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1. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 70

1891 - Dresden : Höckner
- 70 — des Reiches in seinen bisherigen Grenzen. Außerdem vereinigte er das bis dahin westgotische Septimanien (Languedoc) mit demselben und unterwarf die mittleren Friesen wie vorher schon die abgefallenen Westfriesen. 3. Darauf wandte er sich gegen Abderrhaman, den arabischen Statthalter von Spanien, welcher die Pyrenäen überstiegen und den Herzog von Aquitanien geschlagen hatte. An der Spitze des gesammten fränkischen und ostrheinischen Ausgebotes schlug er die 732 Araber 732 in der Schlacht zwischen Tours und Poitiers und setzte dem weiteren Vordringen des Islam in Europa ein Ziel. 4. Den Haß der Kirche szog sich Karl Martell zu durch die Entfremdung der reichen Kirchengüter, die er zur Ausstattung seiner Vasallen verwandte; doch hat er sie ebensosehr gefördert durch den Schutz, den er der Missions- und Reformationsthätigkeit der Angelsachsen dies- und jenseits des Rheines lieh (S. ~<3). Dem Papste freilich ^versagte er die begehrte Hilfe (Gesandtschaft Gregors Iii. 739 und Übersendung der goldenen Schlüssel zum Grabe des h. Petrus) gegen den Langobardenkönig Lintprand, der sich ihm eben als zuverlässiger Bundesgenosse gegen die Araber erwiesen hatte. 2. Die Entwickelung des Papsttums zur Weltstellung. 1. Das Papsttum ist zunächst mehr durch die Macht der Verhältnisse, als durch das Verdienst der römischen Bischöfe emporgekommen, vornehmlich auf Grund der Bedeutung Roms als Reichshauptstadt, später als ideeller Mittelpunkt abendländischer Kultur sowie als bevorzugte Stätte der wachsenden Heiligen- und Märtyrerverehrung (Katakomben). Die römischen (erst seit dem 6. Jahrh, vorzugsweise „Päpste" genannten) Bischöfe begründeten ihre Ansprüche auf die von dem „Apostelfürsten" Petrus, dem angeblichen ersten römischen Bischof, seinen Nachfolgern übergebene Schlüsselgewalt und stützten ihren weitgehenden Einfluß auf die zahlreichen und großen „Patrimonien", welche sie in Italien, im südlichen Frankreich, in Corsica, Sardinien, Sicilien, Afrika und Dalmatien besaßen. 2. Freilich wurde die Anerkennung ihres Vorranges (Primates) Jahrhunderte lang gehemmt durch den überwiegenden Einfluß, welchen die Patriarchen von Konstantinopel und die Kirche des Ostens aus die Glaubensstreitigkeiten behaupteten. Erst als das lateinische Abendland mit dem Ende des 4. Jahrh.

2. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 88

1891 - Dresden : Höckner
bort Hochburgund (zwischen Jura und den penninischen Alpen) wählten den welfischen Grafen Rudolf (888). In Italien kämpften die langobardischen Herzöge Berengar von Friaul, wie Rudolf ein Verwandter des karolingischen Hauses, und der einem anstrasischen Geschlecht entstammende Guido von Spoleto um die Herrschaft. 7. Während die von der Geistlichkeit getragene Kaiseridee den nationalen und landschaftlichen Kräften erlag und die karolingische Universalmonarchie sich endgültig in nationale Königreiche auslöste, tauchte innerhalb der westfränkischen Geistlichkeit der Gedanke auf, die während der Bürgerkriege vielfach weltlicher Habsucht und Willkür preisgegebene Kirche vom Staate zu befreien und das Papsttum an die Spitze einer abendländischen Theokratie zu stellen. In diesem Sinne entstanden um die Mitte des 9. Jahrh, in Frankreich die pseudo-isidorischen Dekretalien (nach dem spanischen Bischof Isidor des 7. Jahrh, genannt), eine Sammlung vornehmlich unechter päpstlicher Erlasse (auch Concilienbeschlüsse), durch welche die höchste gesetzgebende, verwaltende und richterliche Gewalt über die gesamte Kirche dem Papsttum zugesprochen wurde. 8. Das Papsttum versäumte nicht, diese Fälschung zur Begründung seiner herrischen Ansprüche zu benützen. Papst Nikolaus I. (858—867) hatte schon 863 in dem Ehestreite Lothars Ii. den Beschluß der Metzer Synode durch eine römische für ungültig erklärt und die Erzbischöfe von Köln und Trier abgesetzt, weil sie die Verstoßung der Königin gebilligt hatten. 864 trat er auf Grund jener Dekretalien in dem Streite des Erzbischofs Hinkmar von Reims, des mächtigsten und gelehrtesten Bischofs der fränkischen Kirche, mit dem widerspenstigen Straßburger Bischof für diesen ein, und die fränkischen Bischöfe ließen sich diese erste Anwendung der falschen Dekretalien gefallen. Hieraus entsprang dann in der Folge die Vorstellung, daß auch die weltliche Macht vom Papsttum abhänge und daß von ihm die kaiserliche Würde verliehen werde. 3. Der Verfall Ostfrankens und die Erneuerung des Stammesherzogtums 887—918. 1. In Ostfranken setzte Arnulf (887—899) den Raubzügen der Normannen ein Ziel durch den Sieg bei Löwen an 891 derdyle 891 und wandte sich in den folgenden Jahren von feinem Hauptlande Baiern (Hauptstadt Regensburg) aus wiederholt

3. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 114

1891 - Dresden : Höckner
— 114 — Iv. Abschnitt. Die Erschütterung des Kaisertums durch den Investiturstreit 1056—1125. 1. Das Aufstreben des Papsttums. 1. Der Tod Heinrichs Hi. und des kaisertreuen Papstes Viktors Ii. setzte der Herrschaft des Kaisertums über das Papsttum ein Ziel und überließ die Weilerführung der kirchlichen Re-sorm dem aufstrebenden Papsttum allein. Bald wurde der Kar-dinal-Archidiakon Hildebrand, der eifrigste Verfechter der cln-niacensischen Ideen, J) die Seele der päpstlichen Politik. Das 1059 von Nikolaus Ii. (1059—1061) berufene Lateranconcil übertrug die Papstwahl, wenn auch unter Vorbehalt der Zustimmung König Heinrichs und seiner Nachfolger, die dieses Recht persönlich erlangt haben würden, den Kardinälen, d. h. den höchsten Geistlichen des bischöflichen Sprengels von Rom und entzog sie dadurch ebensowohl dem römischen Adel wie dem Einflüsse des Kaisertums. 2. Eine Stütze für seine römische Politik fand Hildebrand in Gottfried von Tuscien, sowie in der nationalen Bewegung Italiens und zwar im Norden in der lombardischen „Patatia", einer demokratisch-deutschfeindlichen Erhebung des Volkes gegen den städtischen Adel und die Biscyöfe, im Süden in den Normannenfürsten Richard von Capua und Robert Gniscard (Bruder Drogos) von Apulien, die von der Unterwerfung unter die päpstliche Lehnshoheit die göttliche Bestätigung ihrer Eroberungen erhofften. Nach dem Tode Nikolaus Ii. erhoben Hildebrand und die Reformpartei eigenmächtig nach dem neuen Wahldekret ihren Freund Alexander Ii. (1061—1073); dem Gegen -papst der reformfeindlichen lombardischen und deutschen Bischöfe Honorius Ii. trat erfolgreich Gottfried von Tuscien entgegen. i) Hildebrand war um 1020 auf einem kleinen Landgut im Gebiete der toskanischen Stadt Saona aus niederem Stande geboren, zu Rom in dem Marienkloster auf dem Aventin, das in regen Beziehungen zu Clugny stand, für die Kirche erzogen worden. Als Kaplan Gregors Vi. folgte er diesem in die Verbannung nach Deutschland an den Hof Heinrichs Iii. Aus Clugny, wo er später weilte, nahm ihn Leo Ix. mit sich nach Rom, und hier entfaltete er zunächst als Subdiakon großes Geschick in der Leitung der städtischen und finanziellen Angelegenheiten der Kurie.

4. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 122

1891 - Dresden : Höckner
— 122 — Welfen wie Zähringer versöhnten sich mit dem Kaiser >) (1098 Königswahl und 1099 Krönung seines Sohnes Heinrichs V.). Dieser aber bemühte sich nun vor allem, im Bunde mit der Kirche den Landfrieden in Deutschlaub herzustellen. Doch dabei stieß er auf den zähen Widerstand der ritterlichen Vasallen. Um ihnen einen Ersatz zu schaffen und zugleich den Glanz der Kaiserkrone zu erneuern, dachte Heinrich an ihrer Spitze das Werk des Papstes im Morgenlande zu vollenden. Allein der hierzu erforderliche Ausgleich mit biefem scheiterte an der Hartnäckigkeit Paschalis Ii., der ihn schon 1102 aufs neue gebannt hatte. 2. Infolge bessert erhob sich gegen den „gebannten" Kaiser, den Träger der Friedenspolitik zu Gunsten der erwerbenden Stände und der emporstrebenben Ministerialen, aufs neue der mißvergnügte kriegerische Laienabel. Seinen Führer fanb er 1104 in des Kaisers zweitem Sohne (Konrab j 1101 zu Florenz), dem ehrgeizigen Heinrich V., und die meisten Bischöfe schlossen sich ihm an, ans Groll über die Ausbeutung ihrer Mittel für das Reich und über die Begünstigung der stäbtischen Bewegung durch den Kaiser. Dieser, bei einer Zusammenkunft in Coblenz (1105) von seinem Sohne überlistet und auf der Burg Böckel-heim an der Nahe gefangen gesetzt, würde zu Ingelheim zur Abdankung gezwungen. Aber von hier entfloh er zu dem treuen Bischof Otbert nach Lüttich, um mit Hilfe der rheinischen Bürgerschaften den Kampf um die Krone aufs neue zu beginnen. Da 1106 setzte 1106 dem unnatürlichen Streite sein plötzlicher Tod ein Ziel (Schicksale der Kaiserleiche bis zu ihrer Bestattung im Dome zu Speier 1111)2). 3. Heinrich V. 1106—1125 und das Wormser Concordat. 1. Obwohl durch die päpstliche Partei auf den Thron gelangt, nahm Heinrich V. doch sofort mit der zähen Thatkraft seines Geschlechts und noch größerer Schlauheit und Härte als sein Vater den Kampf um die Rechte der Krone wieder auf. Da Paschalis Ii., gehoben durch den Erfolg des 1. Kreuzzugs (S. 128) und gestützt auf Frankreich und England .(Ver- 2) Welf erhielt Baiern, Berthold bort Zähringen die Domäne Zürich mit dem Herzogstitel, dessen Neffe Hermann nannte sich bald darauf Markgraf von Baden (Burg im nördlichen Schwarzwald). 2) Brunonis de bell. Sax.: Verum ille homo regium semper in Omnibus adversis animmn gerebat, mori quam vinci malebat.

5. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 187

1891 - Dresden : Höckner
— 187 — welche der anfangs viel versprechende Gang der Verhandlungen des Baseler Concils erweckte. Das Concil erneuerte zunächst den Beschluß von Constanz über die Selbständigkeit und Oberherrlichkeit einer allgemeinen Kirchenversammlung und nahm dann die Kirchenreform im Sinne einer Beschränkung der päpst^ lichen Gewalt ernstlich in Angriff. Aber der widerstrebende Papst Eugen Iv. verlegte das Concil nach Ferrara (1437), von da nach Florenz, und verhing auf seinem Concil daselbst den Bann über die aufrührerische Versammlung in Basel. Daraus wurde er von dieser als Simonist, Ketzer und Friedensstörer entsetzt und der frühere Herzog Amadeo von Savoyen als Felix V. Zum Papste gewählt (1439), der indessen nur eine teilweise Anerkennung fand. Doch nahmen die Reichsstände, zwischen dem Papst und dem Concil eine vorsichtige Neutralität beobachtend, auf einem Tage zu Mainz 1439 die Baseler Reformationsdekrete an. 3. Allein der Rückschlag, welchen die hnssitische Bewegung auf die allgemeine Stimmung zu Gunsten der alten Kirche hervorgebracht hatte, sowie die Schwäche des neuen Kaisers Friedrich Iii. (S. 188) und die Zerfahrenheit der deutschen Verhältnisse ließen schließlich das Papsttum neugestärkt aus dieser langen und gefährlichen Krisis hervorgehen. Mit Hilfe des ebenso schlauen als gelehrten kaiserlichen Geheimschreibers Enea Silvio da Piccolomini (Äneas Sylvius, später Papst Pius Ii.), eines glänzenden Vertreters der neuen humanistischen Bildung Italiens, der vorher der beredteste Vorkämpfer des Concils gewesen war, gelang es dem Papste Eugen Iv. in ränkevollen Verhandlungen die Trennung des Kurfürstenbundes, d. h. die Vereitelung der conciliaren Reform vom Kaiser zu erkaufen (geheimer Vertrag von 1446) und den Widerstand der Kurfürsten zu brechen. (Gregor von Heimburg). 4. Unter derselben Vermittelung entwand Nicolaus V. durch das Wiener Konkordat 1448 der deutschen Kirche den 1448 besten Teil der von seinen Vorgängern gemachten Zugeständnisse und sicherte sich zugleich die finanzielle Ausbeutung des Reiches, soweit nicht einzelne Landesherren durch Sonderverträge nach Friedrichs Iii. Beispiel gewisse Rechte sich retteten. Das Concil löste sich endlich 1449 nach der Abdankung Felix' V. in Lausanne auf. Damit war der vollständige Sieg des Papst-tums über die Reformbewegung (1450 Jubeljahr in Rom1), Die Bulle Execrabilis des Papstes Pius Ii. (1458—1464) verbot die Berufung vom Papste an ein Concil als ketzerisch.

6. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 144

1891 - Dresden : Höckner
— 144 — Kaiserkrone erlangen. Aber sein apnlischer Feldzug scheiterte vordem festen Neapel (Fieberseuche, Flucht des Welsen Heinrichs des Jüngeren zu den Normannen). 2. Der Rückschlag dieser Mißerfolge zeigte sich sofort in einer durch des Kaisers Härte hervorgerufenen Verschwörung der niederdeutschen Fürsten gegen ihn und seine auf die Reichsministe-rialität gestützte Politik. In ihrer Mitte standen die Welfen, und in der Verbindung mit Richard I. von England, dem Schwager-Heinrichs des Löwen, mit Tankred und dem Papste fand sie einen äußeren Rückhalt. Aus seiner gefährlichen Lage wurde der Kaiser gerettet vor allem durch die Gefangennahme des vom Kreuzzug zurückkehrenden Richardlöwenherz (Haft auf dem Dürrenstein a. d. Donau), den Leopold von Österreich (S. 143) ihm auslieferte und den er zur Sprengung des Fürstenbundes benützte (Freilassung vom Trifels gegen hohes Lösegeld, Lehnseid). 1194 Aus einer Zusammenkunft in Tilleda am Kyffhäuser 1194 erfolgte die Aussöhnung mit Heinrich dem Löwen (f 1195 zu Braunschweig). 3. Auf seinem 2. Römerzuge (1194—1195) bemächtigte sich nun Heinrich Vi. nach dem Tode Tankreds mit Hilfe der genuesisch-pisanischen Flotte leicht des ganzen normannischen Reiches (Krönung im Dome zu Palermo 1194). Aufstandsversuche statischer Edler zu Gunsten der gestürzten Königsfamilie warf er mit harter Gewalt nieder und ordnete auf emem Reichstage zu Bari t)ie Verwaltung des Landes (s. Gemahlin Constanze Regentin, Konrad von Urslingen, Herzog von Spoleto, Reichsvicar). Seinen Bruder Philipp erhob er zum Markgrafen von Tnscien, seinen treuen Ministerialen, den Reichstruchseß Markward von Anweiler, zum Markgrafen von Ancona, Herzog der Romagna und von Ravenna. 4. Wenn Heinrich Vi., nunmehr auch der erste Machthaber am Mittelmeer, das Kreuz nahm, fo gedachte er dadurch den Papst mit der Eroberung seines sicilischen Lehnreiches, wie mit dem Verlust der kirchlichen Besitzungen zu versöhnen und ihn zum Werkzeug seiner Weltherrschaftspläne zu machen (Huldigung des armenischen und des cyprischen Königs, Verlobung Philipps von Schwaben mit der byzantinischen Prinzessin Irene). 5. Um aber zunächst die kriegerische Kraft Deutschlands mit den reichen finanziellen Mitteln Italiens für die Zukunft auch staatsrechtlich zu verbinden, versuchte er auf Grund der Ein-

7. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 147

1891 - Dresden : Höckner
— 147 — mark gegen Abtretung der ostelbischen Länder, Zugeständnis der Königswürde und der Investitur an Ottokar f. von Böhmen, Gvldbnlle von Eger 1213). Die Niederlage Ottos, die er als Bundesgenosse Johanns von England gegen den stansischen Verbündeten Philipp Ii. August von Frankreich 1214 bei 1214 Bouvines in Flandern erlitt, brach seine Macht für immer. Verlassen starb er 1218 auf der Harzburg. Als Friedrich Ii bei seiner Krönung zu Aachen 1215 das Kreuz nahm, vvl- 1215 lendete er den Sieg des Papsttums, das nun auch die Leitung der Kreuzzugsbewegung zurückgewann. 5. Schon vorher war es Innocenz Iii. gelungen, die Begeisterung für eine neue Kreuzfahrt namentlich unter der französischen Ritterschaft zu erwecken (Kreuzpredigtfulkos vvnneuilly). Doch wurde ihm die Leitung des 4. Kreuzzuges 1202-1204 durch den ^0jährigen verschlagenen Dogen Heinrich Dandolo Don Venedig entwunden, der vielmehr mit Hilfe der Kreuzfahrer die Macht Venedigs in Dalmatien begründete (Eroberung Zaras) und dann die ganze Unternehmung gegen Byzanz lenkte (Eroberung Constantinopels 1204). Die Errichtung des „lateinischen 1204 Kaisertums" 1204 -1261 (Graf Balduin von Flandern „lateinischer Kaiser für Romainen") brachte der venetianifchen Republik Gallipoli am Hellefpont, die Inseln Kreta und Korfu, die Süd-westspitze Messeniens und bamit die Herrschaft über den Welthandel, dem Papsttum wenigstens scheinbar die längst erstrebte kirchliche Einheit der Christenheit. 6. Auch anderen Königen Europas gegenüber hatte Innocenz Iii. bereits feine weltbeherrschenden Ansprüche erfolgreich zur Geltung gebracht (Lehnshulbigung Peters von Aragonien und Johanns von England). Jetzt trat feine gewaltige Machtstellung als „Vertreter Christi und Gottes auf Erben" auf das glänzenbste in den Beschlüssen des großen Lateranconcils von 1215 zu Tage (Ohrenbeichte, Kelchentziehung, Provinzialsynoden 1215 und Legaten, Ketzergerichte, Inquisition: Katharer und Waldenser in Sübfranfretch (S. 165), Ausschreibung eines allgemeinen Kreuz-Zuges). Die neuen Bettelorden der Dominikaner (Kaftilianer Domingo de Gnzman j 1221) und der Franziskaner oder Minoriten (Franz von Assisi f 1226) wurden die wirksamsten Werkzeuge der päpstlichen Herrschaft, namentlich in den Städten. 10*

8. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 150

1891 - Dresden : Höckner
— 150 — Haltung des Lehnsadels, auf der Begünstigung der selbst zu den Reichs- und Provinziallandtagen gezogenen Städte, auf der Entwickelung, der Finanzen durch sorgfältige Domänenwirtschaft, regelmäßige Steuern und hochgesteigerte Zölle und auf einem deutsch-arabischen Söldnerheere. 2. Wie in Sicilien die finanzielle Leistungsfähigkeit, so suchte er sich in Deutschland durch Förderung der territorialen Bestrebungen der Fürsten deren militärischen Beistand für seine weiteren Pläne und zwar hier auf Kosten der Städte (mit Ausnahme der Königsstädte) zu sichern (Worm- 1231 ser Privileg von 1231).1) Eine Empörung seines Sohnes Heinrich an der Spitze der aus der sieilischeu Verwaltung verdrängten, mißvergnügten Reichsministerialität und des niederen Adels in Verbindung mit der neuen lombardischen Liga überwältigte der Kaiser durch sein bloßes Erscheinen in Deutschland 1235 (Heinrich y 1242 als Gefangener in Apulien). Seine Vermählung mit Jsabella, der Schwester Heinrichs Iii. von Eng-1235 lernt), und der große Reichstag zu Mainz 1235 (Landfriedens' gefetz, Versöhnung mit den Welfen durch die Erhebung Ottos des Kindes, Enkels Heinrichs des Löwen, zum Herzog von Braun-fchweig-Lüneburg) zeigten das hohenftaufische Kaisertum zum letzten Male im vollen Glanze seiner Macht. Die Widerspenstigkeit des Herzogs Friedrich des Streitbaren von Österreich und Steiermark gab 1*237 Anlaß, beide Länder an das Reich zurückzunehmen (Wien Reichsstadt). 4. Der Lntscheidungskarnpf zwischen Kaisertum und Papsttum 1239—1250. 1. Nach Italien zurückgekehrt, brachte Friedrich Ii. den 1237 Lombarden i237 eine vernichtende Niederlage bei dem Kastell von Eortennova (am Oglio) bei, wodurch er zugleich auch den Papst demütigte (das mailändische Carroccio als Siegesbeute auf dem Kapitol). Gregor Ix., der jetzt den Kirchenstaat abermals im Norden und Süden von der staufischen Verwaltung umfaßt und sich auch noch persönlich verletzt sah durch die Verleihung der unter päpstlicher Hoheit stehenden Insel Sardinien an des Kaisers Lieblingssohn Enzio (1238), schloß darum mit Venedig, Genna und den noch freien Lombardenstädten ein ') Doch wird das Recht der,,Landesherren" (domini terrae) auf Gesetzgebung und Besteuerung an die Zustimmung der Großen (meliorum et maiorum terrae consensus) geknüpft (Ursprung der Land stände).

9. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 151

1891 - Dresden : Höckner
— 151 — Bündnis und verhängte 1239 den Bann über Friedrich Ii. und -feine Anhänger; doch blieb er ohne Wirkung. 2. Dagegen unterwarf König Enzio, jetzt kaiserlicher Generallegat für ganz Italien, das Herzogtum Spoleto, die Mark Ancona und Tuscien, Friedrich Ii. selbst nahm Ravenna. Während in Deutschland die Mongolen gef ahr (Niederlage und Tod des Piaftenherzogs Heinrich des Frommen von Niederfchle-fien und der schlesischen Ritterschaft in der Schlacht bei Liegnitz 12 ll) ’) glücklich vorüberging, vereitelte Enzio durch die Ge- 1241 fangennahme der nach Rom reifenden englischen und französischen Bischöfe (Niederlage der genuesischen Flotte bei der Insel Elba) das beabsichtigte Concil. Schon stand Friedrich siegreich vor den Thoren Roms, als Gregor Ix. 1241 starb. Z. Nun aber trieb die Furcht vor der Rückwirkung der Niederlage des Papsttums auf ihre eigene Selbständigkeit die Erzbischöfe von Mainz und Köln zum Bunde gegen den Kaiser, und dieser suchte seinerseits 1242 für den bevorstehenden Bürgerkrieg erneut die Verbindung mit den Laienfürften und jetzt auch, aber zu spät, mit den Städten. Den gehofften Ausgleich mit dem Papsttum machte Innocenz Iv. (1243—1254), der ihm früher befreundete Kardinal Sinibald Fiesco, Gras von Lavagna, nach trügerischen Verhandlungen durch feine Flucht nach dem bnrgun-dischen Lyon unmöglich. Hier sprach der Papst durch ein Concil 1245 die Absetzung des Kaisers aus und loste alle Unterthanen 1245 vom Treueid. Daraus verwandelte er mit Hilfe der Bettelmönche das Kreuzzugsgelübde in die Verpflichtung - zum Kampfe gegen Friedrich Ii. und erregte in Deutschland einen verheerenden Bürgerkrieg (Gegenkönige Heinrich Raspe von Thüringen f 1247 und Wilhelm von Holland). 4. Während die „Pfaffenkönige" in Deutschland an der Kaisertreue der Städte den hartnäckigsten Widerstand fanden, scheiterte das staufische Kaisertum an der Zähigkeit der kriegerischen Bürgerschaften Italiens. Der unerwartete Abfall Parmas rief den ') Die Mongolen, b. h. die mongolischen und türkischen Völker Central asiens und Sübsibiriens, hatten sich seit dem Ansang des 13. Jahrh, unter dem „Dschirigiskhan" Temubschin erobernb über einen großen Teil Asiens <iiu S. bis zum Jnbus) und auch schon Osteuropas ausgebreitet. Temubschins Tod (1227) hatte zwar eine Teilung, aber keine Schwächung ihrer Macht zur Folge. Sein Enkel 93 atu unterwarf 1240 die russischen Fürstentümer (Herrschaft der „golbenen Horbe" bis 1480) und brang durch Ungarn und Polen nach Schlesien vor.

10. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 172

1891 - Dresden : Höckner
— 172 — 1322 und Ludwig selbst entschied erst 1322 die Schlacht bei Mühl-dorf am Inn (Burggraf Friedrich Iv. von Nürnberg, Sage von Seyfried Schweppermann), in der Friedrich gefangen wurde (Hast? auf der Burg Trausuitz a. d. Naab). 8. Da aber der Herzog Leopold im Verein mit Frankreich und dem Papste Johann Xxii., der die Entscheidung über die deutsche Krone beanspruchte und mit Bann und Interdikt gegen die widerspenstigen Wittelsbacher (Einspruch Ludwigs) vorginge die habsburgische Sache aufrecht erhielt, so trat Ludwig jetzt an die Spitze einer großen demokratischen Bewegung, die sich seitens der Franziskaner (Minoriteu) innerhalb der Kirche selbst gegen das entartete Papsttum von Avignon erhob (Berufung auf ein allgemeines Concil, Forderung apostolischer Armut).. 9. Allem durch die Belehnung seines Sohnes Lnd- 1323 wigs (des Älteren) mit Brandenburg 1323 nach dem Ans-gange der Assanier (1319) verscherzte er sich die Freundschaft des selbstsüchtigen Johann von Böhmen (die Wittelsbacher in den Marken 1323 - 1373). Die durch Friedrich, den er zu diesem Zwecke aus seiner Haft entließ, versuchte Versöhnung mit Leopolo kam nicht zu stände, wohl aber nunmehr mit Friedrich selbst ein Vergleich auf Grund seiner Erhebung zum Mitregenten 1326 (1326). Doch hat derselbe die königlichen Rechte kaum ausgeübt (f 1330). 10. Endlich durch Leopolds Tod in demselben Jahre von seinem gefährlichsten Widersacher in Deutschland befreit, folgte Ludwig 1327, freilich mit schwachen Kräften, dem Rnfe der Ghi-bellinen nach Italien (Römerzug 1327—1330). Er empfing in Monza die italienische Königskrone, 1328 im St. Peter zu Rom durch Sciarra Eolonna, das ghibellinische Haupt der Bürgerschaft, auch die Kaiserkrone und erhob an Stelle des abge-setzten Johann Xxii. sogar einen Franziskaner (Nikolaus V.) zum Gegenpapst. Allein beim Heranrücken der Truppen Roberts von Neapel verließ der Kaiser das wankelmütige Rom und ohne jeden dauernden Erfolg bald auch das (durch seine Geldsorderun- 1330 gen) völlig ernüchterte Italien (1330). 11. In Deutschland war mittlerweile das Haus Luxem---bürg in raschem Aufsteigen begriffen. Johann von Böh-men hatte die Lehnshoheit über die meisten der plastischen Herzogtümer Schlesiens gewonnen und sich durch Vermählung seinesjüngeren Sohnes Johann Heinrich mit Margarete Mauu tasch, der Erbin von Tirol, auch Kärnten und Tirol gesichert..
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