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Zeit der Stürme. — § 53. Sturmjahre 1848/49.
155
b) Die Erhebung der Polen feiert Lenau in seinen „Polenliedern“ (s. o. § 49, Iii. Anm.) Vorbote der Revolution ist die erstehende politische Dichtung. Dichter: a) in Österreich: Anastasius Grün, Graf von Auersperg, (,,Spaziergänge eines Wiener Poeten“); b) in Preussen: Hoff mann von Fallersleben („Unpolitische Lieder“), Dingelstedt („Lieder eines kosmopolitischen Nachtwächters“) , Herwegh („Gedichte eines Lebendigen“, voll beissender Epigramme), Prutz („Politische Wochenstube“, eine aristophanische Komödie).
Dritter Zeitraum.
(Zweiter Zeitraum der Neuesten Geschichte.) Von der französischen Februarrevolution bis zur Begründung des Neuen deutschen Reiches.
1848—1871.
Erster Abschnitt.
Zeit der Stürme und erneuter Rückströmung.
Von der Pariser Februarrevolution
bis zur Thronbesteigung König Wilhelms I.
1848— 1861.
§ 53- Die Sturmjahre 1848/49.
I. Ursachen. Unzufriedenheit mit den bestehenden politischen Zuständen weit verbreitet. Neben den gemässigten Anhängern einer freien Verfassung auch viele politische Heiss-sporne! Dabei bildet sich aus katilinarischen Elementen eine Lj msturzpartei heraus. Ihre „Bataillone“ die „Arbeiter“. Zündstoff bei diesen infolge wirtschaftlicher Not.
[Entwertung der Handarbeit nach Errichtung zahlloser Fabriken mit Dampfbetrieb. Übermass der Warenerzeugung, Mangel an Absatz, bei geringem Bedarf an Menschenkräften Herabsetzung der Löhne und Arbeitsmangel. Dazu das Hunger jahr 1847! Unterwühlung der Arbeiter durch die Lehre vom Rechte aller auf Gütergemeinschaft (Kommunismus). Das Wort Proudhons „Eigentum ist Diebstahli“]
Ii. Die Pariser Februarrevolution. Ludwig Philipp, „der Bürgerkönig“, anfangs volksbeliebt, hat bei Beginn seiner Regierung mit Erhebungen zu thun, die teils Wiedereinsetzung der Bourbonen, teils Errichtung einer
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Extrahierte Personennamen: Lenau Graf_von_Auersperg Herwegh Prutz Wilhelms_I. Ludwig_Philipp Ludwig Philipp
— 72 —
im Westen zu begründen (Ernennung von Vicaren und Austeilung von Pallien). Das geschah vor allem durch die Bekehrung Englands zum römischen Katholicismus (Abt Augustinus mit 40 Benediktinern, nachmals Erzbischof von 596 Canterbury. Taufe König Ethelberts von Kent 596). Nach innert gab er der römischen Kirche eine abschließende Form durch Ausbildung ihrer Lehre (Meßopfer und Seelenmessen, Fegefeuer) und ihres Kultus (Verbesserung des Kirchengesanges).
6. Gesichert konnte jedoch die Selbständigkeit des Papsttums erst werden durch die völlige Trennung desselben und des römischen Ducates (Kirchenstaates) vom griechischen Kaisertum. Diese wurde vorbereitet durch den 726 ausbrechenden Bilderstreit (Edikt Leos Iii., des Jsauriers). Damals, zur Zeit der Päpste Gregors Ii. (f 731) und Gregors Iii. (f 741), wurde aber auch das bedeutsamste Werk Gregors I., die Verbindung der germanischen Welt mit Rom, vollendet und damit dem Papsttum die festeste Grundlage geschaffen.
3. Die Bekehrung der Deutschen und die Neuordnung der fränkischen
Kirche.
1. Die Bekehrung der ostrheinischen Stämme ging im wesentlichen von den keltischen Iren („Schottenmönchen") aus, deren (von dem Gallier Patricius im 5. Jahrh, gegründete) Kirche sich neben manchen anderen Eigentümlichkeiten auch eine besondere, von Rom völlig unabhängige Verfassung bewahrt hatte. Schon seit ca. 60u wirkte der Ire Columbanus erst in Gallien, dann unter dcn Alamannen (um Bregenz) und endlich in Italien (Kloster Bobbio bei Pavia). Sein Schüler Gallus legte südlich vom Bodensee den Grund zum Kloster St. Gallen (614) Der Ire Pirmin gründete spater (724) das Kloster Reichenau am Bodensee. Fränkische Missionare waren seit dem 7. Jahrh, besonders in Baiern thätig, so Ruprecht von Worms (Peterskirche auf den Trümmern der Römerstadt Juvavum-Salzburg), Emmeram in Regensburg, Corbinian in Freising u. a. Schon vor der Mitte des 8. Jahrh, war Baiern christlich und hatte zahlreiche wohlausgestattete Klöster.
2. Indessen die noch fehlende strenge Gliederung unter römischer Autorität und damit die Bürgschaft zu gedeihlichem Bestände empfingen diese christlichen Pflanzungen doch erst durch die Angelsachsen, deren Kirche ihre auf die engste Verbindung mit Rom gegründete wissenschaftliche Überlegenheit (Beda Venerabilis
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Extrahierte Personennamen: Welf Urban Heinrich_Iv Heinrich Heinrichs Heinrichs Welf Heinrich_von_Eilenburg Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Sachsen Markgräfin_Mathilde Monza Deutschland Piacenza Clermont Ostmark
— 122 —
Welfen wie Zähringer versöhnten sich mit dem Kaiser >) (1098 Königswahl und 1099 Krönung seines Sohnes Heinrichs V.). Dieser aber bemühte sich nun vor allem, im Bunde mit der Kirche den Landfrieden in Deutschlaub herzustellen. Doch dabei stieß er auf den zähen Widerstand der ritterlichen Vasallen. Um ihnen einen Ersatz zu schaffen und zugleich den Glanz der Kaiserkrone zu erneuern, dachte Heinrich an ihrer Spitze das Werk des Papstes im Morgenlande zu vollenden. Allein der hierzu erforderliche Ausgleich mit biefem scheiterte an der Hartnäckigkeit Paschalis Ii., der ihn schon 1102 aufs neue gebannt hatte.
2. Infolge bessert erhob sich gegen den „gebannten" Kaiser, den Träger der Friedenspolitik zu Gunsten der erwerbenden Stände und der emporstrebenben Ministerialen, aufs neue der mißvergnügte kriegerische Laienabel. Seinen Führer fanb er 1104 in des Kaisers zweitem Sohne (Konrab j 1101 zu Florenz), dem ehrgeizigen Heinrich V., und die meisten Bischöfe schlossen sich ihm an, ans Groll über die Ausbeutung ihrer Mittel für das Reich und über die Begünstigung der stäbtischen Bewegung durch den Kaiser. Dieser, bei einer Zusammenkunft in Coblenz (1105) von seinem Sohne überlistet und auf der Burg Böckel-heim an der Nahe gefangen gesetzt, würde zu Ingelheim zur Abdankung gezwungen. Aber von hier entfloh er zu dem treuen Bischof Otbert nach Lüttich, um mit Hilfe der rheinischen Bürgerschaften den Kampf um die Krone aufs neue zu beginnen. Da
1106 setzte 1106 dem unnatürlichen Streite sein plötzlicher Tod ein Ziel (Schicksale der Kaiserleiche bis zu ihrer Bestattung im Dome zu Speier 1111)2).
3. Heinrich V. 1106—1125 und das Wormser Concordat.
1. Obwohl durch die päpstliche Partei auf den Thron gelangt, nahm Heinrich V. doch sofort mit der zähen Thatkraft seines Geschlechts und noch größerer Schlauheit und Härte als sein Vater den Kampf um die Rechte der Krone wieder auf. Da Paschalis Ii., gehoben durch den Erfolg des 1. Kreuzzugs (S. 128) und gestützt auf Frankreich und England .(Ver-
2) Welf erhielt Baiern, Berthold bort Zähringen die Domäne Zürich mit dem Herzogstitel, dessen Neffe Hermann nannte sich bald darauf Markgraf von Baden (Burg im nördlichen Schwarzwald).
2) Brunonis de bell. Sax.: Verum ille homo regium semper in Omnibus adversis animmn gerebat, mori quam vinci malebat.
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs_V. Heinrichs_V. Heinrich Heinrich Paschalis Heinrich_V. Heinrich_V. Heinrich_V. Heinrich_V. Heinrich_V. Heinrich_V. Paschalis Welf Berthold Hermann
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlaub Coblenz Burg_Böckel-heim Frankreich England Baiern Baden Schwarzwald
— 73 —
f 735) bereits in dem siegreichen Kampfe mit der alten irischen Kirche bewährt hatte. Sie wandten ihre Missionsthätigkeit vorzugsweise den stammverwandten Friesen zu. Im fränkischen Friesland wirkte, unterstützt von den fränkischen Hausmeiern wie vom Papste, Willibrord, Bischof von Utrecht (f 739).
3. Von seinen Gefährten wurde Wynsrith oder Boni-fatius der „Apostel der Deutschen". Als Sohn eines edelsächsischen Grundbesitzers in Wessex ausgewachsen und in einem dortigen Venediktinerkloster zum gelehrten Mönch und Priester erzogen, ließ er sich vom Papst Gregor Ii. in Rom selbst 719 zur Heidenbekehrung ermächtigen. Seitdem Bonifatius genannt, wurde er von diesem und dessen Nachfolger Gregor Ui. nach einander zum Bifchof (722), Erzbischof (732) mit dem Sitze in Mainz (748), zum päpstlichen Legaten und Vicar (3. Romreise 738/39) für das Frankenreich erhoben.
4. Unter päpstlicher Anleitung und unter dem Schutze Karl Martells (S. 70) wirkte er mit Hilfe zahlreicher aus England nachkommender Priester und gelehrter Nonnen in Hessen (Klöster Amönaburg und Fritzlar, Fällung der Donareiche zu Geismar) und Thüringen (Kloster Ohrdruff am Nordrande des Thüringer Waldes). Er organisierte die thüringisch-hessische Kirche durch Gründung der Bistümer Buraburg, Würzburg, Eichstädt und Erfurt (dieses und Buraburg später wieder aufgelöst), darauf im Verein mit dem Agilolstnger Odilo auch die baierische Kirche durch Errichtung der Bistümer Pafsan, Regensburg, Salzburg und Freising.
5. Dagegen erfolgte die Neuordnung der entarteten und in ihrer Gliederung zerstörten fränkischen Kirche durch das selbständige Eingreifen der beiden fränkischen Regenten Karlmann und Pippin (S. 74) und ohne unmittelbare Beteiligung Roms auf mehreren Reformsynoden unter dem Beirat des von Karlmann zum auftrastfchen Bifchof bestellten Bonifatius nach dem Vorbild der von diesem im mittleren Deutschland geschaffenen Zustände (Concilium Germanicum 742). Ohne Rücksicht auf die 742 päpstliche Einsetzung nahm der fränkische Staat die Bestellung auch der thüringisch-hessischen Bischöfe als sein Recht in Anspruch.
6. Unzufrieden mit feiner Abhängigkeit vom fränkischen Hofe, wandte sich Bonifatius 753 wieder dem Missionswerk seiner Jugend in Friesland zu. Hierbei erlitt er 754 bei dem heutigen 754 Doccum den Märtyrertod. Er wurde in dem von ihm (744) gegründeten Kloster Fulda bestattet.
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Extrahierte Personennamen: Willibrord Gregor_Ii Gregor Gregor_Ui Gregor Karl_Martells Karl Odilo Karlmann Karlmann Pippin Karlmann Karlmann Bonifatius
Extrahierte Ortsnamen: Friesland Willibrord Utrecht Wessex Rom Mainz England Hessen Fritzlar Ohrdruff Bistümer_Buraburg Würzburg Erfurt Buraburg Regensburg Salzburg Freising Deutschland Friesland Fulda
— 101 —
sein Gegenpapst beschimpft und abgesetzt. Nach dem plötzlichen Tode Gregors V. aber erhob Otto 999 seinen gelehrten Freund Gerbert als Sylvester Ii. (999—1003) auf den apostolischen Stuhl, um mit ihm die geplante kaiserlich-päpstliche Universalmonarchie zur vollen Ausführung zu bringen (Residenz auf dem Aventin in Rom, byzantinisches Hofceremoniell).
9. Die verhängnisvolle Folge dieser phantastischen Weltpolitik war die Begründung der kirchlichen und damit auch der politischen Selbständigkeit Polens und Ungarns. Auf einer Reise nach Deutschland i. I. 1000 pilgerte Otto Iii. nach Gnesen zum Grabe des heiligen Adalbert und stiftete hier, dadurch die Pläne des polnischen Herzogs Boleslaw I. Chrobry (des „Kühnen") fördernd, auf Kosten Magdeburgs das Erzbistum Gnesen als selbstständige Metropole für 7 neuerrichtete Bistümer (darunter Krakau, Breslau, Colberg). Bald darauf erteilte Sylvester Ii. dem ungarischen König Stephan „dem Helligen" mit Übersendung der Krone die päpstliche Weihe als einem „Lehnsmann des heiligen Petrus" und zugleich die Einwilligung zur Stiftung des Erzbistums Gran (auf Kosten Passaus und Salzburgs).
10. Nach kurzem Aufenthalt in Deutschland (Besuch derkaiser-gruft in Aachen) eilte Otto Iii., unbekümmert um den Verlust der deutschen Herrschaft im Norden und Osten, nach Italien zurück (3. Romfahrt). Dort hatten sich die langobardischen Fürstentümer bereits seiner Herrschaft entzogen, und 1001 brach auch in Rom selbst ein Ausstand aus. Während in Deutschland der Unmut über die undeutsche Politik des Kaisers in hochverräterischen Anschlägen der Fürsten zum Durchbruch kam, versuchte dieser von der Burg Paterno (am Soracte) aus vergeblich, die wetterwendischen Römer zur Ergebung zu zwingen. Hier starb er in äußerster Bedrängnis lo02, kaum 23 Jahrz alt, und mit ihm erlosch der 1002 Mannsstamm Ottos des Großen.
3. Heinrich U. (1002—1024).
1. Ottos Iii. Tod zerriß die enge Verbindung der kaiserlichen und der päpstlichen Gewalt und mit ihr den Traum eines Weltreiches: überall erhoben sich die unterjochten Völker. In Rom sank das Papsttum sofort wieber in das römische Parteigetriebe zurück. In der Lombardei bemächtigte sich der Markgraf Harbnin von Jvrea der italienischen Krone. In Polen warf der Herzog Boleslaw Chrobry nicht nur die beulfche Hoheit
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Extrahierte Ortsnamen: Rom Polens Ungarns Deutschland Gnesen Magdeburgs Gnesen Krakau Breslau Colberg Salzburgs Deutschland Aachen Italien Rom Deutschland Burg Ottos Rom Polen
— 133 —
zu folgen, scheiterte an der Weigerung der deutschen Vasallen.
Auf der Rückkehr starb der Kaiser 1137 in dem Dorfe Breiten- 1137 wang bei Reutte in Tirol (Grab im Kloster Lutter, dem jetzigen Königslutter bei Helmftädt).
5. Lothars größtes Verdienst beruht in der Wiederaufnahme der von den Billuugern geflissentlich vernachlässigten deutschen Mission und Kolonisation unter den baltischen Slawen. Unterstützt wurde er hierbei durch die Cistercienser und Prämonstratenser (Norbert, Erzbischof von Magdeburg),') sowie durch den Askanier (Askania, Burg über Aschersleben) Albrecht den Bären, der 1134 die Nord mark erhielt und diese später zur „Mark Brandenburg" erweiterte, durch Konrad I. von Wettin (an der Saale unterhalb Halle), Markgrafen von Meißen und der Niederlausitz (1123 —1156), und die Schaumburger Grasen von Holstein und Schwerin. In Pommern trieb das Bekehrungswerk der Bischof Otto von Bamberg.
2. Konrad Iii. von Hohenstaufen 1138-1152.
1. Um die seit dem Wormser Konkordate gewonnenen Erfolge vor der bedrohlichen Übermacht des Welfen Heinrichs des Stolzen (Herzog von Baiern und Sachsen und Markgraf von Tuscien) zu sichern, erkannten die deutschen Fürsten den von
der kirchlichen Partei 1138 (zu Coblenz) gewählten und von 1138 einem Kardinal zu Aachen gekrönten Konrad Iii. von Hohenstaufen an. Dieser aber sah sich vor allem auf den Beistand der Kirche angewiesen, die ihn dem mittellosen König bereitwillig leistete.
2. Als sich Heinrich der Stolze weigerte, auf eines seiner beiden Herzogtümer zu verzichten, wurde er geächtet (j 1139), Baiern an Leopold (Iv.) von Österreich (f 1141), Sachsen an Albrecht den Bären verliehen. Der aufs neue entbrennende Kampf zwischen Welfen und Hohenstaufen (Sieg Konrads über Welf Iii. bet Weinsberg 1140, Sage von den Weinsberger Frauen) fand 1142 ein vorläufiges Ende durch den Vergleich zu Frankfurt: Heinrich der Löwe, der jugendliche Sohn Heinrichs des Stolzen, erhielt Sachsen zurück, Baiern kam an Leopolds Brnder Heinrich Jasomirgott, der sich mit der
S) Die Cistercienser stammen aus dem französischen Kloster Citeaux (Tochterkloster von Clairvaux), die Prämonstratenser aus dem St'ft Promontre bei Laou (regulierte Chorherren).
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— 170 —
jetttes Hauses im alten Umfange wieder her (nur die von Diezmann verkaufte Niederlausitz blieb brandenburgisch).
5. Gleichzeitig setzte sich während der Wirren, die auf den Tod des letzten Arpaden (1301) folgten, Karl Robert, der Enkel des Königs Karl I. von Anjou-Neapel, in Ungarn fest, und das Papsttum geriet ganz unter den Einfluß der französischen Kapetinger (S. 196), die mit den Anjous in Neapel und Ungarn nunmehr das Reich von drei Seiten umspannten. — Inmitten der neuen Anschläge auf Böhmen wurde Albrecht 1308 1308 durch seinen Neffen und Mündel Johann (Parricida) bei Rheinfelden im Aargau ermordet.
3. Ausbildung der luxemburgischen und der wittelsbachischeu Hausmacht und die Erneuerung des Kampfes gegen das Papsttum 1308-1378.
1. Die Aussichten, welche sich dem neuen französischen Machtsystem jetzt auch auf die deutsche Krone eröffneten (Karl von Valois, Philipps Iv. Bruder), wurden durch den Widerstand der weltlichen Wahlfürsten des Ostens vereitelt, aber ebenso auch die Wahl eines mächtigen deutschen Fürsten durch die Abneigung der geistlichen Kurfürsten des Westens. Diesen Umständen und dem Einflüsse seines Bruders, des Erzbischofs Balduin von Trier, fowie des Mainzer Erzbischofs Peter von Afpelt verdankte der französisch gebildete und dem französischen König wie dem Papst gleich nahestehende machtlose Graf von Lützelbnrg (Luxemburg) feine Wahl.
1308 2. Heinrich Vii. von Luxemburg (1308—1313) lehnte
1308 sich nicht an die Städte, sondern an die Fürsten (Bestätigung des Markgrafen Friedrich im Besitze von Meißen-Thüringen, Wiederherstellung der Rhünzölle) und legte durch die Belehnung seines jüngeren (mit der Schwester des letzten Prschemys-liden vermählten) Sohnes Johann mit Böhmen den Grnnd zur luxemburgischen Hausmacht, die nun neben der habsburgischen emporstieg (1310).
3. Dann wandte er sich nach Italien, dessen Verhältnisse seinen idealen italienischen Plänen entgegenzukommen schienen (der Florentiner Dante Alighieri, der Dichter der Divina comedia). Denn Italien war nach dem Sturze der Hohenstaufen der Schauplatz unaufhörlicher Parteikämpfe geblieben, welche die Städte auch in sich selbst zerspalteten. Nur im Süden walteten Machthaber der einen oder der anderen Partei über ganze Landschaften,
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Extrahierte Personennamen: Diezmann Karl_Robert Karl Karl_I._von_Anjou-Neapel Karl_I. Albrecht Johann Karl_von_Valois Karl Philipps Philipps Balduin_von_Trier Peter_von_Afpelt Heinrich_Vii Heinrich Friedrich Friedrich Johann
Vi
lich der Verfassungsgeschichte und auch den Kulturver-Hltnissen insoweit, als in ihnen die Natur der Völker und die Wirkungen oder die Ursachen ihres geschichtlichen Lebens zum charak-teristischen Ausdruck kommen. Hat man in der alten Geschichte schon lngst beides, in der mittelalterlichen mindestens das erstere zur Gel-tung gebracht, so wird es nicht lnger angehen, dies fr die neuere zu unterlassen, also die Kenntnis dieser Dinge ganz und gar dem akademischen Studium zuzuweisen, während dessen die meisten doch kaum die Zeit dazu finden, und es ist gewi nicht schwerer, diese Verhltnisse, so weit es hier notwendig ist, bei gereisteren Schlern, denen schon nach ein oder zwei Jahren die Universitt ganz andere Zumutungen stellt, zum Verstndnis zu bringen, als die oft sehr verwickelten Verfassungskmpfe der klassischen Völker. Da der Ent-Wickelung des Welthandels und der Kolonisation der modernen Völker besondere Aufmerksamkeit geschenkt ist, drfte nicht unmotiviert erscheinen.
Was endlich die Form betrifft, so haben wir uns bestrebt, einen mglichst lesbaren Text zu liefern und Satzbruchstcke nur in Paren-thesen der Krze wegen zugelassen. Fr das eben sich bildende Stilgefhl der Schler scheint uns in einem formlosen Text eine gewisse Gefahr zu liegen, die wir vermeiden mchten.
Wir lassen zuerst die neuere Geschichte erscheinen, weil die Be-Handlung derselben relativ die meisten Schwierigkeiten und also die meisten Kontroversen darbietet. der diesen Teil mgen dem Ver-fasser deshalb noch einige Worte gestattet sein. Anerkanntermaen ist hierbei der nationale Standpunkt nicht in der Weise festzuhalten, da die Geschichte der auerdeutschen Völker nur als Nebensache behandelt werden knnte. Wohl aber ist der deutschen Geschichte relativ der meiste Raum zugewiesen und die der brigen Völker mit grerer Ausfhrlichkeit nur da behandelt, wo sie von allgemeiner Bedeutung wird. Besonderes Gewicht ist darauf gelegt worden, die neuere Geschichte nicht in eine Anzahl einzelner Volksge-schichten auseinanderfallen zu lassen, da dies ihrer inneren Natur widersprechen wrde, denn sie ist die Geschichte der eng mit einander verbundenen europischen Vlkerfamilie. Die Entwicklung
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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