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1. Neuere Geschichte - S. 24

1869 - Mainz : Kunze
24 krieg vereitelt. Sie blieben in verschiedenen geistlichen Funktionen in Italien und gaben sich als soeielns Jesu eine Regel. Nach mannigfachen Schwierigkeiten erfolgt die bedingte Be- stätigung des Ordens dllrch Pabst Paul Iii 1540, die unbedingte 1543. Im Jahre 1541 Ignatius Ordensgeneral; bei seinem Tode (1556 zu Rom) hatte der Orden über 100 Collegien in 72 Provinzen, mehr als 1000 Mitglieder und in 3 Welttheilen Missionen. (Xaver im portugiesischen Ostindien). ■—

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 80

1868 - Mainz : Kunze
80 Erste Periode der neueren Geschichte. lich, treu und aufrichtig handeln, und wenn ich das thue, so bekümmere ich mich um diese böse und heillose Welt gar nicht." (Vergl. S. 55.) Türkenkriege. Maximilian hatte, wie sein Vater, blutige Kämpfe mit den Türken zu bestehen. 1566 war der Sultan Soliman nach Ungarn gekommen und hatte die Feste Sziget belagert, welche der Graf Zriny aufs heldenmüthigste vertheidigte!*) Zriny konnte sich nicht länger halten; er that einen Ausfall und starb den Heldentod. Sobald die Türken eindrangen, hielt einer seiner Freunde die brennende Lunte ins Pulverfaß und sprengte sich und die Feste mit Tausenden von Türken in die Luft (1566). Rudvlf 1k. Rudolf Ii. war schon bei Lebzeiten des Vaters zum römischen 12.6-1612 Könige gekrönt worden. Er hatte längere Zeit am Hose Philipp Ii. gelebt und dessen Unduldsamkeit und Vorliebe für die Jesuiten ange- kümmert sich nommen. Die Regierung überließ er seinen Räthen und Günstlingen, während er sich selbst in seinem Studirzimmer zwischen Retorten und Globen gelehrten Studien hingab, Alchymie trieb und mit den be- rühmtesten Astronomen, I. Keppler und Tycho de Brahe, den Lauf der Gestirne besprach. Auf Gemmen, Gemälde, Alterthümer, seltene Pflanzen und schöne Pferde verwandte er große Summen. Er ging stundenlang in den Ställen auf und ab. Mancher Gesandte, welcher dem Kaiser ein Gesuch vorzutragen hatte, mischte sich unter die Stall- und Reitknechte, um Gehör zu bekommen. Er alterte freudelos zwischen seinen Schätzen ohne Freund und Frau, ohne Frieden und Frohsinn in der Brust. Bei seiner Thronbesteigung herrschte in Deutschland die protestantische Lehre vor. Allein die Uneinigkeiten unter den Protestan- ten und die Thätigkeit der Jesuiten änderten dies Verhältniß gar bald Zwietracht zum Nachtheil der Reformation. Die Bekenner der Augsburger und thnen u' helvetischen Confession haderten um einzelne Lehrsätze, bekämpften ein- Reformirten. ander in Schriften und Predigten, verfluchten und verdammten sich gegenseitig. Man fühlte das Bedürfniß größerer Einigung, da der Feind nicht sorgloser Ruhe sich hingab. Auf einer Zusammenkunft theologischer Lehrer zu Kloster Bergen bei Magdeburg (1577) wurde nach dem Entwürfe des gelehrten Tübinger Professors Jakob Andreä eine Bekenntnißschrift zu Stande gebracht, die Coneordien- oder Ein- trachtsformel, welche zwar von Knrsachsen, Kurpfalz, Brandenburg und vielen Reichsständen unterschrieben, aber von vielen lutherischen Stän- den verworfen wurde. Die ersehnte Eintracht zwischen Lutheranern und Reformirten ward nicht erreicht. ') Theodor Körner hat diese Begebenheit zu seinem Trauerspiel „Zriny" benutzt.

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 10

1868 - Mainz : Kunze
Ulrich von Hutten bc- kämpft die Geistlichkeit und eifert gegen das Papstthum in zahlreichen Schriften. w Erste Periode der neueren Geschichte. Ulrich von Hutten war I486 zu Steckelberg, dem Stammschlosse seiner Ahnen, sechs Stunden von Fulda geboren. Sein Vater hatte ihn sür den geistlichen Stand bestimmt und dem Kloster Fulda zur Ausbildung übergeben; allein das Klosterleben widerte den Jüngling so an, daß er heimlich nach Erfurt entwich, wo er seine Studien fort- setzte. Einer Seuche wegen verließ er Erfurt (1505) und begab sich nach Köln, von wo er einem vertriebenen Lehrer an die neu errichtete Universität Frankfurt an der Oder folgte. Später studirte er in Pavia die Rechtswissenschaft und wanderte, als er durch Maximi- lians Krieger bei Erstürmung der Stadt aller seiner Habe be- raubt worden war, nach Bologna. Nach mancherlei Kreuz- und Quer- zügen, auf denen er oft am Nothwendigsten Mangel litt, kehrte er 1517 nach Deutschland zurück, wo ihn Kaiser Maximilian zum Ritter schlug und Constantia Pentinger in Augsburg mit dem Dichterlorbeer bekränzte. Schon vor seiner Abreise nach Italien war sein Vetter Hans von Hutten von dem gewaltthätigen Herzog Ulrich von Würtem- berg ermordet worden. In Gedichten, Reden und Briefen brandmarkte er diese schändliche That. Auch gegen das Mönchthum eiferte seine Feder. In den Briefen der Dunkelmänner (epístolae obscurormn viroruin) schwang er die Geißel der Satire schonungslos gegen die Un- wissenheit der römischen Geistlichkeit und der Mönche. Er wollte deutsche Bischöfe, aber keinen Papst. „Den alten Römern habt ihr männlich widerstanden," rief er den Deutschen zu, „aber den neuen Römlingen beugt ihr schimpflich euer Haupt!" „Ich hab's gewagt!" war sein Wahlspruch. 1517 gab er die Schrift des 1465 gestorbene» gelehrten Römers Laurentius Valla „über die erdichtete Schenkung Constantins des Großen" heraus; er hatte sie in einem Kloster entdeckt und darin den Beweis gefunden, daß die Schenkung Constantins des Großen an den Papst Sylvester, auf welcher die ganze weltliche Macht des Papstthums beruhte, rein erlogen sei. Er hatte den Muth, diese Schrift dem Papste selbst zu widmen. Nichts desto weniger berief ihn der fein gebildete Erzbischof Albrecht von Mainz an seinen Hof und nahm ihn auch mit auf den Reichstag nach Augsburg (1518), wo Hutten zum Kampfe gegen die Türken aufforderte. Nachdem er seine Entlassung von Albrecht erbeten und erhalten hatte, betheiligte er sich an dem Zuge des schwäbischen Bundes gegen seinen persönlichen Feind, Ulrich von Würtemberg, welcher wegen seiner Gewaltthätigkeiten 1519 von Land und Hof vertrieben ward. In diesem Kriege lernte er Franz von Sickingen kennen, mit dem er einen trauten Freundschafts- bund schloß.

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 187

1868 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 187 in den östreichischen Erblanden Gültigkeit habe, wenn sie nicht vom Kaiser das „Placet" erhalten habe. Durch das berühmte Toleranzgesetz gestattete er (1781) in seinen Staaten freie Religionsübung *). Hier- über gerieth Papst Pins in große Noth und reiste selbst nach Wien Der Papst in (1782), um den Kaiser auf andere Wege zu bringen. Joseph holte den heiligen Vater mit den größten Ehrenbezeugungen ein und fuhr mit ihm unter dem Jubel der Wiener in die Kaiserstadt. Vier Wochen verweilte Pius in Wien und erhielt von Joseph alle Beweise der Ehr- furcht und Hochachtung, aber eine Aenderung der getroffenen Einrich- tungen erreichte er nicht. Die Bischöfe von Salzburg, Mainz und Würzburg folgten dem Versuch-,-in- Beispiele des Kaisers und benahmen sich milde und edel in Glaubens- ti^nluirch-zu lehren. Ganz besonders that sich in kirchlichen Angelegenheiten damals gründen, der Weihbischof von Trier hervor, Johann Nikolaus von Hontheim, Weite,n- ein grundgelehrter, äußerst frommer und unbescholtener Mann, welcher unter dem Namen Justinus Febronius eine Schrift gegen den römischen Papst geschrieben und den Wunsch rege gemacht hatte, eine von Rom unabhängige deutsche Nationalkirche zu gründen. Wirklich kamen 1785 mehrere Bischöfe in Ems zusammen, welche die Oberherrschaft des Papstes verwarfen. Ihre Pläne scheiterten aber an dem Widersprüche mehrerer Rom ergebener Bischöfe und an Josephs später erkaltetem Eifer. Auch die Presse wollte Joseph frei haben und hob, damit Jeder- 3°leph sieht mann sich freimüthig äußern könne, die Censur auf. Allein er sah sich ^chelt-rn^ durch das Erscheinen einer Menge frecher, unsittlicher und maßloser Schriften bald genöthigt, diesem Unfug wieder hemmend und zügelnd entgegenzutreten. Die Todesstrafe verwandelte Joseph in Haft und Zwangsarbeit. Einen betrügerischen Obersten stellte er an den Pranger, einen Fürsten, der falsche Banknoten gemacht hatte, ließ er die Straße kehren, viele vornehme Sträflinge mußten die Schiffe ans der Donau ziehen. Im Staate sollte Einheit herrschen; überall sollte ein Gesetz, eine Steuer, ein Gerichtsverfahren gelten, und vor dem Gesetze Alle *) Fünfzig Jahre vorher hatte der Fürstbischof Leopold von Firmian zu Salzburg an 20,000 Evangelische, die ihrem Glauben treu blieben und nicht zur katholischen Kirche zurückkehren wollten, aus seinen Landen aus- gewiesen. König Friedrich Wilhelm I. von Preußen nahm die vertriebenen Salzburger freudig in sein Land auf und erhielt an ihnen treue, arbeit- same Unterthanen. Der traurige Auszug der Salzburger gab Göthe Stoff und Veranlassung zu seinem bekannten, vortrefflichen epischen Ge- dichte Hermann und Dorothea.

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 51

1868 - Mainz : Kunze
Von der Reformation bis zum tvestfälischen Frieden. 51 Gustavs Regierung war eine gesegnete für Schweden, da der König nur an das Wohl seines Landes dachte und keine Mühe scheute, das zerrüttete Reich zu heben. Er vervollkommnete die Gesetzgebung, bildete das Volk, förderte Gewerbsteiß und Wissenschaft und erweiterte den Handel. Dafür war er gerade der richtige Mann. Denn er be- saß die ausgezeichnetsten Geistesgaben, Muth, Unerschrockenheit, Sanft-- muth und eine seltene Sittenreinheit. Dabei war ihm ein treffender Witz und eine hinreichende Beredtsamkeit eigen. Das größte Verdienst Gustav führt erwarb er sich um sein Land durch die Einführung der Reformation, die 9ieferi - , matten in wobei er mit einer solchen Klugheit und Umsicht zu Werke ging, daß Schweden die neue Lehre ohne alle Unruhen ins Leben trat. Schon 1519 waren zwei Brüder, Olanf und Lorenz Peterson, Söhne eines Schmiedes, von der Universität Wittenberg in ihre Hei- math zurückgekehrt und hatten die neue Lehre nach Schweden gebracht. Olauf, stürmisch und heftig wie Luther, Lorenz, mild und gemäßigt wie Melanchthon, wirkten trotz Spott und Verachtung für die Aus- breitung der lutherischen Lehre. Olauf übersetzte 1523 die Bibel ins Schwedische und hielt bald darauf Messe in schwedischer Sprache. Der König begünstigte diese Bestrebungen, welche allmählich große Erfolge hatten. 1530 trat auch Gustav zur evangelischen Lehre über, da der größere Theil seiner Unterthanen sich dazu bekannte, und 1540 erfolgte auf dem Reichstage zu Oerebro, der Heimath der Brüder Peterson, die Lossagung vom Papstthum. Wie schon bemerkt, hatte sich Christian Ii. in Dänemark so ver- Christian n. haßt gemacht, daß man ihn 1523 absetzte und seinen Oheim, den auchmdsne- , , mar? Herzog Friedrich von Holstein, zum König wählte. Dieser suchte der Reformation aus eben so vorsichtige Weise, wie Gustav Wasa, in seinem Reiche Eingang zu verschaffen. Die Stimmung des Volkes begünstigte ihn in seinem Plane, und so gelang es ihm, daß ans dem Reichstage zu Odensee den Protestanten bürgerliche Gleichheit mit den Katholiken zugestanden, den Priestern die Ehe erlaubt und die Unabhängigkeit der Bischofswahlen von Rom ausgesprochen wurde (1530). Dies benutzte der flüchtige König Christian Ii., um sein Reich wieder zu erobern. Der- selbe hatte mit seiner treuen Gemahlin Isabella, einer Schwester- Karls V., in den Niederlanden eine Zufluchtsstätte gefunden und später in Sachsen von Luther und Melanchthon in der neuen Lehre Unterweisung erhalten. Isabella ward eine treue Anhängerin der lutherischen Lehre. König Christian opferte seiner Herrschsucht seinen tritt zur ka- Glauben. Von der evangelischen Partei in Dänemark hatte er keine thouschen Hülfe mehr zu hoffeu, und um sich die altgläubige« Norweger, welche iulucf'

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 298

1868 - Mainz : Kunze
298 Dritte Periode der neueren Geschichte. Fortschritte auf dein Ge- biete der Geschicht- schreibung, der Philosophie in Schweden sind Tegner, Friederike Bremer, in Dänemark Oehlenschläger und Andersen bekannte Namen. Wie die Befreiungskriege auf alle Gebiete geistiger Bildung mächtig einwirkten, so auch auf das der Wissenschaften. Neue Universitäten entstan- den (zu Berlin, Gent, Lüttich, Bonn, u. a.), und auch zur Hebung der allgemeinen Volksbilduug in Deutschland geschah viel; namentlich zeichnete sich ans diesem Felde der Schweizer Pestalozzi ans. Die deutsche Ge- schichtschreibung nahm in diesem Jahrhundert neuen Aufschwung. Karl Adolph Menzel und Heinrich Luden bearbeiteten die Geschichte des deutschen Volkes, Friedrich von Raumer die der Hohenstaufen, Stengel die der fränkischen Kaiser, Joh. Voigt die Zeit Gregors Vii. und die Geschichte Preußens, Johannes von Müller die Geschichte der Schweiz. Niebuhr, August Böckh, Gottfried Hermann, Otfried Müller bearbeiteten das klassische Alterthum; Heeren und Schlosser reihen sich ihnen würdig an. Als berühmte Geschichtschreiber der Gegenwart sind Leo, Dahlmann und Leopold Ranke zu nennen. Großer Eifer herrschte auch ans dem Gebiete der Philosophie, und die Forschungen Kants, Fichte's, Schellings und Hegels haben der deutschen Nation wiederholt aus diesem Gebiet den ersten Rang ein- geräumt. Heinrich Ritter bearbeitete die Geschichte der Philosophie, und Hermes, Professor in Bonn, versuchte durch ein philosophisches System die katholische Kirchenlehre wissenschaftlich zu begründen. Characteristisch für die Zeit sind die Erscheinungen aus dem Ge- biete der Kirche. Der Bischof Arnoldi von Trier veranstaltete im Jahre 1844 eine großartige Wallfahrt nach dem heiligen Rocke zu Trier, den man für das Gewand Jesu Christi ausgab. Dagegen er- klärte sich ein katholischer Priester in Schlesien, Johannes Ronge, in einem Schreiben an den Bischof Arnoldi, indem er ein solches Verfahren als Mißbrauch und Aberglauben darstellte. Es bildete sich in Folge dessen die deutsch-katholische Secte in der katholischen Kirche, die einen freisinnigen, aufgeklärten Katholicismus einführen wollte. Anfangs machte sie großes Aufsehen, trat aber bald wegen Mangels echt christ- licher Anschauung ganz in den Hintergrund. Auch in der evangelischen Kirche trat eine Partei auf, die ein oberflächliches, gehaltloses Vernunft- Christenthum ausstellte und mit dem Namen Lichtfreunde bezeichnet wurde. Es entstanden freie Gemeinden, denen ein Toleranz-Edict im Jahre 1847 die bürgerlichen Rechte zuerkannte. Zur Unterstützung armer evangelischer Gemeinden in katholischen Landen bildete sich der Gnstav-Adolfs-Verein, und zum Schutz der evangelischen Christen im

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 2

1868 - Mainz : Kunze
2 Erste Periode der neueren Geschichte. kenntniß des Christenthums. Daraus waren vorzugsweise diejenigen seiner Schriften berechnet, welche ihm die Gunst seiner Zeitgenossen und der Nachwelt erwarben und die Richtung der Zeit in kirchlichen Dingen unerbittlich und streng geißelten, seine „Gespräche" und sein „Lob der Narrheit." Die letztere Schrift, 1507 aus einer Reise ge- schrieben, erlebte noch zu Lebzeiten des Erasmus 27 Auflagen und wurde in alle lebende Sprachen übersetzt.^) Auch das neue Testament gab er in der Urschrift mit der lateinischen Uebersetzung heraus. Eras- mus war ein Mann von gründlicher Gelehrsamkeit und beißendem Witze; er verstand es, Irrthümer nachzuweisen, aber nicht die Wahr- heit zu lehren, und aus Liebe zur Ruhe nahm er keinen unmittelbaren Antheil an der Reformation. Er wollte sich an das Bestehende an- schließen und nicht als Gegner der Kirche auftreten, sondern unter ihrer Führung einen neuen Geist in die vorliegenden Verhältnisse bringen. Wegen dieser Unentschiedenheit war ihm Ulrich von Hutten (S. Io), Ulrich von der feurige Feind der Geistlichkeit, gram, der ohne Furcht die Ab- Hutten Wellung der Mängel in seinen Schriften verlangte. Auch Johann u. Johannes Reuchlin war ein rüstiger Vorkämpfer der Reformation. Er hatte Reuchlin. jejnen Beschützer, den Herzog Eberhard von Würtemberg, nach Italien begleitet und sich viele Kenntnisse erworben. Kaiser Maximilian ernannte ihn zum kaiserlichen Rathe und setzte ihn in den Stand, wahre Gelehr- samkeit und Bildung zu verbreiten. Gegen die klassischen Studien eiferten damals (1509) insbesondere der zum Christenthum überge- tretene Jude Pfefferkorn, Professor in Köln, welcher alle hebräischen Bücher verbrennen wollte, weil sie Schniähungen wider das Christen- thum enthielten, und der Inquisitor und Dominikanerprior Jakob von Hogstraten. Reuchlin erklärte sich gegen Pfefferkorn und bewies, daß in den hebräischen Schriften der Rabbiner viel Weisheit liege, die man nicht vertilgen dürfe. Darüber zürnte Hogstraten und leitete einen Inquisitionsprozeß gegen Reuchlin (1513) ein, welcher sich an den Papst wandte und Fürsprecher und Beschützer fand. Die Macht *) *) Die Narrheit, Beherrscherin eines großen Reiches, das alle Stände um- faßt, hält sich selbst eine Lobrede. Kein Alter, kein Stand wird dabei geschont. Mit besonderer Vorliebe verweilt sie bei den Geistlichen, welche sie hart mitnimmt, macht sich lustig über die spitzfindige Auslegung der Schrift, über die Mönche, welche es für die größte Frömmigkeit halten, wenn sie recht unwissend sind, nicht lesen und schreiben können, über Bischöfe, Cardinäle und Päpste, welche die hohen Pflichten ihres Amtes vergessen und Alles, was nur einigermaßen mühsam ist, dem Petrus und Paulus überlassen.

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 28

1868 - Mainz : Kunze
28 Erste Periode der neueren Geschichte. befestigt sein Refvrma- tionswerk und besiegelt es mit seinem Blute 1531. Johann Calvin undoekolam- padius setzen Zwingli's Werk fort. Calvin eifert für Sitten- reinheit Zwingli wich in einigen Stücken, namentlich in der Lehre vom Abendmahl, von Luther ab. Vergeblich suchte der hochherzige Landgraf Philipp von Hessen durch das Gespräch zu Marburg (1527) die beiden Reformatoren zu einigen; es bildete sich eine neue Gemeinde neben der lutherischen, die reformirte (S. 31). Vier Jahre später, als die Katholiken in der Schweiz die Evan- gelischen niit Gewalt der Waffen unterdrücken wollten, siel Ulrich Zwingli in der Schlacht bei Kappel, wohin er die Züricher auf Befehl des Rathes als Feldprediger begleitet hatte (1531). Bald nach Zwingli's Tode trat in Genf Calvin als Reformator auf. Jean Chauvin, geboren zu Nohon in der Picardie, ward frühzeitig mit der Bibel und den Lehren der Reformation bekannt und bekleidete schon im achtzehnten Jahre eine Pfarrstelle. Da sein Glaube an die Wahr- heit des katholischen Kirchenshstems zu wanken begann, so wandte er sich dem Studium des Rechtes zu, bis er für die deutsche Reformation so begeistert wurde, daß er als Verbreiter derselben aufzutreten beschloß. Da er sich in Frankreich nicht sicher wußte, begab er sich nach Basel, wo Zwingli's Freund Oekolampadius die katholische Lehre fast ganz verdrängt hatte. Bon hier reiste er nach Italien 1536, mußte aber vor der Inquisition nach Genf fliehen, wo die neue Lehre durch obrig- keitlichen Befehl schon eingeführt war. Calvin ließ sich bewegen zu predigen und erntete großen Beifall. Er schrieb einen kleineren und größeren Katechisnius und besuchte die benachbarten reformirten Ge- meinden, um sie in ihrer Einrichtung zu unterstützen oder Streitigkeiten zu schlichten. Aufsehen erregte seine Lehre von dem unbedingten Rath- schlusse Gottes oder der sogenannten ewigen Gnadenwahl (Prädestination d. h. Vorherbestimmung), wonach Gott nach Willkür einen Theil der Menschen schon von Anbeginn zur Verdammniß, einen andern Theil Zur Seligkeit bestimmt hat, eine Lehre, die sich mit Gottes Liebe und Gerechtigkeit, wie mit der Freiheit des Menschen und dem Sittengesetz nicht vereinigen läßt. Calvin und seine Freunde machten sich durch ihre strenge Sittenzucht unter den lebenslustigen Gensern so viel Feinde, daß ein Volksbeschluß ihre Entfernung aus der Stadt forderte (1538). Deßhalb siedelte Calvin nach Straßburg über, wo er sich durch seine allseitige Thätigkeit große Achtung erwarb. Später erhielt seine Partei in Genf wieder die Oberhand und bat dringend, er möge zurückkehren, allein die Straßburger ließen ihn nicht ziehen. Erst 1541 kehrte er auf einmüthiges Bitten des Rathes und der Bürgerschaft nach Genf zurück und behielt seitdem den größten Einfluß auf Genfs Kirche und Regierung. Zunächst richtete er in der Kirche die Presbhterialverfassung

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 194

1868 - Mainz : Kunze
194 Zweite Periode der neueren Geschichte. Friedrich Schiller war ein Zögling derselben, entfloh aber, da er die Tyrannei verabscheute und des Herzogs Rache fürchtete, wg- Ho^v!Z Diese maßlose Verschwendung der kleineren Hofe in Deutsch- Weimar. land theilten nur wenige nicht. Maximilian Joseph von Baiern, der Markgraf Karl Friedrich von Baden und Karl August von Weimar benutzten ihre Macht und ihr Ansehen zum Wohl und zur Bildung ihrer Unterthanen. Insbesondere bildeten die Herzogin Amalie und ihr kunstsinniger Sohn Karl August zu Weimar einen Hof, welcher ein Sammelplatz der edelsten Geister ward. Hier erfreuten sich Wieland, Herder, Goethe, Schiller und andere geniale Männer des freigebigsten Schutzes und einer Auszeichnung, wie sie ihrer würdig war. Nachtheiligcr Frankreichs Einfluß hatte sich auch in anderer Weise höchst nach- gezeigt. Nach dem Tode Ludwigs Xiv., unter dem die fran- Schriftsteller. zösische Literatur die höchste Stufe erreicht hatte (S. 148), traten ver- schiedene Schriftsteller auf, welche mit den Waffen des Witzes und Spottes alles Sittliche und Religiöse untergruben. Von Paris ging diese Empfehlung des Unglaubens aus; er ward in der von Diderot und d'alembert begründeten Encyklopädie weithin verbreitet. Arouet von Voltaire und Jean Jacques Rousseau strebten eine gänzliche Um- gestaltung der religiösen und politischen Verhältnisse an und arbeiteten durch ihre Schriften der französischen Revolution vor. Der ernste Montesquieu erklärte in seinem Werke „Geist der Gesetze" die Republik unter der Voraussetzung vollkommener Bllrgertugend für die von allen Völkern zu erstrebende Staatsform. Wenn man auch zugeben muß, daß diese französische Aufklärung insbesondere die Aufhebung des Jesuiten- ordens (1773) zur Folge hatte, so kann doch nicht geläugnet werden, wie verderblich diese kecken Ideen auf alle Verhältnisse wirkten. In Diepietiste». Deutschland hatten grade vorher zwei Männer versucht, das erstorbene Leben der Kirche neu anzufachen; es sind dies die sogenannten Pietisten Ph. Jakob Spener (f 1705) und Aug. Hermann Franke (4 1727), welcher letztere mit vier Gulden die segensreichen Stiftungen des Halle'schen Waisenhauses begründete. Ihnen schloß sich der berühmte Rechtsgelehrte Christian Thomasius an, der die deutsche Sprache aus der Universität zu Ehre und Geltung brachte und die öffentliche Meinung gegen die Unsitte der Folter und Hexenprocesse für sich gewann. Ein Schüler Franke's war der Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, welcher die Die Brüder- Ueberreste der böhmischen und mährischen Brüder auf seinem Gute ^Lettnhut^ Berthelsdorf in der Lausitz sammelte und aus ihnen die erneuerte Brüdergemeinde zu Herrnhut bildete (1722). Viele Auswanderungen von Böhmen und Mähren erfolgten, so daß die kaiserliche Regierung

10. Geschichte des Mittelalters - S. 144

1867 - Mainz : Kunze
144 Dritte Periode des Mittelalters. § 28. Das Mönchthum und die römische Kirche. Unter Unter den Päpsten, welche die Hierarchie znm höchsten Gipfel der ^"98-1216'Macht und des Glanzes emporhoben, nimmt Innocenz Ih. aus dem -stbie _ Hause der Grafen von Segni eine der ersten Stellen ein. Er war *2 atien üblichen Wissenschaften wohl unterrichtet, sprach lateinisch und der Macht italienisch vorzüglich und hatte die Hochschulen von Rom, Paris und Bologna mit großem Erfolge besucht. Er war in seinem 37. Jahre zum Papste erwählt worden, zeichnete sich durch Güte, Einfachheit und Sparsamkeit aus, nicht minder durch Frömmigkeit, sittlichen Ernst und Begeisterung für die Macht der Kirche. Als das sichtbare Oberhaupt der Kirche griff er in alle Staaten Europas ordnend und richtend ein. Er war arm und lebte einfach, sammelte aber ungeheure Schätze, um die geistliche Weltherrschaft verwirklichen zu können. Sein ganzes Leben war, wie das Gregors V!!., einem Zwecke gewidmet, die Macht der Kirche und des Papstthums zu alleiniger Geltung zu bringen. Darum trachtete auch Innocenz Iii. dahin, den päpstlichen Stuhl durch Befestigung des Kirchenstaats und durch die Befreiung Italiens von fremder Herrschaft vom Kaiser und Reich unabhängig zu machen. Zu gleicher Zeit suchte er die Kirche im Morgenlande zu retten, die Ketzer auszurotten, und das Gebäude der römischen Kirche zu ordnen und zu befestigen. Vieles ist ihm unter den schwierigsten Verhältnissen ge- lungen, und mancher Fürst beugte sich vor seinem Machtspruche. So mußte der spanische König Alphons Ix. seine gesetzeswidrige Ehe mit seiner Nichte auflösen; Philipp August von Frankreich seine verstoßene Gemahlin Jngeborg wieder annehmen, Peter von Arragonien und Johann von England ihre Reiche für zinsbare Lehen des römischen Stuhles erklären. Kurz vor seinem Tode versammelte er noch einmal die Repräsentanten der ganzen Christenheit uni sich. Es erschienen die Gesandten fast aller christlichen Könige, 800 Aebte, 412 Bischöfe, die Patriarchen von Jerusalem und Constantinopel und die Abgeordneten der Patriarchen von Antiochien und Alexandrien. Alle seine Vorschläge über Glauben, Kirchenrecht und Kirchenzucht wurden genehmigt, ein allgemeiner Kreuzzug gegen die Ungläubigen im heiligen Lande und furchtbare Maßregeln gegen die Ketzerei beschlossen. Im folgenden Jahre (1216) überraschte den gewaltigen Mann der Tov auf einer Reise in der Stadt Perrugia. Innocenz hat seine Größe durch sein uuchristliches und unmensch- liches Verfahren gegen die Ketzer arg befleckt, ohne zu bedenken, daß die Ketzerei nur durch das steigende Verderben in der Kirche selbst allmählich hervorgerufen worden war.
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