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in der Hamburger Dramaturgie, auf die Alten und Shakespeare hinweisend, die Befreiung vom französischen Geschmacke. Auch den Zunftstolz der Gelehrten und die Unduldsamkeit der Rechtgläubigen geißelte er in scharfen Kritiken und lieferte Beiträge zum richtigen Verständnis der Klassiker, besonders der alten Kunst, in einer bis jetzt an Klarheit nicht übertroffenen Sprache. Sein Schwanengesang war Nathan der Weise, im Shakespeareschen Blankverse gedichtet, der seitdem für unsere Tragödie stehend geworden ist. In diesem Drama feiert er die religiöse Duldsamkeit und schärft der starren Orthodoxie des Heilands Wort: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen" eindringlich ein.
Neben den beiden genannten verdienen hier noch Gellert, Kleist, Gleim, der Förderer aufstrebender Talente, sowie der volkstümliche Bürger nrid der gewandte Uebersetzer Voß genannt zu werden. Diese alle aber treten zurück vor dem gewaltigen Glanze, der sich von Weimar aus verbreitete.
Dort hatte seit 1772 am Hofe der geistvollen Herzogin Anna Amalie Wieland, der Dichter des Oberon, die Stelle eines Prinzenerziehers erhalten; der junge Herzog Karl August berief 1775 Wolfgang Göthe geb. 28. Aug. 1749 zu Frankfurt a /M. gest. 22. März 1832, den er in seiner Vaterstadt kennen gelernt hatte, als seinen Minister und Freund ebendahin. Derselbe hatte sich bereits durch seinen Götz und durch Werthers Leiden einen Namen gemacht; aber erst in der Weimarer Epoche entstanden die gewaltigen Werke, durch die er sich einen Platz neben den größten Dichtern aller Zeiten erobert hat. Außer seinen Gedichten genügt es hier Tasso, Iphigenie, Egmont, Faust, das Epos Hermann und Dorothea und von seinen prosaischen Schriften Wilhelm Meister sowie Dichtung und Wahrheit anzuführen. Es ist wahr, daß der für die ganze Welt schaffende, von allen Nationen gefeierte Mann dem Vaterlande nicht das warme Herz entgegenbrachte, wie andere sonst tief unter ihm stehende Talente; doch kommt gelegentlich sein deutscher Sinn und sein Sehnen nach Einigung und Macht seines Volkes zum Durchbruch. Und selbst die andern Schwächen seines Charakters entbehren nicht der Liebenswürdigkeit. Schon im Jahre 1776
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Extrahierte Personennamen: Anna_Amalie_Wieland Karl_August Karl August Wolfgang_Göthe Hermann Dorothea Wilhelm
250
Zeittafel. Vierte Periode.
1415 Die Franzosen bei Azincourt geschlagen.
1420 Anfang des sechzehnjährigen Hussitenkriegs.
1431 Das Coucil zu Basel beginnt. Die Jungfrau von Orleans wird in
Rouen verbrannt.
1432 Kaiser Siegmund stirbt in dem nämlichen Jahre, in welchem Jo-
hannes Gutenberg die Buchdruckerkunst erfindet.
1438 Albrecht Ii. (Habsburger) folgt den Luxemburgern.
1448 Das Concil zu Basel wird durch Friedrich Ii. aufgelöst. Aeueas Sylvius Piccolomini.
1453 Eroberung Constantinopels durch die Türkei:.
1455 Der sächsische Prinzenraub. Kunz vou Kauffungen.
1477 Herzog Carl der Kühne fällt bei Nancy. Maria von Bnrguud heiratet Maximilian I.
1486 Bartholomäus Diaz geht auf Entdeckungen ans.
1492 Christoph Colnmbus entdeckt Amerika.
1493 Kaiser Maximilian I.
1497/8 Vasco de Gama findet den Seeweg nach Ostindien.
1499 Die Eidgenossen trennen sich nach Beendigung des Schwabenkrieges
vom deutschen Reich.
1500 Der Heldenkampf der Dithmarschen in Holstein 1506 Christoph Colnmbus stirbt.
1512 Das deutsche Reich wird in 10 Theile getheilt 1516 Anfang des Reichspostwesens durch Franz von Taxis
Druck von G. Kreysing in Leipzig.
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Extrahierte Personennamen: Siegmund hannes_Gutenberg Albrecht_Ii Albrecht Friedrich_Ii Friedrich Aeueas_Sylvius_Piccolomini Kunz Carl Nancy Maria_von_Bnrguud Maria Maximilian_I. Christoph_Colnmbus Maximilian_I. Christoph_Colnmbus Franz_von_Taxis Franz
Extrahierte Ortsnamen: Basel Rouen Basel Amerika Ostindien Dithmarschen Holstein Leipzig
Vom westfäl. Frieden bis zur französischen Revolution.
149
Schon der Cardinal Richelieu hatte durch die Stiftung der französi- Corneille,
scheu Akademie zur Beförderung der schönen Redekünste (1635) zum mâtiné,
Aufschwung der Wissenschaften einen guten Grund gelegt. Jetzt er-
hoben sie sich zu einer klassischen Blüte. Unter den geistlichen Red-
nern jener Zeit ragen besonders hervor Bossuet, Fenelon*), Bour-
daloue, Massillion, Flechier. Für das Drama waren Corneille, Racine
und Molière thätig. Corneille zeichnete sich im Erhabenen aus; seine
Tragödien ergreifen durch eine kraftvolle Sprache, großartige Charaktere
und treffende Schilderungen. Racine entzückte durch seinen vollendeten
Versbau und eine schöne Sprache, rührte durch seine fromme Be-
geisterung und setzte seine Zuhörer durch die tiefe Kenntniß des niensch-
lichen, insbesondere des weiblichen Herzens in Erstaunen. Molière
zeichnete in seinen Lustspielen mit treffendem Witze und schonungsloser
Geisel die Thorheiten seiner Zeit. La Fontaine wurde durch seine£a F°àn-
Fabeln ein Muster der Natürlichkeit und Wahrheit in der Darstellung
und eines gefälligen leichten Stils. Boileau, der scharfsinnige, witzige
und fein zeichnende Satiriker, geiselt die eigentlichen Laster seiner Zeit
und ist für die französische Literatur noch darum vou Bedeutung, daß
er in seiner urt poétique die Regeln für den Versbau und für die
verschiedenen Dichtungsarten aufstellt.
Durch diese großen Geister gewann die französische Sprache eine Die franzo-
so allgemeine Verbreitung unter den gebildeten Völkern Europa's, daß
sie die Umgangssprache derselben ward und die lateinische aus den Ver- Sprache der
Handlungen der Gesandten und Diplomaten verdrängte. untto'®"-
Von Ludwigs Hof ging aber auch der Geist der Leichtfertigkeit plomatcn.
und Frivolität, der Gleichgültigkeit gegen das Heilige, der Verschwen-
dungssucht und der Mode an die meisten großen und kleinen Höfe
Europa's über. Ludwigs Hof- und Privatleben ward hier bis ins
Kleinste nachgeahmt, und diese Nachäfferei untergrub nicht selten die
Wohlfahrt des Staates und des Volkslebens, wie das gleiche Treiben
Frankreich in seinen Grundfesten erschütterte. Obwohl Ludwig den
Anforderungen strenger Sittlichkeit nicht entsprach, so wußte er doch sten ängstlich
überall durch eine ängstlich vorgeschriebene Etiquette den königlichen na^ea^mt-
Anstand zu wahren. Er hielt sich gewöhnlich zu Versailles auf und
war von einem glänzenden Gefolge umgeben; denn er sah ängstlich
daraus, daß die angesehensten Familien und Personen sein Hoslager
Ludwigs
Hofleben
') Fenelon, der Erzieher des Herzogs von Bourgogne, Ludwigs Enkel, fiel
durch seine avaàres 6e Télémaque in Ungnade, weil man darin An-
spielungen ans den franzosischen Hof witterte.
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Extrahierte Personennamen: Cardinal_Richelieu Boileau Ludwigs Ludwigs Ludwig Ludwig Ludwigs Ludwigs Ludwigs_Enkel Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Ludwigs_Hof Ludwigs_Hof- Frankreich
80
Erste Periode der neueren Geschichte.
lich, treu und aufrichtig handeln, und wenn ich das thue, so bekümmere
ich mich um diese böse und heillose Welt gar nicht." (Vergl. S. 55.)
Türkenkriege. Maximilian hatte, wie sein Vater, blutige Kämpfe mit den
Türken zu bestehen. 1566 war der Sultan Soliman nach Ungarn
gekommen und hatte die Feste Sziget belagert, welche der Graf Zriny
aufs heldenmüthigste vertheidigte!*) Zriny konnte sich nicht länger
halten; er that einen Ausfall und starb den Heldentod. Sobald die
Türken eindrangen, hielt einer seiner Freunde die brennende Lunte ins
Pulverfaß und sprengte sich und die Feste mit Tausenden von Türken
in die Luft (1566).
Rudvlf 1k. Rudolf Ii. war schon bei Lebzeiten des Vaters zum römischen
12.6-1612 Könige gekrönt worden. Er hatte längere Zeit am Hose Philipp Ii.
gelebt und dessen Unduldsamkeit und Vorliebe für die Jesuiten ange-
kümmert sich nommen. Die Regierung überließ er seinen Räthen und Günstlingen,
während er sich selbst in seinem Studirzimmer zwischen Retorten und
Globen gelehrten Studien hingab, Alchymie trieb und mit den be-
rühmtesten Astronomen, I. Keppler und Tycho de Brahe, den Lauf
der Gestirne besprach. Auf Gemmen, Gemälde, Alterthümer, seltene
Pflanzen und schöne Pferde verwandte er große Summen. Er ging
stundenlang in den Ställen auf und ab. Mancher Gesandte, welcher
dem Kaiser ein Gesuch vorzutragen hatte, mischte sich unter die Stall-
und Reitknechte, um Gehör zu bekommen. Er alterte freudelos zwischen
seinen Schätzen ohne Freund und Frau, ohne Frieden und Frohsinn
in der Brust. Bei seiner Thronbesteigung herrschte in Deutschland die
protestantische Lehre vor. Allein die Uneinigkeiten unter den Protestan-
ten und die Thätigkeit der Jesuiten änderten dies Verhältniß gar bald
Zwietracht zum Nachtheil der Reformation. Die Bekenner der Augsburger und
thnen u' helvetischen Confession haderten um einzelne Lehrsätze, bekämpften ein-
Reformirten. ander in Schriften und Predigten, verfluchten und verdammten sich
gegenseitig. Man fühlte das Bedürfniß größerer Einigung, da der
Feind nicht sorgloser Ruhe sich hingab. Auf einer Zusammenkunft
theologischer Lehrer zu Kloster Bergen bei Magdeburg (1577) wurde
nach dem Entwürfe des gelehrten Tübinger Professors Jakob Andreä
eine Bekenntnißschrift zu Stande gebracht, die Coneordien- oder Ein-
trachtsformel, welche zwar von Knrsachsen, Kurpfalz, Brandenburg und
vielen Reichsständen unterschrieben, aber von vielen lutherischen Stän-
den verworfen wurde. Die ersehnte Eintracht zwischen Lutheranern
und Reformirten ward nicht erreicht.
') Theodor Körner hat diese Begebenheit zu seinem Trauerspiel „Zriny" benutzt.
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Soliman Zriny Rudvlf Rudolf_Ii Rudolf Philipp_Ii Philipp Keppler Jakob_Andreä Theodor_Körner
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Graf_Zriny Deutschland Magdeburg Brandenburg
Ulrich von
Hutten bc-
kämpft die
Geistlichkeit
und eifert
gegen das
Papstthum in
zahlreichen
Schriften.
w Erste Periode der neueren Geschichte.
Ulrich von Hutten war I486 zu Steckelberg, dem Stammschlosse
seiner Ahnen, sechs Stunden von Fulda geboren. Sein Vater hatte
ihn sür den geistlichen Stand bestimmt und dem Kloster Fulda zur
Ausbildung übergeben; allein das Klosterleben widerte den Jüngling
so an, daß er heimlich nach Erfurt entwich, wo er seine Studien fort-
setzte. Einer Seuche wegen verließ er Erfurt (1505) und begab sich
nach Köln, von wo er einem vertriebenen Lehrer an die neu errichtete
Universität Frankfurt an der Oder folgte. Später studirte er in
Pavia die Rechtswissenschaft und wanderte, als er durch Maximi-
lians Krieger bei Erstürmung der Stadt aller seiner Habe be-
raubt worden war, nach Bologna. Nach mancherlei Kreuz- und Quer-
zügen, auf denen er oft am Nothwendigsten Mangel litt, kehrte er
1517 nach Deutschland zurück, wo ihn Kaiser Maximilian zum Ritter
schlug und Constantia Pentinger in Augsburg mit dem Dichterlorbeer
bekränzte. Schon vor seiner Abreise nach Italien war sein Vetter
Hans von Hutten von dem gewaltthätigen Herzog Ulrich von Würtem-
berg ermordet worden. In Gedichten, Reden und Briefen brandmarkte
er diese schändliche That. Auch gegen das Mönchthum eiferte seine
Feder. In den Briefen der Dunkelmänner (epístolae obscurormn
viroruin) schwang er die Geißel der Satire schonungslos gegen die Un-
wissenheit der römischen Geistlichkeit und der Mönche. Er wollte deutsche
Bischöfe, aber keinen Papst. „Den alten Römern habt ihr männlich
widerstanden," rief er den Deutschen zu, „aber den neuen Römlingen
beugt ihr schimpflich euer Haupt!" „Ich hab's gewagt!" war sein
Wahlspruch. 1517 gab er die Schrift des 1465 gestorbene» gelehrten
Römers Laurentius Valla „über die erdichtete Schenkung Constantins
des Großen" heraus; er hatte sie in einem Kloster entdeckt und darin
den Beweis gefunden, daß die Schenkung Constantins des Großen
an den Papst Sylvester, auf welcher die ganze weltliche Macht des
Papstthums beruhte, rein erlogen sei. Er hatte den Muth, diese
Schrift dem Papste selbst zu widmen. Nichts desto weniger berief ihn
der fein gebildete Erzbischof Albrecht von Mainz an seinen Hof und
nahm ihn auch mit auf den Reichstag nach Augsburg (1518), wo
Hutten zum Kampfe gegen die Türken aufforderte. Nachdem er seine
Entlassung von Albrecht erbeten und erhalten hatte, betheiligte er sich
an dem Zuge des schwäbischen Bundes gegen seinen persönlichen Feind,
Ulrich von Würtemberg, welcher wegen seiner Gewaltthätigkeiten 1519
von Land und Hof vertrieben ward. In diesem Kriege lernte er
Franz von Sickingen kennen, mit dem er einen trauten Freundschafts-
bund schloß.
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Extrahierte Personennamen: Ulrich_von
Hutten Ulrich_von_Hutten Maximilian_zum_Ritter Maximilian Constantia_Pentinger Hans_von_Hutten Ulrich_von_Würtem- Laurentius_Valla Constantins Constantins Muth Albrecht_von_Mainz Albrecht Albrecht Albrecht Ulrich_von_Würtemberg Franz_von_Sickingen Franz
298
Dritte Periode der neueren Geschichte.
Fortschritte
auf dein Ge-
biete der
Geschicht-
schreibung,
der
Philosophie
in Schweden sind Tegner, Friederike Bremer, in Dänemark Oehlenschläger
und Andersen bekannte Namen.
Wie die Befreiungskriege auf alle Gebiete geistiger Bildung mächtig
einwirkten, so auch auf das der Wissenschaften. Neue Universitäten entstan-
den (zu Berlin, Gent, Lüttich, Bonn, u. a.), und auch zur Hebung der
allgemeinen Volksbilduug in Deutschland geschah viel; namentlich zeichnete
sich ans diesem Felde der Schweizer Pestalozzi ans. Die deutsche Ge-
schichtschreibung nahm in diesem Jahrhundert neuen Aufschwung. Karl
Adolph Menzel und Heinrich Luden bearbeiteten die Geschichte des
deutschen Volkes, Friedrich von Raumer die der Hohenstaufen, Stengel
die der fränkischen Kaiser, Joh. Voigt die Zeit Gregors Vii. und die
Geschichte Preußens, Johannes von Müller die Geschichte der Schweiz.
Niebuhr, August Böckh, Gottfried Hermann, Otfried Müller bearbeiteten
das klassische Alterthum; Heeren und Schlosser reihen sich ihnen würdig
an. Als berühmte Geschichtschreiber der Gegenwart sind Leo, Dahlmann
und Leopold Ranke zu nennen.
Großer Eifer herrschte auch ans dem Gebiete der Philosophie,
und die Forschungen Kants, Fichte's, Schellings und Hegels haben der
deutschen Nation wiederholt aus diesem Gebiet den ersten Rang ein-
geräumt. Heinrich Ritter bearbeitete die Geschichte der Philosophie,
und Hermes, Professor in Bonn, versuchte durch ein philosophisches
System die katholische Kirchenlehre wissenschaftlich zu begründen.
Characteristisch für die Zeit sind die Erscheinungen aus dem Ge-
biete der Kirche. Der Bischof Arnoldi von Trier veranstaltete im
Jahre 1844 eine großartige Wallfahrt nach dem heiligen Rocke zu
Trier, den man für das Gewand Jesu Christi ausgab. Dagegen er-
klärte sich ein katholischer Priester in Schlesien, Johannes Ronge, in
einem Schreiben an den Bischof Arnoldi, indem er ein solches Verfahren
als Mißbrauch und Aberglauben darstellte. Es bildete sich in Folge
dessen die deutsch-katholische Secte in der katholischen Kirche, die einen
freisinnigen, aufgeklärten Katholicismus einführen wollte. Anfangs
machte sie großes Aufsehen, trat aber bald wegen Mangels echt christ-
licher Anschauung ganz in den Hintergrund. Auch in der evangelischen
Kirche trat eine Partei auf, die ein oberflächliches, gehaltloses Vernunft-
Christenthum ausstellte und mit dem Namen Lichtfreunde bezeichnet
wurde. Es entstanden freie Gemeinden, denen ein Toleranz-Edict im
Jahre 1847 die bürgerlichen Rechte zuerkannte. Zur Unterstützung
armer evangelischer Gemeinden in katholischen Landen bildete sich der
Gnstav-Adolfs-Verein, und zum Schutz der evangelischen Christen im
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Extrahierte Personennamen: Friederike_Bremer Karl
Adolph_Menzel Karl Heinrich_Luden Heinrich Friedrich_von_Raumer Friedrich Voigt Gregors Johannes_von_Müller Niebuhr August Gottfried_Hermann Otfried_Müller Leo Leo Leopold_Ranke Leopold Kants Heinrich_Ritter Heinrich Hermes Arnoldi_von_Trier Jesu_Christi Johannes_Ronge Arnoldi
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Dänemark_Oehlenschläger Berlin Gent Bonn Deutschland Schellings Bonn Schlesien
194
Zweite Periode der neueren Geschichte.
Friedrich Schiller war ein Zögling derselben, entfloh aber, da er die
Tyrannei verabscheute und des Herzogs Rache fürchtete,
wg- Ho^v!Z Diese maßlose Verschwendung der kleineren Hofe in Deutsch-
Weimar. land theilten nur wenige nicht. Maximilian Joseph von Baiern,
der Markgraf Karl Friedrich von Baden und Karl August von Weimar
benutzten ihre Macht und ihr Ansehen zum Wohl und zur Bildung
ihrer Unterthanen. Insbesondere bildeten die Herzogin Amalie und ihr
kunstsinniger Sohn Karl August zu Weimar einen Hof, welcher ein
Sammelplatz der edelsten Geister ward. Hier erfreuten sich Wieland,
Herder, Goethe, Schiller und andere geniale Männer des freigebigsten
Schutzes und einer Auszeichnung, wie sie ihrer würdig war.
Nachtheiligcr Frankreichs Einfluß hatte sich auch in anderer Weise höchst nach-
gezeigt. Nach dem Tode Ludwigs Xiv., unter dem die fran-
Schriftsteller. zösische Literatur die höchste Stufe erreicht hatte (S. 148), traten ver-
schiedene Schriftsteller auf, welche mit den Waffen des Witzes und
Spottes alles Sittliche und Religiöse untergruben. Von Paris ging
diese Empfehlung des Unglaubens aus; er ward in der von Diderot
und d'alembert begründeten Encyklopädie weithin verbreitet. Arouet
von Voltaire und Jean Jacques Rousseau strebten eine gänzliche Um-
gestaltung der religiösen und politischen Verhältnisse an und arbeiteten
durch ihre Schriften der französischen Revolution vor. Der ernste
Montesquieu erklärte in seinem Werke „Geist der Gesetze" die Republik
unter der Voraussetzung vollkommener Bllrgertugend für die von allen
Völkern zu erstrebende Staatsform. Wenn man auch zugeben muß,
daß diese französische Aufklärung insbesondere die Aufhebung des Jesuiten-
ordens (1773) zur Folge hatte, so kann doch nicht geläugnet werden,
wie verderblich diese kecken Ideen auf alle Verhältnisse wirkten. In
Diepietiste». Deutschland hatten grade vorher zwei Männer versucht, das erstorbene
Leben der Kirche neu anzufachen; es sind dies die sogenannten Pietisten
Ph. Jakob Spener (f 1705) und Aug. Hermann Franke (4 1727),
welcher letztere mit vier Gulden die segensreichen Stiftungen des Halle'schen
Waisenhauses begründete. Ihnen schloß sich der berühmte Rechtsgelehrte
Christian Thomasius an, der die deutsche Sprache aus der Universität
zu Ehre und Geltung brachte und die öffentliche Meinung gegen die
Unsitte der Folter und Hexenprocesse für sich gewann. Ein Schüler
Franke's war der Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, welcher die
Die Brüder- Ueberreste der böhmischen und mährischen Brüder auf seinem Gute
^Lettnhut^ Berthelsdorf in der Lausitz sammelte und aus ihnen die erneuerte
Brüdergemeinde zu Herrnhut bildete (1722). Viele Auswanderungen
von Böhmen und Mähren erfolgten, so daß die kaiserliche Regierung
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Schiller Friedrich Maximilian_Joseph_von_Baiern Maximilian Karl_Friedrich_von_Baden Karl Friedrich Karl_August_von_Weimar Karl August Amalie Karl_August Karl August Wieland Goethe Schiller Frankreichs_Einfluß Ludwigs_Xiv. Ludwigs_Xiv. Diderot Jean_Jacques_Rousseau Jakob_Spener Hermann_Franke Christian_Thomasius Nikolaus_Ludwig_von_Zinzendorf Nikolaus Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Deutsch-
Weimar Weimar Paris Deutschland Herrnhut
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution.
Beschwerde beim Kurfürsten von Sachsen erhob und dieser befahl, keine
Auswanderer mehr aufzunehmen. Aber Preußen, Schweden und Polen
nahmen die frommen Brüder auf, welche alsbald nach Außen eine
bedeutende Thätigkeit entfalteten und Missionäre nach Grönland, zu
den Eskimos und den Hottentotten in Afrika aussandten. Gegenwärtig
sind die Brüdergemeinden in Deutschland, England, Rußland und
Nordamerika verbreitet und mögen nahezu eine Million Glieder zählen.
In den Statuten der Herrnhuter Brüdergemeinde, welche 1727 be-
schworen wurden, heißt es wörtlich unter Andern: so: „Ein Jeder, der
da nicht bekennt, daß ihn die bloße Erbarmung Gottes in Christo er-
griffen und er derselbigen nicht einen Augenblick entbehren könne; daß
auch die größte Vollkommenheit des Lebens, wo sie zu erhalten wäre,
ohne Jesu auf sein Blut und Verdienst gegründete Fürbitte, bei Gott
gar schlecht angesehen sei, in Christo aber angenehm werde; und neben
dem nicht täglich beweist, daß es ihm voller Ernst sei, die Sünde, die
Christus gebüßet, wegnehmen zu lassen, und täglich heiliger, dem ersten
Bilde Gottes ähnlicher, von aller Anklebung der Creatur, Eitelkeit und
Eigenwillen, täglich reiner zu werden, zu wandeln, wie Jesus ge-
wandelt hat und seine Schmach zu tragen: — der ist kein rechtschaffe-
ner Bruder."
Allein alle diese einzelnen Bestrebungen waren nicht im Stande,
die französische Aufklärerei vom Gebiete der deutschen Kirche fern zu
hallen, und es zeigte sich bald, welche nachtheilige Einwirkung dieselbe
auf das kirchliche Leben im Allgemeinen, und auf die Verhältnisse des
Familienkreises ausübte.
Es bleibt uns noch zu zeigen übrig, wie die deutsche Dichtung Gottsched und
sich von dem französischen Einstusfe allmählich losmachte und eine zweite l°ine Gegner
klassische Periode hervorrief, welche ewig der Stolz des deutschen Volkes r *
bleiben wird. Für die Feststellung der Grundsätze vom Begriffe des
Schönen suchte zuerst Professor Gottsched in Leipzig in seinen Vorlesungen
und Schriften zu wirken; er war ein steifer, pedantischer und über-
müthiger Mann, welcher in großem Ansehen stand, das Theater der
Karoline Neuber aus allen Kräften förderte, aber der freien Entwickelung
deutscher Poesie und Dramatik dadurch schadete, daß er das Stegreifspiel
und den Hanswurst von der Bühne verbannte. Gottsched wollte die
Dichtkunst in Regeln einschnüren; dagegen erhob sich Johann Jakob
Bodmer in Zürich, welcher das freie Walten der Phantasie in der
Poesie empfahl und auf Englands Dichter hinwies. Ihm gebührt noch
das Verdienst, daß er auf die deutschen Dichtungen des Mittelalters
wieder aufmerksam machte. Unbekümmert um diesen Streit dichteten
13*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
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Extrahierte Personennamen: Gott Ernst Christus Jesus Gottsched Gottsched Karoline_Neuber Gottsched Johann_Jakob
Bodmer Johann
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Schweden Grönland Afrika Deutschland England Rußland Nordamerika Gottes Christo Christo Gottes Leipzig Englands
10
Erste Periode der neueren Geschichte.
und eifert gegen das Papstthum in
zahlreichen
Schriften.
Franz von Sickingen wird Huttens Freund
Ausbildung übergeben: allein das Klosterleben widerte den Jüngling so an, daß er heimlich nach Erfurt entwich, wo er seine Studien fortsetzte. Einer Seuche wegen verließ er Erfurt (1505) und begab sich nach Köln, von wo er einem vertriebenen Lehrer an die neu errichtete Universität Frankfurt an der Oder folgte. Später studirte er in Pavia die Rechtswissenschaft und wanderte, als er durch Maximilians Krieger bei Erstürmung der Stadt aller seiner Habe beraubt worden war, nach Bologna. Nach mancherlei Kreuz- und Querfugen, auf denen er oft am Nothwendigsten Mangel litt, kehrte er 1517 nach Deutschland zurück, wo ihn Kaiser Maximilian zum Ritter schlug und Constantia Peutinger in Augsburg mit dem Dichterlorber bekränzte. Schon vor seiner Abreise nach Italien war sein Vetter Hans von Hutten von dem gewaltthätigen Herzog Ulrich von Württemberg ermordet worden. In Gedichten, Reden und Briesen brandmarkte er diese schändliche That. Auch gegen das Mönchthum eiferte seine Feder. In den Briefen der Dunkelmänner (epistolae obscurorum virorum) schwang er die Geißel der Satire schonungslos gegen die Unwissenheit der römischen Geistlichkeit und der Mönche. Er wollte deutsche Bischöfe, aber keinen Papst. „Den alten Römern habt ihr männlich widerstanden," rief er den Deutschen zu, „aber den neuen Römlingen beugt ihr schimpflich euer Haupt!" „Ich hab's gewagt!" war sein Wahlspruch. 1517 gab er die Schrift des 1465 gestorbenen gelehrten Römers Laurentius Valla „über die erdichtete Schenkung Konstantins des Großen" heraus; er hatte sie in einem Kloster entdeckt und darin den Beweis gefunden, daß jene Schenkung Konstantins an den Papst Sylvester, auf welcher die ganze weltliche Macht des Papstthums beruhte, rein erlogen sei. Er hatte den Muth, diese Schrift dem Papste selbst zu widmen. Nichts desto weniger berief ihn der fein gebildete Erzbischos Albrecht von Mainz an seinen Hos und nahm ihn auch mit auf den Reichstag nach Augsburg (1518), wo Hutten zum Kampfe gegen die Türken aufforderte. Nachdem er feine Entlassung von Albrecht erbeten und erhalten hatte, betheiligte er sich an dem Zuge des schwäbischen Bundes gegen seinen persönlichen Feind, Ulrich von Württemberg, welcher wegen seiner Gewaltthätigkeiten 1519 von Land und Hof vertrieben ward. In diesem Kriege lernte er Franz von Sickingen kennen, mit dem er einen trauten Freundschasts-bund schloß.
Franz von Sickingen war 1481 aus seiner Stammburg Sickingen unweit Bretten geboren. Seinen ersten Unterricht leiteten Geiler von Kaisersberg und Reuchlin; aber auch in den ritterlichen Uebungen ward
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