— 158 —
Dieselben sind aber trotz ihres Wasserreichtums wegen der vielen
Wasserfälle — wenn diese nicht durch Kanüle umgangen sind —
nur teilweise schiffbar. Die bedeutendsten Flüsse sind : Tornea-Els,
Dal-Elf, Klar-Els (Göta-Els) und Glommen. — Unter den zahl-
reichen Seen sind die größten der Wen er-, Wetter- und Mälar-
see. Mit Benutzung der beiden ersteren Seen führt eine Kanal-
Verbindung aus dem Skager Rak in die Ostsee.
Iv. Das Klima ist im Westen infolge der oceanischen Lage
und der erwärmenden Nähe des Golfstromes viel milder als in
allen andern Ländern mit gleicher geographischer Breite. Das
Meer gefriert hier fast nie, und in den geschützten Fjorden gedeiht
selbst noch Obst. Weniger begünstigt ist die
Ostseite der Halbinsel. Südschweden ist fin-
den Getreidebau sehr geeignet. Im Hoch-
lande aber sind weite Flächen mit Gletschern
und ewigem Schnee bedeckt.
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist in
Schweden Ackerbau und Viehzucht, in
Norwegen (Bild 51) hingegen Fischerei
51. (Heringe, Dorsch oder Kabeljau, wenn ge-
Norwegische Frauentracht. . ' ' ' N ' ?
trocknet, Stockfisch genannt). Von großer
Bedeutung ist der Bergbau auf Eisen, Kupfer und Silber. Einen
besondern Reichtum bilden die unermeßlichen Wälder, welche
den größten Teil des bebaubaren Bodens bedecken. — Die In-
dustrie ist in der Entwicklung gehemmt durch den Mangel an
Steinkohlen, der nur zum Teil durch den Reichtum an Wasserkräften
ersetzt wird. Sie beschäftigt sich vornehmlich mit Verarbeitung des
Holzes (Bautischlerei, Zündholzfabrikation) und des Eisens. — Leb-
haft ist der Seehandel (Norwegen allein hatte 1897 über 7000
Seeschiffe, darunter 960 Dampfer).
V. a) Skandinavien ist unter allen europäischen Ländern am
schwächsten bevölkert. Auf der großen Fläche von 776000 qkm
leben nur 7 Millionen Menschen, also wenig mehr als in dem
kleinen Belgien. Auf 1 qkm treffen 9 Bewohner.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland]]
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— 159 —
gewonnen: Gold, Platina, Silber, Eisen, Kupfer, Blei, Zink und
Salz. Auch hat Rußland mächtige Steinkohlenlager und ergiebige
Petroleumquellen (am Kaspischen Meere).
Trotz so reicher natürlicher Hilfsquellen steht die russische In-
dustrie noch hinter der westeuropäischen zurück, hat aber in den
letzten Jahrzehnten einen großen Aufschwuug genommen. Von Be-
deutung ist die Eisenindustrie, die Baumwoll-, Woll- und Leinen-
Weberei, die Lederfabrikation (Juchten) und Rübenzuckerbereituug.
Der Haudel Rußlands ist jetzt schon von großer Wichtigkeit
und dabei noch in steter Ausdehnung begriffen. Zur Ausfuhr ge-
langen vornehmlich: Getreide, Flachs, Hanf, Holz, Petroleum, Zucker,
Wolle, Tiere, Talg, Pelzwerk und Leder. Dagegen müssen fast samt-
liche Luxus- und ein großer Teil der Industrie-Artikel noch ein-
geführt werden.
V. a) Obwohl das europäische Rußland 106 Millionen Ein-
wohn er zählt, so ist es doch unter allen europäischen Ländern
nach Skandinavien am schwächsten bevölkert; denn aus 1 qkm
treffen nur 20 Menschen. Wäre Rußland so dicht wie z. B.
Deutschland bewohnt, so müßte es auf seinem Flächenraum von
5 390 000 qkm ungefähr 500 Millionen Einwohner haben; aber große
Bodenstrecken Rußlands sind des kalten Klimas wegen sehr schwach
bevölkert. So hat der Bezirk Archangelsk, der Deutschland an Größe
weit übertrifft, nur 350 000 Bewohner. — Die dichteste Bevölkerung
findet sich in der Mitte Rußlands. — Nur 16 Städte des un-
geheuren Reiches haben mehr als 100 000 Einwohner.
d) Bezüglich der Abstammung herrscht in der Bevölkerung
Rußlands eine sehr große Mannigfaltigkeit. Doch ist der slavische
Stamm so stark vorherrschend, daß ihm mehr als 4/5 der Gesamt-
bevölkerung angehören. Unter den verschiedenen Völkern des slavischen
Stammes bilden die Russen (80 Millionen) weitaus die Mehrzahl
gegenüber den Polen (71/2 Millionen). Außerdem leben in Rußland:
1. über 11/2 Mill. Deutsche'(besonders in den Ostseeprovinzen
und den südrussischen Kolonien);
2. 4 Mill. Letten (in Litauen und Kurland);
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Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Deutschland Archangelsk Deutschland Polen Rußland Kurland
— 238 —
Die Republik Ecuador,
so genannt wegen ihrer Lage unter dem Äquator, hat 307 000 qkm
und 1400 000 fast nur katholische E., zum größten Teile Mischlinge
und ansässige Indianer. Der Bodengestalt nach besteht die Repu-
blik aus einem schmalen Küstensaum mit heißem und ungesundem
Klima, aus der Cordillere von Quito und der obern Ebene des
Maraüon. Die letztern Gebiete sind durch gleichmäßig mildes Klima
wie durch unbegrenzten Reichtum einer wild wuchernden Vegetation
ausgezeichnet. —- Unter den Produkten aus dem Pflanzenreiche
ist besonders der Chinarindenbaum wichtig, dessen Rinde das
Chinin, das beste Mittel gegen Fieber, liefert, an Ertrag aber in
neuester Zeit zurückgegangen ist. Das lohnendste Erzeugnis ist Kakao;
außerdem werden noch Kaffee, Kautschuk, Tabak, Zucker und auf
den hochgelegenen Landstrichen die meisten Getreidearten gewonnen.
Die Industrie steht mit Ausnahme der Strohflechterei auf sehr
niedriger Stufe; auch der Handel ist gering. —- Für Volksbildung
geschieht seit Vertreibung der Jesuiten ganz wenig. Der Bevölkerung
fehlt jeder Unternehmungsgeist; daher lebt sie arm — inmitten un-
ermeßlichen Reichtums der Natur.
Die Hauptstadt Quito (kito) (40 000 E.) liegt, „von einem
ewigen Frühling umblüht", 2850 in hoch auf der nach ihr be-
nannten Hochebene inmitten von Riesenvulkanen. — Den Seehandel
vermittelt fast ausschließlich Guayaquil mit 50 000 E.
Die Republik Peru
hat 1 137 000 qkm und etwa 3 Millionen vorherrschend katholische
Einwohner, der Abstammung nach größtenteils Indianer und Misch-
linge (Bild 88).
Klima und Produkte sind ähnlich wie in Ecuador. Aus
der Tierwelt ist besonders das Lama erwähnenswert, welches
gezähmt und als Lasttier verwendet wird. Unter den Mineral-
schätzen sind Silber, Quecksilber, Kupfer und Salz zu nennen.
Aber trotz allen Naturreichtums ist Peru infolge arger Mißwirt-
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Ortsnamen: Ecuador Quito Quito Guayaquil Peru Ecuador Peru
27 —
fügte. Die sittliche und geistige Veredelung der Kulturvölker
aber vermittelte die christliche Schule, indem sie die Herzen mit
göttlichen Grundsätzen, den Geist aber mit Schätzen des Wissens erfüllte.
Die ansässigen Völker mußten natürlich bald das Bedürfnis
fester Gesetze und einer starken Obrigkeit empfinden. Es entstand
daher die staatliche Ordnung.
Die Verfassungsformen der Staaten sind verschieden. Man
unterscheidet Monarchien und Republiken, je nachdem die höchste
Gewalt im Staatsverbande einem einzelnen (dem Fürsten) oder dem
Volke zukommt. Im erstern Falle nennt man die Staatsverfassung
eine monarchische, im letztern eine republikanische. Ist in
der Monarchie der Wille des Herrschers allein maßgebend oder
regiert derselbe nach bestimmten Gesetzen unabhängig vom
Volke, so ist die Verfassung eine despotisch- bezw. autokratisch-monar-
chische. Hat aber (gemäß einer Konstitution oder Verfassungs-
bestimmung) das Volk einen gewissen Anteil an der Gesetzgebung und
Verwaltung, so heißt die Verfassung „konstitutionelle Monarchie".
Bei den Nomaden besteht die patriarchalische Leitung
eines Häuptlings oder Familienältesten. Ganz „wilden" Völkern
aber ist die staatliche Ordnung fremd.
Europa.
I. Wagerechte Gliederung. Europa nimmt mit einem Flächen-
inhalt von 19 Mill. qkm unter den fünf Erdteilen die vierte Stelle
ein. Auf den ersten Blick erscheint es als eine nach Südwesten schmal
auslaufende Halbinsel Asiens; aber die natürlichen Grenzen
gegen Asien (das Uralgebirge, der Uralfluß, das Kaspische Meer und
die Manytschniederung zwischen dem Kaspischen und Asowschen Meere)
sowie seine eigenartige Natur, Bevölkerung und geschichtliche Ent-
Wicklung machen Europa zu einem selbständigen Erdteile.
Die größte Längenausdehnung (5700 km) hat Europa von
Südwesten nach Nordosten. Die Breite nimmt von Osten nach Westen
2*
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Asiens Asowschen_Meere) Europa Europa
— 36
Bevölkerung (etwa 7 Millionen) verteilt sich auf die Anhänger ver-
schiedener Sekten.
6) Bildungsstufe und Beschäftigung. Die Bevölke-
rung Europas steht an geistiger Bildung zum größten Teil weit
über derjenigen der andern Erdteile. Jäger- und Fi scherleben
wird nur in Lappland angetroffen, und herumziehende Hirten
(Nomaden) finden sich kaum 1/2 Million in den unwirtlichsten
Teilen Nord- und Osteuropas; die übrige Bevölkerung ist ansässig.
Die Mannigfaltigkeit der Ländernatur begünstigt die verschieden-
artigsten Erwerbsquellen: Ackerbau und Viehzucht, Bergbau und
Gewerbe, Handel und Schiffahrt. Künste und Wissenschaften blühen
besonders bei den Völkern germanischen und romanischen Stammes.
6) Regierungsform. Vorherrschende Staatsform ist in
Europa die Monarchie. Sie ist mit Ausnahme der Türkei
(Despotie, Willkürherrschaft) und Rußland (Autokratie, Selbstherr-
schast) eingeschränkt, konstitutionell, gewährt also den Vertretern
des Volkes Anteil an der Regierung.
Republiken sind Frankreich, die Schweiz, die kleinen Staats-
wesen San Marino in Italien und Andorra in den Pyrenäen und
die drei freien deutschen Städte Hamburg, Bremen und Lübeck.
Bundesstaaten sind das Deutsche Reich und die Schweiz;
ersteres besteht aus 26 Einzelstaaten, letztere aus 22 Kantonen.
Das Deutsche Reich, Rußland, Österreich-Ungarn, Großbritan-
nien, Frankreich und Italien heißen „Großmächte", weil sie am
volkreichsten sind und einen überwiegenden Einfluß auf die politische
Entwicklung des Erdteils ausüben.
Europa nimmt unter allen Erdteilen eine bevorzugte Stel-
lung ein. Seine günstige Lage in der Mitte der Landhalbkugel,
die Mannigfaltigkeit seiner Gliederung, die reiche, gleichmäßig ver-
teilte Bewässerung förderten feinen Aufschwung. Das Klima hält
die glückliche Mitte zwischen der erschlaffenden Hitze des Südens und
der erstarrenden Kälte des Nordens; es treibt znr Arbeit an, ohne
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europas Lappland Osteuropas Europa Frankreich Italien Andorra Hamburg Bremen Frankreich Italien Europa
Topische Verhältnisse Oesterreichs. §. 62.
299
§. 62.
D i e österreichische Monarchie.
Geographische Stellung.
Die österreichische Monarchie nimmt den südöstlichen Theil
von Mitteleuropa ein und ist der einzige Staat Europas, in welchem
die drei Hauptstämme der europäischen Bevölkerung: der deutsche, der
romanische und der slavische, sich nicht blos berühren, sondern auch alle
in bedeutender Zahl vertreten sind; außerdem umfaßt er die ganze Nation
der Magyaren. Zugleich ist er der einzige, dessen ganze geschichtliche
Entwickelung in so hohem Grade an ein einziges großes Stromgebiet
geknüpft ist. Durch ihre Lage zwischen dem S. und N., dem W. und
O. Europas, und an einem tief ins Land einschneidenden Binnenmeere,
durch den Besitz der großen natürlichen Wasserstraße (Donau) zwischen
Morgen- und Abendland und eines ebenso umfassenden als trefflich zu-
sammenhängenden Eisenbahnsystems, des einzigen, welches bisher die
Alpen überschreitet, ist sie bestimmt, den Mittelpunkt eines großartigen
Verkehrs zu bilden und einen bedeutenden Einfluß auf die politischen
Verhältnisse Europas zu üben.
Lage, Größe und Grenzen.
Die österreichische Monarchie ist ein Continentalstaat, der nur
an einer Seite an ein Binnenmeer grenzt (auf 255 Meilen) und
ein durchaus zusammenhängendes, wohl abgerundetes Ganzes bildet.
Sie liegt fast genau unter denselben Breitegraden (51 bis 42) wie
Frankreich, welches sie durch ihre große Ausdehnung von W. nach O.
(27—44° östl. Länge) an Flächeninhalt (11,751 Cdm.) übertrifft,
während sie unter allen europäischen Staaten nur Skandinavien
und Rußland an Gebietsgröße nachsteht, und zwar letzterem um
mehr als das Achtfache.
Bodenform.
Die plastische Gestaltung des Bodens ist in Oesterreich außer-
ordentlich mannichfaltig, indem es sowohl an dem Hochgebirge der
Alpen, als an dem deutschen Mittelgebirge einen bedeutenden An-
theil hat, das östliche Mittelgebirge (die Karpathen) aber ganz
umfaßt und sowohl kleinere als größere Tiefländer (welche?) ent-
hält. Mit Ausnahme der Rhone berühren alle (also 4) Haupt-
alpenströme sein Gebiet, und von den vier östlichen Strömen der
Mittelgebirge Centraleuropas (welchen?) gehört ihm wenigstens das
Ouellgebiet, von dem westlichsten (der Elbe) und dem östlichsten
(dem Dniestr) der obere Laus ganz an.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreichs Mitteleuropa Europas N. Europas Donau Europas Frankreich Skandinavien Oesterreich
346 Culturverhältnisse Großbritanniens. §. 66.
Alle natürlichen und politischen Bedingungen treffen hier zusammen, um
dem Welthandel und der oceanischen Schifffahrt (namentlich durch die
stets zunehmende Ausdehnung der von Wellen und Winden fast unab-
hängigen, höchst regelmäßigen Dampfschifffahrten) eine beispiellose Aus-
dehnung (1859: 25,615 Segel- und 1926 Dampfschiffe, einschließlich
der Kolonien 37,700 Schiffe) zu geben: der Reichthum des Landes an
tiefen und geräumigen Häfen (mehr als 100 größere), die leichte Ver-
bindung der Binnenorte unter einander und mit dem Meere durch Land-
straßen, glücklich vertheilte schiffbare Flüsse, zahlreiche Canäle und ein
dichtverzweigtes Eisenbahnnetz (2000 deutsche Meilen) als contiuentale
Fortsetzung der oceanischen Straßen, der riesenhafte Aufschwung der In-
dustrie, deren Werkstätten nicht minder großartige Anlagen sind, als die
Hafenbauten (die Docks in London, Liverpool u. s. w.), die enormen
Capitalien sowohl Einzelner, als der vielen Actiengesellschaften, die den
kühnen Unternehmungsgeist in allen Arten industrieller und maritimer
Unternehmungen fördern, die stete Berücksichtigung der materiellen In-
teressen beim Abschluß von Verträgen mit dem Auslande u. s. w. Die
außerordentliche Steigerung und Vervollkommnung der menschlichen Thä-
tigkeit hat unermeßliche Reichthümer angehäuft, die aber sehr ungleich-
mäßig vertheilt sind und die drückendste Armuth eines großen Theiles
der Bevölkerung, namentlich in den Fabrikbezirken und besonders in
Irland, nicht ausschließen.
5. Ebenso zeigt sich in Bezug auf geistige Cultur ein großer
Unterschied zwischen dem ärmern und dem wohlhabenden oder gar reichen
Theile der Bevölkerung, indem sowohl öffentliche gelehrte Schulen als
Erziehungsinstitute wegen der Kosten nur den Mittlern und höbern
Ständen zugänglich sind. Diese bereiten zu den Universitäten vor, welche
selbst meistens wieder Vorbereitungsanstalten (wie die deutschen Lyceen)
sind für die juristischen und medicinischen Schulen, die theologischen Se-
minare u. s. w. England hat zwei ältere Universitäten: Orford und
Cambridge, und zwei neuere in London (die University mit allen Fa-
culta'ten außer der theologischen, und das Kings-College, welches bis
zum Eintritt in jedes Berufsfach vorbereitet), Schottland bei einer sechs-
mal geringern Bevölkerung ebenfalls vier: Edinburgh, Glasgow, Aber-
deen und St. Andrews, Irland dagegen (bei 6 Miñ. E.) nur eine:
Dublin. Der Volksunterricht steht dagegen sowohl an Ausbreitung als
an erfolgreicher Methode dem der Staaten Mitteleuropas, namentlich
Deutschlands, noch immer nach.
Staatsverfassung.
Das „vereinigte Königreich Großbritannien und Irland" bildet eine
durch mehrere Staatsgrundgesetze (das älteste ist die magna Charta liber-
tatum vom Jahr 1215) beschränkte Monarchie, in welcher der König
die vollziehende Gewalt und das Aufsichtsrecht in allen kirchlichen An-
gelegenheiten hat, die gesetzgebende aber mit dem Parlament theilt und
in allen finanziellen Angelegenheiten von der Genehmigung des Unter-
hauses abhängig ist.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
Extrahierte Ortsnamen: Großbritanniens London Liverpool Irland England London Schottland Edinburgh Glasgow Irland Dublin Mitteleuropas Deutschlands
244 Religionsverhältnisse und Nahrungsquellen Frankreichs. §. 56.
scheu und germanischen gemischt, deren beide letztere auch noch in der
französischen Sprache zu erkennen sind. Ueberreste der alten Bevölkerung
mit ihren Eigenthümlichkeiten in Sitten und Sprache finden sich noch in
den 'Nachkommen der Iberer, den Basken oder Gascognern (130,000)
in den Westpyrenäen, und in den Nachkommen der Celten, den Bre-
tonen (1 Mill.) in der Bretagne. Der deutsche Stamm (2'/- Drill.)
hat sich in Lothringen und im Elsaß erhallen; Corsica, Nizza, zum
Theil auch Savoyen, sind von Italienern bewohnt. — Durch die große
Einheit in der Bodenform (s. oben die vertikale Gliederung) und in
dem Klima ist die Bevölkerung dieses Landes, welches eine compacte
Masse bildet, von der Natur dazu bestimmt, eine gleichartige und dadurch
starke Nation zu werden, wiewohl die Bewohner jeder Provinz wieder
manches Eigenthümliche in ihrem Charakter haben.
c. Religionsverhältnisse. Der größte Theil der Einwohner
(35 Mill.) gehört der katholischen Kirche an; die Bekenner der luthe-
rischen und reformirten Confesuon') wohnen vorzugsweise im Elsaß
und in Languedoc, die (90,000) Juden hauptsächlich in den großen
Städten.
6. Nahrungsquellen. Getreide, Wein (allenthalben, mit Aus-
nahme des Nordwesten, wo Obstwein — cidre, poiree — den Wein
der Rebe ersetzt), Obst, Oel sind die Haupterzeugnisse des Bodens. Die
Viehzucht entspricht nicht dem einheimischen Bedürfniß; bei dem Mangel
an Wiesen und Weiden ist die Einfuhr von Pferden, Schlachtvieh,
Schafwolle noch immer bedeutend; ebenso liefert der durch klimatische
Verhältnisse beschränkte Seidebau nicht hinreichenden Rohstoff für die
sehr bedeutenden Seidefabriken. Der Bergbau ist verhältnißmäßig un-
bedeutend; Eisen und Steinkohlen, einiges Blei und Alaun sind die
wichtigsten Erzeugnisse desselben. Die Industrie erzeugt Manufac-
turcn in Leinen, Wollen und Baumwolle, besonders im Norden, Seide
in den Rhonegegenden, Kunstsachen in Metall, Thon und Glas (Spie-
gel, Porzellan), vorzüglich in Paris; dennoch wird Frankreich mit seiner
Hauptmasse stets ein Agriculturland bleiben, vgl. S. 244, Anm. 2. —
Der Handel Frankreichs wird sowohl durch die Lage des Landes an
den beiden wichtigsten Meeren Europas und neben wohlhabenden Nach-
barländern , als durch den Reichthum an natürlichen und künstlichen
Erzeugnissen ungemein begünstigt, doch steht demselben durch die rasche
Vollendung des großen Eisenbahnsystcms, welches neben den zahlreichen
natürlichen und künstlichen Wasserstraßen die rasche Eommunication zwi-
schen den verschiedenen Landeetkeilen fördert und namentlich die Häfen
mit dem Innern des Landes in Verbindung setzt, sowie durch die Culti-
virung Algeriens, noch ein unberechenbarer Aufschwung bevor, wenn auch
der Verlust wichtiger Colonicn in unglücklichen Kriegen stets ein Hemmniß
desselben sein wird.
1) Die offizielle Angabe von */, Mill. Protestanten ist wahrscheinlich, viel
zu gering, vgl. Kolb, G. Fr., Handbuch der vergleichenden Statistik,
■¿. Ausl. 1860. S. 51.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Personennamen: Kolb
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Westpyrenäen Bretagne Lothringen Corsica Nizza Elsaß Languedoc Paris Frankreich Frankreichs Europas Algeriens
255
rungspflanzen. Die europäischen Ansiedler haben aber Getreide-,
Obst- und Weinbau mit dem günstigsten Erfolge eingeführt. Seit
neuerer Zeit werden noch Zuckerrohr und Baumwollstaude gepflanzt.
— Auch die Tierwelt ist einförmig und arm an Arten. Die
wenigen einheimischen Säugetiere gehören zumeist den Beuteltieren
an, von denen das Känguruh am bekanntesten ist. Mannig-
faltiger ist die Vogelwelt (verschiedene Papageien, der schwarze
Schwan, der Emu, „australischer Strauß" genannt, u. s. w.).
Im ganzen zeigen die einheimische Tier- und Pflanzenwelt Australiens
einen eigenartigen, von dem der andern Kontinente abweichenden
Charakter. — Nunmehr sind sämtliche europäischen Haustiere (wie
auch viele Singvögel) eingebürgert und haben sich außerordentlich
schnell vermehrt, so daß jetzt schon Viehzucht die Haupt-
beschäftigung der Eingewanderten bildet. Von größter Bedeutung
ist die Schafzucht. 1885 wurde um mehr als 400 Millionen
Mark Wolle nach Europa ausgeführt. Außerdem ist besonders
die Rindviehzucht von Wichtigkeit. Das Fleisch wird gesalzen
und konserviert in den Handel gebracht, in neuester Zeit auch
mit günstigem Erfolge in gefrorenem Zustande. — Die Land-
wirtschaft ist auf ein verhältnismäßig kleines Gebiet beschränkt.
Unter den Erzeugnissen bildet Weizen einen wichtigen Ausfuhr-
artikel. — Von großer Bedeutung ist der Bergbau. Australien
hat sehr ergiebige Goldlager, welche 1851 entdeckt wurden und seit-
her mit abwechselndem Erfolge ausgebeutet werden. (Im Jahre 1885
über 400 Millionen Mark Ertrag.) Von anderen Mineralien sind
zu nennen: Silber, Kupfer, Eisen, Zinn, Blei und Steinkohlen. —
Die Industrie hebt sich zwar allmählich, doch muß zur Zeit noch
der größte Teil des Bedarfes aus Europa eingeführt werden. —
Der Handel hat in den letzten Jahrzehnten einen ganz erstaun-
lichen Aufschwung genommen. Die jährliche Ausfuhr hatte in den
letzten Jahren einen Durchschnittswert von 1000 Millionen Mark,
die Einfuhr von 1300 Millionen Mark. — Der Binnenverkehr
hingegen ist durch die Bodeuverhältnisse wie auch durch den Mangel
schiffbarer Flüsse sehr erschwert. Als großartiges Unternehmen darf
die Errichtung eines Telegraphen gelten, welcher von Adelaide quer
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
M
— 170 —
Edelsteine und schöne Marmorarten. Auch hat Rußland mächtige,
noch wenig benützte Steinkohlenlager und ergiebige Petroleumquellen
(letztere am Kaspischen Meere).
Trotz so reicher natürlicher Hilfsquellen steht die russische In-
dustrie noch weit hinter der westeuropäischen zurück. Von Be-
deutung ist nur die Baumwollen-, Wollen- und Leinenweberei, die
Lederfabrikation (Juchten) und Branntweinbrennerei. In neuerer
Zeit geschieht sehr viel zur Hebung der Industrie.
Der Handel Rußlands ist jetzt schon von großer Wichtigkeit
und dabei noch in steter Ausdehnung begriffen. Zur Ausfuhr ge-
langen vornehmlich: Getreide, Hanf, Flachs, Holz, Talg, Wolle,
Rindvieh, Schweine, Pelzwerk und Leder. Dagegen müssen fast
sämtliche Luxus- und ein großer Teil der Industrie-Artikel noch ein-
geführt werden.
V. a. Obwohl das europäische Rußland 87l/2 Millionen
Einwohner zählt, so ist es doch unter allen europäischen Län-
dern nach Skandinavien am schwächsten bevölkert; denn auf 1 qkm
treffen nur 16 Meuschen. Wäre Rußland so dicht wie z. B.
Deutschland bewohnt, so müßte es ans seinem Flächenraum von
fast 5 390000 qkm ungefähr 460 Millionen Einwohner haben;
aber große Bodenstrecken Rußlands sind des kalten Klimas wegen
sehr schwach bevölkert. So hat der Bezirk Archangel, der Deutsch-
land an Größe weit übertrifft, nur etwa 300000 Bewohner. —
Die dichteste Bevölkerung findet sich in der Mitte Rußlands, be-
sonders in der industriereichen Gegend um Moskau. — Nur zehn
Städte des ungeheuren Reiches haben mehr als 100000 Ein-
wohner.
b. Bezüglich der Abstammung herrscht in der Bevölkerung
Rußlands ebenso große Mannigfaltigkeit und Verschiedenheit wie
in derjenigen Österreich-Ungarns und der Türkei. Doch ist in
Rußland der slavische Stamm so stark vorherrschend, daß
ihm mehr als 3/4 der Gesamtbevölkerung angehören. Unter den
verschiedenen Völkern des slavischen Stammes bilden die Russen
(65 Millionen) weitaus die Mehrzahl gegenüber den Polen
(8 Millionen). Außerdem leben in Rußland:
Hl
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Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Deutschland Moskau Polen Rußland