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(Fortsetzung der schlesischen Flötze), im Becken des Donetz (hier Haupt-
sächlich Anthrazitkohle) und am westlichen Ural. Eisen findet sich
ebenfalls am Donetz und im Ural. Im Kaukasus bei Baku sind
reiche Petroleumquellen.
§ 161. Industrie. Die russische Industrie, die noch vielfach
Hausindustrie ist, kann noch nicht den eigenen Landesbedarf decken.
Allerdings befindet sie sich in neuerer Zeit in raschem Aufblühen
und fucht sich immer mehr vom Auslande unabhängig zu machen.
Den ersten Platz nehmen die Baumwollenindustrie, Tuchfabrikation
und Metallverarbeitung ein. Die Leinenindustrie wird seit alters her
fast durchweg als Hausindustrie der Bauernbevölkerung betrieben;
dieselbe beschränkt sich jedoch nicht allein auf den Bedarf der Familie,
sondern arbeitet auch für Messen und Märkte. Nennenswert ist in
Rußland auch die Leder- (Juchtenleder), Tabak- (Zigaretten und
Schnupftabak), Zucker- (russische Drops) und Spiritusfabrikation.
In den nördlichen Waldgebieten spielt die Pech- und Teersiederei
eine große Rolle, Finnland hat eine ansehnliche Holzindustrie. Zu
den ersten Fabrikorten Rußlands gehören Petersburg, für Baum-
Wollenindustrie, Tapeten-, Gummi- und Bijouteriewaren, optische
Instrumente und Uhren, Porzellan- und Fayencefabrikation, Moskau
hat ähnliche Industrie. Massenhaft ist hier die Herstellung von Schaf-
pelzen, großartig die einfache Tuchfabrikation für die Bauernbevölkerung.
Tnla und Kaluga für Metallwaren, Tnla besonders für blanke
Waffen und Silberwaren, Warschan für Chemikalien, Tabaksfabri-
kation, Brauereien, Maschinen, Glas; von ähnlicher Art ist die
Industrie der aufblühenden Stadt Lodz. Orel ist der Mittelpunkt
der Hanfindustrie. Kiew ist der Mittelpunkt für Zuckerindustrie
und Zuckerhandel.
§ 162. Kandel. Derselbe wird durch die große Ausdehnung
des Reiches und durch die stellenweise recht geringe Dichtigkeit der
Bevölkerung ungeheuer erschwert. Der Mangel an Steinen und der
oft lockere, sumpfige Boden des weiten Tieflandes beeinträchtigen
sehr die Anlage von Eisenbahnen und anderen Kunststraßen; auch
die Flüsse sind für den Binnenhandel nicht von solcher Bedeutung
wie in den Ländern Westeuropas, da sie oft ein halbes Jahr durch
Eis gesperrt sind. In manchen Gegenden kann der Handel nur zur
Winterszeit auf den festen Schlittenbahnen betrieben werden, da im
Frühling und Herbst, oft auch zur Sommerszeit die Wege grundlos
sind und Kunststraßen fehlen. Messen und Jahrmärkte haben deshalb
in Rußland eine größere Bedeutung als sonst in Europa. Die be-
rühmtesten Messeplätze sind Nischni-Nowgorod (mit jährlich drei
Messen, eine im Januar, hauptsächlich auf den zugefrorenen Flüssen,
Wolga und Oka, besonders für Holzwaren, die andere im Juli, vor-
zugsweise für Pferde, und die dritte und größte im August, in erster
Reihe für asiatische Erzeugnisse), Pultawa, Jrbit, Charkow und
Kiew. Auch für den ozeanischen Verkehr ist, wie bereits erwähnt,
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Personennamen: Tnla August
Extrahierte Ortsnamen: Donetz Kaukasus Baku Finnland Petersburg Moskau Kaluga Lodz Kiew Westeuropas Europa Charkow Kiew
— 88 —
Düna, Beresina und Dnjepr Riga mit Cherson verbinden soll. Das
russische Eisenbahnnetz besitzt sein Zentrum in Moskau. Eine Eigen-
tümlichkeit der russischen Bahnen besteht darin, daß ihre Spurweite
1,525 m beträgt, während diejenigen anderer Länder, England aus-
genommen, die Normalweite von 1,435 m haben. Die wichtigsten
Strecken sind: St. Petersburg-Warschau mit Abzweigung nach Eydt-
kühnen, Moskau - Warschan-Thorn, Moskau-Charkow-Sebastopol,
Moskau-Wologda-Archaugelsk, Moskau-Samara-Tscheljabiusk mit
Anschluß an die große sibirische Überlandbahn. Für den Verkehr
spielen auch noch folgende große Landstraßen eine überaus wichtige
Rolle: 1. der sibirische Trakt von St. Petersburg nach Jrkntsk
(6375 km lang), 2. die Straße von Tauroggen nach St. Petersburg,
3. die Straße über Pskow nach Warschau und von dort nach Kalisch,
Lemberg und Krakau, 4. die Straße von Moskau nach Charkow und
von dort nach der Krim und dem Kaukasus.
§ 164. Handelsplätze. St. Petersburg, mit fast 11/2 Mill.
Eiuw., an der Newa gelegen, erste Haupt- und Residenzstadt, ist die
bedeutendste Seehandelsstadt und eine der wichtigsten Fabrikstädte
des Reiches. Der Import fremder Erzeugnisse liegt meistens in den
Händen deutscher und englischer Firmen. Ein verkleinertes Abbild
von St. Petersburg ist Riga, über 280000 Eiuw., an der Düna.
Dieser Handelsplatz hat im Verein mit Liban einen großen Teil des
Getreidehandels von deutschen Häfen abgelenkt. An beiden Plätzen
sind es meistens deutsche und englische Häuser, die sowohl den Außen-
Handel als auch den Vertrieb der eingeführten Waren bis zu den
entlegensten Teilen des Reiches besorgen. Dieser Handel mit west-
europäischen Waren ist vollständig getrennt von dem echt russischen
Binnenhandel. „Durch Lage und Privilegien sind St. Petersburg
und Riga fast die einzigen Häfen, von wo aus Rußland mit Bijou-
terien, Kleidungsstücken, Weinen, feinen Tuchen, Baumwollen- und
Seidenwaren, Spitzen usw. versehen wird. Aus den Magazinen west-
europäischer Artikel, die dort errichtet sind, werden kleinere ähnliche
in den Provinzialstädten versorgt, und so geht von Stadt zu Stadt
bis an die äußersten Grenzen ein merkwürdiger, von Ausländern
betriebener Handel, für welchen fast in jeder Stadt eine eigene kleine
Kolonie gegründet ist. Die Privilegien der ausländischen Kaufleute
stammen meistens von Peter dem Großen, sie zahlen keine Staats-
abgaben, stellen keine Rekruten, find nicht dem Gildezwang der
national-rnssischen Kaufleute unterworfen und haben das Recht, im
ganzen Reiche frei und ungehindert zu handeln." Kronstadt, der
Schlüffel der Newa, hat ebenfalls einen bedeutenden Handelshafen.
Ein weiterer Hafenplatz der russischen Ostseeprovinzen ist Libau,
der den deutschen Ostseehäfen lebhafte Konkurrenz macht. Moskau,
über 1 Mill. Eiuw., ist das Zentrum des gesamten russischen Binnen-
Verkehrs; der Moskauer Handel erstreckt sich bis in das fernste Asien,
bis nach China. Mittelpunkt des polnischen Handels ist Warschau
mit % Mill. Eiuw. Außer den genannten Ostseehäfen sind wichtige
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— 89 —
Seeplätze: Archangelsk, Ausfuhr von Pelzwerk und Holz, Odessa,
405000 Einw., bedeutendster Seehafen des Schwarzen Meeres, vor
allem Getreideausfuhr, Tagaurog am Asowscheu Meere; Astrachan,
113000 Einw., am Hauptmündungsarme der Wolga, treibt Karawanen-
Handel nach Sibirien, ist Mittelpunkt der bedeutenden Kaspi- und
Wolgafischerei, führt viel Kaviar aus. Für den Schiffsverkehr im
Binnenlande sind von Belang: Weliki-Ustjug, bedeutend für die
Dwina-Schiffahrt, Cherfou, der Stapelplatz der auf dem Dujepr
anlangenden Transporte, Rybinsk, der Ausgangspunkt der Wolga-
Dampfschiffahrt, Kasan, 132000 Einw., eine der wichtigsten Handels-
und Industriestädte an der Wolga, Orenburg, am Uralsluß, ist
der „Hafen des kirgisischen Steppenmeeres" und der Ausgangspunkt
vieler Karawanen nach Asien. Der Haupthandelsplatz Finnlands ist
Helsingfors mit fast 100000 Einw.
§ 165. Die asiatischen Besitzungen Wnßl'ands. Bei Rnß-
land kann man nicht von ausländischen Kolonien in dem Sinne wie
bei anderen Staaten sprechen, da alle Besitzungen dieses Riesenreiches
ein geschlossenes Ganzes bilden. In Asien besitzt Rußland: 1. Zentral-
asien mit Turkestau, dem transkaspischen Gebiet und der Kirgisen-
steppe; 2. Kaukasieu und 3. Sibirien.
Dritter Teil.
Die außereuropäischen Erdteile.
Asien.
(Größe 44 Mill. qkm., Einwohner 814 Millionen.)
§166. Ilöerbl'ick. Asien, der größte Erdteil (fast 4^ mal
so groß wie Europa), steht mit den anderen Erdteilen in möglichst
engem Zusammenhang. Mit Europa bildet Asien eine große Fest-
landmasse, mit Afrika ist dieser Erdteil durch die Landenge von
Snes verbunden, nach Australien führt die ostindische Jnselbrücke
hinüber, und von Amerika ist er nur durch die 100 km breite
Behringstraße getrennt. Die übrigen Erdteile umlagern gewisser-
maßen Asien, und darum konnten sich von dieser „Wiege des Menschen-
geschlechts" die Völker nach allen Richtungen hiu ausbreiten. Die
günstige Lage Asiens hat schon in uralten Zeiten einen lebhaften
Austausch der Roh- und Kuuftprodukte bedingt; Handel, Gewerbe,
Kunst und Wissenschaft haben hier sehr früh eine Heimstätte ge-
fnnden. Die Phönizier gelten als das älteste Handelsvolk. Inner-
halb des Erdteils selbst wurden die Bewohner Asiens in ihrem
Handel durch die weiten Länderstrecken, die unermeßlichen Wüsten-
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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Extrahierte Ortsnamen: Archangelsk Odessa Astrachan Wolga Sibirien Cherfou Kasan Orenburg Asien Finnlands Helsingfors Asien Sibirien Asien Asien Europa Europa Asien Afrika Australien Amerika Asien Asiens Asiens
— 103 —
Nagasaki auf der Insel Kiuschiu; von hier findet ein reger Verkehr
nach China statt.
§ 177. Wusslsch-Asien. Dieses Gebiet ist fast zweimal so groß
wie Europa und umfaßt a) Sibirien, b) Russisch-Zentralasien
(hauptsächlich Westturkestau), c) Kankasien mit dem transkaspischen
Gebiete.
a) Sibirien.
1. Allgemeines. Sibirien übertrifft an Größe den Erdteil Europa
und reicht vom Ural bis zum Stillen Ozean. Der Südrand ist ge-
birgig (der erzreiche Altai und die Danrischen Alpen). Nach Norden
zu dacht sich das Land allmählich ab. Zuerst folgt in dieser Rich-
tung ein ziemlich breiter, fruchtbarer Landstreifen, der die reichlichsten
Ernten liefert. Um den Baikalsee ist ein vorzügliches mildes Klima.
Es schließt sich nordwärts an diesen Teil Sibiriens das Steppenland,
das ein reiches Tierleben aufweist (Schafe, Ziegen, Rinder, Pferde,
Kamele), dasselbe geht in einen fast unermeßlichen Waldgürtel, den
Tummelplatz der Pelztiere, über, ist aber in den milderen Teilen noch
dem Ackerbau erschlossen. Den äußersten Norden Sibiriens nehmen
die Tundren ein. Dem großen Landgebiete entsprechend, wohnen
dortselbst die verschiedensten Völkerstämme; die Ureingeborenen (Jakuten,
Tnnguseu, Tschuktscheu) haben sich aber vielfach mit den freiwilligen
wie deportierten russischen Kolonisten vermischt. Sibirien gehört zu
Rußland seit 1581. Es umfaßt auch die Halbinsel Kamtschatka und
die Insel Sachalin, woselbst jetzt hauptsächlich die „Verschickten" an-
gesiedelt werden.
2. Landesprodukte. Sibirien ist an vielen Stellen ein sehr
fruchtbares Land und könnte unter günstigeren Bevölkernngs-, Absatz-
und Verkehrsverhältnissen eine Kornkammer ersten Ranges werden.
Der Absatz wird dadurch erschwert, daß die Mündungen der großen
Flußstraßen den längsten Teil des Jahres durch Eis verschlossen sind.
Auch treten die ungeheueren Entfernungen dem Handel hindernd in
den Weg. Reich ist das Land an Holz. Die Viehzucht liefert Pferde,
Schafe; ergiebig ist die Fischerei sowie die Pelztierjagd. In einigen
Flußtälern wird in Menge fossiles Elfenbein gewonnen. Der Haupt-
reichtum Sibiriens besteht in den dortigen Schätzen an Mineralien.
Gold und Silber findet sich im Altaigebirge; die bedeutendste Schmelz-
Hütte dafür ist Barnaul. Silber- und Bleiminen finden sich ferner
bei Nertschinsk; doch nehmen die ersteren neuerdings an Ertrag
sehr ab. Gold findet sich auch im Schwemmlande des Lena. Sibirien
ist das erste Graphitland der Erde. Dieses Mineral findet sich
hauptsächlich im Sajanischen Gebirge, bei Turuchansk und im
Gouvernement Jrkutsk. Im Altai sind neuerdings mächtige und
gut zugängliche Steinkohlenlager entdeckt worden.
3. Handel. Die wichtigsten Handelsplätze Sibiriens sind: Tomsk,
52000 Einw, der kommerzielle Mittelpunkt des westlichen Teiles;
von hier führen Straßen nach den Bergwerken des Altai. Jrkutsk,
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Extrahierte Ortsnamen: China Europa Sibirien Sibirien Europa Stillen_Ozean Sibiriens Sibiriens Kamtschatka Sachalin Sibirien Sibiriens Barnaul Gouvernement_Jrkutsk Sibiriens Tomsk
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51000 Einw., und Jakutsk gelten als die Hauptverkehrsplätze Ost-
sibiriens. Hier ist ein reger Handel, bei welchem besonders Tee
gegen Tuche und Pelzwerk ausgetauscht wird. Jakutsk ist Haupt-
Pelzniederlage. Ochotsk ist eine Hafenstadt und vermittelt die Über-
fahrt nach der Halbinsel Kamtschatka. Kiachta hat Bedeutung als
Übergangspunkt nach China und als Messeplatz (großer Umsatz in
Tee, Moschus, fossilem Elfenbein, Seide und russischen Tuchen). Haupt-
markt für die nördlichen Gegenden ist Tobolsk.
4. Die sibirische Überlandbahn. An Stelle des alten
Karawanenweges, der von Peking über Urga in der Mongolei nach
Kiachta in Sibirien ging und sich dort an den sogenannten sibi-
rischen Trakt schloß, der in 78 Tagen nach Tjnmen am Uralgebirge
führte, ist die sibirische Überlandbahn getreten. Dieselbe beginnt bei
Tscheljabinsk, auf der Ostseite des Südurals gelegen, hat nach
Europa zu Anschluß über Samara, Moskau nach. St. Petersburg und
somit an das große europäische Verkehrsnetz und führt nun östlich
über Omsk, Tomsk nach Jrkntsk, geht durch die Mandschurei, sendet
eine Nebenlinie nach Wladiwostok und endet bei Port Arthur am
Petschilibusen. Von hier aus führt die chinesische Ostbahn nach
Tientsin und weiter bis Peking. Mit Hilfe dieser Bahn kann man
von Berlin aus Wladiwostok in etwa 12, Schanghai in 18, die
japanischen Häfen in 20, Hongkong in 23 Tagen erreichen.
Die sibirische Eisenbahn ist für den asiatischen Handel von großer
Bedeutung. Sie hat die Schiffahrt auf den sibirischen Flüssen in
der kurzen Zeit ihres Bestehens ungeheuer belebt und den Export
von Getreide und Erzen in einer ungeahnten Weise befördert. Sibirien
wird dadurch immer mehr der Kultur erschlossen. Im Jahre 1899
sind 900000 Personen dorthin ausgewandert.
b) Russisch-Zentralasien.
1. Allgemeines. Dieses Gebiet umgibt den Aralsee, umfaßt
das Generalgouvernement Tnrkestan, das Generalgouvernement der
Kirgisensteppe mit der Hauptstadt Omsk, sowie das steppensörmige
transkaspische Gebiet mit der Hauptstadt Aschabad und ist, weil
es früher wahrscheinlich Meeresboden war, tief gelegen und steppen-
artig. Nur die Flußtäler eignen sich für den Ackerbau (Reis,
Baumwolle, Wein, Obst); in den Steppen wird von den dortigen
Nomaden (Kirgisen) Viehzucht getrieben; erwähnenswert sind die
großen Schafherden, von denen Häute, Wolle und Talg in den
Handel kommen; auch die Pferde- und Kamelzucht ist zu nennen.
Der größte Teil des Landes gehört zu Rußland, das auch im Pamir-
gebirge sesten Fuß zu fassen beginnt. Von Rußland abhängig sind
ferner das Emirat Buchara mit der gleichnamigen Hauptstadt, die
ein Mittelpunkt des Karawanenhandels zwischen Indien und Europa
ist, und das Khanat Ehiwa mit der Hauptstadt Chiwa. Ausfuhrgegen-
stände sind: Tabak, Baumwolle, Rohseide, Salz, Gold, Opium und
11
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Personennamen: Kiachta Arthur Ehiwa
Extrahierte Ortsnamen: Jakutsk Jakutsk Kamtschatka China Peking Mongolei Kiachta Sibirien Tscheljabinsk Europa Samara Moskau Petersburg Omsk Tomsk Wladiwostok Petschilibusen Tientsin Peking Berlin Wladiwostok Schanghai Hongkong Omsk Aschabad Buchara Indien Europa
— 85 —
von seinen Sonderrechten verliert es immer mehr an Rußland.
Polen, ehemals ein Königreich, ist seit 1868 vollständig mit Ruß-
land verschmolzen.
§ 160. Landesprodukte. Schon zur Zeit der alten Griechen
hat Rußland ungeheure Mengen von Getreide ausgeführt. Wenn
es auch heute nicht mehr die erste Kornkammer der Erde ist, so
nimmt es unter den Getreide produzierenden Staaten noch immer
einen der wichtigsten Plätze ein. Der Getreidebau reicht bis zum
60° n. Br., schiebt sich stellenweise bis zum Polarkreise vor und hört
erst vollständig im Gebiet der Tundren auf. Nach Süden findet er
seinen Halt am Steppengebiet. Hauptsächlich wird Roggen angebaut.
Die fruchtbarsten Gegenden sind die Ukraine, Podolien, Wolhynien
und Bessarabieu; hier wiegt der Weizen vor. Im Vorsteppen- und
Steppengebiet gedeihen Hirse, Buchweizen und stellenweise Mais.
Unter den Handelsgewächsen spielen Hanf und Flachs eine große
Rolle; im nördlichen Teile kommt es mehr auf die Gewinnung der
Gespinstfaser, im südlichen Teile dagegen mehr auf die Gewinnung
des ölhaltigen Samens an. Kartoffeln und Zuckerrüben finden tech-
nische Verwendung. Tabak wird im Gebiet der schwarzen Erde und
in den Vorsteppen angebaut. In Polen findet man weite Rapsfelder.
In dem südlichen Teile des Reiches wird Hopfen, Mohn, Senf,
Anis gewonnen. Hier ist auch der Obstbau von großer Bedeutung.
Wein gedeiht in den Ländern des Schwarzen Meeres. Rußland
besitzt namentlich im Norden noch große Wälder; leider sind aber in
der Mitte und im Süden des Reiches weite Strecken ohne Wald;
der russische Edelmann ist ein arger Waldverwüster. — Wie der Ackerbau,
so ist auch die Viehzucht bedeutend, im südlichen Teile ist die Steppen-
Wirtschaft der Stallwirtschaft überlegen. Neben Vieh- und Pferdezucht
findet man in der kaspischen Niederung auch die Zucht von Kamelen.
Auch die Schafzucht ist in Südrußland von Belang und die eigene
Industrie vermag nicht die ganze Landesproduktion aufzuarbeiten.
Die Polarvölker besitzen Renntiere; die großen Wälder des Nordens
sind reich an Pelz- und Jagdtieren. Das Pelzwerk wird hauptsächlich
durch die „Russische Pelzhandelskompanie" welche 1785 ge-
gründet ist und ihren Sitz in St. Petersburg hat, in den Handel
gebracht. Bienenzucht findet sich in Polen und den angrenzenden
Gebieten; sie wird begünstigt durch die Lindenwälder. Nennenswert
ist die Seidenzucht auf der Halbinsel Krim. Sehr ertragreich ist die
Fischerei. Am wichtigsten ist sie im Kaspischen Meere und in den
in dasselbe mündenden Flüssen auf Störe und Hansen (Kaviar und
Fischleimgewinnung). An der Nordküste werden Heringe, Lachse,
Kabeljau und Seehunde gefangen; letztere auch im Kaspischen Meere.
Der Bergbau ist am bedeutendsten im Ural und hat seinen Mittel-
Punkt in Jekaterinbnrg. Er liefert hauptsächlich Gold, Platiua,
Kupser. Im südwestlichen Polen findet man Zinkerze. Salz kommt
in Rußland als Quell-, Stein- und Steppensalz in großen Mengen
vor. Kohlen hat Rußland um Moskau, im südwestlichen Polen
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
- 63 -
trocknen östlichen Teile verschwinden die Seen und der bunte Wechsel zwischen
Wald, Wiese und Ackerland hört auf, sie treten nicht durcheinander, sondern
nacheinander auf. So liegen im Norden, soweit der Einfluß der nördlichen
Seewinde reicht, die Sumpfebenen der Tundren, weiter südlich folgt, etwa
in .dem Viereck Petersburg, Archangelsk, Perm, Moskau, eine breite un-
geheuere Waldregion, dann bis zur Linie Odessa-Saratow die Region
der großen Ackerfluren, zugleich die Region der Städte, dann südöstlich
das Reich der Steppen.
In den nördlicheren Strichen dauert der Winter 7—8 Monate und
die Kälte steigt bis zu 40° C. unter dem Eispunkt. Frühling und Herbst
sind verschwindend kurz. In der Mitte Rußlands treten Frühling und
Herbst deutlicher hervor, doch sind die Sommer trocken und heiß, die
Winter streng und schneereich. Im Süden zeigt die Steppenregion nur
vorwiegend entsetzlich heiße Sommer und durch furchtbare Schneestürme ge-
fürchtete Winter- Nomaden gibts im Norden und Süden, in der Mitte
seßhafte Bevölkerung.^-
Produkte: Rußland ist nächst Nordamerika das reichste Getreide-
land der Erde; sonst ist wichtig der Flachsbau. Bedeutend ist die Aus-
fuhr an Vieh, Häuten, Wolle, Talg und Knochen, Holz und Pech.
Reich sind die Ergebnisse des Bergbaues an Eisen, Gold, Platin, Blei,
Kupfer und Edelsteinen. In den ungeheuren Wäldern leben Bären, Wölfe,
Luchse, Füchse, Marderarten, Auerochsen, Hirsche, Rehe, Wildschweine, Hasen,
allerlei Geflügel usw. Die Flüsse bergen schmackhafte Fische. Eingeweide
und Knorpel des Hausen liefern Leim, die Eier vom Stör kommen als
Kaviar in den Handel.
Im Handel nimmt Rußland die vierte Stelle in Europa ein (nächst
England, Deutschland, Frankreich). Der Handel zerfällt nach den Wegen,
die er einschlägt, in Seehandel, Flußhandel, Karawanenhandel und Eisen-
bahnhandel.
Die Industrie ist im Verhältnis zu anderen Ländern gering und hat
ihren Sitz vorzugsweise in den größten Städten. Bedeutend ist die Haus-
industrie in Weberei, Klöppelei, Stickerei und Schnitzerei.
Haupt- und Residenzstadt ist: Petersburg an der Newa 1,313,000 E.
Die Stadt ist von Peter dem Großen 1703 gegründet. Sie ist die
schönste Stadt Europas. Gerade, lange Straßen gibts in Turin und
Berlin, die nahe blaue See in Neapel, Stockholm, Kopenhagen, prächtige
Paläste in Florenz und Rom, elegante Kaufläden in Brüssel, Paris, Wien,
prächtige Reitpferde und Equipagen, tausend Masten und Seefahrer aus
allen Teilen der Erde in London: Alles dies zusammen gibts nur in
Petersburg. Kommen wir von Kronstadt, der vor Petersburg liegenden
Festung her, so sehen wir als erstes, sichtbares Merkmal der nordischen
Metropole (Hauptstadt) die goldene Kuppel der Jsaakskirche, gleichsam auf
dem Wasser schwimmend. An dem breiten Newastrome liegen mächtige
Kais von Granit, an denen Dampfschiffe und Kauffahrer in buntem Gemisch
sich^ aneinander drängen. Strom, Straßen, Plätze, Paläste, alles zeigt eine
riesige Ausdehnung, die nicht, wie in den alten Hauptstädten Europas,
mit dem Räume zu geizen braucht. Da sich der Verkehr wegen der
Breite der Straßen und Plätze nicht so aufstaut wie in anderen großen
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Peter
Extrahierte Ortsnamen: Petersburg Archangelsk Perm Moskau Nordamerika Europa England Deutschland Frankreich Petersburg Europas Turin Berlin Neapel Stockholm Kopenhagen Florenz Rom Brüssel Paris Wien London Petersburg Kronstadt Petersburg Europas
— 3 —
Insel Formosa liefert Tee, Reis u. Zucker. Hauptstadt ist Tokio (= Haupt-
stadt des Ostens) auf Nipon, durch Eisenbahn mit dem Hafen Yokohama
verbunden.
Unser Pelzland ist Russisch-Asien, gewöhnlich Sibirien genannt. Bei
diesem Worte denken wir an rauhes, unwirtliches Land (das sächsische
Sibirien), das trifft aber nur für das uördl. Drittel zu. Wie weit reicht
es nach 8? Kälter ist es freilich überall als unter gleicher nördl. Breite
in Europa, denn während die kalten Eismeerstürme ungehinderten Zutritt
haben, wird die warme Luft des 8 durch Gebirgswälle abgehalten. Diese
sind die Quellstätten der sibirischen Ströme: 1. Der Ob, ein mächtiger
Strom mit regem Dampferverkehr, hat das größte Stromgebiet unter den
Flüssen von Asien. 2. Jenissei vom wald- u. wildreichen sajamschen Gebirge,
das bekannt ist durch die bedeutendsten Graphitgruben der Erde (verarbeitet
in Nürnberg); ein Nebenfluß geht durch den gewaltigen Bajkalfee (2v2tnal
so groß wie Sachsen). 3. Lena. Alle drei haben trotz ihres Wasserreichtums
geringe Bedeutung für den Verkehr, weil ihre Mündungen den größten
Teil des Jahres mit Eis bedeckt sind u. auch der Seeweg nach Europa
nicht sicher ist. a) Westsibirien bildet eine ungeheure flache Ebene, bedeckt
mit seingeschlemmtem, steinlosem Boden (alter Meeresgrund). Das fiibl.
Drittel zeigt Steppencharakter, zahllose Seen bilden eine unerschöpfliche
Salzkammer; Schafzucht. Bis zum 63° nördl. Breite folgt Waldland, meist
Birkenbestand. Der fruchtbare Boden gibt als Ackerland reiche Getreide-
ernten, der Wald beherbergt Pelztiere. Dann folgt die Tundra, die nur
noch Moos u. Flechten erzeugt u. damit die Renntiere wandernder Samo-
jedenstämme ernährt. Westsibiriens Garten u. Schatzkammer ist der Altai;
sein Reichtum an Wald u. Wild, Edelmetallen u. Steinkohlen, Getreide u.
Honig ist unerschöpflich. Rechte Verwertung kann dies erst nach Vollendung
der sibirischen Eisenbahn erlangen, die Moskau mit der Küste des Stillen
Ozeans verbinden wird. Jetzt ist Brennpunkt des Handels die Messe zu
Nischmj-Nowgorod an der Wolga, wo Waren im Werte von 600 Mill.
Mark zusammenströmen. Wichtige sibirische Handelsstädte sind Tomsk,
Tobolsk, Jrkutsk. b) Ostsibirien ist noch wenig bekannt u. spärlich von
Jagd u. Renntierzucht treibenden Stämmen bewohnt, die ihre Erzeugnisse
gegen Tabak, Werkzeug u. Waffen austauschen. Verbrecherkolonien, c) In
Mittelasien dringen die Russen immer weiter südwärts. Am Aralsee weiden
die Kirgisen ihre Pferde- u. Schafherden. Ihre Hauptnahrung ist die
gesäuerte u. gegorue Milch jener Tiere, auch bei uns als Kumys bekannt.
Im Winter ziehen sie ins „sibirische Italien" am Balkaschsee. Rußland
aber strebt immer weiter nach dem sonnigen 8 am Indischen Ozean, er soll
einst die Pforte für Russisch-Asien werden, daher die Furcht der Engländer
gegenüber diesem Vorwärtsdringen, das für die Russen nötig ist, weil ganz
Sibirien keinen eisfreien Hafen besitzt. Den wollen sie im Jndusgebiet
erlangen. Aus demselben Grunde suchen sie in China vorzudringen (Port
Arthur).
Das Ziel der sächsischen Missionare ist Englisch-Asien, Vorderindien.
Wie hoch die Engländer ihre Besitzungen in Vorder- u Hinterindien schätzen,
zeigt sich schon darin, daß sich die Könige von England Kaiser von Indien
i*
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Extrahierte Personennamen: Lena Arthur)
Extrahierte Ortsnamen: Formosa Tokio Yokohama Sibirien Sibirien Europa Asien Nürnberg Sachsen Europa Westsibirien Westsibiriens Moskau Nischmj-Nowgorod Wolga Tomsk Ostsibirien Mittelasien Balkaschsee Indischen_Ozean Sibirien China Hinterindien England Indien