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um der wertvollen Federn willen. Veranlassung dazu gab der Umstand, daß die wilden
Strauße infolge der unablässigen Jagd, die man auf sie machte, immer seltener wurden,
die Federn also gewaltig im Preise stiegen. 1864 wurden im Kaplande mit zwei gefangenen
Straußen die ersten Versuche gemacht. Einen größeren Aufschwung aber nahm die Zucht
erst, als es 1869 gelang, durch künstliche Bebrütung der Eier die Zahl der zahmen
Strauße erheblich zu vermehren. Gegenwärtig soll ihre Zahl 700000 betragen. Der
Preis der Federn ist infolgedessen erheblich zurückgegangen und die Straußenzucht weniger
lohnend als früher. Während z. B. 1882 das Kz Federn 172 Mk. kostete, erhält der
Züchter heute nur noch 75—80 Mk. dafür. — Wenn die Straußenzucht gedeihen soll,
müssen den Tieren möglichst die Bedingungen geschaffen werden, unter denen sie im
wilden Zustande leben. Das am besten geeignete Gebiet ist die Karru. Quadratkilo-
metergroße Flächen sind hier mit Drahtgittern umzäunt und bieten den Straußen Raum,
sich frei umherzutummeln. Alle 6—8 Monate werden den erwachsenen Tieren die für
den Verkauf geeigneten Federn „abgepflückt". Man treibt die Vögel einzeln in einen engen
Verschlag, damit man vor ihren gefährlichen Schnabelhieben sicher ist, und schneidet die
Federn mit einem scharfen Meffer dicht über der Haut ab, so daß die Tiere keinen
Schmerz empfinden. Die großen langen Federn, die sogen. Amazonen, sitzen an den
Flügeln und am Schwanz. Ihre blendendweiße Farbe bekommen sie allerdings erst durch
sorgfältiges Bleichen, denn in natürlichem Zustande haben sie einen gelblichen Ton.
Ebenso sind die Federn von Natur glalt und flach. Die Kräuselung erhalten sie erst
unter den geschickten Händen der Arbeiterinnen. Der Hauptmarkt für Straußenfedern ist
London, wo jährlich für über 20 Mill. Mk. verkauft werden.
Einen gewaltigen Reichtum besitzt Südafrika an Bodenschätzen, besonders
Gold und Diamanten, in geringerem Maße an Kohlen, Kupfer und
Silber.
Das meiste Gold liefert Transvaal, wo man zahlreiche Fundstätten erschlossen hat.
Weitaus am ergiebigsten sind die bei Johannisburg am Witwatersrand, einem
niedrigen, wö. verlaufenden Höhenzuge. Das edle Metall wird fast durchweg bergmännisch
aus festem Gestein gewonnen. 1908 belief sich die Golderzeugung in Transvaal auf rund
600 Mill. Mk., mehr als ein Drittel der Gesamtausbeute der Erde (1700 Mill. Mk.).
Daneben kommt noch Rhodefia in Betracht (52 Mill. Mk.), während die andern Gebiete
nur geringe Mengen liefern. Diamanten sind über ganz Südafrika verbreitet. Man
kennt bis jetzt nicht weniger als 90 Fundbezirke. Die Edelsteine finden sich teils in losen
Schottermassen, namentlich zu beiden Seiten des Vaalslusses, teils in einem festen, tuff-
artigen Ergußgestein. Den ersten Diamanten fand 1867 ein Bur, der beim Verkauf
20000 Mk. daraus löste. Einen zweiten, bedeutend größeren, den man später als den
„Stern Südafrikas" bezeichnete, erhandelte er von einem Negerhäuptling für 500 Schafe,
12 Rinder und 2 Pferde im Werte von 5400 Mk. und erhielt dafür auf der Londoner
Industrieausstellung 220000 Mk. Geschliffen hatte er einen Wert von 500000 Mk. Die
Nachricht von diesen u. a. Funden lockte ganze Scharen von Gräbern herbei. 1870 waren
am Vaalslusse 10000 Diamantsucher tätig, die aus den alten Schottermassen die wertvollen
Steine auswuschen. Als man dann auch Diamanten in festem Gestein entdeckte, besonders
bei Kimberley, ging man zum Bergwerksbetrieb über. Dieser lag anfangs in den
Händen kleiner Gesellschaften, die aber nicht über genügende Mittel verfügten, die nötigen
Anlagen zu machen. Einen großartigen Aufschwung nahm die Diamantengewinnung erst,
als es dem damals in Südafrika mächtigsten Manne, Eecil Rhodes, gelang, mit Hilfe des
Hauses Rothschild in London die kleinen Gesellschaften aufzukaufen und zu der großen
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Extrahierte Personennamen: Beughasi Kusra
Extrahierte Ortsnamen: Marokko Algerien Tripolis Timbuktu Tripolis Kordofan Sudans Senegal Niger Sahara Algerien Tunis Frankreich England Frankreich England Nubien Italien
— 33 —
neuen Bewässerungsanlagen ist seilte Fläche von 26000 auf 33600 qkm, mehr als
tue Größe der Provinz Pommern, angewachsen. Was dieses verhältnismäßig kleine
Gebiet an Erzeugnissen hervorbringt, ist geradezu erstaunlich. Im späteren
Altertum war Ägypten die Kornkammer Roms, und auch heute noch vermag
das Land trotz seiner überaus dichten Bevölkerung eine Menge landwirtschaftlicher
Erzeugnisse auszuführen. Wo künstliche Bewässerung möglich ist, kann zwei- bis
dreimal im Jahre geerntet werden. Und dazu ist nicht einmal Düngung des
Ackerlandes erforderlich. Gebaut werden von Getreidearten in erster Linie
Weizen, aber auch Mais, Gerste, Negerhirse und Reis, serner Sau-
bohnen, Klee, der fünf- bis zehnmal im Jahre geschnitten werden kann,
Baumwolle und Zuckerrohr, Datteln (4x/2 Mill. Palmen), Bananen,
Südfrüchte (Zitronen, Apfelsinen, Feigen), Weintrauben als Tafelobst usw.
Das für die Ausfuhr wichtigste Erzeugnis ist die Baumwolle. Da ihr Anbau
sehr lohnend ist, hat er in den letzten Jahrzehnten, namentlich auch infolge der neuen
Bewässerungsanlagen, stetig zugenommen und andere Kulturen immer mehr eingeschränkt.
Die ägyptische Baumwolle zeichnet sich durch große Stapellänge, Feinheit und Spinnfähig-
feit der Faser aus. Die europäische Industrie ist mit ihrem Verbrauch an seinen Sorten
fast ausschließlich auf Ägypten angewiesen. Man baut nicht weniger als 60 verschiedene
Arten. Die feinsten gedeihen im Delta, das fast S/S der gesamten Ernte liefert. 1910/11
belief sich der Ertrag auf 335 Mill. kg im Werte von mehr als 500 Mill. Mk. Unter den
Baumwolländern der Erde steht Ägypten an dritter Stelle mit 8 % der Gesamterzeugung
(Vereinigte Staaten 66, Britisch Indien 15 °/0).
Die Viehzucht steht an Bedeutung weit hinter dem Ackerbau zurück, da das
bewässerte Land dafür zu wertvoll ist, das unbewässerte aber nur spärlichen Pflanzenwuchs zeigt.
Die Industrie ist noch wenig entwickelt. In Mittelägypten, dem Hauptgebiete des
Zuckerrohrbaus, gibt es viele Zuckerfabriken, deren Schornsteine in dem Landschaftsbild
einen etwas fremdartigen Eindruck machen. Bedeutend ist die Zigarettenherstellung,
obwohl der Tabak wie auch das Papier dazu von auswärts bezogen werden muß. Der
Tabak soll in der trocken-heißen Lust einen besonderen Duft annehmen. Allein in Kairo
sind 5000 Arbeiter in dieser Industrie tätig.
Der Verkehr hat sich seit der Besitzergreifung des Landes durch die Engländer
bedeutend gehoben. Auf dem Nil verkehren jetzt neben den zahlreichen großen Segelbarken
<Dahabien) gegen 40 Dampfer, und die Eisenbahnen hatten 1910 eine Länge von 5900 km.
Die wichtigsten Linien sind die von Alexandria nach Kairo und weiter nilauswärts bis
Khartum, eine von Suakin am Roten Meere nach Berber und eine dritte, die an der
Westseite des Sueskanals entlang läuft.
Der Außenhandel hatte 1911 einen Wert von 1158 Mill. Mk. fa. 593, E. 565).
Ausgeführt werden hauptsächlich Baumwolle (491 Mill. Mk.), Zucker, Zigaretten, Bohnen,
Zwiebeln, Eier, Getreide, Felle, Straußenfedern. Die Hauptausfuhr geht nach England
(55°/0); Deutschland ist nur mit 7,6 °/0 beteiligt. Eine große Bedeutung für Ägypten
hat der Sueskanal mit den Häfen Port Said und Sues erlangt, die aber nur dem
Durchgangsverkehr dienen.
Der Sueskanal. Der Gedanke, das Mittelmeer mit dem Roten Meere durch
-eine Wasserstraße zu verbinden, reicht bis ins graue Altertum zurück. Bereits im
13. Jahrhundert v. Chr. wurde ein Kanyl, der vom Nil aus nach Sues führte, vollendet.
^Fick, Erdkunde. Iv. Band. Z
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Extrahierte Ortsnamen: Indien Kairo Alexandria Kairo Khartum England Deutschland
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Extrahierte Personennamen: Südafrikas
Extrahierte Ortsnamen: Kalahari Kaplande Nordafrika Nordafrika Atlasländern Madagaskar Nordafrika Ostafrika Afrika Südafrika Algerien Afrikas Algerien Tunis Sansibar Kamerun Kopra Liberia Afrika Afrika
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hat das Land infolge der immer weiter fortschreitenden Bahnbauten und dank der Rührig-
keit nichttürkischer Völker wieder einen Ausschwung genommen, der für die Zukunft eine
neue Blüte erhoffen läßt.
Siedlungen. Kleinasien führt als türkische Provinz den Namen Anädoli (Anatolien),
das Land gegen den Aufgang. Dasselbe bedeutet die früher für den w. Teil gebräuchliche
Bezeichnung Levante. Dank der überwiegend türkischen Bevölkerung, die in keiner andern
Provinz so zahlreich ist, bildet Kleinasien die Hauptstütze des Osmanischen Reiches. Unter
den Städten überragt an Bedeutung alle andern Tmyrna (225000 E., darunter 100000
Griechen), im Hintergrunde einer geräumigen Bucht an der Westküste, der erste Handels-
platz der Türkei (S. 90). Unter den Gewerben ist die Teppichknüpserei am bedeutend-
sten. Vrnssa (80000 E.), herrlich gelegen am Fuße des Myfischen Olymp (2530 m),
nicht weit vom Marmarameer, hat bedeutende Teppich-, Wollwaren- und Seidenindustrie.
Tkutari (80000 E.) am Bosporus gilt als Vorstadt von Konstantinopel. An der Nord-
küste liegen die Hafenstädte Sinob (Sinope) und Tarabison (Trapezunt, 50000 E.),
letzteres besonders wichtig als Ausfuhrhafen für die Erzeugnisse Armeniens. — An der
Südküste ist die im Winkel zwischen Kleinasien und Syrien gelegene fruchtbare Schwemm-
landebene von Tarsus der Sitz einer dichten Bevölkerung. Das alte berühmte Tarsus,
die Vaterstadt des Apostels Paulus, ist jetzt unbedeutend. Die wichtigste Stadt ist heute
Lldlna (45000 E.), durch eine Eisenbahn über Tarsus mit dem Hafen Merfina ver-
bunden. Eine steigende Bedeutung, namentlich auch für den Handel mit Mesopotamien,
gewinnt der Hafen Alexandretta oder Jskendernn im Hintergrunde des gleichnamigen
Busens. Die Städte des Hochlandes liegen alle in fruchtbaren Oasen. Angora
(30000 E.) ist bekannt durch die hier in großem Umfange betriebene Zucht der Angora-
ziege. Konia (60000 E.) ist das alte, ans der Apostelgeschichte und den Kreuzzügen
bekannte Jkonium. Am Fuße des Erdschias Kaisarie (70000 E.), eine lebhafte
Handelsstadt.
Inseln. Der Westküste ist eine große Zahl von Inseln vorgelagert, darunter als
wichtigste Lemnos, Lesbos oder Mytilene (1750 qkm), Chios, Samos, das seit 1832
ein unabhängiges, aber zinspslichtiges Fürstentum ist, und Rhodns (1460 qkm). Alle
diese Inseln sind gebirgig, werden von Griechen bewohnt und erzeugen viel Wein und
Feigen. Auch treiben die Bewohner Schiffahrt, Fischfang und Schwammsischerei. 70 dm
von der Südküste entfernt liegt Cypern (9600 qkm), das seit 1878 unter englischer Ver-
waltung steht. Gegen früher verödet, hebt es sich wieder unter der Fürsorge der englischen
Regierung. Die Hauptausfuhrerzeugnisse sind Johannisbrot (jährlich bis zu 2 Mill. Mk.),
Wein und Seide. Die Hauptstadt ist Nikosia (15000 E.).
2. Armenien.
(380000 qkm, 4,7 Mill. E., 12 auf 1 qkm).
Das Land. Ö. von Kleinasien liegt das Hochland von Armenien, die
gewaltigste Erhebungsmasse Vorderasiens. Es besteht aus mehreren stufenartig
übereinanderliegenden Hochflächen, die sich 1500 bis 2000 m über den Meeres-
spiegel erheben. Ihnen sind wieder kreuz und quer verlausende Gebirgszüge
und einzelne Bergstöcke aufgesetzt, und die Flüsse haben tiefe, oft schluchtenartige
Täler in die Hochlandsmasse eingegraben. Zahlreiche Berge, sast durchweg er-
loschene oder noch schwach tätige Vulkane, erreichen Höhen von 3000—4000 m.
Der höchste ist der ziemlich in der Mitte gelegene Ära rat (5200 m). Als ein
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Extrahierte Personennamen: Apostels Paulus Merfina Alexandretta
— 109 —
fördern. Man hat Ackerbauschulen und Niederlassungen gegründet, bis jetzt mit geringem
Erfolge. „Die jüdischen Einwandrer lassen sich auch hier am liebsten in den Städten
nieder, vor allem in Jerusalem, und leben fast ausschließlich von den Unterstützungen, die
sie von ihren Volksgenossen in Europa erhalten" (Th. Fischer).
Einen guten Erfolg haben dagegen deutsche Ansiedlungen gehabt. 1869 wurde
von der württembergischen Sekte der Templer eine erste Niederlassung bei Haifa gegründet,
der bald andre in Jaffa, bei Sarona in der Nähe von Jaffa und bei Jerusalem folgten
(Abb. 20). Die Zahl der Deutschen, die aber jetzt nicht mehr bloß aus Templern besteht,
beträgt etwa 1500. „Es sind fleißige, biedere, betriebsame Leute, und sie haben einen sehr
wohltätigen Einfluß auf die Eingeborenen ausgeübt, namentlich in wirtschaftlicher Hinsicht.
Daß heute in Palästina Wagen verwendet werden, Ivo sie zu brauchen sind, ist ihr Verdienst.
Freilich haben sie in der Landesnatur und in der türkischen Verwaltung begründete große
Abb. 20. Deutsche Ansiedlung bei Jaffa.
Hindernisse zu überwinden gehabt. Aber Handel und Verkehr ist zum großen Teil
in ihren Händen. Deutsche Gasthäuser und Kaufläden mehren sich. Auch erzielt die
evangelische Mission immer mehr Erfolge unter den Eingebornen. In den beiden Waisen-
Häusern werden 100 — 200 Knaben und Mädchen deutsch-evangelisch erzogen" (Th. Fischer).
Die Wirtschaftsverhältnisse sind erbärmlich. Nur etwa % der Landfläche
ist angebaut. Der Ackerbau wird von den Eingeborenen noch in ganz ver-
alteter Weise betrieben. Zudem ist die Bevölkerung mit Steuern überlastet,
was jeden weiteren Aufschwung hindert. Doch ist ein Fortschritt in der letzten
Zeit nicht zu verkennen. Namentlich das Beispiel deutscher und andrer Kolonisten
und die aus europäische Anregung hin erfolgte Anlage von Straßen und Eisen-
bahnen (Jaffa—jerusalem, Haifa—hedfchasbahn) haben anregend gewirkt. Nach
Fischer könnte das Land bei gehörigem Anbau und Ausnutzung des Wassers zu
Berieselungsanlagen mindestens viermal soviel Bewohner ernähren wie heute.
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— 54 —
nur Stricke angewendet. Leute, die besondere Vorsicht erheischten, gingen zu Zweien in
der Sklavengabel, einem Gabelholz, bei dem der Hals in die Gabel eingeschnürt ist. Es
ist kaum zu beschreiben, in welch elendem und erbärmlichem Zustande die schwarze Ware
war. Arme und Beine fast fleischlos, der eingezogene Bauch voller Runzeln, der Blick
matt, das Haupt gebeugt, so schlichen sie in eine ihnen unbekannte Zukunft, ostwärts und
immer ostwärts weg von ihrer Heimat, fortgerissen von Weib und Kind, von Vater und
Mutter, die sich vielleicht im Walde der Hätz entzogen hatten oder sich wehrend nieder-
gemacht waren. Ein furchtbar empörendes Bild bot im Lager einer solchen Karawane
die allabendliche Verteilung der Nahrungsmittel. Mit weit aufgerissenen Augen drängten
sich die Hungernden um den Platz, an dem einer der Wächter zum Verteile« der Lebens-
mittel stand, ab und zu die ihn vor Hunger dicht Umdrängenden mit einem Stocke
zurücktreibend; ein kleines Maß in der Große eines Wasserglases wurde mit Korn ange-
füllt, Mais oder Hirse, einem jeden in den Lappen oder die Ziegenhaut, mit der er seine
Blöße deckte, hineingeschüttet. Viele dieser Leute, zu müde, um das Korn zu reiben oder
zu stoßen, kochten es einfach in heißem Wasser oder rösteten es im Topfe auf dem Feuer
und schlangen es so hinab, um das schmerzhafte Gefühl des Hungers zu besänftigen. . . .
Kaum der vierte Teil dieser Armen erreicht die Küstenländer, in denen sie verkauft oder
zur Ausfuhr bereitgehalten werden oder auf die Pflanzungen der Küstenleute gehen."
Staatliche Verhältnisse.
1. Französisch-Kongo (1,5 Mill. qkm, 10 Mill. E.) erstreckt sich zwischen
Belgisch-Kongo, gegen das Kongo und Nbangi die Grenzen bilden, und Deutsch-
Kamerun von der atlantischen Küste nach N.-O. bis über 'die schon besprochenen
Landschaften ö. vom Tsadsee (S. 48). Das Gebiet wird aber jetzt an zwei
Stellen von Zipfeln Kameruns, die an den Kongo und Ubangi heranreichen,
unterbrochen. (S. Kamerun). Die Sudanlandschaften abgerechnet, ist das Gebiet
größtenteils mit Urwäldern bedeckt, auf weite Strecken hin noch völlig unerforscht
und wirtschaftlich wenig entwickelt. Die Wälder werden durch Gesellschaften auf
Kautschuk, Ebenholz, Farbholz, Palmöl usw. ausgebeutet. Neuerdings hat man
auch mit der Anlage von Pflanzungen begonnen (Kaffee, Tabak, Vanille usw.).
Die Ausfuhr betrug 1910 13 Mill. Mk. Der Sitz des Gouverneurs ist
Libreville (3000 E.), an der geräumigen Gabunbucht. Am Stanley Pool
liegt die Station Brazzaville.
2. Ein spanisches Gebiet (nur 25000 qkm mit 140000 E.) liegt am Flusse Muni
in Kamerun und ist bis jetzt ziemlich bedeutungslos.
3. Angola (1270000 qkm, 4,2 Mill. E.), portugiesischer Besitz, erstreckt
sich vom Kongo bis Deutsch-Südwestafrika und weit ins Innere hinein, wo es
von Belgisch-Kongo und englischem Gebiet begrenzt wird. Der größere Teil ge-
hört dem Südafrikanischen Hochlande an. Die etwa 150 km breite Küstenebene
ist im n. Teile ziemlich fruchtbar und zum Anbau tropischer Gewächse geeignet
aber auch sehr ungesund. Die Hochländer sind grasreich und können einmal
ein wichtiges Gebiet für die Viehzucht werden.
Die Küste ist schon seit dem 15. Jahrhundert im Besitz der Portugiesen, die Grenzen
des Hinterlandes sind aber erst 1896 durch Verträge festgelegt worden. Jahrhunderte lang
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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— 134 —
mühlen. Früher wurde nur geschälter Reis nach Europa eingeführt. Da aber beim Ner-
packen und Versand viel Reismehl verloren geht, wird er mehr und mehr roh verschickt und
erst im Verbrauchslande geschält. — Der Bergreis, der keiner künstlichen Bewässerung
bedarf, liefert viel geringere Erträge und steht auch an Güte hinter dem Sumpfreis zurück.
Die Hauptreisgebiete Vorderindiens sind Bengalen, Assam, Norddekan und die Landschaft
Madras. Britisch-Jndien (S. 135) erzeugt jährlich gegen 20 Mill. t Reis, wovon im
Durchschnitt 2 Mill. t im Werte von 240 Mill. Mk. ausgeführt werden.
Der Anbau des Mohns wird besonders in Hindostan im Großen betrieben. Aus
dem Milchsaft der unreifen Kapseln gewinnt man durch Eindicken das giftige Opium,
das in Europa als Arzneimittel Verwendung findet. In Süd- und Ostasien dagegen, be-
sonders in den von Chinesen bewohnten Ländern, wird es geraucht. Es versetzt den Raucher
in einen höchst angenehmen Rausch, zerrüttet aber auf die Dauer Körper und Geist. Lange
Zeit war Opium der wichtigste Ausfuhrgegenstand Indiens. 1882/83 brachte es eine Ein-
nähme von 230 Mill. Mk., woraus die Regierung einen Gewinn von 145 Mill. Mk. zog.
In letzter Zeit ist aber der Opiumverbrauch in China eingeschränkt worden und soll nach
und nach ganz unterdrückt werden. Seitdem ist der Opiumbau stetig zurückgegangen.
Der Pfefferstranch ist eine fingerdick werdende Kletterpflanze, die an Bäumen oder
Stangen emporrankt. Er trägt erbsengroße, in Trauben zusammenstehende Beeren. Sobald
diese zu reifen anfangen, werden sie abgepflückt und an der Sonne getrocknet, wodurch sie
schwarz und runzlig werden. Der sog. weiße Pfeffer wird von derselben Pflanze ge-
Wonnen, indem man die völlig ausgereiften Beeren in Meer- oder Kalkmafser legt und
dann von der Fruchthülle befreit. Die Heimat des Pfefferstrauches ist die Malabarküste.
Von dort hat er sich über Hinterindien und die Sundainseln verbreitet, die jetzt den weitaus
meisten Pfeffer liefern. Tie Gesamterzeugung schätzt man auf jährlich 30000 t, wovon etwa
die Hälfte auf Sumatra entfällt.
Der Zimtbaum hat seine Heimat auf Ceylon, das auch heute noch den besten und
meisten Zimt liefert (2/3 der Welternte). Außerhalb der Insel gibt es nur wenige Ge-
biete, deren Klima dem Baume zusagt. Der Zimt ist die Rinde des Baumes. Er wird
aber nur von den dünnen Zweigen gewonnen, die man abschneidet, von der rauhen Außen-
rinde befreit und dann schält.
Der Ingwer ist eine Krautpflanze, deren daumendicke Wurzelknollen ein würziges
ätherisches Öl enthalten. Man benutzt die Knollen als Gewürz in der Küche; das scharf
und brennend schmeckende Öl findet als Arzneimittel, in Zuckerbäckereien und in der Likör-
bereitung Verwendung. Indien ist das Hauptingwerland mit einer jährlichen Ausfuhr von
11/2 Mill. kg. Andere Anbauländer sind Kochinchina, China, Brasilien und Jamaika.
Die Indigopflanze ist ebenfalls ein krautartiges Gewächs. Sobald sie zu blühen
beginnt, schneidet man sie oberhalb der Wurzel ab. Das frische Kraut wird in Wasser
gelegt, das sich dann grüngelblich särbt. „Darauf läßt man die Flüssigkeit in ein anderes
Faß ablaufen und bringt sie durch hölzerne Schaufeln oder Räder mehrere Stunden
hindurch mit der Luft in Berührung. Dabei scheidet sich der Indigo als dichter, sehr
feiner blauer Niederschlag aus. Dieser wird durch baumwollene Tücher geseiht, in Stücke
zerschnitten und getrocknet." Der Indigo wird zur Färbung von Kleiderstoffen verwendet.
Er wurde zuerst Anfang des 17. Jahrhunderts nach Europa gebracht und hat hier nach
und nach den Waid, die bis dahin gebräuchliche blaue Farbe, ganz verdrängt. In der
letzten Zeit aber, seit in Deutschland Indigo viel billiger künstlich hergestellt wird, ist der
Jndigobau stark zurückgegangen. 1895/96 betrug die Ausfuhr fast 80 Mill. Mk., 1909/10
nur noch 4,7 Mill. Mk., während Deutschland 1911 für 42 Mill. Mk. ausführte.
Inte ist eine krautartige Faserpflanze wie der Flachs und der Hanf, wird aber
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Assam Norddekan Madras Britisch-Jndien Hindostan Europa Süd- Ostasien Indiens China Hinterindien Sumatra Ceylon Indien China Brasilien Jamaika Europa Deutschland Deutschland
— 190 —
im S.-W., die jetzt mehr und mehr zum Ackerbau übergehen, und die Kirgisen
im N. in der nach ihnen benannten Kirgisensteppe (Abb. 37). Der vorherrschende
Glaube ist der Islam.
Wirtschaftliches. Tnran hat außer seinen Steppen- und Wüstenlandschasten
auch guten Ackerboden. Überall liegen kleinere und größere Oasen. Umfang-
reichere Strecken ergiebigen Landes ziehen sich an den beiden großen Flüssen
und am Fuße der Gebirge hin. Das fruchtbarste Gebiet aber ist die Landschaft
Fergana, ein gewaltiges, vom mittleren Sir und mehreren Nebenflüssen
bewässertes Kesseltal. Bis 3000 in hohe, meist kahle Berge schließen es ein
und schützen es vor rauhen Winden. Eine Fläche von fast der halben Rhein-
Provinz ist hier Kulturland und wird zum größten Teile künstlich bewässert.
Der Ackerbau Turnus liefert Weizen, Gerste, Mais, Hirse, Reis, Melonen,
Abb. 37. Kirgisenzelt. (Phot. Dudin.) .
(Aus der Illustrierten Völkerkunde von Buschan.)
edles Obst, wie Pftrsische, Aprikosen, Weintrauben, und Baumwolle. Von großer
Bedeutung ist in den letzten Jahrzehnten der Baum wollen bau geworden, um
dessen Ausbreitung und Veredlung sich die russische Regierung dnrch die Ein-
führung edler amerikanischer Arten sehr verdient gemacht hat. Turan liefert
jetzt jährlich etwa 1,4 Mill. dz Baumwolle im Werte von 140 Mill. Mk.,
mehr als 1/s des russischen Bedarfs, und steht unter den Baumwollländern der
Erde an 4. Stelle (Vereinigte Staaten, Indien, Ägypten, Tnran). Ein wichtiger
Erwerbszweig ist auch die Seidenzucht, besonders in Buchara. Man schätzt
ihren Ertrag auf 20—30 Mill. Mk. jährlich. In den Steppenlandschaften ist
die Viehzucht die alleinige Erwerbsquelle. An erster Stelle steht die Schaf-
zu cht; man hält aber auch Rinder, Ziegen, Kamele und Pferde. Einen Haupt-
ausfuhrgegenstand bilden die kostbaren weißen oder schwarzen Felle neugeborner
Fettschwanzschafe, die unter dem Namen Astrachanfelle oder Persianer in
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Venedig" bezeichnet hat. Viele Hütten stehen sogar auf Flößen, die im Strome verankert
sind. Ein besonderes Gepräge erhält die Stadt durch den Buddhismus. „Aus dem Meere
niedriger Häuser erheben sich überall Tempel (Pagoden), deren goldglänzende Türme im
Scheine der Sonne einen wahrhaft großartigen Anblick gewähren (Abb. 28 und 29). Aber
das Innere der Stadt ist sonst wenig einladend, die Straßen sind schmutzig und übelriechend,
die Häuser aus Holz und selbst Bambusgeflecht unansehnlich".
3. Französisch-Hintcrindien oder Judo-China (800000 qkm, 17 Mill. (£.,
21 auf 1 qkm) besteht aus der Kolonie Nieder-Kochinchina, dem Mündungs-
gebiete des Mekong, und den Schutzstaaten Kambodscha, Annam und Tonking.
Wirtschaftlich am wertvollsten sind die Niederungen von Nieder-Kochinchina und
Abb. 28. Buddhatempel in Bangkok.
Tonking, die gewaltige Ernten von Reis liefern, der meist nach China versandt
wird. (A. 1911: 94 Mill. Mk.). Andre Ausfuhrerzeugnisse sind Baumwolle,
Zimt, Pfeffer, Zucker, Tabak, Häute, Zinn usw.
Die französische Regierung hat bedeutende Summen auf die Hebung des Landes
verwendet. In Nieder-Kochinchina sind große Kanäle angelegt worden, teils um Sumpf-
gebiete zu entwässern, teils um Land für den Reisbau zu gewinnen. Die^Länge der
Eisenbahnen betrug 1911 bereits 2400 km, und große Hafenanlagen erleichtern den Aus-
landverkehr. Die Hauplstadt von Nieder-Kochinchina, Saigon (ßaigong, 65000 E.), ist
in ihrem europäischen Teile reich an modernen Prachtbauten aller Art, schönen freien
Plätzen und schattigen Baumgängen. An der Ostküste Annams Hue (50000 E.), in
Tonking Hanoi (140000 E.).
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Extrahierte Ortsnamen: Venedig Kambodscha Bangkok China Saigon Ostküste_Annams_Hue Tonking_Hanoi