Culturverhlltnisse Großbritanniens. §. 66.
345
4. Ihre Nahrungsquellen findet die dichte Bevölkerung, na-
mentlich Englands, in der möglichst starken Ausbeutung des über- und
unterirdischen Reichthums des Bodens, welche hier eine höhere Stufe er-
reicht hat, als in irgend einem andern Lande. Trotz des trefflichen Anbaus
des Landes befriedigt der Ertrag ■ des Ackerbaus in der Regel nicht
das starke Bedürfniß; die Viehzucht (besonders von Pferden, Rind-
vieh, Schafen) übertrifft im Allgemeinen die günstigsten Verhältnisse
anderer Länder, da Wiesen und Weiden bei der feuchten Atmosphäre in
der üppigsten Fülle prangen; die Fischerei (Wallfische, Häringe u. s. w.)
ist nicht allein lohnend, sondern auch die Schule der Matrosen; der
Bergbau und das mit demselben verbundene Hüttenwesen liefert in
Cornwallis Zinn, das Produkt, welches am frühesten die südlichen
Culturvölker anzog, dann im N.-W. (namentlich in Wales und rings
um die centrale Gebirgskette) Steinkohlen (1856 im Werthe von
I6v2 Mtll. Pf. St.) und Eisen (1856 für 5 Mill. Pf. St. gefördert)
zugleich. Gerade diese so außerordentlich fruchtbare Verbindung der
beiden ersten Bedürfnisse einer ins Große getriebenen Fabrikation haben
Englands industrielle Größe begründet, um so mehr als das gemeinschaft-
liche Vorkommen derselben theils in die Nahe des Meeres, theils in die
durch Flüsse, Canäle und Eisenbahnen durchkreuzte Ebene fällt und also
die Rohstoffe leicht zu den Hüttenwerken und Fabrikorten gelangen und
das verarbeitete Produkt von diesen ebenso leicht den Weg nach den
consumirenden Gegenden des Landes und nach dem Meere findet. Diese
Steinkohlenbezirke, welche 5 Procent des englischen Bodens einnehmen,
haben daher auch alle großen Gewerbe aus dem übrigen Lande an
sich gezogen, und jeder derselben hat seine besondere Industrie. Im O.
und W. der penninischen Kette und im südlichen Schottland hat die
Baumwollenfabrikation ihren Sitz, Manchester erhält durch seine
benachbarte Hafenstadt Liverpool den rohen Stoff und läßt denselben
aus dem nämlichen Wege, als Zeuge oder Garn verarbeitet, ausführen;
ebenso Glasgow (dessen Seehafen Greenock ist). Die Verarbeitung der
Schafwolle, theils inländischer, theils deutscher, die der benachbarte
Hafen von Hüll einführt, beschäftigt vorzugsweise die Bevölkerung von
Uorkshire, namentlich die von Leeds. Im südlichen Theile von Uork-
shire verarbeitet Sheffield Stahl zu Messern und Scheeren. Im süd-
lichsten Kohlenbezirk ist Birmingham der Mittelpunkt der Eisenfabri-
kation. Die Kohlenbezirke unmittelbar an der Küste im N.-O. und
S.-W. führen zur See das rohe Produkt aus, um diejenigen Gegenden
des Landes mit Brennmaterial zu versehen, welche selbst dessen ent-
behren.
Wie in der industriellen Thätigkeit, so übertrifft auch in der Groß-
artigkeit des Handels und der Schifffahrt die britische Nation alle
europäischen bei weitem. Die englische Flagge weht auf allen Meeren
und in den fernsten Häfen aller Erdtheile. Bei der außerordentlichen
Ausdehnung seiner Colonialmacht umfaßt Englands Handel die Pro-
dukte aller Zonen, die theils roh, theils im Mutterlande verarbeitet,
sowohl von Colonie zu Colonie, als in fremde Länder geführt werden.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
244 Religionsverhältnisse und Nahrungsquellen Frankreichs. §. 56.
scheu und germanischen gemischt, deren beide letztere auch noch in der
französischen Sprache zu erkennen sind. Ueberreste der alten Bevölkerung
mit ihren Eigenthümlichkeiten in Sitten und Sprache finden sich noch in
den 'Nachkommen der Iberer, den Basken oder Gascognern (130,000)
in den Westpyrenäen, und in den Nachkommen der Celten, den Bre-
tonen (1 Mill.) in der Bretagne. Der deutsche Stamm (2'/- Drill.)
hat sich in Lothringen und im Elsaß erhallen; Corsica, Nizza, zum
Theil auch Savoyen, sind von Italienern bewohnt. — Durch die große
Einheit in der Bodenform (s. oben die vertikale Gliederung) und in
dem Klima ist die Bevölkerung dieses Landes, welches eine compacte
Masse bildet, von der Natur dazu bestimmt, eine gleichartige und dadurch
starke Nation zu werden, wiewohl die Bewohner jeder Provinz wieder
manches Eigenthümliche in ihrem Charakter haben.
c. Religionsverhältnisse. Der größte Theil der Einwohner
(35 Mill.) gehört der katholischen Kirche an; die Bekenner der luthe-
rischen und reformirten Confesuon') wohnen vorzugsweise im Elsaß
und in Languedoc, die (90,000) Juden hauptsächlich in den großen
Städten.
6. Nahrungsquellen. Getreide, Wein (allenthalben, mit Aus-
nahme des Nordwesten, wo Obstwein — cidre, poiree — den Wein
der Rebe ersetzt), Obst, Oel sind die Haupterzeugnisse des Bodens. Die
Viehzucht entspricht nicht dem einheimischen Bedürfniß; bei dem Mangel
an Wiesen und Weiden ist die Einfuhr von Pferden, Schlachtvieh,
Schafwolle noch immer bedeutend; ebenso liefert der durch klimatische
Verhältnisse beschränkte Seidebau nicht hinreichenden Rohstoff für die
sehr bedeutenden Seidefabriken. Der Bergbau ist verhältnißmäßig un-
bedeutend; Eisen und Steinkohlen, einiges Blei und Alaun sind die
wichtigsten Erzeugnisse desselben. Die Industrie erzeugt Manufac-
turcn in Leinen, Wollen und Baumwolle, besonders im Norden, Seide
in den Rhonegegenden, Kunstsachen in Metall, Thon und Glas (Spie-
gel, Porzellan), vorzüglich in Paris; dennoch wird Frankreich mit seiner
Hauptmasse stets ein Agriculturland bleiben, vgl. S. 244, Anm. 2. —
Der Handel Frankreichs wird sowohl durch die Lage des Landes an
den beiden wichtigsten Meeren Europas und neben wohlhabenden Nach-
barländern , als durch den Reichthum an natürlichen und künstlichen
Erzeugnissen ungemein begünstigt, doch steht demselben durch die rasche
Vollendung des großen Eisenbahnsystcms, welches neben den zahlreichen
natürlichen und künstlichen Wasserstraßen die rasche Eommunication zwi-
schen den verschiedenen Landeetkeilen fördert und namentlich die Häfen
mit dem Innern des Landes in Verbindung setzt, sowie durch die Culti-
virung Algeriens, noch ein unberechenbarer Aufschwung bevor, wenn auch
der Verlust wichtiger Colonicn in unglücklichen Kriegen stets ein Hemmniß
desselben sein wird.
1) Die offizielle Angabe von */, Mill. Protestanten ist wahrscheinlich, viel
zu gering, vgl. Kolb, G. Fr., Handbuch der vergleichenden Statistik,
■¿. Ausl. 1860. S. 51.
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TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Personennamen: Kolb
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Westpyrenäen Bretagne Lothringen Corsica Nizza Elsaß Languedoc Paris Frankreich Frankreichs Europas Algeriens
578
E. Amerika.
gute Häfen; sie ist noch besonders merkwürdig durch die wiederholten Sen-
kungen und Hebungen, welche die vulcanische Thätigkeit des Erdinnern be-
wirkt hat. Weiter im Innern, auf den niederen Vorbergen der Anden,
herrscht große Fruchtbarkeit. Das Klima ist in Folge der Lage zwischen
der schneebedeckten Andescordillere und dem Ocean sehr milde, reizend und
übermäßige Hitze wie Kälte sind unbekannt, Schnee
Küstengegenden; der Sommer ist wolkenlos, aber keineswex
gedeihen hier außer den europäischen Getreidearteu, besonders Weizen, Wein
heiß. Daher
Südfrüchte
Hausthiere, vorzüglich Pferde
Rindvieh, sind außerordentlich zahlreich, und daher gehören Häute, Hörner
und Talg zu den wichtigsten Handelsprodncten des Landes. Das südliche
Chile kann einst die Kornkammer fiir die ganze Westküste Amerikas und für
die australischen Inseln werden; seit mehr als 200 Jahren versorgte es
schon Peru mit Getreide; jetzt führt es bereits Mehl nach Brasilien, Cali-
Neuholland
Das Mineralreich liefert zwar Gold
000
aber in
\ f \ r » r "
sehr veränderlicher Menge und meist in den kältesten, unzugänglichsten Ge-
genden; vorzüglich aber gewinnt man Kupfer in den nördlichen Theilen des
Landes (der Provinz Coquimbo), wovon sonst wohl an 380,000 (jetzt we-
nig über halb soviel) Centner ausgebeutet wurden. Seit der freie Handel
die Betriebsamkeit weckt, wird der Bergbau ohne Zweifel auch bald viel
lebhafter betrieben werden. Die Industrie ist noch nicht wichtig: grobes
Wollentuch, Ponchos (eine Art Mäntel), irdene und kupferne Waaren
sind die wichtigsten Fabrikate. — Die Einwohner zeichnen sich durch eine
hellere Farbe, kräftigen Bau und einen fröhlichen, gastfreundschaftlichen
Sinn aus. Von allen ehemals spanischen Ländern von Amerika ist Chile
bei weitem das gesundeste und hat den großen Vorzug, außer im Süden,
wo ein Theil der Indianer in Missionen lebt, und im Lande der Araucaner,
nur eine geringe farbige Bevölkerung zu besitzen.
Kenntniß
ist allgemein verbreitet, die Guitarre Liebliugsinstrument und der Tanz sehr
anmuthig und mannigfaltig. — In früherer Zeit hatten sich den nördlichen
Theil des Landes die peruanischen Inkas unterworfen, welche jedoch vergeb-
liche Versuche, auch den Süden zu erobern, machten. Unter allen ehemals
spanischen Provinzen Amerikas hat Chile mit zuerst das Bedürfniß der Un-
abhängigkeit gefühlt und schon 1810 die alten Bande, welche allen Handel
und alle Betriebsamkeit lähmten, die Eingeborenen von allen Aemtern aus-
schlössen und selbst den Schulunterricht auf alle Weise beschränkten, gebro-
chen. Innere Uneinigkeit machte es indeß den Spaniern 1814 möglich,
er rn bearünden. Allein
Peru aus ihre Macht
Zelt
im Innern wachsende Macht der
Spanier nicht in seiner Nähe dulden: 1817 erschien der General San
Martin an der Spitze von 4000 Mann ans Buenos-Ayres in Chile, nach-
dem er mit außerordentlicher Kühnheit die für unzugänglich gehaltenen Pässe
der Anden überschritten, und siegte am 12. Februar 1817 bei Chacabuco
über die Spanier. Ein neues, 5000
welches der
Peru sandte, schien eine Zeit lang den ^ieg zweifelhaft zu
i von San Martin am 5. Avril 1818 in den Ebenen von
Mahpn gänzlich vernichtet ward. Sau
nahm die ihm
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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TM Hauptwörter (200): [T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Martin Martin
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Amerikas Brasilien Cali-
Neuholland Amerika Chile Amerikas Chile Buenos-Ayres Chile Peru
Vit. Das chinesische Reich.
207
kleiner als Tursan und
Herrschers
deshalb groß genannt, weil sie der Sitz
chinesische Name, von der Hauptstadt
lehnt. Dies Land grenzt im No. an die Mongolei, im S. an Tübet und
gerechnet
hat
sich, mit sehr unsicher
Oberfläche wird auf 25—27,000
: Beschaffenheit
enthält
nàchst dem Himalaya hbchsten Gebirge Asiens und den westllchen Theil der
Wuste Schamo, welcher aber hier aus reinem Flugsande besteht. Kein
Flutz uberschreitet die Grenzen. Der grò site Binnenflutz ist der Tarim
r, den
t. So
W. nach O. fließend
^ den Lop-no or d. h
Kaschg
die Winter, so glühend heiß sollen die Sommer sein, wozu noch häufn
Mangel an Regen kommt. Nur der westliche Theil des Landes ist
Einwohner
Kal-
einer spärlichen Cultur fähig und auch wirklich angebaut,
sind Bucharen (Perser oder Tadschiks), türkische Stänm
Mücken, Dsungaren und Chinesen; ihre Zahl läßt sich nicht bestimmen,
beträgt aber wohl nicht über 1 oder 2 Millionen. Die Tadschiks und
Türken, welche sich zum Islam bekennen, sind ein bei weitem schöneres
Volk als ihre östlichen Nachbarn, und treiben wie die meisten Tataren
Ackerbau und Gewerbe; die Kirgisen, Kalmücken und die meisten Dsun-
garen sind Nomaden,
dienst. Erst seit
und zahlen Tribut. Wie gering auch
ivölkerung bekennt sich
haben ihre Chane die chinesische Hoheit
im Ganzen das Land,
hier doch c
theils des Handels wegen
id fruchtbaren Gegend, hat
wie unbekannt uns
Ortschaften, welche
it sind. So: Tur-
gegeben und ist eine wichtige Station für die Karavanen, welche ans China
weiter westlich ziehen. Dicht bei der Stadt befindet sich der bedeutende
H
Kaschgar,
Fuße gleichen
mächtigen Mongolenherrschers, eines Nachkommen Dschin
Chans, in ganz Asien berühmt, und soll noch jetzt 40,000 Einw. haben
welche blühenden Handel
soll an 100
daher
Baumwolle arbeiten.
Einw. haben, welche sehr
hierher gehen die chinesischen
arkand, der wichtigste
esen besetzt und befestigt,
in Seide, Leinen und
Karavanen. und
hier treffen Kaufleute aus dem fernsten Westen
Kaschmirshawls, Edelsteine, Moschus bringen.
en ein, welche
Thee, lackirte
Waaren, Porzellan u. s. w. zu vertauschen. Andere berühmte Handels-
städte sind: Hami oder Komun in einer fruchtbaren Oase, welche viel
Weintrauben und Melonen liefert, im nordöstlichen Theile des Landes.
Aksu, mit 40,000 Einw., im nordwestlichen, an einem Nebenflüsse des
Jarkiang, verfertigt viel Baumwollenzeuge und treffliche Jaspisarbeiten.
Oestlich davon Kn-tsche, welche in der Nähe des Bulcans Pe-schau liegt
und in deren Gebiet viel Salmiak, Salpeter, Schwefel und Kupfer gefun-
dn wird. Khotan, in der Nähe des Küen-lün-Gebirges, treibt starken
Seidenbau. — Seitdem die Chinesen die Herren »des Landes geworden, hat
die chinesische Bevölkerung namentlich in den größeren Städten, wie Kasch-
gar und Jarkand, bedeutend zugenommen.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Schamo Dschin
Chans
Extrahierte Ortsnamen: Mongolei Asiens China Asien Westen
Kaschmirshawls Khotan
378
D. Afrika.
sanding, sämmtlich am Niger. Weiter östlich jenseit des Sees Debo liegt
das Reich Timbuktu, mit der Hauptstadt gleichen Namens, unter 17 y2°
n. Br., über eine Meile nördlich vom Niger, in einer Sandwüste; am
Flusse selbst liegt der Hafen Kabara. Dies lange gesuchte Timbuktu
(Tumbutu) ist eine offene Stadt, die aus Lehm- und steinernen Häusern
besteht, einige Moscheen und nach vr. Barth's*) Schätzung 20,000
Einw. hat, bald vom Sultan von Sego, bald von den Fellatas, bald von
den räuberischen Tuariks bedroht und erobert (jetzt steht es unter der Herr-
schaft von Dschennie); allein der Platz ist, ungeachtet er jetzt an Bedeutung
verloren, noch immer als der Zielpunkt fast aller Karavanen aus Nw.-Afrika
von großer Wichtigkeit und die Bewohner sind durch ihre Thätigkeit berühmt.
Diese Karavanen bringen Salz, Taback, Opium, Pulver, Blei, Flinten,
Leinwand, feine Tücher, Seidenwaaren, Messer, Schwerter und andere Eisen-
waaren, und empfangen dafür Goldstaub, Elfenbein, Sclaven, Gummi,
Straußfedern und Guru-Nüsse, eine in ganz Afrika gesuchte Frucht, deren
bitterlicher Geschmack dazu dient, das brackige Wasser zu verbessern.
Da Timbuktu besonders als Handelsstadt Beachtung verdient, so haben
die Berichte des Doctor Barth über die commerziellen Verhältnisse dieser
Wüstenstadt besonderes Jnterresse, wir gestatten und deshalb, hier das Wesent-
liche folgen zu lassen. „Der Hauptzug, welcher den Markt Timbuktus von
demjenigen Käuds unterscheidet", sagt Barth, „ist der Umstand, daß Tim-
buktu keineswegs ein producirender Platz ist, während das Hanffa-Emporium
vollkommen verdient, als solches betrachtet zu werden. Fast das ganze
Leben der Stadt ist auf fremden Handel basirt, der infolge der großen
nördlichen Biegung des Flusses hier den günstigsten Punkt zum Verkehr
findet, während zugleich der herrliche Strom die Anwohner in den Stand
setzt, sich mit allen ihren Bedürfnissen von außen zu versehen; denn einhei-
misches Korn wird hier nicht in gehöriger Menge gebaut, um auch nur
einen kleinen Theil der Bevölkerung zu versorgen, und fast alle Lebensmittel
werden zu Wasser von Ssan-siundi und der Nachbarschaft eingeführt."
Die einzigen blühenden Gewerke beschränken sich auf das Handwerk des
Grobschmieds und auf Lederarbeit. Von einer Industrie Timbuktus kann
also kaum die Rede sein.
Der auswärtige Handel hat vornehmlich drei große Straßen: erstens
den Handelsweg am Flusse entlang von Südwesten her (denn weiter ab-
wärts am Flusse giebt es heutzutage kaum irgendwelchen Handel), der die
von verschiedenen Punkten ausgehenden Radien zusammenfaßt, und zwei
Straßen von Norden her, diejenige von Marokko auf der einen Seite und
die von Ghadümes auf der anderen. In diesem gesammten Handel bildet
Gold den Hauptartikel, wiewohl der Gesammtbetrag des von Timbuktu aus-
geführten edlen Metalls dem Anscheine nach, wenn nach europäischem Maß-
stabe gemessen, nur gering ist. Wahrscheinlich übersteigt er im Durchschnitt
*) Glücklicher Weise hatte er sich die Gunst des daselbst befindlichen Scheikhs
zu erwerben gewußt. Auf dessen Rath gab er sich, zum Schutz gegen den Fanatis-
mus der Bewohner, für einen Gesandten des Groß-Sultans in Constantinopel aus
und hielt als solcher im Jahre 1853 einen feierlichen Einzug in diesen Centralmarkt-
platz Afrikas, der als solcher die „Königin der Wüste" genannt wird.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Sultan_von_Sego Barth
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Niger Niger Kabara Timbuktu Nw.-Afrika Afrika Timbuktu Marokko Hauptartikel Timbuktu Constantinopel Afrikas
Vii. Deutschland. A. Staaten des Norddeutschen Bundes.
257
hindurch die vormundschaftliche Regierung, woraus
Herzog Karl 1823 den Thron bestieg. Derselbe wurde, weil er sich die
despotischsten Handlung erlaubte, 1830 von dem erbitterten Bolke vertrieben
und darauf sein Bruder Wilhelm vom deutschen Bunde zum Regenten
dem Lande 1832 eine lreilinniae Verfastuna mit
erhoben. Dieser gab
Einer Kammer. 1834
eine freisinnige Verfassung
wurde der Orden Heinrichs des Löwen
Zollvereine bei.
Das Land, 67,022 Um. groß, mit 293,000 Einw.*), liegt, in drei
größere und einige kleinere Parzellen getheilt, von preußischen Besitzungen
umgeben. Die beiden südlichen Haupttheile sind mit Gebirgen und Wal-
dungen bedeckt, zwischen denen sich weite und angebaute Thäler ausbreiten.
Das Hanptgebirge ist der metallreiche und viele Naturschönheiten dar-
bietende Harz in dem südöstlichen Theile. In dem südwestlichen Theile
erheben sich die Wallmodener Berge, der Heber, Hils und Ith,
der Solling und die Weser berge. Der nördliche Theil besteht aus
einer sehr fruchtbaren Ebene, aus welcher sich an der Westseite die Lichten-
berge und auf der Ostseite die Asse und der geschichtlich merkwürdige
Elm erheben; außerdem befindet sich im Nw. ein Theil des großartigen
Waldbruchs Drömling. Die Flüsse des Landes gehören zu den Fluß-
gebieten der Weser und der Elbe. Die Weser selbst stießt an der westlichen
Grenze. Die Aller, ein Nebenfluß derselben, durchschneidet den nord-
östlichen Theil des Landes. Der wichtigste Fluß des Herzogthums ist die
Oker; sie entspringt auf dem Harze, stießt in nördlicher Richtung, nimmt
außer anderen Flüssen von der rechten Seite die Sch unter auf und ver-
einigt sich im Hannoverschen mit der Aller. Noch andere Nebenstüsse der
Aller sind die Fuse und die den südwestlichen Theil durchfließende Leine,
die aus dem Eichsselde entspringt. Unter den zum Flußgebiete der Elbe
gehörenden Flüssen sind die bemerkenswerthesten die Ohre, nordwestlich
vom Drömling entspringend, und die aus verschiedenen Quellen ent-
stehende, in die Saale sich ergießende i
Alle gebirgigen Theile des Vier;
Hauptgewässer des H
Holz ■
v v i c v/ ' i f c '
liefern der Hils (Eisenstein) und der Harz; bedeutende Steinbrüche finden
sich am Harze (Granit) und am Solling (rother Sandstein). Salz wird
gewonnen bei Schöningen, wo sich auch ein mächtiges Braunkohlenlager
befindet. Die Ebenen sind ergiebig an allen Getreidearten und Oelpflanzen;
auch werden Kartoffeln, Zuckerrüben, Cichorien und Hopfen in bedeutender
Menge gebaut. — Die Bewohner, meist lutherisch, zeichnen sich durch
Betriebsamkeit aus; sie treiben meist Ackerbau und Viehzucht, zum Theil
auch Bergbau. Die Gewerbe blühen; unter den besonders in neuerer
Zeit entstandenen Fabriken sind namentlich Zucker-, Cichorien-, Cigarren-
und Maschinenfabriken zu erwähnen. Am Solling liegen die berühmte
Porzellanfabrik Fllrstenberg und mehrere Glashiitten. Zahlreiche Brennereien
und Brauereien. Der lebhafte Verkehr und Handel werden durch Eisen-
bahnen und vortresfliche Chausseen gefördert.
Das Land ist in 6 Kreise getheilt, die in Aemter zerfallen.
1) Kreis Brauuschweig. — Braunschweig in einer freundlichen
*) 1867 301,966 Einw.
Blanc's Handbuck Ii 8te ?lust.
17
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Wilhelm Heinrichs Fllrstenberg
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Solling Solling Schöningen Solling
Ix. Italien.
539
ranz vernachlässigt. Nicht einmal der Getreidebau reicht für das Bedürfniß
hin; der Wein ist meist schlecht, wegen vernachlässigter Behandlung, nur
der von Hont« Fiascone und der von Orvieto machen eine ehrenvolle
Ausnahme. Das Oel ist schlecht, weil man keine Sorgfalt darauf wendet;
ebenso steht es mit der Pferde- und Viehzucht. Selbst die herrlichste
Gelegenheit zur Fischerei wird wenig benutzt. Bergbau wird hier gar
nicht betrieben. — An Gewässern sind vorhanden: die jedoch nur von Rom
bis zur Mündung schiffbare Tiber. An Seen sind zu nennen: der L. di
Bolsería (Vulsiniensis) und L. di Bracciano (Sabatinus) und außer-
dem sind noch viele kleinere, zum Theil höchst reizende in den gebirgigen
Theilen des Landes vorhanden.
Der unumschräntte Gebieter des Kirchenstaates ist der Papst (von
dem griechischen Worte núnnag, Vater), das Oberhaupt der katholischen
Christenheit, von welcher er als der Nachfolger des Apostels Petrus in dem
bischöflichen Sitze zu Rom und als der Statthalter Christi auf Erden ver-
ehrt wird. Das Entstehen, Steigen und Sinken der päpstlichen Macht ist
in der Geschichte hin und wieder berührt worden. Man giebt ihm die
Titel: „Heiligkeit und heiligster Vater"; er selbst nennt sich: Servus ser-
vorum Domini (der Knecht der Knechte des Herrn, siehe Matthäus 20,
25—27), aber auch Episcopus ecclesiae catholicae (der Bischof der
allgemeinen Kirche), trägt als Zeichen seiner Würde eine mit drei Kronen
geschmückte Bischofsmütze. Nach dem Tode eines Papstes versammeln sich
die Cardinäle in einem verschlossenen Zimmer, wo sie nach dem Gesetz mit
Niemandem Verkehr haben sollen, und wählen aus ihrer Mitte einen neuen
Papst, welcher dann seinen Familiennamen aufgiebt und einen anderen an-
nimmt. Das Zimmer, worin sich die Cardinäle versammeln, und die Ver-
sammlung selbst heißen Conclave. Die Zahl der Cardinäle soll eigentlich
70 betragen, ist aber in der Regel viel geringer; sie werden vom Papst
ernannt, doch haben einige katholische Mächte das Recht, solche vorzuschlagen.
Sie zeichnen sich u. a. durch einen rothen Hut aus. Das Collegium der
Cardinäle bildet den höchsten Rath in allen Angelegenheiten der katholischen
Kirche und steht auch bei der Landesregierung den Päpsten gewissermaßen
zur Seite. Daher ist die Verfassung eine mehr aristokrattsche, obwohl dem
Papste grundsätzlich die volle souveräne Gewalt zusteht. Der sehr zahlreiche
päpstliche Hof ist beinahe der einzige in Europa, welcher noch viel Alter-
thümliches in seinen äußeren Formen beibehalten hat. So besteht die
Leibwache des Papstes aus einer Compagnie von 100 Schweizern, welche
in die Farben Luzerns und die Tracht und Rüstung des 16. Jahrhunderts
gekleidet sind. Die ehemals unermeßlichen Einkünfte der päpstlichen Curie
(Hos oder Regierung), welche aus allen Ländern der Christenheit flössen,
sind durch die neueren Zeitumstände unglaublich verringert worden, so daß,
bei _ der höchst elenden Verwattung des Landes, der Staat unter einer
großen Schuldenlast beinahe erliegt. Zum Theil eben deshalb sind auch
alle öffentlichen Anstalten, besonders der Polizei und des Kriegswesens,
überaus elend; nirgends ist die Unsicherheit in Italien so groß, als im
Kirchenstaate, wo Räuber noch in der neuesten Zeit sich erstecht haben,
wohlhabende Gutsbesitzer beinahe an den Thoren der Stadt aufzufangen,
um Lösegeld von ihnen zu erpressen. Das Militär ist ganz unbedeutend
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Apostels Christi
Extrahierte Ortsnamen: Italien Orvieto Rom Bolsería Rom Europa Italien
Vi. Die skandinavischen Reiche. B. Schweden lind Norwegen.
43
Fabriken. Handel. Lebensweise u. s. w.
Obgleich die Einwohner Skandinaviens viel Geschick zu mechanischen
Arbeiten baden, so setzen dock das Klima und die geringe Bevölkerung dem
Fabrikwesen große Hindernisse entgegen: selbst die herrlicken Produtte der
Bergwercke erbalten im Lande nur die erste Bearbeitung. In Schweden
'7<, aller Einwohner mit dem Ackerbau beschäftigt; die Fabriken sind
sind
nock nicht im
tande, die eigenen Bedürfnisse zu beftiedigen, und obwohl
die Industrie sich jetzt gehoben, so lsteht sie doch noch weft hinter der der
stammverwandten Böller im W. und S. zurück. Keine Fabrikation hatte
in neuerer Zeit in dem Grade zugenommen, als die Branntweinbrennerei,
deren günstiger Einfluß auf die Landwittbschaft leider mit der Verscbleckte-
rung der Sittlichkeit Hand in Hand geht, der man aber durch Gesetze
Einhalt zu thun eiftig bestrebt ist. Im Jahre 1861 gab es in Schweden
2604 Fabriken mit 4885 Stühlen und 32,371 Arbeitern: der Wetth der
— Der
Produttion war 73,480,987 Riksdaler
28,047,700 Thaler.
Handel ist bedeutend und im Airfschwung begriffen. Außer Metallen und
Holz sind die Produtte der Fisckerei Hauptausfuhrartikel: Norwegen allein
fiibtte im Jabre1861 aus: getrocknete und geräucherte Fische 684,774 Vog
(ä 36 Psd.), Klippfisch 1,006,777 Vog, Heringe 581,527 Tonnen, Hum-
mern 1,480,699 Stück. Der Wetth der Fischwaaren betrug 1860 5,311,647
Speciestbaler. Traurig war die Lage des Buckhandels: bei der geringen
Zahl der wissenschaftlick Gebildeten und der ebendeshalb geringeren Leselust
im Allgemeinen war es beinahe unmöglich, daß ein Verleger auf die Kosten
seiner Unternehmung komme, und der fttihere gänzliche Mangel der fahren-
den Posten ersckwette die Dettheilung der Bücher außerordentlich; jetzt aber
exisfiren bereits blühende Buchhandlungen. Die Verbindung im Innern
des Landes und das Reisen ist nichts weniger als unbequem. Zwar sind
die zahllosen Flüsse meist, der Wasserfälle halber, nur wegen des Holz-
flößens und ftes Weitettransports der Produtte auf Scklitten von hoher
Wichtigkeit: doch giebt es viele vottreffliche Landstraßen ss. S. 27—28) bis in
die entlegensten Provinzen, und im Winter reist man in Schlitten mit un-
glaublicher Schnelligkeit über Flüsse und Seen in gerader Richttmg: überall
werden mit Hülfe sogenannter Sckneescklitten die Wege nach tief gefallenem
Scknee gebahnt. Selbst in Rottvegen giebt es verhältnißmäßig bei der
äußeren Bildung des Landes eine Menge guter Wege und Chausseen, und
wo fiese Fjorde den Straßenbau unmöglich macken, da bedient man sich,
wie an der Wescküste, der Küstenfahrzeuge oder Dampfschiffe. Fahrende
Posten vermehren sich von Jahr zu Jahr; so gehen Eilwagen von Dstadt,
Gothenburg, Upsala und im Winter von Geste nach Stockholm: im Sommer
verschaffen die immer zahlreicher werdenden Dampfboote eine leichte Ver-
bindung aller Landestheile, auch durch die Canäle und Binnenseen im süd-
lichen Theile des Reiches. Außerdem aber reist man wohlfeil und schnell
vermittelst einer unserer Extrapost gleichenden Einrichtung. Auf allen Wegen
sind in gewissen Entfernungen Wirthshäuser, Cästgifvaregärdar, deren
Inhaber diei Reisenden aufnehmen und befördern muß; nicht aber mit
eigenen Pferden, sondern alle nahe gelegenen Eigenthümer auf dem Lande
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr]]
Extrahierte Ortsnamen: Norwegen Skandinaviens Schweden Schweden Gothenburg Stockholm Cästgifvaregärdar
656
A. Europa.
u. s. w.
busens, zwischen zwei Vorgebirgen, .am Fuß des über 3000' hohen
Hortiasch. Dom Meere aus bietet sie, in Gestalt eines Halbkreises erbaut,
einen reizenden Anblick dar; im Innern gleicht sie an Unregelmäßigkeit,
schmutzigen und engen Gassen, elenden Häusern u. s. w. ganz den übrigen
osmanischen Städten. Sie ist nach türkischer Art mit einer alten Mauer,
vielen Thürmen und einem alten Schlosse schlecht genug befestigt. Indeß
hat sie einen großen und sichern Hafen und ist nächst Constantinopel die
bedeutendste Handelsstadt des Landes; viele Armenier und Inden und viele
ansässige europäische Kaufleute betreiben mit den Griechen den wichtigen
Handel mit Getreide, Taback, Baumwolle, Wolle, Seide, türkischem Garn
u. s. w.; auch giebt es hier einige Fabriken in Baumwolle, Leder, Metall
Die Stadt hat zehn große und mehrere Neinere Moscheen;
unter jenen ist eine von Justinian erbaute ehemalige Sophienkirche. Die
Zahl der Einwohner wird auf 60—70,000 angegeben, worunter 10,000
Griechen und über 20,000 Juden, welche hier eine eigene hohe Schule
(Hora) haben. — Nordwestlich von Saloniki liegt am Vardar der kleine
Ort Jenidschch wobei viel trefflicher Taback gebaut wird; in der Nähe be-
finden sich die Ruinen des alten Pella, wo Alexander geboren und Euripides
begraben worden. — Nordöstlich von Thessalonich liegt die betriebsame
Stadt Ser es, mit 25,000 Einw., welche viel Baumwolle verarbeiten und
bedeutenden Handel treiben. Die Stadt ist besser gebaut und reinlicher als
die meisten türkischen Städte; aber die ebene llmgegend, welche durch ihre
Baumwollencullur berühmt ist, ist im Sommer ungesund. — Kostendil,
am Egrisu, besitzt warme Schwefelquellen und etwas Bergbau auf edle
Metalle. — Üsküb, am Vardar, treibt bedeutende Gerberei. — An der
westlichen Grenze der Provinz liegt Toli Monaslir oder Bitoglia, der
Sitz eines Pascha, mit 15,000 bulgarischen Einw., welche Baumwollen-
weberei treiben. — Kjöprülü (Weiesa), am Vardar, 22,000 Einw. —
Filibe (Philippi), in höchst fruchtbarer Ebene, jetzt ein elendes Dorf, unweit
des Karasu oder Nestus, mit bedeutenden Ueberresten aller Gebäude und
eines Amphitheaters; hier fanden 42 I. v. Chr. Brutus und Cassius den
Tod in der Schlacht gegen Antonius und Octavius, hier hatte Paulus seine
Gemeinde. — Die chalkidische Halbinsel, zwischen dem Meerbusen von
Saloniki und dem von Contessa, erstreckt sich mit 3 Erdzungen ins Meer,
wovon die östliche den berühmten Ajos Oros oder M. banto (heiligen
Berg), den Athos der Alten, enthält. Die ganze Halbinsel ist gebirgig,
aber in ihren Thälern überaus fruchtbar und von Mönchen trefflich ange-
baut. Der ganze Ajos Oros gehört nämlich der griechischen Kirche und ist
mit 22 Kirchen, an 500 Einsiedeleien und Klöstern bedeckt, worin gegen
6000 (nach Anderen gar 12,000) Mönche wohnen. Sie sind die einzigen
im türkischen Reiche, welche das Recht haben, Glocken zu führen. Hier
befindet sich die wichtigste Lehranstalt und ein Priesterseminar der griechischen
Kirche; dennoch herrscht unglaubliche Unwissenheit unter den meisten Mönchen,
und vergebens hat man gehofft, in den dortigen Sammlungen alte wichtige
Handschriften zu entdecken. Die meisten Mönche beschäftigen sich übrigens
mit dem Ackerbau, der Obstzucht und vorzüglich mit der Bienenzucht. —
Das Innere dieser Provinz, meist von Griechen bewohnt, ist von Europäern
wenig besucht und daher noch sehr wenig bekannt.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Philippi Brutus Antonius Contessa
Extrahierte Ortsnamen: Europa Constantinopel Saloniki Thessalonich Egrisu Weiesa Karasu Saloniki
126 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
der Beweis, daß die deutsche Nation die erste in der Christenheit sei.
Die Beschütznng des hl. Stuhles, die Verteidigung der Kirche gegen
innere und auswärtige Feinde war allerdings eine ebenso schöne als
hohe Pflicht, aber weil mit ihr zugleich die Oberherrlichkeit über Italien
verbunden war, so führte dies zu unaufhörlichen Kämpfen mit den ita-
lienischen Städten und Fürsten und mit dem Papste selbst, wenn der
Kaiser seine sehr beschränkte Gewalt ausdehnen wollte.
Papstthum und Kaiserthum.
Die Idee einer ros pulilioa ellristinnu, eines allgemeinen christ-
lichen Staatenbundes unter der Oberleitung des Papstes, gehörte ur-
sprünglich der Hierarchie an und wurzelte in den christlichen Völkern
um so tiefer ein, als die weltlichen Gewalthaber nur zu gerne die
Schranken des göttlichen und menschlichen Rechtes durchbrachen und da-
durch au die Nothweudigkeit eines höhern Richters mahnten. Das geist-
liche Oberhaupt der Christenheit erschien durch seine Unabhängigkeit
von dynastischen sowie nationalen Interessen und Leidenschaften, durch
die heiligen Pflichten, die ihm seine hohe Würde auferlegten, eigentlich
zum Vermittler und Versöhner zwischen feindlichen Fürsten oder Völ-
kern , zum gemeinschaftlichen Friedensrichter und Hüter des Völker-
rechtes berufen, und kein Mensch bestritt damals auch nur von ferne
die Berechtigung des Nachfolgers des Apostels Petrus, für die unter-
drückte Unschuld einzuschreiten und zu dem gekrönten Frevler zu sprechen
wie Nathan zu David, wie Johannes der Täufer zu Herodes. Die
natürliche Folge dieser Stellung war, daß ein ächter Papst, der nicht
gewaltsam B. durch Faktionen in Rom und Italien) in seiner
Thätigkeit gehemmt wurde, um so energischer eingriff, je mehr durch
Despotismus oder Anarchie die gesetzliche Ordnung der christlichen
Staaten gebrochen war, und darum wurde der Papst gerade in solchen
Zeiten zu dem Mittelpunkte, d^ durch seine Macht es verhinderte, daß
die christliche Weltordnung nicht in Trümmer auseinander fiel. Ein
solches Einschreiten des Papstes war ein Verdienst um die Christenheit,
was die Völker dankbar anerkannten, und darum wuchs die Macht oder
das Ansehen des Papstes gegenüber der kaiserlichen bei jedem derartigen
Ereignisse.
Gerade als die Karolinger das Werk ihres großen Ahnen zer-
störten , vollendete oder befestigte vielmehr Papst Nikolaus I. die hier-
archische Ordnung im Abendlande und erwirkte für das oberste Richter-
amt des Papstes die allgemeine Anerkennung. Auf der einen Seite
leitete er die Bekehrung der Bulgaren mit apostolischer Weisheit, auf
der andern setzte er gegen den anfänglichen Widerspruch des Erzbischofs
Hinkmar von Rheims die Anerkennung des päpstlichen oberhirtlichen
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Extrahierte Personennamen: Apostels Petrus David David Johannes Nikolaus_I. Nikolaus_I. Hinkmar_von_Rheims