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1. Neuere Geschichte - S. 47

1869 - Mainz : Kunze
Iv. Die englische Revolution bis 1688. Geographisches Bild von Großbritannien. Aus der Vorgeschichte von Heinrich Viii bis zu den Stuarts 1509 —1603► Aus den furchtbaren Bürgerkriegen des fünfzehnten Jahr- hunderts, den Kämpfen der beiden Rosen von Jork und Lan- caster gieng mit der Thronfolge des Hauses Tudor (mit Heinrich Vii 1485—1509) das englische Königthum mächtiger als je, das Parlament geschwächt hervor. Die Macht des Adels, dessen Blüthe auf den Schlachtfeldern lag, sinkt, der Bürgerstand hebt sich. — A. Die Deformation in England. Ursprung, Fortgang, Unterdrückung. Heinrich Viii (1509—1547), in der auswärtigen Politik längere Zeit berathen von dem Cardinal-Legaten Thomas W olsey, Erzbischof von Jork, betrieb theils aus politischen Motiven (um sich mit Franz I von Frankreich gegen die Uebermacht Karls V im zweiten Krieg zu verbinden), theils aus persönlichen (wegen der beabsichtigten Ehe mit Anna Boleyn) die Ehescheidung von seiner Gemahlin (der Wittwe seines verstorbenen Bruders Arthur) Katharina von Aragon, Karls V Tante (starb 1536). Ver- weigerung des Dispenses durch Pabst Clemens Vii, Sturz Wolseys 1529, (starb 1530). Lossagung von Rom im Ein- verständniß mit dem Parlament, doch ohne Aeudernngen im Dogma. Bildung einer abgeschlossenen anglikanischen Landes-

2. Geschichte des Mittelalters - S. 192

1867 - Mainz : Kunze
192 Vierte Periode des Mittelalters. Die Lage Wesen lind in die Moldau geworfen worden, weil er dem Könige die °°Ne^vmun" Beichte seiner Gemahlin nicht habe verrathen wollen. Wegen seiner vielfachen Gewaltthätigkeiten zerfiel Wenzel mit den böhmischen Land- ständen; es entstand eine Verschwörung gegen ihn, an welcher auch sein Wenzel in Bruder Sigismund von Brandenburg *) und sein Vetter Jobst von ^in?Reich"^ Mähren sich betheiligten. Wenzel wurde verhaftet; sobald er sich aber verhaßt, wieder frei wußte, folgten neue Gewaltthätigkeiten. Die deutschen Reichs- stände wurden ihm ebenfalls gratn, weil er, ohne sie zu befragen für 100,000 Gulden die Mailänder Herzogswürde verkauft hatte. Darum wird wurde er 1400 vor die vier rheinischen Kurfürsten geladen, um über Ruprech?v°n seine Regierung Rechenschaft abzulegen. Da er nicht erschien, so er- der Pfnlz wählten sie aus ihrer Mitte den Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz, i4oo i4io) e|nen tapfern - milden und gerechten Herrn, zum Reichsoberhaupt (1400—1410). Wenzel machte seinem Gegner die Krone nicht streitig. Es zeigte sich aber bald, daß Ruprecht den Zeitverhältnissen nicht ge- wachsen war; denn ein doppeltes Unheil lastete damals auf der Christen- heit, die große Kirchenspaltung und der Türken Einfall in Europa, hat wegen Was zunächst die große Kirchenspaltung oder das Schisma (1378 — Scht/maund 1417) betrifft, so war sie 1378 durch die gleichzeitige Wahl zweier der Türken Päpste, wovon der eine in Rom, der andere in Avignon seinen Sitz E^gurun^ ^tte, entstanden. Jeder behauptete, das rechtmäßige Oberhaupt der Kirche zu sein; jeder bannte und verfluchte den Gegner und seinen An- hang. Zwar setzte 1409 die Kircheuversammlung zu Pisa beide Päpste ab und wählte einen dritten. Da aber keiner zurücktrat, so hatte die katholische Christenheit nunmehr drei Oberhäupter und eben so viele Parteien. Die durch religiösen Fanatismus aufgeregten Türken waren schon 1359 von Asien aus ins griechische Kaiserreich eingefallen und hatten 1360 Adrianopel erobert. Sigismund, welcher sein Königreich Ungarn gegen die unaufhaltsam vordringenden Schaaren der Ungläubigen hatte schützen wollen, war in der blutigen Schlacht bei Nikopoli an der *) Brandenburg war durch Kauf au Carl Iv. gekounueu. Dieser belehnte erst seinen Sohn Wenzel und als derselbe König geworden war, seinen Sohn Sigismund damit. Sigismund verpfändete die Mark au Jobst von Mähren und als derselbe 1411 starb, fiel sie an Kaiser Sigismund zurück. Er verpfändete die Mark Brandenburg sogleich an den Burg- grafen Friedrich von Nürnberg aus dem Hause Hohenzoüern und über- ließ sie demselben 1415 für 400,000 Goldgulden erb- und eigenthümlich. Friedrich von Hohenzollern ist dadurch der Ahnherr des jetzt regierenden preußischen Königshauses geworden.

3. Theil 2 - S. 64

1864 - Mainz : Kirchheim
64 ein gar zu guter Hund. Wenn er es länger treibt, so höre ich endlich auf, den Pudeln gran zu sein. v. Tellheim (bei(Beite). So wie ich ihm! Nein, es gibt keine völligen Unmenschen!--------Just, wir bleiben beisammen. Just. Ganz gewiß! — Sie wollten sich ohne Bedienten behelfen? Sie vergessen ihrer Blessuren, und daß sie nur eines Armes mächtig sind. Sie können sich ja nicht allein ankleiden. Ich bin ihnen unentbehrlich, und bin-------ohne mich selbst zu rühmen, Herr Major — und bin ein Be- dienter, der — wenn das Schlimmste zum Schlimmen kommt — für seinen Herrn betteln und stehlen kann. L e s s i n g. 4t. Das Handelshaus Gruit. Wenn die Noth am größten, ist Gott am nächsten. Das Handelshaus Gruit von Steen war im Anfange des siebzehnten Jahrhunderts eines der angesehensten und reichsten in Hamburg. Aber der ver- heerende dreißigjährige Krieg machte seine traurigen Folgen zuletzt auch ihm fühlbar, itnd zwar um so mehr, je ausgebreiteter die Geschäfte des Hauses früher gewesen waren. Städte und Dörfer waren zu Hunderten verheert und ver- lassen, und bei der Unsicherheit der Straßen war es kein Wunder, daß der Handel stockte und vorzüglich der Absatz in das Innere von Deutschland gering war. Ein Kaufmann nach dem andern wurde unfähig zu zahlen und zog auch jenes Handelshaus in seine Verluste mit hinein. Dagegen wagte das große Seeschiff, sein Eigenthum, welches an der Mündung der Elbe lag, des Krieges wegen nicht auszulaufeu, und die gangbarsten Waaren mußten von den Hol- ländern zu außerordentlich hohen Preisen aus der zweiten Hand erkauft werden. Hermann Gruit, der Besitzer der Handlung, saß mit dem alten Jansen, einem erfahrenen Diener des Hauses, um's Jahr 1638 in der Schreibstube und verglich mit ihm die großen Bücher. „So thut es nicht länger gut!" sagte dieser endlich; „wir müssen es anders anfangen. Ueberlaßt mir auf ein Jahr das Schiff und so viel Geld und Nürnberger Waaren, als möglich, und laßt mich dann selbst nach der neuen Welt (Amerika) segeln; ihr wißt, ich bin in jüngeren Jahren schon zweimal dort gewesen und verstehe das Geschäft; mit Gott wird es mir gelingen." Die beiden Männer berathschlagten mit einander über diesen Einfall, und nachdem sie die mögliche Gefahr und den möglichen Vortheil auf das Beste erwogen hatten, kamen sie dahin überein, daß Jansen abreisen sollte. Vier Wochen später schritt Herr von Steen in seinem Rathsherrngewande, den alten Buchhalter neben sich, dem Hafen zu, wo eine große Menschenmenge der Ab- fahrt des stattlichen Schiffes harrte. Einige Handelsfreunde traten grüßend auf sie zu und äußerten bedenklich, sie wünschten, Herr Hermann möge bei die-

4. Geschichte des Mittelalters - S. 280

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
‘280 Deutschland und Italien sinken. kauft, 2) Flandern und Brabant an den Herzog von Burgund (einen Valois) überlassen, 3) Städte und Lande, die dem Reiche anheimge- fallen waren, Andern verliehen zu haben. Sie luden ihn zur Verant- wortung auf den 11. August 1400 nach Oberlahnstein, und als Wenzel nicht erschien, setzten sie ihn ab (vgl. oben S. 276). Ruprecht (1400-1410). Dieser Pfalzgraf am Rhein wurde auf dem Fürstentage zu Ober- lahnstein gewählt. Das Reich hätte allerdings einen Otto I. oder Hein- rich Hi. brauchen können, und die Kirche nicht minder, die um diese Zeit zwei Päpste sah, den einen in Rom, den andern in Avignon; Ruprecht war wohl tapfer und klug, aber für die Kaiserrolle hatte er eine bei weitem nicht zulängliche Hausmacht. Er unternahm alsbald einen Rö- merzug; allein schon in Oberitalien ging ihm das Geld aus, die Vis- konti in Mailand waren auf Wenzels Seite und Ruprecht mußte mit Spott bedeckt wieder heimziehen (1402). Als er nun in Deutschland als König auftreten wollte, schloß sein Gegner, der Erzbischof von Mainz, mit Baden, Wirtenberg, Bayern und fiebenzehn Städten den Marbacher Bund, und als Ruprecht den Mainzer doch bedrohte, stellte sich dieser unter den Schutz Frankreichs. Ruprecht starb 1410, 18. Mai. Siebentes Kapitel. Sigismund (1410—1437). Einige Fürsten beharrten auch nach Ruprechts Tod noch darauf, daß Wenzel abgesetzt bleibe, darunter sein Bruder Sigismund, durch Hcirath König von Ungarn, und sein Vetter, Jodok von Mähren, welcher Bran- denburg pfandweise von Sigismund inne hatte. Trier, Pfalz und Bran- denburg (d. h. Sigismund) wählten am 20. Sept. Sigismund zum König, Mainz, Sachsen, Brandenburg (d. h. Jodok, als Pfandinhaber von Brandenburg) und Böhinen (d. h. Wenzel, der sich einen deutschen Kö- nig gefallen ließ und sich nur das römische Kaiserthum vorbehielt) wähl- ten einige Tage darauf Jodok, so daß das hl. römische Reich drei Kö- nige hatte. Jodok starb jedoch schon den 8. Januar 1411, worauf Sigismund sich im Juli noch einmal wählen ließ; Wenzel ließ ihn als König gelten und blieb römischer Kaiser. Ungarn seit dem Aussterben der Arpaden (1301). In Ungarn war 1301 mit Andreas Iii. das Geschlecht der Arpado erloschen, worauf nach längerer Anarchie von den Kronprätendenten Kal

5. Geschichte des Mittelalters - S. 95

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die ostfränkischen (deutschen) Karolinger. 95 dann oder die Streitbarkeit des gemeinen Volks seit Karl dem Großen gesunken war; sie saßen auf Arnulfs Bitten von den Rossen ab, stürmten das feindliche Lager und hieben die Räuber nieder oder sprengten sie in den Fluß, so daß nur wenige entrannen (im Herbst 891). Arnulf zertrümmert das großmährischc Reich (894). Durch diesen Sieg verschaffte er Deutschland vor den Normannen Ruhe, indem er aber gegen Swatopluk, der Schlesien, Böhmen, Mähren und Pannonien beherrschte, die Ungarn herbeirief, brachte er über Deutsch- land gefährlichere Feinde als die Normannen gewesen. Mit Hilfe der Ungarn zwang er 894 Swatopluk zur Unterwerfung; dessen Söhne setzten nach seinem Tode den Kampf zwar tapfer aber unglücklich fort und das großmährische Reich wurde zertrümmert. Einzelnes kam an Polen, in Pannonien setzten sich die Ungarn fest, Böhmen aber wurde wieder unabhängig (Herzog Borziwoi, dessen Gemahlin Ludmilla und 16 böhmische Große lassen sich taufen; Wenzel I. der Heilige, ermordet 936; Stiftung des Bisthums Prag 973). Die Anarchie in Italien und Rom. Arnulf 894 und 895. Nach Swatopluks Demüthigung zog Arnulf (994) zum erstenmal nach Italien, das gleich Frankreich und Deutschland von inner» und äußern Feinden zu leiden hatte. Ueber den päpstlichen Stuhl kam in Folge davon eine seiner unglücklichsten Perioden; Nikolaus I. (858—867) hatte durch seine großen Eigenschaften als Priester und Staatsmann das päpstliche Ansehen mächtig gehoben, denn er stellte die Kirchenzucht wieder her, verschaffte den Kirchengesetzen bei geistlichen und weltlichen Herren Gehorsam und leitete die Bekehrung der Bulgaren; sein Nach- folger Adrian Ii. (867—872) war seiner würdig, aber Johann Viii. wurde von römischen Parteihäuptern, von italienischen Großen, nament- lich von dem Markgrafen Adalbert von Tuskien und dem Herzog Lam- bert von Spoleto bedrängt; überdies wurden ihm die Araber so gefähr- lich, daß er ihnen einen jährlichen Tribut von 25,000 Pfund Silbers bezahlen mußte. Er suchte bei den französischen Karolingern Hilfe und krönte deßwegen Karl den Kahlen, fand aber keine und überwarf sich mit den deutschen Karolingern. Er mußte 882 vor seinen Feinden in Rom flüchten und wurde ermordet; sein zweiter Nachfolger Adrian Iii. fand in dem von ihm gekrönten Karl dem Dicken ebenso wenig eine Stütze und starb 885 auf der Flucht, worauf es unter Stephan V. nicht besser wurde. Um die königliche Krone Italiens stritten sich der Herzog Guido von Spoleto, der von Karls des Großen Sohn Pipin abstammen wollte, und Markgraf Berengar von Friaul, von mütterlicher Seite ein Karolinger. Nach Karls des Dicken Tod trachtete Guido

6. Geschichte des Mittelalters - S. 150

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
150 Das heilige römische Reich deutscher Nation. Reichenau; von den Grafcngeschlechtern: Nellenburg, Hohenstaufen, Lenz- burg, Achalm, Buchhorn, Gingen, Lechsgmünd. Die deutschen Städte. Die alemannischen Bauern. Zn ganz Deutschland erklärten sich aber die Städte für den König; sie benutzten den Krieg ihrer Herren gegen den König dazu, um von diesem Erweiterung ihrer Rechte sich urkunden zu lassen; es war ja be- reits die Politik von Heinrichs Großvater Konrad gewesen, sich der Städte gegen die hohe Aristokratie zu bedienen. Zm alten Alemannien ging Heinrich noch weiter; er bewaffnete 12,000 Bauern und schickte sie gegen seine hochgestellten Feinde, was diese so erbitterte, daß Berthold von Zähringen die gefangenen Bauern verstümmeln ließ. Die Bewaff- nung der Bauern war allerdings ein sehr gefährliches Beispiel; daß die sächsischen Gemeinen sich nach der Schlacht an der Unstrut nur unwillig der Rache an ihrem Adel enthielten, ist oben gesagt worden, im obern Alemannien aber hatten sich die Bauern kaum hundert Jahre früher gegen die geistlichen und weltlichen Herren förmlich empört und waren nur mit Mühe überwunden worden, Beweis genug, daß der Stoff zu einem Kriege der Gemeinen gegen die Herren vorhanden war; daß Heinrich ihn nicht vollständig in Flammen setzte, daran hinderte ihn einmal die Rücksicht, die er auf seine vornehmen Anhänger zu nehmen hatte, und sodann war er eine zu despotische Natur, als daß er eine Revolution von unten auf hätte machen können; die Unterdrückung der hohen Aristo- kratie war Erbpolitik seines Hauses, damit war aber keineswegs eine Erhebung der niedern Stände gemeint, sondern man ließ diese nur ge- legentlich gegen den hohen Adel los, weil dieser sich unmittelbar neben der Königsmacht behaupten wollte. Was alles Heinrich einem Könige den Bauern gegenüber für erlaubt hielt, hatte er hinlänglich durch seinen Burgenbau und seine ganze Wirthschaft in Sachsen bewiesen. Das Kriegsglück schwankte; Heinrich verlor die Schlachten bei Mel- richsstadt 1078, bei Flarchheim 1080, und am 15. Oktober desselben Jahres die an der Elster unweit Zeitz; doch alle diese Schlachten hin- derten ihn nur an seinen Unternehmungen gegen Norddeutschland, beug- ten ihn aber nicht, denn in Schwaben und am Rhein behauptete er die Oberhand. Ueberspannung der päpstlichen Ansprüche. An der Elster blieb der Gegenkönig Rudolf, nachdem ihn kaum vorher der Papst anerkannt hatte. Die Anerkennung geschah in einer Weise (mit der auch andere Handlungen des Papstes übereinstimmten), daß daraus hervorging, er wolle das deutsche Königreich zu einem päpst- lichen Lehen machen, wie es Neapel, Dalmatien, und Kroatien bereits

7. Geschichte des Mittelalters - S. 213

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
Johann. 213 Die Magna Charta (1215). Nun hatte er zwar mit dem Papste Frieden; aber seine Grausam- keit, Untreue, Wollust und Brutalität erbitterten die englischen Großen so sehr, daß ein allgemeiner Aufstand ausbrach, durch welchen der König genöthigt wurde, die Magna Charta libertatum, den großen Freiheits- brief zu unterschreiben (1215, zu Runnpmead zwischen Staines und Windsor). Der Hauptinhalt der Magna Charta ist folgender: Bestäti- gung der Rechte der Kirche; Beschränkung der willkürlichen Besteuerung der Vasallen und der königlichen Vormundschaft über Minderjährige aus dem Vasallenftande; Zuruckführung der königlichen Gerichtsbarkeit und des königlichen Schatzkammerhofes auf Kriminal- und Regaliensachen; Bestätigung eines höchsten Gerichtshofs in Civilsachen mit festem Sitze in Westminster; kein freier Mann darf verhaftet oder in das Gefängniß gesetzt, seines Grundbesitzes beraubt oder sonst gewaltthätig behandelt wer- den durch den Spruch eines aus seinen Standesgenofsen zusammen- gesetzten Gerichts; die alten Rechte und Freiheiten der Städte, Flecken, Seehäfen und fremden Kauflcute werden bestätigt; im ganzen Reich gilt gleiches Maß und Gewicht; jeder Freie hat die Erlaubniß, in Frie- denszeiten außer Landes zu gehen und wieder zurückzukehren; Einschrän- kung der Bedrückungen des Forstgesetzes; die Freiheiten, welche der Kö- nig seinen Vasallen bewilligt, sollten auch den Vasallen der geistlichen und weltlichen Herren zugestanden werden; eine außerordentliche Be- steuerung kann nur mit Einwilligung des Parlaments (Reichstags, Land- tags) stattfinden. Als dem König die Magna Charta abgedrungen war, wurde er fast wahnsinnig vor Zorn und rüstete sich mit dem größten Nachdrucke. Mit seinen Söldnerschaaren bedrängte er seine Gegner in dem neuen Kriege dermaßen, daß sie dem französischen Kronprinzen Ludwig die eng- lische Krone antrugen. Dieser landete wirklich mit einem Heere bei Sand- wich (Mai 1216) und hatte auch schon einige Vortheile erfochten, als König Johann im Oktober unvermuthet starb. Nun verließen die meisten englischen Barone den französischen Prinzen und huldigten Heinrich Iii., dem Sohne Johanns, wodurch sich jener genöthigt sah, 1217 wieder nach Frankreich zurückzukehren. (Wie Heinrich Iii. sich mit Ludwig Ix. wegen der englischen Besitzungen in Frankreich verglich, ist bereits S. 207 gesagt worden.)

8. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 258

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
258 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs Xiv. re. Neunzehntes Kapitel. Aus der Kulturgeschichte. Wir haben nun die Periode von der Reformation bis zur Revo- lution durchwandert, die eine Abtheilung der neuen Zeit, welche durch die Erfindung des Schießpulvers, der Buchdruckerpresse, die Entdeckung Amerikas und die Reformation herbeigeführt und gestaltet wurde. Wir haben gesehen, wie die veränderte Kriegskunst sich weiter entwickelte, wie in Europa die geworbenen Heere den konskribierten Platz machen, die Söldner den Soldaten, so daß die Heere mehr und mehr anwachsen, der Krieg sich dem Volkskriege nähert und in Schweden wirklich durch Karl Xu. auf diesen Grad gesteigert wird. Durch die vervollkommnete Kriegskunst wird die osmanische Macht gedemüthigt, und wenn der Is- lam seine Eroberungen nicht wieder verliert, so verdankt er dies nicht seiner eigenen Stärke, sondern der Feindschaft der christlichen Reiche unter einander selbst. Dagegen breitet sich die Herrschaft der Europäer- in Amerika und dem östlichen Asien immer weiter aus, da die halbnack- ten Indianer und die weichen Hindu der europäischen Kriegskunst und Körperkraft nicht widerstehen können. Die europäischen Mächte besitzen große Reiche außerhalb Europas, es beginnt eine neue Völkerwanderung über die Meere, durch welche aber die Kultur nicht ausgerottet, sondern in neuen Boden gepflanzt wird, wo derselben Raum zu fast unendlichem Wachsthum gegeben ist. Handel und Gewerbsamkeit nehmen durch den Verkehr mit fremden Erdtheilen einen Aufschwung, gegen welchen die alte Blüte des phönikischen oder griechischen Handels beinahe verschwin- det; der Wechselverkehr der Völker aus dem Erdbälle wird immer leben- diger, das europäische Wesen gewinnt Eingang und durch Ansiedelungen die Oberhand, und nur dadurch, daß die Europäer den Krieg auch in andere Erdtheile tragen und dort gegen einander ausfechten, widerstehen noch alte Reiche in ihrer Verkommenheit dem europäischen Eroberer und Eindringling. Dieses wetteifernde Ringen der europäischen Völker, welches Por- tugal, Spanien, Frankreich, England, Holland abwechselnd erhob, regte wie einst der persisch-griechische Krieg und später die Kreuzzüge nicht allein den kriegerischen und kaufmännischen Geist der Völker auf, schuf nicht nur Feldherren und Seefahrer, sondern der nationale Aufschwung hob auch die Dichter auf die Sonnenhöhe der Poesie. Spanien er- zeugte Lopez de Vega, Kalderon und den unvergleichlichen Cer- vantes; auch Portugal fand in dem unglücklichen Kamoenö einen wür- digen Sänger seiner Größe. Beinahe gleichzeitig, unter Elisabeth, brachte England den William Shakespeare hervor, den König des neuen

9. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 328

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
328 Zeitalter der Revolution. Cilftes Kapitel. Die römische Republik (1798 Leu 10. /ebruar). Zu gleicher Zeit, als in der Schweiz die Ersparnisse von Jahr- hunderten aus den Städten geraubt und in den Hirtenkantonen die un- fruchtbaren Freiheitsbäume gepflanzt wurden, mußte der greise Papst Pius Vi. das Aeußerste erdulden, was der Uebermuth der revolutio- nären Machthaber über ihn verhängen konnte. In Rom und dem Kir- chenstaate mangelte es nicht an Republikanern, die von den Franzosen ermuntert wurden, aber die Mehrzahl des Volkes wollte die französische Freiheit nicht; bei einem Tumulte in Rom fiel der französische General Duphot als Opfer der Volkswuth (28. Dezember 1797); da gebot das Direktorium dem General Bert hi er mit Heeresmacht in Nom ein- zurücken. Dieser Pflanzte nun auf dem alten Forum einen Freiheits- baum, erklärte die weltliche Macht des Papstes für aufgehoben und machte den Rest des Kirchenstaats, den Bonaparte übrig gelassen hatte, zur römischen Republik; die Verfassung war französisch, nur führte man statt der modernen Namen die klassischen von Konsuln, Tribunen und Senatoren ein. Die Kardinäle wurden abgesetzt und fortgejagt und auf dem Kapitole republikanische Komödie unter französischer Direk- tion aufgesührt; Berthier bekam den Titel restitutor urbis (Wiederher- steller Roms) und eine Münze feierte die Franzosen als die Retter des Menschengeschlechtes. Diese begnügten sich aber mit Schauspielen und Schaumünzen nicht; sie erhoben als Befreiungslohn belangreiche Kriegs- steuern, plünderten Kirchen und Klöster aus, schleppten die Kunstschätze nach Paris und führten den milden aber ungebeugten Pius Vi. in fran- zösische Gefangenschaft; er starb zu Valence den 29. August 1799; die Revolution und die unchristliche Philosophie schienen den folgenreichsten Triumph errungen zu haben: das Papstthum war gestürzt, Rom eine Republik. Zwölftes Kapitel. Sonaparte in Aegypten (1798). Das Direktorium, welches durch seine Heere die kleinen Staaten zertrat, war in Frankreich selbst ohne Ansehen und Kraft; mehr als einmal wäre es der royalistischcn Opposition in den Räthen unterlegen, wenn es nicht Bonaparte durch seine Generale gestützt hätte; es ent- ledigte sich der vornehmsten Gegner durch Deportation nach Kayenne, der terroristischen Nachzügler, die noch einige Versuche machten das ge-
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