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§ 76. pte Hotthardßahn. Schon im Jahre 1869 wurde
zwischen der Schweiz und Italien ein Vertrag abgeschlossen, der den
Bau der Gotthardbahn sicherte. Bald nach Beendigung des Deutsch-
französischen Krieges trat auch das Deutsche Reich diesem Vertrage
bei. Dem vollen Verkehr wurde die Bahn im Jahre 1888 über-
geben. Sie führt in der Mitte zwischen Moni Cenis und Brenner,
und zwar in der Linie Hamburg-Genua und dient hauptsächlich dem
Zwecke, das Deutsche Reich, Holland und Belgien mit den Mittel-
meerhäfen, insbesondere mit Genua, zu verbinden. Das wichtigste
Stück dieser Bahn ist der große Tunnel durch den St. Gotthard.
Derselbe ist fast 15 km lang und erstreckt sich von Göschenen bis
Airolo. Die Durchbrechung des Gebirges dauerte 10 Jahre, von
1872 bis 1882. Der kühne Erbauer dieses Riesenwerkes ist Louis
Favre. Leider hat er die Vollendung desselben nicht erlebt. Die
Gotthardbahn geht in der Schweiz von Basel über Lnzern, Flüelen,
Göschenen, Airolo nach Lugano. In 5 Stunden kann man mit dem
Schnellzuge die schönsten Gegenden der Schweiz durcheilen und die
kühnen Bauten der Strecke kennen lernen.
§ 77. Handelsplätze. Basel, das „goldene Tor der Schweiz",
82000 Gshtw., am Knie des Rheins ist der erste Handelsplatz des
Landes und die große Pforte für Ein- und Ausfuhr nach dem
Norden Europas. Genf, 80000 Einw., besitzt eine ähnliche Beden-
tnng für die Länder des Mittelmeeres. Bedeutenden Handel treibt
auch Zürich, 100000 Einw., welche Stadt bis jetzt die einzige Groß-
ftadt der Schweiz ist. Der rege Handel wird dort durch die umfang-
reiche Industrie, dann aber auch durch den lebhaften Fremdenverkehr
bedingt. Nennenswerte Handelsplätze sind auch Schaffhausen und
die Bodenseehäfen Romanshorn und Rorschach. St. Gallen
treibt großen Handel mit Baumwollenwaren, Biel mit Uhren. Be-
deutende Viehmärkte sind in Lugano. Bern, 70000 Einw., ist ein
bedeutender Eisenbahnknotenpunkt.
Osterreich-Ungarn.
(Größe 676000 qkm, Einwohner 47 Millionen.)
§ 78. Allgemeines. Dieser Staat übertrifft an Größe das
Deutsche Reich, steht demselben aber an Einwohnerzahl nach. Ungefähr
' drei Viertel der Einwohner gruppieren sich um die Donau; ein Viertel
gehört dem Gebiet der Elbe, Oder, Weichsel, des Dnjester, der Etsch
und des Rheins an. Seine Küstenentwickelnng ist gering; er kann
nur von Trieft aus am großen Seeverkehr teilnehmen. In bezug
auf die Bodenform zeigt Österreich-Ungarn eine große Mannig-
faltigkeit; doch ist das Gebirgsland vorherrschend. Wir finden hier
einen großen Teil der Alpen mit dem Bakonywald und dalmatinischen
Gebirge als Fortsetzungen derselben, ferner die böhmisch-mährischen
Stufenlandschaften und die Karpaten. Die bedeutendsten Ebenen sind
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Extrahierte Personennamen: Moni_Cenis Gotthard Louis
Favre
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treffliches Obst angebaut; im Kanton Zürich und im Waadtlande
gedeiht guter Wein, dessen Menge aber lange nicht dem eigenen
Landesbedarf genügt. Die vorzüglichen Weiden in den Alpen (Almen)
ermöglichen eine bedeutende Viehzucht. Außer Zuchttieren (Freiburger,
Simmentaler und Schwyzer Vieh) wird viel Käse und kondensierte
Milch ans Ausland abgegeben. Die besten Käsesorten kommen aus
dem Emmen- und Greyerzertale. In der Schweiz blüht die Bienen-
zucht; im Kanton Tessin finden sich auch nennenswerte Seidenzüchtereien.
Der Bergbau ist wenig erträglich, nur Salz wird bergmännisch
gewonnen.
§ 73. Industrie. Trotz des Kohlenmangels und trotz der schwie-
rigeu Verkehrsverhältnisse ist die Schweiz einer der ersten Industriestaaten
der Welt geworden. Die wichtigsten Industriezweige sind: Baum-
Wollenspinnerei und -Weberei nebst Maschinenstickerei (Sitz in der
östlichen Schweiz), Seidenweberei (Hauptsitze Basel und Zürich) und
Uhrenfabrikation. Letztere hat ihren Mittelpunkt in Genf und in
den Tälern des Iura. Neben Uhren werden auch viele Musikwerke
und Schmuckgegenstände hergestellt. Im Berner Oberlande werden
Parkettböden und herrliche Holzschnitzereien gefertigt; blühend ist auch
die Strohflechterei. Selbst Schiffbau und Eisenindustrie haben in
der Schweiz einen guten Ruf; einige Fabriken in Zürich, Winterthnr,
Basel arbeiten sogar für das Ausland.
§ 74. Kandel. Da der Schweizer Industrie die meisten Roh-
Materialien fehlen, so müssen dieselben durch den Handel zugeführt
werden. Einfuhrartikel sind deshalb außer Getreide, Mehl und Kolonial-
waren hauptsächlich Steinkohle, Roheisen, Rohbaumwolle und Roh-
seide. Ausgeführt werden Seiden- und Baumwollenstoffe, Uhren,
Käse, Farbwaren, Strohwaren, Zuchtvieh. Sehr viel geht von diesen
Waren nach dem Deutschen Reiche. Bedeutend ist der Schweizer
Durchfuhrhandel, der schon in alten Zeiten groß war.
§ 75. Kandetsstraßen. Die natürlichen Handelsstraßen der
Schweiz sind, von den zahlreichen Seen abgesehen, kaum nennenswert.
Um so bewundernswerter sind dagegen die dortigen Kunststraßen.
Das schweizerische Bahnsystem, das gut ausgebaut ist, enthält eine
Reihe von Längszügen, die von Nordosten nach Südwesten verlaufen,
und mehrere Querzüge, die im Süden vor dem Alpenwall endigen
oder ihre Fortsetzung in den kühnen, die Berge überschreitenden
Alpenstraßen sinden. Die Gotthardbahn durchbricht in einem ge-
waltigen Tunnel die Alpenwand. Lnzern und Zürich sind bedeutende
Eisenbahnknotenpunkte. Die Schweizer Bahnen finden Anschlüsse
sowohl nach Frankreich als nach Österreich und dem Deutschen Reiche
und sind für den Durchgangsverkehr von großer Bedeutung. Der
Simplontnnnel, der 1897 begonnen wurde, ist etwas über 20 km
laug und reicht von dem schweizerischen Orte Brig im Rhonetal bis
zum italienischen Orte Jselle. Dieser Schienenweg verbindet die
Westschweiz mit Oberitalien.
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Extrahierte Ortsnamen: Zürich Basel Genf Berner_Oberlande Basel Frankreich Rhonetal Oberitalien