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abstufungen begegnen, vom gesitteten Europäer und dem mit ihm an Bildung
wetteifernden, philosophisch geschulten Hindu bis hinab zum rohesten Wilden, bei
dem Hexen- und anderer Aberglaube in üppigster Blüte stehen und Menschen-
opser erst vor wenigen Jahren unterdrückt werden konnten". Es sind drei
Gruppen von Völkerschaften zu unterscheiden, die sich aber z. T. in mannigfacher
Weise miteinander vermischt haben: 1. Die Drawida (60 Mill.), die Urein-
wohner des Landes, ein dunkelfarbiger, fast schwarzer Menschenschlag, der vielleicht
den Australiern verwandt ist. Sie waren ursprünglich über die ganze Halbinsel
verbreitet, bewohnen aber jetzt nur noch Südindien und Ceylon. Zu ihnen
gehören als wichtigste Völker die Tamulen (10 Mill.) an der Malabarküste
und auf Nordceylou und die hochbegabten Singhalesen im mittleren Ceylon.
2. Die Hindu, indogermanischer Herkunst und von heller Hautfarbe. Sie sind
um 2000 v. Chr. als wanderndes Hirtenvolk durch den Khaiberpaß in Indien
eingewandert, haben die Ureinwohner in Jahrhunderte langen Kämpfen zurück-
gedrängt oder unterworfen und das ganze Tiefland und Norddekan in Besitz
genommen. 3. Mongolen, die von N. und N.-O. her in den Himalaja ein-
gedrungen sind. Die Zahl der Europäer, überwiegend Engländer, beträgt
etwa */4 Mill. Die vorherrschende Religion ist der Brahmaismus, der über
200 Mill. Bekenner zählt. 60 Mill. sind Mohammedaner, etwa 10 Mill.
Buddhisten, gegen 3 Mill. Christen.
Nur die oberen Schichten der Hiudu, die sich peinlich von einer Verbindung mit
andern Völkern freigehalten haben, können heute noch als reine Arier gelten. Die
große Masse des Volkes hat sich mehr oder weniger mit den Urbewohnern vermischt, im
wesentlichen aber doch seine körperliche und geistige Eigenart bewahrt. Die Hindu (Abb. 24)
sind ein mittelgroßer, schlank gebauter Menschenschlag von hell- bis dunkelbrauner Haut-
färbe, je nach der Vermischung mit den Drawidas, und schwarzem Haupt- und Barthaar.
Die Stirne ist wohlgebildet, das Gesicht schmal und fein geschnitten. Sie sind körperlich
außerordentlich gewandt und geschmeidig und zeigen in allerlei Handfertigkeiten großes
Geschick. Die Kleidung der ärmeren Volksklassen besteht meist nur aus einem um die
Hüften geschlungenen Tuche und einer turbanähnlichen Kopsbedeckung. Die Reichen tragen
weite Jacken und Beinkleider aus Musselin oder Seide, die oft mit feinen Stickereien ver-
ziert sind, und Sandalen oder schnabelförmig endende Pantoffeln. Die Frauen hüllen sich
in leichtgewebte Tücher, die sie kunstvoll um den Körper schlingen, oder tragen lange, bei
den Vornehmen aus Gold- und Silberstoff bestehende Beinkleider und eine den Oberkörper
deckende Weste. Die Hauptn ahrungsmittel sind Reis und Früchte, besonders Bananen.
Tierische Nahrung und der Genuß geistiger Getränke sind den Hindus durch die Religion
untersagt. Die oberen Klassen setzen sich aber häufig über das Gebot hinweg. Die Bauart
der Häuser zeigt je nach dem Klima der Gegend bedeutende Unterschiede. In Hindostan
wohnt die große Masse der Bevölkerung in einfachen, mit Schilf oder Stroh gedeckten
Hütten aus Bambusrohr. Die Vornehmen bewohnen aber schöne Häuser, die Fürsten große,
oft mit verschwenderischer Pracht ausgestattete Paläste.
Der Brahmaismus lehrt ein höchstes unpersönliches Wesen, Brahma, von dem
alles, was in der Welt ist, herrührt und zu dem alles wieder zurückkehrt. Dieses entfaltet,
und offenbart sich nun in drei Goitheiten (Trimurti — Götterdreiheit), als Brahma i. e. S.
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erbauten prächtige Tempel und Paläste und besaßen schon im 2. Jahrtausend v. Chr.
eine reichhaltige und wertvolle Literatur. Zu ihren frühesten Erzeugnissen gehören die in
der alten heiligen Sanskritsprache geschriebenen Veden, vier Sammlungen religiöser
Lieder und Gebete. Aus späterer Zeit stammen zwei große Heldengedichte, Mahllbärata
und Rämüjana. Die Inder sind die Schöpfer der zwei Weltreligionen des Brahmais-
mus und des Buddhismus; sie haben eine tiefsinnige Philosophie entwickelt und sind
auch die Erfinder der Zehnerziffern, die wir heute als die „arabischen" bezeichnen, weil sie
im Mittelalter durch die Araber in Europa Eingang gefunden haben. Gleichwohl ist der
Einfluß der indischen Kultur auf die Entwicklung der Menschheit verhältnismäßig gering
gewesen. Die Kultur geriet schon früh in Erstarrung; dazu kam, daß das heiße Klima
auf die Inder erschlaffend wirkte und sie unkriegerisch machte, was zur Folge hatte, daß
sie fremden Eroberern zur Beute fielen (S. 136).
Wirtschaftsverhältnisse. Vorderindien ist seinem größeren Teile nach ein
außerordentlich fruchtbares Land. Hindostan hat man geradezu als ein Treib-
haus bezeichnet. 1907 waren 867 000 qkm, eine Fläche von mehr als der
anderthalbfachen Größe des Deutschen Reiches, angebaut; fast x/s davon wird
künstlich bewässert. Die englische Regierung ist unablässig tätig, durch Anlage
von Staubecken und Kanälen neue Gebiete für die Bewässerung und damit für
den Anbau zu gewinnen. Wo das ganze Jahr hindurch Wasser zur Befeuchtung der
Felder vorhanden ist, wird ohne Unterbrechung gesät und geerntet; die allein auf den
Regen angewiesenen Gebiete dagegen können nur einmal im Jahre Frucht ziehen.
Die Erzeugnisse des Ackerbaus sind außerordentlich mannigfaltig, die Erträge
hoch, aber sehr schwankend. In guten Jahren können gewaltige Mengen von
Getreide ausgeführt werden; in Mißjahren entstehen in dem dichtbevölkerten
Lande die furchtbarsten Hungersnöte. Von 1866—69 gingen über 3 Mill.,
1873—79 gegen 7 Mill. Menschen an Hunger und den dadurch entstandenen
Krankheiten zugrunde.
Die für die Volksernährung wichtigsten Getreidearten sind Reis und Hirse.
Außerdem werden bedeutende Mengen von Weizen, hauptsächlich für die Aus-
fuhr, Gerste und Mais gebaut. Von Genußmitteln gewinnt man besonders
Tee, namentlich in Assam, im Nilgirigebirge und ans Ceylon, Kaffee im s.
Dekan und Tabak fast überall; von Gewürzen Ingwer, Kardamom und
Zimt, von Baumfrüchten Bananen, Kokosnüsse usw. Andere wichtige Nutz-
pflanzen sind Baumwolle, Jute, Zuckerrohr, Ölpflanzen (Rizinusöl,
Sesam, Erdnüsse), Mohn zur Gewinnung von Opium, Indigo, Kautschuk,
Chinarinde und Kampfer. Die Wälder enthalten wertvolle Bäume, befon-
ders den Tiekbaum, dessen unverwüstliches Holz besonders zu Schiffsbauten
dient, Sandel- und Ebenholz (Abb. 25).
Der Reis ist in ganz Süd- und Ostasien das wichtigste Nahrungsmittel. Er wird
meist ohne allen Zusatz, nur in Wasser abgekocht oder gedämpft, gegessen. Da er leicht
verdaulich ist, nicht erhitzt und im Magen nicht säuert, ist er besonders als Nahrungsmittel
für die Bewohner heißer Länder geeignet.
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Extrahierte Ortsnamen: Mahllbärata Europa Assam Nilgirigebirge Ceylon Ostasien
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mühlen. Früher wurde nur geschälter Reis nach Europa eingeführt. Da aber beim Ner-
packen und Versand viel Reismehl verloren geht, wird er mehr und mehr roh verschickt und
erst im Verbrauchslande geschält. — Der Bergreis, der keiner künstlichen Bewässerung
bedarf, liefert viel geringere Erträge und steht auch an Güte hinter dem Sumpfreis zurück.
Die Hauptreisgebiete Vorderindiens sind Bengalen, Assam, Norddekan und die Landschaft
Madras. Britisch-Jndien (S. 135) erzeugt jährlich gegen 20 Mill. t Reis, wovon im
Durchschnitt 2 Mill. t im Werte von 240 Mill. Mk. ausgeführt werden.
Der Anbau des Mohns wird besonders in Hindostan im Großen betrieben. Aus
dem Milchsaft der unreifen Kapseln gewinnt man durch Eindicken das giftige Opium,
das in Europa als Arzneimittel Verwendung findet. In Süd- und Ostasien dagegen, be-
sonders in den von Chinesen bewohnten Ländern, wird es geraucht. Es versetzt den Raucher
in einen höchst angenehmen Rausch, zerrüttet aber auf die Dauer Körper und Geist. Lange
Zeit war Opium der wichtigste Ausfuhrgegenstand Indiens. 1882/83 brachte es eine Ein-
nähme von 230 Mill. Mk., woraus die Regierung einen Gewinn von 145 Mill. Mk. zog.
In letzter Zeit ist aber der Opiumverbrauch in China eingeschränkt worden und soll nach
und nach ganz unterdrückt werden. Seitdem ist der Opiumbau stetig zurückgegangen.
Der Pfefferstranch ist eine fingerdick werdende Kletterpflanze, die an Bäumen oder
Stangen emporrankt. Er trägt erbsengroße, in Trauben zusammenstehende Beeren. Sobald
diese zu reifen anfangen, werden sie abgepflückt und an der Sonne getrocknet, wodurch sie
schwarz und runzlig werden. Der sog. weiße Pfeffer wird von derselben Pflanze ge-
Wonnen, indem man die völlig ausgereiften Beeren in Meer- oder Kalkmafser legt und
dann von der Fruchthülle befreit. Die Heimat des Pfefferstrauches ist die Malabarküste.
Von dort hat er sich über Hinterindien und die Sundainseln verbreitet, die jetzt den weitaus
meisten Pfeffer liefern. Tie Gesamterzeugung schätzt man auf jährlich 30000 t, wovon etwa
die Hälfte auf Sumatra entfällt.
Der Zimtbaum hat seine Heimat auf Ceylon, das auch heute noch den besten und
meisten Zimt liefert (2/3 der Welternte). Außerhalb der Insel gibt es nur wenige Ge-
biete, deren Klima dem Baume zusagt. Der Zimt ist die Rinde des Baumes. Er wird
aber nur von den dünnen Zweigen gewonnen, die man abschneidet, von der rauhen Außen-
rinde befreit und dann schält.
Der Ingwer ist eine Krautpflanze, deren daumendicke Wurzelknollen ein würziges
ätherisches Öl enthalten. Man benutzt die Knollen als Gewürz in der Küche; das scharf
und brennend schmeckende Öl findet als Arzneimittel, in Zuckerbäckereien und in der Likör-
bereitung Verwendung. Indien ist das Hauptingwerland mit einer jährlichen Ausfuhr von
11/2 Mill. kg. Andere Anbauländer sind Kochinchina, China, Brasilien und Jamaika.
Die Indigopflanze ist ebenfalls ein krautartiges Gewächs. Sobald sie zu blühen
beginnt, schneidet man sie oberhalb der Wurzel ab. Das frische Kraut wird in Wasser
gelegt, das sich dann grüngelblich särbt. „Darauf läßt man die Flüssigkeit in ein anderes
Faß ablaufen und bringt sie durch hölzerne Schaufeln oder Räder mehrere Stunden
hindurch mit der Luft in Berührung. Dabei scheidet sich der Indigo als dichter, sehr
feiner blauer Niederschlag aus. Dieser wird durch baumwollene Tücher geseiht, in Stücke
zerschnitten und getrocknet." Der Indigo wird zur Färbung von Kleiderstoffen verwendet.
Er wurde zuerst Anfang des 17. Jahrhunderts nach Europa gebracht und hat hier nach
und nach den Waid, die bis dahin gebräuchliche blaue Farbe, ganz verdrängt. In der
letzten Zeit aber, seit in Deutschland Indigo viel billiger künstlich hergestellt wird, ist der
Jndigobau stark zurückgegangen. 1895/96 betrug die Ausfuhr fast 80 Mill. Mk., 1909/10
nur noch 4,7 Mill. Mk., während Deutschland 1911 für 42 Mill. Mk. ausführte.
Inte ist eine krautartige Faserpflanze wie der Flachs und der Hanf, wird aber
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Assam Norddekan Madras Britisch-Jndien Hindostan Europa Süd- Ostasien Indiens China Hinterindien Sumatra Ceylon Indien China Brasilien Jamaika Europa Deutschland Deutschland
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die Zucht der Kokospalme, die überall die Küstenebenen bedeckt (A. 16,4 Mill. Mk.x
Andere wichtige Erzeugnisse sind Kakao (13 Mill. Mk.), Zimt. Arekanüsse,
Kautschuk, Tabak, Baumwolle, Zuckerrohr usw. Von Bodenschätzen enthält die
Insel besonders Graphit, wofür Ceylon jetzt die erste Bezugsquelle der Erde
ist (A. 14 Mill. Mk.), und Edelsteine.
Die wichtigsten Städte sind Kolombo (160000 E.), ein Hauptanlegeplatz für die
nach Ostasien und Australien fahrenden Dampfer, und Point de Galle (peunt b'gef,
40000 E.).
b) W. von Vorderindien liegen die Inselgruppen der Lakkadiven und Malediven,
14000 Koralleneilande, die aber zusammen nur 7700 qkm einnehmen. Nnr 500 sind be-
wohnt. Die Haupterzeugnisse sind Kokosnüsse und Kaurimuscheln, die in großen
Mengen nach Ostasrika ausgeführt werden, wo sie als Münzen dienen.
2. Hinterindien.
(2*/g Mill. qkm, 4 mal so groß wie das D. R., 45 Mill. E., 20 auf 1 qkm.)
Das Land. Hinterindien wird vom Bengalischen und Südchinesischen
Meere begrenzt, die durch die Straße von Malaka miteinander in Verbin-
dung stehen, und gehört sast ganz der heißen Zone an. Die Küstenentwicklung
und Gliederung ist bedeutend reicher als bei Vorderindien. Ähnlich der Balkan-
Halbinsel, besteht Hinterindien aus einem n. breiten und einem s. schmalen Teile,
der keulenförmigen Halbinsel Malaka. An der Westseite befindet sich der
Busen von Martaban, von O. her greifen die großen Busen von Siam
und von Tonking tief ins Land ein. Auch die Bodengestaltung ist von der
Vorderindiens gänzlich verschieden. Kein dem Himalaja ähnliches Hochgebirge
scheidet das Land vom Rumpfe des Erdteils. Vielmehr wird die Halbinsel in
ns. Richtung von fünf mächtigen Gebirgsketten durchzogen, die als Ausläufer
der Gebirge Mittelasiens anzusehen sind. Im N. eng aneinandergedrängt, treten
sie nach S. hin fächerförmig auseinander. Sie erheben sich bis zu Höhen von
3990—4500 m, tragen aber keinen ewigen Schnee. Die mittlere H^uptkette,
die mau auch wohl als das Rückgrat der Halbinsel bezeichnet hat, durchzieht
auch Malaka und erreicht eine Länge von 3000 km. Sie wird mehrfach von
tiefen Senken durchsetzt, deren niedrigste aus der nur 70 km breiten Landenge
von Kra bis auf 76 in herabgeht.
Zwischen den Gebirgszügen verlausen große Längstäler, die sich nach dem
Meere hin zu ausgedehnten Ebenen weiten und von wasserreichen Flüssen dnrch-
strömt werden: vom Zr^wadi, Saluen, Menam und Mekong, zu denen dann
noch der in den Busen von Tonking mündende Songka kommt. Trotz ihrer
Größe — der Mekong hat die dreifache Länge des Rheins — sind sie aber
bis auf den Jrawadi und den Unterlauf des Menams wegen ihres starken Ge-
fälles wenig zur Schiffahrt geeignet. Mit Ausnahme des Saluen bildet jeder
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
— 141 —
dieser Ströme ein gewaltiges Delta, das beim Jrawadi 30 000, beim Mekong
gar 70 000 qkm umfaßt.
Klima, Pflanzen- und Tierwelt stimmen im wesentlichen mit Vorderindien
überein. Nnr ist das Land feuchter, regenreicher, namentlich im W., wo Regenmengen bis
zu 5 m vorkommcn. Der Pflanzenwuchs zeigt darum eine noch größere Üppigkeit, und
insbesondere nehmen feuchte Urwälder einen viel größeren Raum ein als auf der Nachbar-
Halbinsel.
Die Bevölkerung Hinterindiens ist stark gemischt, da sich hier Angehörige
dreier Rassen berühren: Inder, Chinesen und Malaien. Die letzteren be-
wohnen ziemlich unvermischt Malaka, das nach ihnen auch als Malaische Halb-
insel bezeichnet wird. Im N.-W. zeigen die Bewohner vorherrschend indisches,
im N.-O. chinesisches Gepräge. Während in den wenig zugänglichen Gebirgs-
landschasten noch wilde Stämme hausen, haben es die Bewohner der großen
Täler und Ebenen zu einer Halbknltur gebracht. Die vorherrschende Religion
ist der Buddhismus; die Malaien Malakas sind meist Mohammedaner.
Staatliche und wirtschaftliche Verhältnisse.
Während Vorderindien und die Sundainseln schon früh von europäischen Mächten
besetzt wurden, blieb Hinterindien lange Zeit unbeachtet. Zwar hatten schon im 16. Jahr-
hundert Portugiesen, im 17. Niederländer auf Malaka Niederlassungen gegründet,
aber sie gelangten zu keiner Bedeutung. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts begannen
die Engländer mit dem Erwerb von Besitzungen an der Westküste, die sie dann nach und
nach erweiterten, bis sie 1909 den heutigen Umfang erreichten. 1862 faßten die Franzosen
an der Ostküste, in Kochinchina, festen Fuß und eroberten dann bis 1904 Kambodscha,
Tonking und Annam.
1. Britisch-Hinterindien (750 000 qkm, 12 Mill. E.) umfaßt das Gebiet
vom Tiefland Vorderindiens und dem Bengalischen Busen bis über den Salnen
hinaus, die Landschaften Ober- und Niederbarma, ferner Süd-Malaka. Barma
oder Birma gehört zum Kaiserreich Indien (S. 135), auf Malaka gibt es mehrere
Schutzstaaten und eine Anzahl unmittelbarer Besitzungen, die unter dem Namen
Straits fettlemeuts (strehts fettelments), „Niederlasfungen an den Straßen",
eine eigne Kronkolonie bilden. Das Haupterzeugnis ist Reis, für dessen
Anban die breite, wasserreiche Talebene und das Delta des Jrawadi die
günstigsten Bedingungen aufweisen. Die jährliche Ausfuhr beläuft sich aus
180—200 Mill. Mk. Die Wälder sind reich an Tiekbäumen. Außerdem
werden Baumwolle, Kautschuk, Indigo n. a. tropische Gewächse gewonnen.
Malaka ist das an Zinn reichste Land der Erde und liefert gegenwärtig trotz
Rückgangs in den letzten Jahren noch mehr als die Hälfte (51,72 °/0) der Welt-
erzeugung (1910: 57 000 t). Andre Erzeugnisse des Bergbaus sind Erdöl im
Jrawaditale und Edelsteine, besonders Rubine, in Oberbarma.
Die Hauptstadt Rangnn (300000 E.), an einem Mündungsarme des Jrawadi, ist
einer der ersten Reishäfen der Erde und führt auch viel Tiekholz aus. Die große Fahr-
straße des Jrawadi, der 1600 km weit schiffbar ist, sowie zwei weit ins Innere reichende
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Venedig" bezeichnet hat. Viele Hütten stehen sogar auf Flößen, die im Strome verankert
sind. Ein besonderes Gepräge erhält die Stadt durch den Buddhismus. „Aus dem Meere
niedriger Häuser erheben sich überall Tempel (Pagoden), deren goldglänzende Türme im
Scheine der Sonne einen wahrhaft großartigen Anblick gewähren (Abb. 28 und 29). Aber
das Innere der Stadt ist sonst wenig einladend, die Straßen sind schmutzig und übelriechend,
die Häuser aus Holz und selbst Bambusgeflecht unansehnlich".
3. Französisch-Hintcrindien oder Judo-China (800000 qkm, 17 Mill. (£.,
21 auf 1 qkm) besteht aus der Kolonie Nieder-Kochinchina, dem Mündungs-
gebiete des Mekong, und den Schutzstaaten Kambodscha, Annam und Tonking.
Wirtschaftlich am wertvollsten sind die Niederungen von Nieder-Kochinchina und
Abb. 28. Buddhatempel in Bangkok.
Tonking, die gewaltige Ernten von Reis liefern, der meist nach China versandt
wird. (A. 1911: 94 Mill. Mk.). Andre Ausfuhrerzeugnisse sind Baumwolle,
Zimt, Pfeffer, Zucker, Tabak, Häute, Zinn usw.
Die französische Regierung hat bedeutende Summen auf die Hebung des Landes
verwendet. In Nieder-Kochinchina sind große Kanäle angelegt worden, teils um Sumpf-
gebiete zu entwässern, teils um Land für den Reisbau zu gewinnen. Die^Länge der
Eisenbahnen betrug 1911 bereits 2400 km, und große Hafenanlagen erleichtern den Aus-
landverkehr. Die Hauplstadt von Nieder-Kochinchina, Saigon (ßaigong, 65000 E.), ist
in ihrem europäischen Teile reich an modernen Prachtbauten aller Art, schönen freien
Plätzen und schattigen Baumgängen. An der Ostküste Annams Hue (50000 E.), in
Tonking Hanoi (140000 E.).
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TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Kambodscha Bangkok China Saigon Ostküste_Annams_Hue Tonking_Hanoi
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von Panama und entdeckte so den Großen Ozean, den er, da er von N. kam, als Südsee
bezeichnete. 1520 endlich durchfuhr Magell an die nach ihm benannte Straße im S. des
Erdteils, durchsegelte den Großen Ozean und gelangte zu den Philippinen. Erst dadurch
wurde endgültig festgestellt, daß die bisher entdeckten Länder nicht zu Asien gehörten,
sondern einen eignen Erdteil bildeten. Auch das Innere der Neuen Welt wurde bald
näher bekannt. Cortez eroberte 1519—21 mit einer Handvoll Leute Mexiko (S. 288),
Pizarro 1525—35 Peru. Nach und nach wurde dann ganz Mittel- und Südamerika
von Spaniern und Portugiesen in Besitz genommen. Um die wissenschaftliche Erforschung
hat sich in späterer Zeit besonders Alexander von Humboldt, verdient gemacht, der
von 1799—1804 Mexiko und das n.^Sudämerika bereiste. Die Kenntnis Nordamerikas
wurde stückweise durch die immer weiter nach W. vordringenden Ansiedler erschlossen.
E. Die Polarländer.
Außer den fünf Erdteilen enthält die Erde noch große Landgebiete im Um-
kreise der beiden Pole: die Polarländer. Die der n. Halbkugel bestehen aus
einer Anzahl größerer und kleinerer Inseln, die ein den Pol umgebendes tiefes
Meer umschließen, während sich auf der Südhalbkugel eine große, zusammen-
hängende Landmasse findet. Die Polarländer sind von eigenartiger Beschaffen-
heit, die hauptsächlich in ihrer Stellung zur Sonne begründet ist. Innerhalb
der Polarkreise dauert überall der längste Tag und die längste Nacht mehr
als 24 Stunden, und diese Dauer wächst stetig bis zu den Polen hin, wo die
Sonne ununterbrochen ein halbes Jahr über und ein halbes Jahr unter dem
Gesichtskreise bleibt (I, S. 11). Daraus ergeben sich eigentümliche klimatische
Verhältnisse. Während der langen Polarnacht herrscht beständig bittere Kälte,
die 40, 50 und mehr Grad erreicht, und auch im Sommer beträgt die Wärme
nur wenige Grad über 0. Denn wenn auch die Sonne Wochen- und monate-
lang ununterbrochen scheint, so steigt sie doch niemals hoch am Himmel empor.
Ihre Strahlen fallen stets sehr schräg auf und vermögen daher nur wenig
Wärme zu spenden, die zudem noch größtenteils von den auftauenden Eis- und
Schneemassen verbraucht wird. Nur verhältnismäßig kleine Landflächen werden
auf kurze Zeit von diesen befreit; der weitaus größere Teil ist dauernd von
einer Eisdecke überzogen, die an manchen Stellen eine Mächtigkeit von mehr
als 1000 m erreicht. Von diesem Inlandeise fließen gewaltige Gletscher zum
Meere hinab und schieben sich immer weiter in das Wasser hinein, bis dessen
Auftrieb schließlich so stark wird, daß die Eismassen von unten her durchbrechen.
Die abgelösten Stücke treiben nun als Eisberge auf dem Meere umher und
gelangen mit den Strömungen in wärmere Gegenden, wo sie sich allmählich
auflösen. Es sind oft Klötze von gewaltiger Größe, die 30—100 m über
den Meeresspiegel emporragen, während sich eine 7—8 mal so große Eismasse
unter Wasser befindet (Abb. 63). Die Eisberge bilden eine große Gefahr für
die Schiffe, da sie durch die Abkühlung der Luft oft dichte Nebel veranlassen,
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
Extrahierte Personennamen: Cortez Pizarro Alexander_von_Humboldt Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Panama Mexiko Peru Mexiko Nordamerikas Polen
— 404 —
Handel gewinnen beständig an Bedeutung und erlangen in manchen Staaten das Ubergewicht
über die Landwirtschaft. Darauf beruht die Unterscheidung von Ackerbau- und Industrie-
und Handelsstaaten (Rußland, China — Belgien, England, Holland). Erst bei solchen
Völkern, wo Güter im Überfluß erzeugt werden und nicht alle Kräfte für den Erwerb der
notwendigsten Lebensbedürfnisse in Anspruch genommen werden, können Wissenschaft und
Kunst rechte Pflege finden, können freiheitlich geordnete Staaten entstehen. Man kann in
der Gegenwart einen morgenländischen und einen abendländischen Kulturkreis
unterscheiden. Zu jenem gehören als Hauptvölker die Inder, die Chinesen und die
Japaner. Bedeutend höher entwickelt ist die abendländische Kultur. An der Spitze
stehen die germanischen Völker; rückständiger sind, abgesehen von den Franzosen, die
Romanen und die Slawen.
6. Die Erde als Weltkörper,
a) Die Erde.
Größe und Gestalt der Erde (I, S. 1—5). — Das Linienuetz der Erde
(I, 6—9). — Die Achsendrehung der Erde; Entstehung von Tag und Nacht
(I, S. 5—6). — Die Bewegung der Erde um die Sonne, a) Die scheinbare
Bewegung der Sonne (I, S. 10) — b) Die Zonen und die Jahreszeiten
(I, S. 11—14). c) Die wirkliche Bewegung der Erde. Wie die tägliche
Bewegung der Himmelskörper um die Erde nur Schein ist (I, S. 6), so beruht
auch die jährliche Bewegung der Sonne (I, S. 16) auf einer Täuschung. In
Wirklichkeit bewegt sich die Erde um die Sonne, wie Kopernikus (-f 1543) zuerst
festgestellt hat. Innerhalb eines Jahres durchläuft sie eine dem Kreise sich
nähernde ellipsenförmige Bahn, in deren einem Brennpunkte die Sonne steht.
Aus dieser Bewegung, die man als die Revolution der Erde bezeichnet, erklärt
sich der Wechsel der Jahreszeiten und der Tageslängen.
Zur Veranschaulichung diene die Abbildung 79, die die Erde in vier
verschiedenen Stellungen auf ihrer Jahresbahn um die Sonne zeigt. Zunächst
ist zu beachten, daß die Erdachse nicht senkrecht, sondern schräg zur Erdbahn
steht und zwar um 231/2° von der senkrechten Richtung abweicht, und ferner,
daß die Erde bei ihrem Umlauf um die Sonne diese Richtung stets beibehält.
Daraus ergibt sich, daß in der einen Hälfte des Jahres die n., in der andern
die s. Hälfte der Erdachse gegen die Sonne hin geneigt ist und daß darum auch
in der einen Jahreshälfte die n., in der andern die f. Erdhälfte stärker beleuchtet
und erwärmt werden muß.
Am 21. März (Abb. oben) ist die Stellung der Erde so, daß ihre
Strahlen senkrecht auf den Äquator fallen; die Beleuchtungsgrenze geht durch
die beiden Pole (I, S. 11) und halbiert alle Breitenkreise. Daher haben auf
der ganzen Erde, die Pole ausgenommen, Tag und Nacht dieselbe Dauer. Es
ist die Zeit der Tag- und Nachtgleiche (Äquinoktium). Die n. Halbkugel
hat Frühlings-, die s. Herbstanfang. Vom 21. März ab neigt sich die
Nordhalbkugel täglich mehr der Sonne zu; ein immer größeres Gebiet um den
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Extrahierte Ortsnamen: China Belgien England Holland
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2—5 m hoch. Ihr Anbau ist fast ganz auf Bengalen und Assam beschränkt. Die Fasern
geben ein grobes, aber dauerhaftes Gewebe. Da ein Landstück 5—10 mal so viel Fasern
liefert wie ein gleichgroßes Flachs- oder Hanffeld, so ist die Jute sehr billig und nächst der
Baumwolle zum wichtigsten Webstoff geworden. In Indien fertigt man daraus Haupt-
sächlich Säcke zum Versand der Landeserzeugnisse (jährlich über 100 Mill.). Die europäischen
und amerikanischen Jutefabriken liefern außer Sackleinen besonders Möbel-, Vorhang- und
Läuferstoffe. Jute steht unter den Ausfuhrerzeugnissen Indiens an zweiter Stelle und
brachte 1910/11 dem Lande eine Einnahme von 514 Mill. Mk.
Die Viehzucht ist in Indien von geringer Bedeutung. Von Rindern hält
man Büffel und Zebus, die auch als Zugtiere verwendet werden. Als Last-
träger dienen Kamele und Elefanten. Von einiger Bedeutung ist die Seiden-
gewinnung, und eine beträchtliche Einnahme bringt die Perlenfischerei, die
besonders im Golf von Manaar bei Ceylon betrieben wird.
An Bodenschätzen besitzt Indien Steinkohlen (nw. von Kalkutta), Eisen,
Gold und Edelsteine, besonders Diamanten und Rubine. Nicht unbedeutend
ist die Industrie. Schon seit alter Zeit haben die Jndier großes Geschick in
der Herstellung von feinen Seiden- und Baumwollstoffen, Stickereien
und Schmucksachen bekundet. In nenrer Zeit sind dann in wachsendem Um-
fange auch Fabriken nach europäischem Muster entstanden. Da die Arbeitslöhne
sehr gering sind (6—10 Mk. monatlich), so treten die indischen Webstoffe,
namentlich auf den asiatischen Märkten, mit den europäischen erfolgreich in
Wettbewerb.
Bedeutendes haben die Engländer auf dem Gebiete der Verkehrseinrich-
tungen geschaffen. Das Eisenbahnnetz (1911: 53 000 km) ist das dichteste
vou allen Ländern Asiens. Alle bedeutenderen Städte sind jetzt durch Schienen-
Wege verbunden. Dazu kommen wohlgebaute Landstraßen, und auch für die
Regelung der Flüsse und die Anlage von Seehäfen sind große Summen aus-
gegeben worden.
Der Außenhandel von Britisch-Jndien hatte 1911—12 einen Wert von 4468
Mill. Mk., (A. 2744, E. 1724). Ausgeführt wurde u. a. Baumwolle und Baum-
Wollgarn (523 Mill. Mk.), Jute und Jutewaren (514), Reis (387), Sämereien (359), Weizen und
Mchl (189), Häute (186), Opium (175), Tee (172). Fast die Halste des Handels entfällt
auf Großbritannien, ein weiteres Zehntel auf die britischen Kolonien. Deutschland war
an der Ausfuhr mit 440, an der Einfuhr mit 100 Mill. Mk. beteiligt. Es bezog ins-
besondere von dort Baumwolle (69 Mill. Mk.), Reis (63), Jute (62), Raps, Rübsen (31),
Leinsamen (27), Rinderhäute (22), Ziegenfelle (11), Sesam (11), Kopra (11), Weizen (11),
Kautschuk und Guttapercha (9), führte dahin aus hauptsächlich Metallwaren, Baumwoll-
und Farbstoffe.
Staatliche Verhältnisse. Vorderindien ist mit Ausnahme einiger kleiner
Gebiete (S. 139) britischer Besitz und bildet zusammen mit Belutschistan (S. 121)
und der Provinz Barma in Hinterindien (S. 141) das Kaiserreich Indien
(4,7 Mill. qkm, 315 Mill. E., 67 auf 1 qkm). Seiner Verwaltung unter-
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sowie zur Ausrottung wilder Tiere und giftiger Schlangen geschehen. Der ungeheuren
Hungersnöte, die zuweilen das Land heimsuchen, ist die englische Regierung allerdings noch
nicht Herr geworden. Aber die Verbesserung der Verkehrswege hat auch hier eine wesent-
liche Erleichterung gebracht.
Siedlungen. Die indische Bevölkerung wohnt vorwiegend auf dem Lande. Nur
etwa 1j10 entfällt auf die Städte, unter denen 30 mehr als 100000, 4 mehr als 1/2 Mill.
E. haben. Die größte Volksdichte findet sich in der Gangesebene, besonders in der frucht-
baren Provinz Bengalen, die */4 der Gesamtbevölkerung des Reiches umfaßt. In ihr
Kalkutta (1,2 Mill. E.), bis 1912 die Hauptstadt des Landes. Die Stadt liegt an der
wichtigsten natürlichen Eingangspforte der Gangesebene, an dem für Seeschiffe zugänglichen
Gangesarm Hugli, 160 km von der Mündung, und ist der zweite Hafenplatz Indiens, der
Sitz einer Universiiät n. a. wissenschaftlicher Anstalten. Man unterscheidet die weiße und
die schwarze Stadt. Jene, die überwiegend von Europäern bewohnt wird, hat breite, schöne
Straßen, hervorragende öffentliche Bauwerke und im vornehmen Viertel, dem Wohnsitz der
hohen Beamten und Kaufleute, prächtige Paläste und Landhäuser mit den wundervollsten
Park- und Gartenanlagen. Die schwarze Stadt dagegen, die fast nur von Eingeborenen
bewohnt wird, besteht zum größten Teil aus Lehmhütten, die an engen, krummen, oft un-
glaublich schmutzigen Gassen stehen. Beständig herrschen hier Seuchen und Fieber.
Patna (136000 E.) am Ganges ist der Mittelpunkt einer durch Opium- und
Jndigobau reichen Gegend. Weiter aufwärts am Fluß Benares (200000 E.), die heilige
Stadt der Hindu mit 1450 Tempelu und 570 Moscheen, der Sitz der brahminischen
Gelehrsamkeit und das Ziel unzähliger Wallfahrer. Hier in den heiligen Fluten des
Ganges zu baden, ist die Sehnsucht jedes Brahmagläubigen. „Da stehen sie im Wasser,
die frommen Hindus, und verrichten ihre umständlichen Waschungen und Gebetsübungen.
Eine solche Übung kunstgerecht zu machen, ist nicht leicht; das Fingerspiel in streng geord-
neter Weise währends des Betens ist weitläufiger, für den Fremden unverständlicher als
das Beten eines Mohammedaners. Und dazu all die peinlich beobachteten Vorschriften des
Untertauchens, des Schlürfens vom heiligen Wasser, unangefochten, ob dicht nebenan die
Hindufrau mit dem aufgewühlten Schlamm ihre Trinkgefäße scheuert oder die Asche des
Scheiterhaufens mit den nicht völlig verbrannten und verkohlten Leichenresten in den Strom
ausgeschüttet wird. Der Hindu schlürft das heilige, schier ekelhafte, dickschlammige Schmutz-
wasser, andachtsvoll überzeugt, daß er von den Tropfen in zauberischer Weise an Leib und
Seele gesunde. Weit ins Wasser hinein sind auf Holzböcken Bohlen gelegt. Auf ihnen sitzt
stundenlang mit untergeschlagenen Beinen der fromme Pilger, nachdem die Waschungen
vorüber, in scheinbar tiefe Betrachtungen versenkt, die ihn freilich nicht abhalten, gleich
wieder mit dem Nachbar zu plaudern oder dem Fremdling nachzusehen, der mit seinem
Boote laugsam an ihm vorübergleitet. Neben ihm hockt unter einem mächtigen Sonnen-
schirm, wie ihn bei uns Gemüseweiber auf dem Markte aufspannen, der Falir mit
ungekämmtem, wüstem Haar, fast völlig unbekleidet, und Männlein und Weiblein hören
seinem Gerede zu. Dort wieder steht regungslos wie ein Storch auf einem Beine ein
Asket, den einen Arm kerzengerade in die Höhe gereckt, das stiere Auge auf den Strom
gerichtet. Als ich nach einer halben Stunde wieder an die Stelle kam, stand das menschliche
Lineal noch ebenso da wie vorhin; nichts schien ihn von der umgebenden kuuterbunten
Welt zu berühren" (Dalton).
Allahabad (172000 E.), am Einfluß der Dfchamna in den Ganges, ist ebenfalls
eine heilige Stadt und ein berühmter Wallfahrtsort, „wo ein Bad und mehr noch das Er-
trinken im Ganges ein religiöses Verdienst ist". Kanpur (200000 E.) und Lacknau
(260 000 E.) weiter nö., sind gewerbreiche Städte mit Seiden- und Baumwollfabriken.
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