Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 1

1894 - Dresden : Ehlermann
Neuere Geschichte. Zweiter Zeitraum. Vom westfälischen Frieden bis zur grossen französischen Revolution. 1648—1789. § 1. Zeitrichtung. 1) Holland und England nehmen durch Handel und überseeische Ansiedelungen einen gewaltigen Aufschwung und entwickeln sich, zumal bei dem Niedergänge Spaniens, zu herrschenden Seemächten. (Zeitweise Vereinigung beider.) Hier gehen aus Stürmen der Revolution im Staatsleben verfassungsmässig geordnete Zustände hervor. 2) Dem entgegengesetzt gelangen im übrigen Europa die Landesherren nach Auflösung des ritterlichen Lehnsverbandes und dem Sinken der Städte (in Deutschland auch infolge der Verleihung der Majestätsrechte an die Kurfürsten und in den protestantischen Ländern auch infolge der Abhängigkeit der Geistlichen von den Landesherren) zu immer selbständigerer Macht. Söldnerheere, seit dem 30jährigen Kriege auf immer längere Zeit geworben, bald nach Frankreichs Vorgang stehend im Dienst („Soldaten“), führen die Kriege der Fürsten, deren Ziele durch fürstliche Hauspolitik bestimmt werden. Vermöge dieser vorherrschenden Zeitrichtung wird der Zeitraum gewöhnlich als das Zeitalter unbeschränkter (absoluter) Fürstenmacht bezeichnet. Besonders glanzvoll entfaltet sich die unbeschränkte Fürstenmacht in Frankreich unter Ludwig Xiv., dessen Hof Muster und Vorbild aller übrigen Fürstenhöfe wird. 3) Das durch den dreissigjährigen Krieg entkräftete und zerrüttete Deutschland steht im N. den Schweden, im W. den Franzosen, die sich darin eingenistet haben, offen. Das Reich, durch den Verlust mehrerer kräftiger Glieder (Schweiz und Niederlande) geschwächt und durch Verleihung der Landeshoheit an die grossen Reichsfürsten dem Zerfalle nahe, Schultz, Neuere und neueste Geschichte. i

2. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 75

1894 - Dresden : Ehlermann
2z. Geistesleben in Deutschland. 75 der Spitze ein Präsident, von 4 zu 4 Jahren gewählt (Washington 1789 — 1797). V. Das Mutterland. England ersetzt seine Verluste durch Ausbreitung seiner Macht in Ostindien. Ausgangspunkt die Erwerbungen der ,,ostindischen Kompagnie“ um 1600. Nach Zerfall der Mongolenreiche im Nw. Indiens Erweiterung des Gebietes. 1756—1765. Kämpfe unter Clive gegen den grausamen Nabob von Bengalen (schwarze Höhle), dann während des amerikanischen Unabhängigkeitskampfes unter Warren Hasting gegen Hyder-Ali, später gegen dessen Sohn Tippo Saib, Sultane von My-s o r e (im Innern des Hochlandes), und die Mahratten (vgl. Macaulays Essays). 1784 verwandelt die ostindische Bill des jüngeren Pitt den Besitz der Kompagnie in englisches Schutzgebiet. § 25. Geistesleben in Deutschland während des zweiten Zeitraumes. Drei Stufen der Entwickelung geistigen Lebens, jede etwa 50 Jahre umfassend, von dem Niedergang nach dem dreissigjährigen Kriege bis zu dem Höhepunkte unserer klassischen Litteraturperiode reichend. I. Erste Stufe. A. Nachwirkung des dreissigjährigen Krieges. Das durch die Leiden des Krieges verdüsterte Volksgemüt ist keines höheren Aufschwunges fähig und versinkt in Stumpfheit, Verzagtheit und Roheit, a) Die Religion verliert mit dem Hader der verschiedenen Bekenntnisse unter einander und der sich steigernden Furcht vor Höllenstrafen ihre erhebende und reinigende Kraft; an Stelle des Glaubens tritt vielfach der Aberglaube; Sterndeuterei und Hexenprozesse blühen, b) Das Vaterland wird mit der Zerklüftung des deutschen Reiches ein hohler Begriff. Das Nationalgefühl erstirbt. Bei den frechen Angriffen Ludwigs Xiv. auf deutsches Erbe wird kaum hier und da ein Aufschrei nationalen Unwillens vernommen, c) Das Gefühl für Recht und Gerechtigkeit verliert sich bei den endlosen Prozessen des Reichskammergerichts * und Zur Zeit Goethes (dessen Aufenthalt in Wetzlar 1772) waren 20000 Prozesse unerledigt geblieben; ein Prozess dauerte bereits 188 Jahre. Der von dem Kaiser zur Abhilfe eingerichtete Reichshofrat verschleppte die Prozesse fast noch mehr.

3. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 202

1894 - Dresden : Ehlermann
202 Neues Deutsches Reich. — § 64. Das Ausland. Vierter Zeitraum (Dritter Zeitraum der Neuesten Geschichte). Von der Begründung des neuen deutschen Reiches bis zur Gegenwart. 1871 — 1893. § 64. Das Ausland nach Begründung des Neuen Deutschen Reiches. I. Frankreich. Das schwer heimgesuchte Frankreich wird durch innere Unruhen noch mehr erschüttert. Die zuchtlose Menge bemächtigt sich im Februar 1871 der Herrschaft in Paris, proklamiert die „Kommune“, die ideale Staatsform der Umsturzmänner, und wirft die Brandfackel in die öffentlichen Gebäude,* um in der Asche der Stadt sämtliche Denkmäler der Kultur zu begraben. Erst im Mai 1871 gelingt es der Versailler Regierung, des Aufstandes Herr zu werden. Die Parteien der Republikaner, Legitimisten, Orleanisten und Bonapartisten ringen mit einander um die Herrschaft. Oftmaliger Wechsel der Präsidenten (Thiers, Mac Mahon, Grevy, Carnot). Einigkeit nur im Rachedurst. Der Ruf nach „Revanche1-, wie er zum öfteren noch bei Lebzeiten Gambettas (f 1882) und später unter dem herrschenden Einfluss Boulangers (1886) erhoben wird, hält die deutschen Schwerter kampfbereit. — Die innere Fäulnis deckte in neuester Zeit der Panamaprozess auf. Ii. Spanien. Der zum König von Spanien erwählte zweite Sohn Viktor Emanuels Amadeus legt bei der Zerrissenheit der Parteien (greuelvoller Karlistenaufstand im Norden, die Kommune im Binnenlande) bald die Krone nieder. Alfons Xii., Sohn der Isabella, wird durch das Pronun-ciamento eines Generals auf den Thron erhoben. Nach seinem Tode (1885) übernimmt dessen Gemahlin die Regentschaft für dessen nachgeborenen Sohn Alfons Xiii. Iii. Italien. Durch die deutschen Siege wird, wie früher Venetien, so jetzt Rom dem jungen Königreich gewonnen. Nach Umwandlung Frankreichs in eine Republik rückt Vik- * Die Tuilerien (noch heute ein Trümmerhaufen), das Stadthaus, der justizpalast u. a. Die Statue Heinrichs Iv. wird in die Seine geworfen; die Vendomesäule umgestürzt.

4. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 214

1894 - Dresden : Ehlermann
214 Neues Deutsches Reich. — § 67. Geistesleben im dritten Zeitraum. „Materialismus“ einer-, zum „Pessimismus“ andererseits. Abwehr dieser durch Naturforscher selbst (Scheidung von Wissen und Glauben durch Virchow, das „Ignorabimus“ Dubois Reymonds). Eine Versöhnung der realistischen mit der idealistischen Weltanschauung, der Naturwissenschaften und der Philosophie, streben an der Naturforscher Lotze (Mikrokosmus) und der Philosoph Carriere (die sittliche Weltordnung). Ii. Einwirkung der Zeitrichtung auf den Bildungsgang. Die Realschule tritt als Schwesteranstalt dem humanistischen Gymnasium zur Seite und erweitert sich zum Realgymnasium, von dem wieder die „höhere Bürgerschule“ (jetzt „Realschule“ genannt) sich ablöst. Technische Hochschulen gewinnen gleichen Rang mit den Universitäten. Iii. Wissenschaften. a) Naturwissenschaften. Die Lehre des Engländers Darwin von der Entstehung der Arten wird auf deutschem Boden einer wissenschaftlichen Prüfung unterzogen und auf ihren berechtigten Kern zurückgeführt. Grossartige Entwickelung deutscher Naturforschung! Alexander v. Humboldt ist Bahnbrecher (schon dem vorigen Zeitraum angehörig). Kirchhoff und Bunsen lehren durch die Spektralanalyse die Beschaffenheit auch der fernsten Himmelskörper erkennen. Heimholtz untersucht die physischen Tonempfindungen als Quelle des seelischen Reizes der Musik. Fechner und Wundt gehen in ihren psychophysischen Untersuchungen den seelischen Bewegungen bis auf ihre sinnlichen Antriebe nach. Siemens’ Entdeckungen und Erfindungen auf dem Gebiete der Elektrotechnik u. a. gehören zu den grossartigsten Erwerbungen der Neuzeit, b) Geisteswissenschaften. Boeckh giebt (schon im vorigen Zeitraum) der Altertumskunde die Richtung auf weltgeschichtliche Betrachtung des aus dem Altertum überlieferten Gedankenstoffes. Die vergleichende Sprachforschung (s. o. § 44, Iii.) wird neben der Forschung nach Ursprung und Wesen der Sprache ein dankbares Feld für viele Gelehrten. Karl Ritter legt (schon im vorigen Zeitraum) den Grund zu wissenschaftlicher Betreibung der Erdkunde (die deutschen Forscher Schlagint weit, Barth, Rohlfs, Schweinfurth u. a ). Klassisches Zeitalter der Geschichtsschreibung (Leopold v. Ranke, Häusser, v. Sybel, Giesebrecht, Dahlmann, Waitz, v. Treitschke, Droysen, Duncker,

5. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 155

1894 - Dresden : Ehlermann
Zeit der Stürme. — § 53. Sturmjahre 1848/49. 155 b) Die Erhebung der Polen feiert Lenau in seinen „Polenliedern“ (s. o. § 49, Iii. Anm.) Vorbote der Revolution ist die erstehende politische Dichtung. Dichter: a) in Österreich: Anastasius Grün, Graf von Auersperg, (,,Spaziergänge eines Wiener Poeten“); b) in Preussen: Hoff mann von Fallersleben („Unpolitische Lieder“), Dingelstedt („Lieder eines kosmopolitischen Nachtwächters“) , Herwegh („Gedichte eines Lebendigen“, voll beissender Epigramme), Prutz („Politische Wochenstube“, eine aristophanische Komödie). Dritter Zeitraum. (Zweiter Zeitraum der Neuesten Geschichte.) Von der französischen Februarrevolution bis zur Begründung des Neuen deutschen Reiches. 1848—1871. Erster Abschnitt. Zeit der Stürme und erneuter Rückströmung. Von der Pariser Februarrevolution bis zur Thronbesteigung König Wilhelms I. 1848— 1861. § 53- Die Sturmjahre 1848/49. I. Ursachen. Unzufriedenheit mit den bestehenden politischen Zuständen weit verbreitet. Neben den gemässigten Anhängern einer freien Verfassung auch viele politische Heiss-sporne! Dabei bildet sich aus katilinarischen Elementen eine Lj msturzpartei heraus. Ihre „Bataillone“ die „Arbeiter“. Zündstoff bei diesen infolge wirtschaftlicher Not. [Entwertung der Handarbeit nach Errichtung zahlloser Fabriken mit Dampfbetrieb. Übermass der Warenerzeugung, Mangel an Absatz, bei geringem Bedarf an Menschenkräften Herabsetzung der Löhne und Arbeitsmangel. Dazu das Hunger jahr 1847! Unterwühlung der Arbeiter durch die Lehre vom Rechte aller auf Gütergemeinschaft (Kommunismus). Das Wort Proudhons „Eigentum ist Diebstahli“] Ii. Die Pariser Februarrevolution. Ludwig Philipp, „der Bürgerkönig“, anfangs volksbeliebt, hat bei Beginn seiner Regierung mit Erhebungen zu thun, die teils Wiedereinsetzung der Bourbonen, teils Errichtung einer

6. Römische Geschichte - S. 3

1893 - Dresden : Ehlermann
§ I. Die Anfänge Roms. 3 Älteste Gemeinde der Hausväter (patres-Patricier) aus 3 Stämmen, den Ramnes, Ti ties (vielleicht sabinisch) und den Luceres (wahrscheinlich die auf dem Cälius angesiedelten Albaner. S. u. Vi, a) bestehend. Jeder Stamm in io Kurien und jede Kurie wieder in io Geschlechter (gentes) geteilt. (Vgl. die attische Einteilung der jonischen Phylen in Phratrien und Geschlechter in Abt. I, S. 13). Neben diesen Vollbürgern schon früh Schutzverwandte, die Klienten („Hörige“, doch nicht Leibeigene). Sie waren durch Pietät an ihren Schutzherrn (patronus) gebunden und wurden durch diesen vor Gericht vertreten, mussten ihm aber dafür bestimmte Dienste leisten, auch dem Geldbedürfnis des Herrn in bestimmten Fällen aufhelfen (Mitgift bei Verheiratung der Töchter u. a ). Sie trieben meist Gewerbe und Kleinhandel. Eine Aufnahme unter die Geschlechter war nicht ausgeschlossen; es gab „Hausväter geringerer Geschlechter“ (patres minorum gentium). Zu den niederen Diensten in Feld und Haus wurden Sklaven verwandt, aus denen eine Klasse der „Freigelassenen“ hervorging. Mit zunehmender Machterweiterung trat durch Hinzukommen der Bevölkerung unterworfener Gebietsteile und Einwanderung ein neuer Stand zu den alten Vollbürgern hinzu, die plebs. Die Plebejer zwar frei, auch zu den Staatslasten verpflichtet, doch ohne Anteil an der Stadtverwaltung. Auch Eheschliessung mit Patriciern nicht rechtsgültig. Sie sassen als Grundbesitzer auf Bauernhöfen oder waren in der Stadt als Handel- und Gewerbetreibende angesiedelt. (Vgl. die Periöken in Lacedämon). V. Stadtverfassung. 1) Die Gemeindeversammlung der Hausväter, nach Kurien zusammentretend (comitia curiata), übt die Herrschaft (imperium) über die Stadt aus und überträgt deren Machtbefugnisse an die von ihr gewählten Beamten. 2) Die Gemeinde wählt sich durch Zwischenwahl (interrex) einen Leiter (rex), den „König“, dem die kriegsherrliche, priesterliche und richterliche Gewalt übertragen wird. Sagenhafte Geschichten dieser „Könige“. (Romulus, Numa Pompilius, Tullus Hostilius, Ancus Martius; Tarquinius Priscus, Servius Tullius, Tarquinius Superbus). An jeden von ihnen wird in der Sage etwas von der ältesten geschichtlichen Entwickelung der Stadt geknüpft. 3) Dem König zur Seite ein Rat der (Geschlechts-) Ältesten, der Senat. Aus jedem Geschlecht einer, daher 300 an Zahl. 1*

7. Römische Geschichte - S. 48

1893 - Dresden : Ehlermann
48 Zweiter Zeitraum. — § 18. Das römische Geistesleben etc. (Bestimmungen über Tracht, Zahl der Gäste, Kosten eines Gastmahls), fruchten wenig. M. Porcius Cato, aus altem sabinischem Bauernstande, der sich trotz des adligen Ringes bis zum Censor (censorius) emporarbeitet, tritt mit derbem Wort, kräftigem Witz und, wenn es gilt, auch männlicher That für altrömische Zucht und Sitte ein, kann aber dem Strom der Zeit nicht Einhalt gebieten. Steigerung der Genusssucht auch in den niederen Kreisen. Einführung zahlreicher neuer Volksfeste. Lust an den immer mehr sich einbürgernden Fechterspielen und Tierhetzen, deren Pracht und Aufwand sich ungemessen steigert. Gewöhnung der Menge zu Müssiggang, Bettelei und Bestechlichkeit. Panem et Circenses! Auch die Sittlichkeit im Staatsleben sinkt. Kaltherzige, selbstsüchtige Staatskunst an Stelle der altrömischen Rechtlichkeit (Karthago, Eumenes, die Rhodier u. a.). Feigheit und Untüchtigkeit der Feldherrn (macedonische und spanische Kriege). Beugung des Rechts zu gunsten der bevorrechteten Klasse. So zwar Verschlechterung des Volkscharakters im allgemeinen, dennoch die Gemeinde bis weit in diesen Zeitraum hinein noch der Thatkraft, der Unterordnung unter das Staatswohl, der Aufopferung und der Erkenntnis des Rechten fähig. Erhaltung, des alten Römersinns bei einzelnen hervorragenden Persönlichkeiten sowohl des Adels wie des Volkes erkennbar. Amilius Paullus, der Sieger von Pydna, beglückwünscht sich nach dem Tode seiner Kinder, dass die Götter, sein Gebet erhörend, nicht dem römischen Volke, sondern ihm Unglück gesendet hätten. Die Schilderung des Lebenslaufes eines geringen Bürgers in der Rede eines Centurio (Liv. Xxxxii, 32) zur Zeit des 2. macedonischen Krieges und dessen Ermahnung an seine Kameraden, die gleich ihm mit niedrigerem Range ins Heer wiedereintreten sollten, dem Senate und den Konsuln zu gehorchen und jede Stelle für ehrenvoll genug zu halten, in der sie das Vaterland verteidigen könnten. E. Litteratur und Kunst in derzeit der punischen Kriege emporkeimend, aber ganz von griechischen Mustern abhängig und selbst durch einen Griechen begründet, a) Dichtkunst. 1) Epos. Andronikus, ein kriegsgefangener Tarentiner, Freigelassener des Livius Salinator (s. o. § 11, Iv, C), bildet die Dramen des Euripides nach und übersetzt die Odyssee für die römische Jugend — das älteste Schulbuch! In seine Fusstapfen trat Gn. Nävius, der ausser an griechischen Nachbildungen sich auch an einem nationalen Stoff versuchte, in-

8. Römische Geschichte - S. 92

1893 - Dresden : Ehlermann
92 Dritter Zeitraum. — § 34. Sittliche Zustände und Geistesleben etc. in deren Armen. Kleopatra endet, von Oktavian verschmäht, durch Schlangengift. Oktavian Herr des römischen Reiches. § 34. Sittliche Zustände und Geistesleben im Zeitalter der Bürgerkriege. I. Zeitgepräge. Fortschreitende Entartung des Volkscharakters durch Zunahme der Üppigkeit und Gewöhnung an Blutvergiessen. Männer der Zeit Catilina, Clodius. Bei dem Mangel erhebender Gedanken im Staatsleben politischer Verfall. Statt der Hingabe an das Gemeinwohl Ringen des selbstsüchtigen Adels und der von Volksführern unterwühlten und nach Staatsspenden lüsternen Masse. Statt des Freiheitsdranges Sehnsucht nach Ruhe. Statt nationaler Eigenart hellenistisches Weltbürgertum. — Bei der ungleichen Verteilung des Besitzes wirtschaftlicher Verfall. Bei den Vornehmen neben ungemessenem Reichtum tiefe Verschuldung, bei den Geringeren neben Erwerbslosigkeit Bettelhaftig-keit. Zunahme des Räuberwesens, Sklaven- und Seeräuberkriege Zeichen der Zeit. Folge: Der sittliche Verfall. Genusssucht, Gewissenlosigkeit, Unredlichkeit, Wucher und Laster aller Art in erschreckendem Masse zunehmend. Lockerung des Familienlebens bei Leichtigkeit der Ehescheidung. Zeit politischer Morde! Ausbildung eines Hanges zur Grausamkeit, durch die Fechterspiele genährt. Zunahme der Verbrechen, auch in höheren Kreisen. Trotzdem Erhebung edlerer Geister über die Zeitgebrechen. Rom noch immer imstande, einen Cäsar hervorzubringen. Vaterlandsliebe und ehrenwerte Lebensführung vertreten bei Männern wie Cicero u. a. Achtungswerte Charaktere auch in geringeren Kreisen nicht fehlend (der Vater des Horaz) Auch Frauentugend nicht erstorben (Porcia). Sittliche Bedeutung der stoischen Schule. Alte Römertugend freilich von Männern wie Cato Uticensis mehr äusserlich dargestellt als innerlich erfüllt. Die Tugend ist in die Landstädte und Provinzen entflohen. Ii Religion. Festhalten an der Staatsreligion zu politischen Zwecken. Sonst Unglaube und Aberglaube herrschend. An morgenländischen Religionsgebräuchen wird neu eingeführt (über Cybele vgl. § 18, C. S. 47) der persische Mithra-und der egyptische Isisdienst. Daneben chaldäische Sterndeuterei und vereinzelt jüdischer Religionsgebrauch. Bei den

9. Römische Geschichte - S. 101

1893 - Dresden : Ehlermann
Vierter Zeitraum. — § 36. Das augusteische Zeitalter 101 14 n. Chr. stirbt August nach thatenreichem Leben und segensreichem Wirken, sechsundsiebzigjährig, zu Nola.*) Ehrengeleit der Leiche nach Rom und feierliche Bestattung (Mausoleum noch heute erhalten). Göttliche Ehren nach dem Tode. Monatsname Augustus. § 36. Das augusteische Zeitalter. Pflege und Förderung der schönen Künste Glanzpunkt der Regierung Augusts. Verleihung von Jahrgehalten, Geldgeschenken oder Landbesitz an ausgezeichnete Dichter (höfische Dichtung). Gründung von Bibliotheken. Grossartige Bauten. Vermehrung der dramatischen Festtage. Neben August auch seine Freunde Pfleger geistigen Lebens. Der Name Mäcenas auf ewig zur Bezeichnung eines Gönners der Künstler gestempelt. Das Zeitalter Augusts das „goldene Zeitalter der römischen Litteratur“ (vgl. das Perikleische Zeitalter, le siecle de Louis Xiv.). Die Werke, wenn auch nicht durch Ursprünglichkeit, so doch durch Geschmack ausgezeichnet. Auch hier Anlehnung an griechische Muster. I. Dichtkunst, a) Epos. 1) P. Vergilius Maro aus Andes bei Mantua (f 19 v. Chr. 51 jährig). Seine aus 10 „Ek-logen“ bestehenden Hirtengedichte (Bukolika) lehnen sich an Theokrit an, sind aber mit manchen Zügen lebendiger Gegenwart ausgestattet; seine „Georgika“ sind ein treffliches Lehrgedicht über den Landbau (vgl. Lessing Laokoon Xvii). Hauptwerk die „Äneide“ (Vorbild Homer), mit der Sage von der Gründung Roms einen nationalen Stoff behandelnd, mit der Erdichtung von der Entstehung des julischen Geschlechtes und dem Ausblick auf die Glanzzeit Cäsars und Augusts an die Gegenwart anknüpfend. 2) P. Ovidius Naso aus Sulmo („Pälignischer Schwan“), ein geist- und geschmackvoller Dichter. Von August verbannt, lebt er die letzten 8 Jahr seines Lebens in Tomi am Schwarzen Meer, wo er 17 n. Chr. öojährig stirbt. Von dort sandte er seine wehmütigen Klagelieder („Tristien“) nach Rom. Sein Hauptwerk sind die „Metamorphosen“ (Verwandlungen), deren Stoff, der griechischen Sage entlehnt, mit der Entstehung der Welt aus dem Chaos beginnt und mit Cäsars Verwandlung in einen Stern schliesst. Unvollendet sind die „Fast i“, ein römischer Kalender. *) Die bei seinem Lebensende angeblich an seine Freunde gerichtete Frage, ob er die Rolle seines Lebens leidlich gespielt habe, ist nicht so aufzufassen, als habe August andeuten wollen, er sei Zeit seines Lebens ein Schauspieler gewesen.

10. Römische Geschichte - S. 49

1893 - Dresden : Ehlermann
Zweiter Zeitraum. — § 18. Das römische Geistesleben etc. 49 dem er in seinen „Annalen“ den i. punischen Krieg besang, in dem er selbst mitgekämpft. . Der Halbgrieche Ennius (aus Messapien), ein Klient des älteren Scipio Africanus, verfasste ausser Nachbildungen griechischer Tragödien und Komödien ein vielgelesenes und noch in späterer Zeit geschätztes Epos, „Annales“ wie das des Nävius genannt, das die vaterländische Geschichte als Stoff nimmt (vgl. die mittelalterlichen Reimchroniken). Der Hexameter, dessen er sich bedient, wird nach seinem Vorgänge für das Epos das übliche Versmass. Ennius verdient um die Bildung der lateinischen Sprache, aber auch Verbreiter zersetzender hellenistischer Anschauungen! „Vater der römischen Poesie“ genannt (vgl. Heinrich v. Veldecke). 2) Drama, a) Versuche, eine national-römische Tragödie (praetexta) zu schaffen;*) dennoch Bevorzugung der an die Griechen angelehnten Stücke (palliata). b) Empfänglichen Boden findet die Komödie, für deren Aufnahme das Volkslustspiel bereits vorgearbeitet hat. Die römische Bühne, anfangs ein Brettergerüst, mit stehender Hinterwtand ohne Orchestra. Missachtung der Schauspieler, Dichter und Musiker im Gegensatz zum Griechentum Polizeiliche Überwachung (Nävius wird wegen politischer Anspielung ins Gefängnis geworfen)! Griechische Muster: Diphilüs, Menander (neuere Komödie; s. Abt. I, S. 86). Der griechische Stoff wird trotz sittlicher Fäulnis als Grundlage beibehalten, wenn auch unter Einwebung von Szenen römischen Lebens, in der „comoedia palliata“. Die auf nationalem Boden wurzelnde „comoedia togata“ macht in Rom weniger Glück als in den Landstädten. T. Maccius Plautus (vor und nach dem 2. p^un. Kriege) verfasst zahlreiche Komödien nach griechischen Mustern, die, vielfach überarbeitet, skli über ein Jahrhundert auf der Bühne erhielten (20 noch jetzt erhalten). Komik der Verwickelung, lebendige Zeichnung der Charaktere (Schmarotzer, Sklaven), neben sittlicher Schlaffheit auch sittlicher Ernst und weicheres Gefühl (captivi, rudens, trinummus) hervorstechende Eigenschaften. Die „Aulularia“ Vorbild Molieres in seinem „L’avare“. Nachbildung des „Amphitruo“ durch eben diesen, des „Trinummus“ durch Lessing in „der Schatz“. — Etwas später Terentius (Afer), ein ehemaliger karthagischer Sklave. Er übertraf seinen Vorgänger zwar nicht an Frische und Kraft, doch *) Pacuvius, Attius u. a. Schultz, Eomische Geschichte. 4
   bis 10 von 28 weiter»  »»
28 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 28 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 5
2 0
3 0
4 17
5 0
6 1
7 0
8 0
9 4
10 5
11 5
12 1
13 0
14 8
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 1
21 0
22 0
23 2
24 0
25 0
26 3
27 0
28 0
29 0
30 0
31 1
32 0
33 0
34 2
35 0
36 0
37 0
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 2
44 0
45 12
46 0
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 11
3 0
4 1
5 0
6 0
7 0
8 5
9 17
10 0
11 0
12 0
13 6
14 7
15 0
16 0
17 0
18 0
19 1
20 4
21 0
22 2
23 2
24 0
25 10
26 0
27 0
28 0
29 2
30 5
31 3
32 0
33 0
34 0
35 13
36 0
37 1
38 3
39 2
40 0
41 7
42 0
43 27
44 2
45 4
46 2
47 0
48 0
49 0
50 0
51 2
52 10
53 2
54 0
55 6
56 0
57 0
58 0
59 4
60 2
61 0
62 0
63 4
64 1
65 0
66 6
67 0
68 4
69 0
70 0
71 10
72 2
73 1
74 3
75 0
76 1
77 0
78 1
79 0
80 0
81 0
82 0
83 0
84 0
85 0
86 2
87 3
88 1
89 2
90 0
91 1
92 6
93 0
94 2
95 0
96 4
97 3
98 3
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1
1 2
2 0
3 1
4 0
5 4
6 0
7 2
8 5
9 1
10 0
11 1
12 0
13 0
14 0
15 9
16 1
17 0
18 2
19 11
20 0
21 0
22 10
23 0
24 1
25 1
26 2
27 2
28 0
29 2
30 0
31 1
32 2
33 0
34 0
35 0
36 0
37 5
38 0
39 5
40 0
41 0
42 0
43 3
44 1
45 0
46 0
47 0
48 0
49 2
50 1
51 0
52 10
53 0
54 33
55 0
56 1
57 0
58 2
59 3
60 5
61 3
62 9
63 2
64 0
65 0
66 0
67 1
68 0
69 0
70 0
71 0
72 0
73 5
74 7
75 0
76 1
77 3
78 2
79 1
80 2
81 7
82 2
83 0
84 0
85 8
86 0
87 1
88 2
89 1
90 0
91 28
92 0
93 0
94 1
95 0
96 0
97 1
98 4
99 5
100 0
101 0
102 1
103 3
104 0
105 2
106 0
107 1
108 12
109 0
110 1
111 0
112 0
113 3
114 0
115 14
116 0
117 0
118 0
119 2
120 11
121 0
122 2
123 0
124 0
125 0
126 3
127 17
128 3
129 1
130 0
131 1
132 2
133 5
134 6
135 0
136 38
137 0
138 9
139 0
140 2
141 1
142 3
143 2
144 0
145 9
146 3
147 0
148 6
149 3
150 0
151 1
152 0
153 0
154 0
155 0
156 1
157 3
158 0
159 0
160 0
161 0
162 3
163 5
164 0
165 16
166 9
167 1
168 0
169 1
170 0
171 0
172 9
173 6
174 0
175 4
176 3
177 8
178 0
179 3
180 0
181 7
182 3
183 7
184 1
185 0
186 4
187 6
188 7
189 15
190 0
191 2
192 3
193 0
194 2
195 0
196 0
197 2
198 0
199 4