— 159 —
gewonnen: Gold, Platina, Silber, Eisen, Kupfer, Blei, Zink und
Salz. Auch hat Rußland mächtige Steinkohlenlager und ergiebige
Petroleumquellen (am Kaspischen Meere).
Trotz so reicher natürlicher Hilfsquellen steht die russische In-
dustrie noch hinter der westeuropäischen zurück, hat aber in den
letzten Jahrzehnten einen großen Aufschwuug genommen. Von Be-
deutung ist die Eisenindustrie, die Baumwoll-, Woll- und Leinen-
Weberei, die Lederfabrikation (Juchten) und Rübenzuckerbereituug.
Der Haudel Rußlands ist jetzt schon von großer Wichtigkeit
und dabei noch in steter Ausdehnung begriffen. Zur Ausfuhr ge-
langen vornehmlich: Getreide, Flachs, Hanf, Holz, Petroleum, Zucker,
Wolle, Tiere, Talg, Pelzwerk und Leder. Dagegen müssen fast samt-
liche Luxus- und ein großer Teil der Industrie-Artikel noch ein-
geführt werden.
V. a) Obwohl das europäische Rußland 106 Millionen Ein-
wohn er zählt, so ist es doch unter allen europäischen Ländern
nach Skandinavien am schwächsten bevölkert; denn aus 1 qkm
treffen nur 20 Menschen. Wäre Rußland so dicht wie z. B.
Deutschland bewohnt, so müßte es auf seinem Flächenraum von
5 390 000 qkm ungefähr 500 Millionen Einwohner haben; aber große
Bodenstrecken Rußlands sind des kalten Klimas wegen sehr schwach
bevölkert. So hat der Bezirk Archangelsk, der Deutschland an Größe
weit übertrifft, nur 350 000 Bewohner. — Die dichteste Bevölkerung
findet sich in der Mitte Rußlands. — Nur 16 Städte des un-
geheuren Reiches haben mehr als 100 000 Einwohner.
d) Bezüglich der Abstammung herrscht in der Bevölkerung
Rußlands eine sehr große Mannigfaltigkeit. Doch ist der slavische
Stamm so stark vorherrschend, daß ihm mehr als 4/5 der Gesamt-
bevölkerung angehören. Unter den verschiedenen Völkern des slavischen
Stammes bilden die Russen (80 Millionen) weitaus die Mehrzahl
gegenüber den Polen (71/2 Millionen). Außerdem leben in Rußland:
1. über 11/2 Mill. Deutsche'(besonders in den Ostseeprovinzen
und den südrussischen Kolonien);
2. 4 Mill. Letten (in Litauen und Kurland);
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Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Deutschland Archangelsk Deutschland Polen Rußland Kurland
— 163 —
7. Ostrußland. Kasan unweit des Wolgaknies (132000 E.).
Universität. Lebhafter Handel mit Sibirien über Perm am Westfuße
und Jekaterinbnrg (55 000 E.) am Ostfuße des Mittlern Ural.
Diese beiden Städte und Nischni-Tagilskoi sind Mittelpunkte des
ergiebigen uralischen Bergbaues. — Ssaratow an der untern Wolga
(137 000 E.) ist eine ansehnliche Handelsstadt. In der Umgebung viele
deutsche und schweizerische Ansiedler. — Astrachan (113 000 E.), auf
einer Insel im Delta der Wolga gelegen, betreibt bedeutenden Fisch-
saug. Die Stadt ist zugleich Kriegshafeu für die russische Flotte im
Kaspischen Meere. —- Am Uralstrom ist Orenb urg (73 000 E.)
wicht-ig als Sammelplatz für den Karawanenhandel nach Centralasien.
8. Das Großfürstentum Fiuulaud ist mit Rußland nur durch
Personalunion verbunden und im Besitze einer Volksvertretung. Die
Haupt- und Universitätsstadt Helsingfors am Finnischen Busen
(74 000 E.) wird geschützt durch die starke, in Felsen gehauene
Festung Sweaborg, das „Gibraltar des Nordens".
(Das asiatische Rußland siehe S. 189.)
Das Königreich Rumänien.
Es breitet sich nördlich der Donau über die walachische Tief-
ebene und die hügelige Moldau aus; ferner umfaßt es das Steppen-
land der Dobrudfcha zwischen der untern Donan und dem Schwarzen
Meere. Die reichbewässerte walachische Tiefebene ist eine wahre
Kornkammer Europas. Die Bewohner — 5^ Millionen auf
131 000 qkm — sind ein romanisches Mischvolk und bekennen sich
größtenteils zur griechisch-orthodoxen Kirche. Die bisher noch recht
geringe Volksbildung beginnt sich zu heben. Die Industrie ist noch
wenig entwickelt. Lebhaft ist der Handel mit Getreide und Mehl. —
Die Verfassung ist eingeschränkt monarchisch.
Bukarest (206 000 E.), die Haupt- und Universitätsstadt,
bietet neben großstädtischer Pracht noch vielfach das Aussehen eines
armseligen Dorfes. — B r a i l a (51000 E.) und G a l a tz (57 000 E.)
an der Donan sind die Stapel- und Haupthaudelsplätze für Getreide.
— Iassy (66000 E.) hat lebhaften Grenzverkehr mit Rußland.
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36
B. Die Solonische Verfassung.
Der Codride So lon, geboren 639, schon früher durch seinen
Aufruf zum Krieg gegen Megara und zur Wiedereroberung von
Salamis (598) wie durch feinen Antheil am f. g. heiligen
Krieg der Amphictyonen gegen Cirrha (wegen widerrechtlicher
Aneignung heiligen Landes von Delphi und wegen Bedrückung
der Wallfahrer) ein beliebter Volksmann, bei der Verbannung
der Alkmäoniden betheiligt, durch Reiseerfahrungen gebildet, wird
als erster Archont 594 mit der politischen Reform betraut. Nach-
dem er durch eine Schuldenerleichterung (blos Herabsetzung des
Münzfußes um 27 pr. c. oder theilweife Schuldentilgung?*), Mil-
derung der Schuldgesetze und Festsetzung eines Maximums von
Grundbesitz die drückendste Noth des Volkes beseitigt hatte, begann er,
der Versuchung zur Tyrannis widerstehend, das Verfassungswerk,
das die rechte Mitte zu halten suchte zwischen den Bedürfnissen
des Volks und der hergebrachten Stellung des Adels; — eine
Timokratie mit demokratischer Grundlage, deren Grundgedanke:
jedem Bürger so viele Rechte zu gewähren, als seinen Leistungen
an den Staat entspräche. Der Anfang eines neuen politischen
Lebens für Athen.
1. Bestandtheile und Eintheilung des Volks..
a. Die Bürger (in der Blüthezeit des Staates o. 20000
erwachsene). Das Bürgerrecht bedingt durch die Abstammung
aus der rechtmäßigen Ehe eines Bürgers mit einer Bürgerin.
Nur ausnahmsweise erhielten Söhne eines Bürgers mit einer
Nichtbürgerin durch Volksbeschluß das Bürgerrecht. Die Ver-
leihung an einen Fremden war sehr erschwert; in zwei Volks-
versammlungen mindestens 600 Stimmen waren erforderlich.
Die Erziehung war wesentlich eine häusliche und private.
Der Staat sorgte für öffentliche Ringschulen (gymnasia), die
Privatturnplätze standen unter-Staatsaufsicht. Mit dem 18. Lebens-
jahre trat die Mündigkeit ein und die Verpflichtung zum Kriegs-
dienst in den Besatzungen der Grenzfesten. Mit 20 Jahren
der Volksversammlung, mit 30 ¿it den Aemtern zugelassen. Theil-
weise oder völlige Entziehung des Bürgerrechtes konnte wegen
Unterlassung der pflichtmäßigen Zahlungen an den Staat eintreten.
*) D. h. Kassierung der Schulden derer, die nur ans das Unterpfand ihrer
Person geliehen hatten. Sämmtliche Schuldsclavcn wurden in Freiheit gesetzt.
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— 108 —
1000'). Letztere durchfließen den mit dem Obtschej Syrt
(kirgis. — allgemeines Plateau) vom südlichen Ural ausgehen-
den, wie im deutschen Tieflande unzusammenhängenden nralisch-
karpathischen Höhenzugs), der erst in Polen im obern Weich-
selgebiet (Höhen von Sandomir) Gebirgscharakter hat; zwi-
schen Wolga und Dniepr eine breite, unebene, zum Theil
sehr fruchtbare Platte, die sich nördlich bis gegen die Waldaihöhe
ausdehnt. Von dort zwischen beiden Landrücken in östlicher Rich-
tnng unabsehbare, zum Theil äußerst fette Tiefebenen (das
obere und mittlere Wolgagebiet), in westlicher Richtung bis tief
in Littauen und Polen hinein ein ungeheueres Sumpfland.
Gegen die Ostsee welliges Land, das jenseits der großen See-
becken in die finnische Seenplatte und nach dem Eismeere
zu durch die Nadelwälder in eisige Moossteppen (Tundra)
übergeht. Den in Folge des ausgeprägtesten Continentalklimas
in Steppe übergehenden südlichen Landrücken begleitet gegen
die Küsten hin ein ähnlicher Tieflandsstreifen. Daher im allge-
meinen vier Vegetationsgürtel: 1) die Tundraflächen, 2) Wald-
region der Nadelhölzer und Birken, 3) Region des Getrei-
des und Laubwaldes (Eiche, Linde), 4) baumlose Salz - und
Grassteppe, am Kaukasus und auf der Krim von malerischen
Berglandschaften begrenzt.
Ueber diesen Boden höchst ungleich, am dichtesten im Ge-
treideland, vertheilt die 56 Millionen Slaven (Groß- und
Kleinrussen oder Rnthenen nebst Kosaken, 4 Millionen Polen,
72 Mill. slavische Walachen n. s. w.), außerdem 1x/2 Mill. Let-
ten, 3 Mill. Finnen (d. i. die Bewohner Finnlands nebst
Esthen, Lappen, Mordwinen u. a.) und ebensoviele tatarische und
mongolische Nomaden (Baschkiren, Kirgisen, Kalmücken). Daneben
Deutsche 1/2 Million, Juden über 1 Million. Hauptsächlichste
Nahrungszweige Ackerbau und Viehzucht; im Ural Berg-
bau**) und damit zusammenhängende Industrie; im Norden
Jagd und Fischerei, letztere auch im kaspischen Meere. Bedeuten-
der Handel mit Rohprodneten nach dem Auslande. Der Ver-
*) Genau genommen gibt es keinen umlisch- karpathischen Höhenzug.
Obtschei Syrt, ein niedriges Sandplateau, erreicht das Ufer der Wolga zwi-
schen dessen großem Überschwemmungsgebiete nicht; erst am rechten Ufer
des Stroms beginnt mit zu Tage tretenden Felsen der Höhenzug und setzt
sich mit seiner steinigen Unterlage nach Westen fort.
**) Rivalen der uralischen Bergwerke sind jetzt die Sibiriens, besonders
im Altai und den bäurischen Alpen.
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erlag er diesem in der großen Schlacht bei Tannenberg, wo der Hochmeister Ulrich von Jnngingen und mit ihm die Blüte der Ritterschaft fiel (1410). Mit Mühe hielt sich Heinrich von Plauen in der Marienburg und hatte nur einer schweren Seuche, die im polnisch-litthauischen Belagerungsheere ausbrach, einen glimpflichen Frieden zu verdanken. Als er darauf die gesunkene Zucht wieder herstellen wollte, warf man ihn ins Gefängnis, wo er nach 15 Jahren starb. Unter seinen Nachfolgern lehnten sich die unzufriedenen Vasallen immer mehr an Polen an; die gegen dieselben geworbenen Söldner konnten nicht bezahlt werden, obwohl man die Neumark an den zweiten hohen-zollerschen Kurfürsten Brandenburgs verkaufte. Eine Ordensburg nach der andern mußte daher den Soldaten verpfändet werden, sogar die Marienburg. Um Geld zu erhalten, verkauften sie dieselbe an Polen, das 1457 in die Hauptstadt des Ordens einzog. Diesem langsamen Aussaugen machte der Friede von Thorn 1466 ein Ende, durch welchen Westpreußen und Erme-land in das volle Eigentum Polens übergieng, Ostpreußen dagegen mit der Hauptstadt Königsberg Ordensland unter polnischer Oberherrlichkeit blieb.
Ungarn war nach Albrechts Ii. Tode durch Wahl der Magnaten dem polnischen Könige Wladislav Iii. übergeben worden; nachdem aber dieser bei Varna 1444 gegen den türkischen Sultan Mnrad gefallen war, ließ man den nachgeborncn Sohn Albrechts, Ladislaus Posthumus, die Krone erben und gab ihm deu siebenbürgischen Großfürsten Johauu Hanyad zum Vormund, der, als Constantinopel 1453 in türkische Hände gerathen, durch seine Tapferkeit das Land schützte. Nach seinem und des jungen Königs Tode erhielt Matthias Corvinns, Hunyads Sohn, die Königswürde. Er bedrängte den trägen deutschen Kaiser-Friedrich Iii., der selber Ansprüche auf den ungarischen Thron erhob, in Wien und erweiterte und schützte die Grenzen seines Reichs auf Kosten Böhmens und gegen die um sich greifende Türkenherrschaft. So hat er, des Kaisers Feind, Deutschlaud dennoch wesentliche Dienste geleistet
Ju Böhmen, wo die Lehre des Hns noch immer festen Boden hatte, war der strengkatholische Albrecht nur dem Namen nach König gewesen. Nach seines Sohnes Tod gedachte auch hier Friedrich 111. sein Erbrecht geltend zu machen, die Böhmen aber wählten den Hussiten Georg Podiebrad und nach ihm einen polnischen Prinzen. So verachtet und zugleich so verhaßt war der Kaiser und das Hans Habsburg.
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Extrahierte Personennamen: Ulrich_von_Jnngingen Heinrich_von_Plauen Heinrich Albrechts Albrechts Albrechts Albrechts Ladislaus_Posthumus Ladislaus Johauu_Hanyad Matthias_Corvinns Albrecht Friedrich Georg_Podiebrad Hans_Habsburg
— 168 —
Schlachten, besonders vor Turin, mit großem Ruhme theil; für die schweren Opfer war indessen der Siegespreis gering, indem abgesehen von der Anerkennung der Königswürde nur Obergeldern im Utrechter Frieden dem Staate zufiel, der sich kurz vorher auch durch einige kleinere Gebiete aus der oranischen Erbschaft vergrößert hatte.
Außer der beträchtlichen Ausgabe für das Heer stürzte auch Friedrichs Prachtliebe und Verschwendung das Land in schwere Schulden, zumal nachdem der ehrliche aber derbe Dankelmann in Ungnade gefallen und Wartenberg ans Regiment gekommen war- Immerhin hatten Kunst und Wissenschaft dem Hofe manches zu verdanken; so verschönerten Schlüters Meisterwerke Berlin, und Leiönih, der Freund der Königin Sophie Charlotte, stiftete daselbst die Akademie.
Dein ersten König, der als solcher Friedrich I. genannt wird, folgte Friedrich Wilhelm I. (1713—1740), durchaus des Vaters Gegensatz, jedenfalls einer der tüchtigsten preußischen Fürsten. Zunächst war er ein vortrefflicher Hanshalter. Die überflüssigen Stellen an seinem Hofe ließ er eingehen und kürzte die Gehälter der andern bedeutend. Sparsam wie er sollten alle seine scharf contro-lierten Beamten sein, ein Beispiel der Einfachheit fürs Volk. Kunst und Wissenschaft fanden, weil zu kostspielig, an ihm keinen Gönner; doch hat er sich große Verdienste um die Volksschule erworben. Auch lackerbau und Industrie erfreuten sich seiner Unterstützung; denn was er hierfür ausgab, lohnte sich durch Hebung der Steuerkraft des Landes reichlich. Für seinen evangelischen Eifer zeugt nicht nur die Bereitwilligkeit, mit welcher er den vertriebenen Salzburgern sein Land öffnete, sondern auch der kirchliche Sinn, den er in seiner Familie selbst durch Zwang zu erhalten suchte, was leider dazu beitrug seinen großen Sohn dem Glauben zu entfremden. Friedrich Wilhelm war ferner ein guter Deutscher und zum eigenen Schaden nur zu sehr dem Kaiserhause ergeben, das ihn in seinen Hoffnungen auf das Herzogtum Berg betrog. Deutsch war seine Abneigung gegen fremde Moden und sein bewußter Gegensatz zu den übrigen Reichsfürsten, die in sklavischer Anlehnung an den Versailler Hof nicht bloß die regelmäßigen Einkünfte ihrer Staaten vergeudeten, sondern sogar ihre eigenen Unterthanen um Geld verschacherten; deutsch auch war sein Behagen an ungezwungener Gemütlichkeit und Derbheit (Tabakscollegium). Endlich war er mit Leib und Seele
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Sophie_Charlotte Friedrich_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
532 Die neue Zeit.
oberten Länderstrecken lassen, ebenso mußte man August von Sachsen als König von Polen anerkennen, und alle deutschen Besitzungen gingen verloren. Doch erhielt Schweden beträchtliche Geldentschädigungen. Allein unter den Nachfolgern entstanden die Parteien der Mützen und der Hüte, die das Land verwirrten und nicht selten sich vereinigten, um gemeinschaftlich gegen den König sich zu wenden. Das Land geriet in große Not, namentlich dadurch, daß die Hüte abermals einen Krieg mit Rußland hervorriefen, der unglücklich ausfiel und die Feldherren aus das 1742. Schaffot brachte. Erst Gustav Iii., dem vierten Nachfolger-Karls Xii., gelang es, die königliche Gewalt wieder zu erweitern. Er führte gegen Rußland einen glücklichen Krieg, in welchem er zwar keine Eroberungen machte, aber den Schweden Handelsfreiheiten im russischen Reiche verschaffte. Leider fiel Gustav als das Opfer einer Adelsverschwörung. Er wurde E.von Jakob vou Ankarström ans einem Maskenball in Stockholm durch einen Schuß in den Rücken getötet.
Anmerkungen.
1. Travendal ist ein Amtsort im Herzogtum Holstein; Altranstädt liegt in der preußischen Provinz Sachsen; Pnltawa, richtiger Poltawa, eine Kosakenstadt, ist die Hauptstadt des Gouvernements gleichen Namens in Klein-Rußland.
2. Christine vou Schweden, geb. 1626, war vier Jahre alt, als ihr Vater Gustav Adolf nach Deutschland ging. Sie war un-gemein talentvoll, sprach schon mit zehn Jahren französisch, las die lateinischen und griechischen Klassiker in der Ursprache, dagegen waren ihr die weiblichen Beschäftigungen fremd, wie sie auch feine edle weibliche Bildung besaß. Als Königin versammelte sie die gelehrtesten Männer um sich herum und unterstützte die Wissenschaften so verschwenderisch (sie zahlte z. B. für zwei Manuskripte, die Hugo Grotins gehörten, über looooo Thaler), daß dies Unzufriedenheit erregte. Sie dankte deshalb 1654 ab, machte große Reisen in das Ausland und kehrte in Rom zur katholischen Kirche zurück.
3. Karl Xi. hatte nicht nur neun Millionen Thaler Staatsschulden abbezahlt, sondern auch einen ansehnlichen Schatz hinterlassen. Dagegen war das Land bei Karls Xii. Tode ganz entkräftet, denn es hatte eine Million Jünglinge und Männer im Kriege verloren. Wohl 200 000 waren ir? russische Gefangenschaft geraten. Ganze Säiidcrstrecfeit waren entvölkert, und auch nach dem Tode Karls bis zum N y st ä d t e r Frieden verheerten die Russen das Land und brannten bei einem einzigen Einfalle 8 Städte, 1361 Dörfer, 141 Herrenhöfe und viele Berg- und Hüttenwerke nieder.
4. Karl Xii., geb. 27. Juni 1682, war zwar ebenfalls sehr talentvoll und besaß schöne Kenntnisse, versprach aber anfänglich doch nicht viel, da er sich wenig um die Regierungsgeschäfte kümmerte, desto fleißiger aber den Leibesübungen und der Jagd oblag. Deshalb glaubten die gegnerischen Mächte mit ihm leichtes Spiel zu haben. Allein als die
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Extrahierte Personennamen: August Gustav_Iii Gustav Gustav Gustav Jakob_vou_Ankarström Christine Gustav_Adolf Gustav Adolf Hugo_Grotins Karl_Xi Karl Karls Karls Karl_Xii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Schweden Stockholm Holstein Sachsen Poltawa Klein-Rußland Schweden Deutschland Rom Karls Karls
§ 172. Gustav Ii. Adolf. Magdeburgs Fall. Schlacht bet Leipzig. 465
sehr menschenfreundlich, wie dies viele Berichte seiner Wirte bezeugen, die noch in den hannoverschen Archiven liegen. Vom Kaiser nahm er nie bares Geld an, und das Anerbieten Wallensteins, ihm ein erbliches Herzogtum zu verschaffen, wies er zurück. Er hinterließ auch nur 60 000 Thaler, welche er den Soldaten vermachte, die mit ihm bei Breitenfeld gekämpft hatten und noch am Leben waren.
2. Albrecht von Waldstein oder Walleustein, ein böhmischer Edelmann, 1583 geboren, hatte seine wenig glänzenden Glücksumstände durch die Heirat mit einer ältern reichen Witwe zu verbessern gewußt und war dadurch zu so bedeutenden Mitteln gekommen, daß er dem Kaiser Ferdinand selbst Geld leihen konnte. Er hatte auf seine Kosten demselben 200 Dragoner zugeführt und sich durch seine Waffen-thaten ausgezeichnet. Seine Freigebigkeit machte ihn zum Liebling der Soldaten. Wegen der wichtigen Dienste, die er dem Kaiser leistete, wurde er von den böhmischen Ständen als Hochverräter erklärt, und seine Güter wurden weggenommen. Nach dem Siege des Kaisers wurde er entschädigt und bereicherte sich durch den Ankauf konfiszierter Güter, die um jein Spottgeld losgeschlagen wurden. Dadurch und durch die Kriegsbeute war er unermeßlich reich geworden. Der Kaiser hatte ihn zugleich in den Grafeustaud erhoben und ehrte ihn später durch Verleihung des Titels eines Herzogs von Friedland (seiner bedeutendsten Besitzung). Als nun die niedersächsischen Fürsten mit Christian Iv. ein Bündnis ichlossen und England, Holland und Frankreich Geld hergaben, auch diesen Fürsten die drei kühnsten Freibeuter Truppen zuführten, so blieb dem Kaiser, der bisher mit den Truppen der Liga gekämpft hatte, nichts übrig, als ein eigenes Heer aufzustellen, wozu es ihm aber an Geld gebrach. In dieser Not erbot sich Wallenstein, der 30 Millionen allein in Gütern besaß, ein Heer auszubringen und auf eigene Kosten zu unterhalten, unter der Bedingung jedoch, daß es wenigstens 40 000 Mann sein müßten. Allein bei dieser Zahl blieb Walleustein nicht stehen, sondern vermehrte dieselbe uach und nach auf 100000 Mann. Als Ersatz für feine Ausgaben ließ er sich vom Kaiser Mecklenburg abtreten, da dessen Herzog wegen seiner Teilnahme an dem Kriege gegen das Reichsoberhaupt mit der Acht belegt worden. Als aber der Friede von Lübeck geschlossen war und Wallenstein seine Truppen immer noch vermehrte, so wurde nicht nur der Kaiser mißtrauisch, sondern die Klagen über den ungeheuren Druck, die Erpressungen und Schandthaten aller Art, die sich die Truppen Wallensteins ungestraft erlauben durften, nötigten den Kaiser auch auf dem Reichstage von Regensburg , dem Herzoge von Friedland das Kommando abzunehmen und den größten Teil der Truppen abzudanken. Wallenstein zog sich auf feine Güter nach Böhmen zurück, wo er einen Hof hielt, der den des Kaisers an Pracht bei weitem übertraf. Den Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen wie über die ligistischen übernahm
8 172.
Gustav Ii. Adolf. Magdeburgs M. Schlacht bei Leipzig.
(1630-1631.) 472) Die Siege der kaiserlichen Waffen hatten aber in Frankreich einen beunruhigenden Eindruck erregt. Diese Macht war seit
Rolfus, Weltgeschichte. 3. Aufl. 20
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Extrahierte Ortsnamen: Magdeburgs Leipzig Breitenfeld Walleustein Friedland England Holland Frankreich Regensburg Friedland Leipzig Frankreich
320 Die mittlere Zeit.
nicht, entzweite die Anführer. Endlich entschloß man sich, zu helfen, weil man von dein Gedanken ausging, daß man Syrien nicht ohne Ägypten behaupten, Ägypten aber ohne griechische Hilfe nicht erobern könne. Jedenfalls bot Konstautinopel einen vortrefflichen Unterstntzungspunkt, wo man Tmppen nnb Lebensrnittel sammeln nnb wohin man sich, wenn man mit dem griechischen Kaiser gut stand, im Falle der Not zurückziehen konnte.
3. Mit Aubreas Ii. von Ungarn zogen viele bentsche Fürsten nnb Prälaten. Aber in Syrien wäre um Weihnachten ein großer Teil bcs Heeres ans Mangel an Kleibnng, Holz und Nahrung beinahe umgekommen. Andreas Ii. selbst wurde krank und erhielt üble Nachrichten ans Ungarn. Eine Anzahl deutscher Kreuzfahrer ans K öln, welche durch Portugal zogen, halfen den Portugiesen wider die Mauren. Viele mußten zurückkehren, weil sie keine Mittel mehr hatten, sich zu erhalten. Dieser Krenzzug wäre der fünfte, wird aber von den meisten Geschichtschreibern als solcher nicht gerechnet.
4. Friedrich Ii. hatte dem Papst Innocenz Iii. schon im Sommer 1215 einen Krenzzug versprochen nnb feit jener Zeit das Krenz getragen. Allein es lag ihm mehr baran, feinen Sohn Heinrich zum Könige wählen zu lassen, nnb er selbst vertröstete beit Papst immer weiter hinaus. Im August 1220 nahm Friedrich nochmals das Krenz und leistete einen feierlichen Eid, daß er im nächsten Frühjahre ziehen werbe. Der Papst ließ von allen Geistlichen Steuern zur Bestreitung der Unkosten des Kreuzzuges erheben. Allein Friedrich ging wieder nicht. 1225 versprach er abermals, daß er 1227 bett Zng antreten werbe, und zwar unter der Strafe des Bannes, wenn er feine Zusage nicht erfülle. In der That sprach auch Gregor Ix. im August 1227 den Bann über Friedrich ans, als dieser den Kreuzzug zwar angetreten hatte, aber alsbald unter dem Vorwand einer vom Papst für Verstellung gehaltenen Krankheit zurückgekehrt war. Im Jahr 1228 endlich unternahm er, ein Exkommunizierter, den Krenzzug. Allein Friedrichs Zögern hatte dem Unternehmen unermeßlich geschadet, denn das gesammelte Geld, welches matt an arme Kreuzfahrer, die beständig auf den Aufbruch warteten, verteilt hatte, wurde während der Zeit nutzlos verzehrt.
5. Ludwig Ix. mußte 1254 zurückkehren, weil seine Mutter Blanka, der er die Regentschaft übertragen hatte, gestorben war. Er hätte sichern Erfolg errungen, wenn er das Glück gehabt hätte, den ersten Krenzzug statt den letzten zu befehligen. Aber er hatte immer zu wenig Mittel. In Ägypten hatte er nur 40 000 Manu, von denen mit ihm nur 6000 zurückkehrten, und in Tunis gar nur 30 000. Vom zweiten Kreuzzuge riet ihm selbst der Papst ab.
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Folgen -er Äreumge.
330) Sechs Millionen Menschen waren im Kampfe gegen die Ungläubigen gefallen, eine Menge Menschen war verarmt, unermeßlich viel Geld wurde vergeblich aufgewendet, und zahlreiche Krankheiten, welche ans dem Morgenlande eingeschleppt wurden, übten noch Jahrhunderte nachher ihre furchtbaren Wirkungeu aus.
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Extrahierte Personennamen: Andreas_Ii Friedrich_Ii Friedrich Innocenz_Iii Innocenz Heinrich Heinrich August Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Gregor_Ix Gregor August Friedrich Friedrich Friedrichs_Zögern Friedrichs Ludwig_Ix Ludwig Blanka
Extrahierte Ortsnamen: Syrien Ungarn Syrien Ungarn Portugal Tunis