann Tiberius Pacca, den hei-
ligen Vater zu wecken und bald eilte er dann selbst zu ihm. Der Papst
stand mit großer Heiterkeit des Geistes auf, bedeckte sich mit seinem
Gewände, mit der Mozzetta (einem purpurfarbenen seidenen Kleide)
und Stola und kam in den Saal, wo er Audienz zu geben pflegte.
Dort versammelten sich um ihn Pacca und der Cardinal Despuig,
einige Prälaten, die im Palaste wohnten, und einige Beamte und
Schreiber der Staatskanzlei. Die Stürmenden schlugen indessen
alle Thüren mit Beilen ein und kamen so in den Thronsaal, wo
vierzig Mann Schweizer unter Befehl eines Hauptmannes aufgestellt
waren. Nadet forderte sie auf, das Gewehr zu strecken, was sie
ohne Widerrede thaten, weil sie dazu Befehl erhalten hatten. Nadet
trat nun in den Audienzsaal und fand daselbst den Papst von seinem
Hofe umgeben. Er hatte nur mit großem, innerem Widerstreben den
Befehl des Generals Miollis übernommen, und es erfüllte eine hei-
lige Ehrfurcht sein ganzes Wesen und alle Kräfte seiner Seele, als
er vor dem geheiligten Haupte der Christenheit stand.
Der Papst erhob sich nun von seinem Sitze, stellte sich vor den
Tisch, beinahe mitten in's Zimmer, umgeben von den Cardinälen
Pacca und Despuig, den Prälaten und Beamten. Einige Minu-
ten hindurch herrschte tiefe Stille. Endlich sprach der General Radet
mit blassem Angesichte und zitternder Stimme, indem er nur mit
Mühe Worte finden konnte, zum Papste, er habe einen unangeneh-
men und peinlichen Auftrag;- weil er aber dem Kaiser den Eid der
Treue und des Gehorsams geleistet habe, dürfe er von der Pflicht
sich nicht freisprechen, seinen Befehl zu vollziehen. Er müsse also
im Namen des Kaisers ihm ankündigen, daß er der weltlichen Herr-
schaft über Nom und den Kirchenstaat entsagen solle, und im Falle
Seine Heiligkeit dieses zu thun sich weigere, so habe er Befehl, ihn
zum General Miollis zu führen, welcher ihm den Ort seiner Be-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
Extrahierte Personennamen: Pacca Pacca Johann_Tiberius_Pacca Johann Tiberius Cardinal_Despuig Cardinälen
Pacca Miollis
246
den Sinn dieser bildlichen Rede mag der junge Leser eine kleine Be-
trachtung anstellen.
Dritte Klaffe.
Brennbare Mineralien.
1. Die Steinkohle.
So lange die Wälder ihre Sendungen hinlänglich abliefern, ist
die reinliche Holzfeuerung in der Haushaltung vorzuziehen; aber nicht
überall erfreut man sich des Reichthums an Holz und bei zunehmender
Bevölkerung wird der Verbrauch desselben stärker und es entsteht in
manchen Gegenden Mangel. Wo aber ein dringendes Bedürfniß
herrscht, da sinnt der Mensch auf Mittel zur Beftiedigung, und es
wurde ihm in diesem Falle um so leichter, da die Natur den Finger-
zeig gab. An manchen Stellen der Erde reichen unterirdische Kohlen-
lager bis zur Oberfläche; man grub nach und fand überreichlich in
der Tiefe, was das Land von der Außenseite verweigerte. Bei so
glücklichem Erfolg suchte man weiter und entdeckte Fundgruben in den
verschiedenen Ländern Europa's, später auch in den übrigen Erdtheilen;
es zeigte der Boden einen Reichthum, den man früher nicht geahnt
hatte. Gegenden, die an Waldungen eben nicht reich sind, versorgen
gegenwärtig andere mit dem wirksamsten Brennstoffe.
Die unterirdischen Kohlen liegen in Schichten, deren Dicke oft
nur einige Zoll, in seltenen Fällen jedoch 40 Fuß beträgt. Da mit-
unter ganze Baumstämme in Kohlengruben gefunden werden, ist es
wahrscheinlich, daß in einer Zeit, von deren Begebenheiten kein
Mensch Zeuge war, große Wälder untersanken und in der Gluth der
Erde verkohlten. Der Schöpfer legte zur selben Zeit in den Erden-
schoß wichtige Güter zum Gebrauch der Menschen, noch ehe diese ihren
nunmehrigen Wohnplatz betraten. Friedlich pflügt und pflegt eben
der Landmann seinen Acker, der Bürger fördert seine Arbeit in der
Werkstätte und Kinder spielen auf derselben Stelle, welche einst die
schauerliche Stätte des Unterganges und der Zerstörung war.
Das deutsche Land ist der Steinkohlen in manchen Gegenden theil-
haft geworden, wie in den Rheingegenden, an der Ruhr; bei Aachen, am
Hundsrück; im Odergebiete in Schlesien; an der Elbe in Böhmen, Sach-
sen , am Harz und in Mähren. Am meisten kommen sie aber in
England und Belgien vor, und die großen Fabriken beider Länder ver-
danken ihr Bestehen hauptsächlich den Steinkohlen. Zn England hat man
Gruben, die von der Küste aus bis unter das Meer geführt worden sind,
so daß oben der Fischer, unter diesem der Bergmann seiner Beschäftigung
obliegt. Keiner sieht und hört dabei den Andern. Der unten merkt Nichts
davon, wenn sein Landsmann oben mit Sturm und Wellen kämpft oder
sich über einen glücklichen Fang freut; der oben spürt Nichts von dem
Einsturz der Grube, die vielleicht jenen begräbt. So Etwas kann dem
Bcrgmanne an seinem nächtlichen Aufenthaltsorte begegnen und noch mehr.
Zn den Gängen der Bergwerke entwickelt sich oft das Grubengas, eine
brennbare Luft, welche sich am Lampenlichte der Arbeiter schnell entzündet
und mit der Heftigkeit des brennenden Pulvers wüthet, ihnen zum Verder-
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Personennamen: Fischer
Extrahierte Ortsnamen: Rheingegenden Aachen Schlesien England Belgien England
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Freiburg
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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anlagen von der Stadtgemeinde angekauft; sie werden nicht gedüngt, und es wird dadurch der Verunreinigung des Wassers vorgebeugt. Da das Wasser durch ganz kalkarmen Boden fließt, so ist es auch ein sehr weiches Wasser, das außerordentlich wenig Kalk enthält. Da Kalk jedoch für die Entwicklung des Körpers, seines Knochengerüstes und der Zähne in gewissem Maße ein Bedürfnis ist, wurde gelegentlich schon angeregt, man solle dem hiesigen Wasser künstlich Kalk zuführen.
Im Vergleich zu anderen Städten ist die Versorgung Freiburgs mit Wasser sehr reichlich. Es gibt viele und große Städte, bei denen der Wasserverbrauch im Durchschnitt etwa 100 Liter täglich auf den Kopf der Bevölkerung ausmacht, während in Freiburg die Tagesabgabe zwischen 200 und 300 Litern zu liegen pflegt. Auch im Jahre 1911, dem ganz außerordentlich trockenen Jahr, in welchem die Ergiebigkeit der Wasserleitungen erheblich zurückging, betrug die Mindestabgabe noch 186 Liter-täglich auf den Kopf der Bevölkerung. M. Buhle.
4$. Die Entwässerung.
Ebenso wichtig wie die Wasserversorgung ist oitch die Abwasser-beseitiguug.
Das dem Hause rein zngesührte Wasser wird verunreinigt und muß entfernt werden.
In ländlichen Gegenden kann man es, ebenso wie die in Gruben gesammelten menschlichen und tierischen Abgänge ans Aborten^ und Stallungen, zur Bewässerung und Düngung landwirtschaftlich bestellten Geländes verwenden. In Städten wird das unmöglich, weil die meisten Einwohner keine Landwirtschaft betreiben.
In den Untergrund darf man die Stosse nicht versickern lassen, weil der Grundwasserstrom, der anderen zur Versorgung mit reinem Wasser dient, verunreinigt und vergiftet werden könnte.
In kleineren Städten findet man immerhin noch das Grubensystem. Gewöhnlich besorgt daun die Gemeinde die Absuhr und sucht bei den Landwirten der Umgebung Abnehmer. Je größer aber die Stadt, desto schwieriger ist das durchführbar, weil die großen Mengen ein ausgedehntes Absatzgebiet fordern. Dadurch aber werden die Fuhrkosten zu hoch. In größeren Städten pflegt man deshalb sowohl die Abwasser, als auch die Abgänge der Aborte mit einem Rohrnetz zur Stadt hinauszuleiten, So ist es auch in Freiburg. Das Straßennetz enthält ein Netz von Kanälen. Stammkanäle, welche große Gebiete zu entwässern haben, nehmen die Hauptkanäle kleinerer Gebiete ans, die sich dann wieder in kleinste, nur einzelnen Straßen dienende Kanäle verzweigen.
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