kaiserliche Freibriefe schon durch Heinrich Iv. an einzelne Städte,
z. B. an die Bischofsstädte Worms und Speyer: die meisten Ver-
leihungen durch Friedrich Ii. Hohe Bedeutung Kölus in der
Entwicklung des deutschen Städtelebens (s. ob. S. 69); in Süd-
deutschland besonders das Vorbild Freiburgs, im Norden das
von Soest, dessen Recht u. a. auch Lübeck annimmt. — Der
Kmnpf der Zünfte gegen die Geschlechter um die Rathssähigkeit,
dem Wettstreit der Plebs gegen die Patricier int alten Rom ver-
gleichbar, erfüllt die deutsche Städtegeschichte im 14. und 15. Jahr-
hundert. — Die Bauten und das Kunstleben der Städte (im
Süden Nürnberg, Augsburg, Ulm u. a.).
Die drei Haupteinungen deutscher Städte sind:
a. Die drutsche Hansa, atls dem Streben nach Schutz
und Ausbreitung zunächst norddeutscher Handelsinteressen und ans
mancherlei vereinzelten und zum Theil dunkeln Anfättgen (die
frühste Verbindung die zwischen Hamburg und Lübeck) seit dem
Ende des 13. Jahrhunderts entsprungen, im Laufe des 14. zur
vollsten Blüthe entfaltet; seit 1350 über 90 Glieder des Bundes
von Esthland bis Flandern, Lübeck Bundeshaupt, fast im Allein-
besitz des itordischen Handels. Anfängliche Eintheilung der Hansa
in Drittel, später in Viertel (Quartiere): das westfälische
mit Köln, das sächsische mit Braunschweig, das wendische
mit Lübeck, das preußische mit Danzig als Vorort; — Städte-
tage. Wiederholte heiße Kämpfe mit den Nordstaaten Dänemark
und Norwegen (der siegreiche Heldenkampf von 1368—70 gegen
den Dänenkönig Waldemar Iii) entwickelten die Seemacht der
der Hansa — die größte deutsche Flotte, die das Vaterland
je besessen! — und verschafften ihr die Herrschaft der nordischen
Meere. — Haupthandelsstationen in Londott, Brügge, Nowgorod,
Bergen, Wisby (ans Gothland), Stockholtn. Mit dem Umschwung
des Welthandels am Ende des Mittelalters und dem Beginne der
Neuzeit sank die Blüthe der Hansa wie die der italischen Seestädte.
d. Der rheinische Städtebund (s. ob. S. 73), bereits
1254 von Worms und Mainz (Arnold von Walpot) zur Her-
stellung des Landfriedens und zum Schutz des Handels begründet,
über viele andere rheinische und ferner gelegene Städte (z. B.
Nürnberg und Regensburg, Minden und Bregiem, zuletzt mehr
als 70) ausgebreitet, auch geistlichen und weltlichen Fürsten zu-
gänglich, daher kein reiner Stad leb und wie die Hansa. Die
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Friedrich_Ii Friedrich Waldemar_Iii Arnold_von_Walpot
Extrahierte Ortsnamen: Freiburgs Soest Rom Nürnberg Augsburg Ulm Hamburg Esthland Flandern Danzig Dänemark Norwegen Worms Mainz Nürnberg Regensburg Minden
— 25 —
man genötigt, 1827 den Vorhafen Bremerhaven anzulegen. Hier
können die größten Seeschiffe ankern; der Hafen ist im Winter fast
immer eisfrei. Die Regulierung der Weser soll etwa bis Hameln
hinauf geführt werden, damit Bremen ein größeres Hinterland
gewinnt.
Bremen ist der erste Auswandererhafen Deutschlands. Der
Bremer Handel kann sich zwar nicht mit demjenigen Hamburgs messen,
aber er umspannt alle fünf Erdteile, so daß Bremen als die zweite
Seestadt des Deutscheu Reiches zu bezeichnen ist. Als Stapelplatz
für Kolonialwaren ist Bremen sehr bedeutend und gilt geradezu für
den ersten Tabak- und Reismarkt Europas. Ferner ist Bremen der
wichtigste deutsche Markt für Rohbaumwolle und für amerikanisches
Petroleum. Der wichtigste Ausfuhrgegenstand ist Rohzucker. Die
Nachbarhäfen Geestemünde und Bremerhaven sind wichtig ihrer
Hochseefischerei wegen.
Ebenso wie Hamburg ist Bremen jetzt dem Zollverein (§ 9)
angeschlossen und besitzt einen Freihafen.
§ 27. Kmden, in der Nähe des Dollart und am Dortmund-
Ems-Kanal (§ 16, 5) gelegen, steht in direkter Schiffsverbindung mit
den Inseln Borkum und Norderney sowie mit Hamburg. Die Stadt
hatte im Mittelalter als Handelsstadt eine große Bedeutung, ging
aber in neuerer Zeit sehr zurück. Erst unter preußischer Herrschaft
hob sie sich wieder. Der Staat baute den Hafen aus, versah ihn
mit den neuesten Einrichtungen, sicherte die Stadt gegen Sturmfluten
durch Deichbauten, verband die Ems mit der Jade durch einen Kanal
und schuf dadurch für den Emdener Handel ein größeres Hinterland.
Der Dortmund-Ems-Kanal dürfte Emden zu einem bedeutenden Nord-
seehafen umgestalten. Emden ist Ausgangspunkt eines Kabels nach
New Jork.
Die Schiffahrt des Deutschen Reiches.
§ 28. Allgemeines. Als der Hansabuud in der Zeit seiner
Blüte war, da beherrschten deutsche Schiffe das Meer, und die
deutsche Seemacht konnte als größte der Welt hingestellt werden.
Die Macht der Hansa schwand, und mit ihr auch Deutschlands An-
sehen zur See. Was davon noch geblieben war, konnte der Dreißig-
jährige Krieg mit seinen unheilvollen Folgen vollends beseitigen.
Nur Hamburg und Bremen suchten den deutschen Seehandel zu
halten. Als sich der deutsche Einheitsgedanke zu regen begann, da
wurde es mit der deutschen Schiffahrt besser. Und heute weht unsere
deutsche Handelsflagge in allen Meeren, geschützt von einer starken
Kriegsflotte. Mit Riesenschritten hat das Deutsche Reich andere see-
fahrende Nationen überflügelt und selbst England, das noch in den
sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts mit Verachtung auf unsere
überseeischen Handelsbestrebungen herabsah, muß jetzt im Deutschen
Reich einen mächtigen Nebenbuhler auf diesem Gebiet achten; denn
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Extrahierte Ortsnamen: Bremerhaven Hameln Bremen Deutschlands Bremen Bremen Europas Bremen Bremerhaven Hamburg Bremen Dortmund-
Ems-Kanal Borkum Norderney Hamburg Deutschlands Hamburg Bremen England Deutschen
Reich
230
Vierte Periode des Mittelalters.
Die deutsche Der berühiitteste aller deutschen Städeverbindnngen war die zum
Hansa. Schutze des Handels gegründete deutsche Hansa *). In Deutschland
waren insbesondere die Ostseestädte durch den Handel mit dem Süden,
welchem sie Schisfsbauholz, Eisen, Bernstein, Pelzwerke und Häringe
zuführten und der ihnen dafür seine Naturprodukte und indische Waaren
lieferte, reich und wohlstehend geworden. Die Unsicherheit der Land-
und Wasserstraßen beeinträchtigte aber ihren Handel so sehr, daß Ham-
burg und Lübeck einen Bund gegen die wegelagernden Ritter (1241)
begründete». Zur Zeit der Blüthe zählte der Bund 85 Hansestädte**),
welche unter dem Borsitz von Lübeck ihre gemeinsamen Angelegenheiten
auf besonderen Tagsatznngen beriethen. Auch der deutsche Ritterorden,
dessen Hochmeister Protektor der Hansa war, sandte Vertreter nach
Lübeck und erhielt von der Hansa Hülfe und Colonisten.
Einrichtung Jede Hansestadt zahlte jährlich 2070 Thaler in die Bnndeskasse,
und Ansehen mußte sich aber außerordentliche Zuschüsse gefallen lassen, wenn die
Noth es erheischte. Alle 3 Jahre fanden in Lübeck die allgemeinen
Hansetage statt. Ohne Zuthun von Kaiser und Reich ordnete die
Hansa ihre inneren Angelegenheiten, schlichtete Streitigkeiten, strafte
pflichtvergessene Bundesgenossen, schloß Bündnisse und berieth über Krieg
und Frieden. Die Hansa gelangte zu großem Ansehen. Sie eroberte
1368 Kopenhagen, sperrte den Sund und nöthigte Dänemark zum
Eidschwur, keinen König ohne Einwilligung der Hansa zu wählen.
Durch die Hansa verlor der schwedische König Magnus seine Krone.
Untergang Die Blüthe der Hansa währte 300 Jahre. Erst mit dem
dcr Hansa. Jahrhundert, als die öffentliche Sicherheit zurückgekehrt und die
Entdeckung von Amerika und die Aufstndung des Seewegs nach Ost-
indien dem Handel neue Bahnen geschaffen hatte, gerieth der Bund in
sichtlichen Verfall. Auf dem letzten Tage zu Lübeck sagte sich (1630)
der größte Theil der Städte von dem Bunde los; nur Hamburg,
Lübeck und Bremen erneuerten denselben und führen bis zu dieser
Kunst und Stunde den ehrenvollen Namen der deutschen Hansestädte fort.
^^Mittn' *0 Kunst und Wissenschaft. In einer thatenreichen Zeit wie die
alter, des Mittelalters konnten, da der ganze Sinn der Menschen auf Thaten
*) Hansa von Hans (Geselle) bedeutet Gesellschaft, Bund.
**) Lübeck, Hamburg, Bremen, Lüneburg, Rostock, Kiel, Greifswalde, Stral-
sund, Stettin, Kolberg, Wisby, Cöln, Rymwegen, Amsterdam, Utrecht,
Mastricht, Soest, Osnabrück, Müilster, Paderborn, Braunschweig, Magde-
burg, Halle, Göttingen, Hannover, Erfurt, Brandenburg, Frankfurt an
der Oder, Breslau, Danzig, Elbing, Thorn, Königsberg, Riga, Reval
waren die bedeutendsten.
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Extrahierte Personennamen: Bernstein König_Magnus Magnus Hans_(
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Amerika Hamburg Hamburg Bremen Lüneburg Rostock Kiel Stettin Kolberg Amsterdam Utrecht Soest Osnabrück Paderborn Braunschweig Hannover Erfurt Brandenburg Frankfurt Breslau Danzig Elbing Thorn Königsberg Riga
Die Blüte der Hansa.
245
Haus Wittelsbach gekommen war, wurde die Rache an den Friesen
von dem nordischen Adel zur adeligen Ehrenpflicht gemacht; mit dem
holländischen Adel zogen englische, französische und niederländische Rit-
ter. Bei Kuinder widerstanden 6000 Friesen der Landung des feind-
lichen Heeres; aber der Herr von Kuinder ging von ihnen zu dem
Ritterheere über und die Bauern unterlagen, jedoch nicht eher, als bis
fast alle umgekommen waren; nur 50 Verwundete fielen in die Ge-
walt des Feindes. Die Friesen mußten sich unterwerfen, doch bald
erhob sich neuer Widerstand, der Kampf dauerte mit abwechselndem
Glücke fort, bis Kaiser Sigismund Friesland als Reichsvogtei erklärte
und es gegen den Kaisergroschen bei seiner Verfassung zu schützen ver-
sprach (1417).
Die Blüte der Hansa.
Unter Karl Iv. erreichte die norddeutsche Hansa ihre größte Macht
und blühte ihr Handel am schönsten. Die Zahl der verbundenen Städte
wechselte von 108 bis 64; sie waren in vier Quartiere getheilt; Vorort
war Lübeck, das zugleich an der Spitze des wendischen Quartiers stand,
wie Köln des westfälisch-niederländischen, Braunschweig des sächsischen,
Danzig des preußischen. Die Bundesversammlung fand von drei zu
drei Jahren statt, in der Zwischenzeit übten die Quartierstädte ein
schiedsrichterliches Amt; eigene Gerichte beaufsichtigten Fabrikation und
Verkehr. Hauptfaktoreien waren in Brügge, London, Bergen und Now-
gorod; sie hatten freie Einfuhr nach den skandinavischen Neichen, nach
Rußland und England; sie handelten aber auch mit Spanien und Por-
tugal. Die Politik der Hansa war die einer Handelsmacht; sie nahm
sich weder der Friesen an, die sie mit ihren Schiffen so leicht unterstützen
konnte, noch mischte sie sich in die Kämpfe der flandrischen Städte mit
dem Adel und den Franzosen; als aber der König Waldemar Iv. die
Stadt Wisby plünderte und den hanseatischen Verkehr bedrohte, be-
kriegte ihn die Hansa ernsthaft. Sie eroberte Schonen, Kopenhagen,
Helsingör u. s. w., nöthigte Waldemarn zur Flucht (1368), erzwang von
Dänemark große Handelsvorrechte und wurde Herr des baltischen
Meeres. Karl Iv. ging selbst mit dem Gedanken um, sich -an die
Spitze des mächtigen Bundes zu stellen, ließ aber diesen Gedanken wie
so manchen andern bald wieder fallen, und der lockere Bund, welchem
bald mehr, bald weniger Städte angehörten und der überhaupt seine
Verfassung so wenig ausbildete als die anderen Städtebünde, dauerte
fort, bis er durch Veränderungen, die Deutschland und andere Staaten
erlitten, allmälig aufhörte; 1630 wurde der letzte Hansatag gehalten
und später blieben nur Hamburg, Lübeck und Bremen in Verbindung.
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Extrahierte Personennamen: Sigismund_Friesland Karl_Iv Karl Karl_Iv Karl
Extrahierte Ortsnamen: Haus_Wittelsbach Danzig London England Spanien Kopenhagen Deutschland Hamburg Bremen
Gebiet der Elbe.
121
Landbewohner die rein deutsche Sprache ans, aber die Städte Apenrade, Haders-
leben u. a. sind deutsch. Schleswig a. d. Schlei war eine Zeit lang Herzogssitz
(Schloß Gottorf) und hat nicht unbedeutenden Handel.
Lübeck, freie Handelsstadt mit den Vorstädten 39800 (§. an der schiffbaren Trade,
hat zwei Häfen, einen für kleinere Schiffe nahe der Stadt, und einen größeren bei
Travemünde, wo man die ankommenden Kanffahrer löscht und die Waaren anf leichtere
Prahmen (Schiffchen) packt, um sie nach der Stadt zu bringen. Schon in der Zeit
Heinrich des Löwen wuchs die Thätigkeit der Lübecker. Den Kaisern Friedrich Roth-
bart und Friedrich Ii. ans Hohenstansischem Geschlechte verdankten sie Reichsfreiheit;
und als im 13. Jahrh. das deutsche Neich durch innen: Zwist erschüttert wurde, und
überall die Städte sich gegen fürstliche und adelige Nachbarn stärken mußten, traten die
Lübecker und Hamburger in eine Hanse, d. h. Handelsgesellschaft. Bald vereinten sich
noch im gleichen Jahrh. mehrere Städte mit ihnen, und so entstand die große Hanse,
die mächtig genug ward, Heer- und Wasserstraßen zu sichern und die Nachbarn in
Furcht zu halten. Der ganze Handel anf der Ostsee kam ausschließlich in ihre Hand,
denn in Dänemark, Norwegen, Schweden und Rußland wußten sie große Rechte zu
erlangen; aber auch in der niederländischen Stadt Brügge errichteten sie eine große
Faktorei, und in London, wo ein eigenes Stadtquartier ihnen eingeräumt wurde. Zu-
weilen versuchten zwar die Könige, die Rechte der reichen Hanse zu schmälern, damit
ihre eignen Unterthanen einen Theil am Handelsgewinn erhielten; allein die Hanse
rüstete Flotten aus und erzwang durch See- und Landschlachten völlige Herstellung, ja
noch Vergrößerung ihrer früheren Rechte. Sie vermochte aber so bedeutende Kriege zu
führen, da 80 Städte von Holland bis Livland zu ihrem Bunde gehörten. Der großen
Ausdehnung wegen hatten sie den ganzen Bnnd in Viertel abgetheilt, an deren Spitze
Köln (westfälisches), Braunschweig (sächsisches), Lübeck (wendisches) und Danzig (preußisches
Quartier) standen. Lübeck aber war Hauptstadt, wohin die Gesandten aller Bundes-
städte zu wichtigen Versammlungen sich begaben. Die Bürgermeister Lübecks regierten
das Ganze und glänzten oft als Heerführer der Flotten und der Landmacht. Schon
1234 erfochten die Lübecker, von Alexander v. Soltwedel geführt, einen Seesieg
über die Dänen, und eroberten sogar 1249 Kopenhagen. Heber 100 Jahre später be-
kriegte man den Dänenkönig Waldemar Atterdag. Die Rathsherrn Eberhard v.
More und Go:schalk v. Attendorn liefen mit der hansischen Flotte aus, auf
welcher Bruno v. Warendorp das Kriegsvolk befehligte. Sie landeten in Nor-
wegen, dessen König Hakon Friede machen mußte; siegten dann über die Dänen, nah-
men Kopenhagen und nöthigten den Waldemar zum Frieden von Stralsund 1370.
Der Leichnam Warendorps, der bei der Eroberung Kopenhagens gefallen war, ward zu
Lübeck in der Marienkirche beerdigt. Im nächsten Jahrhundert gab es Krieg mit Eng-
land, wo 1452 der Hanseat Paul Beneke aus Danzig sich als Seeheld Ruhm er-
warb. So blühete der Bund vom 13. — i 6. Jahrhundert. Erst als die Fürstengewalt
überall in Enropa größer wurde, stehende Heere aufkamen, städtische Mauern dem Feuer
des vervollkommneten Geschützes nicht mehr widerstehen konnten und der Welthandel
nfolge der Umschiffnng Afrikas und der Entdeckung Amerikas andere Bahnen nahm,
verfiel allmählich die Macht der Hanse. Die Staaten, deren Handel ehmals ganz in
der Gewalt der Hanse gewesen, warfen dies Joch ab. Die meisten Städte des Bundes
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Friedrich_Roth- Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Alexander_v Alexander Waldemar_Atterdag Eberhard_v Bruno_v Hakon_Friede Paul_Beneke
Extrahierte Ortsnamen: Ostsee Dänemark Norwegen Schweden London Holland Livland Braunschweig Danzig Kopenhagen Attendorn Nor- Kopenhagen Stralsund Marienkirche Danzig Enropa Afrikas Amerikas
810
Europa
— Deutsches Reich.
großenteils katholische Tschechen und in noch größerer Zahl sind die Angehörigen
des ljächischen oder polnischen Astes (2,516000) vertreten (S. 132). Dazu ge-
hören: a) die Pommern, jetzt gänzlich germanisirt; b) die Kassuben westlich der
untern Weichsel (in Pommerellen), mit einem den eigentlichen Polen schwer verstand-
lichen Dialekt, größtentheils katholisch, in mehreren Distrikten noch in geschlossenen
Massen vorhanden (z. B. zwischen Brahe, Schwarzwasser und Ferse), sonst allerdings
meist von dem mehr und mehr sich geltend machenden deutschen Elemente (besonders
in den Städten, an den Landstraßen und Eisenbahnen) durchdrungen; e)diemasuren
in den Wildnissen des südl. Ostpreußens, westwärts bis zur Drewenz, mit einem gleich-
falls vom Hochpolnischen verschiedenen Dialekt, größtentheils evangelisch nud durch Liebe
zum preußischen Vaterlande ausgezeichnet, aber ebenfalls im Zurückweichen vor dem
Deutschthum begriffen, das nicht nur von den Grenzen her vordringt, sondern auch in
den Städten durch Einwanderung bürgerlicher Gewerbtreibender und selbst auf dem
Lande sich dadurch festsetzt, daß der Grundbesitz mehr und mehr in deutsche Hände über-
geht; ä) die eigentlichen Polen in Oberschlesien und in Posen, in letzterer Provinz
sogar die Mehrzahl bildend (nämlich 1867.- 694000 Deutsche und 843000 Polen, wovon
3/t im Reg.-Bez. Posen); sie sind in weitaus überwiegender Zahl katholisch und das
einzige fremdsprachige Element innerhalb der Grenzen des Reiches, das — nicht ohne
Mitschuld der preußischen Staatsregierung nud zu deren eigenem Schaden — an einigen
Punkten sogar gegen das Deutschthum vorgedrungen ist, während sonst überall die deutsche
Sprachgrenze sich erweiterte und die nichtdeutschen Nationalitäten innerhalb der Reichs-
grenzen an Terrain verloren. In Schlesien überwiegen die Polen im Reg.-Bez. Oppeln
rechts der Oder, wo sie 75°/o der Bevölkerung ausmachen, während sie links der
Oder nach und nach abnehmen und die Glatzer Neiße nicht mehr erreichen. In
Posen haben die größeren Städte, mit Ausnahme von Gnesen, entweder eine rein
deutsche oder wenigstens eine entschieden überwiegend deutsche Bevölkerung, nitd selbst
in Gnesen überschreitet diese die Hälfte. Von den 142 Städten Posens müssen 62 vor-
zugsweise polnische genannt werden, worunter aber viele sind, die noch nicht 1000 E.
haben; von den 5200 Ortschaften des platten Landes haben 700 (meist die größeren)
deutsche, 900 polnische, 1200 überwiegend deutsche, 2100 überwiegend polnische Bevöl-
kerung; von den großen Gütern sind 900 in deutschen, 770 in polnischen Händen.*)
Die wenigen Fabrikanlagen im Lande, der bedeutende Acker- und Hopfenbau, der groß-
artige Bergbau Oberschlesiens :c. verdanken ihre Entwicklung und Unterhaltung fast
durchweg dem Geiste und Kapitale der Deutschen.
In Bezug auf Coufession herrscht im Deutschen Reich daö protestantische
Bekenntnis vor. Die Zählung Von 1871 ergab 25,582000 (62,4%) Evangelische
und 14,867000 (36,24^/0) Römisch-Katholische; die Juden machen 1,25% aus, der Rest
kommt auf Personen mit anderem oder gar keinem Bekenntnisse. Ueberwiegend, ja fast
der Lausitzer Berge nordwärts bis Guben, Fürstenberg a. d. O., Storkow und Lukkau,
1750 noch bis Forste, Lieberose, Lübben und Kalau, 1872 nur noch bis Muskau, Peiz
(nordöstlich von Kottbus), Drebkau und Senftenberg, während die Südgrenze merk-
würdig konstant geblieben ist. Aber selbst innerhalb des jetzt noch vorzugsweise wendl-
schen Gebietes sind Peiz, Kottbus, Spremberg, Hoyerswerda, Wittichan, Bautzen :c. ganz
oder größtentheils deutsche Orte.
*) Nach Neumaun, das Deutsche Reich 1874. I. 384.
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TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
107
große Rechte für ihren Waarenvertrieb; in der niederländischen Stadt Brügge
errichteten sie eine eigne große Faktorei und ebenfals in London, wo ein eigne-Z
Stadtqnartier ihnen eingeräumt wurde. Zuweilen versuchten die Könige dieser
Länder der reichen Hanse die Rechte zu schmälern, damit ihre eignen Untertha-
nen einen Theil des Handelgewinns genössen; aber die Hanse nistete Flotten
aus und erzwang durch See- und Landschlachten völlige Herstellung, ja noch Ver-
größerung ihrer frühern Rechte. Sie vermochten aber so bedeutende Kriege zu
fuhren, da 70 Städte von Holland bis Liefland zu ihrem Bunde gehörten. Der
großen Ausdehnung wegen hatten sie den ganzen Bund in Viertel abgetheilt, an
deren Spitze die Städte Köln am Rhein, Danzig am Ausfluß der Weichsel,
Braunschweig an der Ocker und Lübeck standen. Lübeck aber war Hauptstadt,
wohin die Gesandten aller Bundesstädte zu wichtigen Versammlungen sich bega-
den. Die Bürgermeister Lübecks regierten das Ganze und glänzten oft als Heer-
führer der Flotten und der Landmacht.
Schon 1234 erfochten die Lübecker, vom Alepander v. Soltwedek ge-
führt, einen Seesieg über die Dänen, und eroberten sogar 1249 Copenhagen.
Uiber 100 Fahr später bekriegte man den Dänenkönig Waldemar Atterdag. Die
Rathsherrn Eberhard v. More und Gotschalt v. Attendorn liefen mit
der hansischen Flotte aus, worauf Bruno v. Warendorp die Krieger befeh-
ligte. Sie landeten an Norwegen, dessen König Hakon Friede machen mußte;
siegten dann über die Dänen, nahmen Copenhagen und nöthigten den Waloemar
zum Frieden v. Stralsund 1370. Der Leichnam Warendorps, der bei der Er-
oberung Copenhagens gefallen war, ward zu Lübeck in der Marienkirche beerdigt.
Im nächsten Jahrhundert gab es Krieg mit England, wo 1452 der Hanseat
Paul Beneke aus Danzig sich als Seeheld Ruhm erwarb. So bluhete der
Bund vom 13.—16. Jahrhundert. Erft als die Fürstengewalt überall in Europa
größer wurde, stehende Heere aufkamen und städtische Mauern dem Feuer des
vervollkommneten Geschützes nicht mehr widerstehen konnten, verfiel auch die
Hanse. Die Staaten, deren Handel ehemals ganz in der Gewalt der Hanse
gewesen, warfen dies Joch ab. Die meisten Städte des Bundes kamen unter
fürstliche Herrn und hörten dadurch auf, freie Glieder einer großen Hanse zu
sein. Auch überflügelte die Handelthätigkeit Hollands und später Englands all-
mählig bei weitem den Handel der Deutschen, und die Hanse sank. Der letzte
Hansetag zu Lübeck ward 1630 gehalten. Jetzt führen nur drei Städte noch den
Namen Hansestädte, Lübeck, Hamburg und Bremen. Hamburg ist unter ihnen
die reichste und größte, reicher selbst, als es ehedem gewesen. Lübeck dagegen
hat nur noch große Erinnerungen aufzuweisen. Da sie unverschuldet ihre Bedeu-
tung im Welthandel eingebüßt haben, so ziemt den Bürgern noch immer das
edle Selbstgefühl, freie Bürger zu heißen. Und mit Recht rühmt man, daß sie
viel Sorgfalt auf Erziehung ihrer Söhne und Töchter verwenden und an gelsti-
ger Bildung keiner andern deutschen Stadt nachstehen wollen. — Der jetzige
berühmte Maler Overbeck zu Rom ist ein Lübecker von Geburt, geb. 1789.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden]]
Extrahierte Ortsnamen: London Holland Rhein Danzig Braunschweig Attendorn Norwegen Stralsund Marienkirche England Danzig Europa Hollands Englands Hamburg Bremen Hamburg Rom
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nisten an, wie später das Bistum Meißen um Eilenburg und Wurzen. Weiter südlich treten bereits um 1100 Alrenkirchen bei der Königspfalz Altenburg, Reichenbach, Plauen und Elsterberg als Psarrorte für ausgedehnte Kirchspiele hervor Die Germanisieruug des Vogtlandes vollendete dann im 13. Jhrdt. der Deutsche Orden. Im Erzgebirge wird Zwickau zuerst 1118 genannt; Chemnitz entstand im Anschluß an das von Kaiser Lothar (f 1137) gestiftete Benedcktinerkloster; Freiberg wurde unter Otto dem Reichen um 1180 von sächsischen Bergleuten aus Goslar (daher die „Sächsstadt") begründet. In den Muldenthälern schloß sich die Besiedelung besonders an die Klöster (Alt-Zella, Buch, Nimbschen, Geringswalde, Zschillen bei Wechselburg) an. Im Elb-gebiet war Großenhain an der „hohen Straße" um 1234 ein bedeutender Markt; Dresden erwuchs noch vor 1215 als deutsche Stadt neben einem wendischen Dorfe (Dijazdjanje, d. i. die Riedbewohner) in Anlehnung an ein markgräfliches Schloß und die Elbbrücke, weitex auswärts Pirna bei einer böhmischen Zollstätte. Das obere Erzgebirge und das zerklüftete Elbsandsteingebirge wurden erst im 13. Jhrdt. teilweise urbar gemacht, indem die deutschen Adelsgeschlechter dort ihre Burgen mitten im Urwald bauten und deutsche Kolonisten beriefen (s. die Karte).
c) Das Milzenerland (Budissiu) wurde erst im 13. Jhrdt. unter böhmischer (1156 —1258) und braudeuburgischer Herrschaft (1258 —1319) von der deutschen Besiedlung erreicht. Die größeren deutschen Städte entstanden längs der „hohen Straße": Kamenz, Bautzen, Löban, Görlitz, Lauban. Die deutschen Bauern drangen entweder von Königsbrück ans nordostwärts ins Gebiet der schwarzen Elster vor oder vom bischöflich meißnischen Bischofswerda in die Gebirgswalduugen an der Südgrenze und besiedelten auch weiter im Osten das Land zwischen Löbau und Görlitz, sowie den fast menschenleeren waldbedeckten böhmischen Gau Zagost (spr. Sagost) am Nordfuße des Lausitzer Gebirges (das Land „hinterm Wald", von Süden gesehen; Reichenbach, Friedlan), Zittau). Die ebene Mitte des Laydes um Bautzen blieb wendisch, ebenso der größte Teil der (Nieder-) Lausitz, wo nur einzelne Klöster und Stadtgemeinden als deutsche Kolonien entstanden (Dobrilugk 1165, Neuzelle 1268, Guben 1268 u. a. m.). — Selbst die slawische Bevölkerung des meißnischen Niederlandes wurde erst im 15. Jhrdt. völlig germanisiert «Verbot der wendischen Sprache vor Gericht im Anhaltischen 1298, in Leipzig, Altenburg und Zwickau 1327, im Meißnischen 1424).
d) Mit der dichteren Besiedlung verband sich der wirtschaftliche Aufschwung. Weitaus der wichtigste Erwerbszweig war die Landwirtschaft, die schon im 12. Jhrdt. um Meißen zum Weinbau überging; daneben stand im Erzgebirge der Silberbergban, und in den Städten entwickelte sich eine blühende Tuchweberei, die meist von flämischen Handwerkern eingeführt wurde. Die bedeutendsten
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