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1. Geographie für kaufmännische Fortbildungsschulen und verwandte Unterrichtsanstalten - S. 86

1905 - Dresden : Huhle
— 86 — (Fortsetzung der schlesischen Flötze), im Becken des Donetz (hier Haupt- sächlich Anthrazitkohle) und am westlichen Ural. Eisen findet sich ebenfalls am Donetz und im Ural. Im Kaukasus bei Baku sind reiche Petroleumquellen. § 161. Industrie. Die russische Industrie, die noch vielfach Hausindustrie ist, kann noch nicht den eigenen Landesbedarf decken. Allerdings befindet sie sich in neuerer Zeit in raschem Aufblühen und fucht sich immer mehr vom Auslande unabhängig zu machen. Den ersten Platz nehmen die Baumwollenindustrie, Tuchfabrikation und Metallverarbeitung ein. Die Leinenindustrie wird seit alters her fast durchweg als Hausindustrie der Bauernbevölkerung betrieben; dieselbe beschränkt sich jedoch nicht allein auf den Bedarf der Familie, sondern arbeitet auch für Messen und Märkte. Nennenswert ist in Rußland auch die Leder- (Juchtenleder), Tabak- (Zigaretten und Schnupftabak), Zucker- (russische Drops) und Spiritusfabrikation. In den nördlichen Waldgebieten spielt die Pech- und Teersiederei eine große Rolle, Finnland hat eine ansehnliche Holzindustrie. Zu den ersten Fabrikorten Rußlands gehören Petersburg, für Baum- Wollenindustrie, Tapeten-, Gummi- und Bijouteriewaren, optische Instrumente und Uhren, Porzellan- und Fayencefabrikation, Moskau hat ähnliche Industrie. Massenhaft ist hier die Herstellung von Schaf- pelzen, großartig die einfache Tuchfabrikation für die Bauernbevölkerung. Tnla und Kaluga für Metallwaren, Tnla besonders für blanke Waffen und Silberwaren, Warschan für Chemikalien, Tabaksfabri- kation, Brauereien, Maschinen, Glas; von ähnlicher Art ist die Industrie der aufblühenden Stadt Lodz. Orel ist der Mittelpunkt der Hanfindustrie. Kiew ist der Mittelpunkt für Zuckerindustrie und Zuckerhandel. § 162. Kandel. Derselbe wird durch die große Ausdehnung des Reiches und durch die stellenweise recht geringe Dichtigkeit der Bevölkerung ungeheuer erschwert. Der Mangel an Steinen und der oft lockere, sumpfige Boden des weiten Tieflandes beeinträchtigen sehr die Anlage von Eisenbahnen und anderen Kunststraßen; auch die Flüsse sind für den Binnenhandel nicht von solcher Bedeutung wie in den Ländern Westeuropas, da sie oft ein halbes Jahr durch Eis gesperrt sind. In manchen Gegenden kann der Handel nur zur Winterszeit auf den festen Schlittenbahnen betrieben werden, da im Frühling und Herbst, oft auch zur Sommerszeit die Wege grundlos sind und Kunststraßen fehlen. Messen und Jahrmärkte haben deshalb in Rußland eine größere Bedeutung als sonst in Europa. Die be- rühmtesten Messeplätze sind Nischni-Nowgorod (mit jährlich drei Messen, eine im Januar, hauptsächlich auf den zugefrorenen Flüssen, Wolga und Oka, besonders für Holzwaren, die andere im Juli, vor- zugsweise für Pferde, und die dritte und größte im August, in erster Reihe für asiatische Erzeugnisse), Pultawa, Jrbit, Charkow und Kiew. Auch für den ozeanischen Verkehr ist, wie bereits erwähnt,

2. Geographie für kaufmännische Fortbildungsschulen und verwandte Unterrichtsanstalten - S. 88

1905 - Dresden : Huhle
— 88 — Düna, Beresina und Dnjepr Riga mit Cherson verbinden soll. Das russische Eisenbahnnetz besitzt sein Zentrum in Moskau. Eine Eigen- tümlichkeit der russischen Bahnen besteht darin, daß ihre Spurweite 1,525 m beträgt, während diejenigen anderer Länder, England aus- genommen, die Normalweite von 1,435 m haben. Die wichtigsten Strecken sind: St. Petersburg-Warschau mit Abzweigung nach Eydt- kühnen, Moskau - Warschan-Thorn, Moskau-Charkow-Sebastopol, Moskau-Wologda-Archaugelsk, Moskau-Samara-Tscheljabiusk mit Anschluß an die große sibirische Überlandbahn. Für den Verkehr spielen auch noch folgende große Landstraßen eine überaus wichtige Rolle: 1. der sibirische Trakt von St. Petersburg nach Jrkntsk (6375 km lang), 2. die Straße von Tauroggen nach St. Petersburg, 3. die Straße über Pskow nach Warschau und von dort nach Kalisch, Lemberg und Krakau, 4. die Straße von Moskau nach Charkow und von dort nach der Krim und dem Kaukasus. § 164. Handelsplätze. St. Petersburg, mit fast 11/2 Mill. Eiuw., an der Newa gelegen, erste Haupt- und Residenzstadt, ist die bedeutendste Seehandelsstadt und eine der wichtigsten Fabrikstädte des Reiches. Der Import fremder Erzeugnisse liegt meistens in den Händen deutscher und englischer Firmen. Ein verkleinertes Abbild von St. Petersburg ist Riga, über 280000 Eiuw., an der Düna. Dieser Handelsplatz hat im Verein mit Liban einen großen Teil des Getreidehandels von deutschen Häfen abgelenkt. An beiden Plätzen sind es meistens deutsche und englische Häuser, die sowohl den Außen- Handel als auch den Vertrieb der eingeführten Waren bis zu den entlegensten Teilen des Reiches besorgen. Dieser Handel mit west- europäischen Waren ist vollständig getrennt von dem echt russischen Binnenhandel. „Durch Lage und Privilegien sind St. Petersburg und Riga fast die einzigen Häfen, von wo aus Rußland mit Bijou- terien, Kleidungsstücken, Weinen, feinen Tuchen, Baumwollen- und Seidenwaren, Spitzen usw. versehen wird. Aus den Magazinen west- europäischer Artikel, die dort errichtet sind, werden kleinere ähnliche in den Provinzialstädten versorgt, und so geht von Stadt zu Stadt bis an die äußersten Grenzen ein merkwürdiger, von Ausländern betriebener Handel, für welchen fast in jeder Stadt eine eigene kleine Kolonie gegründet ist. Die Privilegien der ausländischen Kaufleute stammen meistens von Peter dem Großen, sie zahlen keine Staats- abgaben, stellen keine Rekruten, find nicht dem Gildezwang der national-rnssischen Kaufleute unterworfen und haben das Recht, im ganzen Reiche frei und ungehindert zu handeln." Kronstadt, der Schlüffel der Newa, hat ebenfalls einen bedeutenden Handelshafen. Ein weiterer Hafenplatz der russischen Ostseeprovinzen ist Libau, der den deutschen Ostseehäfen lebhafte Konkurrenz macht. Moskau, über 1 Mill. Eiuw., ist das Zentrum des gesamten russischen Binnen- Verkehrs; der Moskauer Handel erstreckt sich bis in das fernste Asien, bis nach China. Mittelpunkt des polnischen Handels ist Warschau mit % Mill. Eiuw. Außer den genannten Ostseehäfen sind wichtige

3. Geographie für kaufmännische Fortbildungsschulen und verwandte Unterrichtsanstalten - S. 89

1905 - Dresden : Huhle
— 89 — Seeplätze: Archangelsk, Ausfuhr von Pelzwerk und Holz, Odessa, 405000 Einw., bedeutendster Seehafen des Schwarzen Meeres, vor allem Getreideausfuhr, Tagaurog am Asowscheu Meere; Astrachan, 113000 Einw., am Hauptmündungsarme der Wolga, treibt Karawanen- Handel nach Sibirien, ist Mittelpunkt der bedeutenden Kaspi- und Wolgafischerei, führt viel Kaviar aus. Für den Schiffsverkehr im Binnenlande sind von Belang: Weliki-Ustjug, bedeutend für die Dwina-Schiffahrt, Cherfou, der Stapelplatz der auf dem Dujepr anlangenden Transporte, Rybinsk, der Ausgangspunkt der Wolga- Dampfschiffahrt, Kasan, 132000 Einw., eine der wichtigsten Handels- und Industriestädte an der Wolga, Orenburg, am Uralsluß, ist der „Hafen des kirgisischen Steppenmeeres" und der Ausgangspunkt vieler Karawanen nach Asien. Der Haupthandelsplatz Finnlands ist Helsingfors mit fast 100000 Einw. § 165. Die asiatischen Besitzungen Wnßl'ands. Bei Rnß- land kann man nicht von ausländischen Kolonien in dem Sinne wie bei anderen Staaten sprechen, da alle Besitzungen dieses Riesenreiches ein geschlossenes Ganzes bilden. In Asien besitzt Rußland: 1. Zentral- asien mit Turkestau, dem transkaspischen Gebiet und der Kirgisen- steppe; 2. Kaukasieu und 3. Sibirien. Dritter Teil. Die außereuropäischen Erdteile. Asien. (Größe 44 Mill. qkm., Einwohner 814 Millionen.) §166. Ilöerbl'ick. Asien, der größte Erdteil (fast 4^ mal so groß wie Europa), steht mit den anderen Erdteilen in möglichst engem Zusammenhang. Mit Europa bildet Asien eine große Fest- landmasse, mit Afrika ist dieser Erdteil durch die Landenge von Snes verbunden, nach Australien führt die ostindische Jnselbrücke hinüber, und von Amerika ist er nur durch die 100 km breite Behringstraße getrennt. Die übrigen Erdteile umlagern gewisser- maßen Asien, und darum konnten sich von dieser „Wiege des Menschen- geschlechts" die Völker nach allen Richtungen hiu ausbreiten. Die günstige Lage Asiens hat schon in uralten Zeiten einen lebhaften Austausch der Roh- und Kuuftprodukte bedingt; Handel, Gewerbe, Kunst und Wissenschaft haben hier sehr früh eine Heimstätte ge- fnnden. Die Phönizier gelten als das älteste Handelsvolk. Inner- halb des Erdteils selbst wurden die Bewohner Asiens in ihrem Handel durch die weiten Länderstrecken, die unermeßlichen Wüsten-

4. Geographie für kaufmännische Fortbildungsschulen und verwandte Unterrichtsanstalten - S. 103

1905 - Dresden : Huhle
— 103 — Nagasaki auf der Insel Kiuschiu; von hier findet ein reger Verkehr nach China statt. § 177. Wusslsch-Asien. Dieses Gebiet ist fast zweimal so groß wie Europa und umfaßt a) Sibirien, b) Russisch-Zentralasien (hauptsächlich Westturkestau), c) Kankasien mit dem transkaspischen Gebiete. a) Sibirien. 1. Allgemeines. Sibirien übertrifft an Größe den Erdteil Europa und reicht vom Ural bis zum Stillen Ozean. Der Südrand ist ge- birgig (der erzreiche Altai und die Danrischen Alpen). Nach Norden zu dacht sich das Land allmählich ab. Zuerst folgt in dieser Rich- tung ein ziemlich breiter, fruchtbarer Landstreifen, der die reichlichsten Ernten liefert. Um den Baikalsee ist ein vorzügliches mildes Klima. Es schließt sich nordwärts an diesen Teil Sibiriens das Steppenland, das ein reiches Tierleben aufweist (Schafe, Ziegen, Rinder, Pferde, Kamele), dasselbe geht in einen fast unermeßlichen Waldgürtel, den Tummelplatz der Pelztiere, über, ist aber in den milderen Teilen noch dem Ackerbau erschlossen. Den äußersten Norden Sibiriens nehmen die Tundren ein. Dem großen Landgebiete entsprechend, wohnen dortselbst die verschiedensten Völkerstämme; die Ureingeborenen (Jakuten, Tnnguseu, Tschuktscheu) haben sich aber vielfach mit den freiwilligen wie deportierten russischen Kolonisten vermischt. Sibirien gehört zu Rußland seit 1581. Es umfaßt auch die Halbinsel Kamtschatka und die Insel Sachalin, woselbst jetzt hauptsächlich die „Verschickten" an- gesiedelt werden. 2. Landesprodukte. Sibirien ist an vielen Stellen ein sehr fruchtbares Land und könnte unter günstigeren Bevölkernngs-, Absatz- und Verkehrsverhältnissen eine Kornkammer ersten Ranges werden. Der Absatz wird dadurch erschwert, daß die Mündungen der großen Flußstraßen den längsten Teil des Jahres durch Eis verschlossen sind. Auch treten die ungeheueren Entfernungen dem Handel hindernd in den Weg. Reich ist das Land an Holz. Die Viehzucht liefert Pferde, Schafe; ergiebig ist die Fischerei sowie die Pelztierjagd. In einigen Flußtälern wird in Menge fossiles Elfenbein gewonnen. Der Haupt- reichtum Sibiriens besteht in den dortigen Schätzen an Mineralien. Gold und Silber findet sich im Altaigebirge; die bedeutendste Schmelz- Hütte dafür ist Barnaul. Silber- und Bleiminen finden sich ferner bei Nertschinsk; doch nehmen die ersteren neuerdings an Ertrag sehr ab. Gold findet sich auch im Schwemmlande des Lena. Sibirien ist das erste Graphitland der Erde. Dieses Mineral findet sich hauptsächlich im Sajanischen Gebirge, bei Turuchansk und im Gouvernement Jrkutsk. Im Altai sind neuerdings mächtige und gut zugängliche Steinkohlenlager entdeckt worden. 3. Handel. Die wichtigsten Handelsplätze Sibiriens sind: Tomsk, 52000 Einw, der kommerzielle Mittelpunkt des westlichen Teiles; von hier führen Straßen nach den Bergwerken des Altai. Jrkutsk,

5. Geographie für kaufmännische Fortbildungsschulen und verwandte Unterrichtsanstalten - S. 104

1905 - Dresden : Huhle
— 104 — 51000 Einw., und Jakutsk gelten als die Hauptverkehrsplätze Ost- sibiriens. Hier ist ein reger Handel, bei welchem besonders Tee gegen Tuche und Pelzwerk ausgetauscht wird. Jakutsk ist Haupt- Pelzniederlage. Ochotsk ist eine Hafenstadt und vermittelt die Über- fahrt nach der Halbinsel Kamtschatka. Kiachta hat Bedeutung als Übergangspunkt nach China und als Messeplatz (großer Umsatz in Tee, Moschus, fossilem Elfenbein, Seide und russischen Tuchen). Haupt- markt für die nördlichen Gegenden ist Tobolsk. 4. Die sibirische Überlandbahn. An Stelle des alten Karawanenweges, der von Peking über Urga in der Mongolei nach Kiachta in Sibirien ging und sich dort an den sogenannten sibi- rischen Trakt schloß, der in 78 Tagen nach Tjnmen am Uralgebirge führte, ist die sibirische Überlandbahn getreten. Dieselbe beginnt bei Tscheljabinsk, auf der Ostseite des Südurals gelegen, hat nach Europa zu Anschluß über Samara, Moskau nach. St. Petersburg und somit an das große europäische Verkehrsnetz und führt nun östlich über Omsk, Tomsk nach Jrkntsk, geht durch die Mandschurei, sendet eine Nebenlinie nach Wladiwostok und endet bei Port Arthur am Petschilibusen. Von hier aus führt die chinesische Ostbahn nach Tientsin und weiter bis Peking. Mit Hilfe dieser Bahn kann man von Berlin aus Wladiwostok in etwa 12, Schanghai in 18, die japanischen Häfen in 20, Hongkong in 23 Tagen erreichen. Die sibirische Eisenbahn ist für den asiatischen Handel von großer Bedeutung. Sie hat die Schiffahrt auf den sibirischen Flüssen in der kurzen Zeit ihres Bestehens ungeheuer belebt und den Export von Getreide und Erzen in einer ungeahnten Weise befördert. Sibirien wird dadurch immer mehr der Kultur erschlossen. Im Jahre 1899 sind 900000 Personen dorthin ausgewandert. b) Russisch-Zentralasien. 1. Allgemeines. Dieses Gebiet umgibt den Aralsee, umfaßt das Generalgouvernement Tnrkestan, das Generalgouvernement der Kirgisensteppe mit der Hauptstadt Omsk, sowie das steppensörmige transkaspische Gebiet mit der Hauptstadt Aschabad und ist, weil es früher wahrscheinlich Meeresboden war, tief gelegen und steppen- artig. Nur die Flußtäler eignen sich für den Ackerbau (Reis, Baumwolle, Wein, Obst); in den Steppen wird von den dortigen Nomaden (Kirgisen) Viehzucht getrieben; erwähnenswert sind die großen Schafherden, von denen Häute, Wolle und Talg in den Handel kommen; auch die Pferde- und Kamelzucht ist zu nennen. Der größte Teil des Landes gehört zu Rußland, das auch im Pamir- gebirge sesten Fuß zu fassen beginnt. Von Rußland abhängig sind ferner das Emirat Buchara mit der gleichnamigen Hauptstadt, die ein Mittelpunkt des Karawanenhandels zwischen Indien und Europa ist, und das Khanat Ehiwa mit der Hauptstadt Chiwa. Ausfuhrgegen- stände sind: Tabak, Baumwolle, Rohseide, Salz, Gold, Opium und 11

6. Geographie für kaufmännische Fortbildungsschulen und verwandte Unterrichtsanstalten - S. 85

1905 - Dresden : Huhle
— 85 — von seinen Sonderrechten verliert es immer mehr an Rußland. Polen, ehemals ein Königreich, ist seit 1868 vollständig mit Ruß- land verschmolzen. § 160. Landesprodukte. Schon zur Zeit der alten Griechen hat Rußland ungeheure Mengen von Getreide ausgeführt. Wenn es auch heute nicht mehr die erste Kornkammer der Erde ist, so nimmt es unter den Getreide produzierenden Staaten noch immer einen der wichtigsten Plätze ein. Der Getreidebau reicht bis zum 60° n. Br., schiebt sich stellenweise bis zum Polarkreise vor und hört erst vollständig im Gebiet der Tundren auf. Nach Süden findet er seinen Halt am Steppengebiet. Hauptsächlich wird Roggen angebaut. Die fruchtbarsten Gegenden sind die Ukraine, Podolien, Wolhynien und Bessarabieu; hier wiegt der Weizen vor. Im Vorsteppen- und Steppengebiet gedeihen Hirse, Buchweizen und stellenweise Mais. Unter den Handelsgewächsen spielen Hanf und Flachs eine große Rolle; im nördlichen Teile kommt es mehr auf die Gewinnung der Gespinstfaser, im südlichen Teile dagegen mehr auf die Gewinnung des ölhaltigen Samens an. Kartoffeln und Zuckerrüben finden tech- nische Verwendung. Tabak wird im Gebiet der schwarzen Erde und in den Vorsteppen angebaut. In Polen findet man weite Rapsfelder. In dem südlichen Teile des Reiches wird Hopfen, Mohn, Senf, Anis gewonnen. Hier ist auch der Obstbau von großer Bedeutung. Wein gedeiht in den Ländern des Schwarzen Meeres. Rußland besitzt namentlich im Norden noch große Wälder; leider sind aber in der Mitte und im Süden des Reiches weite Strecken ohne Wald; der russische Edelmann ist ein arger Waldverwüster. — Wie der Ackerbau, so ist auch die Viehzucht bedeutend, im südlichen Teile ist die Steppen- Wirtschaft der Stallwirtschaft überlegen. Neben Vieh- und Pferdezucht findet man in der kaspischen Niederung auch die Zucht von Kamelen. Auch die Schafzucht ist in Südrußland von Belang und die eigene Industrie vermag nicht die ganze Landesproduktion aufzuarbeiten. Die Polarvölker besitzen Renntiere; die großen Wälder des Nordens sind reich an Pelz- und Jagdtieren. Das Pelzwerk wird hauptsächlich durch die „Russische Pelzhandelskompanie" welche 1785 ge- gründet ist und ihren Sitz in St. Petersburg hat, in den Handel gebracht. Bienenzucht findet sich in Polen und den angrenzenden Gebieten; sie wird begünstigt durch die Lindenwälder. Nennenswert ist die Seidenzucht auf der Halbinsel Krim. Sehr ertragreich ist die Fischerei. Am wichtigsten ist sie im Kaspischen Meere und in den in dasselbe mündenden Flüssen auf Störe und Hansen (Kaviar und Fischleimgewinnung). An der Nordküste werden Heringe, Lachse, Kabeljau und Seehunde gefangen; letztere auch im Kaspischen Meere. Der Bergbau ist am bedeutendsten im Ural und hat seinen Mittel- Punkt in Jekaterinbnrg. Er liefert hauptsächlich Gold, Platiua, Kupser. Im südwestlichen Polen findet man Zinkerze. Salz kommt in Rußland als Quell-, Stein- und Steppensalz in großen Mengen vor. Kohlen hat Rußland um Moskau, im südwestlichen Polen

7. Kleine Schulgeographie von Europa - S. 63

1908 - Dresden : Huhle
- 63 - trocknen östlichen Teile verschwinden die Seen und der bunte Wechsel zwischen Wald, Wiese und Ackerland hört auf, sie treten nicht durcheinander, sondern nacheinander auf. So liegen im Norden, soweit der Einfluß der nördlichen Seewinde reicht, die Sumpfebenen der Tundren, weiter südlich folgt, etwa in .dem Viereck Petersburg, Archangelsk, Perm, Moskau, eine breite un- geheuere Waldregion, dann bis zur Linie Odessa-Saratow die Region der großen Ackerfluren, zugleich die Region der Städte, dann südöstlich das Reich der Steppen. In den nördlicheren Strichen dauert der Winter 7—8 Monate und die Kälte steigt bis zu 40° C. unter dem Eispunkt. Frühling und Herbst sind verschwindend kurz. In der Mitte Rußlands treten Frühling und Herbst deutlicher hervor, doch sind die Sommer trocken und heiß, die Winter streng und schneereich. Im Süden zeigt die Steppenregion nur vorwiegend entsetzlich heiße Sommer und durch furchtbare Schneestürme ge- fürchtete Winter- Nomaden gibts im Norden und Süden, in der Mitte seßhafte Bevölkerung.^- Produkte: Rußland ist nächst Nordamerika das reichste Getreide- land der Erde; sonst ist wichtig der Flachsbau. Bedeutend ist die Aus- fuhr an Vieh, Häuten, Wolle, Talg und Knochen, Holz und Pech. Reich sind die Ergebnisse des Bergbaues an Eisen, Gold, Platin, Blei, Kupfer und Edelsteinen. In den ungeheuren Wäldern leben Bären, Wölfe, Luchse, Füchse, Marderarten, Auerochsen, Hirsche, Rehe, Wildschweine, Hasen, allerlei Geflügel usw. Die Flüsse bergen schmackhafte Fische. Eingeweide und Knorpel des Hausen liefern Leim, die Eier vom Stör kommen als Kaviar in den Handel. Im Handel nimmt Rußland die vierte Stelle in Europa ein (nächst England, Deutschland, Frankreich). Der Handel zerfällt nach den Wegen, die er einschlägt, in Seehandel, Flußhandel, Karawanenhandel und Eisen- bahnhandel. Die Industrie ist im Verhältnis zu anderen Ländern gering und hat ihren Sitz vorzugsweise in den größten Städten. Bedeutend ist die Haus- industrie in Weberei, Klöppelei, Stickerei und Schnitzerei. Haupt- und Residenzstadt ist: Petersburg an der Newa 1,313,000 E. Die Stadt ist von Peter dem Großen 1703 gegründet. Sie ist die schönste Stadt Europas. Gerade, lange Straßen gibts in Turin und Berlin, die nahe blaue See in Neapel, Stockholm, Kopenhagen, prächtige Paläste in Florenz und Rom, elegante Kaufläden in Brüssel, Paris, Wien, prächtige Reitpferde und Equipagen, tausend Masten und Seefahrer aus allen Teilen der Erde in London: Alles dies zusammen gibts nur in Petersburg. Kommen wir von Kronstadt, der vor Petersburg liegenden Festung her, so sehen wir als erstes, sichtbares Merkmal der nordischen Metropole (Hauptstadt) die goldene Kuppel der Jsaakskirche, gleichsam auf dem Wasser schwimmend. An dem breiten Newastrome liegen mächtige Kais von Granit, an denen Dampfschiffe und Kauffahrer in buntem Gemisch sich^ aneinander drängen. Strom, Straßen, Plätze, Paläste, alles zeigt eine riesige Ausdehnung, die nicht, wie in den alten Hauptstädten Europas, mit dem Räume zu geizen braucht. Da sich der Verkehr wegen der Breite der Straßen und Plätze nicht so aufstaut wie in anderen großen

8. Die fremden Erdteile, (Wiederholung über Sachsen) - S. 3

1903 - Dresden : Huhle
— 3 — Insel Formosa liefert Tee, Reis u. Zucker. Hauptstadt ist Tokio (= Haupt- stadt des Ostens) auf Nipon, durch Eisenbahn mit dem Hafen Yokohama verbunden. Unser Pelzland ist Russisch-Asien, gewöhnlich Sibirien genannt. Bei diesem Worte denken wir an rauhes, unwirtliches Land (das sächsische Sibirien), das trifft aber nur für das uördl. Drittel zu. Wie weit reicht es nach 8? Kälter ist es freilich überall als unter gleicher nördl. Breite in Europa, denn während die kalten Eismeerstürme ungehinderten Zutritt haben, wird die warme Luft des 8 durch Gebirgswälle abgehalten. Diese sind die Quellstätten der sibirischen Ströme: 1. Der Ob, ein mächtiger Strom mit regem Dampferverkehr, hat das größte Stromgebiet unter den Flüssen von Asien. 2. Jenissei vom wald- u. wildreichen sajamschen Gebirge, das bekannt ist durch die bedeutendsten Graphitgruben der Erde (verarbeitet in Nürnberg); ein Nebenfluß geht durch den gewaltigen Bajkalfee (2v2tnal so groß wie Sachsen). 3. Lena. Alle drei haben trotz ihres Wasserreichtums geringe Bedeutung für den Verkehr, weil ihre Mündungen den größten Teil des Jahres mit Eis bedeckt sind u. auch der Seeweg nach Europa nicht sicher ist. a) Westsibirien bildet eine ungeheure flache Ebene, bedeckt mit seingeschlemmtem, steinlosem Boden (alter Meeresgrund). Das fiibl. Drittel zeigt Steppencharakter, zahllose Seen bilden eine unerschöpfliche Salzkammer; Schafzucht. Bis zum 63° nördl. Breite folgt Waldland, meist Birkenbestand. Der fruchtbare Boden gibt als Ackerland reiche Getreide- ernten, der Wald beherbergt Pelztiere. Dann folgt die Tundra, die nur noch Moos u. Flechten erzeugt u. damit die Renntiere wandernder Samo- jedenstämme ernährt. Westsibiriens Garten u. Schatzkammer ist der Altai; sein Reichtum an Wald u. Wild, Edelmetallen u. Steinkohlen, Getreide u. Honig ist unerschöpflich. Rechte Verwertung kann dies erst nach Vollendung der sibirischen Eisenbahn erlangen, die Moskau mit der Küste des Stillen Ozeans verbinden wird. Jetzt ist Brennpunkt des Handels die Messe zu Nischmj-Nowgorod an der Wolga, wo Waren im Werte von 600 Mill. Mark zusammenströmen. Wichtige sibirische Handelsstädte sind Tomsk, Tobolsk, Jrkutsk. b) Ostsibirien ist noch wenig bekannt u. spärlich von Jagd u. Renntierzucht treibenden Stämmen bewohnt, die ihre Erzeugnisse gegen Tabak, Werkzeug u. Waffen austauschen. Verbrecherkolonien, c) In Mittelasien dringen die Russen immer weiter südwärts. Am Aralsee weiden die Kirgisen ihre Pferde- u. Schafherden. Ihre Hauptnahrung ist die gesäuerte u. gegorue Milch jener Tiere, auch bei uns als Kumys bekannt. Im Winter ziehen sie ins „sibirische Italien" am Balkaschsee. Rußland aber strebt immer weiter nach dem sonnigen 8 am Indischen Ozean, er soll einst die Pforte für Russisch-Asien werden, daher die Furcht der Engländer gegenüber diesem Vorwärtsdringen, das für die Russen nötig ist, weil ganz Sibirien keinen eisfreien Hafen besitzt. Den wollen sie im Jndusgebiet erlangen. Aus demselben Grunde suchen sie in China vorzudringen (Port Arthur). Das Ziel der sächsischen Missionare ist Englisch-Asien, Vorderindien. Wie hoch die Engländer ihre Besitzungen in Vorder- u Hinterindien schätzen, zeigt sich schon darin, daß sich die Könige von England Kaiser von Indien i*
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