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abstufungen begegnen, vom gesitteten Europäer und dem mit ihm an Bildung
wetteifernden, philosophisch geschulten Hindu bis hinab zum rohesten Wilden, bei
dem Hexen- und anderer Aberglaube in üppigster Blüte stehen und Menschen-
opser erst vor wenigen Jahren unterdrückt werden konnten". Es sind drei
Gruppen von Völkerschaften zu unterscheiden, die sich aber z. T. in mannigfacher
Weise miteinander vermischt haben: 1. Die Drawida (60 Mill.), die Urein-
wohner des Landes, ein dunkelfarbiger, fast schwarzer Menschenschlag, der vielleicht
den Australiern verwandt ist. Sie waren ursprünglich über die ganze Halbinsel
verbreitet, bewohnen aber jetzt nur noch Südindien und Ceylon. Zu ihnen
gehören als wichtigste Völker die Tamulen (10 Mill.) an der Malabarküste
und auf Nordceylou und die hochbegabten Singhalesen im mittleren Ceylon.
2. Die Hindu, indogermanischer Herkunst und von heller Hautfarbe. Sie sind
um 2000 v. Chr. als wanderndes Hirtenvolk durch den Khaiberpaß in Indien
eingewandert, haben die Ureinwohner in Jahrhunderte langen Kämpfen zurück-
gedrängt oder unterworfen und das ganze Tiefland und Norddekan in Besitz
genommen. 3. Mongolen, die von N. und N.-O. her in den Himalaja ein-
gedrungen sind. Die Zahl der Europäer, überwiegend Engländer, beträgt
etwa */4 Mill. Die vorherrschende Religion ist der Brahmaismus, der über
200 Mill. Bekenner zählt. 60 Mill. sind Mohammedaner, etwa 10 Mill.
Buddhisten, gegen 3 Mill. Christen.
Nur die oberen Schichten der Hiudu, die sich peinlich von einer Verbindung mit
andern Völkern freigehalten haben, können heute noch als reine Arier gelten. Die
große Masse des Volkes hat sich mehr oder weniger mit den Urbewohnern vermischt, im
wesentlichen aber doch seine körperliche und geistige Eigenart bewahrt. Die Hindu (Abb. 24)
sind ein mittelgroßer, schlank gebauter Menschenschlag von hell- bis dunkelbrauner Haut-
färbe, je nach der Vermischung mit den Drawidas, und schwarzem Haupt- und Barthaar.
Die Stirne ist wohlgebildet, das Gesicht schmal und fein geschnitten. Sie sind körperlich
außerordentlich gewandt und geschmeidig und zeigen in allerlei Handfertigkeiten großes
Geschick. Die Kleidung der ärmeren Volksklassen besteht meist nur aus einem um die
Hüften geschlungenen Tuche und einer turbanähnlichen Kopsbedeckung. Die Reichen tragen
weite Jacken und Beinkleider aus Musselin oder Seide, die oft mit feinen Stickereien ver-
ziert sind, und Sandalen oder schnabelförmig endende Pantoffeln. Die Frauen hüllen sich
in leichtgewebte Tücher, die sie kunstvoll um den Körper schlingen, oder tragen lange, bei
den Vornehmen aus Gold- und Silberstoff bestehende Beinkleider und eine den Oberkörper
deckende Weste. Die Hauptn ahrungsmittel sind Reis und Früchte, besonders Bananen.
Tierische Nahrung und der Genuß geistiger Getränke sind den Hindus durch die Religion
untersagt. Die oberen Klassen setzen sich aber häufig über das Gebot hinweg. Die Bauart
der Häuser zeigt je nach dem Klima der Gegend bedeutende Unterschiede. In Hindostan
wohnt die große Masse der Bevölkerung in einfachen, mit Schilf oder Stroh gedeckten
Hütten aus Bambusrohr. Die Vornehmen bewohnen aber schöne Häuser, die Fürsten große,
oft mit verschwenderischer Pracht ausgestattete Paläste.
Der Brahmaismus lehrt ein höchstes unpersönliches Wesen, Brahma, von dem
alles, was in der Welt ist, herrührt und zu dem alles wieder zurückkehrt. Dieses entfaltet,
und offenbart sich nun in drei Goitheiten (Trimurti — Götterdreiheit), als Brahma i. e. S.
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erbauten prächtige Tempel und Paläste und besaßen schon im 2. Jahrtausend v. Chr.
eine reichhaltige und wertvolle Literatur. Zu ihren frühesten Erzeugnissen gehören die in
der alten heiligen Sanskritsprache geschriebenen Veden, vier Sammlungen religiöser
Lieder und Gebete. Aus späterer Zeit stammen zwei große Heldengedichte, Mahllbärata
und Rämüjana. Die Inder sind die Schöpfer der zwei Weltreligionen des Brahmais-
mus und des Buddhismus; sie haben eine tiefsinnige Philosophie entwickelt und sind
auch die Erfinder der Zehnerziffern, die wir heute als die „arabischen" bezeichnen, weil sie
im Mittelalter durch die Araber in Europa Eingang gefunden haben. Gleichwohl ist der
Einfluß der indischen Kultur auf die Entwicklung der Menschheit verhältnismäßig gering
gewesen. Die Kultur geriet schon früh in Erstarrung; dazu kam, daß das heiße Klima
auf die Inder erschlaffend wirkte und sie unkriegerisch machte, was zur Folge hatte, daß
sie fremden Eroberern zur Beute fielen (S. 136).
Wirtschaftsverhältnisse. Vorderindien ist seinem größeren Teile nach ein
außerordentlich fruchtbares Land. Hindostan hat man geradezu als ein Treib-
haus bezeichnet. 1907 waren 867 000 qkm, eine Fläche von mehr als der
anderthalbfachen Größe des Deutschen Reiches, angebaut; fast x/s davon wird
künstlich bewässert. Die englische Regierung ist unablässig tätig, durch Anlage
von Staubecken und Kanälen neue Gebiete für die Bewässerung und damit für
den Anbau zu gewinnen. Wo das ganze Jahr hindurch Wasser zur Befeuchtung der
Felder vorhanden ist, wird ohne Unterbrechung gesät und geerntet; die allein auf den
Regen angewiesenen Gebiete dagegen können nur einmal im Jahre Frucht ziehen.
Die Erzeugnisse des Ackerbaus sind außerordentlich mannigfaltig, die Erträge
hoch, aber sehr schwankend. In guten Jahren können gewaltige Mengen von
Getreide ausgeführt werden; in Mißjahren entstehen in dem dichtbevölkerten
Lande die furchtbarsten Hungersnöte. Von 1866—69 gingen über 3 Mill.,
1873—79 gegen 7 Mill. Menschen an Hunger und den dadurch entstandenen
Krankheiten zugrunde.
Die für die Volksernährung wichtigsten Getreidearten sind Reis und Hirse.
Außerdem werden bedeutende Mengen von Weizen, hauptsächlich für die Aus-
fuhr, Gerste und Mais gebaut. Von Genußmitteln gewinnt man besonders
Tee, namentlich in Assam, im Nilgirigebirge und ans Ceylon, Kaffee im s.
Dekan und Tabak fast überall; von Gewürzen Ingwer, Kardamom und
Zimt, von Baumfrüchten Bananen, Kokosnüsse usw. Andere wichtige Nutz-
pflanzen sind Baumwolle, Jute, Zuckerrohr, Ölpflanzen (Rizinusöl,
Sesam, Erdnüsse), Mohn zur Gewinnung von Opium, Indigo, Kautschuk,
Chinarinde und Kampfer. Die Wälder enthalten wertvolle Bäume, befon-
ders den Tiekbaum, dessen unverwüstliches Holz besonders zu Schiffsbauten
dient, Sandel- und Ebenholz (Abb. 25).
Der Reis ist in ganz Süd- und Ostasien das wichtigste Nahrungsmittel. Er wird
meist ohne allen Zusatz, nur in Wasser abgekocht oder gedämpft, gegessen. Da er leicht
verdaulich ist, nicht erhitzt und im Magen nicht säuert, ist er besonders als Nahrungsmittel
für die Bewohner heißer Länder geeignet.
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Extrahierte Ortsnamen: Mahllbärata Europa Assam Nilgirigebirge Ceylon Ostasien
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Götzendienst ausgeartet. Unter den höheren Ständen hat auch die Lehre des Konfuzius
viele freunde (S. 164). Die Ausbreitung des Christentums in Japan begann bereits
1549 durch den Jesuiten Franz Xaver. Es fand rasch zahlreiche Bekenner. Dann aber
begannen furchtbare, Jahrzehnte hindurch anhaltende Verfolgungen, in denen Hundert-
taufende von Christen standhaft die schrecklichsten Todesqualen ertrugen. Erst 1873 wurde
Religionsfreiheit gewährt, und seitdem sind evangelische wie katholische Missionare mit
Erfolg tätig. Insbesondere haben sich auch viele vornehme Japaner dem Christentum
zugewandt, und sie sehen darin zugleich ein Mittel, das Land schneller der europäischen
Kultur zu erschließen.
Über die Gemüts- und Geistesart und die sittlichen Eigenschaften der
Japaner gehen die Urteile der Reisenden vielfach auseinander. Allgemein wird hervor-
Abb. 34. Eingang zu einem japanischen Tempel.
gehoben, das Volk sei das heiterste, kindlich frohste der Welt, stets zu Scherz und Schelmerei
geneigt. Man rühmt seinen Reinlichkeitssinn, wodurch es sich sehr vorteilhaft von den
Chinesen unterscheidet, seine Höflichkeit und sein zuvorkommendes Wesen, seine Lernbegierde
und rasche Ausfassungsgabe. „Nichts ist dem europäischen Beobachter wohl ausfälliger, als
die außerordentliche Ordnungsliebe und Fügsamkeit, die wieder zusammenhängt mit der von
der Sitte geforderten Selbstbeherrschung. Disziplin bis zur Selbstvernichtung des einzelnen,
Unterordnung unter den Staat, die Familie, die Sitte in einem uns modernen Jndi-
vidualisten unerträglich vorkommenden Maße sind das Ergebnis einer langen nationalen
Erziehung. Nirgends wird es der Polizei so leicht, die öffentliche Ordnung aufrecht zu er-
halten. Nirgend find Verwaltungsmaßregeln so leicht durchzuführen" (Rathgen). Sehr
stark ausgeprägt ist die Vaterlandsliebe. Japan über alles in der Welt! Für sein Vaterland
bringt der Japaner jedes Opfer, sind ihm alle Mittel recht. „Wer aber längere Zeit in
^apan zugebracht hat", schreibt Hasfter, „lernt an den Bewohnern auch manche unangenehme
Fi ck, Erdkunde. Iv. Band. 19
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Extrahierte Personennamen: Franz_Xaver Franz Hasfter
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(1,50-1,60 m), haben ein breites, plattes Gesicht mit vorstehenden Backenknochen, eine
braungelbe Hautfarbe und schwarzes, straffes Haar. Sie bewohnen nicht nur Grönland,
sondern auch die Randgebiete Nordamerikas, und ihre Gesamtzahl schätzt man auf 40000
Köpfe. Die Eskimo haben es in bewundernswerter Weise verstanden, sich in ihrer Lebens-
weise den unwirtlichen Gegenden, die sie bewohnen, anzupassen und die spärlichen Gaben
der nordischen Natur auszunutzen. Da es eßbare Pflanzen nur in geringer Zahl gibt, sind sie
hauptsächlich auf tierische Nahrung angewiesen. Sie machen Jagd auf Seehunde, Walrosse,
Fische, Seevögel und Renntiere und benutzen dabei Harpunen, Bogen, Schlingen und
Fallgruben. In einem langen, ganz mit Fellen überzogenen Einmannsboote, dem Kajak,
der nur in der Mitte eine Lffnung für den Körper des Ruderers hat, wagen sie sich
sogar weit auf das stürmische Meer hinaus. Das wichtigste Jagdtier ist der Seehund,
der ihnen fast alle Lebensbedürfnisse liefert: Fleisch als Nahrungsmittel, Speck zur
Heizung und Beleuchtung der Wohnung, Felle zur Bekleidung, Sehnen, die als Zwirn
benutzt werden, Därme, die man zu Segeln und Fensterscheiben zusammennäht, und
Knochen, aus denen man allerlei Geräte fertigt. Die Kleidung, die sich bei Männern und
Frauen nur wenig unterscheidet, besteht hauptsächlich aus Fellen, in den von europäischer
Kultur beeinflußten Gegenden auch aus dicken Wollstoffen. Als Wohnungen dienen im
Sommer Zelte mit Fellüberkleidung; die Winterhäuser liegen z. T. in der Erde, sind aus
Steinen und Rasen erbaut und haben zum Schutz gegen die Kälte häufig einen gang-
artigen Vorraum. „Doch gibt es in Westgrönland jetzt auch bessere Häuser, deren Wände,
Decken und Fußböden von Dielen sind, und in denen sich Tische, Stühle, Spiegel, Bilder,
Uhren und Lampen befinden." Als einzige Haustiere hält man Hunde, die zum Ziehen
der Schlitten verwendet werden.
Schon im Mittelalter hatten sich Normannen an der Küste Grönlands niedergelassen
und Ansiedlnngen gegründet, die aber später wieder eingingen. Da war es im 18. Jahr-
hundert ein norwegischer Pfarrer auf den Lofoten, Hans Egsde, in dem der Gedanke
erwachte, über die Schicksale seiner vor Jahrhunderten in Grönland verschollenen Lands-
leute Erkundigungen einzuziehen und den Eingeborenen das Evangelium zu bringen. Er
sand die nötige Unterstützung, segelte 1721 nach Grönland, gründete eine Niederlassung und
hat bis 1736 unter großen Entbehrungen selbstlos unter den Eskimo als Missionar und
Kulturförderer gewirkt. Andre, später auch Herrnhuter Missionare, haben sein Werk fort-
gesetzt. Das bewohnte Grönland gehört heute zu Dänemark. Um die Bewohner vor
Ausbeutung zu schützen, hat sich die Regierung das alleinige Handelsrecht gewahrt. Kein
fremdes Kaufmannsschiff darf an der Küste landen. Der Handel ist des Eises wegen auf
den Sommer beschränkt. Das Land liefert Robbenspeck, Fischleber, Felle von Seehunden,
Blaufüchsen und Bären, Eiderdaunen, Tran, Walfisch- und Walroßzähne, Stockfische und
auch einige Erze, Blei, Zink, Zinn, Eisen sowie Kryolith, das bei der Herstellung des
Glases verwendet wird. — Die Hauptanfiedlung ist Jnlianehaab (3000 E.).
2. Die Nordische Inselwelt Amerikas (S. 245).
3. Spitzbergen (65000 qkm) liegt n. von Europa zwischen dem 76. und 80. Breiten-
kreise. Es besteht aus vier größeren und vielen kleinen gebirgigen Inseln, die von zahl-
reichen Fjorden zerrissen sind. Das Innere der Hauptinsel ist mit Eis bedeckt, von dem
sich Gletscher in die Fjorde hinabziehen. Die Westseite wird von einem Arm des Golf-
stroms berührt. Daher ist das Küstengebiet hier eisfrei. Die Inseln sind unbewohnt,
werden aber im Sommer von Walfisch-, Walroß- und Robbenjägern ausgesucht. Neuerdings
sind sie auch zu einem beliebten Reiseziel für Nordlandsreisende geworden. — 200 km s. von
Spitzbergen liegt vereinsamt die Bäreninsel (68qkm),noch weiter sw., zwischen Skandinavien
und Grönland, Jan Mayen (370 qkm), das einen 2550 m hohen erloschenen Vulkan trägt.
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Extrahierte Personennamen: Hans_Egsde Jan_Mayen
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerikas Westgrönland Grönland Spitzbergen Europa Spitzbergen Skandinavien
78
Dritter Zeitraum. — § 29. Die Eroberung Galliens.
§ 29. Die Eroberung Galliens.
58 — 51-
I. Cäsars Provinz. Ungewöhnliche Machtstellung Cäsars durch die Statthalterschaft im nördlichen Italien mit dem Oberbefehl über ein bedeutendes Heer. Vorstufe zur späteren Alleinherrschaft.
Die Provinz jenseits der Alpen (provincia Narbonensis, vgl. § 17, A, 9) von römischen Ansiedlern bevölkert und bereits der römischen Bildung gewonnen, der Ausgangspunkt von Cäsars Hauptwirksamkeit. Gelegenheit zu Kriegsthaten und zur Übung eines ihm allein ergebenen Heeres in der Eroberung des übrigen jenseits der Alpen gelegenen Galliens geboten.
Von den nichtrömischen Galliern die nordöstlich wohnenden Beiger am weitesten von römischer Bildung entfernt, am nächsten ihr stehend die Kelten im mittleren Lande, mit denen vielfach Handelsbeziehungen.
Die Gallier, ein lebhaftes Volk mit ähnlichen Eigenschaften wie ihre Stammverwandten auf der anderen Seite der Alpen (vgl. § 3,1, C. S. 12.) *), in Stämme geschieden, trotz einzelner Bündnisse ohne feste staatliche Einigung. Herrschaft des ritterlichen Adels (Reiter und Wagenkämpfer) und des Priesterstandes. Die „Druiden“, Bewahrer heiliger und weltlicher Lehren, deren Pflegesitz in Britannien, zugleich Richter und Staatsmänner. Götzendienst mit scheusslichen Menschenopfern (Verbrennung in Götzenbildern aus Weidenruten). Glaube an Seelenwanderung. Strafmittel: der Bannfluch! Das Volk meist in Schuldknechtschaft der Adligen. Ansiedelungen teils in Dörfern (Viehzucht, weniger Ackerbau), teils in befestigten Städten (Handel und Gewerbe). Bergbau fördert die Schätze der Erde ans Licht. Gute Verkehrswege öffnen das Land dem Handel.
58-56 Ii. Eroberung- Galliens (58—56). Bedrängung der
Gallier durch die Germanen. Veranlassung zur Auswanderung der Helvetier aus ihrer Heimat, der heutigen Schweiz. Cäsar sperrt diesen 58 den Weg durch die Engpässe am linken Rhoneufer und verbietet die Einwanderung ins Innere von Gallien. Nichtsdestoweniger Einbruch über die Jurapässe. Erste Begegnung an der Saone (Arar), dann Niederlage der
*) Ähnlichkeit mit den heutigen Franzosen: „Sunt in consiliis capiendis mobiles et novis plerumque rebus student.“ „De summis saepe rebus consilia ineunt, quorum eos in vestigio poenitere necesse est, cum incertis rumoribus serviant.“ Caes. b. G. N, 5. „Ut ad bella suscipienda Gallorum alacer ac promptus est animus, sic mollis ac minime resistens ad calamitates perferen-das mens eorum est.“ Ib. Iii, 19, 6. „Summae genus sollertiae atque ad omnia imitanda et efficienda, quae ab quoque traduntur, aptissimum.“ Ib. Vii,
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— 72 —
im Westen zu begründen (Ernennung von Vicaren und Austeilung von Pallien). Das geschah vor allem durch die Bekehrung Englands zum römischen Katholicismus (Abt Augustinus mit 40 Benediktinern, nachmals Erzbischof von 596 Canterbury. Taufe König Ethelberts von Kent 596). Nach innert gab er der römischen Kirche eine abschließende Form durch Ausbildung ihrer Lehre (Meßopfer und Seelenmessen, Fegefeuer) und ihres Kultus (Verbesserung des Kirchengesanges).
6. Gesichert konnte jedoch die Selbständigkeit des Papsttums erst werden durch die völlige Trennung desselben und des römischen Ducates (Kirchenstaates) vom griechischen Kaisertum. Diese wurde vorbereitet durch den 726 ausbrechenden Bilderstreit (Edikt Leos Iii., des Jsauriers). Damals, zur Zeit der Päpste Gregors Ii. (f 731) und Gregors Iii. (f 741), wurde aber auch das bedeutsamste Werk Gregors I., die Verbindung der germanischen Welt mit Rom, vollendet und damit dem Papsttum die festeste Grundlage geschaffen.
3. Die Bekehrung der Deutschen und die Neuordnung der fränkischen
Kirche.
1. Die Bekehrung der ostrheinischen Stämme ging im wesentlichen von den keltischen Iren („Schottenmönchen") aus, deren (von dem Gallier Patricius im 5. Jahrh, gegründete) Kirche sich neben manchen anderen Eigentümlichkeiten auch eine besondere, von Rom völlig unabhängige Verfassung bewahrt hatte. Schon seit ca. 60u wirkte der Ire Columbanus erst in Gallien, dann unter dcn Alamannen (um Bregenz) und endlich in Italien (Kloster Bobbio bei Pavia). Sein Schüler Gallus legte südlich vom Bodensee den Grund zum Kloster St. Gallen (614) Der Ire Pirmin gründete spater (724) das Kloster Reichenau am Bodensee. Fränkische Missionare waren seit dem 7. Jahrh, besonders in Baiern thätig, so Ruprecht von Worms (Peterskirche auf den Trümmern der Römerstadt Juvavum-Salzburg), Emmeram in Regensburg, Corbinian in Freising u. a. Schon vor der Mitte des 8. Jahrh, war Baiern christlich und hatte zahlreiche wohlausgestattete Klöster.
2. Indessen die noch fehlende strenge Gliederung unter römischer Autorität und damit die Bürgschaft zu gedeihlichem Bestände empfingen diese christlichen Pflanzungen doch erst durch die Angelsachsen, deren Kirche ihre auf die engste Verbindung mit Rom gegründete wissenschaftliche Überlegenheit (Beda Venerabilis
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Extrahierte Personennamen: Margarete Hakon Magnus
Extrahierte Ortsnamen: Norb- Ostsee Nieberrhein Golb- Deutschland Schweden Königs_Magnus Norwegen
— 181 —
(seit dem Tode ihres Sohnes Olaf 1387 Königin von Dänemark und Norwegen), die ihrem Großneffen Erich von Pommern die Nachfolge nicht nur in Dänemark, sondern auch in Norwegen gesichert hatte, nun auch mit Hilfe des dortigen Adels ganz Schweden (bis auf Stockholm) in Besitz nahm.
2. Die Hilfe, welche Rostock und Wismar durch Ausgabe von Kaperbriefen der hartbedrängten schwedischen Hauptstadt leisteten, führte zur Ausbildung des räuberischen Unwesens der „Vitalianer" oder „Likendeler" (Klaus Störtebeker), die, vom deutschen Orden aus der Ostsee vertrieben, in gleicher Weise die Nordsee heimsuchten, bis sie endlich 1402 durch die Koggen der Nordseestädte überwältigt wurden. Unterdessen hatten sich 1397 1397 Dänemark-Schweden und Norwegen in der Union von Kalmar unter Margarete zu Schutz und Trutz gegen jeden 'auswärtigen Feind bei voller innerer Selbständigkeit verbunden; doch wußte
sich die Hansa auch jetzt noch (durch Übergabe Stockholms an Erich) die Bestätigung ihrer Privilegien in allen drei Reichen zu sichern.
3. Dagegen erlag die Macht ihres alten Verbündeten, des deutschen Ordens, mit einem Schlage, als die sittlichen und auch die politisch-militärischen Grundlagen desselben zerstört wurden. Der fürstliche Prunk der Hochmeister in der Marienburg im Verkehr mit den zahlreichen, oft leichtfertigen Kreuzfahrern edlen Standes untergrub die Sittlichkeit des Ordenslebens, während die auf den blühenden Eigenhandel des Ordens neidischen Städte und der Landadel Preußens mit steigendem Unmut die Ausschließung vom Landesregiment ertrugen (der Eidechsenbund 1397). Der Übertritt der Litauer, des letzten noch heidnischen Volkes Osteuropas, zum Christentum 1386 machte 1386 die Fortsetzung der Kreuzzüge, die eigentliche Aufgabe des Ordens, unmöglich, und die gleichzeitig durch Vermählung des Großfürsten Jagello von Litauen (als Polenkönig Wladiflaw Iv.)
mit der Erbin Polens herbeigeführte Union zwischen Litauen und Polen schuf dicht an der Ordensgrenze eine furchtbar überlegene Macht, die nach dem Besitz der Küstenlande streben mußte.
4. Der Übermacht der durch tatarische Reiter und tschechische Söldner (Ziska) verstärkten Polen und Litauer erlag das ganze Aufgebot des Preußenlandes unter dem Hochmeister Ulrich von Jungingen 1410 in der Schlacht bei Tannenberg. Wenngleich 1410 nun der tapfere Heinrich Reuß von Plauen, Komtur von Schwetz, die Marienburg rettete und der Orden im Frieden von
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Vorher war es also anders gewesen. Wie? Die meisten niederen Geistlichen — natürlich mit Ausnahme der Klostergeistlichen, der Mönche und Nonnen — waren verheiratet; nur die höheren Geistlichen mußten ehelos sein und trennten sich daher, wenn sie vor ihrer Erhöhung geheiratet hatten, von ihren Frauen. Wie sollte es nun werden? Kein Priester durfte heiraten, und die schon verheiratet waren (?), mußten ihre Frauen und Kinder entlassen.
Was werden die Priester über diese Verordnung denken und sagen? Sie werden tr aurig und zornig sein über diese Zumutung (Ausmalung und Begründung dieser Gefühle), sie werden sagen: Seither ist es doch auch ganz gut gegangen, und es kann doch keine Sünde sein, Frau und Kinder zu haben (Gott hat ja auch Adam und Eva zusammengeführt und hat verboten, die Ehe zu brechen, aber nicht, die Ehe zu schließen); darum werden sich die meisten weigern, dem Befehl des Papstes zu gehorchen. Und so war es auch. Als z. B. der Erzbischof von Mainz seinen Priestern auf einer großen Versammlung in Mainz das Gebot des Papstes bekannt machte, da erhob sich ein solches Schreien und Lärmen unter den erzürnten Priestern, daß die Versammlung rasch ein Ende nahm; ja die wütendsten drangen auf den Erzbischof ein, drohten ihm mit geballten Fäusten und hätten ihn gemißhandelt und erschlagen, wenn ihn nicht seine Getreuen aus ihren Händen gerettet hätten. Und Ähnliches geschah an vielen Orten.
Und was wird der Papst Gregor da thun? Er wird mit Strafen drohen und die Ungehorsamen bestrafen, z. B.? Bestätigung: Gregor
machte überall in den Kirchen bekannt, daß kein gläubiger Christ bei einem verheirateten Priester die Messe hören (den Gottesdienst besuchen) dürfe, daß die verheirateten Priester ihr Amt und ihr Einkommen verlieren sollten und daß kein Bischof bei Strafe der Entsetzung und des Bannes verheiratete Priester in seinem Bistum dulden dürfe. Ja der Papst sandte sogar Scharen von Mönchen aus, die die einzelnen Gemeinden gegen ihren verheirateten Pfarrer aufhetzen sollten (sie sagten wohl: Die Sündenvergebung und das Abendmahlsbrot, das euer Pfarrer euch spendet, gilt nichts vor Gott; da kann euch auch euer Pfarrer nicht in den Himmel bringen); und dies gelang ihnen auch meist so gut, daß die grimmigen Bauern ihren Pfarrer bedrohten, ja ihn sogar in der Kirche mißhandelten, bis er schwur, sich von feinem Weib zu trennen.
Ob solche Maßregeln wohl helfen werden? Gewiß. Gregor hat im Lauf der Jahre seinen Willen in der ganzen katholischen Kirche durchgesetzt, und von dieser Zeit an bis auf den heutigen Tag ist kein katholischer Priester verheiratet.
Warum hat aber der Papst dies Gebot gegeben, und warum hat er es so hart und rücksichtslos durchgeführt? Warum hat er taufende von Familien so grausam getrennt und Hunderttausenden von Priestern das Recht genommen, sich eine Familie zu gründen? Er hat doch gewiß so gut wie wir gewußt, daß auch ein verheirateter Priester das Wort Gottes predigen kann? Gregor hat sicherlich die Ehe nicht ver-
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Extrahierte Personennamen: Gott Adam Eva Gregor Gregor Gregor Gregor Gregor Gregor Gregor Gregor
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in den Bann, darum starb er in solchem Unglück, so verlassen und un-geehrt. Nun können wir genauer sagen, wovon wir reden wollen. Hauptziel: Der gebannte Kaiser Heinrich Iv.
Erste Einheit.
Me Ursache des Mmres.
Ziel: Überschrift.
I. Der Bann eines Kaisers ist ebenso merkwürdig und auffallend, wie das dadurch entstandene Unglück. Warum? Denn es handelt
sich doch hier um keinen geringen Mönch, wie Luther war, sondern um den obersten Herrn der ganzen Christenheit, um den mächtigen Schutzherrn der Kirche, um einen Mann wie Karl d. G. und Otto d. G. Sollte denn der Kaiser wirklich jo gottlos und verbrecherisch gewesen sein, daß der Papst ihn aus der Gemeinschaft der frommen Christen ausstoßen mußte? Das muß doch ein gewaltiger Papst gewesen sein,
der es wagte, den Kaiser aus der Kirche und aus der Gesellschaft der
Christen auszustoßen, und dieser Papst muß doch gewichtige Gründe gehabt haben, um ein solches Urteil zu sprechen. Hören wir daher
zuerst etwas von dem Papst, der den Kaiser bannte, dann wird uns auch die Ursache des Bannes klar werden.
Erstes Stück: Papst Gregor Vii. und seine Einrichtungen.
Disposition: 1. Wahl Gregors zum Papst. 2. Die Einrichtungen Gregors.
Erster Abschnitt: Die Wahl Gregors zum Pap st.
Ii a. Darbietung des Stoffes:
Gregor Vii. war der Sohn eines armen italienischen Bauern und hieß ursprünglich Hildebrand (wie der Dienstmann des Dietrich von Verona, ein deutscher Name). Er war von seinem Oheim, dem Abte eines Klosters, schon als Knabe in dies Kloster ausgenommen und hier mit aller Sorgfalt unterrichtet und erzogen worden. Der Knabe machte erstaunliche Fortschritte und wurde bald zum Mönch geweiht. Weil er so tüchtig und klug war, wurde er an den päpstlichen Hos gerufen und wirkte als Gehilfe und Ratgeber mehrerer Päpste mit feurigem Eifer und großem Erfolg. So kam es, daß bei der Bestattung des eben verstorbenen Papstes aus der Menge der Ruf erscholl: Hildebrand sei unser Bischof! Hildebrand erschrak und wollte abwehren.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Luther Karl_d Karl Otto Gregor_Vii Gregor Gregors Gregors Gregors Gregors Gregors Gregor_Vii Gregor Hildebrand