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1. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 180

1878 - Mainz : Kunze
— 180 — in der Hamburger Dramaturgie, auf die Alten und Shakespeare hinweisend, die Befreiung vom französischen Geschmacke. Auch den Zunftstolz der Gelehrten und die Unduldsamkeit der Rechtgläubigen geißelte er in scharfen Kritiken und lieferte Beiträge zum richtigen Verständnis der Klassiker, besonders der alten Kunst, in einer bis jetzt an Klarheit nicht übertroffenen Sprache. Sein Schwanengesang war Nathan der Weise, im Shakespeareschen Blankverse gedichtet, der seitdem für unsere Tragödie stehend geworden ist. In diesem Drama feiert er die religiöse Duldsamkeit und schärft der starren Orthodoxie des Heilands Wort: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen" eindringlich ein. Neben den beiden genannten verdienen hier noch Gellert, Kleist, Gleim, der Förderer aufstrebender Talente, sowie der volkstümliche Bürger nrid der gewandte Uebersetzer Voß genannt zu werden. Diese alle aber treten zurück vor dem gewaltigen Glanze, der sich von Weimar aus verbreitete. Dort hatte seit 1772 am Hofe der geistvollen Herzogin Anna Amalie Wieland, der Dichter des Oberon, die Stelle eines Prinzenerziehers erhalten; der junge Herzog Karl August berief 1775 Wolfgang Göthe geb. 28. Aug. 1749 zu Frankfurt a /M. gest. 22. März 1832, den er in seiner Vaterstadt kennen gelernt hatte, als seinen Minister und Freund ebendahin. Derselbe hatte sich bereits durch seinen Götz und durch Werthers Leiden einen Namen gemacht; aber erst in der Weimarer Epoche entstanden die gewaltigen Werke, durch die er sich einen Platz neben den größten Dichtern aller Zeiten erobert hat. Außer seinen Gedichten genügt es hier Tasso, Iphigenie, Egmont, Faust, das Epos Hermann und Dorothea und von seinen prosaischen Schriften Wilhelm Meister sowie Dichtung und Wahrheit anzuführen. Es ist wahr, daß der für die ganze Welt schaffende, von allen Nationen gefeierte Mann dem Vaterlande nicht das warme Herz entgegenbrachte, wie andere sonst tief unter ihm stehende Talente; doch kommt gelegentlich sein deutscher Sinn und sein Sehnen nach Einigung und Macht seines Volkes zum Durchbruch. Und selbst die andern Schwächen seines Charakters entbehren nicht der Liebenswürdigkeit. Schon im Jahre 1776

2. Geschichte des Mittelalters - S. 250

1878 - Mainz : Kunze
250 Zeittafel. Vierte Periode. 1415 Die Franzosen bei Azincourt geschlagen. 1420 Anfang des sechzehnjährigen Hussitenkriegs. 1431 Das Coucil zu Basel beginnt. Die Jungfrau von Orleans wird in Rouen verbrannt. 1432 Kaiser Siegmund stirbt in dem nämlichen Jahre, in welchem Jo- hannes Gutenberg die Buchdruckerkunst erfindet. 1438 Albrecht Ii. (Habsburger) folgt den Luxemburgern. 1448 Das Concil zu Basel wird durch Friedrich Ii. aufgelöst. Aeueas Sylvius Piccolomini. 1453 Eroberung Constantinopels durch die Türkei:. 1455 Der sächsische Prinzenraub. Kunz vou Kauffungen. 1477 Herzog Carl der Kühne fällt bei Nancy. Maria von Bnrguud heiratet Maximilian I. 1486 Bartholomäus Diaz geht auf Entdeckungen ans. 1492 Christoph Colnmbus entdeckt Amerika. 1493 Kaiser Maximilian I. 1497/8 Vasco de Gama findet den Seeweg nach Ostindien. 1499 Die Eidgenossen trennen sich nach Beendigung des Schwabenkrieges vom deutschen Reich. 1500 Der Heldenkampf der Dithmarschen in Holstein 1506 Christoph Colnmbus stirbt. 1512 Das deutsche Reich wird in 10 Theile getheilt 1516 Anfang des Reichspostwesens durch Franz von Taxis Druck von G. Kreysing in Leipzig.

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 149

1868 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis zur französischen Revolution. 149 Schon der Cardinal Richelieu hatte durch die Stiftung der französi- Corneille, scheu Akademie zur Beförderung der schönen Redekünste (1635) zum mâtiné, Aufschwung der Wissenschaften einen guten Grund gelegt. Jetzt er- hoben sie sich zu einer klassischen Blüte. Unter den geistlichen Red- nern jener Zeit ragen besonders hervor Bossuet, Fenelon*), Bour- daloue, Massillion, Flechier. Für das Drama waren Corneille, Racine und Molière thätig. Corneille zeichnete sich im Erhabenen aus; seine Tragödien ergreifen durch eine kraftvolle Sprache, großartige Charaktere und treffende Schilderungen. Racine entzückte durch seinen vollendeten Versbau und eine schöne Sprache, rührte durch seine fromme Be- geisterung und setzte seine Zuhörer durch die tiefe Kenntniß des niensch- lichen, insbesondere des weiblichen Herzens in Erstaunen. Molière zeichnete in seinen Lustspielen mit treffendem Witze und schonungsloser Geisel die Thorheiten seiner Zeit. La Fontaine wurde durch seine£a F°àn- Fabeln ein Muster der Natürlichkeit und Wahrheit in der Darstellung und eines gefälligen leichten Stils. Boileau, der scharfsinnige, witzige und fein zeichnende Satiriker, geiselt die eigentlichen Laster seiner Zeit und ist für die französische Literatur noch darum vou Bedeutung, daß er in seiner urt poétique die Regeln für den Versbau und für die verschiedenen Dichtungsarten aufstellt. Durch diese großen Geister gewann die französische Sprache eine Die franzo- so allgemeine Verbreitung unter den gebildeten Völkern Europa's, daß sie die Umgangssprache derselben ward und die lateinische aus den Ver- Sprache der Handlungen der Gesandten und Diplomaten verdrängte. untto'®"- Von Ludwigs Hof ging aber auch der Geist der Leichtfertigkeit plomatcn. und Frivolität, der Gleichgültigkeit gegen das Heilige, der Verschwen- dungssucht und der Mode an die meisten großen und kleinen Höfe Europa's über. Ludwigs Hof- und Privatleben ward hier bis ins Kleinste nachgeahmt, und diese Nachäfferei untergrub nicht selten die Wohlfahrt des Staates und des Volkslebens, wie das gleiche Treiben Frankreich in seinen Grundfesten erschütterte. Obwohl Ludwig den Anforderungen strenger Sittlichkeit nicht entsprach, so wußte er doch sten ängstlich überall durch eine ängstlich vorgeschriebene Etiquette den königlichen na^ea^mt- Anstand zu wahren. Er hielt sich gewöhnlich zu Versailles auf und war von einem glänzenden Gefolge umgeben; denn er sah ängstlich daraus, daß die angesehensten Familien und Personen sein Hoslager Ludwigs Hofleben ') Fenelon, der Erzieher des Herzogs von Bourgogne, Ludwigs Enkel, fiel durch seine avaàres 6e Télémaque in Ungnade, weil man darin An- spielungen ans den franzosischen Hof witterte.

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 80

1868 - Mainz : Kunze
80 Erste Periode der neueren Geschichte. lich, treu und aufrichtig handeln, und wenn ich das thue, so bekümmere ich mich um diese böse und heillose Welt gar nicht." (Vergl. S. 55.) Türkenkriege. Maximilian hatte, wie sein Vater, blutige Kämpfe mit den Türken zu bestehen. 1566 war der Sultan Soliman nach Ungarn gekommen und hatte die Feste Sziget belagert, welche der Graf Zriny aufs heldenmüthigste vertheidigte!*) Zriny konnte sich nicht länger halten; er that einen Ausfall und starb den Heldentod. Sobald die Türken eindrangen, hielt einer seiner Freunde die brennende Lunte ins Pulverfaß und sprengte sich und die Feste mit Tausenden von Türken in die Luft (1566). Rudvlf 1k. Rudolf Ii. war schon bei Lebzeiten des Vaters zum römischen 12.6-1612 Könige gekrönt worden. Er hatte längere Zeit am Hose Philipp Ii. gelebt und dessen Unduldsamkeit und Vorliebe für die Jesuiten ange- kümmert sich nommen. Die Regierung überließ er seinen Räthen und Günstlingen, während er sich selbst in seinem Studirzimmer zwischen Retorten und Globen gelehrten Studien hingab, Alchymie trieb und mit den be- rühmtesten Astronomen, I. Keppler und Tycho de Brahe, den Lauf der Gestirne besprach. Auf Gemmen, Gemälde, Alterthümer, seltene Pflanzen und schöne Pferde verwandte er große Summen. Er ging stundenlang in den Ställen auf und ab. Mancher Gesandte, welcher dem Kaiser ein Gesuch vorzutragen hatte, mischte sich unter die Stall- und Reitknechte, um Gehör zu bekommen. Er alterte freudelos zwischen seinen Schätzen ohne Freund und Frau, ohne Frieden und Frohsinn in der Brust. Bei seiner Thronbesteigung herrschte in Deutschland die protestantische Lehre vor. Allein die Uneinigkeiten unter den Protestan- ten und die Thätigkeit der Jesuiten änderten dies Verhältniß gar bald Zwietracht zum Nachtheil der Reformation. Die Bekenner der Augsburger und thnen u' helvetischen Confession haderten um einzelne Lehrsätze, bekämpften ein- Reformirten. ander in Schriften und Predigten, verfluchten und verdammten sich gegenseitig. Man fühlte das Bedürfniß größerer Einigung, da der Feind nicht sorgloser Ruhe sich hingab. Auf einer Zusammenkunft theologischer Lehrer zu Kloster Bergen bei Magdeburg (1577) wurde nach dem Entwürfe des gelehrten Tübinger Professors Jakob Andreä eine Bekenntnißschrift zu Stande gebracht, die Coneordien- oder Ein- trachtsformel, welche zwar von Knrsachsen, Kurpfalz, Brandenburg und vielen Reichsständen unterschrieben, aber von vielen lutherischen Stän- den verworfen wurde. Die ersehnte Eintracht zwischen Lutheranern und Reformirten ward nicht erreicht. ') Theodor Körner hat diese Begebenheit zu seinem Trauerspiel „Zriny" benutzt.

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 10

1868 - Mainz : Kunze
Ulrich von Hutten bc- kämpft die Geistlichkeit und eifert gegen das Papstthum in zahlreichen Schriften. w Erste Periode der neueren Geschichte. Ulrich von Hutten war I486 zu Steckelberg, dem Stammschlosse seiner Ahnen, sechs Stunden von Fulda geboren. Sein Vater hatte ihn sür den geistlichen Stand bestimmt und dem Kloster Fulda zur Ausbildung übergeben; allein das Klosterleben widerte den Jüngling so an, daß er heimlich nach Erfurt entwich, wo er seine Studien fort- setzte. Einer Seuche wegen verließ er Erfurt (1505) und begab sich nach Köln, von wo er einem vertriebenen Lehrer an die neu errichtete Universität Frankfurt an der Oder folgte. Später studirte er in Pavia die Rechtswissenschaft und wanderte, als er durch Maximi- lians Krieger bei Erstürmung der Stadt aller seiner Habe be- raubt worden war, nach Bologna. Nach mancherlei Kreuz- und Quer- zügen, auf denen er oft am Nothwendigsten Mangel litt, kehrte er 1517 nach Deutschland zurück, wo ihn Kaiser Maximilian zum Ritter schlug und Constantia Pentinger in Augsburg mit dem Dichterlorbeer bekränzte. Schon vor seiner Abreise nach Italien war sein Vetter Hans von Hutten von dem gewaltthätigen Herzog Ulrich von Würtem- berg ermordet worden. In Gedichten, Reden und Briefen brandmarkte er diese schändliche That. Auch gegen das Mönchthum eiferte seine Feder. In den Briefen der Dunkelmänner (epístolae obscurormn viroruin) schwang er die Geißel der Satire schonungslos gegen die Un- wissenheit der römischen Geistlichkeit und der Mönche. Er wollte deutsche Bischöfe, aber keinen Papst. „Den alten Römern habt ihr männlich widerstanden," rief er den Deutschen zu, „aber den neuen Römlingen beugt ihr schimpflich euer Haupt!" „Ich hab's gewagt!" war sein Wahlspruch. 1517 gab er die Schrift des 1465 gestorbene» gelehrten Römers Laurentius Valla „über die erdichtete Schenkung Constantins des Großen" heraus; er hatte sie in einem Kloster entdeckt und darin den Beweis gefunden, daß die Schenkung Constantins des Großen an den Papst Sylvester, auf welcher die ganze weltliche Macht des Papstthums beruhte, rein erlogen sei. Er hatte den Muth, diese Schrift dem Papste selbst zu widmen. Nichts desto weniger berief ihn der fein gebildete Erzbischof Albrecht von Mainz an seinen Hof und nahm ihn auch mit auf den Reichstag nach Augsburg (1518), wo Hutten zum Kampfe gegen die Türken aufforderte. Nachdem er seine Entlassung von Albrecht erbeten und erhalten hatte, betheiligte er sich an dem Zuge des schwäbischen Bundes gegen seinen persönlichen Feind, Ulrich von Würtemberg, welcher wegen seiner Gewaltthätigkeiten 1519 von Land und Hof vertrieben ward. In diesem Kriege lernte er Franz von Sickingen kennen, mit dem er einen trauten Freundschafts- bund schloß.

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 298

1868 - Mainz : Kunze
298 Dritte Periode der neueren Geschichte. Fortschritte auf dein Ge- biete der Geschicht- schreibung, der Philosophie in Schweden sind Tegner, Friederike Bremer, in Dänemark Oehlenschläger und Andersen bekannte Namen. Wie die Befreiungskriege auf alle Gebiete geistiger Bildung mächtig einwirkten, so auch auf das der Wissenschaften. Neue Universitäten entstan- den (zu Berlin, Gent, Lüttich, Bonn, u. a.), und auch zur Hebung der allgemeinen Volksbilduug in Deutschland geschah viel; namentlich zeichnete sich ans diesem Felde der Schweizer Pestalozzi ans. Die deutsche Ge- schichtschreibung nahm in diesem Jahrhundert neuen Aufschwung. Karl Adolph Menzel und Heinrich Luden bearbeiteten die Geschichte des deutschen Volkes, Friedrich von Raumer die der Hohenstaufen, Stengel die der fränkischen Kaiser, Joh. Voigt die Zeit Gregors Vii. und die Geschichte Preußens, Johannes von Müller die Geschichte der Schweiz. Niebuhr, August Böckh, Gottfried Hermann, Otfried Müller bearbeiteten das klassische Alterthum; Heeren und Schlosser reihen sich ihnen würdig an. Als berühmte Geschichtschreiber der Gegenwart sind Leo, Dahlmann und Leopold Ranke zu nennen. Großer Eifer herrschte auch ans dem Gebiete der Philosophie, und die Forschungen Kants, Fichte's, Schellings und Hegels haben der deutschen Nation wiederholt aus diesem Gebiet den ersten Rang ein- geräumt. Heinrich Ritter bearbeitete die Geschichte der Philosophie, und Hermes, Professor in Bonn, versuchte durch ein philosophisches System die katholische Kirchenlehre wissenschaftlich zu begründen. Characteristisch für die Zeit sind die Erscheinungen aus dem Ge- biete der Kirche. Der Bischof Arnoldi von Trier veranstaltete im Jahre 1844 eine großartige Wallfahrt nach dem heiligen Rocke zu Trier, den man für das Gewand Jesu Christi ausgab. Dagegen er- klärte sich ein katholischer Priester in Schlesien, Johannes Ronge, in einem Schreiben an den Bischof Arnoldi, indem er ein solches Verfahren als Mißbrauch und Aberglauben darstellte. Es bildete sich in Folge dessen die deutsch-katholische Secte in der katholischen Kirche, die einen freisinnigen, aufgeklärten Katholicismus einführen wollte. Anfangs machte sie großes Aufsehen, trat aber bald wegen Mangels echt christ- licher Anschauung ganz in den Hintergrund. Auch in der evangelischen Kirche trat eine Partei auf, die ein oberflächliches, gehaltloses Vernunft- Christenthum ausstellte und mit dem Namen Lichtfreunde bezeichnet wurde. Es entstanden freie Gemeinden, denen ein Toleranz-Edict im Jahre 1847 die bürgerlichen Rechte zuerkannte. Zur Unterstützung armer evangelischer Gemeinden in katholischen Landen bildete sich der Gnstav-Adolfs-Verein, und zum Schutz der evangelischen Christen im

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 194

1868 - Mainz : Kunze
194 Zweite Periode der neueren Geschichte. Friedrich Schiller war ein Zögling derselben, entfloh aber, da er die Tyrannei verabscheute und des Herzogs Rache fürchtete, wg- Ho^v!Z Diese maßlose Verschwendung der kleineren Hofe in Deutsch- Weimar. land theilten nur wenige nicht. Maximilian Joseph von Baiern, der Markgraf Karl Friedrich von Baden und Karl August von Weimar benutzten ihre Macht und ihr Ansehen zum Wohl und zur Bildung ihrer Unterthanen. Insbesondere bildeten die Herzogin Amalie und ihr kunstsinniger Sohn Karl August zu Weimar einen Hof, welcher ein Sammelplatz der edelsten Geister ward. Hier erfreuten sich Wieland, Herder, Goethe, Schiller und andere geniale Männer des freigebigsten Schutzes und einer Auszeichnung, wie sie ihrer würdig war. Nachtheiligcr Frankreichs Einfluß hatte sich auch in anderer Weise höchst nach- gezeigt. Nach dem Tode Ludwigs Xiv., unter dem die fran- Schriftsteller. zösische Literatur die höchste Stufe erreicht hatte (S. 148), traten ver- schiedene Schriftsteller auf, welche mit den Waffen des Witzes und Spottes alles Sittliche und Religiöse untergruben. Von Paris ging diese Empfehlung des Unglaubens aus; er ward in der von Diderot und d'alembert begründeten Encyklopädie weithin verbreitet. Arouet von Voltaire und Jean Jacques Rousseau strebten eine gänzliche Um- gestaltung der religiösen und politischen Verhältnisse an und arbeiteten durch ihre Schriften der französischen Revolution vor. Der ernste Montesquieu erklärte in seinem Werke „Geist der Gesetze" die Republik unter der Voraussetzung vollkommener Bllrgertugend für die von allen Völkern zu erstrebende Staatsform. Wenn man auch zugeben muß, daß diese französische Aufklärung insbesondere die Aufhebung des Jesuiten- ordens (1773) zur Folge hatte, so kann doch nicht geläugnet werden, wie verderblich diese kecken Ideen auf alle Verhältnisse wirkten. In Diepietiste». Deutschland hatten grade vorher zwei Männer versucht, das erstorbene Leben der Kirche neu anzufachen; es sind dies die sogenannten Pietisten Ph. Jakob Spener (f 1705) und Aug. Hermann Franke (4 1727), welcher letztere mit vier Gulden die segensreichen Stiftungen des Halle'schen Waisenhauses begründete. Ihnen schloß sich der berühmte Rechtsgelehrte Christian Thomasius an, der die deutsche Sprache aus der Universität zu Ehre und Geltung brachte und die öffentliche Meinung gegen die Unsitte der Folter und Hexenprocesse für sich gewann. Ein Schüler Franke's war der Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, welcher die Die Brüder- Ueberreste der böhmischen und mährischen Brüder auf seinem Gute ^Lettnhut^ Berthelsdorf in der Lausitz sammelte und aus ihnen die erneuerte Brüdergemeinde zu Herrnhut bildete (1722). Viele Auswanderungen von Böhmen und Mähren erfolgten, so daß die kaiserliche Regierung

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 195

1868 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. Beschwerde beim Kurfürsten von Sachsen erhob und dieser befahl, keine Auswanderer mehr aufzunehmen. Aber Preußen, Schweden und Polen nahmen die frommen Brüder auf, welche alsbald nach Außen eine bedeutende Thätigkeit entfalteten und Missionäre nach Grönland, zu den Eskimos und den Hottentotten in Afrika aussandten. Gegenwärtig sind die Brüdergemeinden in Deutschland, England, Rußland und Nordamerika verbreitet und mögen nahezu eine Million Glieder zählen. In den Statuten der Herrnhuter Brüdergemeinde, welche 1727 be- schworen wurden, heißt es wörtlich unter Andern: so: „Ein Jeder, der da nicht bekennt, daß ihn die bloße Erbarmung Gottes in Christo er- griffen und er derselbigen nicht einen Augenblick entbehren könne; daß auch die größte Vollkommenheit des Lebens, wo sie zu erhalten wäre, ohne Jesu auf sein Blut und Verdienst gegründete Fürbitte, bei Gott gar schlecht angesehen sei, in Christo aber angenehm werde; und neben dem nicht täglich beweist, daß es ihm voller Ernst sei, die Sünde, die Christus gebüßet, wegnehmen zu lassen, und täglich heiliger, dem ersten Bilde Gottes ähnlicher, von aller Anklebung der Creatur, Eitelkeit und Eigenwillen, täglich reiner zu werden, zu wandeln, wie Jesus ge- wandelt hat und seine Schmach zu tragen: — der ist kein rechtschaffe- ner Bruder." Allein alle diese einzelnen Bestrebungen waren nicht im Stande, die französische Aufklärerei vom Gebiete der deutschen Kirche fern zu hallen, und es zeigte sich bald, welche nachtheilige Einwirkung dieselbe auf das kirchliche Leben im Allgemeinen, und auf die Verhältnisse des Familienkreises ausübte. Es bleibt uns noch zu zeigen übrig, wie die deutsche Dichtung Gottsched und sich von dem französischen Einstusfe allmählich losmachte und eine zweite l°ine Gegner klassische Periode hervorrief, welche ewig der Stolz des deutschen Volkes r * bleiben wird. Für die Feststellung der Grundsätze vom Begriffe des Schönen suchte zuerst Professor Gottsched in Leipzig in seinen Vorlesungen und Schriften zu wirken; er war ein steifer, pedantischer und über- müthiger Mann, welcher in großem Ansehen stand, das Theater der Karoline Neuber aus allen Kräften förderte, aber der freien Entwickelung deutscher Poesie und Dramatik dadurch schadete, daß er das Stegreifspiel und den Hanswurst von der Bühne verbannte. Gottsched wollte die Dichtkunst in Regeln einschnüren; dagegen erhob sich Johann Jakob Bodmer in Zürich, welcher das freie Walten der Phantasie in der Poesie empfahl und auf Englands Dichter hinwies. Ihm gebührt noch das Verdienst, daß er auf die deutschen Dichtungen des Mittelalters wieder aufmerksam machte. Unbekümmert um diesen Streit dichteten 13*

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 10

1876 - Mainz : Kunze
10 Erste Periode der neueren Geschichte. und eifert gegen das Papstthum in zahlreichen Schriften. Franz von Sickingen wird Huttens Freund Ausbildung übergeben: allein das Klosterleben widerte den Jüngling so an, daß er heimlich nach Erfurt entwich, wo er seine Studien fortsetzte. Einer Seuche wegen verließ er Erfurt (1505) und begab sich nach Köln, von wo er einem vertriebenen Lehrer an die neu errichtete Universität Frankfurt an der Oder folgte. Später studirte er in Pavia die Rechtswissenschaft und wanderte, als er durch Maximilians Krieger bei Erstürmung der Stadt aller seiner Habe beraubt worden war, nach Bologna. Nach mancherlei Kreuz- und Querfugen, auf denen er oft am Nothwendigsten Mangel litt, kehrte er 1517 nach Deutschland zurück, wo ihn Kaiser Maximilian zum Ritter schlug und Constantia Peutinger in Augsburg mit dem Dichterlorber bekränzte. Schon vor seiner Abreise nach Italien war sein Vetter Hans von Hutten von dem gewaltthätigen Herzog Ulrich von Württemberg ermordet worden. In Gedichten, Reden und Briesen brandmarkte er diese schändliche That. Auch gegen das Mönchthum eiferte seine Feder. In den Briefen der Dunkelmänner (epistolae obscurorum virorum) schwang er die Geißel der Satire schonungslos gegen die Unwissenheit der römischen Geistlichkeit und der Mönche. Er wollte deutsche Bischöfe, aber keinen Papst. „Den alten Römern habt ihr männlich widerstanden," rief er den Deutschen zu, „aber den neuen Römlingen beugt ihr schimpflich euer Haupt!" „Ich hab's gewagt!" war sein Wahlspruch. 1517 gab er die Schrift des 1465 gestorbenen gelehrten Römers Laurentius Valla „über die erdichtete Schenkung Konstantins des Großen" heraus; er hatte sie in einem Kloster entdeckt und darin den Beweis gefunden, daß jene Schenkung Konstantins an den Papst Sylvester, auf welcher die ganze weltliche Macht des Papstthums beruhte, rein erlogen sei. Er hatte den Muth, diese Schrift dem Papste selbst zu widmen. Nichts desto weniger berief ihn der fein gebildete Erzbischos Albrecht von Mainz an seinen Hos und nahm ihn auch mit auf den Reichstag nach Augsburg (1518), wo Hutten zum Kampfe gegen die Türken aufforderte. Nachdem er feine Entlassung von Albrecht erbeten und erhalten hatte, betheiligte er sich an dem Zuge des schwäbischen Bundes gegen seinen persönlichen Feind, Ulrich von Württemberg, welcher wegen seiner Gewaltthätigkeiten 1519 von Land und Hof vertrieben ward. In diesem Kriege lernte er Franz von Sickingen kennen, mit dem er einen trauten Freundschasts-bund schloß. Franz von Sickingen war 1481 aus seiner Stammburg Sickingen unweit Bretten geboren. Seinen ersten Unterricht leiteten Geiler von Kaisersberg und Reuchlin; aber auch in den ritterlichen Uebungen ward

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 106

1876 - Mainz : Kunze
106 Erste Periode der neueren Geschichte. spanische Dichter Cervantes (t 1616), welcher ein bewegtes Kriegs--leben geführt, bei Lepanto 1571 einen Arm eingebüßt und viele Jahre die Sklavenketten in Algier getragen hatte, dichtete den unübertroffenen komischen Roman Don Ouixote; der durch seine Frömmigkeit und fruchtbare Feder ausgezeichnete Lope de Vega schrieb vortreffliche Schauspiele und der Portugiese Camoens ein Heldengedicht „die Lusiaden", in welchem er die Großthaten seines Volkes, besonders die Entdeckungen, verherrlichte. Nikolaus (z.- Kopermkus btrten unsterblichen Namen hat sich Nikolaus Kopernikus von T 1m3' ^horit (1473 -1543) durch die Begründung der neueren Astronomie gemacht. Er stürzte das sogenannte Ptolemäische Weltsystem, welches die Erde als den Mittelpunkt des Weltalls annahm, und stellte ein neues System auf, dessen Hauptsätze folgende sind: 1) Im Sonnen- festem bildet die Sonne und nicht die Erde den Mittelpunkt; 2) um die Sonne bewegen sich die Planeten in Kreisen und zwar in folgender Ordnung: Merkur, Venus, Erde und Mond, Mars, Jupiter, Saturn. Kep?er'f"l630, ®er ^ur<^ seine Armuth, seine protestantische Glaubenstreue und seinen Scharfsinn ausgezeichnete Astronom Johann Kepler von Weil im Württembergischen (1571—1630), dessen Mutter als Hexe angeklagt wurde und im Kerker starb, beobachtete und berechnete die Bahn des Mars und entdeckte, daß die Planeten sich nicht in Kreisen, sondern ©aitfetf 1642, *n um die Sonne bewegen. Der Italiener Galileo Galilei aus Pisa (1564—1642), welcher die Gesetze des Pendels und des Falles entdeckte und das kurz zuvor in Holland erfundene Fernrohr zuerst gegen den Himmel richtete, lehrte öffentlich die Bewegung der Erde um die Sonne. Er zog sich dadurch die Verfolgung der Inquisition zu, ward eingekerkert und mußte öffentlich seine Behauptung widerrufen, ton t m?" ®er Engländer Isaak Newton (1642—1727) fand, daß jedem Weltkörper zwei Kräfte inwohnen, die Schwer- oder Anziehungskraft und die Flieh- oder Fortschwingungskraft. Durch die Schwerkraft fesselt die Sonne den Erdkörper, dieser den Mond 'an sich; ohne dieselbe würde die Erde von der Sonne, der Mond von der Erde wegeilen, erwe ^ nbe*e ^ vermittels der Fliehkraft das Bestreben haben, gradeaus fort-um^Ms^ Zuschwingen. Gewaltig sind auch die Forschungen und Entdeckungen kenschaft Un- Newtons auf dem Gebiete der Mathematik. Den Ruhm, hier eine ganz Verdienste, neue Wissenschaft aufgeschlossen zu haben, theilt er mit dem vielseitigsten Gelehrten Deutschlands, mit Leibnitz. Ferner gehören in diesen Zeitraum die Erfindungen des Thermometers durch den Holländer Cornelius Drebbel, des Barometers durch den Italiener Toricelli und der Luftpumpe durch den Magdeburger Bürgermeister Otto von Guerike.
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