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1. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 78

1891 - Dresden : Höckner
— 78 — und bis in ihr eigenes Gebiet verfolgt. 791 begann Karl den Krieg, überließ aber die Fortführung desselben seinem Sohne 796 Pippin bis 796 (Erstürmung der avarischen „Ringe"). Die wachsende Zerrüttung des avarischen Reiches im Innern und die Erhebung seiner slawischen Unterthanen brachen die Kraft desselben. Das avarische Land wurde fränkischen Markgrafen unterstellt, neben denen selbständig der Markgraf der baierischen Ostmark (Nieder-Österreich zwischen Enns und Wiener Wald) regierte. Einen zweiten großen Grenzbezirk bildete Karentanien mit Istrien, Liburnien (Nord-Dalmatien) und Friaul. 10. Durch die sächsischen und baierisch-avarischen Kriege war Karl zugleich auch mit den Slawen in Berührung gekommen. Schon 780 hatte er die Obotriten in Mecklenburg sür sich gewonnen. Mit ihrer und der Sorben (an der Saale) Hilfe unterwarfen sich 789 auch die Milzen (von der Priegnitz bis zur Ostsee) seiner Hoheit. Im Südosten wurde im Anschluß an die Erfolge Taffilos die Bekehrung der südslawischen Völker dem 798 zum Erzbistum erhobenen Salzburg übertragen. — So hat Karl nach Nordosten wie nach Südosten christlich-germanischer Gesittung neue Bahnen eröffnet. fr) Die Wiederherstellung des abendländischen Kaisertums und die Sicherung der Reichsgrenzen. 1. Die politische und kirchliche Vereinigung fast der gesamten germanisch-romanischen Bevölkerung des ehemaligen römischen Weltreichs und die thatsächliche Weltstellung des fränkischen Großkönigs drängte nach einem staatsrechtlichen Abschluß, und dieser fand sich in der von der römischen Kirche aus- und umgebildeten theokratischen Idee eines römisch-christlichen Weltkaisertums. Zur Erneuerung der kaiserlichen Würde aber bot das Papsttum um so bereitwilliger die Hand, je abhängiger dasselbe von dem mächtigen Schutze des Frankenkönigs war und je weniger sich das griechische Kaisertum des erhobenen Anspruchs fähig zeigte (Kaiserin Irene). 2. Papst Leo Iii. hatte dem König gleich nach seiner Erhebung auf den Stuhl Petri die Schlüssel zum Grabe des h. Petrus und die Fahne der Stadt Rom als Zeichen der Huldigung übersandt. Hilfesuchend (Überfall in Rom) war er sodann 799 im Lager zu Paderborn erschienen und vom königlichen Gesandten nach Rom zurückgeführt worden. Als Karl nun selbst gegen Ende 800 dorthin kam, befestigte er ihn in seiner Stel-

2. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 137

1891 - Dresden : Höckner
— 137 — 5. Da nun diese demokratische Umwandlung nicht nur die deutsche Hoheit völlig außer acht ließ (Einstellung der Natural-lieserungen oder Fodra), sondern es auch den lombardischen Bischöfen, den festesten Stützen derselben, unmöglich machte, den Hof- und Heeresdienst fernerhin zu leisten, so mußte Friedrich I. von seinem Standpunkte ans alles daransetzen, die aristokratische Naturalwirtschaft Deutschlands auch in der ergiebigen Lombardei wieder zur Herrschaft zu bringen. Auf dem 1. Römerzug (1154-1155) freilich mußte er sich seiner geringen Streitkräfte wegen begnügen, sein Ansehen in Oberitalien wiederherzustellen (Zerstörung der Städte Chieri, Asti und Tortona) und das widerspenstige Mailand zu ächten. Auf dem Marsche nach Rom verständigte er sich zu Viterbo (im südlichen Tuscien) mit dem mißtrauischen (englischen) Papst Hadrian Iv., dem der König den begehrten Marschallsdienst nur widerwillig leistete, und empfing gegen Preisgabe Arnolds von Brescia 1155 aus 1155 seiner Hand im St. Peter die Kaiserkrone. Nach dem Wunsche seines Heeres kehrte er, ohne dem Papst die aufrührerischen Römer unterworfen zu haben, über Spoleto (Strafgericht) und Verona (Kampf an der Etschklause: Otto von Wittelsbach) nach Deutschland zurück. 6. Die zwischen Kaiser und Papst obwaltende Spannung offenbarte sich deutlich auf dem Reichstag zu Besan^on 1157 1157 (Kardinal Roland und Pfalzgraf Otto von Wittelsbach); doch zwang Friedrich mit Hilfe feines kühnen Kanzlers Rainald von Dassel (Manifest an die deutschen Fürsten) und der kaisertreuen Bischöfe die Kurie vorerst zum Einlenken („beneficium“)1). Auf dem 2. Römerzug (1158—1162), den er mit einem gewaltigen, durch italienische Aufgebote noch verstärkten Heere antrat, wurde Mailand 1158 zur Unterwerfung gezwungen. 1158 Daraus ließ der Kaiser durch den Reichstag auf den ron-califchen Feldern die inzwischen von Bologneser Juristen auf Grund des römischen Rechts festgestellten kaiserlichen Rechte verkünden und forderte danach von den Städten außer den Regalien auch die richterliche Oberhoheit zurück, vom Adel in den Landschaften die Wiederherstellung der in voller Auslösung begriffenen 1) Eben damals fand Friedrich I. in seinem Oheim, dem Bischof Otto von Freising, der noch vor 10 Jahren in seiner „Chronik" verbitterten Herzens über die damalige Zerrüttung des Reiches in der Herrlichkeit des Gottesstaates alleinigen Trost suchte, einen begeisterten Herold seiner Thaten.

3. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 103

1891 - Dresden : Höckner
— 103 — erwarb er im Westen schon 1106 von seinem Oheim, dem kinderlosen König Rudolf Iii, die Zusicherung der Nachfolge in Burgund, wenn es ihm auch nicht gelang, dem Widerstände des bur-gundischen Adels sowie dem Wankelmut des schwachen Königs gegenüber sein Erbrecht selbst schon durchzusetzen. 6. Trotz seiner vorwiegend deutschen Richtung nicht gewillt, auf die Herrschaft Italiens ganz zu verzichten, hat Heinrich Ii. auch 3 Römerzüge unternommen. Schon auf dem ersten erwarb er zwar 1004 in Pavia die lombardische Krone, sreilich durch die Wahl der lombardischen Großen, und gewann aus dem 2. in Rom 1014 von dem tuskulanischen Papst Benedikt Viii. 1014 auch die Kaiserkrone; aber Hardnin von Jvrea konnte doch erst jetzt zum Verzicht aus die langobardrsche Krone gezwungen werden. Auf dem dritten Zuge aber (1021-22) gegen die in Unteritalien vordringende griechische Macht (Festung Troja bei Benevent, Hilfegesuch Benedikts Viii. in Bamberg) brachte er nur die lango-bardischen Staaten Campaniens wieder unter die kaiserliche Hoheit-In seiner sächsischen Heimat, zu Groua (bei Göttingen), erlosch mit Heinrich Ii. 1024 das sächsische Kaiserhaus (Grab im Dome 1024 zu Bamberg). 3. Die Erneuerung der deutschen Königsmacht und die Machthöhe des salischen Erbkaisertumes 1024—1056. 1. In glänzender Versammlung der Fürsten aller deutschen 1024 Stämme auf der Rheinebene bei Kamba (zwischen Mainz und Worms, Oppenheim gegenüber) wurde der fränkische Graf Konrad Ii. (1024 —1039), Urenkel Konrads von Lothringen und ein Vetter des Herzogs Konrad von Kärnten, seines Mitbewerbers um die Krone, zum König erkoren. Er war in harter Lebensschule herangereift zu einem echten deutschen Laienfürsten mit nüchternem, scharfem Rechtsverstande, ohne gelehrte Bildung und frei von cluniacensischen Ideen. 2. Die Mittel zur Lösung der inneren Schwierigkeiten des Reiches fand er nicht nur in der verschärften Anwendung der überlieferten Ottonifchen Politik gegenüber der Herzogsgewalt und der Kirche, sondern vor allem in der geflissentlichen Hebung der königlichen Ministerialen, der hörigen, aber belehnten und reisigen Dienstmannen (S. 109), ferner in der Sammlung des von den Ottonen massenhaft an die Kirche verschenkten Krongutes und endlich in der Anerkennung der Erblichkeit der Lehen, wodurch er den Laienadel für sich gewann.

4. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 105

1891 - Dresden : Höckner
— 105 — Erzbischofs Aribert von Mailand gegen seine aufständischen Valvasforen. 6. Indem nun der Kaiser durch die im Lager vor Mailand erlassene Lehenskonstitution von 1037 (Constitutio de feudis) 1037 die Erblichkeit aller Lehen für Italien gesetzlich feststellte, entzog er der ganzen Bewegung den Boden und schuf sich auch hier in den niederen Vasallen eine feste Stütze. Die aufsteigende Macht der feit 1016 eingewanderten Normannen (ihr Eingreifen in den Kampf gegen die Araber vor Salerno) in Unteritalien fesselte er durch Belehnung Rainulfs mit der Grafschaft Aversa (zwischen Capua und Neapel) an das Reich. Bald nach feiner Rückkehr starb er 1039 zu Utrecht; begraben wurde er in dem von ihm 1039 begründeten Dome zu Speier. 7. Sein Sohn Heinrich Iii. der Schwarze (1039—1056) übernahm die Herrschaft, für dieselbe sorglichst vorgebildet und schon bei Lebzeiten des Vaters an ihr beteiligt, zwar in außerordentlicher Machtstellung im Innern, aber zu einer Zeit, da eine große Umgestaltung des Ostens den deutschen Einfluß dort abermals bedrohte. Doch der Herzog Bretislaw von Böhmen, der auf Kosten Polens (Entführung der Reliquien St. Adalberts von Gnefen nach Prag) die Gründung eines großen christlichen Slawenreiches betrieb, wurde schon 1041 gezwungen, aufs neue den Lehnseid zu schwören und seine polnischen Eroberungen (bis auf Schlesien und Mähren) wieder herauszugeben. 8. Dadurch verlor König Peter von Ungarn, Stephans des Heiligen Neffe und Nachfolger, den wirksamsten Rückhalt gegen eine national-heidnische Adelspartei und mußte ihr 1041 weichen. Von ihm gegen den neuen heidnischen König Aba zu Hilfe gerufen, siegte Heinrich Iii. 1044 in der Schlacht auf der Ebene von Mensö (an der unteren Raab) und setzte feinen Schützling Peter in Stuhlweißenburg als deutschen Vasallen ans den ungarischen Thron, worauf 1045 in der Königstadt Gran dessen Belehnung 1045 erfolgte. Die Ostmark und damit die deutsche Kolonisation wurden nun bis zur March und Leitha vorgeschoben. Ungarns Abhängigkeit vom Reiche konnte jedoch nicht lange behauptet werden. 9. Fortan beschäftigten den (namentlich seit seiner Vermählung mit Agnes von Poitiers) von cluniaeensischen Ideen ergriffenen König vornehmlich die Begründung eines allgemeinen Friedens und die von feinem Vorgänger vernachlässigte Reform der Kirche. Während er in Burgund zur Einführung des aus

5. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 106

1891 - Dresden : Höckner
— 106 — Frankreich stammenden Gottesfriedens (Treugadei) mitwirkte, nahm er in Deutschland das Friedenswerk persönlich in die Hand (Versöhnungsgelübde auf der Synode zu Constanz 1043).° Die Kirchenreform aber war nicht durchzuführen ohne die Mitwirkung des Papsttums, das damals völlig entartet war. 10. Deshalb erschien Heinrich Iii. 1046 in Italien als Richter und Reformator des Papsttums. Auf zwei Synoden zu Sutri in Tuscien und in Rom ließ er die Absetzung der drei simonistischen Päpste beschließen und erhob den reformfreundlichen Bischof Suidger von Bamberg als Clemens Ii. auf den päpstlichen Stuhl. Aus seinen Händen empfing Heinrich dann 1046 Weihn. 1046 die Kaiserkrone. Dazu fügten Geistlichkeit und Adel Roms mit dem Patriciate das Recht der ersten Stimme bei der Papstwahl, so daß ihnen selbst nur noch das Vorschlagsrecht blieb. Damit trat der Kaiser als Herr des Papsttums an die Spitze der gesamten abendländischen Kirche. 11. In Unteritalien belehnte Heinrich Iii. 1047 die normannischen Grafen mit ihren Eroberungen, Radulf mit Aversa und Drogo, den Sohn Tankreds von Hauteville, mit Apulien. Die eifrigen Reformbestrebungen Clemens' Ii. setzten dessen vom Kaiser erhobene deutsche Nachfolger im engen Einverständnis mit diesem fort, vor allem Leo Ix. (Bruno von Toul auf Nationalconcilien in Deutschland und Frankreich. 12. Allein auf der Höhe seiner kaiserlichen Weltmacht sah Heinrich Iii. die Grundlage derselben, die deutsche Königsmacht, schwanken. Er hatte die Politik seines Vaters namentlich dem Herzogtum gegenüber aufgegeben, und so erhob sich jetzt gegen das mit der Kirche eng verbundene übermächtige Königtum der deutsche Laienadel, insbesondere der schon seither aufsässige Herzog Gottfried der Bärtige von Oberlothringen. Deffen anfängliche Erfolge weckten sofort aufrührerische Gedanken in und außerhalb Deutschlands. 13. In Sachsen regten sich die Billunger, besorgt um ihre Stellung infolge der Verlegung der königlichen Residenz nach Goslar (Kaiserpfalz und Dom) und des vertrauten Verhältnisses, in welchem der Kaiser zu dem ehrgeizigen Erzbischof Adalbert von Bremen-Hamburg stand. Denn dieser gedachte nach der mit Knuds d. Gr. Tode (1035) begonnenen Auflösung der englischdänischen Seeherrschaft sein Bistum zum Patriarchat der germanischen Nord- und Ostseelande zu erheben. Gleichzeitig wurden

6. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 145

1891 - Dresden : Höckner
— 145 — Verleihung Siciliens in das Kaiserreich und der Erblichkeit der Krone eine Reform der Reichsverfassung. Diese wurde indessen von einem Teile der Fürsten trotz seiner Zugeständnisse (Verzicht auf das Spolienrecht zu Gunsten der geistlichen und Ausdehnung der erblichen Lehnsfolge auch auf die weibliche Linie zu Gunsten der weltlichen Fürsten) zurückgewiesen. 6. Trotzdem forderten kaiserliche Gesandte in Konstantinopel die Abtretung aller Länder zwischen Epidaurus und Thesfctlonich uls alter Eroberungen der Normannen, und nach dem Sturze des Kaisers Isaak Angelos, des Vaters der Irene, ließ Heinrichs Vi. Botschafter dessen Nachfolger Alexios nur die Wahl zwischen Krieg oder Unterwerfung unter die deutsche Oberhoheit; zugleich lief Anfang 1197 die kaiserliche Flotte mit den Kreuzfahrern aus. Da erlag der Kaiser im Herbst 1197 in Messina dem Fieber. (Grab 1197 im Dome zu Palermo)^). 2. Der Sieg des Papsttums durch Innocenz Iii. 1198—1215. 1. Eben da die stolzen Pläne eines deutschen Weltreiches mit Heinrichs Vi. Tode dahinsanken, erhob sich das Papsttum in der Hand gewaltiger Menschen, um auf den Trümmern der Kaisermacht noch einmal die Weltherrschaft der Kirche zu begründen. Innocenz Iii. (1198—1216), der Kardinaldiakonus Lothar von Segni, aus dem altrömischen Grafengeschlecht der Conti, in Rom, Paris und Bologna als Theolog und Jurist gebildet, bestieg den Stuhl Petri, ein willensstarker, von tiefem Gefühl für die Hoheit seines geistlichen Herrscherberufes erfüllter Charakter. Durch Herstellung seiner Macht in Rom und im Kirchenstaat, die Vertreibung der staufischen Lehnsherren aus Mittelitalien, sowie durch das engste Einverständnis mit dem tnscischen Städtebund, der sich inzwischen gebildet hatte, endlich als Vormund für den jungen Friedrich (Ii.) nach Constanzens Tode in seinen Lehnsstaaten Apulien und ©teilten, wurde er in kurzer Zeit Herr ganz Italiens und demnächst auch Schiedsrichter im deutschen Thronstreit. 0 Otto von St. Blasien (Fortsetzer Ottos t>. Freising) c. 45: Cuius mors genti Teutonicorum omnibusque Germaniae populis lamentabilis sit in aeternum, quia aliarum terrarum divitiis eos claros reddidit, terroremque eorum omnibus in circuitu nationibus per virtutem bellicam incussit eoque praestantiores aliis gentibus nimirum ostendit futuros, nisi morte prae ventus fuisset, cuius virtute et industria decus imperii in antiquae digni-tatis statum refloruisset. Kümmel u. Ulbricht, Grundzüge Ii. 10

7. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 27

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 27 — und Reich preisgeben, wenn ich dies Recht fahren lassen sollte. Weiter: Meine Krone stammt von Gott, nicht vom Papst; ich bin also nur Gott für meine Thaten verantwortlich und kann von niemand abgesetzt werden. Wenn der Kaiser hiermit den kecken Anspruch des Papstes auf_ die Reichsländer und sogar aus die oberste Gewalt im Reich (durch Lösung der Lehnseide) zurückwies, so erfüllte er nur seine kaiserliche Pflicht und wahrte als ein rechter Kaiser die Selbständigkeit, Ehre und Macht des Reiches. Zusammenfassung: So war in den Handlungen des Kaisers Unrecht und Recht gemischt (Simonie unrecht, Absetzung des Papstes unrecht, Zurückweisung der päpstlichen Ansprüche recht) und er zeigt sich also zwar einerseits pflichtvergessen, leichtsinnig, unklug, jähzornig, rachgierig, unbesonnen, ungerecht und gewaltthätig, aber andererseits auch als ein mutiger und thatkräftiger Verteidiger des kaiserlichen Rechtes und der Selbständigkeit des Reiches gegen die maßlosen Ansprüche Gregors; die wichtigste Pflicht des Kaisers hat er also mutig und mannhaft erfüllt. Schlußzusammenfassung: So ist in den Plänen und Handlungen der beiden Männer, die mit einander streiten. Recht und Unrecht mit einander gemischt. Aber gerade in dem Hauptpunkt (Unterordnung des Reiches unter den Papst oder Selbständigkeit des Reiches) müssen wir dem Kaiser Recht geben. Iii. 1. Stellt die Handlungen eines jeden der beiden Gegner zusammen! Gregor trifft wichtige Einrichtungen, droht mit dem Bann, bannt den Kaiser; Heinrich mißachtet die Einrichtungen, entsetzt den Papst. Ordnet diese Handlungen so, daß immer die vorausgehende die Ursache der folgenden ist! Gregor trifft vier wichtige Einrichtungen (nämlich . ..), Heinrich mißachtet (besonders . . .), der Papst droht mit dem Bann, Heinrich entsetzt den Papst, Gregor bannt und entsetzt den Kaiser — das ist die geschichtliche Reihenfolge. Welche dieser Handlungen sind die Ursache des Bannes? Die Einrichtungen, ihre Mißachtung, die Entsetzung des Papstes. Welches ist also die passende Überschrift zu allen Stücken und Abschnitten unserer seitherigen Erzählung? Die Ursache des Bannes oder (weil der Bann die wichtigste Handlung ist) der Bann und seine Ursache. Iv. 1. Papst Gregor Vii. traf vier wichtige Einrichtungen (1. 2. 3. 4). Der Kaiser Heinrich Iv. wollte sich dem nicht fügen (besonders 3 und 4). Da drohte ihm der Papst mit dem Bann. Doch Heinrich entsetzte den Papst auf dem Konzil zu Worms (Brief). Dafür bannte der Papst den Kaiser auf dem Konzil zu Rom und entsetzte ihn seines Reiches (Bannspruch). Überschrift: Die Ursache des Bannes oder der Bann und seine Ursache.

8. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 29

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 29 — welches in den Herzen aller guten Menschen wohnt, und darum könnten Petrus und seine Nachfolger, auch wenn sie Stellvertreter Christi wären, nicht über irdische Reiche herrschen. Und endlich spricht Christus durch seinen Apostel klar und deutlich: „Jedermann sei Unterthan der Obrigkeit ... die ist von Gott verordnet" (Röm. 13, 1 -7). Also ist Christi Meinung und Wille: Die Obrigkeit ist ihr eigener Herr, ist Gottes Ordnung — und daraus folgt für uns: Der Kaiser ist Herr des Reiches, denn feine Gewalt ist von Gott verordnet. Und so war es auch unter den seitherigen Kaisern: Karl d. G., Otto d. G. gehalten worden. Gregors neue Ordnung ist also falsch und unchristlich. Iv. 3. a. Christus ist der wahre Herr der Kirche, nicht der Papst und nicht der Kaiser. — Sprüche: Einer ist euer Meister, Christus, ihr aber seid alle Brüder (Matth. 23, 8). Der Größte unter euch soll euer Diener sein (Matth. 23, 11). Ich glaube, daß Jesus Christus... sei mein Herr. b. Der Kaiser ist Herr des Reiches, nicht der Papst; denn die Gewalt der Obrigkeit ist von Gott verordnet. Sprüche: Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist (Matth. 22, 21). Jesus sprach: Mein Reich ist nicht von dieser Welt (Joh. 18, 36). Jedermann sei Unterthan der Obrigkeit . . . Gottes Ordnung (Röm. 13, 1-2). Iv. 4. Kulturhistorisches: Papstwahl, Ehelosigkeit, Simonie, Investitur; Konzil; Abt, Bischof, Kardinal, Papst; kleiner und großer Bann. V. Durchlaufen der geschichtlichen Reihe in mannigfacher Ordnung, z. B. an der Hand der Überschriften. Welche Einrichtungen Gregors bestehen noch heutzutage? (Ehelosigkeit, Papstwahl). Ist der Papst heute noch Herr der Kirche? (Nur der katholischen; warum nicht der evangelischen?). Beansprucht auch unser jetziger Kaiser, Herr der Kirche und andererseits der jetzige Papst, Herr des deutschen Reiches zu sein? Überleitung zum nächsten Ziel. Wie wird der Streit zwischen den beiden mächtigsten Herren in der Christenheit sich weiter entwickeln? Wer von beiden wird siegen? Denken wir zur Beantwortung dieser Frage noch einmal an den Gang und Stand des Streites. Der Papst beanspruchte die Verfügung über die Bistümer und über die Krone; der Kaiser bestritt ihm dies Recht und setzte ihn ab. Der Papst kümmerte sich nichts um diese Absetzung, sondern bannte und entsetzte den Kaiser. Woraus wird es nun ankommen? Gewiß allein darauf, wie sich die Unterthanen dieser beiden Oberhäupter zu den beiden Absetzungen stellen werden. Wie die römischen Geistlichen und Laien sich zu der Absetzung des Papstes stellten, wissen wir schon. Sie achteten sie für null und nichtig. Vielleicht werden sich die deutschen Christen

9. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 54

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 54 — des Reiches als Preis für die Lösung bezahlt. Denn durch seine Buße in Canossa hat er vor aller Welt bekannt, daß der römische Bischof das Recht habe, ihn, den Kaiser, abzusetzen, daß der von den römischen Priestern gewählte römische Oberpriester mächtiger und höher sei, als der rechtmäßige Erbe der Krone Karls des Großen, des römischen Kaiserreiches deutscher Ration, der seitherigen höchsten Gewalt in der Christenheit. Und überdies war jener Gewinn nur vorübergehend und konnte jeden Tag durch ein neues Ereignis zerstört werden; der Schade und Verlust aber, mit dem Heinrich den Gewinn bezahlt hatte, war dauernd und unersetzlich. Der Gedanke an die Buße und Schmach des deutschen Kaisers in Canossa brennt noch heute jedem guten Deutschen aus der Seele. So erscheint zwar Heinrich in Canossa einerseits als Sieger über den Papst und die Fürstenverschwörung, andrerseits aber als ein vorn Papst Besiegter; doch die Niederlage ist weit größer und folgenschwerer als der Sieg. Sollen wir Heinrich deswegen als Beschimpfer der Kaiserkrone verurteilen? Gewiß nicht; denn er handelte ja in dem guten Glauben, daß er im Banne nimmermehr das Reich sich und seinem Hause erhalten könne, daß er nur durch die Lösung des Bannes die von den Empörern niedergeworfene Königsmacht wieder aufrichten könne; die Demütigung vor dem Papst faßte er aber — wenigstens anfangs — nur als persönliche Demütigung auf, die jeder Christ ohne Schande dem Oberhaupt der Kirche bieten könne. Darum dürfen wir den durch den Bann und dessen furchtbare Wirkung geängstigten König nicht verurteilen (denn was gilt uns evangelischen Christen ein Bannstrahl Roms!), sondern wir müssen vielmehr die Klugheit und Willensfestigkeit anerkennen, die Heinrich auch in Canossa bei der Durchführung feines Planes zeigte, müssen die Selbstbeherrschung loben, mit der er zum Wohl des Reiches die körperlichen Qualen und die Gefühle seines Herzens (Stolz, Scham, Grimm) niederkämpfte, und können nur bedauern, daß er keinen ehrenvolleren Ausweg aus feiner Not gefunden hat. Wohl war er mit schuld an seiner Not (freilich die Fürsten noch viel mehr), aber fein Unglück in Tribur und Canossa war größer als seine Schuld, und besonders wird die Schmach von Canossa auch auf feiner Seele gebrannt haben, wie ein unauslöschliches Feuer. Für Gregor. Wohl scheint der Papst zunächst als der Überwundene, da er von Heinrich gegen feinen Willen und zu feinem Schaden zur Lösung des Bannes gezwungen wurde. Aber in Wirklichkeit und in der Hauptsache steht doch der Papst in Canossa als mächtiger Sieger da, der mit feinem Bannstrahl den mächtigsten Herrscher der Christenheit in den Staub niederwirft und ihn nach Gutdünken wieder erhebt, und der feinen großen Plan (die Kirche zur Herrin der weltlichen Gewalt zu machen) durch die öffentliche Erniebrigung des Kaisers ein gut Stück weiter gesörbert hat. Darum hat der Papst alle Ursache sich seines Erfolges zu freuen, und boch ist er nicht ganz zufrieben; benn der höchste Triumph, auf den er gehofft hat, in Deutfchlanb selber als oberster Schiebsrichter und als Inhaber aller geistlichen und welt-

10. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 103

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 103 — des Reiches Herrlichkeit, die er mit hinabnahm, und wie hat er sie geschaffen? Was hat er auf seinem Kreuzzug erlebt und erreicht? Warum glaubte das deutsche Volk nicht an seinen Tod, sondern hoffte auf seine Wiederkunft? — Die wichtigste von den Fragen wollen wir an die Spitze stellen. Welche wird das sein? (Die zweite). Hauptziel: Von des deutschen Reiches Herrlichkeit unter Friedrrch Barbarossa. Kann man auch zu Heinrichs Iv. Zeit von einer Herrlichkeit des Reiches reden? Warum nicht? (Kämpfe und Niederlagen gegen die Sachsen, den Papst, die Fürsten, Gegenkönige, die Söhne; Bürgerkrieg. Verrat, Absetzung u. s. w.). Was wird also notwendig zu der Herrlichkeit des Reiches unter Friedrich gehören? (Freundschaft mit dem Papst und den Fürsten, und wenn ja Kampf, dann Sieg; Gehorsam der Unterthanen, Friede im Lande, gute Söhne u. s. w.). Wir wissen nun von Heinrich, daß sein Unglück und des Reiches Elend damit begann und davon herrührte, daß er als ein verzogener Knabe den Thron bestieg. Bei Friedrich wird das wohl anders gewesen sein. Wir reden daher zuerst von der Wahl Friedrichs. 1. Einheit. Ariedrichs Wahl und erste Thaten. Stofsübersicht: 1. Stück: Friedrichs Wahl. 2. Stück: Friedrichs erste Thaten. Erstes Stück: Friedrichs Wahl. Ziel: Wie Friedrich König wurde. 1. Wohl durch Wahl der Fürsten, wie alle seine Vorgänger. Es fragt sich nur, ob er wie Heinrich Iv. und V. als Königssohn durch den Einfluß seines Vaters zum Nachfolger erhoben wurde, oder ob er wie Heinrich I. und der erste Franke aus der Zahl der Fürsten erhoben wurde. Unbekannt ist uns auch, aus welchem Geschlecht er stammte; denn die fränkischen Kaiser sind ja ausgestorben. Ob er wohl für seine Wahl dem Papst und den Fürsten solche Versprechungen gab, wie einst der Gegenkönig Rudolf? Schwerlich, denn damit könnte er nur des Reiches Schande und Ohnmacht aber nicht seine Herrlichkeit schaffen. — Zusammenfassung.
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