Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die neueste Zeit - S. 10

1886 - Mainz : Kirchheim
Einschreiten gegen „Demagogische Umtriebe." Görres. strengste Überwachung der Presse; die Auflösung der deutschen Burschenschaft, mit dem strengsten Verbote der Erneuerung derselben , sowie die Überwachung der Universitäten durch landesherrliche, mit unbeschränkten Vollmachten versehenen Kommissarien und 3. die Einsetzung einer Centralkommission zur Untersuchung und Bestrafung der „demagogischen Umtriebe." Diese Centraluntersuchungskommission, die am 8. November 1819 in Mainz zusammentrat und ihre Wirksamkeit bis zum ^ahre 1828 fortsetzte, verfügte zahlreiche Verhaftungen und hauste Berge von Akten an, konnte aber, ungeachtet die Burschenschaft im Geheimen fortbestand, die vermutete große Verschwörung nicht entdecken, weil eben eine solche nicht existierte. Äußerungen des Mißmuts in Briefen, Reden und Gedichten^ meist von unmündigen jungen Leuten, war alles, was sich auftreiben ließ. Nichtsdestoweniger wurden viele patriotisch gesinnte Professoren, unter ihnen der alte Ernst Moritz Arndt in Bonn und Jahn in Berlin, der die deutsche Jugend für das ^.nrn er wesen begeistert hatte, von ihren Stellen entsernt, zum Teil auch, nebst zahlreichen andern Männern, die während der Befreiungskriege durch Wort und Schrift die Flammen der Begeisterung für Deutschlands Wiedergeburt geschürt, zur Haft gebracht und in langwierige Prozesse verwickelt, ohne daß ihnen irgend welche hochverräterische Handlung nachgewiesen werden konnte. Auch gegen Görres, der sich im Jahre 1817 durch die Einreichung einer Adresse der Stadt Koblenz, worin die Einführung der versprochenen preußischen Verfassung gefordert wurde, aufs neue mißliebig gemacht und im Sommer 1819 eine flammende Flugschrift „Deutschland und die Revolution" herausgegeben, wurde ein Verhaftsbefehl erlassen; er kam jedoch der Vollziehung desselben durch die Flucht nach Straßburg zuvor, von wo er sich später nach der Schweiz begab. Dahin floh auch der als Dichter kühner Freiheitslieder viel genannte Ludwig Follenredakleur der „Elberfelder Zeitung." So blieb die Thätigkeit des „heiligen Bundes" in Deutschland eine lediglich negative, indem ihre Leiter sich darauf beschränkten, durch wohl durchdachte Gegenmaßregeln die politische Entwicklung einzudämmen, zurückzuhalten und niederzudrücken, statt, nach dem Ausscheiden des Schlimmen, das Brauchbare und Gute in den hervortretenden Lebenskeimen zu einer gedeihlichen Entfaltung zu bringen. Dies wurde auch nicht anders, nachdem die deutsch e_ Bundesverfassung durch die am 8. Juni 1820 erlassene „Wiener Schlußakte" die von dem Wiener Kongreß vorgesehene Ergänzung erhalten hatte; denn diese änderte nichts an

2. Die neueste Zeit - S. 79

1886 - Mainz : Kirchheim
Italien. Die Karbonari. Aufstände. 79 4. Italien nach der Äulirevolution. Auch in Italien erhob sich das Volk nach der Julirevolution von neuem, um politische Freiheit und nationale Selbständigkeit zu erringen. Geleitet wurde die Bewegung von den Karbonari. Ihr letzter Zweck war Herstellung und Einheit Italiens ■ nach dem Sturze der geistlichen Regierung in Rom und der alten Regentenhäuser in den übrigen italienischen Staaten. Zuerst brach der Aufstaud in Modena aus (3. Februar 1831). Die Verschworenen suchten sich der Person des Herzogs Franz Iv. zu bemächtigen, der aber am 4. Februar nach Mantua entfloh, worauf sich in Modena eine provisorische Regierung bildete. Bald darauf verbreitete sich der Aufruhr auch über den größten Teil des Kirchenstaates, wo auf Pius Viii. Gregor Xvi. gefolgt war (f. S. 30). Schon einige Tage vor der Wahl war der Kirchenstaat in Aufruhr; die päpstlichen Wappen wurden abgerissen und die weiß-grün-rote Fahne, das Zeichen der Einheit Italiens, aufgepflanzt. In Rom selbst hatte der Aufstand keinen Fortgang, aber in Bologna würde schon am 5. Februar eine provisorische Regierung eingesetzt. Bereits am 8. Februar wurde die weltliche Herrschaft des Papstes für beendet erklärt. Am 9. Februar Mlbete sich in Pefai'o eine provisorische Regierung; basselbe geschah am 14. in Ferra r a. In Parma ausgebrochene Unruhen veranlaßten die Herzogin Marie Luise, die Wittwe Napoleons, am 15. zur Flucht1). Am 17. bemächtigten sich die Rebellen der Festung Ancona, und am 18. erhielt auch Perugia eine provisorische Regierung. Die Aögeorbneten der „freien" Provinzen Italiens traten am 26. Februar in Bologna zusammen und proklamierten die Vereinigung der selben zu einem Staate unter einer Regierung, die aus einem Präsibenten, einem Ministerrate und einer gesetzgeöenben Consulta bestehen sollte. Zugleich bildete General Z u c ch i eine italienische Armee. Mit Hilfe österreichischer Waffen würde jedoch die Empörung in wenigen Wochen unterdrückt. Schon am 5. März rückten die Österreicher in Mobena ein, dann in Ferrara und Parma. Am 21. besetzten sie Bologna; Zucchi, der sich nach Ancona zurückgezogen hatte, würde nach der am 27. März erfolgten Besetzung dieser Stadt gefangen genommen, und am 30. kapitulierten die 1) Napoleons Wittwe war durch den Wiener Kongreß mit Parma und Pracenza entschädigt worden.

3. Die neueste Zeit - S. 96

1886 - Mainz : Kirchheim
96 Unruhen in Baden und der Rheinpfalz. er nach der Julirevolution bert liberalen Minister Winter und die Kammern nach Gefallen walten ließ. Unter vielen anberett liberalen Rebnern der zweiten babi-schen Kammer ragten befonbers die beiben Freiburger Professoren R o 11 e ck und W e l ck e r hervor , welche bert französischen Liberalismus auch in Dentschlanb zur Geltung zu bringen suchten. Am 15. Oktober 1831 stellten bieselben bett Antrag auf eine durch die Inangriffnahme der babischen Regierung zu be-toirfenbe Revision der beutfchen Bnnbesversassnng zum Zwecke der Errichtung eines aus Mitgliebertt der einzelnen beutfchen Stänbe-versammlnngen bestehenben „Nationalrats," der als eine Art zweiter Kammer dem Bnnbesrat zur Seite steheit sollte. Es gelang zwar den Bemühungen des Ministers Winter, eine Beschlußfassung über bieseu Antrag zu verhiubern; allein die von der zweiten Kammer burchgesetzte Preßfreiheit setzte die Antragsteller in den Stanb, für die Verbreitung ihrer Grnnbsätze und Anschauungen durch eilte vou ihnen gegrünbete Zeitschrift, die unter dem Titel „der Freisinnige" in Frei bürg erschien, auch über die Grenzen Babens hinaus zu wirken. Ein ähnlicher Geist, wie in Baden, herrschte in Rhein-b a t) e r n. In die]er Provinz, in welcher sich der Einfluß des aufrührerischen Frankreichs ganz befonbers geltenb machte, hatte die Entfchiebenheit, mit welcher der hochbegabte, um die Hebung der kirchlichen Verhältnisse, wie um die Förberung der Kunst und katholischen Wissenschaft gleich Hochverbiente König L u b-w i g I. (18:^5—1848) der von Frankreich ausgegangenen revolutionären Bewegung entgegentrat, eine große Aufregung Hervorgerufen, die befonbers durch zwei, von den Doktoren Wirt und Siebenpfeifer rebigierte Zeitschriften, die „beutfche Tribüne" und den „Westboten" genährt würde. Als biefe beiben Zeitschriften bitrch einen Beschluß des Bnnbestages vom 2. März 1832 verboten würden, bisbeten sich sogleich Vereine zum Schutz der bebrohten Preßfreiheit, und im April 1832 lnb ein von Sie-benpfetfer entworfener und von 34 Bürgern aus N e u st a b t an der Haarbt unterzeichneter Aufruf zur zahlreichen Beteiligung an einem großen Volksfeste ein, durch welches am 27. Mai auf dem in der Nähe von Neustabt gelegenen Schlöffe Hambach die Stiftung der bayerischen Versassung gefeiert werben sollte. Zu der gleichen Zeit befunbete ein zweiter, von Wirt an alle „beutfchen" Vaterlaubsfreunbe gerichteter Aufruf die politische Einheit Leutfchlanbs, die Volksregierung, die Aufhebung des Abels und die Einberufung von Urversiimmlungen zur Feststellung einer neuen Staatsform; auch würden Abbrücke der ,,Er-

4. Die neueste Zeit - S. 101

1886 - Mainz : Kirchheim
Der Zollverein. 101 zu welcher jedoch eine Anzahl von Städten feine Abgeordneten gesandt, angenommen wurde. Erfreulicher, als auf dem politischen Gebiete, gestalteten sich die Verhältnisse in Deutschland in den dreißiger Jahren auf dem volkswirtschaftlichen, infolge der Beseitigung der deu freien Ver-fehr unter den einzelnen deutschen Staaten hemmenden Zoll-schranfen durch die Errichtung des Zollvereins. Der Grund wurde durch den Zollverband gelegt, den Bayern im Jahre 1828 mit Würtemberg abschloß. Im folgenden Jahre trat demselben auch Preußen bei, nachdem es bereits eine ähnliche Zolleinigung mit D a r m st a d t eingegangen. Der Beitritt Kurhessens erfolgte im Jahre 1831, der des Königreichs Sachsen und der sächsischen Herzogtümer sowie der fleirteren Fürstentümer im Jahre 1833. Baden und Nassau, die ausaugs den Anschluß abgelehnt, entschlossen sich zu demselben im Jahre 1835 , und ihrem Beispiele folgte im Jahre 1836 auch die freie Stadt Franffurt. Der Zollverein gewährte Freiheit des inneren Verfehrs mit Aufhebung aller Binnenzölle und Zulassung ausländischer Erzeugnisse gegen mäßige Abgaben, die an der äußersten Grenze erhoben wurden und deren Gesamtbetrag auf alle Vereinsstaaten nach dem Maßstabe ihrer Bevölfernng berechnet und verteilt wird. Wie durch das Niederwerfen der Zollfchranfen des mittleren und südlichen Deutschlands das Haupthindernis beseitigt war, das dem Aufblühen des nationalen Wohlstandes bis .dahin im Wege gestanden, so erblickte das deutsche Bolf darin auch eine Bürgschaft für die Herstellung größerer nationaler Einheit und begrüßte daher die neue Schöpfung mit um so lebhafterer Freude. Österreich, das durch die Politik des klugen Metternich den ersten Rang unter den europäischen Mächten erlangt hatte und seine Hauptaufgabe in der Wahrung der konservativen Interessen Enropa's erblickte, blieb in seinen deutschen Landesteilen von den Rückwirkungen der Julirevolution unberührt; dagegen weckte dieselbe in Ungarn den alten Widerspruchsgeist wieder mächtig auf; doch kam es auch hier zu keinerlei Ruhestörungen. Auch der am 2. März 1835 eingetretene Tod des Kaisers Franz, des letzten, der die Krone des heiligen römischen Reiches getragen, und der Übergang der Regierung an dessen ältesten Sohn Ferdinand I. führten keine Veränderung in dem Verhalten des österreichischen Volkes gegen sein Kaiserhaus herbei, wie auch dadurch die in den Händen Metternichs verbleibende Staatsverwaltung feinerlei Umgestaltung erlitt.

5. Die neueste Zeit - S. 5

1886 - Mainz : Kirchheim
Der heilige Bund. 0 berühmt geworden, sollte gewissermaßen die Einleitung zu einem neuen Staatsrecht bilden. Die drei verbündeten Monarchen versprachen feierlich , tu ihrem Verhalten unter einander und gegen alle anderen Mächte, die Lehren des Evangeliums, der christlichen Liebe und Gerechtigkeit zur Richtschnur zu nehmen. Sie gelobten, zu einander als Brüder und zu ihren Völkern als Väter stehen zu wollen, und sagten sich gegenseitig einen uneigennützigen Beistand zu, wenn Friede und Recht gegen sie verletzt werden sollten. Sie empfahlen ihren Völkern, als einziges Mittel Zur Erhaltung der so teuer erkauften Güter der Ordnung und Ruhe, die Beobachtung der Pflichten, welche der Heiland allen seinen Bekennern auferlegt hat. Das Evangelium sei nicht bloß, wte_ man bisher irrig angenommen, das höchste Gesetz für das Privatleben der Einzelnen, sondern müsse auch auf die Leitung der Staaten und Völker angewandt werden. Schließlich wurden alle_ Mächte, welche denselben Grundsätzen beipflichteten, zum Anschluß an diesen Bund aufgefordert. Der heilige Bund ist nun von den einen ebenso unmäßig erhoben, wie von den andern herabgesetzt worden. Von den Verehrern der unumschränkten Monarchie wurde jener Vertrag als der Anfang einer Verwirklichung des Gedankens von der Wahrheit und Gerechtigkeit im öffentlichen Leben angesehen. Die Anhänger der Revolution und Napoleons wollten darin nur ein Werk der Täuschung, ein Mittel, die Völker in Schlummer zu wiegen, erkennen. Die Verheißung der verbündeten Monarchen, ihre Politik auf die Vorschriften des Evangeliums zu gründen, war aufrichtig gemeint, aber keineswegs folgerecht ausgeführt worden. Sie bekämpften allerdings überall den Geist der Willkür und Unterdrückung , wo er unter den Formen der Revolution und Demokratie auftrat, ließen ihn aber nicht nur ruhig gewähren, sondern schützten ihn sogar, wo er von der Monarchie ausging. Auch hat der heilige Bund nichts gethan , um die staatlichen und gesellschaftlichen Einrichtungen der von ihm abhängigen Staaten auf irgend eine Weise jenem christlichen Musterbilde näher zu bringen. Selbst die längere Erhaltung des Friedens oder wenigstens die Abweuduug allgemeiner Kriege ist nicht ausschließlich sein Werk gewesen. Nach 23jährigen unaufhörlichen Kämpfen und Stürmen verstand sich das Bedürfnis nach Ruhe von selbst. Der Vertrag vom 26. September 1815 ist als ein Zeichen der Zeit und der Ausdruck einer innern Stimmung der Fürsten

6. Die neueste Zeit - S. 9

1886 - Mainz : Kirchheim
Ermordung Koaebue's. — Karlsbader 93efd)(üfje. bung angepriger Student, bet protestantische Theologe Karl S a n b aus Wunsiebel, hinreißen ließ. Der russische Staatsrat A u g u st v o n K o tz e b n e, der eine zeitlang in Weimar ein Wochenblatt in russischem Sinne redigiert hatte und dann nach M a n n h e i m übergesiedelt mar, hatte sich, nachdem er bereits durch seine frivolen, das Sittlichkeitsgefühl tief verletzenben bramatischen Dichtungen nnb andere, das Ehrwürbigste mit Hohn üb erschüttere Schriften den Unwillen aller edleren Gemüter erregt, den besonderen Haß der Burschenschaft durch regelmäßige Berichte an den Kaiser Ale-xanber zugezogen, in welchen er jebe patriotische nnb frei-sinnige Regung verdächtigte nnb namentlich das Treiben aus den deutschen Universitäten durch boshaften Spott lächerlich zu machen suchte. An biesem ^Verräter am Vaterlanb" ein Gottesgericht zu vollziehen und zugleich Deutschlaub von bent gefährlichsten Gegner seiner freiheitlichen Wiebergebnrt zu befreien, erschien dem von Hans ans frommen, aber vollstänbig dem politischen Fanatismus verfallenen Sanb als bte verdienstvollste Heldenthat. Er begab sich nach Mannheim, verschaffte sich am 23. März 1819 unter einem Vorwande Zutritt zu Kotzebue und tötete den Wehrlosen mit mehreren Dolchstichen. Nach einem vergeblichen Versuche, sich selbst durch einen Dolchstich in die Brust zu töten, wurde er ergriffen und ins Gefängnis ^ abgeführt. Während seiner vierzehnmonatlichen Haft verließ ihn seine krankhafte Überspannung nicht einen Augenblick, und ohne zur Erkenntnis der tiefen Verwerflichkeit seiner vermeintlichen Helbett-that gekommen zu sein, bestieg er am 20. Mai 1820 mit unerschütterlicher Stanbhastigkeit das Blutgerüst. Obgleich Sanb in allen seinen Verhören ans das Entschiedenste jedwede Beteiligung der Burschenschaft an dem von ihm verübten Morde in Abrede gestellt nnb bte ans das Sorgfältigste geführte Untersuchung burchans nichts zutage geförbert hatte, was mit biesem Ausspruch in Widerspruch gestanben hätte, wurde doch die geistige Urheberschaft desselben dem Verein in seiner Gesamtheit zugeschrieben ltnb ein energisches Einschreiten gegen die freiheitlichen Bestrebungen für nottoenbig erklärt. Die zu biesem Zwecke zu ergreifenben Maßregeln würden auf einem Kongresse vereinbart, zu welchem bte Minister der verschiedenen deutschen Bundesstaaten unter dem Vorsitze des Fürsten Metternich Ende Juli 1819 zu Karlsbad in Böhmen zusammengetreten waren. Die dort gefaßten Beschlüsse , die der Bundestag am 20. September zu Gesetzen erhob, verfügten: 1. die Verschärfung der Censur und die

7. Die neueste Zeit - S. 143

1886 - Mainz : Kirchheim
Revolutionäre Bewegungen in Italien, 143 Rußland, auch von England und Frankreich. Bayern stellte ein dreiköpfiges Direktorium, eine sogenannte Trias auf, Wnrtem-berg sprach sich für ein Parlament aus, aber alle diese Vorschläge fanden keinen Beifall. So blieb denn endlich nichts übrig , als die Rückkehr Zum alten Bundestage, der am 30. Mai 1851 vollständig wiederhergestellt wnrde. 2. Die italienischen Revolutionen (1847—1849). pins Ix. In Italien hatte der Geheimbund der „Giovina Jtalia" (s. S. 80) unter der Leitung seines Gründers, des Verschwörers Mazzini, der seit seiner Ausweisung aus der Schweiz im Jahre 1837 in England lebte, unausgesetzt au der Untergrabung der bestehenden Dinge zum Behnfe der „Befreiung Italiens von der Fremdherrschaft" gearbeitet, und zu wiederholten Malen war es dadurch in den vierziger Jahren zu Ruhestörungen gekommen. Auch tu der Romagna kam es im Jahre 1845 zu einem Ausstandsversuche, der aber durch die päpstlicheu Truppen bald unterdrückt wurde. Einen ungeheuren Aufschwung nahm die italienische Bewegung nach dem Tode Gregors Xvi., der am 1. Jnni 1846, im Alter von 81 Jahren, nach einem vielbewegten, ruhmreichen Pontifikate, ebenso verehrt und geliebt von allen treuen Katholiken, wie gehaßt und geschmäht von den Radikalen aller Länder, in ein besseres Leben eingegangen war. Der zu seinem Nachfolger entminte Kardinal Gras M a st a i - F e r r e t t i, der am 16. Juni 1846 im Alter von 54 Jahren als Pius Ix. den päpstlichen Stuhl bestiegen, wollte, dem Zuge seines edlen, liebevollen Herzens folgend , die Politik der Milde versuchen , durch welche er die revolutionäre Gährnng beschwören und die Ruhe Italiens sicherm zu können hoffte. Er erließ ein Amnestiedekret, das säst allen politischen Verbrechern die Freiheit zurückgab oder ihnen die Rückkehr aus der Verbannung gestattete, gewährte der Presse eine freiere Bewegung, besetzte, den Forderungen der liberalen Partei entsprechend, mehrere höhere Staatsämter mit Laien und ernannte eine Kommission für die in der innern Verwaltung einzuführenden Reformen. Alle diese Zugeständnisse wurden nicht nur in Rom und ganz Italien, sondern auch in allen anderen Ländern mit ungeheurem Jubel begrüßt und machten für eine Zeitlang Pins Ix. zum gefeiertsten Fürsten Europa's; allein der Zweck des hochherzigen Papstes wurde durch dieselben nicht erreicht. Während

8. Die neueste Zeit - S. 262

1886 - Mainz : Kirchheim
262 Das deursche Reich. Pius Ix. berufene Vatikanische Konzil zusammen, zu dessen Beratungsgegenständen auch die Frage der Jufallibilität des als Lehrer sprechenden Papstes gehörte. Die Gegner einer dogmatischen Feststellung dieser Lehre unterließen nichts, nm die öffentliche Meinung vorweg gegen die Entscheidungen des Konzils einzunehmen. Schon im April 1869 hatte die bayerische Regiernng sich bemüht, eine Verbindung der Mächte gegen die künftige Kirchenversammlung ius Leben zu rufen, ohne indes bei den Kabineten wirksame Zustimmung zu finden. Der preußische Miuisterpräsideut Bismarck verhielt sich, wenn nicht geradezu abweisend, so doch ausweichend, während der damalige Gesandte des norddeutschen Bundes, Harry vou Arnim, den Vorschlag machte, daß Preußen sich durch einen eigenen Gesandten aus dem Konzil vertreten lassen möge. Bismarck schien es genügend, wenn die (aus gewissen Bedenken hervorgegangene) Opposition der deutschen Bischöfe gegen die Feststellung des Unfehlbarkeitsdogmas ermutigt und moralisch unterstützt würde; allein man verlies jedoch bald diesen Standpunkt und der Gesandte erhielt die Anweisung, eine gegen die Sätze über das kirchliche Lehramt gerichtete Vorstellung der französischen Regierung zu unterstützen. Inzwischen hatten die antikatholischen Kundgebungen in verschiedenen Teilen Deutschlands sich vermehrt. Im Sommer 1869 sah sich sogar die Niederlassung der Dominikaner in Moabit den gewaltsamen Angriffen des Berliner Pöbels ausgesetzt. Als dann auch noch Petitionen an das Abgeordnetenhaus gelangten , in welchen die Klöster als Pflanzstätten des Aberglaubens, der Faulheit und der Unzucht bezeichnet wurden, bemächtigte sich der preußischen Katholiken eine hochgradige Erregung, welche durch den im September erfolgten Einmarsch der Pie-montesen in das päpstliche Rom noch vermehrt wurde. Die Folge davon war, daß bei den im Herbste 1870 stattfindenden Landtagswahlen mehr als 50 Abgeordnete zu der Centrumspartei zusammentraten, welche es als heilige Pflicht erachtete, neben den Interessen des Volkes auch für die Freiheit und Selbständigkeit der Kirche einzutreten. Eine gleiche Partei bildete sich bei den im Frühjahr 1871 stattfindenden Wahlen zum ersten deutschen Reichstage (s. S. 252). Eine offene feindselige Haltung der preußischen Staats- und deutschen Reichsregierung gegenüber dem mächtig erwachenden katholischen Bewußtsein war bis dahin noch nicht wahrzunehmen. Das wurde aber anders, als am 18. Juli 1870 vom Vatikanischen Konzil das Dogma von der lehramtlichen Unfehlbarkeit des

9. Die neueste Zeit - S. 271

1886 - Mainz : Kirchheim
Bedrückungen der katholischen Kirche im Großhcrzogtum Hessen. 271 Frucht war das neue Schulgesetz von 1874, durch welches mit schreiender Verletzung der Rechte und des Vermögens der Katholiken die Konfessionsschule beseitigt und die protestantischen in bifferentiftifche Commnnalschnlen umgetoanbelt würden. Am 23. April 1875 würden die fünf neuen Kirchengesetze veröffentlicht. Sie finb nur eine Kopie der preußischen Gesetze, enthalten aber noch schärfere Bestimmungen. Die Vorstellungen und Proteste des Bifchofs von Mainz und der Katholiken fruchteten nichts. Die katholische Kirche befinbet sich infolge biefer Gesetze in Hessen in einer weit brückenbereu Lage als in Preußen. Seit 1877 ist der bischöfliche Stuhl verwaist. Die Wieberbesetzung scheitert an den ganz unberechtigten Forberungen der Regierung , viele Pfarreien finb ihrer orbentlichen Seelsorger beraubt; es existiert keine einzige katholische höhere Lehranstalt mehr; das so segensreich wirkenbe bischöfliche Seminarium ist geschlossen. Möge dieser heillose Znstanb , welcher das Wohl des Staates nicht minber gefährbet, als das Wohl der Kirche balb aufhören. Leiber eröffnen sich bis jetzt wenige Aussichten, obfchon man in Preußen eingelenkt hat und wenigstens einigermaßen erträgliche Zustände herstellen will. 3. Frankreichs dritte Republik. Nach der Kapitulation von Seban hatte Jules Favre im gefetzgebenben Körper den Antrag auf Absetzung des Kaisers und Errichtung einer Regierungskommission gestellt und schweigenb hatte die Versammlung den Antrag entgegen genommen , ohne auf ihn einzugehen ober ihn abzulehnen. Ganz anberen Erfolg hatte biefer Antrag beim Senate, welchem der Präsident Rouher am 4. September (1870) denselben mitteilte. Lebhaft erschall ans seiner Mitte der Ruf: „Es lebe der Kaiser! Es lebe die Kaiserin! Es lebe der kaiserliche Prinz!" Als aber der gesetzgebend Körper über einen Gesetzentwurf zur Regelung der Regierung und der Verteibigung beriet, würde von einer tobenben Menge nicht blos das Sitzuugs-gebäube umlagert, sondern auch die Tribünen des Versammlungslokales besetzt und ungestüm die Absetzung des Kaisers verlangt. Um 3 Uhr nachmittags wurden vollends die Thüren des Saales eingeschlagen und unter dem Ruf: „Es lebe die Republik!" und unter Absingung der Marseillaise ergoß sich die Menge in das Sitzungslokal. Bald räumten dasselbe die Anhänger Napoleons und überhaupt alle Abgeordneten, welche von einer Revolution nichts wissen wollten; und so konnte unter dem Jubel einer jauchzenden
   bis 9 von 9
9 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 9 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 0
4 3
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 2
11 0
12 5
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 7
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 1
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 2
38 0
39 1
40 0
41 0
42 2
43 0
44 0
45 1
46 0
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 2
2 0
3 3
4 2
5 0
6 0
7 2
8 43
9 15
10 1
11 0
12 0
13 0
14 0
15 2
16 12
17 10
18 2
19 3
20 4
21 2
22 0
23 4
24 0
25 1
26 0
27 0
28 1
29 5
30 0
31 0
32 5
33 1
34 11
35 1
36 4
37 0
38 2
39 0
40 1
41 12
42 0
43 3
44 7
45 4
46 4
47 0
48 1
49 0
50 0
51 8
52 5
53 0
54 0
55 0
56 2
57 0
58 1
59 3
60 63
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 1
68 9
69 4
70 0
71 0
72 2
73 1
74 11
75 0
76 0
77 4
78 1
79 0
80 1
81 0
82 1
83 0
84 0
85 0
86 1
87 0
88 0
89 0
90 1
91 0
92 26
93 0
94 1
95 0
96 10
97 3
98 16
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 7
1 7
2 5
3 8
4 4
5 5
6 6
7 14
8 0
9 7
10 4
11 4
12 26
13 9
14 0
15 3
16 9
17 1
18 1
19 8
20 0
21 0
22 3
23 0
24 34
25 1
26 17
27 1
28 14
29 0
30 2
31 1
32 2
33 58
34 9
35 1
36 0
37 0
38 0
39 14
40 9
41 0
42 5
43 2
44 0
45 0
46 9
47 2
48 2
49 10
50 6
51 9
52 8
53 0
54 11
55 0
56 0
57 2
58 15
59 52
60 1
61 2
62 3
63 2
64 15
65 3
66 0
67 9
68 0
69 0
70 0
71 2
72 8
73 25
74 4
75 13
76 4
77 41
78 1
79 4
80 10
81 59
82 3
83 4
84 9
85 0
86 1
87 1
88 2
89 8
90 0
91 3
92 0
93 1
94 0
95 7
96 1
97 6
98 6
99 1
100 29
101 2
102 13
103 5
104 0
105 3
106 4
107 8
108 0
109 6
110 1
111 1
112 3
113 17
114 12
115 1
116 6
117 1
118 0
119 0
120 0
121 6
122 7
123 2
124 40
125 3
126 7
127 6
128 6
129 9
130 0
131 33
132 12
133 4
134 2
135 0
136 55
137 9
138 0
139 0
140 5
141 1
142 7
143 9
144 4
145 5
146 0
147 2
148 12
149 0
150 5
151 4
152 17
153 0
154 2
155 3
156 4
157 7
158 41
159 1
160 1
161 2
162 1
163 1
164 1
165 9
166 17
167 6
168 2
169 4
170 0
171 20
172 7
173 17
174 3
175 56
176 3
177 47
178 0
179 22
180 1
181 0
182 34
183 24
184 5
185 0
186 1
187 6
188 7
189 2
190 0
191 4
192 1
193 1
194 14
195 4
196 12
197 23
198 1
199 3