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noch Spuren von Befestigung zeigen, wie z. B. die Bastei, der Kuhstall,
der Pfaffenstein n. a. m, sind in jenen Zeiten jahrelang eine solche Zu-
fluchtstätte für die geängstigten Dorfbewohner gewesen.
Der Handel auf der Elbe gewann namentlich im 10. Jahrhundert
eine größere Ausdehnung. Die fruchtreichen Thäler Böhmens lieferten
Getreide, Wein, Obst; aus dem Norden verschiffte man elbaufwärts Salz,
Honig, Wachs; später, im 14. Jahrhundert, Heringe aus Schweden. Der
Handel mit Sandstein begann schon im 10. Jahrhundert, der mit Holz
besonders erst seit Mitte des 16. Jahrhunderts.
Mit Einführung der Dampfschiffahrt 1837 entfaltete sich der Elb-
Handel immer mehr, und jetzt bildet der Strom die reichste Verkehrsader
Sachsens.
Sandsteinbearbeitung, Schiffahrt, Handel und Weberei bilden Vorzugs-
weise die Beschäftigung der Bewohner.
Die ihrer Religion halber verfolgten und nach Sachsen einwandernden
Böhmen konnten sich hier nicht wie im Erzgebirge dem Bergbau zuwenden,
sondern wurden Weber. Die Blüte der Leinweberei füllt in das 17. und
18. Jahrhundert, zu welcher Zeit die gewebten Waren auf den Märkten
zu Leipzig, Nürnberg, Braunschweig und London guten Absatz fanden.
Der Bergbau, welcher mehrmals im Osten und Westen des Gebirges auf-
genommen wurde, ist jedesmal nach kurzem Betriebe wieder eingestellt
worden. Man baute auf Eisen, nebenbei auch auf Kupfer, im 14. Jahr-
hundert bei Hohnstein und Schandau sogar auf Gold.
Schon vor mehr als hundert Jahren wurde das Gebirge seiner wilden
Schönheit wegen von vielen Fremden besucht. Freilich war ein Besuch des
Gebirges mit mehr Mühen verknüpft als jetzt. Man suchte einen einsam
wohnenden berühmten Führer auf, rüstete sich mit derbem Stocke, einer
Laterne, Stricken und Leitern aus, versah sich mit Lebensmitteln und drang
nun in das unwirtliche Gebirge ein. Des Nachts rastete man in einem
einsamen Forsthause oder in einer Mühle, wohl oder übel auch in einer
Köhlerhütte. Erst seit dem Jahre 1826 wurden Wege gebahnt, verpflich-
tete Führer angestellt und einfache Gasthäuser eingerichtet. Als mit der
Einführung der Dampfschiffahrt und mit dem Betrieb der Eisenbahn der
Fremdenbesuch ein immer größerer wurde, sorgte man durch bessere Wege,
durch Gasthäuser mit feinster Einrichtung dafür, daß eine Reise durch das
überaus wildromantische Gebirge zu einer Vergnügungsreise wurde, der
sich jetzt ohne große Anstrengung ein jeder unterziehen kann. Es besuchen
daher wohl jährlich über 80,000 Fremde das Gebirge, um sich an seiner
wilden Schönheit zu erfreuen.' Die Bewohner des Elbsandsteingebirges
sind ein kräftiger, derber Menschenschlag, bei aller Derbheit offen und
ehrlich, treuherzig und bieder. Unermüdlicher Fleiß, zähe Ausdauer und
ein bei gefahrvoller Arbeit oft erprobter Mut zeichnen sie aus. Während
die Männer in den Steinbrüchen, auf dem Schiffe oder hinter dem Web-
stuhle thätig sind, sorgen fleißige Frauen für die Urbarmachung des
steinigen und moosigen Bodens. Mit großer Mühe reinigen sie das meist
schmale Streifchen Land von umherliegenden Steinen, tragen Erde und
Dünger mit vieler Beschwerde auf die steilen Berge und schaffen so das
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Personennamen: Weber
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Sachsens Sachsen Leipzig Nürnberg London Hohnstein
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Zinn, Eisen, Stein- und Braunkohlen; aus den Steinbrüchen liefert
der Steinbrecher Sandstein,. Porphyr, Granit, Schiefer, Basalt, Kalk,
Serpentin und Marmor. Über % der Bewohner beschäftigt der Landbau
und die Forstwirtschaft; auf gut angebauten Feldern gedeiht Weizen, Korn,
Gerste, Hafer, Buchweizen, Raps, Rübsen, Lein, Klee und Kartoffeln,
allerhand Gemüse und Obst meist in wohlgepflegten Gürten. Der Wald-
bau, zum größten Teile in den Händen des Staates, V4 des Landes in
Anspruch nehmend, deckt nicht allein die Bedürfnisse des Landes, sondern man
führt noch Holz ins Ausland aus. Der größte Nadelholzwald (Tannen und
Fichten) liegt bei Auerbach, der größte Laubwald (Buchen) bei Marien-
berg. Die Viehzucht ist von großer Bedeutung. Sachsen besitzt besonders
einen starken Bestand an Rindvieh, vorwiegend das Vogtland und die
Leipziger Kreishauptmannschaft. Nächst der Rinderzucht ist die Schafzucht
hervorragende Pferde und Bienen pflegt man allerwärts, am meisten aber
in den nördlichen Teilen des Landes.
Die Industrie (vom lateinischen industria, d. h. Fleiß und Betrieb-
samkeit) beruht vielfach auf dem, was der Boden liefert. So finden wir
denn in der Nähe der größten Kohlenlager (Zwickau, Plauenscher Grund,
Zittau) die größten durch Dampf getriebenen Fabrikanlagen, besonders
Eisenverarbeitnng im Maschinenbau; in der Nähe der größten Wald-
flureu (Auerbach, Marienberg-Seiffeu, Tharandt-Rabenan) finden wir
die meiste Holzwarenfabrikation (Instrumente, Spielwaren, Möbel). —
Großartig ist die Gewebeindustrie in Wolle (einheimisches Produkt), in
Leinen (einheimisches Produkt), in Baumwolle (fremdes Produkt). Wichtig
sind ferner die Strovflechterei, die Klöppelei, Stickerei, die Cigarren-
fabrikation, die Uhrenfabrikation. Einen Weltruf genießt die Porzellan-
fabrikation in Meißen.
Den gewaltigen Handel des Landes unterstützen zahlreiche Eisen-
bahnen von insgesamt 3150 Kilometer Länge mit 13,00<> Beamten und
27,000 Arbeitern, ein Staatsstrafzennetz von 3656 Kilometer Länge,
über 1900 Post- und 1000 Telenraphenanstalten, 19,500 Telephon- oder
Fernsprechstellen. Wie bedeutend der Verkehr auf der großen Wasserader
des Landes, unserer Elbe, ist, ersieht man aus der Menge der thalauf-
und thalabwärts verkehrenden Schiffe, deren Summe im Jahre 1899 die
stattliche Zahl von rund 20,000 Dampf- und Segelschiffen betrug. Es
wurden über 500 Flöße gezählt. ~
Beantworte schriftlich folgende Fragen:
1. Welche Städte liegen über 600 Meter hoch? (Vergleiche ihre Lage nach dem
Prosile auf deiner Kartet 2. Welche Städte haben ein wärmeres Klima als diese hoch-
liegenden Orte, und warum? 3. Wie hoch liegt das Elbthal? 4 Warum gedeihen Wein
und Aprikose nur in diesem Thale? 5 Warum ist Oberwiesenthal einer der kältesten
Orte des Landes? 6. Warum ist das Erzgebirge so reich an Gewässern? 7. In welchem
Flußgebiete kommen die meisten Gewitter vor? 8. Welche drei Flüsse entspringen im
Auerbacher Waldgebiet? 9. Zähle diejenigen Erzeugnisse auf, welche dein Heimatsort
besitzt? 10. Welche einheimischen Produkte verwendet die Sächsische Weberei? 11 Welch
fremdes Bodenprodukt wird verwebt? 12. Warum befinden sich die größten Fabrikstädte
™ der Nähe großer Kohlenlager? 13. Seit welchem Jahrhundert blüht der Bergbau?
14. ^n welchem Jahrhundert begann der Handel mit Sandsteinen? 15. Wann wurde
Friedemann, Kl. Schulgeographie v. Sachsen. 43. Aufl. 2
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs]]
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die Uhrenfabrikation in Glashütte eingeführt? 16. In welchem Jahre kam die Kartoffel
nach Sachsen? 17. Wo ^ wurde sie zuerst angebaut? 18. In welchem Gebirge gedeiht
sie jetzt vorzüglich? 19. Um wieviel 100 Meter liegt Dresden tiefer als Oberwiesen-
thal? 20. Welche sächsische Stadt liegt dem großen Winterberg am nächsten?
Areishctuptmcrnn scherst Iresden.
Größe; 79 Qu.-Meilen (4336,86 Qu.-Kil.) mit 1,160,000 Bew.
Einteilung: 7 Amtshauptmannschaften: Dippoldiswalde, Dresden-
ltstadt, Dresden-Neustadt, Freiberg, Großenhain, Meißen, Pirna.
1. Berechne, wie viel Menschen auf eine Quadratmeile kommen.
2. Nenne die Grenzen nach deiner Karte. 3. Welche Gebirge und welche
Flüsse kennst du bereits in dieser Kreishauptmannschaft? 4. Welches ist
die nördlichste, welches ist die südlichste Amtshauptmannschaft? 5. Welche
Amtshauptmannschaften liegen an der Elbe? 6. Welche nicht? 7. Welche
schönen Thäler kennst du in der Kreishauptmannschaft Dresden.
Ortschaften:
a) an der Elbe.
Um die Städte und Ortschaften an uns vorbeiziehen zu sehen, be-
steigen wir ein Dampfschiff an der Sächsisch-Böhmischen Grenze. Schön
grün und weiß ist unser Schiff angestrichen, an beiden Seiten sind
mächtige Schaufelräder. Am hintersten Ende des Schiffes steht an einem
Rade der Steuermann, der das Schiff lenkt; mitten auf dem Schiffe auf
einem hohen Gerüste in der Nähe des schwarzen, eisernen Schornsteins
steht der Kapitän. An seiner Seite führt ein Sprachrohr hinab in den
Maschinenraum. Wir können die blankgeputzte Maschine vom Verdeck aus
sehen. Steigen wir vom Verdeck seitwärts auf einer Treppe hinab, so
gelangen wir in den Schiffsraum; hier befindet sich die Restauration und
ist sonst für alle Bequemlichkeiten, selbst bei schlechtem Wetter, Sorge ge-
tragen. Plötzlich tönt vorne am Schiffe die Glocke. Es ist das Zeichen
der Abfahrt. Der Kapitän ruft durch das Sprachrohr dem Maschinisten
unten einen Befehl zu, die gewaltigen Eisenkolben an der mächtigen
Maschine bewegen sich, die Räder schlagen in das weißaufschäumende
Wasser und das Schiff gleitet den prächtigen Strom hinab. Ein Herr-
liches Bild schaut unser Auge! Rechts und links engen steile Wände das
Thal ein, wildzerrissene Felsenmassen ragen über den dunklen Wald empor,
grüne Wiesen säumen die belebten Stromufer.
Da liegt rechts das erste Grenzdörfchen Schmilka; dann folgen die
Postelwitzer Steinbrüche, über welche die zerklüfteten Massen der Schramm-
steine emporragen; dann Schandau, 3090 E., das erste Städtchen an der
Elbe in Sachsen. Malerisch liegt das Städtchen am Strome und am
Ausgange des schönen Kirnitzschthales, belebt durch die vielen Fremden,
welche das Elbsandsteingebirge oder das Mineralbad besuchen. Der Handel
mit Holz, Sandsteinen und Braunkohlen ist bedeutend.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
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Alle im Gebiete der Göltzsch befindlichen Städte liegen ohne Ausnahme
an der Eisenbahn.
g) An der nach Böhmen in die Eger gehenden Zwota liegt Dorf
Zwota und Flecken Klingenthal, 5200 E., Hauptorte der Instrumenten-
fabrikation.
h) Orte im Elstergebiete: Weberei, Spinnerei, Stickerei, Verfertigung
von Musikinstrumenten bilden die bedeutende Industrie, und lebhaft, wie
schon..in alter Zeit, ist der vogtlüudische Handel.
Östlich der Elster: Markneukirchen, 7270 E., Verfertigung von
Darmsaiten und musikalischen Instrumenten, ebenso Schöneck, 3770 E.;
auch Weberei, Weißnäherei, Cigarren- und Perlmntterknopfindnstrie.
Treuen, 7000 E., hat große Spinnereien, Streichgarnwebereien und
Bleichereien.
An der Elster: Adorf, 4740 E., Muschelwarenfabrikation und mit Industrie
wie Markneukirchen. Südlich von Adorf liegt der vielbesuchte Badeort Elster,
ein Dorf, 1730 E., mit salz- und eisenhaltigen Quellen und einer Fabrik
für echten Sammet. Oelsuiiz, 11,600 E., Sitz der Amtshauptmannschaft,
hat besonders Halbwollenweberei, Die in der Nähe noch bestehende König-
liche Perlenfischerei kostet dem Staate mehr, als sie einbringt. Plauen,
64,000 E., Sitz der Amtshauptmannschaft, ist die viertgrößte Stadt des
Sachsenlandes. Sie hat folgende höhere Bildungsanstalten: Gymnasium,
Lehrerseminar, Handels-, Gewerbe- und Baugewerkeuschule. Die Industrie
ist eine ungemein reiche und vielseitige: Spiuuereieu, mechanische Baum-
Wollwebereien, Maschinenbauanstalten, Dampfschneidemühlen, Papierfabriken,
Gerbereien und Brauereien. Stickerei und Gardinenfabrikation beschäftigen
viele Tausende von Arbeitern. Der Handel mit Kolonialwaren für das
ganze Vogtland und nach den umliegenden Grenzländern hat hier seinen
Hauptsitz. Große Bedeutung haben ferner die Viehmärkte. Diese reichen
Handelsbeziehungen gaben daher auch Anlaß zur Gründung einer Handels-
und Gewerbekammer hier. — An der Renßischen Grenze liegt noch Elster-
berg, 4800 E., mit Baumwollindustrie.
Westlich von der Elster liegen noch die Orte: Pausa, 3300 E., und
Mühltroff, 1700 E., mit Baumwollweberei und Strumpfwirkerei.
_ Der Name „Vogtland"* kommt daher, daß früher Vögte der deutschen
Kaiser das Land regierten; ein großer Teil des Vogtlandes fiel 1569 an
das Kurfürstentum Sachsen. Es ist ein uraltes Straßenland. Nürnberger,
Regensburger, Augsburger und Böhmische Kaufleute verkehrten auf dieser
Straße nach Leipzig, und Plauen war der Mittelpunkt von Nürnberg und
Prag her. Auch viele verheerende Kriegsfluten (namentlich im Hnssiten-
kriege und im Dreißigjährigen Kriege) wälzten sich über das Vogtland, und
daher sind nirgends in ganz Sachsen die Überbleibsel aus alter Zeit mehr
verwischt als hier. Die Mehrzahl der Bewohner ist auf industrielle Thätig-
feit angewiesen und Ortschaften, die nur Ackerbau treiben, liegen wie kleine
Inseln zerstreut unter den Gebieten, welche ausländische Rohstoffe ver-
arbeiten. In einem Dinge beherrscht der Vogtländer den Weltmarkt, trotz
* Veraltet ist die Schreibweise Voigtland.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
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gebände, das Museum und das Theater. Es giebt 3 Gymnasien, 1 Real-
gymnasinm und 1 Realschule, 1 Lehrerinnen-Seminar, Handels- und Ge-
werbeschnle, Bürger- und Privatschulen. Alle Schulanstalten zu Leipzig ge-
uießen im In- und Auslande einen ausgezeichneten Ruf. Wissenschaft und
Kunst finden in Leipzig gute Pflege. Bedeute«d ist die Industrie Leipzigs in
der Fabrikation von Cigarren, Wachstuchen, Seifen, Gummiwaren, Hüten,
Korb- und Lederwaren, Pianoforten, künstlichen Blumen und chemischen Pro-
dnkten. Zahlreiche Buchdruckereien und Schriftgießereien, Institute für Stein-
druck und Holzschnitt, mehrere Spinnereien beschäftigen eine bedeutende Anzahl
Arbeiter. Groszartiger als die Industrie ist der Handel. Der Buchhandel
nimmt die erste Stelle ein; es giebt 740 Buchhändlerfirmen, welche über
7000 auswärtige Buchhandlungen als Commissionäre vertreten. Der Handel
mit Kolonialwaren, Spiritus, Pelzwerk, Wolle, Baumwolle, Leinen, Tabak
und Cigarren wird in der ausgedehntesten Weise betrieben, und Leipzig ist
daher der Kuoteupuukt von vielen Eisenbahnen. Leipzig ist der Sitz des
Deutschen Reichsgerichts. Von den umliegenden Dörfern merken wir uns:
Möckern, 5140 E., Marktflecken Liebertwolkwitz, 3110 E.; geringer an
Einwohnerzahl, aber geschichtlich denkwürdig sind noch Breitenfeld und
Wachau. Bei Breitenfeld ist der Denkstein für den Schwedenkönig Gustav
Adolf mit der Inschrift: „Glanbensfreiheit für die Welt rettete bei Breiten-
feld Gustav Adolf, Christ und Held — den 7. Sept. 1631."
An der Elster liegen südlich von Leipzig die Städte Pegau, 5080 E.,
Marktschuhmacherei, und Zwenkau, 3860 E., Marktschuhmacherei, Landbau
und Korbflechterei treibend. In Zwenkau ist auch eine Pulverfabrik.
Links von der Elster: Markranstädt, 5880 E., mit Gerberei, Hut-
macherei, Laudbau. Die Heerstraße vou Leipzig über Mcirfraustädt führt
in die Schlachtebene von Lützen.
Rechts von der Elster liegt Groitzsch, 5450 E., die Hauptschuhmacher-
stadt Sachsens.
An der Pleite finden wir die stillen Landbaustädtchen Negis, 1000 E.,
und Rötha, 3440 E.
Rechts von der Pleiße, nahe der Wyhra: Kohren, 920 E., mit
Weberei, Töpferei; in der Nähe Schloß Gnandstein, Arohbnrg, 3300 E.,
mit derselben Industrie wie Kohren. Borna, 8250 E., Sitz der Amts-
hauptmannschaft, Garnisonstadt; mit einem Lehrerseminar, einem Real-
gymnasinm, bedeutender Feldgärtnerei (Zwiebeln), Pianoforte- und Filz-
Warenfabrikation. Borna ist Geburtsort des berühmten Pädagogen Dinter.
In der Umgebung siud Lager von Braunkohlen, Torf und Thon. Weiter
östlich die Weberstädte Geithain, 4000 E., und Lausigk, 3680 E.
An der Parthe die Städtchen: Naunhof, 2350 E., mit Landbau,
Weberei und Schuhmacherei, und Taucha, 3330 E., vor Leipzigs Auf-
blühen eine bedeutende Handelsstadt, jetzt Schuhmacherei, Stuhlbauerei und
Landbau treibend. Die Jahrmärkte sind stark besucht. Östlich von der
Parthe: Brandis, 2300 E., Landbaustädtchen, Suche die Städte im
Elstergebiete auf, welche an der Eisenbahn liegen.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Gustav
Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Negis Dinter Brandis
— 37 —
Das Albertinifche Sachsen.
1553 — 1586. Kurfürst August, „Vater August" genannt, Bruder des
vorigen, hebt Kirchen-, Schul-, Berg-, Forst-, Straßen- und Postwesen,
fördert Acker-, Obst-, Weinbau und Viehzucht, wird der eigentliche Be-
gründer der Industrie durch Unterstützung aller Gewerbe und macht
Sachsen zum Musterstaate Deutschlands. Er erbaut die Schlösser zu
Annaburg, zu Freiberg und die Angustnsburg, das Dresdner Zeughaus,
die Münze und befestigt den Königstein. Seine Gemahlin Anna, vom
Volke „Mutter Anna" genannt, nimmt regen Anteil an allem, was der
Kurfürst thut, aber sie trägt auch durch falschen Glaubenseifer die Schuld,
daß August die Anhänger Calvins (Cryptoealviuisten) hart verfolgt.
1586—1591. Kurfürst Christian I., vergnügungssüchtig, überläßt dem
Kanzler Krell die Regierungsgeschäfte. Krell begünstigt den Calvinis-
mus.
1591 — 1611. Kurfürst Christian Ii., schwacher Regent. Kanzler Krell
wird enthauptet. Der Calvinismus wird unterdrückt.
1611 — 1656. Kurfürst Johann Georg, unentschlossener, seiner Zeit nicht
gewachsener Fürst, schließt sich dem protestantischen Bündnis beim Be-
ginne des Dreißigjährigen Krieges (1618 —1648) nicht an, sondern
unterstützt den Kaiser durch Eroberung der Lausitzen. 1631 tritt er auf
Seite Gustav Adolfs von Schweden, schließt aber 1635 schon wieder
mit dem Kaiser Frieden zu Prag, 1635 kommen infolgedessen die Lau-
sitzen zu Sachsen. 1637 —1640 wüten die Schweden im Lande, Pest
und Hunger fordern zahllose Opfer; 1645 Waffenstillstand mit den
Schweden zu Kötzschenbroda. 1648 Friede zu Osnabrück. 1654 Grün-
dung von Johanngeorgenstadt, Münzverschlechterung durch Kipper und
Wipper.
1656 — 1689. Kurfürst Johann Georg Ii., liebt Pracht und ist der
Jagd ergeben, bringt aber das Land tiefer in Schulden. Er legt
Friedrichstadt (Vorstadt von Dresden) und den „Großen Garten" bei
Dresden an.
1680—1691. Kurfürst Johann Georg Iii., kriegerisch („der Sächsische
Mars"), kämpft als Prinz gegen Frankreich, als Kurfürst gegen die
Türken 1683 und 1686, dann 1688—90 gegen die Franzosen. Re-
formierte Flüchtlinge ans Frankreich finden in Sachsen Zuflucht.
1691—1694. Kurfürst Johann Georg Iv., der letzte protestantische
Fürst Sachsens, verbessert das Postwesen.
1694 — 1733. Kurfürst August I., „der Starke" genannt, bereist als
Prinz 1687—89 die Länder Holland, Frankreich, Spanien, Österreich,
Italien, kämpft 1689—91 gegen die Franzosen, als Kurfürst 1695—96
gegen die Türken, liebt Pracht und Glanz. Maßlose Veschwendnng in
Aufzügen, Festen, Lustlagern (Zeithain). 1697 Ubertritt zur katholischen
Kirche. 1697 am 15. September Krönung als Polenkönig in Krakau.
Krieg mit Karl Xii. von Schweden. Frieden zu Altranstädt 1706.
für internr.icrvaja
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TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht]]
Extrahierte Personennamen: August Anna August Calvins Christian_I. Krell Krell Christian_Ii Krell Kurfürst_Johann_Georg Johann Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Kurfürst_Johann_Georg_Ii Johann Kurfürst_Johann_Georg_Iii Johann Kurfürst_Johann_Georg_Iv. Johann August_I. Karl_Xii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Sachsen Deutschlands Schweden Sachsen Schweden Schweden Johanngeorgenstadt Dresden Dresden Frankreich Frankreich Sachsen Sachsens Holland Frankreich Spanien Italien Krakau Schweden
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Rußland, die meisten kommen elend um. Zum letzten Male siegt Napoleon
1813 am 27. August in der Schlacht bei Dresden auf deutschem Boden.
1813 vom 16.—19. Oktober Völkerschlacht bei Leipzig und Niederlage
Napoleons. Friedrich Augusti. wird Gefangener der Verbündeten, während
das Land erst unter russischer (Fürst Repuiu), später unter preußischer
Verwaltung steht. Am 18. Mai 1815 Teilung Sachsens; 367 Qu.-M.
kommen an Preußen, 272 Qu.-M. bilden den Bestand des Königreichs
Sachsen. Nach der Rückkehr des Königs ins Land beginnt eine segeus-
volle Regieruugsthätigkeit. 1818 am 2t). September feiert der König
sein 50jähriges Regierungsjubiläum. 1827 am 5. Mai erfolgt sein
Tod. Das Denkmal des Vielgeprüften ziert seit 1843 den Hof des
Zwingers.
1827—1836. König Anton, freundlicher, wohlwollender Fürst, giebt am
4. September 1831 dem Volke die ersehnte Verfassung oder Konstitution,
Einrichtung von 6 Ministerien, Einteilung des Landes in vier Kreis-
direktionen, Aufhebung der Frondienste, neue Städteorduung, Hebung
und Umgestaltung der Volksschule.
1836—1854. König Friedrich August Ii., schon seit 1830 Mitregent
seines Oheims Anton, ein Freund der Naturwissenschaften, besonders
der Botanik. Am 7. April 1839 Eröffnung der ersten Eisenbahn
Sachsens (Leipzig-Dresden), 1837 Beginn der Dampfschiffahrt auf der
Elbe. Bau des Augusteums in Leipzig, des Theaters in Dresden (1869
abgebrannt). 1849 Maiaufstand in Dresden. 1854 Tod Friedrich
Augusts in Tirol.
1834—1873. König Johann, ausgezeichneter Kenner der Rechtswissen-
schaft, der Geschichte, der alten und neuen Sprachen, giebt eine neue Ge-
richtsversassung, 1862 Gewerbefreiheit, 1865 ein neues bürgerliches Ge-
setzbuch. Das Verkehrswesen (Eisenbahnen, Telegraphen, Dampfschiffe,
Post) hebt sich. Nach dem Preußisch-Deutschen Kriege 1866 (Schlacht
bei Königsgrätz oder Sadowa) tritt Sachsen am 21. Oktober dem Nord-
deutschen Bunde unter Preußens Führung bei. Umgestaltung des
Heerwesens. 1870—71 der Deutsch-Französische Krieg. Sachsens Heer
unter Führung des Kronprinzen Albert und des Prinzen Georg nimmt
Teil an den glorreichen Siegen in Frankreich. (St. Privat, Metz, Sedan,
Paris.) Kronprinz Albert wird Feldmarschall. 1871 am 18. Januar
tritt Sachsen dem Deutschen Kaiserreiche bei. Goldenes Ehejubiläum des
Königs am 10. November 1872. Am 29. Oktober 1873 Tod Johanns
in Pillnitz.
Seit dem 29. Oktober 1873 regiert König Albert, geb. am 23. April 1828,
das Land. Er ist unermüdlich thätig für die Wohlfahrt des Landes.
Für Kunst, Wissenschaft und Industrie zeigt er lebhafte und fürsorgliche
Teilnahme. Einer guten Mutter gleich waltet segnend Königin Karola
(geb. den 5. August 1833) im ganzen Lande. Wie tief die Liebe zum
erlauchten Königspaare im Volke wurzelt, das zeigte das 25jährige Ehe-
jnbilanm am 18. Juni 1878 sowie das 50jährige Militärjubiläum des
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon August Napoleons Friedrich_Augusti Friedrich Anton Friedrich_August_Ii Friedrich August Anton Friedrich
Augusts Friedrich Augusts Johann Johann Albert Georg Metz Albert Johanns Johanns König_Albert Karola
( August
Extrahierte Ortsnamen: Dresden Leipzig Niederlage
Napoleons Sachsens Sachsen Sachsens Leipzig Dresden Dresden Sachsen Sachsens Frankreich Sedan Paris Sachsen Pillnitz
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verschleierter Himmel — niederfallender Regen. Was wirken große
Wärme und Regen im Boden? Dieser wird feucht und sumpfig.
Woran seht ihr das auf dem Bilde? Welchen Anschein hat es auf
dem Bilde? Dann will ich noch eins hinzufügen, was ihr nicht von
dem Bilde ablesen könnt: Die Luft hatte damals einen viel größeren
Kohlensäuregehalt, als sie jetzt hat. Kohlensäure ist ein luftförmiger
Körper, chemisch zusammengesetzt aus Kohlenstoff, einem festen, und
Sauerstoff, einem lustsörmigeu Körper. Die Kohlensäure der Luft ist
aber zum Aufbau der Pflanzen ganz besonders nötig, denn jede Pflanze
besteht in der Hauptsache aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff.
Je größer nun der Prozentsatz der Kohlensäure in der Luft ist, desto
besser atmen die Blätter, desto besser wachsen die Pflanzen. — Was
hat uns also die Kohle weiter erzählt?
Die Pflanzen, denen ich meinen Ursprung verdanke, waren riesige
Farnkräuter und Schachtelhalme, Schuppen- und Siegelbäume, Bäume,
die heutzutage nicht mehr auf der Erde wachsen. Die Üppigkeit dieses
Urwaldsdickichts war bedingt durch viel größere Wärme, größere
Feuchtigkeit und größeren Kohlensäuregehalt der Luft.
Welches Schicksal muß nun aber dieses Urwaldsdickicht mit seinen
Farnen und Schachtelhalmen, seinen Siegel- und Schuppenbäumen
ereilt haben? Auf welche Weise wird es begraben worden sein? Welche
Grabesdecke liegt darüber? Warum diese Grabesdecke vom Meere her-
rühren muß, wird euch später klar werden. Wie wird das zugegangen
sein, daß die Meeresfluten darüber hinwogten? Wievielmal muß sich
der Boden gesenkt haben? Warum dreimal? Wie müssen wir uns
das erklären? Aus der Grabesdecke wuchsen in späteren Zeiten, wenn
sich das Wasser verlaufen und der Erdboden wieder aus dem Wasser
ragte, neue Pflanzengeschlechter auf, um schließlich zu versinken und
dasselbe Schicksal zu erfahren wie die früheren. Wie unterscheiden sich
unsere drei Flöze? Wie ist das zu erklären? Warum sind die
unteren beiden nicht abbauwürdig? Damit ihr seht, daß solche Boden-
schwankuugen in andern Gegenden noch viel häufiger vorgekommen
sind, will ich euch noch folgendes erzählen: Bei Lngan, in dem
andern Kohlenbecken unseres Vaterlandes, gibt es sechs solche Flöze
und bei Zwickau sogar zehn. Doch ist das noch lange nicht die höchste
Zahl. Es sind Kohlenbecken bekannt, in denen mehr als 100 solche
Flöze übereinander lagern. Im Museum habt ihr ein Bild gesehen,
das diese große Zahl der Flöze veranschaulichte. In Südrnßland sind
325 Flöze bekannt, die eine Gesamttiefe von 130 m haben. Ganz
schwache Flöze, deren Mächtigkeit ost nur wenige Zentimeter beträgt, folgen
oft so rasch aufeinander, daß der Querschnitt des Gebirges wie in
großartiger Weise liniert aussieht. Ebenso verschieden sind die Flöze
in bezug auf ihre Ausdehnung. Das größte Flöz in den Vereinigten
Staaten breitet sich über eine Fläche von 14000 Quadratmeilen aus
(größer als Deutschland), und bei dieser ungeheuren Ausdehnung behält
es eine Mächtigkeit von 3 vi gleichmäßig bei. Noch etwas fällt uns
an dem senkrechten Durchschnitte auf. Wie nennt der Bergmann eine
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Extrahierte Personennamen: Bergmann
Extrahierte Ortsnamen: Zwickau Südrnßland Deutschland
— 33 —
Wir werden also jetzt darüber nachzudenken haben, wie das möglich
ist, daß ein fester Stein sich in eine erdige Masse auflösen kann.
Beginnen wir unsere Beobachtungen gleich an den festesten Gesteins-
massen. Welche sind es? Worin stimmen sie überein? Wo hatten
wir Gelegenheit die Veränderungen an einem solchen gemengten Minerale
zu beobachten? Bleiben wir einmal im Geiste einen Sommertag an
der Heidenschanze bei Coschütz. Wir fühlen den Syenitfelsen an, wenn
stundenlang die Sonnenstrahlen rechtwinklig auf ihn eingewirkt haben.
Jetzt kommt em gewaltiger Gewitterguß. Nach kurzer Zeit saugt die
Sonne gleichsam die Feuchtigkeit wieder heraus. Welche Folgen muß
dieser Wechsel von Feuchtigkeit und Trockenheit haben? Der Syenit
besteht aus verschiedenen Gesteinsmassen. Machen wir einmal einen
Versuch mit verschiedenen Steinen, die wir der gleichen Sonnenwärme
aussetzen, so werden wir beobachten, daß sie sich verschieden warm an-
fühlen. Welches sind aber die Folgen der ungleichen Erwärmung?
(ungleiche Ausdehnung). Was wird aber geschehen, wenn die ver-
schiedenen Bestandteile der gemengten Steine verschieden stark aus-
gedehnt werden? Denken wir uns nun den Stein mit Rissen und
Sprüngen dem Winterwetter ausgesetzt. Was wird geschehen, wenn
Wasser in die Spalten eindringt und dort gefriert? (Denkt an die
Gesetze, die ihr in der Wärmelehre gelernt habt!) Wie der Frost Erd-
schollen auseinandertreibt, habt ihr oft schon beobachtet. Ebensowenig kann
auch das feste Gestein dem Zersprengen durch die Kraft des gefrierenden
Wassers widerstehen. Wie sich das Gestein verändert, sahen wir ganz
deutlich — wie? Das frische Aussehen an der Oberfläche war ver-
loren gegangen; kleine Brocken hatten sich gelöst und lagen oben auf.
Die Leute nennen das Gest ein sgrus. Welcher Gemeugteil hatte be-
sonders gelitten? Das, was aus dem Feldspat entsteht, wird als Ton-
erde bezeichnet. Und welches waren die Ursachen dieser Veränderungen?
Wie nennen wir aber diesen Wechsel von Nässe und Trockenheit, Hitze
und Kälte mit einem Worte? Mit welchem Namen bezeichnet man
deshalb diese Veränderung? Bei der Verwitterung kommt aber ganz
besonders noch der Einfluß der Luft in Betracht. Bekanntlich hat der
Sauerstoff der Luft große Neigung, sich mit andern Stoffen zu ver-
binden. Ich will euch nur au einen Versuch erinnern, wie wir Sauer-
stoff gewannen durch Erwärmung des chlorsauren Kali. Dieser Eigen-
schaft des Sauerstoffs gegenüber ist auch der feste Syenit zu schwach,
Widerstand zu leisten. Der Sauerstoff zerstört den Zusammenhang
seiner Gemengteile, daß er zerbröckeln muß. Luft füllt alle Hohlräume
— sie ist das Belebende, ohne welches ein Wachstum unmöglich ist, sie
ist aber auch das Zerstörende, durch welches alles in Verwesung über-
geht. Die Luft im Boden ist auch reicher an Kohlensäure als die über
dem Boden; darum ist auch ihre lösende Kraft größer. Sobald nun
das Gestein Ritzen bekommt, die sich erweitern, so siedeln sich auch
schon die zartesten Pflanzen darin an — welche werden es sein? Die
durch den Pflanzenmoder entstehenden erdigen Teile vermischen sich mit
dem Gesteinsgrus und so entsteht eine Bodenart, die als Ackererde
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
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Nun lege ich einen solchen Schnitt von der Kohle unter das Mikroskop
— ein Schüler sieht sich das an und zeichnet an die Wandtafel, was
er beobachtet hat (Ib). Vergleicht beide Zeichnungen! Gebt an, was
wir drittens gelernt haben! Zelliger Bau.
Könnten wir die Kohle in ihre eigentlichen Bestandteile zerlegen,
wie es der Chemiker macht, so würden wir finden, daß sie ganz die-
selben Bestandteile hat wie das Holz. (Der Chemiker nennt das „auf-
lösen".) Was haben wir früher einmal aufgelöst? Welches ist also der
vierte Vergleichungspunkt? Chemische Untersuchung hat ergeben:
Beide bestehen aus Kohlenstoff.
Werden wir uns mit dem begnügen, was uns die Kohle bis jetzt
erzählt hat? Gewiß nicht. Was wollt ihr weiter wissen? Wie schaut
es da aus, wo die Kohle gefunden wird? Was haben euch eure Väter
davon erzählt? Was habt ihr im dritten Schuljahre auf einem Bilde
gesehen? Da wir nicht selbst in die Grube fahren können, so müssen
wir uns im Geiste dahin versetzen. Erzählt: Nachdem wir uns auf dem
Fördergestelle den Schacht hinabgelassen und unsere Augen sich in der
Grube an die Dunkelheit gewöhnt haben, gehen wir, eine Blende an
einem Riemen vor der Brust tragend, vorwärts und gelangen zuletzt
dorthin, wo die Bergleute mit dem Losbrechen der Kohle beschäftigt
sind. Was fällt uns da zuerst auf? Beurteilt die Höhe dieser Kohlen-
schicht, indem ihr sie mit dem darin arbeitenden Bergmanne vergleicht!
Vergleicht die über und unter dem Kohlenflöze liegende Masse mit
der Kohle! Wo seht ihr täglich solche Massen liegen? Halde. Der
Bergmann bezeichnet die untere Schicht als das Liegende und die obere
als das Hangende. Wie es in dem Liegenden aussieht, will ich durch
diese Zeichnung deutlich zu machen versuchen — was fällt euch daran
auf? (le). Wir sehen da eine Menge Streifen. Die Unterlage gleicht
1. einer Lehmschicht, die natürlich sehr hart geworden ist; 2. in
der Lehmschicht sind viele wurzelartige Fasern ausgebreitet; 3. diese
Lehmschicht ist demnach die Unterlage jeder Kohlenschicht; denn wenn wir
noch andere Kohlenschächte besuchten, würden wir finden, daß die Kohlen-
schicht allemal auf einem derartigen Lager ruht. Dieses Zusammen-
erscheinen der Kohle und dieser Unterlage kann also nicht Zufall sein,
sondern muß einen bestimmten Grund haben. Woran erinnert diese
Lehmunterlage? Was beobachten wir an diesem Gesteine, wenn es einige
Jahre auf der Halde gelegen hat? Es zerfällt. Warum? Was können
wir dann von neuem an diesem verwitterten Gesteine beobachten?
Pflanzenwuchs. Was ist das Liegende einstens jedenfalls gewesen?
Wofür haben wir also hier einen neuen Beweis, wenn es einem von
Wurzeln durchwachsenen Erdboden gleicht?
Ich zeige euch nun einen Stein ans dem Hangenden — was fällt euch
an demselben auf? Wie kann dieser Pflanzenabdruck nur entstanden sein?
Das einst weiche Material muß imstande gewesen sein, die zartesten Ein-
drücke aufzunehmen. Dann habe ich noch einen Stein aus jener Zeit, der euch
kleine verkohlte Überreste von derselben Pflanze zeigt. Worauf weisen also
auch diese Abdrücke von Blättern und die verkohlten Überreste hin? (16).
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TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]