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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 16

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
16 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie. gleiche Recht einräumen; auch die Gräuel der indischen Götterfeste, Selbstmorde und Unzucht werden nicht gehindert, und nur gegen den Gebrauch, daß indische Weiber sich über dem Grabe ihres Mannes selbst verbrennen, ist die britische Negierung eingeschritten. Sie unterstützt die Missionen, welche von den vielnamigen protestantischen Parteien mit einem erstaunlichen Auswande von Geldmitteln betrieben werden, aber einen sehr geringen Erfolg haben, mehr indem sie dieselben gewähren läßt, als durch Geldopfer und keineswegs durch Beschränkung der Thätigkeit der Bra- minen, Fakire und der mohammedanischen Eiferer. Daneben verarmt das an edlen Metallen und Naturerzeugnissen so reiche Indien mit jedem Jahre zusehends, weil die wohlfeilen Arbeiten der englischen Fabriken das Gewerbe des Hindu, welches er ohne Hilfe von Maschinen, allein oder nur mit seiner Familie betreibt, zu Grunde richten, so daß die edlen Metalle für englische Fabrikate massenhaft an die Themse wandern, ohne daß durch den Verkauf der Naturerzeugnisse Indiens das Gleichgewicht hergestellt würde. Das braminische Volk ist keine Nation mehr, es besteht nock- unter den Nationen unserer Tage wie unter den Bauwerken eine Ruine, aus welcher die Wissenschaft eine Kunde über alte Zeiten zu gewinnen bemüht ist. Die im Volksmunde erloschene Sprache, in welcher die heiligen Bücher der Braminen geschrieben sind, das Sanskrit, beschäftigt vorzugsweise die Sprachforschung, und der Fleiß und Scharfsinn deutscher Gelehrten hat hierin das Ausgezeichnetste geleistet. Das Sanskrit über- trifft an Wohlklang und innerer Entwicklung alle anderen Sprachen, und ist also für sich allein schon ein vollgiltiger Beweis, auf welch' hoher Stufe geistiger Ausbildung das Volk der Hindu vor seiner geschichtlichen Zeit stand. Das Sanskrit zeigt sich mit den edelsten Sprachen in- nig verwandt, z B. mit der altpersischen, griechischen, lateinischen und unserer deutschen. Als Töchter einer gemeinschaftlichen Mutter bilden sie den sogenannten indogermanischen Sprachstamm, und beweisen uns, daß auch diese Völkersamilien einem und demselben Urstamme entsprossen sind. Alle diese Sprachen benennen nicht bloß Theile des Körpers, son- dern auch den Acker, gezähmte Thiere, die Geschäfte des Ackerbaues und der Viehzucht ganz ähnlich, oder die Benennungen sind, wenn auch verschieden, doch aus einer gemeinschaftlichen Wurzel genommen; außer den Zahlen sind auch eine Menge Abstrakten gemeinschaftlich in der Form von Verben, Substantiven und Adjektiven. Daher dürfen wir mit der größten Sicherheit schließen, daß der Stamm, von welchem diese ver- schiedenen Völkerzweige ausgingen und die gemeinschaftliche Ursprache in verschiedener Weise ausbildeten, schon eine hohe Stufe der Kultur erstiegen hatte, denn bei wilden Volksstämmen finden wir nimmermehr eine solche Sprache. Für diese uralte Bildung spricht auch der Ackerbau der Hindu, ihre Gartenkunst, und besonders die Geschicklichkeit, mit welcher

2. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 31

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Phönicien. 31 den Ursprung verdankten; auch auf Kypern, Kreta, Rhodus, Thasus hatten sie Niederlassungen, ebenso auf Sicilien, Sardinien und den balka- rischen Inseln. Am wichtigsten waren ihnen die Kolonien in Spanien, das durch sein Silber ihr Peru wurde und ihnen außerdem Wein, Oel und Getreide bot; als Hauptplatz galt Gades (Kadir). Kriegerischer Unternehmungsgeist zeichnete sie nicht aus; ihr Streben war auf friedlichen Gewinn gerichtet, und schon ihre Volkszahl konnte den Anforderungen ihrer Industrie und Schifffahrt nur dann genügen, wenn sie nicht durch Krieg in Anspruch genommen wurde. Ihre Städte hatten daher Be- satzungen aus Söldnern, die sie aus stammverwandten Asiaten anwarben. Ihr großer Neichthum reizte alle Eroberer, denen nur Tyrus längere Zeit trotzte; so dem Nebukadnezar, vor dem die Tprier, als die Stadt aufgegeben werden mußte, auf die benachbarte Insel flüchteten und dort Neutyrus gründeten. Die anderen Städte bequemten sich in der Regel zu einem leidlichen Frieden, bezahlten Tribut und lebten nach ihren her- gebrachten Einrichtungen. Nur unleidlicher Druck trieb sie später (unter dem grausamen Könige Ochus) zur Empörung gegen die Perser; Sidon, das an der Spitze gestanden, wurde zur Ergebung gezwungen, und als die Perser die vornehmsten Bürger hinrichten wollten, verbrannten sich die Sidonier mit ihrer Stadt. Tyrus wurde durch Alexander den Großen zerstört, welcher dadurch dem Nationalhasse der Griechen gegen die Phönicier ein Opfer brachte. Als der gleiche Eroberer durch die Gründung von Alexandrien dem Welthandel einen andern Stapel- platz anwies, verkümmerten die phönicischen Städte rettungslos; nur Berytus ist in neuer Zeit wieder zu einiger Bedeutung gelaugt. Schon oben wurde gesagt, daß die Phönicier auch durch die Religion ihre Abstammung von Babylon beurkunden; sie verehrten wie jene beson- ders Sonne, Mond und Erde, von denen die Sonne nach ihrer verschiedenen Stellung und Macht, als die gewaltige, oft verderbliche im Hoch- sommer, als schwächer werdende herbstliche Sonne, als zu neuer Kraft empor- steigende Frühlingssonne unter verschiedenen Namen und mit verschiedenen Festen, Trauer- und Freudenfesten, am meisten gefeiert wurde. Als Moloch (König oder Herr) hatte sie ein ehernes Bild, das rothglüheud gemacht in seine Arme Kinder aufnahm, welche von den eigenen Eltern darge- bracht wurden; Jauchzen und Instrumentenlärm übertäubten das Geschrei der gemarterten Kleinen. (Auch bei den Karthagern kamen Menschen- opfer vor und noch später wurden die Chaldäer in Italien beschuldigt, daß sie insgeheim zu ihren Zaubereien Knaben opferten, gerade wie im Mittelalter die Juden Christenknaben stehlen, schlachten und mit ihrem Blute zaubern sollten; sicher war dies für die Juden ein chaldäisches Erbe, das ihnen einige schreckliche Verfolgungen zuzog.) Der grausame Molochdienst hatte ein schändliches Gegenstück in den Festen der Astarte

3. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 59

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Der Kirchenstaat. 59 Fürsten und Völker als Werkzeug seines Oberherrn erscheinen müssen, selbst wenn er es nicht entfernt gewesen wäre; für den Herrn Roms wäre die Versuchung, einen Papst nach seinem Sinne auf den h. Stuhl zu setzen, fast zu groß gewesen, als daß er ihr widerstanden hätte, um so weniger, wenn dieser Herr ein Feind der Kirche gewesen wäre, denn die Feinde der Kirche haben sich von jeher am meisten in die Ange- legenheiten der Kirche eingemischt. Der Besitz des Kirchenstaats gab und gibt dem Papste die einzig mögliche würdige Stellung in den Welt- verhältnissen; ein mächtiger Monarch ist er durch den Kirchenstaat nicht geworden, denn der Kirchenstaat ist zu klein, als daß der Papst dem Heereszuge eines der Mächtigen dieser Welt zu widerstehen vermöchte; in diesem Falle muß ihm die Christenheit helfen, wie sie es bisher auch immer gethan hat. Der Kirchenstaat machte den Papst auch nicht zu einem reichen Fürsten, denn der Ertrag des Kirchenstaats hat noch nie- mals die Kosten gedeckt, welche dem Papste die geistliche Oberregierung der katholischen Welt verursacht; auch in dieser Hinsicht ist demnach der Papst an den Beistand der katholischen Völker gewiesen. In welche Gefahr der päpstliche Stuhl durch die Unterwerfung Roms unter einen weltlichen Herrn gekommen wäre, mag das Beispiel des Patriarchen in Konstantinopel lehren; dieser wurde von dem kaiserlichen Hofe abhängig, bald sein Werkzeug, bald sein Opfer, bald mit bald ohne seinen Willen in die Thronstreitigkeiten und andere politische Kämpfe verwickelt, so daß die Kirche des Morgenlandes (noch vor ihrer Auflehnung gegen den Papst und die Gemeinschaft mit der römisch-katholischen Kirche, und diese Auflehnung war theilweise selbst eine Folge ihrer Unfreiheit) in keiner Beziehung die wohlthätige Wirksamkeit der römisch-katholischen entfaltete, weder zur Veredlung der morgenländischen Christenheit noch in der Bekehrung ungläubiger Völker, und sich auch heutzutage nicht neben jene hinstellen kann. Der Papst und der Frankenkönig thaten, indem der eine gab und der andere annahm, was die damalige Welt- lage gebot, und sie bewiesen dadurch die wahre politische Weisheit, die ihnen nur Feinde oder Thoren zum Vorwurfe machen können. Sie unterstützten sich wechselseitig, was der Christenheit unendlich mehr frommte, als wenn sie mit einander wegen der Herrschaft über einen Landstrich Italiens gehadert hätten. Pipin zeigte durch seine Hand- lungsweise, daß er einen höhern Beruf als den eines gewöhnlichen Er- oberers in sich fühlte, wie auch schon das alte fränkische Volk, als es kaum der Barbarei zu entsteigen im Begriffe war, von dem Bewußtsein einer hohen Bestimmung durchdrungen war, was schon in dem Eingang seines Gesetzbuches durch die Worte ausgesprochen ist: das berühmte Volk der Franken, das von Gott gegründet ist (Francorum gens in- clyta a Deo condita).

4. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 219

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Rudolf von Habsburg. 219 nur Ungarn mit Deutschland, sondern gebot Einhalt auch der französi- schen Macht im Westen und im Süden, sowie der türkischen im Osten; es hat Deutschland vielmal gerettet. Nach seinem Siege über Ottokar stellte Rudolf den Landfrieden mit Nachdruck her; bei dem Falle der Hohenstaufen hatten die Herren von Wirtenberg, Baden, Helfenstein, Montfort u. a. von den königlichen Rech- ten an sich gerissen, so weit sie mit ihren räuberischen Händen zugreifen konnten; Rudolf verlangte Herausgabe des Geraubten und erzwang sie; am meisten machte ihm der Graf Eberhard von Wirtenberg zu schaffen, der ihn auch an der Wiederherstellung des Herzogthums Schwaben, mit dem Rudolf einen seiner Söhne belehnt hätte, verhinderte. Selbst mit einigen Städten hatte er zu thun, welche sich keine Reichsvögte gefallen lassen wollten; zudem war ihnen die Steuer zuwider, die ihnen der König auflegte; denn da das Reichsgut größtentheils abhanden gekom- men war und die Fürsten nicht besteuert werden konnten, mußte Rudolf die Städte, die Kaufleute und den Klerus in Anspruch nehmen, die ihm auch wirklich am meisten zum Danke verpflichtet waren. Nach Italien zog Rudolf nicht; er verglich es mit der Löwenhöhle in der Fabel, bei der wohl viele Fußftapfen hinein, aber wenige heraus führen, und überließ die Italiener ihren eigenen Kriegen. Ebenso unter- nahm er auch keinen Kreuzzug, obwohl er ein eben so ritterlicher als religiöser Herr war; er hatte 1276 den 16. Oktober in Lausanne zwar das Kreuz genommen, als er dort mit Papst Gregor X., welcher das Kreuz predigte, zusammen kam, fand es aber doch nothwendiger Ruhe und Ordnung in Deutschland zu erhalten und dessen Gränzen wiederher- zustellen. Die Herzoge von Savoien waren besonders mächtig gewor- den und herrschten bereits vom Genfersee bis über Bern hinunter. Dreimal zog Rudolf gegen diese neue Macht, brachte die dem Reiche entfremdeten Städte Laupen, Milden, Peterlingen, Murten an dasselbe zurück und schützte die Bischöfe von Lausanne und Genf, so wie den im burgundischen Besannen (Bisanz bei unfern Vorfahren, welche fremde Namen sich mundrecht machten, wie es jetzt Engländer und Franzosen thun); nur Bern, das ihn durch Vertreibung der Juden geärgert hatte, belagerte er vergeblich, brachte es aber doch zur Nachgibigkeit. Unver- rückten Blickes beobachtete er die Franzosen, denn er durchschaute bereits ihre Absicht sich auf Kosten Deutschlands zu vergrößern. Deßwegen hatte er den Plan entworfen, zwischen Frankreich und Deutschland ein neues Königreich Burgund zu stiften, das er einem seiner Söhne zu verleihen gedachte, allein ehe er dies ausführen konnte, überraschte den ächtdeutschen König der Tod. Auf der Burg von Germersheim saß im Juli 1291 der alte Herr beim Schach, seinem Lieblingsspiele; sein Angesicht war leichenblaß, und

5. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 259

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Johannes Xxiii. und Herzog Friedrich von Oesterreich. 259 Hußen nur Sicherheit auf der Reise zu, und konnte ihn in keinem Falle dem Urtheile des Koncils und dem Gange der Gesetze entziehen. Glei- ches Schicksal erlitt am 30. Mai 1416 Hieronymus von Prag, Hußens Freund, welcher in seinem Widerspruche gegen die Kirche noch weiter gegangen war und die Strafe durch trotzigen Uebermuth herausgefordert hatte; denn er hatte widerrufen und den Widerruf zurückgenommen, war in die Nähe von Konstanz gekommen und hatte das Gericht des Koncils verlangt, war wieder entflohen und als Gefangener nach Konstanz ge- liefert worden. Johannes Xxiii. und Herzog Friedrich von Oesterreich. Johannes Xxiii. war nur widerstrebend nach Konstanz gegangen, Gregor Xii. beschickte das Koncil durch einen Kardinallegaten und dankte alsdann ab, als er auf diese Weise gewissermaßen anerkannter Papst war, Benedikt Xiii. wurde abgesetzt, als er sich durchaus zum ehrenhaften Rückzuge nicht verstehen wollte, und Johannes Xxiii. er- klärte sich wenigstens auf das Andringen des Koncils und des Kaisers zur Abdankung bereit, obwohl er als Papst war anerkannt worden. Er schmeichelte sich wohl, man werde ihm um so eher wieder huldigen; als er aber die Stimmung der Versammlung und des Kaisers (der unauf- hörlich von ihm Geld entlehnen wollte) gegen sich sah, versuchte er es durch andere Mittel den päpstlichen Thron zu behaupten. Er verband sich mit Herzog Friedrich von Oesterreich, der den Kaiser haßte, welcher seinerseits eifrig bemüht war dem Herzoge Feinde zu erwecken. Johan- nes Xxiii. besaß viel Gold, Friedrich viele streitbare Männer; die Großen des Reiches fürchtete Friedrich nicht und mit den Schweizern hatte er den Frieden auf 50 Jahre verlängert. Abgeredeter Weise ent- floh der Papst als Reitknecht verkleidet aus der Stadt; auch der Herzog ritt fort, als ihm das Gelingen der Flucht des Papstes gemeldet wurde, und nun sollte Deutschland durch die beiden Herren der Schauplatz eines großen Krieges werden. Doch Kaiser und Koncil blieben fest; es bannte den Papst, den Herzog und ihre Helfershelfer, und Sigismund that sie in die Acht. Johann fand nirgends Anhang, auch Friedrich wurde von den Seinigen verlassen, die österreichischen Vorderlande fielen fast sämmt- lich in die Gewalt seiner Feinde. In der Schweiz griff Bern zu und riß die andern Kantone mit sich fort, denn sie wollten nicht alles an Bern kommen lassen, welchem der Kaiser für einige tausend Gulden den Besitz alles dessen zugesichert hatte, was es von dem Herzog erobern würde. So wurde der schöne Aargau, die Wiege des Hauses Habsburg, eine bernische und eidgenössische Vogtei; denn die Schweizer nahmen schon keine eroberte Landschaft oder Stadt mehr in ihren Bund auf, sondern 17«

6. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 269

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Friedrich Iii. Das Koncil von Basel. Der alte Züricher Krieg. 269 Friedrich Hi- (1440-1493). Er war Neffe Albrechts und Herzog von Steyermark und Kärnthen; von Charakter war er sanft und friedlich, ein enthaltsamer, mäßiger Mann, eine große Seltenheit Ln jener Zeit; aber an Thatkraft und Muth ge- brach es ihm, vielleicht zu seinem Glücke; er schien bestimmt, viele große Dinge zu erleben, aber keine zu thun. Das Reich ging unter ihm sei- nem Zerfalle unaufhaltsam entgegen. Das Koncil von Basel (1431-1449). Dasselbe war berufen worden, um die Reformation an Haupt und Gliedern, welche man zu Konstanz begonnen hatte, fortzusetzen und zu voll- enden. Die Hauptarbeit desselben, die Versöhnung der Hussiten mit der Kirche, ist bereits erzählt. Es gerieth bald in Zwiespalt mit Papst Eugen Iv., indem es sich wirklich gegen den Papst zu eigenmächtig be- nahm. Er verlegte dasselbe nach Ferrara, dann nach Florenz; aber viele Abgeordnete des Koncils blieben in Basel, stellten den Grundsatz abermals auf, daß das Koncil über dem Papste stehe, setzten Eugen Iv. ab und wählten den alten Herzog Amadeus von Savoyen, der am Genfersee als Einsiedler lebte, zum Papste als Felix V. Aber Eugen sprach den Bann über das Koncil, setzte die Erzbischöfe von Mainz und Trier, dessen thätigste Mitglieder, ab, Nikolaus Kusanus und Aeneas Sylvins, die talentvollsten Männer der Versammlung, traten von dem- selben zurück, und endlich willigten auch Friedrich Iii. und die deutschen Fürsten in die Abänderung der Beschlüsse des Koncils, die sie angenom- men hatten, durch besondere Unterhandlungen mit dem Papste (Aschaf- fenburger Konkordat). Die Reste des Koncils zogen sich nach Lausanne zurück, an die savoyische Gränze, für Papst Eugen Iv. und das von ihm zu Florenz gehaltene Koncil erklärten sich allmälig die meisten Für- sten, Felir V. dankte 1447 ab und 1449 zerstreuten sich die letzten Basler, indem sie die Amnestie des Papstes Nikolaus V. annahmen. Der alte Züricher Krieg (1443—1446). In der Schweiz war der letzte mächtige Herr, der Graf Friedrich von Toggenburg, kinderlos gestorben, und es fehlte nun nicht an Erben und an Liebhabern zu wohlgelegenen Stücken Landes. So hätte z. B. die reiche Stadt Zürich gerne eine Strecke des rechten Seeufers an sich gebracht; das duldeten aber die Nachbarn, die Schwyzer und Glarner nicht, es entstand Hader und Feindschaft, und am Ende mußte Zürich seinen Ansprüchen entsagen, als die Eidgenossen mit den Waffen in der

7. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 312

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
312 Frankreich, Spanien und Portugal kommen empor. anwarben und diese dann jeder Stadt oder jedem Fürsten zuführten, der sie am besten bezahlte. Sforza hatte dem mailändischen Herzoge gute Dienste geleistet, und nach dessen Tode bemächtigte er sich der Gewalt (1450), wurde wieder vertrieben und behauptete sich zuletzt gegen seine Feinde in Mailand, gegen die Franzosen und die italienischen Fürsten. Sein Sohn und Nachfolger Galeazzo Maria wurde ermordet (1476); nun übernahm Ludovico Sforza Moro für den Sohn des Ermordeten die vormundschaftliche Regierung, räumte ihn aber aus dem Wege (1494). Gegen die Sforza richteten sich Erbansprüche des französischen Königs- hauses; Valentine nämlich war eine Tochter des Galeazzo Ii. Viskonti, verheirathet mit dem Herzog von Orleans und Mutter des Prinzen Karl, und dieser war Vater Ludwigs Xii. Savoyen und Piemont. Rudolf von Habsburg hatte als König die savoyische Macht wieder hinter den Genfersee zurückgedrängt, aber das Haus Savoyen hatte die späteren Zeiten klug benutzt und mit den Waffen und noch mehr durch Heirathen, Geld und List eine schöne Herrschaft erworben. In der Schweiz besaß es Genf, Waadt, das untere Wallis, Freiburg, in Italien Pie- mont und die Grafschaft Nizza; Saluzzo und Montferrat hatten noch eigene Markgrafen. Im Kriege Karls des Kühnen mit den Eidgenossen wurde aber die Waadt hart mitgenommen und Freiburg verloren; in eine noch schwierigere Stellung gerieth Savoyen, als es zwischen die spanisch-österreichische und französische Macht eingeengt wurde. — Den Grafen von Savoyen verlieh Kaiser Sigismund 1416 den Herzogstitel. Florenz. Diese Republik hob sich vorzüglich durch Manufakturen, besonders Seide- und Wollewebereien, sowie durch Geldgeschäfte. Seine große Bedeutung erlangte es aber erst nach der Hohenstaufenzeit, als es an die Spitze der mittelitalischen Guelfen trat; das ghibellinische Pisa unter- lag nach beispiellos hartnäckigem Kampfe 1409, nachdem dessen Seemacht durch die Genuesen schon vorher vernichtet war, wurde aber erst 1509 nach abermaligem verzweifelten Kampfe eine siorentinische Landstadt. Florenz war überhaupt in seinen Eroberungskriegen vom Glücke begün- stigt und gründete eine für die damalige Zeit beträchtliche Landmacht, denn es beherrschte das ganze Flußgebiet des Arno und das Küstenland bis gegenüber der Insel Elba; neben Florenz eroberte Siena das Fluß- gebiet des Ombrone und erhielt Lukka nur mit äußerster Anstrengung und fremder Hilfe seine Unabhängigkeit. Florenz war wo möglich eine

8. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 212

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
212 Die Römer. so daß jeder Willkür eine feste Schranke entgegenstand. Man hat dem- nach Recht, wenn man die römische Religion eine Staatsreligion nennt; sie war es unter allen Religionen am vollendetsten, indem keine andere den einzelnen Bürger so sehr an sein Haus, an seinen Mit- bürger, an seine Stadt, seine Obrigkeit band und aus der Bürgerschaft einen so geschlossenen religiösen Verein gestaltete, der alles Fremde abstieß. Dies trug aber auch wesentlich dazu bei, daß die Römer gegen andere Völker sich alles erlaubten und die Besiegten in einer Weise nieder- traten, wie es von den Griechen selten geschah, welche fremde Bevölke- rung wie fremde Religion leicht in sich aufnahmen. Von Ruma wird auch erzählt, er habe armen Bürgern Ackerland gegeben, damit sie sich redlich ernähren konnten. Ackerbau war das Hauptgeschäft der Römer und trug eben so sehr zu ihrer Abhärtung und Kraft bei, als er die Stadt selbst vor den Bewegungen bewahrte, welche eine müßige, neugierige und durch eine gewisse Bildung erreg- bare städtische Bevölkerung hervorzurufen Pflegt. Der römische Boden war nicht von besonders großer Fruchtbarkeit; vielfach ist er nur als Weide brauchbar oder zu Baumpstanzungen, namentlich der Feige, ge- eignet und bedarf überall der fleißigsten Arbeit. Zudem war die Be- völkerung, welche auf der Markung der Stadt sich angesiedelt, eine verhältnißmäßig sehr zahlreiche, daher auch der Grundbesitz der Wohl- habendsten nicht sehr groß ausfiel, selbst nicht nach unserem Maßftabe. Der Römer mußte darum selbst arbeiten, er war selbst Bauer, und die Sklaven waren in alter Zeit in geringer Anzahl vorhanden; dies trug zur Erhaltung der römischen Sitte ebenfalls viel bei, sowie die Sklaven später, wo Krieg und Reichthum ihrer eine Unzahl und namentlich solche von griechischer Bildung nach Rom brachte, das Sittenverderbniß außer- ordentlich förderten. Ruma regierte nach der römischen Sage 43 Jahre; unter diesem frommen Könige lebte das Volk glücklich, die Aernten waren gesegnet, und nahe und ferne Staaten ehrten den friedlichen Herrscher, Rom selbst schien als Stadt des Ruma eine ganz andere geworden zu sein, als das Rom, welches Romulus gegründet und mit allerlei Volk besetzt hatte. Sein Nachfolger dagegen, Tullus Hostilius (673—641 v. Ehr.), zeigte sich als ein Mann von sehr kriegerischem Charakter, welcher die Römer tüchtig in das Feld führte, in glücklichen Kämpfen die Nachbar- städte demüthigte, Beute heimbrachte und das Gebiet der Stadt ver- größerte. Er zerstörte Noms Mutterstadt, Albalonga, und verpflanzte die Einwohner nach Rom auf den cölischen Hügel. Die 300 Ritter des Romulus verstärkte er mit ebenso vielen aus den Albanern, ebenso verdoppelte er das Heer (exeroitus), indem er die Ansiedler anreihte. Nach 33jähriger Negierung tödtete ihn ein Blitzstrahl, weil er, erzählt

9. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 317

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Ausbreitung der römischen Kultur; Vernichtung der Nationalitäten. 317 die cäsarischen Römer. Durch ihre schonungslose Kriegsführung vertilg- ten sie jedenfalls die kräftigste Mannschaft eines Volkes, vielmal gaben ihre Feldherren selbst das wehrlose Volk, Weiber und Kinder, der Wuth der Soldaten preis oder verkauften es wenigstens in die Sklaverei. So wurde jede Nation geschwächt, oder ihr Land öde, alsdann aber drängte sich römische oder italienische Bevölkerung maffenhaft und einzeln in den freigewordenen Raum. Römische Besatzungen wurden in die bedeutendsten Orte gelegt, deren Einwohner gerne oder ungerne sich der römischen Weise anbequemen mußten; denn der Statthalter brachte ein zahlreiches Gefolge mit, welches sich Platz und Geltung zu verschaffen wußte. Römische Kolonieen ergänzten die Bevölkerung herabgekommener Orte oder wurden an militärisch wichtigen Punkten angelegt, welche der Scharfblick der Römer bald herausfand. Außerdem wanderten Italiener anderen Schlages ein, solche, welche in dem neuen Lande ihr „Glück" zu machen gedachten. Der Publikane pachtete Abgaben, Zölle und Zehnten und spe- kulierte nebenher als Güterhändler; denn reiche Römer legten ihre Ka- pitalien immer gerne auf Grundbesitz an und kauften sich Landgüter in den Provinzen, wenn keine italienischen zu erstehen waren. Außerdem strömten Kaufleute, Krämer, Handwerker, Garköche, Marketender, Schau- spieler und Gaukler und dergleichen Volk in jede neue Provinz und kamen schon in großer Menge dem ersten Heereszuge nach; denn zuerst machten sie ihre Geschäfte mit den Soldaten (man denke besonders an die Verwerthung der Kriegsbeute und der Gefangenen), und später mit den Soldaten und den Einwohnern. Es gab keine so arme und rauhe Pro- vinz, welche nicht etwas erzeugte, was zur Ausfuhr sich eignete, und keine so unkultivirte Einwohnerschaft, die nicht Geschmack an den Pro- dukten des italienischen Kunstfleißes gefunden und nicht bald die Unent- behrlichkeit des einen oder andern „Artikels" erkannt hätte. Die Lager und Militärstationen, die Städte und Kastelle wurden eben so viele Han- delsplätze und Faktoreien (ganz in derselben Weise, wie wir cs bei dem Vordringen der Russen und Engländer in Asien sehen), die Militärstraßen Wege für den Verkehr und Handel. In dem Straßenbau bewiesen die Römer ihre Meisterschaft so gut als bei der Auswahl und Anlage von Städten und Festungen. Jede Provinz wurde mit einem Straßennetze überspannt, durch welches alle Orte von Bedeutung in die möglichst nahe Verbindung kamen. Die Straßen waren schnurgerade, aufgedämmt, in der Regel gepflastert und mit Meilenzeigern versehen, welche die Ent- fernung von der Hauptstadt angaben. Freilich war die Anlage einer solchen Straße eine der schwersten Lasten, welche eine Provinz nur treffen konnte, denn die Bewohner derselben mußten frohnweise arbeiten; was kümmerte dies aber die Römer? und war die Straße einmal hergestellt, so war ein Weg geschaffen, auf welchem sich der Verkehr der Römer und

10. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 216

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
216 Deutschland und Italien finken. Auch in Oberdeutschland erhob sich (1255) ein großer Städtebund; er richtete sich zunächst gegen die Räubereien und die neuen Zölle und sollte die städtischen Rechte gegen die Angriffe der Großen vertheidigen; der Bund erklärte sogar, er werde die Rechte der Landleute gegen Unbilden schützen, und warf sich so zum Richter zwischen Landvolk und Herrschaf- ten auf; am folgereichsten geschah dies von Bern, der äußersten Stadt des Bundes in südlicher Richtung. Diesem Bunde traten auch größere und kleinere Landesherren bei, denen es um Friede und Sicherheit zu thun war, andere aber wurden zum Beitritte gezwungen; er war jedoch über eine solche Länderstrecke ausgedehnt und die Städte lagen so zerstreut, daß er zu keiner größeren Dauer und festeren Gestaltung gelangen konnte, sonst würde er auf die Verfassung Deutschlands nachhaltiger eingewirkt haben. Zweites Kapitel. Rudolf von Habsburg (1273- 1294). Die Kurfürsten unterhandelten lange mit einander wegen der Kö- nigswahl, denn die Stimme der Nation forderte ein Oberhaupt, die Herren konnten sich aber nicht vereinigen; da erklärten ihnen die Städte, daß sie einen König wollten, aber nur einen einhellig gewählten aner- kennen würden. Die Wahl fiel endlich auf den Grafen Rudolf von Habsburg, der den Kurfürsten versprechen mußte, ihnen ihre Auslagen bei der Wahl und Krönung zu bezahlen; er war aber so schlecht bei Geld, daß er Bürgen stellte, welche die Herren annahmen. Dieser Graf schien den Fürsten zu einem Könige ganz passend; er war nicht reich, und das königliche Einkommen, das Friedrich I. zuletzt noch ganz bezo- gen hatte, war größtentheils an die Landesherren geschenkt oder von diesen an sich gerissen worden und betrug nach unserem Gelde keine halbe Million Thaler mehr. Er besaß auch keine furchtbare Hausmacht, denn er war ein Graf, dessen Besitzungen zerstreut in den heutigen Kan- tonen Aargau, wo auch das Schloß Habsburg steht, Luzern, Zürich und Thurgau, im Elsaße und im Schwarzwalde lagen. Sein Vater war ein treuer Anhänger der Hohenstaufen, während die andere Linie, Habs- burg-Laufenburg, zu der Gegenpartei trat; Rudolf selbst blieb der Fahne treu, bis die Hohenstaufen untergingen. Während des Interregnums schlug er sich wacker herum mit geistlichen und weltlichen Herren, z. B. dem Bischof von Basel, dem von Straßburg, dem Abte von St. Gallen, dem Freiherrn von Regensberg, und belagerte eben Basel, als man ihm
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