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1. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 225

1855 - Mainz : Kirchheim
225 vielen Stunden blutig roth und verkündete, bis zu den beiden Gebirgsket- ten hinüberleuchtend, den Untergang von Speyer. Die Franzosen sahen die auffliegenden Häuser, sahen die fallenden Stadtgebäude, hörten das Einbrechen der Kloster- und Stiftsthürme, hörten den Sturz der mit lau- tem Krachen niederfahrenden Kuppeln am Münster — und fteuten sich des gelungenen Mordbrandes. Sie kehrten nun in die öde Stadt zurück. Durch die noch rauchenden Balkentrümmer des Domes kamen sie an die Gräber der Kaiser. Da erinnerten sie sich der alten Sage, wie daß die deutschen Herrscher mit großen Schätzen hier versenkt worden, und alsbald erwachte die Habsucht in ihren Gemüthern. Die Scheue vor den Todten hielt die Vandalen nicht ab, und die allen Völkern heilige Ruhe der Ver- storbenen wehrte nicht dem Durfte nach Golde. Sie zerschlugen die Särge, so aus köstlichem Marmor bestanden, rissen das eiserne Gitter nieder, das diese seither gegen Verletzung schützte, brachen die Gräber auf und wühlten hinab. Emsig suchten sie umher, rissen die Leiche des Kaisers Albrecht her- aus und streuten, vielleicht aus Muthwillen, vielleicht ob getäuschter Er- wartung erbost, seine Gebeine in den Schutt. Gleiches Schicksal traf die Kaiserin Beatrir, des Domes Wohlthäterin. Dergleichen erbrachen sie auch noch andere Gräber, warfen die noch unverwesten Körper im Dome um- her und raubten die Särge, den Schmuck und was sie sonst an Metall fanden. Auch bis in's Maricnchor war das Feuer gekommen. Die Altäre wa-, ren dahin; doch wundersam! zu den Füßen der gnadenreichen Madonna hatte sich seine Wuth gebrochen, als wollte das Bilo seinen alten Ruf be- haupten. Unsere Liebe Frau allein überlebte den ungeheuern Brand und blieb, obschon vom Dampfe geschwärzt, noch lange eine seltene Zierde des Münsters. Zehn Jahre lag Speyer mit seinem Dome darnieder, still und grauen- voll, wie ein Ort, auf dem der Fluch lastet, oder wo Nachtgeister ihr un- heimliches Wesen treiben — ein trauriger Aufenthalt der Steinkäutze und Eulen. Johannes v. Geissel, Cardinal-Erzbischof von Köln. 29. Gewaltsame Wegführung des Papstes Pius Vh. Am 17. Mai 1809 erließ Napoleon aus seinem Lager von Wien ein Decret, das alle Staaten des Papstes mit dem französi- schen Kaiserreich vereinigte. Die Stadt Nom ward zu einer kai- serlichen und freien Stadt erklärt und dem Papste eine jährliche Rente von 2,000,000 Franken angewiesen. Darauf verhängte Papst Pius Vii. den Bann über Jene, welche Gewaltthaten im Kirchenstaate ausüben. Napoleon ist nicht namentlich genannt. Die Bulle wurde in allen Ländern der Christenheit mit lautem Beifalle begrüßt; vergebens suchte Napoleon ihre Verbreitung zu hindern. Nach Bekanntmachung der Ercommunicationsbulle hatte sich der Papst in seinen Palast Quirinal zurückgezogen und die Hauptein- gänge vermauern lassen. Man fürchtete jeden Augenblick, die Fran- zosen würden den Papst gefangen nehmen. Der General Miollis hatte den General der Gensd'armerie Radet zu sich beschieden und ihm den Befehl ertheilt, den Cardinal Pacca und, im Falle eines Widerstandes, den heiligen Vater selbst zu verhaften und sie unmittel- bar auf der Post nach Florenz abzuführen. Um einen Aufstand der Hepp. Vollständiges Lehr- und Lesebuch.

2. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 219

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Rudolf von Habsburg. 219 nur Ungarn mit Deutschland, sondern gebot Einhalt auch der französi- schen Macht im Westen und im Süden, sowie der türkischen im Osten; es hat Deutschland vielmal gerettet. Nach seinem Siege über Ottokar stellte Rudolf den Landfrieden mit Nachdruck her; bei dem Falle der Hohenstaufen hatten die Herren von Wirtenberg, Baden, Helfenstein, Montfort u. a. von den königlichen Rech- ten an sich gerissen, so weit sie mit ihren räuberischen Händen zugreifen konnten; Rudolf verlangte Herausgabe des Geraubten und erzwang sie; am meisten machte ihm der Graf Eberhard von Wirtenberg zu schaffen, der ihn auch an der Wiederherstellung des Herzogthums Schwaben, mit dem Rudolf einen seiner Söhne belehnt hätte, verhinderte. Selbst mit einigen Städten hatte er zu thun, welche sich keine Reichsvögte gefallen lassen wollten; zudem war ihnen die Steuer zuwider, die ihnen der König auflegte; denn da das Reichsgut größtentheils abhanden gekom- men war und die Fürsten nicht besteuert werden konnten, mußte Rudolf die Städte, die Kaufleute und den Klerus in Anspruch nehmen, die ihm auch wirklich am meisten zum Danke verpflichtet waren. Nach Italien zog Rudolf nicht; er verglich es mit der Löwenhöhle in der Fabel, bei der wohl viele Fußftapfen hinein, aber wenige heraus führen, und überließ die Italiener ihren eigenen Kriegen. Ebenso unter- nahm er auch keinen Kreuzzug, obwohl er ein eben so ritterlicher als religiöser Herr war; er hatte 1276 den 16. Oktober in Lausanne zwar das Kreuz genommen, als er dort mit Papst Gregor X., welcher das Kreuz predigte, zusammen kam, fand es aber doch nothwendiger Ruhe und Ordnung in Deutschland zu erhalten und dessen Gränzen wiederher- zustellen. Die Herzoge von Savoien waren besonders mächtig gewor- den und herrschten bereits vom Genfersee bis über Bern hinunter. Dreimal zog Rudolf gegen diese neue Macht, brachte die dem Reiche entfremdeten Städte Laupen, Milden, Peterlingen, Murten an dasselbe zurück und schützte die Bischöfe von Lausanne und Genf, so wie den im burgundischen Besannen (Bisanz bei unfern Vorfahren, welche fremde Namen sich mundrecht machten, wie es jetzt Engländer und Franzosen thun); nur Bern, das ihn durch Vertreibung der Juden geärgert hatte, belagerte er vergeblich, brachte es aber doch zur Nachgibigkeit. Unver- rückten Blickes beobachtete er die Franzosen, denn er durchschaute bereits ihre Absicht sich auf Kosten Deutschlands zu vergrößern. Deßwegen hatte er den Plan entworfen, zwischen Frankreich und Deutschland ein neues Königreich Burgund zu stiften, das er einem seiner Söhne zu verleihen gedachte, allein ehe er dies ausführen konnte, überraschte den ächtdeutschen König der Tod. Auf der Burg von Germersheim saß im Juli 1291 der alte Herr beim Schach, seinem Lieblingsspiele; sein Angesicht war leichenblaß, und

3. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 259

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Johannes Xxiii. und Herzog Friedrich von Oesterreich. 259 Hußen nur Sicherheit auf der Reise zu, und konnte ihn in keinem Falle dem Urtheile des Koncils und dem Gange der Gesetze entziehen. Glei- ches Schicksal erlitt am 30. Mai 1416 Hieronymus von Prag, Hußens Freund, welcher in seinem Widerspruche gegen die Kirche noch weiter gegangen war und die Strafe durch trotzigen Uebermuth herausgefordert hatte; denn er hatte widerrufen und den Widerruf zurückgenommen, war in die Nähe von Konstanz gekommen und hatte das Gericht des Koncils verlangt, war wieder entflohen und als Gefangener nach Konstanz ge- liefert worden. Johannes Xxiii. und Herzog Friedrich von Oesterreich. Johannes Xxiii. war nur widerstrebend nach Konstanz gegangen, Gregor Xii. beschickte das Koncil durch einen Kardinallegaten und dankte alsdann ab, als er auf diese Weise gewissermaßen anerkannter Papst war, Benedikt Xiii. wurde abgesetzt, als er sich durchaus zum ehrenhaften Rückzuge nicht verstehen wollte, und Johannes Xxiii. er- klärte sich wenigstens auf das Andringen des Koncils und des Kaisers zur Abdankung bereit, obwohl er als Papst war anerkannt worden. Er schmeichelte sich wohl, man werde ihm um so eher wieder huldigen; als er aber die Stimmung der Versammlung und des Kaisers (der unauf- hörlich von ihm Geld entlehnen wollte) gegen sich sah, versuchte er es durch andere Mittel den päpstlichen Thron zu behaupten. Er verband sich mit Herzog Friedrich von Oesterreich, der den Kaiser haßte, welcher seinerseits eifrig bemüht war dem Herzoge Feinde zu erwecken. Johan- nes Xxiii. besaß viel Gold, Friedrich viele streitbare Männer; die Großen des Reiches fürchtete Friedrich nicht und mit den Schweizern hatte er den Frieden auf 50 Jahre verlängert. Abgeredeter Weise ent- floh der Papst als Reitknecht verkleidet aus der Stadt; auch der Herzog ritt fort, als ihm das Gelingen der Flucht des Papstes gemeldet wurde, und nun sollte Deutschland durch die beiden Herren der Schauplatz eines großen Krieges werden. Doch Kaiser und Koncil blieben fest; es bannte den Papst, den Herzog und ihre Helfershelfer, und Sigismund that sie in die Acht. Johann fand nirgends Anhang, auch Friedrich wurde von den Seinigen verlassen, die österreichischen Vorderlande fielen fast sämmt- lich in die Gewalt seiner Feinde. In der Schweiz griff Bern zu und riß die andern Kantone mit sich fort, denn sie wollten nicht alles an Bern kommen lassen, welchem der Kaiser für einige tausend Gulden den Besitz alles dessen zugesichert hatte, was es von dem Herzog erobern würde. So wurde der schöne Aargau, die Wiege des Hauses Habsburg, eine bernische und eidgenössische Vogtei; denn die Schweizer nahmen schon keine eroberte Landschaft oder Stadt mehr in ihren Bund auf, sondern 17«

4. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 269

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Friedrich Iii. Das Koncil von Basel. Der alte Züricher Krieg. 269 Friedrich Hi- (1440-1493). Er war Neffe Albrechts und Herzog von Steyermark und Kärnthen; von Charakter war er sanft und friedlich, ein enthaltsamer, mäßiger Mann, eine große Seltenheit Ln jener Zeit; aber an Thatkraft und Muth ge- brach es ihm, vielleicht zu seinem Glücke; er schien bestimmt, viele große Dinge zu erleben, aber keine zu thun. Das Reich ging unter ihm sei- nem Zerfalle unaufhaltsam entgegen. Das Koncil von Basel (1431-1449). Dasselbe war berufen worden, um die Reformation an Haupt und Gliedern, welche man zu Konstanz begonnen hatte, fortzusetzen und zu voll- enden. Die Hauptarbeit desselben, die Versöhnung der Hussiten mit der Kirche, ist bereits erzählt. Es gerieth bald in Zwiespalt mit Papst Eugen Iv., indem es sich wirklich gegen den Papst zu eigenmächtig be- nahm. Er verlegte dasselbe nach Ferrara, dann nach Florenz; aber viele Abgeordnete des Koncils blieben in Basel, stellten den Grundsatz abermals auf, daß das Koncil über dem Papste stehe, setzten Eugen Iv. ab und wählten den alten Herzog Amadeus von Savoyen, der am Genfersee als Einsiedler lebte, zum Papste als Felix V. Aber Eugen sprach den Bann über das Koncil, setzte die Erzbischöfe von Mainz und Trier, dessen thätigste Mitglieder, ab, Nikolaus Kusanus und Aeneas Sylvins, die talentvollsten Männer der Versammlung, traten von dem- selben zurück, und endlich willigten auch Friedrich Iii. und die deutschen Fürsten in die Abänderung der Beschlüsse des Koncils, die sie angenom- men hatten, durch besondere Unterhandlungen mit dem Papste (Aschaf- fenburger Konkordat). Die Reste des Koncils zogen sich nach Lausanne zurück, an die savoyische Gränze, für Papst Eugen Iv. und das von ihm zu Florenz gehaltene Koncil erklärten sich allmälig die meisten Für- sten, Felir V. dankte 1447 ab und 1449 zerstreuten sich die letzten Basler, indem sie die Amnestie des Papstes Nikolaus V. annahmen. Der alte Züricher Krieg (1443—1446). In der Schweiz war der letzte mächtige Herr, der Graf Friedrich von Toggenburg, kinderlos gestorben, und es fehlte nun nicht an Erben und an Liebhabern zu wohlgelegenen Stücken Landes. So hätte z. B. die reiche Stadt Zürich gerne eine Strecke des rechten Seeufers an sich gebracht; das duldeten aber die Nachbarn, die Schwyzer und Glarner nicht, es entstand Hader und Feindschaft, und am Ende mußte Zürich seinen Ansprüchen entsagen, als die Eidgenossen mit den Waffen in der

5. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 312

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
312 Frankreich, Spanien und Portugal kommen empor. anwarben und diese dann jeder Stadt oder jedem Fürsten zuführten, der sie am besten bezahlte. Sforza hatte dem mailändischen Herzoge gute Dienste geleistet, und nach dessen Tode bemächtigte er sich der Gewalt (1450), wurde wieder vertrieben und behauptete sich zuletzt gegen seine Feinde in Mailand, gegen die Franzosen und die italienischen Fürsten. Sein Sohn und Nachfolger Galeazzo Maria wurde ermordet (1476); nun übernahm Ludovico Sforza Moro für den Sohn des Ermordeten die vormundschaftliche Regierung, räumte ihn aber aus dem Wege (1494). Gegen die Sforza richteten sich Erbansprüche des französischen Königs- hauses; Valentine nämlich war eine Tochter des Galeazzo Ii. Viskonti, verheirathet mit dem Herzog von Orleans und Mutter des Prinzen Karl, und dieser war Vater Ludwigs Xii. Savoyen und Piemont. Rudolf von Habsburg hatte als König die savoyische Macht wieder hinter den Genfersee zurückgedrängt, aber das Haus Savoyen hatte die späteren Zeiten klug benutzt und mit den Waffen und noch mehr durch Heirathen, Geld und List eine schöne Herrschaft erworben. In der Schweiz besaß es Genf, Waadt, das untere Wallis, Freiburg, in Italien Pie- mont und die Grafschaft Nizza; Saluzzo und Montferrat hatten noch eigene Markgrafen. Im Kriege Karls des Kühnen mit den Eidgenossen wurde aber die Waadt hart mitgenommen und Freiburg verloren; in eine noch schwierigere Stellung gerieth Savoyen, als es zwischen die spanisch-österreichische und französische Macht eingeengt wurde. — Den Grafen von Savoyen verlieh Kaiser Sigismund 1416 den Herzogstitel. Florenz. Diese Republik hob sich vorzüglich durch Manufakturen, besonders Seide- und Wollewebereien, sowie durch Geldgeschäfte. Seine große Bedeutung erlangte es aber erst nach der Hohenstaufenzeit, als es an die Spitze der mittelitalischen Guelfen trat; das ghibellinische Pisa unter- lag nach beispiellos hartnäckigem Kampfe 1409, nachdem dessen Seemacht durch die Genuesen schon vorher vernichtet war, wurde aber erst 1509 nach abermaligem verzweifelten Kampfe eine siorentinische Landstadt. Florenz war überhaupt in seinen Eroberungskriegen vom Glücke begün- stigt und gründete eine für die damalige Zeit beträchtliche Landmacht, denn es beherrschte das ganze Flußgebiet des Arno und das Küstenland bis gegenüber der Insel Elba; neben Florenz eroberte Siena das Fluß- gebiet des Ombrone und erhielt Lukka nur mit äußerster Anstrengung und fremder Hilfe seine Unabhängigkeit. Florenz war wo möglich eine

6. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 55

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
St. Bonifaclus, der Apostel Deutschlands. 55 er, einem Ansuchen des Herzogs Odilo folgend, die kirchlichen Verhält- nisse Bayerns, indem er es in die vier Diöcesen Salzburg, Passau, Regensburg und Freising eintheilte und würdige Bischöfe einsetzte. 741 stiftete er die Bisthümer Würzburg, Büraburg und Erfurt (von denen später das erste an Paderborn, das andere an Mainz fiel), 745 das zu Eichstädt. 742 fand das erste deutsche Nationalkoncil (wahrscheinlich zu Frankfurt a. M.) statt, 743 ein Koncil zu Liftinä (bei Kambray), 744 eines zu Soissons, die von ihm geleitet heilsame Beschlüsse faßten. 743 gründete sein Freund und Schüler St. Sturm, ein Bayer, das Kloster Hersfeld, er selbst tief im Urwalde Buchonia, wo ihm Karlmann einen Raum von 4000 Schritten in die Länge und Breite angewiesen hatte, das Kloster Fulda, das für Mitteldeutschlands Kultur so bedeutend wurde. Dieses sein Lieblingsstift hatte St. Bonifacius als den Ort ausersehen, wo er die letzten Jahre seines Lebens, nur wenige meinte er, wenn der gebrechliche Leib dem apostolischen Dienste nicht mehr genüge, in Ruhe zubringen wollte. 747 wurde er Erzbischof von Mainz, Primas für Deutschland, päpstlicher Legat in Gallien und Germanien, salbte 752 Pipin zu Soissons als König der Franken, übergab den erzbischöf- lichen Stuhl seinem Schüler Lullus, den er mit Zustimmung des Papstes selbst zu seinem Nachfolger erwählt hatte und wanderte 753 als Missio- när nach Friesland um dessen Bekehrung zu vollenden. Hier fand er bei Dokkum den 5. Juni 755 mit 52 Gefährten den Tod unter den Streichen einer Heidenschaar; die christlichen Friesen, die um ihn waren, hätten ihn bis zum letzten Blutstropfen vertheidigt, er wollte aber nicht, daß andere für ihn sterben sollten und empfing stehend und betend die tödtliche Wunde. St. Bonifacius war nicht allein dadurch der Wohlthäter unserer Nation, daß er sie der Finsterniß des Heidenthums entriß, heidnischen Aberglauben bei den Neubekehrten durch weise Verordnungen bekämpfte, Klöster und Bisthümer stiftete, die deutschen Stifte in den lebendigsten Verkehr mit dem päpstlichen Stuhle brachte und dadurch in jener Zeit, wo es an Häresieen so wenig fehlte als an nationaler Feindseligkeit, das Bewußtsein der kirchlichen Einheit bei den Völkern diesseits der Alpen befestigte, sondern er wirkte auch den Uebelständen kräftig ent- gegen, welche in der abendländischen Kirche viel Unheil anrichteten. Viele Klöster waren reich an Land und Leuten geworden, wie be- reits oben erzählt ist; sie waren die Universitäten jener Zeit, die Se- minarien für Priester und Missionäre, die einzigen Institute, in welchen die vornehme Jugend höhere Bildung erhalten konnte, die Asyle für solche, welche des weltlichen Treibens überdrüssig waren oder sich an demselben nie betheiligen wollten; sie pflegten die Künste, sie übten end- lich die Pflicht der Wohlthätigkeit im weitesten Umfange — hätten sie

7. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 138

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
138 Das heilige römische Reich deutscher Nation. eine Schlacht bei Aachen unvermeidlich schien. Sein Sarg blieb einige Zeit auf einer Maasinsel stehen, ein Einsiedler, der aus Jerusalem zu- rückgekehrt war, betete die Bußpsalmen dabei; erst nach fünf Jahren fand auch Heinrich Iv., der im Kirchenbann Gestorbene, sein Begräbniß in Speyer, als Heinrich V. dem Papste bezeugte, sein Vater sei reumü- thig verschieden. Heinrich V. (1108-1125). Wormser Konkordat (1122). Dieser hatte die Feindschaft seines Vaters mit der Kirche als Grund seiner Empörung angegeben und versprochen, den Papst als seinen Va- ter, die Kirche als seine Mutter zu ehren. Um Worte kümmerte er sich jedoch wenig und verfuhr gegen die Kirche nicht im geringsten anders als Heinrich Iv.; er besetzte die geistlichen Aemter und ließ den Papst protestieren und unterhandeln. Im Jahre 1110 zog er nach Italien und machte unterwegs einen Vertrag mit dem Papste, kraft dessen die Geist- lichkeit alle kaiserlichen Lehen zurückgeben und dafür der Kaiser der In- vestitur entsagen sollte. Als aber dieser Vertrag in der Peterskirche ver- kündet wurde, weigerten sich die deutschen und italienischen Prälaten den- selben anzuerkennen, nannten ihn eine Beraubung der Kirche, und es entstand ein furchtbarer Tumult. Heinrich nahm hierauf den Papst und seine Geistlichen als Friedensbrecher gefangen (12. Februar 1111), zwang ihn, dem Kaiser die Investitur einzuräumen, und ließ ihn außer- dem schwören, ihn nie zu bannen. Allein schon 1112 erklärte eine Sy- node im Lateran den Vertrag für erzwungen und ungiltig, der Papst selbst verbot wieder die Investitur, und als eine Kirchenversammlung zu Vienne über den Kaiser den Bann ausgesprochen hatte, bestätigte der Papst denselben. In Deutschland ging es dem Kaiser nicht besser als seinem Vater; als der letzte Graf von Orlamünde gestorben war, zog der Kaiser dessen Güter als Reichslehen an sich, während es deutsche Fürsten genug gab, welche die Erben sein wollten. Die Fürsten verban- den sich nun gegen ihn, an ihrer Spitze Lothar, den Heinrich aus einem Grafen von Suplingenburg zum Sachsenherzog gemacht hatte. Am 11. Fe- bruar 1115 kam es bei dem Welfesholze zur Schlacht und der Kaiser verlor sie. In Deutschland hielten die beiden Hohenstaufen Friedrich und Konrad, ersterer des Kaisers Neffe, Herzog von Schwaben, letzterer von diesem zum Herzoge von Franken (Oftfranken) erhoben, die Partei des Kaisers aufrecht, während dieser selbst nach Italien zog, um das Erbe der Markgräsin Mathilde zu gewinnen. Sie hatte in ihrem Testamente den Papst zum Erben eingesetzt; da sie aber die Reichslehen nicht vererben

8. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 216

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
216 Deutschland und Italien finken. Auch in Oberdeutschland erhob sich (1255) ein großer Städtebund; er richtete sich zunächst gegen die Räubereien und die neuen Zölle und sollte die städtischen Rechte gegen die Angriffe der Großen vertheidigen; der Bund erklärte sogar, er werde die Rechte der Landleute gegen Unbilden schützen, und warf sich so zum Richter zwischen Landvolk und Herrschaf- ten auf; am folgereichsten geschah dies von Bern, der äußersten Stadt des Bundes in südlicher Richtung. Diesem Bunde traten auch größere und kleinere Landesherren bei, denen es um Friede und Sicherheit zu thun war, andere aber wurden zum Beitritte gezwungen; er war jedoch über eine solche Länderstrecke ausgedehnt und die Städte lagen so zerstreut, daß er zu keiner größeren Dauer und festeren Gestaltung gelangen konnte, sonst würde er auf die Verfassung Deutschlands nachhaltiger eingewirkt haben. Zweites Kapitel. Rudolf von Habsburg (1273- 1294). Die Kurfürsten unterhandelten lange mit einander wegen der Kö- nigswahl, denn die Stimme der Nation forderte ein Oberhaupt, die Herren konnten sich aber nicht vereinigen; da erklärten ihnen die Städte, daß sie einen König wollten, aber nur einen einhellig gewählten aner- kennen würden. Die Wahl fiel endlich auf den Grafen Rudolf von Habsburg, der den Kurfürsten versprechen mußte, ihnen ihre Auslagen bei der Wahl und Krönung zu bezahlen; er war aber so schlecht bei Geld, daß er Bürgen stellte, welche die Herren annahmen. Dieser Graf schien den Fürsten zu einem Könige ganz passend; er war nicht reich, und das königliche Einkommen, das Friedrich I. zuletzt noch ganz bezo- gen hatte, war größtentheils an die Landesherren geschenkt oder von diesen an sich gerissen worden und betrug nach unserem Gelde keine halbe Million Thaler mehr. Er besaß auch keine furchtbare Hausmacht, denn er war ein Graf, dessen Besitzungen zerstreut in den heutigen Kan- tonen Aargau, wo auch das Schloß Habsburg steht, Luzern, Zürich und Thurgau, im Elsaße und im Schwarzwalde lagen. Sein Vater war ein treuer Anhänger der Hohenstaufen, während die andere Linie, Habs- burg-Laufenburg, zu der Gegenpartei trat; Rudolf selbst blieb der Fahne treu, bis die Hohenstaufen untergingen. Während des Interregnums schlug er sich wacker herum mit geistlichen und weltlichen Herren, z. B. dem Bischof von Basel, dem von Straßburg, dem Abte von St. Gallen, dem Freiherrn von Regensberg, und belagerte eben Basel, als man ihm

9. Leitfaden bei dem Unterricht in der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 123

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die übrigen alten Cantone. 123 Ii. Die 9 übrigen alten Cantone sind sämmtlich nach ihren Hauptstädten benannt. 5. Der Cantón Zürich zeichnet sich durch trefflichen Anbau, be- sonders an den beiden Ufern des Sees (vgl. S. 105), durch blühenden Gewerbsteiß und durch wissenschaftliche Bildung seiner Bewohner aus; die Hauptstadt Zürich (17,000 E.), „das schweizerische Athen", ist nicht allein (durch ihre Lage am nördlichsten Punkte des umfassen- den Limmatseebeckens) ein Hauptort für den Handelsverkehr nach Italien, wie Luzern, sondern auch der geistige Mittelpunkt der deutschen Schweiz. 6. Zug ist der kleinste aller Cantone, aber der Schlüssel zu den Waldstätten, die hier bei Morgarten den ersten Kampf gegen Oester- reich glücklich bestanden. 7. Glarus besteht aus dem nur gegen N. geöffneten, im S. durch den Dödi abgeschlossenen Linththale (und zwei einsamen Neben- thälern), in welches am meisten unter allen Thälern der Hochalpen die Industrie aus der Ebene vorgedrungen ist. 8. Bern, der zweitgrößte aller Cantone, mit der stärksten Be- völkerung (beinahe % Mill.), der einzige von den älteren Cantonen, der sowohl den Alpen, als der Ebene und dem Jura angehört, trägt seinen Namen von der ehemals, wie jetzt politisch bedeutendsten Stadt (27,500 E.) der ganzen Schweiz. Sein Hauptkörper wird durch das System der obern Aar gebildet. Das Berner Oberland, für dessen Erzeugnisse Thun am Abflüsse der Aar aus dem Thunersee den Stapelplatz bildet, ist (nächst dem Rigi) das Hauptziel der meisten Reisenden in die Alpenwelt; Jnterlaken (ínter lacus), zwischen dem Thuner- und Brienzersee, dient als Haupt- sammelplatz derselben. Auch das größte und merkwürdigste Thal des Jura, das Münster- thal, welches die Birs durchströmt, gehört fast ganz zu dem Cantón Bern. Am Südfuße des Jura liegt Biel am Abflüsse (der Zihl) des Bielersees nach der Aar. 9. Der Cantón Freiburg besteht vorzugsweise aus dem Thale der Saane und dessen Nebenthälern. 10. Solothurn in dem fruchtbarsten Theile der schweizerischen Ebene. Tie Hauptstadt Solothurn liegt an der Aar und am Fuße des Weißenstein, welcher den vollständigsten und umfassendsten Ueber- blick sowohl über die Hochebene, als über die ganze im Hintergründe derselben sich erstreckende Kette der Hochalpen, von der Grenze Tirols bis zum Montblanc, gewährt. 11. Basel am Nordabhange des Jura und im Rheinthale mit der Stadt Basel (28,000 E.), der einzigen zu beiden Seiten des Rheines an dessen ganzem Laufe, welche der Lage am Durchbruche des

10. Leitfaden bei dem Unterricht in der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 125

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die neuen Cantone. 125 17.—19. Die drei neuen Cantone der deutschen Schweiz haben das Gemeinschaftliche, daß sie alle drei auf bedeutende Strecken vom Rheine (einschließlich des Bodensees) begrenzt werden. Aargau um- faßt das Gebiet des Zusammenflusses sämmtlicher Aar-, Reuß-, Lim- mat- und Rheingewässer, in welchem außer der wenig bedeutenden Hauptstadt Aarau der älteste und besuchteste Badeort der Schweiz, Baden (von der Limmat durchströmt), liegt. In einiger Entfernung von dem Einflüsse der Reuß und Limmat erheben sich über der Aar die Trümmer der Habs bürg. — Die hügelförmige Landschaft des Thur- gau, zu beiden Seiten der Thur und östlich bis zum Bodensee, hat keine irgend bedeutende Stadt (Hauptstadt Frauenfeld, mit nur 2500 E.). — Im Canton St. Gallen, welcher sich vom Zürcher- und Wallenstätter- bis zum Bodensee und Rhein ausdehnt, ist die gleichnamige Hauptstadt (11,000 E.) durch Fabrikfleiß, Rorschach, als Hafenort am Bodensee, und Rapperschwyl, als Hafen am Zür- chersee (der Brücke gegenüber) wichtig. 20. — 22. Die drei südlichen und südöstlichen Cantone ge- hören sämmtlich dem Alpenlande an. Graubünden ist der größte (140 szm., also beinahe */5 der Schweiz), und zugleich der am schwächsten bevölkerte von allen Cantonen, gibt durch seine schroffen Gegensätze in der Gestaltung des Bodens, in der Vegetation und in der Bevölkerung nach Abstammung, Sprache, Religion und Sitten (% deutsch, % romanisch) ein Bild der Alpenwelt im Kleinen und macht so speziell den Uebergang von Mittel- zu Südeuropa, wie dies von der ganzen Schweiz im Allgemeinen behauptet werden kann. Die Hauptstadt Chur, im Centrum des Graubündner Rheinbeckens und am Ausgange mehrerer Thäler, ward die Vermittlerin des Verkehrs zwischen dem Bodensee und Zürchersee einerseits, dem Comer- und Langensee (über den Splügen und den Bernhardin) andererseits. Unter den (etwa 150) Thälern Graubündens ist das Engadin oder obere Innthal das bevölkertste und wohlhabendste, obgleich die höchste (im obersten Theile 5700' ü. d. M.) angebaute Gegend Europas. — Die männ- lichen Bewohner desselben suchen ihren Erwerb größtentheils durch einen längern Aufenthalt in größern Städten, namentlich Norddeutschlands (beson- ders als Conditoren, Chocoladefabrikanten u. s. w.) und kehren in spätern Jahren in ihre Heimat zurück. Der italienische Canton Tessin besteht aus mehreren, von N. nach S. parallel laufenden Querthälern, die ihre Gewässer dem Lago maggiore zusenden und reicht von der Höhe des Gotthard bis in die lombardische Ebene. Der Sitz der Regierung ist abwechselnd in den drei Hauptorten: Bellinzona (am Tessino), Locarno (am Lago maggiore) und Lugano (am Luganersee). Wallis oder das nach allen Seiten durch die höchsten Gebirgs- mauern fast gänzlich abgeschlossene obere Rhonethal mit dessen Neben-
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TM Hauptwörter (200)200

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