Iv. Die englische Revolution
bis 1688.
Geographisches Bild von Großbritannien.
Aus der Vorgeschichte von Heinrich Viii bis zu den
Stuarts 1509 —1603►
Aus den furchtbaren Bürgerkriegen des fünfzehnten Jahr-
hunderts, den Kämpfen der beiden Rosen von Jork und Lan-
caster gieng mit der Thronfolge des Hauses Tudor (mit
Heinrich Vii 1485—1509) das englische Königthum mächtiger
als je, das Parlament geschwächt hervor. Die Macht des Adels,
dessen Blüthe auf den Schlachtfeldern lag, sinkt, der Bürgerstand
hebt sich. —
A. Die Deformation in England.
Ursprung, Fortgang, Unterdrückung.
Heinrich Viii (1509—1547), in der auswärtigen Politik
längere Zeit berathen von dem Cardinal-Legaten Thomas W olsey,
Erzbischof von Jork, betrieb theils aus politischen Motiven (um
sich mit Franz I von Frankreich gegen die Uebermacht Karls V
im zweiten Krieg zu verbinden), theils aus persönlichen (wegen
der beabsichtigten Ehe mit Anna Boleyn) die Ehescheidung von
seiner Gemahlin (der Wittwe seines verstorbenen Bruders Arthur)
Katharina von Aragon, Karls V Tante (starb 1536). Ver-
weigerung des Dispenses durch Pabst Clemens Vii, Sturz
Wolseys 1529, (starb 1530). Lossagung von Rom im Ein-
verständniß mit dem Parlament, doch ohne Aeudernngen im
Dogma. Bildung einer abgeschlossenen anglikanischen Landes-
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Viii Heinrich Jork Heinrich_Vii Heinrich Heinrich_Viii Heinrich Thomas_W_olsey Erzbischof_von_Jork Franz_I_von_Frankreich Franz Karls Anna_Boleyn Arthur)
Katharina_von_Aragon Karls Pabst_Clemens_Vii
192
Vierte Periode des Mittelalters.
Die Lage Wesen lind in die Moldau geworfen worden, weil er dem Könige die
°°Ne^vmun" Beichte seiner Gemahlin nicht habe verrathen wollen. Wegen seiner
vielfachen Gewaltthätigkeiten zerfiel Wenzel mit den böhmischen Land-
ständen; es entstand eine Verschwörung gegen ihn, an welcher auch sein
Wenzel in Bruder Sigismund von Brandenburg *) und sein Vetter Jobst von
^in?Reich"^ Mähren sich betheiligten. Wenzel wurde verhaftet; sobald er sich aber
verhaßt, wieder frei wußte, folgten neue Gewaltthätigkeiten. Die deutschen Reichs-
stände wurden ihm ebenfalls gratn, weil er, ohne sie zu befragen für
100,000 Gulden die Mailänder Herzogswürde verkauft hatte. Darum
wird wurde er 1400 vor die vier rheinischen Kurfürsten geladen, um über
Ruprech?v°n seine Regierung Rechenschaft abzulegen. Da er nicht erschien, so er-
der Pfnlz wählten sie aus ihrer Mitte den Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz,
i4oo i4io) e|nen tapfern - milden und gerechten Herrn, zum Reichsoberhaupt
(1400—1410). Wenzel machte seinem Gegner die Krone nicht streitig.
Es zeigte sich aber bald, daß Ruprecht den Zeitverhältnissen nicht ge-
wachsen war; denn ein doppeltes Unheil lastete damals auf der Christen-
heit, die große Kirchenspaltung und der Türken Einfall in Europa,
hat wegen Was zunächst die große Kirchenspaltung oder das Schisma (1378 —
Scht/maund 1417) betrifft, so war sie 1378 durch die gleichzeitige Wahl zweier
der Türken Päpste, wovon der eine in Rom, der andere in Avignon seinen Sitz
E^gurun^ ^tte, entstanden. Jeder behauptete, das rechtmäßige Oberhaupt der
Kirche zu sein; jeder bannte und verfluchte den Gegner und seinen An-
hang. Zwar setzte 1409 die Kircheuversammlung zu Pisa beide Päpste
ab und wählte einen dritten. Da aber keiner zurücktrat, so hatte die
katholische Christenheit nunmehr drei Oberhäupter und eben so viele
Parteien.
Die durch religiösen Fanatismus aufgeregten Türken waren schon
1359 von Asien aus ins griechische Kaiserreich eingefallen und hatten
1360 Adrianopel erobert. Sigismund, welcher sein Königreich Ungarn
gegen die unaufhaltsam vordringenden Schaaren der Ungläubigen hatte
schützen wollen, war in der blutigen Schlacht bei Nikopoli an der
*) Brandenburg war durch Kauf au Carl Iv. gekounueu. Dieser belehnte
erst seinen Sohn Wenzel und als derselbe König geworden war, seinen
Sohn Sigismund damit. Sigismund verpfändete die Mark au Jobst
von Mähren und als derselbe 1411 starb, fiel sie an Kaiser Sigismund
zurück. Er verpfändete die Mark Brandenburg sogleich an den Burg-
grafen Friedrich von Nürnberg aus dem Hause Hohenzoüern und über-
ließ sie demselben 1415 für 400,000 Goldgulden erb- und eigenthümlich.
Friedrich von Hohenzollern ist dadurch der Ahnherr des jetzt regierenden
preußischen Königshauses geworden.
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Extrahierte Personennamen: Sigismund_von_Brandenburg Jobst_von
^in Wenzel Wenzel Sigismund Carl_Iv Sigismund Sigismund Jobst
von_Mähren Sigismund Friedrich_von_Nürnberg Friedrich Friedrich_von_Hohenzollern Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Europa Rom Avignon Asien Nikopoli Brandenburg
64
ein gar zu guter Hund. Wenn er es länger treibt, so höre ich endlich auf, den
Pudeln gran zu sein.
v. Tellheim (bei(Beite). So wie ich ihm! Nein, es gibt keine völligen
Unmenschen!--------Just, wir bleiben beisammen.
Just. Ganz gewiß! — Sie wollten sich ohne Bedienten behelfen?
Sie vergessen ihrer Blessuren, und daß sie nur eines Armes mächtig
sind. Sie können sich ja nicht allein ankleiden. Ich bin ihnen unentbehrlich,
und bin-------ohne mich selbst zu rühmen, Herr Major — und bin ein Be-
dienter, der — wenn das Schlimmste zum Schlimmen kommt — für seinen
Herrn betteln und stehlen kann. L e s s i n g.
4t. Das Handelshaus Gruit.
Wenn die Noth am größten,
ist Gott am nächsten.
Das Handelshaus Gruit von Steen war im Anfange des siebzehnten
Jahrhunderts eines der angesehensten und reichsten in Hamburg. Aber der ver-
heerende dreißigjährige Krieg machte seine traurigen Folgen zuletzt auch ihm
fühlbar, itnd zwar um so mehr, je ausgebreiteter die Geschäfte des Hauses früher
gewesen waren. Städte und Dörfer waren zu Hunderten verheert und ver-
lassen, und bei der Unsicherheit der Straßen war es kein Wunder, daß der
Handel stockte und vorzüglich der Absatz in das Innere von Deutschland gering
war. Ein Kaufmann nach dem andern wurde unfähig zu zahlen und zog auch
jenes Handelshaus in seine Verluste mit hinein. Dagegen wagte das große
Seeschiff, sein Eigenthum, welches an der Mündung der Elbe lag, des Krieges
wegen nicht auszulaufeu, und die gangbarsten Waaren mußten von den Hol-
ländern zu außerordentlich hohen Preisen aus der zweiten Hand erkauft
werden.
Hermann Gruit, der Besitzer der Handlung, saß mit dem alten Jansen,
einem erfahrenen Diener des Hauses, um's Jahr 1638 in der Schreibstube
und verglich mit ihm die großen Bücher. „So thut es nicht länger gut!" sagte
dieser endlich; „wir müssen es anders anfangen. Ueberlaßt mir auf ein Jahr
das Schiff und so viel Geld und Nürnberger Waaren, als möglich, und laßt
mich dann selbst nach der neuen Welt (Amerika) segeln; ihr wißt, ich bin in
jüngeren Jahren schon zweimal dort gewesen und verstehe das Geschäft; mit
Gott wird es mir gelingen."
Die beiden Männer berathschlagten mit einander über diesen Einfall,
und nachdem sie die mögliche Gefahr und den möglichen Vortheil auf das Beste
erwogen hatten, kamen sie dahin überein, daß Jansen abreisen sollte. Vier
Wochen später schritt Herr von Steen in seinem Rathsherrngewande, den alten
Buchhalter neben sich, dem Hafen zu, wo eine große Menschenmenge der Ab-
fahrt des stattlichen Schiffes harrte. Einige Handelsfreunde traten grüßend
auf sie zu und äußerten bedenklich, sie wünschten, Herr Hermann möge bei die-
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Extrahierte Personennamen: Hermann_Gruit Jansen Jansen Hermann
Extrahierte Ortsnamen: Tellheim Hamburg Deutschland Amerika
‘280
Deutschland und Italien sinken.
kauft, 2) Flandern und Brabant an den Herzog von Burgund (einen
Valois) überlassen, 3) Städte und Lande, die dem Reiche anheimge-
fallen waren, Andern verliehen zu haben. Sie luden ihn zur Verant-
wortung auf den 11. August 1400 nach Oberlahnstein, und als Wenzel
nicht erschien, setzten sie ihn ab (vgl. oben S. 276).
Ruprecht (1400-1410).
Dieser Pfalzgraf am Rhein wurde auf dem Fürstentage zu Ober-
lahnstein gewählt. Das Reich hätte allerdings einen Otto I. oder Hein-
rich Hi. brauchen können, und die Kirche nicht minder, die um diese Zeit
zwei Päpste sah, den einen in Rom, den andern in Avignon; Ruprecht
war wohl tapfer und klug, aber für die Kaiserrolle hatte er eine bei
weitem nicht zulängliche Hausmacht. Er unternahm alsbald einen Rö-
merzug; allein schon in Oberitalien ging ihm das Geld aus, die Vis-
konti in Mailand waren auf Wenzels Seite und Ruprecht mußte mit
Spott bedeckt wieder heimziehen (1402). Als er nun in Deutschland
als König auftreten wollte, schloß sein Gegner, der Erzbischof von Mainz,
mit Baden, Wirtenberg, Bayern und fiebenzehn Städten den Marbacher
Bund, und als Ruprecht den Mainzer doch bedrohte, stellte sich dieser
unter den Schutz Frankreichs. Ruprecht starb 1410, 18. Mai.
Siebentes Kapitel.
Sigismund (1410—1437).
Einige Fürsten beharrten auch nach Ruprechts Tod noch darauf, daß
Wenzel abgesetzt bleibe, darunter sein Bruder Sigismund, durch Hcirath
König von Ungarn, und sein Vetter, Jodok von Mähren, welcher Bran-
denburg pfandweise von Sigismund inne hatte. Trier, Pfalz und Bran-
denburg (d. h. Sigismund) wählten am 20. Sept. Sigismund zum König,
Mainz, Sachsen, Brandenburg (d. h. Jodok, als Pfandinhaber von
Brandenburg) und Böhinen (d. h. Wenzel, der sich einen deutschen Kö-
nig gefallen ließ und sich nur das römische Kaiserthum vorbehielt) wähl-
ten einige Tage darauf Jodok, so daß das hl. römische Reich drei Kö-
nige hatte. Jodok starb jedoch schon den 8. Januar 1411, worauf
Sigismund sich im Juli noch einmal wählen ließ; Wenzel ließ ihn als
König gelten und blieb römischer Kaiser.
Ungarn seit dem Aussterben der Arpaden (1301).
In Ungarn war 1301 mit Andreas Iii. das Geschlecht der Arpado
erloschen, worauf nach längerer Anarchie von den Kronprätendenten Kal
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Extrahierte Personennamen: August Otto_I. Sigismund_( Sigismund Hcirath
König Jodok_von_Mähren Sigismund Sigismund Sigismund Jodok Sigismund Andreas_Iii
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Brabant Burgund Oberlahnstein Rhein Rom Avignon Oberitalien Mailand Wenzels Deutschland Mainz Baden Wirtenberg Bayern Frankreichs Ungarn Mainz Sachsen Brandenburg Brandenburg Ungarn
Die ostfränkischen (deutschen) Karolinger.
95
dann oder die Streitbarkeit des gemeinen Volks seit Karl dem Großen
gesunken war; sie saßen auf Arnulfs Bitten von den Rossen ab,
stürmten das feindliche Lager und hieben die Räuber nieder oder
sprengten sie in den Fluß, so daß nur wenige entrannen (im Herbst 891).
Arnulf zertrümmert das großmährischc Reich (894).
Durch diesen Sieg verschaffte er Deutschland vor den Normannen
Ruhe, indem er aber gegen Swatopluk, der Schlesien, Böhmen, Mähren
und Pannonien beherrschte, die Ungarn herbeirief, brachte er über Deutsch-
land gefährlichere Feinde als die Normannen gewesen. Mit Hilfe der
Ungarn zwang er 894 Swatopluk zur Unterwerfung; dessen Söhne
setzten nach seinem Tode den Kampf zwar tapfer aber unglücklich fort
und das großmährische Reich wurde zertrümmert. Einzelnes kam an
Polen, in Pannonien setzten sich die Ungarn fest, Böhmen aber wurde
wieder unabhängig (Herzog Borziwoi, dessen Gemahlin Ludmilla und
16 böhmische Große lassen sich taufen; Wenzel I. der Heilige, ermordet
936; Stiftung des Bisthums Prag 973).
Die Anarchie in Italien und Rom. Arnulf 894 und 895.
Nach Swatopluks Demüthigung zog Arnulf (994) zum erstenmal
nach Italien, das gleich Frankreich und Deutschland von inner» und
äußern Feinden zu leiden hatte. Ueber den päpstlichen Stuhl kam in
Folge davon eine seiner unglücklichsten Perioden; Nikolaus I. (858—867)
hatte durch seine großen Eigenschaften als Priester und Staatsmann
das päpstliche Ansehen mächtig gehoben, denn er stellte die Kirchenzucht
wieder her, verschaffte den Kirchengesetzen bei geistlichen und weltlichen
Herren Gehorsam und leitete die Bekehrung der Bulgaren; sein Nach-
folger Adrian Ii. (867—872) war seiner würdig, aber Johann Viii.
wurde von römischen Parteihäuptern, von italienischen Großen, nament-
lich von dem Markgrafen Adalbert von Tuskien und dem Herzog Lam-
bert von Spoleto bedrängt; überdies wurden ihm die Araber so gefähr-
lich, daß er ihnen einen jährlichen Tribut von 25,000 Pfund Silbers
bezahlen mußte. Er suchte bei den französischen Karolingern Hilfe und
krönte deßwegen Karl den Kahlen, fand aber keine und überwarf sich
mit den deutschen Karolingern. Er mußte 882 vor seinen Feinden in
Rom flüchten und wurde ermordet; sein zweiter Nachfolger Adrian Iii.
fand in dem von ihm gekrönten Karl dem Dicken ebenso wenig eine
Stütze und starb 885 auf der Flucht, worauf es unter Stephan V.
nicht besser wurde. Um die königliche Krone Italiens stritten sich der
Herzog Guido von Spoleto, der von Karls des Großen Sohn Pipin
abstammen wollte, und Markgraf Berengar von Friaul, von mütterlicher
Seite ein Karolinger. Nach Karls des Dicken Tod trachtete Guido
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Swatopluk Borziwoi Ludmilla Swatopluks_Demüthigung Nikolaus_I. Adrian_Ii Johann_Viii Johann Karl Karl Adrian_Iii Karl_dem Karl Stephan_V. Guido_von_Spoleto Karls Karls Berengar_von_Friaul Karls
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Pannonien Polen Pannonien Ungarn Italien Rom Italien Frankreich Deutschland Spoleto Rom Italiens Karls
150 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
Reichenau; von den Grafcngeschlechtern: Nellenburg, Hohenstaufen, Lenz-
burg, Achalm, Buchhorn, Gingen, Lechsgmünd.
Die deutschen Städte. Die alemannischen Bauern.
Zn ganz Deutschland erklärten sich aber die Städte für den König;
sie benutzten den Krieg ihrer Herren gegen den König dazu, um von
diesem Erweiterung ihrer Rechte sich urkunden zu lassen; es war ja be-
reits die Politik von Heinrichs Großvater Konrad gewesen, sich der
Städte gegen die hohe Aristokratie zu bedienen. Zm alten Alemannien
ging Heinrich noch weiter; er bewaffnete 12,000 Bauern und schickte
sie gegen seine hochgestellten Feinde, was diese so erbitterte, daß Berthold
von Zähringen die gefangenen Bauern verstümmeln ließ. Die Bewaff-
nung der Bauern war allerdings ein sehr gefährliches Beispiel; daß die
sächsischen Gemeinen sich nach der Schlacht an der Unstrut nur unwillig
der Rache an ihrem Adel enthielten, ist oben gesagt worden, im obern
Alemannien aber hatten sich die Bauern kaum hundert Jahre früher gegen
die geistlichen und weltlichen Herren förmlich empört und waren nur
mit Mühe überwunden worden, Beweis genug, daß der Stoff zu einem
Kriege der Gemeinen gegen die Herren vorhanden war; daß Heinrich
ihn nicht vollständig in Flammen setzte, daran hinderte ihn einmal die
Rücksicht, die er auf seine vornehmen Anhänger zu nehmen hatte, und
sodann war er eine zu despotische Natur, als daß er eine Revolution
von unten auf hätte machen können; die Unterdrückung der hohen Aristo-
kratie war Erbpolitik seines Hauses, damit war aber keineswegs eine
Erhebung der niedern Stände gemeint, sondern man ließ diese nur ge-
legentlich gegen den hohen Adel los, weil dieser sich unmittelbar neben
der Königsmacht behaupten wollte. Was alles Heinrich einem Könige
den Bauern gegenüber für erlaubt hielt, hatte er hinlänglich durch seinen
Burgenbau und seine ganze Wirthschaft in Sachsen bewiesen.
Das Kriegsglück schwankte; Heinrich verlor die Schlachten bei Mel-
richsstadt 1078, bei Flarchheim 1080, und am 15. Oktober desselben
Jahres die an der Elster unweit Zeitz; doch alle diese Schlachten hin-
derten ihn nur an seinen Unternehmungen gegen Norddeutschland, beug-
ten ihn aber nicht, denn in Schwaben und am Rhein behauptete er die
Oberhand.
Ueberspannung der päpstlichen Ansprüche.
An der Elster blieb der Gegenkönig Rudolf, nachdem ihn kaum
vorher der Papst anerkannt hatte. Die Anerkennung geschah in einer
Weise (mit der auch andere Handlungen des Papstes übereinstimmten),
daß daraus hervorging, er wolle das deutsche Königreich zu einem päpst-
lichen Lehen machen, wie es Neapel, Dalmatien, und Kroatien bereits
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Extrahierte Personennamen: Buchhorn Heinrichs_Großvater_Konrad Heinrichs Konrad Heinrich Heinrich Berthold
von_Zähringen Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Rudolf Rudolf
Johann.
213
Die Magna Charta (1215).
Nun hatte er zwar mit dem Papste Frieden; aber seine Grausam-
keit, Untreue, Wollust und Brutalität erbitterten die englischen Großen
so sehr, daß ein allgemeiner Aufstand ausbrach, durch welchen der König
genöthigt wurde, die Magna Charta libertatum, den großen Freiheits-
brief zu unterschreiben (1215, zu Runnpmead zwischen Staines und
Windsor). Der Hauptinhalt der Magna Charta ist folgender: Bestäti-
gung der Rechte der Kirche; Beschränkung der willkürlichen Besteuerung
der Vasallen und der königlichen Vormundschaft über Minderjährige aus
dem Vasallenftande; Zuruckführung der königlichen Gerichtsbarkeit und
des königlichen Schatzkammerhofes auf Kriminal- und Regaliensachen;
Bestätigung eines höchsten Gerichtshofs in Civilsachen mit festem Sitze
in Westminster; kein freier Mann darf verhaftet oder in das Gefängniß
gesetzt, seines Grundbesitzes beraubt oder sonst gewaltthätig behandelt wer-
den durch den Spruch eines aus seinen Standesgenofsen zusammen-
gesetzten Gerichts; die alten Rechte und Freiheiten der Städte, Flecken,
Seehäfen und fremden Kauflcute werden bestätigt; im ganzen Reich
gilt gleiches Maß und Gewicht; jeder Freie hat die Erlaubniß, in Frie-
denszeiten außer Landes zu gehen und wieder zurückzukehren; Einschrän-
kung der Bedrückungen des Forstgesetzes; die Freiheiten, welche der Kö-
nig seinen Vasallen bewilligt, sollten auch den Vasallen der geistlichen
und weltlichen Herren zugestanden werden; eine außerordentliche Be-
steuerung kann nur mit Einwilligung des Parlaments (Reichstags, Land-
tags) stattfinden.
Als dem König die Magna Charta abgedrungen war, wurde er
fast wahnsinnig vor Zorn und rüstete sich mit dem größten Nachdrucke.
Mit seinen Söldnerschaaren bedrängte er seine Gegner in dem neuen
Kriege dermaßen, daß sie dem französischen Kronprinzen Ludwig die eng-
lische Krone antrugen. Dieser landete wirklich mit einem Heere bei Sand-
wich (Mai 1216) und hatte auch schon einige Vortheile erfochten, als
König Johann im Oktober unvermuthet starb. Nun verließen die meisten
englischen Barone den französischen Prinzen und huldigten Heinrich Iii.,
dem Sohne Johanns, wodurch sich jener genöthigt sah, 1217 wieder
nach Frankreich zurückzukehren. (Wie Heinrich Iii. sich mit Ludwig Ix.
wegen der englischen Besitzungen in Frankreich verglich, ist bereits S. 207
gesagt worden.)
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Ludwig Ludwig König_Johann Johann Heinrich_Iii Heinrich Johanns Johanns Heinrich_Iii Heinrich Ludwig_Ix Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Westminster Frankreich Frankreich
258
Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs Xiv. re.
Neunzehntes Kapitel.
Aus der Kulturgeschichte.
Wir haben nun die Periode von der Reformation bis zur Revo-
lution durchwandert, die eine Abtheilung der neuen Zeit, welche durch
die Erfindung des Schießpulvers, der Buchdruckerpresse, die Entdeckung
Amerikas und die Reformation herbeigeführt und gestaltet wurde. Wir
haben gesehen, wie die veränderte Kriegskunst sich weiter entwickelte, wie
in Europa die geworbenen Heere den konskribierten Platz machen, die
Söldner den Soldaten, so daß die Heere mehr und mehr anwachsen,
der Krieg sich dem Volkskriege nähert und in Schweden wirklich durch
Karl Xu. auf diesen Grad gesteigert wird. Durch die vervollkommnete
Kriegskunst wird die osmanische Macht gedemüthigt, und wenn der Is-
lam seine Eroberungen nicht wieder verliert, so verdankt er dies nicht
seiner eigenen Stärke, sondern der Feindschaft der christlichen Reiche
unter einander selbst. Dagegen breitet sich die Herrschaft der Europäer-
in Amerika und dem östlichen Asien immer weiter aus, da die halbnack-
ten Indianer und die weichen Hindu der europäischen Kriegskunst und
Körperkraft nicht widerstehen können. Die europäischen Mächte besitzen
große Reiche außerhalb Europas, es beginnt eine neue Völkerwanderung
über die Meere, durch welche aber die Kultur nicht ausgerottet, sondern
in neuen Boden gepflanzt wird, wo derselben Raum zu fast unendlichem
Wachsthum gegeben ist. Handel und Gewerbsamkeit nehmen durch den
Verkehr mit fremden Erdtheilen einen Aufschwung, gegen welchen die
alte Blüte des phönikischen oder griechischen Handels beinahe verschwin-
det; der Wechselverkehr der Völker aus dem Erdbälle wird immer leben-
diger, das europäische Wesen gewinnt Eingang und durch Ansiedelungen
die Oberhand, und nur dadurch, daß die Europäer den Krieg auch in
andere Erdtheile tragen und dort gegen einander ausfechten, widerstehen
noch alte Reiche in ihrer Verkommenheit dem europäischen Eroberer und
Eindringling.
Dieses wetteifernde Ringen der europäischen Völker, welches Por-
tugal, Spanien, Frankreich, England, Holland abwechselnd erhob, regte
wie einst der persisch-griechische Krieg und später die Kreuzzüge nicht
allein den kriegerischen und kaufmännischen Geist der Völker auf, schuf
nicht nur Feldherren und Seefahrer, sondern der nationale Aufschwung
hob auch die Dichter auf die Sonnenhöhe der Poesie. Spanien er-
zeugte Lopez de Vega, Kalderon und den unvergleichlichen Cer-
vantes; auch Portugal fand in dem unglücklichen Kamoenö einen wür-
digen Sänger seiner Größe. Beinahe gleichzeitig, unter Elisabeth, brachte
England den William Shakespeare hervor, den König des neuen
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Karl_Xu Karl Lopez_de_Vega William_Shakespeare
Extrahierte Ortsnamen: Amerikas Europa Schweden Amerika Europas Spanien Frankreich England Holland Spanien Kalderon Portugal England
328
Zeitalter der Revolution.
Cilftes Kapitel.
Die römische Republik (1798 Leu 10. /ebruar).
Zu gleicher Zeit, als in der Schweiz die Ersparnisse von Jahr-
hunderten aus den Städten geraubt und in den Hirtenkantonen die un-
fruchtbaren Freiheitsbäume gepflanzt wurden, mußte der greise Papst
Pius Vi. das Aeußerste erdulden, was der Uebermuth der revolutio-
nären Machthaber über ihn verhängen konnte. In Rom und dem Kir-
chenstaate mangelte es nicht an Republikanern, die von den Franzosen
ermuntert wurden, aber die Mehrzahl des Volkes wollte die französische
Freiheit nicht; bei einem Tumulte in Rom fiel der französische General
Duphot als Opfer der Volkswuth (28. Dezember 1797); da gebot
das Direktorium dem General Bert hi er mit Heeresmacht in Nom ein-
zurücken. Dieser Pflanzte nun auf dem alten Forum einen Freiheits-
baum, erklärte die weltliche Macht des Papstes für aufgehoben und
machte den Rest des Kirchenstaats, den Bonaparte übrig gelassen hatte,
zur römischen Republik; die Verfassung war französisch, nur führte
man statt der modernen Namen die klassischen von Konsuln, Tribunen
und Senatoren ein. Die Kardinäle wurden abgesetzt und fortgejagt
und auf dem Kapitole republikanische Komödie unter französischer Direk-
tion aufgesührt; Berthier bekam den Titel restitutor urbis (Wiederher-
steller Roms) und eine Münze feierte die Franzosen als die Retter des
Menschengeschlechtes. Diese begnügten sich aber mit Schauspielen und
Schaumünzen nicht; sie erhoben als Befreiungslohn belangreiche Kriegs-
steuern, plünderten Kirchen und Klöster aus, schleppten die Kunstschätze
nach Paris und führten den milden aber ungebeugten Pius Vi. in fran-
zösische Gefangenschaft; er starb zu Valence den 29. August 1799; die
Revolution und die unchristliche Philosophie schienen den folgenreichsten
Triumph errungen zu haben: das Papstthum war gestürzt, Rom eine
Republik.
Zwölftes Kapitel.
Sonaparte in Aegypten (1798).
Das Direktorium, welches durch seine Heere die kleinen Staaten
zertrat, war in Frankreich selbst ohne Ansehen und Kraft; mehr als
einmal wäre es der royalistischcn Opposition in den Räthen unterlegen,
wenn es nicht Bonaparte durch seine Generale gestützt hätte; es ent-
ledigte sich der vornehmsten Gegner durch Deportation nach Kayenne,
der terroristischen Nachzügler, die noch einige Versuche machten das ge-
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Extrahierte Personennamen: Cilftes August
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Roms Paris Rom Frankreich