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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 164

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
164 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien. hole und symbolischen Darstellungen zur Göttergeschichte. Die griechi- schen Denker erkannten es, daß die Religionen der Aegypter, Baby- lonier u. s. w. die Bilder waren, in welchen sich die Gedanken der Völker über die Entstehung der Welt und deren Erhaltung, über die Be- stimmung des Menschen und sein Verhältniß zu den höheren Mächten aussprachen. Diese Bilder erhielten ihre vollendete Fassung und Ordnung durch die Priester, welche bei den alten Völkern einen abgeschlossenen Stand ausmachten; deßwegen konnten diese Priesterschaften eine Ge- heimlehre sür sich haben, eine andere öffentliche aber verkünden, ohne daß beide einander widersprochen hätten; die öffentliche stellte eben den religiösen Begriff sinnlich dar in einer Mythe, einem Symbole, die Geheimlehre aber deutete das Bild. Dem Griechen zog keine Priester- schaft Schranken, ihm waren die Lehren derselben keine heiligen Ueber- lieferungen, sondern eine Reihe uralter Vorstellungen darüber, wie die Welt entstanden ist, besteht und vergeht; er nahm sich deßwegen die Freiheit, über diese Räthsel selbst nachzudenken und den Versuch ihrer Lösung ohne Rücksicht auf fremde und hellenische Religionssysteme anzustellen. Einige dieser Denker fanden ihre Ergebnisse im Einklänge mit den religiösen Mythen oder deuteten diese so, daß sie mit ihren Meinungen oder Lehren harmonierten, andere hingegen mußten die Re- ligion ganz bei Seite lassen, wenn sie nicht mit ihr in Widerspruch ge- rathen wollten. Die Wirkung aber blieb dieselbe: die griechische Phi- losophie ruinirte die griechische Volksreligion, den alten Glauben. Die älteste Philosophenschule war die jonische und ihr Begründer, Thaleö ans Milet, ein älterer Zeitgenosse des Solon; nach ihm ist das Wasser der Urstoff aller Dinge, die sich aus demselben durch Verdichtung oder Verdünnung gebildet haben und noch bilden. Sein Landsmann Anarimenes überwies dieselbe Rolle der Luft, Pherekydes dem Aether und der Erde, Heraklit dem Feuer. Anarimander und Demokrit (aus Abdera) nahmen einen leeren Raum an und in diesem einfache Urkörper, Atome, deren Bewegung und Vereinigung nach unwandelbaren Ge- setzen geschehe, und nach welchen auch wieder ihre Auflösung und Trennung erfolge. Nach solcher Lehre hat also nichts in der Welt Bestand, nichts einen andern Werth als einen augenblicklichen; sie mußte sehr gefährlich werden, wenn sie irgendwo Eingang fand, denn daß die Götter neben den Atomen keinen Platz haben, mußte jedem einigermaßen denkenden Kopfe bald klar werden. Anaragoras aus Klazomenä vervollkommnete diese Lehre, indem er die Atome mit be- stimmten Eigenschaften begabte, sie aber von einer höchsten Vernunft bewegen läßt, welche alles weiß und kann. Anaragoras hielt sich größtentheilö in Athen auf und war ein Freund des Perikles. Das Volk hörte aber, daß der Philosoph die Sonne eine feurige Masse

2. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 59

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Der Kirchenstaat. 59 Fürsten und Völker als Werkzeug seines Oberherrn erscheinen müssen, selbst wenn er es nicht entfernt gewesen wäre; für den Herrn Roms wäre die Versuchung, einen Papst nach seinem Sinne auf den h. Stuhl zu setzen, fast zu groß gewesen, als daß er ihr widerstanden hätte, um so weniger, wenn dieser Herr ein Feind der Kirche gewesen wäre, denn die Feinde der Kirche haben sich von jeher am meisten in die Ange- legenheiten der Kirche eingemischt. Der Besitz des Kirchenstaats gab und gibt dem Papste die einzig mögliche würdige Stellung in den Welt- verhältnissen; ein mächtiger Monarch ist er durch den Kirchenstaat nicht geworden, denn der Kirchenstaat ist zu klein, als daß der Papst dem Heereszuge eines der Mächtigen dieser Welt zu widerstehen vermöchte; in diesem Falle muß ihm die Christenheit helfen, wie sie es bisher auch immer gethan hat. Der Kirchenstaat machte den Papst auch nicht zu einem reichen Fürsten, denn der Ertrag des Kirchenstaats hat noch nie- mals die Kosten gedeckt, welche dem Papste die geistliche Oberregierung der katholischen Welt verursacht; auch in dieser Hinsicht ist demnach der Papst an den Beistand der katholischen Völker gewiesen. In welche Gefahr der päpstliche Stuhl durch die Unterwerfung Roms unter einen weltlichen Herrn gekommen wäre, mag das Beispiel des Patriarchen in Konstantinopel lehren; dieser wurde von dem kaiserlichen Hofe abhängig, bald sein Werkzeug, bald sein Opfer, bald mit bald ohne seinen Willen in die Thronstreitigkeiten und andere politische Kämpfe verwickelt, so daß die Kirche des Morgenlandes (noch vor ihrer Auflehnung gegen den Papst und die Gemeinschaft mit der römisch-katholischen Kirche, und diese Auflehnung war theilweise selbst eine Folge ihrer Unfreiheit) in keiner Beziehung die wohlthätige Wirksamkeit der römisch-katholischen entfaltete, weder zur Veredlung der morgenländischen Christenheit noch in der Bekehrung ungläubiger Völker, und sich auch heutzutage nicht neben jene hinstellen kann. Der Papst und der Frankenkönig thaten, indem der eine gab und der andere annahm, was die damalige Welt- lage gebot, und sie bewiesen dadurch die wahre politische Weisheit, die ihnen nur Feinde oder Thoren zum Vorwurfe machen können. Sie unterstützten sich wechselseitig, was der Christenheit unendlich mehr frommte, als wenn sie mit einander wegen der Herrschaft über einen Landstrich Italiens gehadert hätten. Pipin zeigte durch seine Hand- lungsweise, daß er einen höhern Beruf als den eines gewöhnlichen Er- oberers in sich fühlte, wie auch schon das alte fränkische Volk, als es kaum der Barbarei zu entsteigen im Begriffe war, von dem Bewußtsein einer hohen Bestimmung durchdrungen war, was schon in dem Eingang seines Gesetzbuches durch die Worte ausgesprochen ist: das berühmte Volk der Franken, das von Gott gegründet ist (Francorum gens in- clyta a Deo condita).

3. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 132

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
132 Das heilige römische Reich deutscher Nation. als welcher er Gregor Vii. heißt. Gregor mußte die Reformation voll- enden, die seine Vorgänger angefangen hatten; ihm blieb der schwie- rigste Theil des Werkes Vorbehalten, die allgemeine Durchführung der kirchlichen Verordnungen, nachdem diese vorerst nur in Rom und seinem politischen Gebiete sowie in einzelnen Gegenden Italiens vor sich gegan- gen war. Durch Dekrete hätte Gregor nie das Kirchengesetz durch- führen können, denn wenn Geistliche und Laien ihn nicht hörten, wie sollte er seine Verordnungen geltend machen? Er war allerdings ein ausgezeichneter Politiker, aber gerade deßwegen wußte er am besten, welch vielfältigem und heftigem Widerstande seine Reformation begegnen werde, und in dieser Rücksicht hätte er sie aufgeben müssen. Gregor unternahm sie dennoch, denn er vertraute auf den höheren Schutz, wel- cher der Kirche von ihrem Stifter verheißen ist, und auf die Refor- mation, die auf einem andern kirchlichen Gebiete vorangegangen war und der seinigen den Weg bereitet hatte. Auch die Klöster hatten viel- fach durch Simonie gelitten oder waren durch die Fülle ihres Besitzes zu einem weltlichen Leben verlockt worden. Dieser Ausartung arbeiteten aber Männer entgegen, in denen derselbe Geist fortlebte, welcher die Klöster in's Leben gerufen hatte, die der Welt ein neues Beispiel der Ent- sagung, der Andacht und der Arbeit für die höhere Bildung der Mensch- heit vor Augen stellten. Unter diesen nimmt das Kloster Klugny den ersten Rang ein, das 909 durch Abt Berno und Herzog Wilhelm den Frommen von Guyenne gegründet wurde. Es erneuerte die Strenge der Regel St. Benedikts, sein Ruhm durchdrang unter den Aebten Odo, Aymar und Majolus die ganze europäische Christenheit und rief in einem kurzen Zeiträume hunderte ähnlicher Stiftungen in's Leben. So mehr- ten sich wieder die Anstalten, aus denen allseitig gebildete ernste Geist- liche hervorgingen, wo die Jugend die Stätten frommer Erziehung und höheren Unterrichtes fand. Noch wichtiger vielleicht war die Einwir- kung der reformierten Klöster auf das Volk; der sittliche Ernst, das ent- haltsame und doch so thätige Leben gefiel ihm, es bekam wieder einen Maßstab für die Anforderungen, welche die Kirche an die Geistlichen stellt, und verlangte von ihnen, wenn auch nicht dieselben Opfer, so doch sichtbare Nacheiferung. Als daher Gregor die Verordnungen wegen der Priesterehe und der Simonie erneuerte, so traten der bessere Theil des Klerus, alle Klöster und das Volk alsbald auf seine Seite und diese sittliche Macht war es, welche jene Verordnungen durchführte, nachdem Gregor selbst als Flüchtling gestorben war. Daß dieser Kampf zu Hein- richs Verderben ausschlug, daran trug er selbst die Schuld, einmal durch sein Lasterleben, sodann durch seine Treulosigkeit, mit der er auch die besseren Gegner behandelte; dabei ist jedoch nicht zu leugnen, daß die Herren, welche in Deutschland für die Sache der Kirche zu streiten er-

4. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 219

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Rudolf von Habsburg. 219 nur Ungarn mit Deutschland, sondern gebot Einhalt auch der französi- schen Macht im Westen und im Süden, sowie der türkischen im Osten; es hat Deutschland vielmal gerettet. Nach seinem Siege über Ottokar stellte Rudolf den Landfrieden mit Nachdruck her; bei dem Falle der Hohenstaufen hatten die Herren von Wirtenberg, Baden, Helfenstein, Montfort u. a. von den königlichen Rech- ten an sich gerissen, so weit sie mit ihren räuberischen Händen zugreifen konnten; Rudolf verlangte Herausgabe des Geraubten und erzwang sie; am meisten machte ihm der Graf Eberhard von Wirtenberg zu schaffen, der ihn auch an der Wiederherstellung des Herzogthums Schwaben, mit dem Rudolf einen seiner Söhne belehnt hätte, verhinderte. Selbst mit einigen Städten hatte er zu thun, welche sich keine Reichsvögte gefallen lassen wollten; zudem war ihnen die Steuer zuwider, die ihnen der König auflegte; denn da das Reichsgut größtentheils abhanden gekom- men war und die Fürsten nicht besteuert werden konnten, mußte Rudolf die Städte, die Kaufleute und den Klerus in Anspruch nehmen, die ihm auch wirklich am meisten zum Danke verpflichtet waren. Nach Italien zog Rudolf nicht; er verglich es mit der Löwenhöhle in der Fabel, bei der wohl viele Fußftapfen hinein, aber wenige heraus führen, und überließ die Italiener ihren eigenen Kriegen. Ebenso unter- nahm er auch keinen Kreuzzug, obwohl er ein eben so ritterlicher als religiöser Herr war; er hatte 1276 den 16. Oktober in Lausanne zwar das Kreuz genommen, als er dort mit Papst Gregor X., welcher das Kreuz predigte, zusammen kam, fand es aber doch nothwendiger Ruhe und Ordnung in Deutschland zu erhalten und dessen Gränzen wiederher- zustellen. Die Herzoge von Savoien waren besonders mächtig gewor- den und herrschten bereits vom Genfersee bis über Bern hinunter. Dreimal zog Rudolf gegen diese neue Macht, brachte die dem Reiche entfremdeten Städte Laupen, Milden, Peterlingen, Murten an dasselbe zurück und schützte die Bischöfe von Lausanne und Genf, so wie den im burgundischen Besannen (Bisanz bei unfern Vorfahren, welche fremde Namen sich mundrecht machten, wie es jetzt Engländer und Franzosen thun); nur Bern, das ihn durch Vertreibung der Juden geärgert hatte, belagerte er vergeblich, brachte es aber doch zur Nachgibigkeit. Unver- rückten Blickes beobachtete er die Franzosen, denn er durchschaute bereits ihre Absicht sich auf Kosten Deutschlands zu vergrößern. Deßwegen hatte er den Plan entworfen, zwischen Frankreich und Deutschland ein neues Königreich Burgund zu stiften, das er einem seiner Söhne zu verleihen gedachte, allein ehe er dies ausführen konnte, überraschte den ächtdeutschen König der Tod. Auf der Burg von Germersheim saß im Juli 1291 der alte Herr beim Schach, seinem Lieblingsspiele; sein Angesicht war leichenblaß, und

5. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 259

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Johannes Xxiii. und Herzog Friedrich von Oesterreich. 259 Hußen nur Sicherheit auf der Reise zu, und konnte ihn in keinem Falle dem Urtheile des Koncils und dem Gange der Gesetze entziehen. Glei- ches Schicksal erlitt am 30. Mai 1416 Hieronymus von Prag, Hußens Freund, welcher in seinem Widerspruche gegen die Kirche noch weiter gegangen war und die Strafe durch trotzigen Uebermuth herausgefordert hatte; denn er hatte widerrufen und den Widerruf zurückgenommen, war in die Nähe von Konstanz gekommen und hatte das Gericht des Koncils verlangt, war wieder entflohen und als Gefangener nach Konstanz ge- liefert worden. Johannes Xxiii. und Herzog Friedrich von Oesterreich. Johannes Xxiii. war nur widerstrebend nach Konstanz gegangen, Gregor Xii. beschickte das Koncil durch einen Kardinallegaten und dankte alsdann ab, als er auf diese Weise gewissermaßen anerkannter Papst war, Benedikt Xiii. wurde abgesetzt, als er sich durchaus zum ehrenhaften Rückzuge nicht verstehen wollte, und Johannes Xxiii. er- klärte sich wenigstens auf das Andringen des Koncils und des Kaisers zur Abdankung bereit, obwohl er als Papst war anerkannt worden. Er schmeichelte sich wohl, man werde ihm um so eher wieder huldigen; als er aber die Stimmung der Versammlung und des Kaisers (der unauf- hörlich von ihm Geld entlehnen wollte) gegen sich sah, versuchte er es durch andere Mittel den päpstlichen Thron zu behaupten. Er verband sich mit Herzog Friedrich von Oesterreich, der den Kaiser haßte, welcher seinerseits eifrig bemüht war dem Herzoge Feinde zu erwecken. Johan- nes Xxiii. besaß viel Gold, Friedrich viele streitbare Männer; die Großen des Reiches fürchtete Friedrich nicht und mit den Schweizern hatte er den Frieden auf 50 Jahre verlängert. Abgeredeter Weise ent- floh der Papst als Reitknecht verkleidet aus der Stadt; auch der Herzog ritt fort, als ihm das Gelingen der Flucht des Papstes gemeldet wurde, und nun sollte Deutschland durch die beiden Herren der Schauplatz eines großen Krieges werden. Doch Kaiser und Koncil blieben fest; es bannte den Papst, den Herzog und ihre Helfershelfer, und Sigismund that sie in die Acht. Johann fand nirgends Anhang, auch Friedrich wurde von den Seinigen verlassen, die österreichischen Vorderlande fielen fast sämmt- lich in die Gewalt seiner Feinde. In der Schweiz griff Bern zu und riß die andern Kantone mit sich fort, denn sie wollten nicht alles an Bern kommen lassen, welchem der Kaiser für einige tausend Gulden den Besitz alles dessen zugesichert hatte, was es von dem Herzog erobern würde. So wurde der schöne Aargau, die Wiege des Hauses Habsburg, eine bernische und eidgenössische Vogtei; denn die Schweizer nahmen schon keine eroberte Landschaft oder Stadt mehr in ihren Bund auf, sondern 17«

6. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 269

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Friedrich Iii. Das Koncil von Basel. Der alte Züricher Krieg. 269 Friedrich Hi- (1440-1493). Er war Neffe Albrechts und Herzog von Steyermark und Kärnthen; von Charakter war er sanft und friedlich, ein enthaltsamer, mäßiger Mann, eine große Seltenheit Ln jener Zeit; aber an Thatkraft und Muth ge- brach es ihm, vielleicht zu seinem Glücke; er schien bestimmt, viele große Dinge zu erleben, aber keine zu thun. Das Reich ging unter ihm sei- nem Zerfalle unaufhaltsam entgegen. Das Koncil von Basel (1431-1449). Dasselbe war berufen worden, um die Reformation an Haupt und Gliedern, welche man zu Konstanz begonnen hatte, fortzusetzen und zu voll- enden. Die Hauptarbeit desselben, die Versöhnung der Hussiten mit der Kirche, ist bereits erzählt. Es gerieth bald in Zwiespalt mit Papst Eugen Iv., indem es sich wirklich gegen den Papst zu eigenmächtig be- nahm. Er verlegte dasselbe nach Ferrara, dann nach Florenz; aber viele Abgeordnete des Koncils blieben in Basel, stellten den Grundsatz abermals auf, daß das Koncil über dem Papste stehe, setzten Eugen Iv. ab und wählten den alten Herzog Amadeus von Savoyen, der am Genfersee als Einsiedler lebte, zum Papste als Felix V. Aber Eugen sprach den Bann über das Koncil, setzte die Erzbischöfe von Mainz und Trier, dessen thätigste Mitglieder, ab, Nikolaus Kusanus und Aeneas Sylvins, die talentvollsten Männer der Versammlung, traten von dem- selben zurück, und endlich willigten auch Friedrich Iii. und die deutschen Fürsten in die Abänderung der Beschlüsse des Koncils, die sie angenom- men hatten, durch besondere Unterhandlungen mit dem Papste (Aschaf- fenburger Konkordat). Die Reste des Koncils zogen sich nach Lausanne zurück, an die savoyische Gränze, für Papst Eugen Iv. und das von ihm zu Florenz gehaltene Koncil erklärten sich allmälig die meisten Für- sten, Felir V. dankte 1447 ab und 1449 zerstreuten sich die letzten Basler, indem sie die Amnestie des Papstes Nikolaus V. annahmen. Der alte Züricher Krieg (1443—1446). In der Schweiz war der letzte mächtige Herr, der Graf Friedrich von Toggenburg, kinderlos gestorben, und es fehlte nun nicht an Erben und an Liebhabern zu wohlgelegenen Stücken Landes. So hätte z. B. die reiche Stadt Zürich gerne eine Strecke des rechten Seeufers an sich gebracht; das duldeten aber die Nachbarn, die Schwyzer und Glarner nicht, es entstand Hader und Feindschaft, und am Ende mußte Zürich seinen Ansprüchen entsagen, als die Eidgenossen mit den Waffen in der

7. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 312

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
312 Frankreich, Spanien und Portugal kommen empor. anwarben und diese dann jeder Stadt oder jedem Fürsten zuführten, der sie am besten bezahlte. Sforza hatte dem mailändischen Herzoge gute Dienste geleistet, und nach dessen Tode bemächtigte er sich der Gewalt (1450), wurde wieder vertrieben und behauptete sich zuletzt gegen seine Feinde in Mailand, gegen die Franzosen und die italienischen Fürsten. Sein Sohn und Nachfolger Galeazzo Maria wurde ermordet (1476); nun übernahm Ludovico Sforza Moro für den Sohn des Ermordeten die vormundschaftliche Regierung, räumte ihn aber aus dem Wege (1494). Gegen die Sforza richteten sich Erbansprüche des französischen Königs- hauses; Valentine nämlich war eine Tochter des Galeazzo Ii. Viskonti, verheirathet mit dem Herzog von Orleans und Mutter des Prinzen Karl, und dieser war Vater Ludwigs Xii. Savoyen und Piemont. Rudolf von Habsburg hatte als König die savoyische Macht wieder hinter den Genfersee zurückgedrängt, aber das Haus Savoyen hatte die späteren Zeiten klug benutzt und mit den Waffen und noch mehr durch Heirathen, Geld und List eine schöne Herrschaft erworben. In der Schweiz besaß es Genf, Waadt, das untere Wallis, Freiburg, in Italien Pie- mont und die Grafschaft Nizza; Saluzzo und Montferrat hatten noch eigene Markgrafen. Im Kriege Karls des Kühnen mit den Eidgenossen wurde aber die Waadt hart mitgenommen und Freiburg verloren; in eine noch schwierigere Stellung gerieth Savoyen, als es zwischen die spanisch-österreichische und französische Macht eingeengt wurde. — Den Grafen von Savoyen verlieh Kaiser Sigismund 1416 den Herzogstitel. Florenz. Diese Republik hob sich vorzüglich durch Manufakturen, besonders Seide- und Wollewebereien, sowie durch Geldgeschäfte. Seine große Bedeutung erlangte es aber erst nach der Hohenstaufenzeit, als es an die Spitze der mittelitalischen Guelfen trat; das ghibellinische Pisa unter- lag nach beispiellos hartnäckigem Kampfe 1409, nachdem dessen Seemacht durch die Genuesen schon vorher vernichtet war, wurde aber erst 1509 nach abermaligem verzweifelten Kampfe eine siorentinische Landstadt. Florenz war überhaupt in seinen Eroberungskriegen vom Glücke begün- stigt und gründete eine für die damalige Zeit beträchtliche Landmacht, denn es beherrschte das ganze Flußgebiet des Arno und das Küstenland bis gegenüber der Insel Elba; neben Florenz eroberte Siena das Fluß- gebiet des Ombrone und erhielt Lukka nur mit äußerster Anstrengung und fremder Hilfe seine Unabhängigkeit. Florenz war wo möglich eine

8. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 314

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
314 Frankreich, Spanien und Portugal kommen empor. durch Florenz zu einem zweiten Athen. Er war der herrlichste Fürst seiner Zeit, nur der Hang zur Wollust trübte die Hochachtung der Welt vor ihm und bereitete ihm auch einen frühen Tod. Sein Sohn Peter hatte mit der florentinischen Demokratie zu kämpfen, welche der Domi- nikaner Savonarola (verbrannt 23. Mai 1498) durch seine feurigen Predigten gegen geistliche und weltliche Herrschaft und gegen deren Uep- pigkeit aufregte; Peter mußte vor einem Volksaufstande entfliehen, denn sein unkluges politisches Treiben (er hatte sich mit Neapel verbündet) rief die Franzosen nach Italien, mit deren König er in der Angst Bund machte, ihm Pisa und Livorno abtrat und 200,000 Dukaten zu bezahlen versprach (1494). Ferrara und Mantua. Mit den Mediceern wetteiferten die Herzoge von Este oder Ferrara an schlauer Politik, Glanz, Reichthum und Gunst für Wissenschaft und Künste; sie herrschten von Modena und Reggio bis Ferrara. Zn Man- tua hatten die Gonzaga (seit 1328) eine Herrschaft. Kaiser Sigis- mund gab ihnen 1434 den markgräflichen, Karl V. 1530 den herzogli- chen Titel. Kirchenstaat. Nach der Rückkehr der Päpste ans Avignon gelang es denselben nur mit vieler Mühe, in dem Kirchenstaate wieder Ordnung herzustellen und die päpstliche Autorität zur Geltung zu bringen; besonders schwer waren die Römer von ihrem Hange Republik zu spielen abzubringen. Unmittelbares päpstliches Gebiet war damals nur der südliche Theil des Kirchenstaats (Kampagna, Maritima, Patrimonio), über die andern Theile herrschten zahlreiche Dynasten, welche die Oberherrlichkeit des Papstes meistens nur dem Namen nach anerkannten. Solche Herrschaften waren z. B. die der Monaldeschi in Orvieto, der Montone in Perugia, der Montefeltre in Urbino, der Ordelafi in Forli, der Manfredi in Faenza, der Bentivoglio in Bologna, der Malatesta in Rimini, der Varani in Kamerino rc.; die Este besaßen Ferrara, die Venetianer Ravenna. Seit Martin V. war es Grundsatz der Päpste die erledigten Lehen einzuzie- hen und ihre Oberherrschaft über die kleinen Dynasten wieder geltend zu machen, wodurch zugleich die Beruhigung des Landes und die öffent- liche Sicherheit bedingt war. Besondere Thätigkeit entfalteten in dieser Richtung Eugen Iv., Pius Ii., Sirtus Iv., Alexander Vi., letzte- rer freilich auf eine frevelhafte Weise und zunächst zu Gunsten seiner Familie. Papst Julius Ii. (1503 — 1513) erwarb Bologna, Ankona, Pe-

9. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 55

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
St. Bonifaclus, der Apostel Deutschlands. 55 er, einem Ansuchen des Herzogs Odilo folgend, die kirchlichen Verhält- nisse Bayerns, indem er es in die vier Diöcesen Salzburg, Passau, Regensburg und Freising eintheilte und würdige Bischöfe einsetzte. 741 stiftete er die Bisthümer Würzburg, Büraburg und Erfurt (von denen später das erste an Paderborn, das andere an Mainz fiel), 745 das zu Eichstädt. 742 fand das erste deutsche Nationalkoncil (wahrscheinlich zu Frankfurt a. M.) statt, 743 ein Koncil zu Liftinä (bei Kambray), 744 eines zu Soissons, die von ihm geleitet heilsame Beschlüsse faßten. 743 gründete sein Freund und Schüler St. Sturm, ein Bayer, das Kloster Hersfeld, er selbst tief im Urwalde Buchonia, wo ihm Karlmann einen Raum von 4000 Schritten in die Länge und Breite angewiesen hatte, das Kloster Fulda, das für Mitteldeutschlands Kultur so bedeutend wurde. Dieses sein Lieblingsstift hatte St. Bonifacius als den Ort ausersehen, wo er die letzten Jahre seines Lebens, nur wenige meinte er, wenn der gebrechliche Leib dem apostolischen Dienste nicht mehr genüge, in Ruhe zubringen wollte. 747 wurde er Erzbischof von Mainz, Primas für Deutschland, päpstlicher Legat in Gallien und Germanien, salbte 752 Pipin zu Soissons als König der Franken, übergab den erzbischöf- lichen Stuhl seinem Schüler Lullus, den er mit Zustimmung des Papstes selbst zu seinem Nachfolger erwählt hatte und wanderte 753 als Missio- när nach Friesland um dessen Bekehrung zu vollenden. Hier fand er bei Dokkum den 5. Juni 755 mit 52 Gefährten den Tod unter den Streichen einer Heidenschaar; die christlichen Friesen, die um ihn waren, hätten ihn bis zum letzten Blutstropfen vertheidigt, er wollte aber nicht, daß andere für ihn sterben sollten und empfing stehend und betend die tödtliche Wunde. St. Bonifacius war nicht allein dadurch der Wohlthäter unserer Nation, daß er sie der Finsterniß des Heidenthums entriß, heidnischen Aberglauben bei den Neubekehrten durch weise Verordnungen bekämpfte, Klöster und Bisthümer stiftete, die deutschen Stifte in den lebendigsten Verkehr mit dem päpstlichen Stuhle brachte und dadurch in jener Zeit, wo es an Häresieen so wenig fehlte als an nationaler Feindseligkeit, das Bewußtsein der kirchlichen Einheit bei den Völkern diesseits der Alpen befestigte, sondern er wirkte auch den Uebelständen kräftig ent- gegen, welche in der abendländischen Kirche viel Unheil anrichteten. Viele Klöster waren reich an Land und Leuten geworden, wie be- reits oben erzählt ist; sie waren die Universitäten jener Zeit, die Se- minarien für Priester und Missionäre, die einzigen Institute, in welchen die vornehme Jugend höhere Bildung erhalten konnte, die Asyle für solche, welche des weltlichen Treibens überdrüssig waren oder sich an demselben nie betheiligen wollten; sie pflegten die Künste, sie übten end- lich die Pflicht der Wohlthätigkeit im weitesten Umfange — hätten sie

10. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 194

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
194 Das heilige römische Reich deutscher Nation. beachtet würden, sondern Fürsten und Völker riefen seine Vermittlung oder seinen Schutz an, und machten ihn dadurch zum höchsten Tribunal, zum Friedensrichter der Christenheit. Neben ihm stand der Kaiser, dem mit der Krone das Schutzrecht über die Kirche übertragen wurde; ihn anerkannte die Christenheit als ihren ersten Fürsten, von ihm erwartete sie, daß er die Bösen strafe, die Gewaltthätigen Niederschlage, die Em- pörer gegen das christliche Gesetz zum Gehorsam zwinge und das Panner der Christenheit emporhalte gegen die Feinde ihres Namens. Der ge- fährlichste dieser Feinde war der Islam, denn Todfeindschaft gegen das Christenthum war und ist sein erstes Gebot; mit dem Schwerte hatte er es in Asien und Afrika vertilgt und bedrohte es von Osten und Westen in Europa; da erhob sich das christliche Europa wie ein Mann und be- stand einen Kampf, der hinsichtlich seiner Dauer und Streiterzahl seines Gleichen noch nie hatte. Doch triumphierte das Kreuz nicht vollständig über den Halbmond; der Entscheidungskampf wurde vielmehr den Nach- kommen als ein Erbtheil hinterlassen. Durch Papst und Kaiser eine feste Ordnung der christlichen Staaten zu begründen gelang auch nicht; denn die beiden Mächtigen entzweiten sich, der Kaiser unterlag mit sei- nen Ansprüchen, seine Nachfolger erbten wohl seinen Namen, aber we- nig von seiner Macht, und das Papstthum mußte so gewaltige Anstren- gungen machen, daß es obwohl siegreich doch geschwächt aus dem großen Kampfe hervorging und die Stellung nicht mehr behaupten konnte, welche ihm seine großartige Wirksamkeit bei dem Aufbau des germanisch-christ- lichen Staatenspstems angewiesen hatte. Doch trug Europas Ringen nach höherer Einigung seines Völkerlebens, sein Heldenkampf mit dem Islam reichen Lohn; erreichte es auch das angestrebte Ziel nicht, so brachte die Entfaltung aller besseren Kräfte so manches andere Treffliche, das man früher nicht geahnt hatte. Ein allgemeiner Aufschwung hob Nationen und einzelne Stände, ein vorher nicht gekannter Verkehr ver- breitete besonders in den Städten Reichthum und Bildung, die Isolie- rung der Nationen hörte auf, Wissenschaft und Kunst bauten gemein- schaftliche Herde, so daß eine europäische Kunst und Literatur auf- blühte. Es war in jener Zeit ein reiches und bewegtes Leben, und wir sehen überall in allen Kreisen eine Kraftfülle schaffen und walten, die uns ganz wunderbar erscheint. Damit ist nicht gesagt, daß damals alles schön und gut gewesen sei; die Leidenschaften trieben damals ihr Spiel wie zu jeder Zeit und um so verderblicher, weil jenes Zeitalter so kräftige, Willensstärke und thatenlustige Menschen hegte; ein heißer Sommer ist ein fruchtbarer, aber auch gewitterreicher, und je höher ein Baum ist, um so weiter wirft er seinen Schatten.
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