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1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 191

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 191 — den Handel kommen. „Die glänzende Wolle zeigt eine dichtgeschlossene, muschelige Lockenbildung von großer Schönheit". Die Pelze kommen hauptsächlich aus Karakul in Buchara. Auf der Messe von Nischnij-Nowgorod werden ihrer jährlich für 4—5 Mill. Mk. abgesetzt, und ein Leipziger Geschäftshaus allein kaufte 1905 in Buchara 385900 Stück im Werte von 6 Mill. Mk. Noch vor einigen Jahrzehnten vollzog sich aller Verkehr in Turan auf Karawanen. Jetzt ist das Land durch zwei Eisenbahnen erschlossen. Die eine ist die 1888 eröffnete Transkaspische Bahn. Sie beginnt am Hafenorte Krasnowodsk am Kaspischen Meer und bildet die Fortsetzung der bei Baku endenden Linien von Batnm und von Rostow. Die Verbindung über den See wird durch Dampfer hergestellt, die zur Überfahrt 18 Stunden gebrauchen. Die Bahn zieht sö. am Fuße der iranischen Randgebirge entlang, wendet sich dann nach N.-O. über die Oase Merw nach Buchara, Samarkand und Taschkent. Die ganze Strecke, 1870 km, wird in 65 Stunden durchfahren. Von Samarkand führt jetzt eine Zweiglinie nach Andisch a n im Herzen Ferganas, eine andre von Merw aus bis in die Nähe von Herat. Eine zweite große, erst 1904 dem Verkehr übergebene Bahn ist die 1850 km lange Linie Orenburg-Taschken t, die am Sir und Aralsee entlang führt. Die Verbindung mit Sibirien soll durch eine Linie von Taschkent nach Omsk (4000 km) hergestellt werden. Welche Bedeutung diese Bahnen für den Handel haben, erhellt aus folgender Angabe. Vor ihrer Eröffnung kostete eine Kamelladung (260 kg) von Taschkent bis Orenburg 50 Mk., und die Karawane war 3 Monate unterwegs. Jetzt wird dasselbe Gewicht in 5 Tagen für etwa 3'/z Mk. befördert. Staatliche Verhältnisse; Siedlungen. Turan ist in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts nach und nach von den Russen besetzt worden und führt als Verwaltungsbezirk den wenig zutreffenden Namen Russisch-Zentral- asten. Der weitaus größere Teil ist unmittelbarer Besitz; doch bestehen am Amu noch zwei Fürstentümer, das Emirat Buchara und das Khanat Chiwa, die als russische Schutzstaaten gelten. a) Turkeftan (1,6 Mitl. qkm, 6,1 Mill. E.). Die Hauptstadt Taschkent (156 000 E.), seitwärts vom mittleren Sir, liegt in einer fruchtbaren Oase und ist bedeutend als Handels- und Fabrikplatz mit großen Seiden- und Baumwollwebereieu. Samarkand (60000 E.), am Fuße der letzten Ausläufer des Tienschan, ist eine alt- berühmte Stadt. Zur Zeit Alexanders des Großen hieß sie Marakanda, und in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts war sie der Sitz des gewaltigen Mongolenfürsten Timur. Aus jener Zeit stammen noch große, z. T. verfallene Bauwerke. In der dicht- bevölkerten Landschaft Fergana liegen Kokan (80000 E.) und Andischan (48000 E.). b) Das Emirat Buchara liegt rechts vom mittleren Amur und reicht bis zum Pamirhochlande. Die Hauptstadt Buchara (80000 E.) ist der Hauptsitz der mohammeda- nischen Gelehrsamkeit in Turan und ein wichtiger Handelsmittelpunkt. e) Das Khanat Chiwa, links vom untern Amu. Die Hauptstadt Chiwa (30000 E.) liegt in einer fruchtbaren Oase, geht aber zurück, da sie von keiner der großen Verkehrsstraßen berührt wird. Vi. Asien im allgemeinen. Weltstellung. Asien hat in seiner Naturausstattung gegenüber Afrika (S. 79) erhebliche Vorzüge. Vorteilhaft ist zunächst seine Lage inmitten aller

2. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 181

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 181 — Ringbahn umgibt sie, und Eisenbahnen ermöglichen nach allen Richtungen hin eine rasche Verbindung mit den andern großen Städten des Reiches. Sie ist der Sitz einer Universität, einer lebhaften Industrie und ein bedeutender Handelsplatz. Da aber die Stadt für die großen Schiffe der Gegenwart nicht zugänglich ist, hat man näher dem Eingange der Bucht die ganz neuzeitlich eingerichtete Hafenstadt Aokomma angelegt. 1860 noch ein Fischer- dorf, zählt sie jetzt schon 325000 E. Kiöto (380000 E.), fw. von Tokio, bis 1868 Haupt- stadt, ist ein bedeutender Jndustrieplatz, berühmt besonders durch ihre Seidenstoffe und Töpfer- und Porzellanwaren. An der Küste Osaka (üsaka, 1,2 Mill. E.), von Kanälen durchschnitten, ein bedeutender Hasenplatz und jetzt erste Industriestadt des Reiches, und die Hafenstadt Kobe (285000 E.). An einer andern Bucht, weiter ö., Nagoja (290000 E.). d) Aufkiuschiu: Nagasaki (135 000 E.) an einer schönen, geschützten Bucht (Abb. 36). Es hat große Abb. 36. Nagasaki. (Aus einem Führer des Norddeutschen Lloyd.) Werften und vermittelt insbesondere den Handel mit China, c) Auf Jesso die Handels- stadt Hakod-tte (100000 E.). Der Staat. Japan war bis 1889 eine unumschränkte Monarchie, besitzt aber seitdem eine der preußischen nachgebildete Verfassung mit einem Herren- und einem Abgeordnetenhause. Ter Kaiser, dessen Würde erblich ist, führt neben anderen die Titel Mikado (erhabenes Tor), Tenno (Himmelskönig) und Tenschi (Himmelssohn). Das Heerwesen ist durch deutsche Offiziere nach deutschem Muster eingerichtet worden und hat in den siegreichen Kriegen mit China und Rußland den Lehrmeistern wie den Schülern Ehre gemacht. Die Friedensstärke des Heeres beläuft sich auf 250000, die Kriegsstärke mit Einschluß aller Reserven und der Landwehr auf etwa 1*/, Mill. Mann. Die Kriegsflotte bestand 1912 aus 117 Fahrzeugen, darunter 15 Schlachtschiffen und 14 Panzerkreuzern erster Klasse, mit einem Gesamtgehalt von 560000 t.

3. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 333

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 333 — (1,50-1,60 m), haben ein breites, plattes Gesicht mit vorstehenden Backenknochen, eine braungelbe Hautfarbe und schwarzes, straffes Haar. Sie bewohnen nicht nur Grönland, sondern auch die Randgebiete Nordamerikas, und ihre Gesamtzahl schätzt man auf 40000 Köpfe. Die Eskimo haben es in bewundernswerter Weise verstanden, sich in ihrer Lebens- weise den unwirtlichen Gegenden, die sie bewohnen, anzupassen und die spärlichen Gaben der nordischen Natur auszunutzen. Da es eßbare Pflanzen nur in geringer Zahl gibt, sind sie hauptsächlich auf tierische Nahrung angewiesen. Sie machen Jagd auf Seehunde, Walrosse, Fische, Seevögel und Renntiere und benutzen dabei Harpunen, Bogen, Schlingen und Fallgruben. In einem langen, ganz mit Fellen überzogenen Einmannsboote, dem Kajak, der nur in der Mitte eine Lffnung für den Körper des Ruderers hat, wagen sie sich sogar weit auf das stürmische Meer hinaus. Das wichtigste Jagdtier ist der Seehund, der ihnen fast alle Lebensbedürfnisse liefert: Fleisch als Nahrungsmittel, Speck zur Heizung und Beleuchtung der Wohnung, Felle zur Bekleidung, Sehnen, die als Zwirn benutzt werden, Därme, die man zu Segeln und Fensterscheiben zusammennäht, und Knochen, aus denen man allerlei Geräte fertigt. Die Kleidung, die sich bei Männern und Frauen nur wenig unterscheidet, besteht hauptsächlich aus Fellen, in den von europäischer Kultur beeinflußten Gegenden auch aus dicken Wollstoffen. Als Wohnungen dienen im Sommer Zelte mit Fellüberkleidung; die Winterhäuser liegen z. T. in der Erde, sind aus Steinen und Rasen erbaut und haben zum Schutz gegen die Kälte häufig einen gang- artigen Vorraum. „Doch gibt es in Westgrönland jetzt auch bessere Häuser, deren Wände, Decken und Fußböden von Dielen sind, und in denen sich Tische, Stühle, Spiegel, Bilder, Uhren und Lampen befinden." Als einzige Haustiere hält man Hunde, die zum Ziehen der Schlitten verwendet werden. Schon im Mittelalter hatten sich Normannen an der Küste Grönlands niedergelassen und Ansiedlnngen gegründet, die aber später wieder eingingen. Da war es im 18. Jahr- hundert ein norwegischer Pfarrer auf den Lofoten, Hans Egsde, in dem der Gedanke erwachte, über die Schicksale seiner vor Jahrhunderten in Grönland verschollenen Lands- leute Erkundigungen einzuziehen und den Eingeborenen das Evangelium zu bringen. Er sand die nötige Unterstützung, segelte 1721 nach Grönland, gründete eine Niederlassung und hat bis 1736 unter großen Entbehrungen selbstlos unter den Eskimo als Missionar und Kulturförderer gewirkt. Andre, später auch Herrnhuter Missionare, haben sein Werk fort- gesetzt. Das bewohnte Grönland gehört heute zu Dänemark. Um die Bewohner vor Ausbeutung zu schützen, hat sich die Regierung das alleinige Handelsrecht gewahrt. Kein fremdes Kaufmannsschiff darf an der Küste landen. Der Handel ist des Eises wegen auf den Sommer beschränkt. Das Land liefert Robbenspeck, Fischleber, Felle von Seehunden, Blaufüchsen und Bären, Eiderdaunen, Tran, Walfisch- und Walroßzähne, Stockfische und auch einige Erze, Blei, Zink, Zinn, Eisen sowie Kryolith, das bei der Herstellung des Glases verwendet wird. — Die Hauptanfiedlung ist Jnlianehaab (3000 E.). 2. Die Nordische Inselwelt Amerikas (S. 245). 3. Spitzbergen (65000 qkm) liegt n. von Europa zwischen dem 76. und 80. Breiten- kreise. Es besteht aus vier größeren und vielen kleinen gebirgigen Inseln, die von zahl- reichen Fjorden zerrissen sind. Das Innere der Hauptinsel ist mit Eis bedeckt, von dem sich Gletscher in die Fjorde hinabziehen. Die Westseite wird von einem Arm des Golf- stroms berührt. Daher ist das Küstengebiet hier eisfrei. Die Inseln sind unbewohnt, werden aber im Sommer von Walfisch-, Walroß- und Robbenjägern ausgesucht. Neuerdings sind sie auch zu einem beliebten Reiseziel für Nordlandsreisende geworden. — 200 km s. von Spitzbergen liegt vereinsamt die Bäreninsel (68qkm),noch weiter sw., zwischen Skandinavien und Grönland, Jan Mayen (370 qkm), das einen 2550 m hohen erloschenen Vulkan trägt.

4. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 150

1894 - Dresden : Ehlermann
150 Zeit der Gärung. — § 50. Verkehrsumschwung. 1834 Am 1. Januar 1834 tritt der deutsche Zollverein ins Leben, dem 18 Staaten beitreten, und der nach Zutritt Badens (1835), Nassaus und Frankfurts (1836) ein Verkehrsgebiet von 8253 Q-Meilen mit 25 Millionen Einwohnern umfasst. — Der Anfang einer Neueinigung Deutschlands unter Preussens Führung!! Ii. Ausnutzung der Naturkräfte für den Verkehr, a) Der Dampf. Bau von Dampfbooten schon 1785. Befahren grösserer Strecken durch Dampfschiffe seit Anfang des Jahrhunderts. 1830 wird nach Erfindung der Lokomotive durch George Stephenson auch der Dampfverkehr zu Lande ermöglicht und ein Schienenweg von Liverpool nach Manchester hergestellt. 1835 erste deutsche Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth (1837 Eisenbahn von Leipzig nach Dresden, 1838 von Berlin nach Potsdam). b) Die Elektrizität. 1833 verbinden Gauss und Weber in Göttingen ihre Studierzimmer mit einem Drahte zum Versuch der Gedankenmitteilung. 1836 wird der Morsesche Schreibund Drucktelegraph hergestellt. (In neuester Zeit kommt hierzu noch das Telephon.) Grossartige Entwickelung der Erfindungen! Iii. Folgen. Umgestaltung der gesamten Lebensverhältnisse. A. Der leichtere Austausch der Waren führt 1) eine veränderte Gestaltung des materiellen Lebens herbei, und zwar in Bezug auf Nahrung,* Kleidung, Bauart,*** Erwärmung und Beleuchtung 2) eine Umgestaltung des Betriebes der Erwerbszweige. Aus dem gesteigerten Kommissions- und Speditionshandel entwickelt sich ein Welthandel, aus dem erweiterten Gewerbetrieb eine Grossindustrie. B. Die leichtere Annäherung der Menschen aneinander hat zur Folge 1) in sozialer Beziehung: die Ver- * Kaffee, Thee, Gewürze, Südfrüchte weiteren Kreisen zugänglich. Seefische fern von der Küste; junge Gemüse im Winter (Algier) Weizen aus Russland, Chile, den Laplatastaaten, Indien, Rindfleisch aus Nord-Amen a, Australien — europäische Verbrauchsgegenstände. Der Genuss des Rheinweins, des bayrischen Bieres verbreitet sich weithin. ** Schafwolle aus Australien, Baumwolle, Seide, Jute aus Indien, Sohlenleder aus Valdivia, den Pampas Argentiniens, den Prärien Nordamerikas u. a. gelangen zu gesteigertem Verbrauch. *** Sandstein, Marmor, Granit häufiger. Die Eisenkonstruktion tritt umgestaltend ein. Anwendung von Eisen- und Thonröhren für Entwässerung, f Kohlen, Torf billiger. Petroleum in dem Hause des Armen. a Leuchtgas kommt mit der leichteren Herbeischaffung der Steinkohle in Aufnahme. Ihm folgt das elektrische Licht.

5. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 212

1894 - Dresden : Ehlermann
212 Neues Deutsches Reich. — § 66. Das wirtschaftliche Leben. Weltausstellungen (Paris, London, Wien, Philadelphia, Sidney, Melbourne) befördern den Wetteifer der Nationen. Daneben kleinere Industrieausstellungen.] Deutscher Fleiss und deutsche Ausdauer sichern Deutschland eine ehrenvolle Stellung in dem Wettbewerb der Nationen. Das Urteil Reuleaux’ aus den siebziger Jahren, deutsche Ware sei billig aber schlecht, für heute ungiltig und durch Aufschwung der Industrie widerlegt. Die Metallarbeiten von Remscheid und Solingen verdrängen die Ware Sheffields. Die Kruppschen Geschütze werden von allen Reichen bestellt, auf deutschen Eisenschienen laufen die Züge auch in fernen Landen, deutsche Panzerschiffe werden selbst von China bestellt. Ausgezeichnet die Erzeugnisse deutscher Weberei, sowohl in der Woll-, Tuch- und Leinen-, wie in der Baumwoll- und Seidenindustrie. In allen Zweigen, deren Herstellung kunstvolle Technik verlangt, wie Licht-, Farben-, Öldruck, physikalische Instrumente und chemische Präparate, ist Deutschland allen Nationen voran. Auch in solchen Zweigen, worin Nordamerika sonst den ersten Rang einnahm (Verfertigung von Nähmaschinen, Musikinstrumenten — Steinwaysche Flügel! —), oder, worin Frankreich früher unübertroffen war (Ausführung kunstvoller Möbel und Bronzen), findet Deutschlands Ware reichen Absatz. Deutschland das Land technisch-wissenschaftlicher Erfindungen (vgl. Werner Siemens Lebenserinnerungen). Die Einrichtung des physikalisch-technischen Reichsinstituts in Chailotten-burg einzig dastehend! Iii. Handel. [Über die Entwickelung zum Welthandel nach Verwendung der Dampfkraft s. o. § 50, Ii.] Fortschritte der Technik im Eisenbahnwesen! Zunächst Verbindung der grossen Handelscentren, dann der kleineren Städte (Sekundärbahnen). Die Alpen kein Hindernis mehr; zunächst Bahnen über Gebirgspässe (Semmering, Brenner), dann Durchstechung der trennenden Berge (Mont-Cenis, St. Gotthard; der Simplon in Angriff genommen). Bau von Wasserstrassen zur Verbindung von Meeren (über den Suezkanal s. o. § 64, V.; der Nordostseekanal ein Unter nehmen des Reiches) und Flüssen. Einrichtung von Dampferlinien (die Fahrt nach New-York bis auf 7 Tage gekürzt); Unterstützung des Reiches bei besonders wichtigen Linien (China, Australien, Ostafrika). Post- und Telegraphen wesen, vom Reich übernommen oder überwacht, trägt zui Beförderung

6. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 159

1891 - Dresden : Höckner
— 159 — und das Königtum in den ummauerten Stäbten und ihrer streitbaren Bürgerschaft eine zuverlässigere Stütze fanb. Noch günstiger wirkte die Veräuberung des europäischen Hanbels-systerns infolge der Kreuzzüge zu Gunsten des deutschen Verkehrs (S. 156). Obwohl aber die Stabte durch ihr wirtschaftliches Interesse znr Verbinbnng untereinanber gezwungen waren, so vermochten sie boch nicht zu einem Gegengewicht gegen die geistlichen Fürstentümer und die erbliche Herrschaft des hohen Laienabels zu erwachsen; benn außerhalb der spateren Schweiz gelang es ihnen nicht, gleich den Stäbten Ober- und Mittelitaliens, das platte Land, Abel und Bauern, ihrem Kapital und ihrer Herrschaft in größerem Umfange zu unterwerfen. 2. Im Sübweften blühten jetzt Augsburg, Ulm und die Städte um den Bobensee empor, von benen die großen italienischen Straßen über den Brenner, Septimer und Gottharb nach Genua und Venebig führten. Den Verkehr nach Westen urtb Nor-ben vermittelten die oberrheinischen Städte, teils nach dem großen Seibenmarkte Lyon über Befangen und später nach Brügge, teils den Rhein hinab bis Köln. Östlich des Rheins waren die be-beutenbsten Verkehrsplätze Frankfurt a. M, durch die Mainschifffahrt mit dem Rhein und der oberen Donau, durch die hessischen Lanbstraßen mit dem Weserlanbe und mit Thüringen verbunben, und Nürnberg zwischen Rhein und Böhmen, Donau und Nie-berbeutschlanb mitten inne gelegen. 3. Nörblich des Thüringer Walbes überflügelte Leipzig als Kreuzungspunkt der großen norbfübüchen „Reichsstraße" und der ostwestlichen „Hohen Straße" balb Erfurt und Halle. Auch die Donaustraße mit Wien und Regensburg gewann erhöhte Bebeutung. Den Ostseehanbel (mit Wisby, dem Mittelpunkte besselben, Nowgorob, dem nörblicheit Enbpunkte der großen süd-nörblichen Linie des Weltverkehrs vom Schwarzen Meere her) eröffnete für Deutschland die Grünbuug Lübecks (Privileg der Heringsfischerei auf Schonen). Auch die Einführung bisher im Westen unbekannter orientalischer Hanbelsartikel und die rasche Vermehrung der Bebürsnisse der abenblänbischen Welt steigerten den höfischen und kirchlichen Luxus und hoben wie den Handel, so auch die einheimische Gewerkthätigkeit. 4. Der rasche Aufschwung des bentschen Hanbels (Gelbwirtschaft) hatte auch die wichtigsten politischen Folgen, zunächst für das innere Leben der Städte selbst. Mit steigen-bem Selbstgefühl begannen die Städte seit der Mitte des 12. Jahrh.

7. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 177

1891 - Dresden : Höckner
— 177 - Blüte der Kultur gezeitigt. Die militärische Leistungsfähigkeit des zünstischen Fußvolks steigerte sich noch mit dem Aufkommen der Pulvergeschütze (zuerst 1324 vor Metz). 5. Die Hansa und der deutsche Ordensstaat. 1. Während die binnendeutschen Städte auf sich selbst und ihr mäßiges Handelsgebiet beschränkt blieben, begründeten die norddeutschen Städte teils im Bunde mit dem Adel, teils im Gegensatze zu ihm die Herrschaft des deutschen Handels und der deutschen Kultur aus Jahrhunderte und erlangten zeitweise sogar die politische Übermacht über die Staaten des Nordens und Ostens; denn hier traten die Deutschen zwar reichen und bildungsfähigen, aber jugendlich unentwickelten Völkern gegenüber. Die Führung fiel im wesentlichen den rasch aufblühenden Kolonien im alten Slawenlande jenseits der Elbe zu. 2. Die Nordsee war bei dem Mangel oceanischen Weltverkehrs, der geringen Entwickelung Englands und dem regen Landverkehr mit den Mittelmeerländern von geringerer Bedeutung als die Ostsee, die für die Einfuhr der massenhaften Rohprodukte Rußlands und Skandinaviens ebenso wie für die Ausfuhr der Gewerbe- und Bodenerzeugnisse Deutschlands und Südeuropas den bequemsten Weg darbot. Dazu kam, daß die Schwierigkeit der Seeverbindung zwischen beiden Meeren die Anwohner der Nordsee an die Vermittelung der östlichen Städte band. Auf diesen Verhältnissen beruhte die Entwickelung der „deutschen Hanse" Zum meer- und landbeherrschenden Städtebunde. 3. Die „gemeine deutsche Hansa" s= Gilde) erwuchs in der 1. Hälfte des 14. yahrh. aus den selbständigen Vereinigungen deutscher Kaufleute in den ausländischen Sammelpunkten dieses Verkehrs (in Wisby auf Gotland seit Anfg. des 12. Jahrh., im russischen Nowgorod, der Hauptstadt eines ausgedehnten Fürstentums, im norwegischen Bergen, in London, im niederländischen Brügge) und aus den Bündnissen norddeutscher Städte zum Schutze ihres Handels (zwischen Lübeck und Hamburg 1241, der „ wendischen Städte" zwischen Elbe und Oder seit 1260). Sie war eine Verbindung fast aller Städte niederdeutscher Aunge und überwiegend auch sächsischen Rechts, zunächst nur zur gemeinsamen Vertretung ihrer Handelsinteressen. Allmählich bildeten sich die selbständigen Gruppen: I. die wendisch-sächsische unter Lübeck, 2. die westfälisch-preußische unter Köln, 3. die gotländisch-livländische unter Wisby, doch mit entschiedenem Übergewicht Kümmel u. Ulbricht, Grundzüge Ii. ,9

8. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 178

1891 - Dresden : Höckner
— 178 - der ersten unter Lübeck, das durch seine günstige Lage an der kürzesten Lanbverbinbung zwischen Norb- und Ostsee, wie butch seinen Rang als Reichsstabt und als Mutterstabt der meisten Ostseestäbte (lübisches Recht) alle anberen überflügelte. 4. Die innere Verfassung konnte sich in btefert norb-beutschen Städten, meist Kolonialstäbten, die nicht aus hofrechtlichen Grundlagen entstanben waren, viel freier entwickeln als die der binnenbeutschen Gemeinben. An der Spitze stanb ein kauf-männifches Patriziat; ans ihm würden die jährlich wechselnben 12 — 14 „Ratmannen", so wie bte 2—4 leitenden „Bürgermeister" gewählt. Der „Gemeinbe" war ein bebeutenber Einfluß, namentlich bei außergewöhnlichen finanziellen ober kriegerischen Leistungen ober bei Abänberung der „Willküren" (Satzungen) gesichert. Darum war für bemokratische Bestrebungen nach sübdeutscher Art für lange Zeit hier kein Raum. Aber auch auf wirtschaftlichem Gebiete standen bte norddeutschen Stabte den stibbeutjchen fast ohne jeben Zusammenhang gegenüber; denn mit dem sübbeutschen Land- und Flußhaubel berührte sich der hansische Seehanbel nur am Nieberrhein und in Flanbern (Verschiebenheit des Münzwesens: kölnische Mark in Golb-, lübische in Silberwährung). 5. Als politische Macht erschien die Hansa zuerst im Kriege gegen Walbemar Iv. von Dänemark (1340—1375), der mit Hilfe ritterlicher ©ölbner aus Deutschland bte bänische Monarchie aus tiefem Verfall zu altem Glanze zu erheben gebachte. Die branbenburgischen Wirren nach dem Tode des letzten Askaniers (S. 172) hatten ihm die erste Gelegenheit geboten, nach dem Beispiel feiner Vorgänger in die norbbeutschen Verhältnisse einzugreifen. Die Thronstreitigkeilen in Schweden benützte er zur Anbahnung einer folgenreichen Familienverbindung (Verlobung feiner Tochter Margarete mit Hakon, dem Sohne des Königs Magnus und Mitregenten für Norwegen). Dann erzwang er 1360 bte Herausgabe des verpfändeten Schonen und erwarb bamit bte Herrschaft über bett ©und. 6. Waren bte Interessen der Hansa schon hierburch bebtoht, so zwang sie Walbemar Iv. gerabezn zum Kriege durch bte Plünderung des üppig-reichen Wisby auf Gotlanb 1361. Nach dem er inzwischen durch den Erwerb aller schwebt) chen Laube am Kattegat feine Herrschaft über die Meerengen vollenbet hatte, 1367schloffen die Hanfeftäbte 1367 die „Kölner Konföderation" unter Lübecks Leitung zum Kriege gegen Dänemark. Die wen-

9. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 181

1891 - Dresden : Höckner
— 181 — (seit dem Tode ihres Sohnes Olaf 1387 Königin von Dänemark und Norwegen), die ihrem Großneffen Erich von Pommern die Nachfolge nicht nur in Dänemark, sondern auch in Norwegen gesichert hatte, nun auch mit Hilfe des dortigen Adels ganz Schweden (bis auf Stockholm) in Besitz nahm. 2. Die Hilfe, welche Rostock und Wismar durch Ausgabe von Kaperbriefen der hartbedrängten schwedischen Hauptstadt leisteten, führte zur Ausbildung des räuberischen Unwesens der „Vitalianer" oder „Likendeler" (Klaus Störtebeker), die, vom deutschen Orden aus der Ostsee vertrieben, in gleicher Weise die Nordsee heimsuchten, bis sie endlich 1402 durch die Koggen der Nordseestädte überwältigt wurden. Unterdessen hatten sich 1397 1397 Dänemark-Schweden und Norwegen in der Union von Kalmar unter Margarete zu Schutz und Trutz gegen jeden 'auswärtigen Feind bei voller innerer Selbständigkeit verbunden; doch wußte sich die Hansa auch jetzt noch (durch Übergabe Stockholms an Erich) die Bestätigung ihrer Privilegien in allen drei Reichen zu sichern. 3. Dagegen erlag die Macht ihres alten Verbündeten, des deutschen Ordens, mit einem Schlage, als die sittlichen und auch die politisch-militärischen Grundlagen desselben zerstört wurden. Der fürstliche Prunk der Hochmeister in der Marienburg im Verkehr mit den zahlreichen, oft leichtfertigen Kreuzfahrern edlen Standes untergrub die Sittlichkeit des Ordenslebens, während die auf den blühenden Eigenhandel des Ordens neidischen Städte und der Landadel Preußens mit steigendem Unmut die Ausschließung vom Landesregiment ertrugen (der Eidechsenbund 1397). Der Übertritt der Litauer, des letzten noch heidnischen Volkes Osteuropas, zum Christentum 1386 machte 1386 die Fortsetzung der Kreuzzüge, die eigentliche Aufgabe des Ordens, unmöglich, und die gleichzeitig durch Vermählung des Großfürsten Jagello von Litauen (als Polenkönig Wladiflaw Iv.) mit der Erbin Polens herbeigeführte Union zwischen Litauen und Polen schuf dicht an der Ordensgrenze eine furchtbar überlegene Macht, die nach dem Besitz der Küstenlande streben mußte. 4. Der Übermacht der durch tatarische Reiter und tschechische Söldner (Ziska) verstärkten Polen und Litauer erlag das ganze Aufgebot des Preußenlandes unter dem Hochmeister Ulrich von Jungingen 1410 in der Schlacht bei Tannenberg. Wenngleich 1410 nun der tapfere Heinrich Reuß von Plauen, Komtur von Schwetz, die Marienburg rettete und der Orden im Frieden von

10. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 111

1891 - Dresden : Höckner
— 111 — Klöster (Benediktiner: Admont und Melk, Augustiner-Chorherren: Kloster-Neuburg, noch später die Cistercienser) den Anbau und die Kirchengründung gleich eifrig betrieben. 3. Demnächst begann sich auch der Verkehr und mit ihm die städtische Entwickelung zu heben, doch vorerst ausschließlich unter dem Schutze der Kirche. Eine Stadt entstand durch die Gründung eines ständigen Marktplatzes (das Kreuz oder „Weichbild" Marktzeichen) und zwar an solchen Orten, wo, abgesehen von der den Handel begünstigenden geographischen Lage, insbesondere kirchliche Feste zu gewissen Zeiten große Menschenmengen zusammenführten und dadurch Anlaß zu Marktverkehr gaben. Hierzu kam als zweite wesentliche Eigenschaft der Stadt zum Schutze des neuen wirtschaftlichen Lebens und zugleich zur Begrenzung der städtischen Pflichten und Rechte die Ilmmauerung (daher „Bürger" und im oberdeutschen Sprachgebrauch „Burgrecht" = Stadtrecht) und endlich später als eine der errungenen „Freiheiten" die Herstellung eines besonderen Stadtgerichtsbezirkes. Das Recht zur Errichtung eines Marktes wie zur Anlage einer Befestigung war ursprünglich ein Vorrecht (Regal) des Königs (daher des Königs Schwert, Hut oder Fahne als Marktzeichen, später in die Rolandsfäule verwandelt), wenn er auch zahlreiche Märkte an die Großen des Reiches, namentlich an die Bischöfe als Marktherren (Münze und Zollrecht) verlieh. 4. In rascher Folge entstanden Märkte zuerst (seit dem Ausgang des 9. Jahrh.) in den alten Römerstädten (Straß-bnrg, Regensburg, Augsburg), besonders längs des Rheines in den Bischofsstäben (Kölns Verbindung mit England). Aber auch neue Städte wurden gegründet, wie Nürnberg unter dem Schutze einer königlichen Psalz, Dortmund und Ulm im Anschluß an einen Königshof. Freilich die bedeutendsten Straßen des damaligen Weltverkehrs von Asien nach Europa (abgesehen von den Nordseeplätzen) umgingen Deutschland im wesentlichen noch immer oder streiften es nur. Der Verkehr im Binnenlande beschränkte sich noch immer vorzugsweise aus den Vertrieb der Landeserzeugnisse aus den Flüssen. Doch schon entwickelte sich hier und ba unter kirchlicher Pflege ein lebhafter Gewerbfleiß auch für den Verkauf. 5. Kunst und Wissenschaft. 1. Völlig unter kirchlicher Leitung ftanb die geistige Kultur, besonders auf dem Gebiete der Kunst. Die Kunstthätigkeit nahm
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TM Hauptwörter (200)200

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