113
nicht jenen abenteuerlichen Unternehmungsgeist, der den seefahrenden
Nationen eigen zu sein pflegt.
Die Sabiner, die in den wilden Berglandschaften der Apen-
ninen wohnten, theilten die Natur der Bergvölker. Strenge
Sitten und Gebräuche, Strenge in religiösen Dingen, starres Fest-
halten an den alten patriarchalischen Zuständen, zähe Tapferkeit,
Liebe zur freien Natur zeichneten sie aus.
Die Etrusker.
Der zweiteurstamm ist der der Etrusker, Tyrrhener oder,
wie sie sich selber nannten, der Rasena. Ihre Sprache, deren
Reste zahlreich auf uns gekommen, aber noch nicht entziffert sind,
hat keine Aehnlichkeit mit den italischen Dialekten, ja läßt sich an
keine bekannte Sprache anschließen und gehört vielleicht nicht dem
indogermanischen Sprachstamme an. Wie in der Sprache, so
unterscheiden sie sich auch in ihrer äußeren Erscheinung und in
ihrem Charakter von den Italikern. Die regelmäßigen schönen
Formen des Körperbaues, die ideale Kopfbildung, wie sie den
Italikern eigen waren, fand man nicht bei ihnen. Sie waren
plump, hatten einen gedrungenen, stämmigen Körper, einen großen
Kopf und dicke Arme. Die Sitten und Gebräuche dieses Volkes
deuten ebenfalls auf eine ursprüngliche Verschiedenheit, besonders
aber die religiösen Vorstellungen, die durchaus finster waren.
Die bösen Geister spielen die Hauptrolle, und ihnen wurden
Menschenopfer gebracht. Die Etrusker hatten eine Hölle, in
welche die Seelen der Verstorbenen durch Schlangen zur Peinigung
geschleppt wurden*). Bei den Etruskern war der nüchterne
praktische Verstand vorherrschend; auch die künstlerische Thätigkeit
war vorzugsweise auf die technische Vollendung gerichtet; sie sind
die Erfinder des ausgebildeten Gewölbebanes.
Die Iapyger.
Von ihrer Sprache sind ziemlich viele Ueberreste vorhanden,
die bisher nicht enträthselt sind; sie zeigt wesentliche Verschieden-
heiten von allen italischen Dialekten. Noch im vierten Jahr-
hundert v. Ehr. erscheinen die Iapyger in ihrer Eigenthümlichkeit
und werden als Barbaren bezeichnet; zwei Jahrhunderte später
*) Mommsen.
Herbst, historisches Hülssbuch J. (Ausc>. f. Gymn.) L
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— 237 —
Unter den Produkten sind wichtig: Kaffee, Kakao, der beste der
Erde, Chinarinde, Farbhölzer. Der Tabakbau (Varinas) ist mit
der Zunahme der Kaffeekultur zurückgegangen. Das Mineral-
reich liefert Gold und Kupfer. Die Industrie beschäftigt sich vor-
zugsweise mit Baumwollweberei und Strohflechterei. Der Handel
liegt zum großen Teile in den Händen deutscher Kanfleute.
Die Hauptstadt Caracas (mit Umgebung 72000 E.) wurde
1812 durch ein furchtbares Erdbeben fast ganz zerstört. — La
Guayra (14 000 E.) ist die Hafenstadt für Caracas.
Guayana
(440 000 qkm, über 1/3 Million E.), das Küstenland von der
Mündung des Orinoco bis gegen den Amazonenstrom, ist das ein-
zige südamerikanische Festlandsgebiet, das im Besitze europäischer
Mächte ist. Die feuchtheiße Küstenebene ist zwar äußerst fruchtbar,
aber höchst ungesund. Das Klima ist für Europäer bei längerem
Aufenthalte meist geradezu tödlich. Unter den Produkten ist der
Rohrzucker von Bedeutung. Der gebirgige Teil Guayanas ist mit
Urwäldern bedeckt, welche eine üppig strotzende Vegetation zeigen
(Guayana ist die Heimat der Riesenblume Victoria regia, welche
tellerförmige Blätter von 2 m Durchmesser hat). Das Innere
von Guayana ist noch wenig bekannt. Lange Zeit vermutete man
dort das sprichwörtlich gewordene Goldland (el dorado). — An
Guayana haben Großbritannien, die Niederlande und Frankreich
Anteil.
Britisch-Guayana nmsaßt etwa die Hälfte des ganzen Gebietes
mit V4 Million E. — Hauptort ist Georgetown (dschordschtauu)
oder Demerara (53 000 E.).
Niederläudisch-Guayana (Surinam) mit 90 000 E. hat als
Hauptort Paramaribo (29 000 E.).
Französisch-Guayana (30 000 E.) wird vou Frankreich zur
Deportation von Verbrechern benutzt. Hauptort ist C a y e n n e
(10 000 E.).
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Extrahierte Ortsnamen: Caracas La
Guayra Caracas Guayana Guayana Guayana Guayana Niederlande Frankreich Britisch-Guayana Niederläudisch-Guayana Surinam Frankreich
— 239 —
Bild 88. Ein Mischling von Peru.
schaft und fortwährender Kriege stark
herabgekommen. Die Industrie ist
bedeutungslos. Der Handel hat
sich etwas gehoben. Zwei Eisen-
bahnen führen von der Küste mit
einer Erhebung bis fast zur Höhe
des Montblanc über die Anden.
Unter den Handelsartikeln nimmt
immer noch die erste Stelle der Guano
ein, der verwitterte Mist von See-
vögeln, der auf den regenlosen Inseln
an der peruanischen Küste sich ange-
sammelt hat und ein äußerst ergiebiges
Düngemittel bildet.
Die Hauptstadt ist Lima
(104000 E.), dessen Hafen Callao
mit 35 000 E. — Im Innern
liegt Cuzco (kußko; 22 000 E.), die Hauptstadt der altperuanischen
Jnkas, mit vielen Überresten großartiger Bauten.
Die (zwanzig) vereinigten Staaten von Brasilien
umfassen die Osthälfte von Südamerika. Den nördlichen Teil des
Landes nimmt die ungeheure Tiefebene des Amazonenstromes und
seiner Nebenflüsse ein, die Mitte und der Osten sind vom brasilia-
nischen Hoch- und Bergland ausgefüllt, der Südwesten gehört zum
Quellgebiet des La Plata. Das Innere ist vielfach noch unbekannt
— Außerordentlich reich ist die Bewässerung. Kein Land der
Erde hat ein so großartiges Stromnetz wie Brasilien. Der größte
Teil gehört in das Gebiet des Amazonas, des wasserreichsten
Stromes der Erde.
Das Klima ist in den Stromniederungen feuchtheiß, in den
übrigen Teilen gleichmäßig milde und gesund.
Der Reichtum an Naturschätzen ist überaus groß. Das
Mineralreich lieferte einst viel Diamanten; jetzt ist seine Aus-
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Extrahierte Ortsnamen: Peru Lima Cuzco Brasilien Südamerika La_Plata Brasilien
— 142 —
der berühmte, meist unter dem englischen Namen Sherry bekannte
Wein gebaut. — Malaga (134000 E.), Hauptausfuhrhafen des
feurigen Malagaweins. — Granada (73 000 E.) in reich bewässer-
ter, üppig fruchtbarer Lage. Über der Stadt erhebt sich die Al-
hambra, der großartige, nunmehr verfallende maurische Köuigspalast
(Bild 45, S. 140).
14. Die Balearen und Pityusen, zwei Inselgruppen östlich
des Golfes von Valencia. Hauptorte sind die befestigten Hafen-
Plätze Palma (61000 E.) und Mahon.
Unweit der Südspitze Spaniens erhebt sich der seit 1704 den
Engländern gehörende, stark befestigte Felsen von Gibraltar, „der
Schlüssel des Mittelmeeres" (Bild 46, S. 141).
In einem wilden Hochthal der östlichen Pyrenäen hat sich seit
mehr als 1000 Jahren die kleine Bauernrepublik Andorra erhalten,
452 qkm groß mit etwa 6000 E.
Spanische Kolonien.
Spanien hat von seinem frühern Ungeheuern Kolonialbesitz nur
noch in Afrika mehrere befestigte Plätze an der Nordküste, darunter
Ceuta, Gibraltar gegenüber, ferner die Canarischen Inseln
und zwei Inseln im Golf von Guinea.
Das Königreich Portugal.
a) Portugal hat 92 000 qkm und 5 Millionen Einwohner,
demnach durchschnittlich 55 aus 1 qkm. Das Land hat nur zwei
bedeutende Städte.
b) Die Portugiesen sind ein romanisches Misch Volk und
ausschließlich katholisch.
Wie in Spanien ist auch in Portugal die Landwirtschaft
Hanpterwerbsquelle der Bewohner; doch wird Getreidebau nicht aus-
reichend betrieben. Von desto größerer Bedeutung ist die Gewinnuug
von Wein, Öl und Südfrüchten. Die Viehzucht ist gering,
ebenso der Bergbau. Die meisten Jndnstrieerzengnisse werden
aus andern Ländern (besonders aus Großbritannien) eingeführt. Auch
der Handel ist zumeist in den Händen der Ausländer.
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Extrahierte Personennamen: Gibraltar
Extrahierte Ortsnamen: Malaga Granada Valencia Mahon Spaniens Andorra Spanien Afrika Ceuta Guinea Portugal Portugal Spanien Portugal
— 221 —
1. Das eigentliche Canada, der wichtigste Teil von Britisch-
Nordamerika, besteht aus Ober-Canada an vier der Kanadischen
Seen, und Uuter-Canada am St. Lorenzstrom, welch letzteres früher
französisch war und heute noch teilweise französische Bevölkerung hat.
— Sitz der Regierung ist Ottawa mit 44 000 E. — Die wichtigsten
Städte aber sind : Q u e b e c (63 000 E.) und Montreal (Bild 82)
(217 000 E.) am St. Lorenzstrom, letzteres durch einen Kanal mit
New Hork verbunden. — Toronto (180000 E.) am Ontariosee.
Bild 82. Montreal mit dem St. Lorenzstrom im Winter.
2. Die Halbinsel Neu-Bramlschweig, ein waldiges Bergland,
mit Neu-Schottland an der Mündnng des St. Lorenzstromes. —
Halifax mit 40000 E. hat einen ausgezeichneten Hafen, der nie
zufriert und darum wichtig ist als Station für die Dampfschiffahrt
wie auch als Kriegshafen.
3. Die Hudsonbai-Länder umfassen das fast ganz unbewohnte
Gebiet von Labrador bis Alaska, früher im Besitze der Hudsonbai-
Gesellschaft, welche den Reichtum an Pelztieren rücksichtslos ausbeutete.
4. Manitoba, südlich vom Wiunipegsee, ein sehr ergiebiges
Weizenland, ist in neuerer Zeit vielfach das Ziel der europäischen
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TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Ortsnamen: Britisch-
Nordamerika Ober-Canada Uuter-Canada Ottawa Montreal Toronto Ontariosee Montreal Halifax Alaska
228 —
12. W estv ir ginien. — 13. (Oft») Virgin ien. —
14. Nord-, 15. Südcarolina. —- 16. Georgia. —
17. Florida.
Alle diese Staaten betreiben vorwiegend Plantagenwirtschast
(Tabak, Zuckerrohr, Baumwolle); Industrie und Handel sind gering.
Da hier die Sklaverei herrschte, bilden die Neger noch einen großen
Teil der Bevölkerung.
B. Die vier südlichen oder Kolfstaaten.
18. Alabama mit dem wichtigen Holz- und Baumwollhafen
Mobile (mobil).
19. Mississippi, der erste Staat für Baumwollproduktion.
20. Louisiana hat im Mississippidelta ein sehr ungesundes
Klima. — New Orleans (nju orlins), oberhalb der Mississippi-
mündung (275 000 E.), ist nicht bloß der wichtigste Ausfuhrhafen
für Baumwolle, sondern überhaupt für den unerschöpflichen Reichtum
des ganzen Mississippigebietes an Holz, Steinkohlen und Metallen.
21. Texas, der größte Staat, wird erst in neuerer Zeit
stärker besiedelt.
C. Die drei Staaten am Stillen Gcean.
22. Kalifornien (Bild 84). Wegen des Goldreichtums er-
folgte seit der Mitte unseres Jahrhunderts eine massenhafte Ein-
Wanderung. Gegenwärtig liegt die Bedeutung Kaliforniens in erster
Linie im Getreide-, Wein- und Obstbau und erst in zweiter Linie in
der Gewinnung von Gold und Quecksilber. — San Francisco
mit 330 000 E. — darunter alle Rassen vertreten —- ist der wich-
tigste Hafenplatz an der Westküste Amerikas, durch drei Pacific-
bahnen mit den östlichen und südlichen Staaten, durch Dampferlinien
mit den wichtigsten Punkten Ostasiens und Australiens verbunden.
23. Oregon. — 24. Washington.
v. Die sieben Winnenstaaten im Asten des Mississippi
betreiben großartigen Getreidebau und ausgedehnte Viehzucht.
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Extrahierte Ortsnamen: Georgia Florida Alabama Louisiana Texas Stillen_Gcean Kalifornien Goldreichtums Amerikas Ostasiens Oregon Washington
105
nicht jenen abenteuerlichen Unternehmungsgeist, der den seefahrenden
Nationen eigen zu sein pflegt.
Die Sabiner, die in den wilden Berglandschaften der Apen-
ninen wohnten, theilten die Natnr der Bergvölker. Strenge
Sitten und Gebräuche, Strenge in religiösen Dingen, starres Fest-
halten ail den alten patriarchalischen Znständen, zähe Tapferkeit,
Liebe zur freien Natnr zeichneten sie ans.
Die Etrusker.
Der zweite Urstmnm ist der der Etrusker, Tyrrhener oder,
wie sie sich selber nannten, der Rasena. Ihre Sprache, deren
Reste zahlreich auf uns gekommen, aber noch nicht entziffert sind,
hat keine Aehnlichkeit mit den italischen Dialekten, ja läßt sich all
keine bekannte Sprache anschließen und gehört vielleicht nicht dem
iildogermanischen Sprachstamme an. Wie in der Sprache, so
unterscheidell sie sich auch in ihrer äußeren Erscheinung und in
ihrem Charakter von den Italikern. Die regelmäßigen schöllen
Formen des Körperbaues, die ideale Kopfbildung, wie sie den
Italikern eigen waren, fand nmn nicht bei ihnen. Sie waren
plump, hatten einen gedrungenen, stämmigen Körper, einen großen
Kopf und dicke Arme. Die Sitten und Gebräuche dieses Volkes
deuten ebenfalls auf'eine ursprüngliche Verschiedeliheit, besonders
aber die religiösen Vorstellungen, die durchans finster waren.
Die bösen Geister spielen die Hauptrolle, und ihnen wurden
Menschenopfer gebracht. Die Etrusker hatten eine Hölle, in
welche die Seelen der Verstorbenen durch Schlangen zur Peinigung
geschleppt wurden*). Bei den Etruskern war der nüchterne
praktische Verstand vorherrschend; auch die künstlerische Thätigkeit
war vorzugsweise auf die technische Vollendung gerichtet; sie sind
die Erfinder des ausgebildeten Gewölbebaues.
Die Japygcr.
Von ihrer Sprache sind ziemlich viele Ueberreste vorhanden,
die bisher nicht enträthselt sind; sie zeigt lvesentliche Verschieden-
heiten von allen italischen Dialekten. Noch im vierten Jahr-
hundert v. Ehr. erscheinen die Japyger in ihrer Eigenthümlichkeit
und werden als Barbaren bezeichnet; zwei Jahrhunderte später
:) Mommseri.
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195
2) durch haruspic-ia, extispioia, d. h. dirrch die Untersuchung
der Eingeweide der Opferthiere;
3) aus den jjortentis ober prodigiis, Blut- oder Steinregen,
Einschlagen des Blitzes, Mißgeburten re.
4) aus den sibyllinischen Büchern, aber nur in bestimmten
Fällen und im Aufträge des Senates.
Die Einsetzung der Priester und Priestercollegien siehe bei
Nmna Pompilius.
2. Sitten.
Die römische Familie, die ursprünglich aus einen ganz
kleinen Acker beschränkt war, lebte in den ältesten Zeiten
einfach, bieder und grad, dem Ackerbau und der Viehzucht zuge-
wendet, unter dem allmächtigen und unbeschränkten Willen des
pater familias; ihr strenges Leben war ein Abbild des ganzen
Staates. Unter den Tarquiniern sing auch der Handelsverkehr
an, wodurch der Wohlstand stieg, der sich auch im Aeußern der
Stadt (Bauten) kund gab imb leise Anfänge der Kunst zur Folge
hatte. Man kann sagen, daß sich im Allgemeinen die Tüchtigkeit,
Einfachheit und Nüchternheit des römischen Lebens während der
Känipfe Roms um die Herrschaft Italiens erhalten hat. In
Mannhaftigkeit (virtus). in strenger Zucht und in der Ehrfurcht
vor dem Alter wurde die Jugend erzogen; die Bürgerschaft war
beseelt von republikanischen Tugenden und den Staatszwecken
ordneten sich die Interessen der Einzelnen unter. Die römischen
Sitten erlitten die ersten Anfechtungen durch den regeren Verkehr
der Römer mit Großgriechenland, so daß man in die Zeit der
Unterwerfung des südlichen Italiens den Anfang des römischen
Sittenverderbnisses setzen kann. Von da an nahm dieselbe sehr
rasch zu. Die Eroberung des verweichlichten Siciliems thai das
ihrige; dann aber wirkte sehr nachtheilig die Bekanntschaft mit
der schwelgerischen und entnervenden Lebensart des Orieu.ts, dessen
ungeheure Schätze nach Italien stoffen. Als natürliches Gefolge
unermeßlicher Reichthümer stellten sich Ueppigkeit, Schwelgerei
und Laster jeder Art ein. Wie tief das Sittenverderbniß war,
zeigten die nächtlichen Feste der Bacchanalien, die 186 entdeckt
wurden. Die Ueppigkeit that sich auch im Aeußern der Stadt
kund. Prachtvolle Circus, Theater, Triumphbögen, Säulengänge,
Statuen, sowie reiche Privatwohnungen mit Säulenhallen, Mosaik-
böden, Freskogemälden re. erhoben sich an allen Ecken und Enden.
13*
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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— 85 —
b. Rom (vgl. Liv.' 5, 54), an einem vor Seeräubern ge-
sicherten Punkte der einst zur Schifffahrt günstigern Tiber, drei
Meilen vom Meere. Die Umgebung eine weite wellige zu Acker-
bau und Viehzucht geeignete, von waldigen wasserreichen Bergen
umkränzte Ebene, die fern von der Ueppigkeit Campaniens die
verständige Arbeit der Bevölkerung lohnte, aber ohne dieselbe sich
in Wüste und ungesundes Sumpfland wandelt. Rom, die
Mitte Italiens, gleichweit von Genua, Venedig,
Palermo und Tarent entfernt. Hauptstadt der römisch-
heidnischen und der römisch-christlichen Welt, das Symbol der
Einheit Italiens, und, seitdem es durch die letzten deutschen Siege
Hauptstadt des neuen Königreichs Italien geworden, Residenz
eines weltlichen Oberhauptes, das vom Quirinal aus über
mehr als 26000000 Italiener, und eines geistlichen Oberhauptes,
das vom Vatieau aus (Leoninische Stadt) über das Zehnfache
an Seelen in der ganzen Welt gebietet. — Die alte Sieben-
hügelstadt *) weniger durch Erstürmungen der Barbaren als
durch Barbarei der eignen Bürgerschaft zerstört; neben ihr zum
Theil auf und aus den Trümmern der alten Pracht die neue
Stadt; ihr Glanz zur Metnceerzeit**). Seitdem das größte
Museum der schönen Künste und Wissenschaften. In Rom,
Venedig und Florenz, den drei italischen Centren der schönen
Künste, ist, wie im übrigen Italien, seit Jahrhunderten die pro-
dnetive Kraft gelähmt. Deutschland hat seine Lehrmeisterin weit
überholt. Doch bleibt Rom die hohe Schule der Kunst für alle
gebildeten Völker (Italiens Meisterwerke erhalten nur unter
italischem Himmel ihre rechte Beleuchtung). An ihren Denk-
mälern bildet sich die Welt; von dieser zuströmenden Welt nährt
sich das heutige Rom. Die „ewige Stadt", im Mittelpunkte
einer Welt von Trümmern. — Aus der öden Campagna di Roma,
deren Fieberlust diesseits der Poutiuischen Sümpfe den
ganzen niedrigen Küstenstrich beherrscht, erheben sich zwei Meilen
von Rom die Albaner Berge, ausgebrannte, schön bewaldete
Vulkane mit Kraterseen; nördlich davon, jenseits des Längsthals
desteverone (Anio)***), der langgestreckte Kamm der S ab i n e r-
*) Auf und aus Tuff (die Katakomben!) erbaut. Seit Augustus auch
Travertin von Tibur (Tivoli) und carrarischer Marmor die Bausteine.
**) Roms alte Pracht erstand durch die Gunst der Imperatoren,
die neue durch die Gunst der Päpste, beide mit Hülfe des Geldes aus
dem ganzen Erdkreise; jenes durch fremde, dieses durch italische Meister.
***) Cascaden von Tivoli.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Campaniens Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Italiens Genua Venedig Palermo Italiens Italien Rom Venedig Florenz Italien Deutschland Italiens Rom Tibur Roms
— 118 —
700000 Qm.) Trotzdem nur ein Erdtheil wegen der Aehnlich-
keit beider Theile. In beiden herrscht das Einförmige und
Massenhafte. Neben der vom Cap Horn bis zur Barrow-
spitze überall den Westrand begleitenden größten Hochgebirgs-
kette der Welt meist ohne vermittelnde Stufenländer *) die uner-
meßlichen, von den größten Strömen der Welt durchschnitte-
nen, nur durch einzelne Küstengebirge und Hochlandschaften unter-
brochenen Tiefebenen, in ihnen, soweit der Einfluß des
oceauisch-feuchten Klimas reicht, die üppigste Natur kraft:
die Pflanzen- und niedere .Thierwelt maßlos in Größe und
Zahl. Beiden Theilen gemeinsam die rothe Menschenrasse,
die Fischer und Jäger ohne Viehzucht und Ackerbau; nur auf und
an der Cordillere einst auf höherer Kulturstufe, in Namerika der
Aztekenstaat Mejiko, in Sa. der Jnkastaat Peru.**) Um-
wandlung seit der europäischen Occupation: Verpflan-
zung der Banane, des enrop. Getreides, des Reis, Zuckerrohrs,
Kaffeebaums, Baumwollenstrauchs, Verbreitung der einheimischen
Pflanzen (Mais, Kartoffel, Tabak), Einführung der europ.
Hausthiere (Pferde und Rinder)***), Verdrängung der Urbevöl-
keruug (Mischung mit Spaniern nur im Bereich der mittleren
Cordilleren: Mestizen), Einführung der afrikanischen Rasse
(Mischung mit Europäern: Mulatten): Herrschaft der germa-
nischen und romanischen Eroberer unter moderueu Staats-
formen. Uebergewicht des germanischen Stammes mit englischer
Sprache in dem für europäische Ansiedlung günstigern Norden.
a. Nordamerika. Südlich von der nur erst theilweis aus-
geschlossenen Polar-Juselwelt, dem Riegel der Nordwest-
Passagef), die polare Küste nw. von Labradors Ostspitze
bis zur Behriugsstraße, an beiden Enden steil abfallend, im
Mittlern Theil flach mit vorspringenden Halbinseln und der La
*) Hochgebirge und Tiefland greifen nicht wie !n Europa durch an-
liegend? liebliche Mittelgebirgslandschaften in einander über, daher große
Einförmigkeit.
**) Daß der Ackerbau die Grundlage aller Kultur, ist auch hier bestä-
tigt: die Mejikaner und Peruaner waren die einzigen Völker, welche Mais,
die einzige Amerika eigne Getreideart, baueten.
***) Diese haben sich in den Grassteppen Amerikas fast verwildernd bis
ins Ungeheuere vermehrt (wie der einheimische wilde Bison in den Gras-
steppen Namerikas).
f) Hohe Schule der Nordpolfahrer. Im Bereich ihrer Eingangspsor-
ten unerschöpflicher Reichthum an Meer-Säugethieren, dessen Ausbeute er-
giebiger als der Ertrag aus den amerikanischen Goldbezirken.
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