— 158 —
Dieselben sind aber trotz ihres Wasserreichtums wegen der vielen
Wasserfälle — wenn diese nicht durch Kanüle umgangen sind —
nur teilweise schiffbar. Die bedeutendsten Flüsse sind : Tornea-Els,
Dal-Elf, Klar-Els (Göta-Els) und Glommen. — Unter den zahl-
reichen Seen sind die größten der Wen er-, Wetter- und Mälar-
see. Mit Benutzung der beiden ersteren Seen führt eine Kanal-
Verbindung aus dem Skager Rak in die Ostsee.
Iv. Das Klima ist im Westen infolge der oceanischen Lage
und der erwärmenden Nähe des Golfstromes viel milder als in
allen andern Ländern mit gleicher geographischer Breite. Das
Meer gefriert hier fast nie, und in den geschützten Fjorden gedeiht
selbst noch Obst. Weniger begünstigt ist die
Ostseite der Halbinsel. Südschweden ist fin-
den Getreidebau sehr geeignet. Im Hoch-
lande aber sind weite Flächen mit Gletschern
und ewigem Schnee bedeckt.
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist in
Schweden Ackerbau und Viehzucht, in
Norwegen (Bild 51) hingegen Fischerei
51. (Heringe, Dorsch oder Kabeljau, wenn ge-
Norwegische Frauentracht. . ' ' ' N ' ?
trocknet, Stockfisch genannt). Von großer
Bedeutung ist der Bergbau auf Eisen, Kupfer und Silber. Einen
besondern Reichtum bilden die unermeßlichen Wälder, welche
den größten Teil des bebaubaren Bodens bedecken. — Die In-
dustrie ist in der Entwicklung gehemmt durch den Mangel an
Steinkohlen, der nur zum Teil durch den Reichtum an Wasserkräften
ersetzt wird. Sie beschäftigt sich vornehmlich mit Verarbeitung des
Holzes (Bautischlerei, Zündholzfabrikation) und des Eisens. — Leb-
haft ist der Seehandel (Norwegen allein hatte 1897 über 7000
Seeschiffe, darunter 960 Dampfer).
V. a) Skandinavien ist unter allen europäischen Ländern am
schwächsten bevölkert. Auf der großen Fläche von 776000 qkm
leben nur 7 Millionen Menschen, also wenig mehr als in dem
kleinen Belgien. Auf 1 qkm treffen 9 Bewohner.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
546
Deutscher Bund — Geschichte.
ein eigner Staat zu sein. — 1073 Anfang des Kampfs zwischen deutschem Kai-
serthum und der Hierarchie (Heinrich Iv. und Gregor). — 1268 ungestrafte Hin-
richtung Konradins von Schwaben, als letzter Beweis, daß die deutsche Reichs-
kraft sich aufgelöst und die Hierarchie gesiegt. — 1414 Concil zu Costuitz,
Veranlassung des Hussitenkriegs. — 1519 Tod des Kaisers Max I. (zu dessen
Zeit das Reichskammergericht nebst Eintheilung in 10 Kreise) und Beginn der
Reforinatiou. — 1648 Ende des 30jährigen Kriegs. — 1740 Thronbesteigung
Friedrichs kl. von Preußen; zugleich Beginn der neueren Literatur Deutschlands. —
1792 Anfang der Revolutiouskriege. — 1815 Einsetzung des Bundestags. —
1848 Erstes deutsches Parlament. —
Der älteste Zustand unsrer Altvordern ist höchst beachtenswerth, vorzüglich
die Art ihrer Landsgemeindcn und Gaugerichte, die Bräuche der Wehrhaftmachung
und Edelgefolge, kurz Natur und Charakter des Volks, das dem großen
Römer Tacitus Achtung einflößte. Sodann treten die Kämpfe zur Vertheidi-
gung ihrer Selbständigkeit und zur Ueberwältiguug des stets gefährlichen römi-
schen Kaiserthums hervor; wodurch eine Reihe neuer Staaten in den Provinzen
desselben und zuletzt 887 auch ein völlig eignes deutsches Königreich ent-
stand , das zwischen Nordsee und Alpen, Maas und Böhmerwald lag und das
die ursprünglich deutschen Landstriche östlich der Saale den eingewanderten Wen-
den erst wieder abgewinnen mußte. Städte sah man noch wenige, fast nur als
Reste aus der Römerzeit an Rhein und Donau, und die Ackerkultnr war gering.
Eine große Zahl von Nachkommen alter freier Deutschen hatte sich in Hörige
verwandelt, und noch gab es keine Bürgerschaft als Mittelglied zwischen der
Masse Unfreier und den Vasallen mit ihren Dienstlenten. Sehr-
wichtig ist es, die Entwickelung des Lehn- oder Fendalsystems zu kennen,
aber auch den Beginn und Fortgang des neuen B ür g erth n ms, das mit und
in den Städten entstand. Herrliche Kaisergestalten ziehen dabei unsern Blick auf
sich, wie Heinrich der Finkler, Otto der Große, Kon r ad der Salier
und sein Sohn Heinrich Iii., unter denen die Macht des Reichs sowohl jenseit
der Ostgränze auf wendischem Boden, als über Italien und Burgund sich aus-
dehnte. Stillstand erblickt man in jenen Zeiten nirgend, weder iu den Waffen,
noch in den Einrichtungen des Staats, noch in der geistigen Welt. Fortdauernde
Veränderung und Entwickelung, fortdauerndes Streben nach Rechten. Das
Ritterthum gestaltet sich in der Klasse der Lehnträger, Zünfte und Bürger
recht hinter städtischen Mauern; und wie Grafen und Herzoge nach Erblich-
keit der Würden, so ringt der Klerus uach größerer Macht, und im Klerus
selbst hebt sich die monarchische Gewalt des Papstes empor, die zuletzt die weltliche
Hoheit zu übersteigen sucht.
Merkwürdiger noch und reichhaltiger, doch von schlimmen politischen Folgen,
sind die nächsten 2 Jahrhunderte von 1073, wo Kaiser Heinrich Iv. mit seinen
Fürsten in Streit geräth und zugleich Gregor Vii. den Stuhl Petri besteigt,
bis 1273, wo Rudolf von Habsburg erwählt wird. Man kaun sie das
Zeitalter der Hohenstaufen (Weiblinger) oder der Kreuzzüge, oder der
Vollendung des hierarchischen Systems, oder Blüthezeit des Rit-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste]]
TM Hauptwörter (200): [T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Gregor) Gregor Konradins Max_I. Friedrichs Friedrichs Heinrich_der_Finkler Heinrich Otto Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Gregor Rudolf_von_Habsburg Rudolf
127
Gebiet ter Weichsel.
versehen, in der Erde gefunden hat. Einiger Bernstein wird aus der Erde ge-
graben; den meisten wirft die Ostsee bei Nordweststürmen an die Küste. Man
vermuthet daher, daß vor undenklicher Zeit ein anderes Klima in Preußen
herrschte, und der Boden der Ostsee gleichfalls Land gewesen sei, eh eine furcht-
bare Erschütterung Land in Meer, und heißes Klima in kühleres verwandelte.
Besonders häufig wird der Bernstein an der samländischen Küste gewonnen, von
Pillau bis hinter Palmnicken. Heftige Winde machen ihn ans dem Grunde der
Ostsee los und treiben ihn gegen das Land. Erst prallen die Wogen wieder ab
und strömen mehrere 100' zurück, bis die See sich beruhigt und mildere Wellen
allerlei Tang oder Seegras mit Stückchen Bernstein an die seichteren Stellen des
Seerandes spülen. Sofort waten die Bauern ins Wasser und schöpfen mit
runden Köschern an langen Stangen den Auswurf des Meeres, und hänfen alles
am Strande auf, worauf unter Besichtigung bestimmter Staatsdiener der Bern-
stein ausgelesen wird. Der beste ist weißlich gelb, von 6 Loth Schwere und
drüber. Das größte Stück wird zu Berlin gezeigt; es wiegt 13v2 Pfund, und
ist mitten im Lande unweit Gumbinnen ausgegraben worden.
3) Der vorzüglichste Unterschied zwischen Preußen und Polen ist aber der
des Volkes, denn Preußen wetteifert mit dem übrigen Deutschland an Bildung.
Seine Städte sind gewerbsam, seine Schulen im Steigen, und mehrere Männer
sind dort erwachsen, die unter den größten Köpfen unsers deutschen Vaterlandes
hervorleuchten; besonders folgende: Niklas Kopernikus, großer Astronom
und Mechaniker. Er hat zuerst die wahren Bewegungen der Himmelskörper und
den Lauf der Planeten um die Sonne gelehrt. Nach ihm, der vor drei Jahr-
hunderten gelebt, heißt noch immer das Sonnensystem das Kopernikanische, zum
Unterschiede von den frühern, die auf unrichtiger Ansicht beruhten. Er war ge-
bürtig aus Thorn an der Weichsel (weshalb sich auch die Polen, die eine Zeit
lang diese Stadt besaßen , ihn zueignen), Sohn eines Chirurgs , und studirte
ebenfalls Arzneikunde, eh' er der mathematischen Wissenschaft sich ergab. Er starb
1543 zu Franenbnrg am frischen Haft, 70 Jahr alt, da er eben die Freude erlebt
hatte, sein Buch über die Bewegungen der Himmelskörper (de revo-
lutionibus orbium coelestium) aus Nürnberg gedruckt zu erhalten. Von seinen
Kenntnissen der Mechanik zeugen die Reste einer Wasserleitung zu Frauenburg.
Vermittelst eines Dammes und Druckwerks führte er aus der 2 Stunden ent-
fernten Passarge Wasser auf einen Thurm; hier sammelte es sich in ein großes
kupfernes Becken und ward durch Röhren nach der steilen Domhöhe und in die
Häuser der Domherrn geleitet. — Immanuel Kant, geb. zu Königsberg 1724
und ebendaselbst 1804 als Lehrer an der Universität gestorben, war einer der
größten philosophischen Denker. - I. Gottfr. Herder, geb. zu Mohrungen
1744, gest. zu Weimar 1803, ist ein herrliches Beispiel, wie bedeutende Fähig-
keiten sich durch Fleiß und Beharrlichkeit selbst in der dürftigsten Lage entwickeln.
Sein Vater war zu arm, um den Sohn in die Schule schicken zu können; und
eben dieser Sohn gehörte nachmals zu den geistreichsten Männern des 18. Jahr-
Hunderts. — Ferner der originelle Denker Hamann, Humorist Hippel, Maler
Chodowiecki, Liedercomponist Reichard, Geschichtschreiber Archenholz, die Welt-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
424
des Hussitenkriegs. — 1519 Tod des Kaisers Max 1. (zu dessen Zeit das
Reichskammergericht nebst Eintheilung in 10 Kveise) und Beginn der Refor-
mation. — 1648 Ende des 30jähr. Kriegs. — 1740 Thronbesteigung Frie-
drichs Ii v. Preußen. Zugleich Beginn der neueren Literatur Deutschlands. —
4792 Anfang der Revolutionskriege. — 1815 Einsetzung des Bundestags.
Der älteste Zustand unsrer Altvordern ist höchst beachtenswert, vorzüglich
die Art ihrer Landsgemeinden u. Gaugenchte, die Bräuche der Wehrhaftmachung
u. Edelgefolge, kurz Natur u. Eharacter des Volks, das dem großen
Römer Tacitas Achtung einflößte. Sodann treten die Kämpfe hervor, die sie
zur Vertheidigung ihrer Selbstständigkeit und zur Ueberwältigung des stets ge-
fährlichen römischen Kaiferthums glorreich führten; woraus neue Staaten in
den Provinzen desselben, und zuletzt 887 auch ein völlig eignes deutsches Kö-
nigreich entstand, das zw. Nordsee und Alpen, Maas und Böhmerwald lag,
und die ursprünglich deutschen Landstriche östl. der Saale den eingewanderten
Wenden erst wieder abgewinnen mußte. Städte sah man noch wenige, fast nur
als Neste aus der Römerzeit an Rhein u. Donau, und die Ackerkultur war
gering. Eine große Zahl von Nachkommen alter freier Deutschen hatte sich in
Hörige verwandelt, tint noch gab es keine Bürgerschaft als Mittelglied zwisch.
der Masse Unfreier und den Vasallen mit ihren Dienst leu ten.
Sehr wichtig ist es, die Entwickelung des Lehn- od. Feudalsystems zu
kennen, aber auch den Beginn u. Fortgang des ne ríen Bürgerthums,
das mit und tu den Städten entstand. Herrliche Kaisergestalten ziehen dabei
unsern Blick auf sich, wie Heinrich der Finkler, Otto der Große,
Konrad der Salier und fein Sohn Heinrich Hl, unter denen die Macht
des Reichs sowohl jenseit der Ostgrenze auf wendischem Boden, als über Italien
u. Burgund sich ausdehnte. Stillstand erblickt. man in jenen Zeiten nirgend ,
weder in den Waffen, noch in den Einrichtungen des Staats, noch tu der
geistigen Welt. Fortdauernde Veränderungen u. Entwickelungen, fortdauerndes
Streben nach Rechten. Das Ritterthum gestaltet sich in der Klasse der
Lehnträger, Zünfte u. Bürgerrecht hinter städtischen Mauern, und wie
Grafen u. Herzoge nach Erblichkeit der Würden, so ringt der Klerus
nach größerer Macht, und im Klerus selbst hebt sich die monarchische Gewalt
des Papites empor, die zulezt die weltliche Hoheit zu übersteigen sucht.
Merkwürdiger und reichhaltiger noch sind die nächsten 2 Jahrhunderte von
1073, wo Kaiser Heinrich Iv. mit seinen Fürsten in Streit geräth lind
zugleich Gregor Vil. ten Stuhl Petri besteigt, bis 1273, wo Rudolf v.
Habsburg erwählt wird. Man kann sie das Zeitalter der Hohenstau-
fen (Weiblinger) oder der Kreuzzüge, oder der Vollendung des
hierarchischen Systems, oder Blütezeit des Ritserthums, der
ritterlichen u. Minnepoesie u. der Kirchenbaukunst, oder auch des
Wachsthums städtischer Freiheit nennen. Leider verlor das Kaiserthum,
obwohl zwei ausgezeichnete Männer, Friedrich Rothbart u. der geistreiche
Friedrich Ii., das Scepter führten, zuletzt an Macht und Würde; denn
während seines zwiefachen Kampfs mit der Hierarchie und den freien Städten
Italiens machten sich die Großen des Reichs aus Vasallen und Oberbeamten zu
wirklich regierenden Fürsten, und mehre bischöfliche und königliche Städte er-
langten R e i ch s fr e i h e i t. 1232 mußte Friedrich Ii. jenen die schon faktische
Landeshoheit auch staatsgesetzlich zusichern, und 1226 war unter andern
schon Lübeck, 1229 auch Frankfurt völlig freie Reichsstadt.
Kleinlicher wird nunmehr mit dem Ende des 13. Jahrhunderts die Geschichte
Deutschlands. Keine Kaiser gleich den genannten stehen mehr an der Spitze.
Wer linter den Fürsten das königl. Scepter erhält, sorgt fortan niehr für sein
Haus, als für das Reich. Selbst ein Rudolf v. Habsburg, ein Ludwig
o. B a i e r n, ein Max I. v. Oestreich sind zu schwach, um wirklich Könige
eines Reichs zu sein, worin die bunt verschlungene Menge von geistlichen u.
weltlichen Reichsständen zu keiner Einigkeit, zu keiner großen Unternehmung zu
bringen war. Wenn man von dieser Seite nichts Erfreuliches sieht, so gewährt
doch der Blick auf die innern Bewegungen der kleinen deutschen Staatenwelt
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste]]
TM Hauptwörter (200): [T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Max_1. Max Heinrich_der_Finkler Heinrich Otto Konrad Heinrich_Hl Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Gregor_Vil Gregor Rudolf_v Rudolf Friedrich_Rothbart Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Rudolf Rudolf Ludwig
o Ludwig Max_I.
234 Frankreich bis zum Ende des elften Jahrhunderts.
bildung kam. Damit hing zusammen, daß die rechtlichen Bestimmungen
im Süden allgemeinere Geltung erhielten und dem Lande eine größere
Einheit gaben. Denn indem schon im neunten Jahrhundert in Frank-
reich das persönliche Recht, wonach Jeder durch seine Abstammung an
die Gesetze eines besondern Volksstammes gewiesen war, verschwand,
und für Jeden das in dem betreffenden Gebiete heimische Recht zur
Geltung kam, wurde im Süden, wo die verhältnißmäßig sehr wenig
zahlreichen deutschen Ansiedler sich leicht in die romanische Masse ver-
loren, das römische Recht allgemeine Richtschnur, während im Norden,
wo dem Inhalte nach deutsches Recht überwog, das aus der altdeut-
schen Zeit Ueberlieferte sich in den einzelnen Kreisen des Lehenswesens
nach Maßgabe örtlicher Einflüsse verschieden gestaltete. Aus ähnlichen
Gründen erhielten sich im Süden in den größeren Städten die Ge-
meindeverfassungen in einer Weise, daß hier der Stand der Freien
geschützter war und willkührlichen Eingriffen mit mehr Erfolg begegnen
konnte. Wurden alle diese Keime einer neuen Ordnung aber durch die
äußeren Verhältnisse noch vielfach in ihrer Entwicklung gehemmt, so
war auch die Thätigkeit der Kirche, obgleich sie naturgemäß der äußeren
Ordnung, ohne welche sie ihren Beruf nicht zu erfüllen vermag, die
mächtigste Bnndesgenossin war, vielfach gelähmt, weil rohe Gewalt oft
ihrem Worte die Macht raubte, und weil ihre Diener zum Theil dem ihnen
obliegenden Amte durch Verwicklung in die Wirren des Lehenswesens ent-
fremdet wurden. Vermöge des Berufes, die Völker zu erziehen, mußte
die Kirche für die Erhebung der königlichen Macht, die sie als eine
heilige erkennen lehrte, aus allen Kräften wirken. Auch konnten die
Bischöfe nur von einer Stärkung der königlichen Macht die Erhaltung
ihrer Selbstständigkeit hoffen. Wie das Lehenswesen in Frankreich die
Königsgewalt ganz verschlungen hatte, waren auch die Bischöfe hinsicht-
lich der kirchlichen Güter die Lehensträger der Lehensträger geworden,
und wenn sie auch auf den von den Königen berufenen Versammlungen
ebenso gut, wie auf denen ihrer unmittelbaren Lehensherren erschienen,
gingen diese in ihren Bemühungen, die Bischöfe von sich abhängig zu
machen, so weit, daß sie sich oft die Investitur derselben aneigneten,
wozu ihnen Seitens der Kirche nie das Recht zugestanden wurde. In
solcher Stellung mußten sich die Bischöfe in endlosen Kampf mit dem
gewaltthätigen Lehensadel verwickeln, und dessen Auflehnung gegen Recht
und Sitte häufte und schärfte die kirchlichen Strafen. Eine Erweiterung
der Strafe des Bannes, die sich an dem rohen Sinne der Zeit oft
unwirksam zeigte, oft aber auch den Uebelthäter vor den Richterstuhl
des Bischofs führte, war dessen Ausdehnung auf ein ganzes Gebiet, das
Jnterdict genannt, worin das Verbot Gottesdienst zu halten und die
Sakramente öffentlich auszuspenden enthalten war. Unter solchen
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste]]
TM Hauptwörter (200): [T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frank- Frankreich