Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 333

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 333 — (1,50-1,60 m), haben ein breites, plattes Gesicht mit vorstehenden Backenknochen, eine braungelbe Hautfarbe und schwarzes, straffes Haar. Sie bewohnen nicht nur Grönland, sondern auch die Randgebiete Nordamerikas, und ihre Gesamtzahl schätzt man auf 40000 Köpfe. Die Eskimo haben es in bewundernswerter Weise verstanden, sich in ihrer Lebens- weise den unwirtlichen Gegenden, die sie bewohnen, anzupassen und die spärlichen Gaben der nordischen Natur auszunutzen. Da es eßbare Pflanzen nur in geringer Zahl gibt, sind sie hauptsächlich auf tierische Nahrung angewiesen. Sie machen Jagd auf Seehunde, Walrosse, Fische, Seevögel und Renntiere und benutzen dabei Harpunen, Bogen, Schlingen und Fallgruben. In einem langen, ganz mit Fellen überzogenen Einmannsboote, dem Kajak, der nur in der Mitte eine Lffnung für den Körper des Ruderers hat, wagen sie sich sogar weit auf das stürmische Meer hinaus. Das wichtigste Jagdtier ist der Seehund, der ihnen fast alle Lebensbedürfnisse liefert: Fleisch als Nahrungsmittel, Speck zur Heizung und Beleuchtung der Wohnung, Felle zur Bekleidung, Sehnen, die als Zwirn benutzt werden, Därme, die man zu Segeln und Fensterscheiben zusammennäht, und Knochen, aus denen man allerlei Geräte fertigt. Die Kleidung, die sich bei Männern und Frauen nur wenig unterscheidet, besteht hauptsächlich aus Fellen, in den von europäischer Kultur beeinflußten Gegenden auch aus dicken Wollstoffen. Als Wohnungen dienen im Sommer Zelte mit Fellüberkleidung; die Winterhäuser liegen z. T. in der Erde, sind aus Steinen und Rasen erbaut und haben zum Schutz gegen die Kälte häufig einen gang- artigen Vorraum. „Doch gibt es in Westgrönland jetzt auch bessere Häuser, deren Wände, Decken und Fußböden von Dielen sind, und in denen sich Tische, Stühle, Spiegel, Bilder, Uhren und Lampen befinden." Als einzige Haustiere hält man Hunde, die zum Ziehen der Schlitten verwendet werden. Schon im Mittelalter hatten sich Normannen an der Küste Grönlands niedergelassen und Ansiedlnngen gegründet, die aber später wieder eingingen. Da war es im 18. Jahr- hundert ein norwegischer Pfarrer auf den Lofoten, Hans Egsde, in dem der Gedanke erwachte, über die Schicksale seiner vor Jahrhunderten in Grönland verschollenen Lands- leute Erkundigungen einzuziehen und den Eingeborenen das Evangelium zu bringen. Er sand die nötige Unterstützung, segelte 1721 nach Grönland, gründete eine Niederlassung und hat bis 1736 unter großen Entbehrungen selbstlos unter den Eskimo als Missionar und Kulturförderer gewirkt. Andre, später auch Herrnhuter Missionare, haben sein Werk fort- gesetzt. Das bewohnte Grönland gehört heute zu Dänemark. Um die Bewohner vor Ausbeutung zu schützen, hat sich die Regierung das alleinige Handelsrecht gewahrt. Kein fremdes Kaufmannsschiff darf an der Küste landen. Der Handel ist des Eises wegen auf den Sommer beschränkt. Das Land liefert Robbenspeck, Fischleber, Felle von Seehunden, Blaufüchsen und Bären, Eiderdaunen, Tran, Walfisch- und Walroßzähne, Stockfische und auch einige Erze, Blei, Zink, Zinn, Eisen sowie Kryolith, das bei der Herstellung des Glases verwendet wird. — Die Hauptanfiedlung ist Jnlianehaab (3000 E.). 2. Die Nordische Inselwelt Amerikas (S. 245). 3. Spitzbergen (65000 qkm) liegt n. von Europa zwischen dem 76. und 80. Breiten- kreise. Es besteht aus vier größeren und vielen kleinen gebirgigen Inseln, die von zahl- reichen Fjorden zerrissen sind. Das Innere der Hauptinsel ist mit Eis bedeckt, von dem sich Gletscher in die Fjorde hinabziehen. Die Westseite wird von einem Arm des Golf- stroms berührt. Daher ist das Küstengebiet hier eisfrei. Die Inseln sind unbewohnt, werden aber im Sommer von Walfisch-, Walroß- und Robbenjägern ausgesucht. Neuerdings sind sie auch zu einem beliebten Reiseziel für Nordlandsreisende geworden. — 200 km s. von Spitzbergen liegt vereinsamt die Bäreninsel (68qkm),noch weiter sw., zwischen Skandinavien und Grönland, Jan Mayen (370 qkm), das einen 2550 m hohen erloschenen Vulkan trägt.

2. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 178

1891 - Dresden : Höckner
— 178 - der ersten unter Lübeck, das durch seine günstige Lage an der kürzesten Lanbverbinbung zwischen Norb- und Ostsee, wie butch seinen Rang als Reichsstabt und als Mutterstabt der meisten Ostseestäbte (lübisches Recht) alle anberen überflügelte. 4. Die innere Verfassung konnte sich in btefert norb-beutschen Städten, meist Kolonialstäbten, die nicht aus hofrechtlichen Grundlagen entstanben waren, viel freier entwickeln als die der binnenbeutschen Gemeinben. An der Spitze stanb ein kauf-männifches Patriziat; ans ihm würden die jährlich wechselnben 12 — 14 „Ratmannen", so wie bte 2—4 leitenden „Bürgermeister" gewählt. Der „Gemeinbe" war ein bebeutenber Einfluß, namentlich bei außergewöhnlichen finanziellen ober kriegerischen Leistungen ober bei Abänberung der „Willküren" (Satzungen) gesichert. Darum war für bemokratische Bestrebungen nach sübdeutscher Art für lange Zeit hier kein Raum. Aber auch auf wirtschaftlichem Gebiete standen bte norddeutschen Stabte den stibbeutjchen fast ohne jeben Zusammenhang gegenüber; denn mit dem sübbeutschen Land- und Flußhaubel berührte sich der hansische Seehanbel nur am Nieberrhein und in Flanbern (Verschiebenheit des Münzwesens: kölnische Mark in Golb-, lübische in Silberwährung). 5. Als politische Macht erschien die Hansa zuerst im Kriege gegen Walbemar Iv. von Dänemark (1340—1375), der mit Hilfe ritterlicher ©ölbner aus Deutschland bte bänische Monarchie aus tiefem Verfall zu altem Glanze zu erheben gebachte. Die branbenburgischen Wirren nach dem Tode des letzten Askaniers (S. 172) hatten ihm die erste Gelegenheit geboten, nach dem Beispiel feiner Vorgänger in die norbbeutschen Verhältnisse einzugreifen. Die Thronstreitigkeilen in Schweden benützte er zur Anbahnung einer folgenreichen Familienverbindung (Verlobung feiner Tochter Margarete mit Hakon, dem Sohne des Königs Magnus und Mitregenten für Norwegen). Dann erzwang er 1360 bte Herausgabe des verpfändeten Schonen und erwarb bamit bte Herrschaft über bett ©und. 6. Waren bte Interessen der Hansa schon hierburch bebtoht, so zwang sie Walbemar Iv. gerabezn zum Kriege durch bte Plünderung des üppig-reichen Wisby auf Gotlanb 1361. Nach dem er inzwischen durch den Erwerb aller schwebt) chen Laube am Kattegat feine Herrschaft über die Meerengen vollenbet hatte, 1367schloffen die Hanfeftäbte 1367 die „Kölner Konföderation" unter Lübecks Leitung zum Kriege gegen Dänemark. Die wen-

3. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 181

1891 - Dresden : Höckner
— 181 — (seit dem Tode ihres Sohnes Olaf 1387 Königin von Dänemark und Norwegen), die ihrem Großneffen Erich von Pommern die Nachfolge nicht nur in Dänemark, sondern auch in Norwegen gesichert hatte, nun auch mit Hilfe des dortigen Adels ganz Schweden (bis auf Stockholm) in Besitz nahm. 2. Die Hilfe, welche Rostock und Wismar durch Ausgabe von Kaperbriefen der hartbedrängten schwedischen Hauptstadt leisteten, führte zur Ausbildung des räuberischen Unwesens der „Vitalianer" oder „Likendeler" (Klaus Störtebeker), die, vom deutschen Orden aus der Ostsee vertrieben, in gleicher Weise die Nordsee heimsuchten, bis sie endlich 1402 durch die Koggen der Nordseestädte überwältigt wurden. Unterdessen hatten sich 1397 1397 Dänemark-Schweden und Norwegen in der Union von Kalmar unter Margarete zu Schutz und Trutz gegen jeden 'auswärtigen Feind bei voller innerer Selbständigkeit verbunden; doch wußte sich die Hansa auch jetzt noch (durch Übergabe Stockholms an Erich) die Bestätigung ihrer Privilegien in allen drei Reichen zu sichern. 3. Dagegen erlag die Macht ihres alten Verbündeten, des deutschen Ordens, mit einem Schlage, als die sittlichen und auch die politisch-militärischen Grundlagen desselben zerstört wurden. Der fürstliche Prunk der Hochmeister in der Marienburg im Verkehr mit den zahlreichen, oft leichtfertigen Kreuzfahrern edlen Standes untergrub die Sittlichkeit des Ordenslebens, während die auf den blühenden Eigenhandel des Ordens neidischen Städte und der Landadel Preußens mit steigendem Unmut die Ausschließung vom Landesregiment ertrugen (der Eidechsenbund 1397). Der Übertritt der Litauer, des letzten noch heidnischen Volkes Osteuropas, zum Christentum 1386 machte 1386 die Fortsetzung der Kreuzzüge, die eigentliche Aufgabe des Ordens, unmöglich, und die gleichzeitig durch Vermählung des Großfürsten Jagello von Litauen (als Polenkönig Wladiflaw Iv.) mit der Erbin Polens herbeigeführte Union zwischen Litauen und Polen schuf dicht an der Ordensgrenze eine furchtbar überlegene Macht, die nach dem Besitz der Küstenlande streben mußte. 4. Der Übermacht der durch tatarische Reiter und tschechische Söldner (Ziska) verstärkten Polen und Litauer erlag das ganze Aufgebot des Preußenlandes unter dem Hochmeister Ulrich von Jungingen 1410 in der Schlacht bei Tannenberg. Wenngleich 1410 nun der tapfere Heinrich Reuß von Plauen, Komtur von Schwetz, die Marienburg rettete und der Orden im Frieden von

4. Grundzüge der neueren Geschichte - S. 29

1886 - Dresden : Höckner
29 2. Den ruhigen Fortgang seiner Thtigkeit verbrgte dann die Haltung des Reichsregiments (seit Herbst 1521 in Nrnberg), das die Forderung des einer Reform an sich geneigten Papstes Hadrians Vi. (Adrian von Utrecht 152223), als Bedingung jedes Zugestndnisses an Deutschland das Wormser Edikt streng durchzufhren, zurckwies und ein Concil in Deutsch-laud binnen Jahresfrist verlangte (Februar 1523). 3. Dann aber unterbrach den Frieden der Aufstand der 1522 Reichsritter unter Sickingen (15221523). Zur Verwirk- bis lichung ihrer unklaren Ziele (Sicherung ihrer Selbstndigkeit gegenber den Fürsten, Einziehung der geistlichen Frstentmer und gewaltsame Durchfhrung der Kirchenreform) schlo die rheinische, srnkische und schwbische Reichsritterschaft in Landau ein brderliches Verstndnis" (August 1522). Aber die Verstndigung mit den Stdten milang auch Hutten, und Sickingens Angriff aus das Erzstist Trier scheiterte nicht nur an der tapfern Verteidigung der Hauptstadt, sondern trieb auch Hessen und Pfalz zum Bndnis mit Trier. Whrend die Reichsritter meist un-thtig blieben und dann vereinzelt vom schwbischen Bunde berwltigt wurden, erlag Sickingen selbst inzwischen gechtet dem Angriff der drei Fürsten aus dem Landstuhl (April und Mai 1523). In seinen Fall verwickelte er auch Hutten, der als armer Flcht-ling unter Zwiuglis Obhut in Usnau bei Zrich starb. 4. Der Aufstand erschtterte die Stellung des Reichsregi-ments gegenber den Fürsten, die ihn allein besiegt hatten. Gleich-zeitig erregte es die Besorgnis der Reichsstdte durch das Projekt einer Reichszollgrenze. Beide erzwangen deshalb aus dem Reichstage von Nrnberg Anfang 1524 die Entlassung der bisherigen Mitglieder und die Verlegung seines Sitzes nach Elingen, damit die Auslsung jeder geordneten Reichsregierung. Der Kaiser aber verbot den zur Regelung der kirchlichen Frage in Speier beabsichtigten Reichstag, und der Sonderbund von Regensburg (zwischen sterreich, Bayern, Salzburg und elf Bischsen) zur selbstndigen Durchfhrung des Wormser Juli Ediktes Juli 1524 entschied die konfessionelle Spaltung 1524 Deutschlands. 5. Andrerseits begann die kirchliche Neugestaltung, da Fürsten und Bischfe sie ablehnten, durch selbstndiges Vorgehen der Gemeinden nach Luthers Anweisung, zuerst in Kursachsen (Wittenberg, Zwickau, Altenburg), Erfurt, Magdeburg, in der Oberlausitz und in Schlesien (Breslau), in den sddeutschen

5. Grundzüge der neueren Geschichte - S. 150

1886 - Dresden : Höckner
150 Dresden durch zahlreiche Neubauten und herrliche Kuustsamm-lungen zur prachtvollsten Stadt Deutschlands um. Der prunk-volle Hof und die Verbindung mit Polen gaben der Industrie und dem Handel Sachsens Anregung zu energischem Aufschwung (Erfindung des Porzellans 1709; Leipzig durch seine Messen Mittelpunkt des deutschen Vinnenhandels). Um die Mittel fr sein Hofleben und die Behauptung der polnischen Krone zu be-schaffen, veruerte August zwar einerseits wertvolle Besitzungen und Ansprche seines Hauses, entwickelte aber auch anderer-seits das Steuerwesen durch die Einfhrung der Accise nach preuischem Muster (seit 1705), ohne da er die Mitwirkung der Stnde beschrnkte (neue Landtagsordnung 1728). Der bertritt des Kurfrsten zum Katholicismus, dem erst 1717 der des Kurprinzen folgte, berhrte die lutherische Landes-kirche nicht, da August seine landesbischflichen Rechte dem Geheimen Rat bertrug und sich fr die Katholiken (und Re-formierten) mit einer beschrnkten Kultusfreiheit begngte, ent-fremdete aber die Dynastie lange ihren natrlichen Beziehungen zum protestantischen Norden, machte Sachsens Direktorium des Corpus Evangelicorum am Reichstage innerlich unhaltbar und verringerte dadurch seine Geltung im Reiche zu Gunsten Branden-burgs. Verhngnisvoll wurde die Verbindung mit Polen durch die Verflechtung Sachsens in den nordischen Krieg. 2. Der nordische Krieg. 17001721. a) Bis zur Schlacht bei Poltwa 1709. 1. Die Jugend und Unersahrenheit Karls Xii. (1697 1718) und die Verstimmung des baltischen Adels benutzend schlssen Rußland, Polen-Sachsen und Dnemark 1700 ein Kriegsbndnis gegen Schweden zur Eroberung der Ostsee-Provinzen und Demtigung des Herzogs Friedrichs Iii. von Schleswig - Holstein - Gottorp. Doch Karl Xii. (geboren 1682) ^g. zwang ,durch rasche Landung bei Kopenhagen die Dnen zum 1700 Fried en von Travendahl August 1700, damit zum Rcktritt Novbr.^om Bndnis. Dann gegen die Russen sich kehrend entsetzte er 1700 durch den glnzenden Sieg bei Narwa November 1700 die belagerte Festung. 1701 warf er sich aus die Sachsen, welche

6. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 44

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 44 — die Freude; er vertieft sich in das liebliche Bild, er sieht sich an der Spitze von vielen Tausenden Bauern, Bürgern und Rittern, er giebt das Zeichen zum Angriff (daher der Griff nach dem Schwert), er greift an, er siegt, und vor ihm stehen die stolzen Fürsten, gefangen und gebunden, wie einst die Sachsen an der Unstrut; und nun aus nach Rom, gegen den frechen Mönch, ihn zu verjagen oder zu fangen, denn das Schwert ist schärfer als der Bann, deutsches Eisen stärker als der römische Fluch. Doch noch ist es nicht so weit, noch ist er nicht Sieger, sondern wehrlos und ehrlos in der Hand der Fürsten und des Papstes. So erwacht er aus dem schönen Traum, und Kummer und Gram blicken uns wieder aus seinem Antlitz entgegen. So wechseln in der Seele des Kaisers Schmerz und Zorn und Hoffnung, und so reitet er ein in Speier als ein gebeugter Mann, ein Kaiser und doch ein Gegenstand des Mitleids selbst für den geringsten Mann „im letzten Häuselein." Zusammenfassung: Die Fürsten erklärenden gebannten Kaiser für abgesetzt, wenn er nickt binnen kurzer Zeit vom Banne gelöst sei; sie wollen auf dem nächsten Reichstag den Papst endgiltig über Heinrich und feine Herrschaft richten lassen. — Überschrift: Ernied- rigung Heinrichs auf dein Fürstentag in Tribur. b. Wie steht es nun mit Recht und Unrecht in dieser traurigen Geschichte? Es handelt sich bei dieser Frage um zwei Parteien, den Kaiser und die Fürsten. 1. Der Kaiser. Ich habe es euch angemerkt, daß ihr seine Partei ergriffen und Mitleid mit feinem Unglück empfunden habt. Ist er aber ganz rein und ohne Schuld an feinem Unglück? Das Unglück war die einfache Folge und gerechte Strafe des Leichtsinnes, des Übermutes, der Unbesonnenheit, des Jähzornes, der Rachsucht, der Härte und Gewaltthätigkeit womit er den Papst, die Fürsten und die Sachsen behandelt hatte. Er hatte allen dreien nicht bloß angemaßte (z. Sb.?), sondern auch wirkliche Rechte zu entreißen und zu verringern gesucht (Simonie, ungerechte Entsetzung des Papstes, Rat der Fürsten, Freiheiten der Sachsen); durch diese Gewaltthaten trieb er aber die Angegriffenen zu einem Bündnis gegen sich, und diesem Bündnis zwischen Papst und Fürsten mußte er unterliegen; denn die vereinigten Fürsten waren ihm weit überlegen an Waffengewalt, und der Papst gab ihrem Treubruch und Widerstand göttliches Recht durch den Bann. Für seine Thorheit und sein Unrecht mußte nun Heinrich durch die Erniedrigung von Tribur büßen. Und die Erniedrigung war furchtbar hart. Denn durch feine Einwilligung in den Vertrag bekannte er öffentlich gerade das Gegenteil von dem, was er früher gedacht und erstrebt hatte (vergl. seinen Brief aus Worms!). Dem Papst bekannte er: Ich hatte kein Recht dich zu entsetzen, du aber hast das Recht mich zu bannen und zu entsetzen; ich muß dir gehorsam sein „in allen Dingen" (also auch bei der Investitur), du aber bist mir gar keine Pflicht schuldig. Den Fürsten aber bekannte er: Ich habe kein Recht über euch zu herrschen, sondern ich darf bloß mit euch regieren. Und die schwerste Erniedri-

7. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 196

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 196 — fürsten losmachen. Besonders schlimm waren die ärmeren Ritter, deren einziger Berns das Kriegshandwerk war, und die nun unbegehrt auf ihren Burgen saßen und sich oft kümmerlich von dem geringen Ertrag ihrer Äcker ernähren mußten. Sie lauerten am liebsten den kostbaren Warenzügen der Kaufleute auf, die zu Wasser oder zu Land von einer Handelsstadt zur andern gingen. Plötzlich brachen sie aus dem Hinterhalt, machten die bewaffneten Begleiter nieder und führten die erbeuteten Waren und die gefangenen Kaufleute auf ihre Burg. Bald galt es als adliges Handwerk, so „vom Stegreif" zu leben. So wurden die meisten Burgen Raubnester und die Ritter Raubritter. Die Städte wehrten sich natürlich nach Kräften gegen diese Räubereien, zerstörten mit Kriegsmacht solche Raubnester und hingen die Räuber an den Galgen. So entstand in Deutschland ein Krieg aller gegen alle, wie er niemals zuvor dagewesen war. Jeder half sich, wie er konnte, gegen seine Feinde; bald übte er Gewalt, bald litt er Gewalt, bald war er Hammer, bald Amboß. Recht und Gericht, Gesetz und Ordnung war völlig verschwunden; die Schwachen und Wehrlosen, besonders die Bauern, wurden beraubt und mißhandelt, für sie gab es kein Recht und keinen Richter; nur wer die Gewalt hatte, hatte auch das Recht. Darum wird diese jammervolle Zeit auch die Zeit des „Faustrechtes" genannt. Erläuterung; Überschrift. Ii b. Gab es denn damals keine Gesetze in Deutschland, durch die alle jene Gewaltthaten bei schwerer Strafe verboten waren? Gewiß (Heinrichs Iv. und Friedrichs I. Landfriedensgesetze), aber es fehlte der Mann und die Macht, die stark genug gewesen wären, um das Halten dieser Gesetze zu erzwingen und die mächtigen Übelthäter zu bestrafen. Darum walteten die blinden Begierden der Mächtigen (Habgier, Raubgier, Rachgier, Herrschgier) ohne Scheu und Schranken, darum maßte sich jeder Unterthan das Fehderecht oder das Recht der Selbsthilfe an, darum herrschte das Faustrecht, und darum kam die „schreckliche" Zeit, in der sich Deutschland selbst zerfleischte, in der unser schönes Vaterland zu einem einzigen großen Schlachtfeld wurde und zu einer ausgeplünderten Trümmerstätte, aus der nur die festen Burgen und die ummauerten Städte unversehrt emporragten. Und das unermeßliche Elend hatten die herrschsüchtigen Fürsten und Herren dem Vaterland und auch sich selbst bereitet; sie hatten sich selbst die Zuchtrute gebunden, mit der sie gestraft wurden. Denn sie hatten geflissentlich Kaiserrecht und Kaisermacht geschwächt und verachtet, und nun waren sie wohl den Herrn und Aufseher los, aber zugleich auch den Schützer und Helfer, der ihr gutes Recht verteidigte und wahrte. Am meisten empfunden wurde dies Elend der Rechtlosigkeit natürlich von den Schwächeren und Ärmeren (kleinen Stadt- und Landgemeinden), die zur Selbsthilfe nicht stark genug waren; aber schließlich mußten doch alle unter dem Faustrecht leiden, da Handel und Wandel, Handwerk und Ackerbau immer mehr zurückgingen und zum Teil ganz aufhörten.

8. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 76

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 76 — Schar in der Lombardei? Wer kam sicherlich auch zu ihm? (Der Gegenpapst). Warum blieben ihm die Thore verschlossen? (Die Römer hielten es wider sein Erwarten mit Gregor). Warum wagte Heinrich keinen -sturm? Wann zog er ab (Ende Juni) und warum? ^ welcher Stimmung wird Heinrich zurückgezogen sein? (Niedergeschlagen^ denn fern Plan war völlig mißglückt). Warum zog er nur ors in die Lombardei? (Größeres Herr zu neuem Feldzug). Schon im nächsten Winter brach Heinrich mit einem größeren Heere nach Rom auf. Vergeblich setzte er den Römern in einer Bot-(vergl. Lesebuch!) auseinander, daß er für die Gerechtigkeit streite, Hudebrand aber ^ für das Unrecht. Die Thore blieben verschlossen. Heinrich mußte die Stadt einschließen und belagern. Und als er bei Beginn des Sommers wieder wegzog, ließ er einen großen Teil seines Heeres m einer hochgelegenen Burg bei Rom zurück. Von hier aus machten die Kneger fortwährend Streifzüge und verwüsteten die Felder der Römer. (Erläuterung). §um dritten Male führte Heinrich ein Heer gegen Rom. Die Kampfe wurden häufiger und heißer. In der Stadt mangelte es an Jcahrimg, den Bürgern sank der Mut, und sie wurden lässig im Wach- dienst. So kam es, daß einmal an einer Stelle der Mauer die Posten gänzlich fehlten. Als einige Soldaten das merkten, führte Heinrich die Seinen rasch zum Sturm. Sie schafften rasch Leitern herbei, überstiegen die Mauer, rissen eine breite Lücke in die Mauer, durch die die Masse des Heeres nachströmte. Aber es war nur der päpstliche Stadtteil ant rechten Tiberufer, den Heinrich erobert hatte. Hier war die Peterskirche und die feste Engelsburg, die der Papst selber verteidigte; die eigentliche Stadt Rom lag aus dem andern Ufer des Tiber. Der Papst verkündete von neuem feierlich den Bannfluch über Heinrich und feine Anhänger; aber Heinrich erhob gleich daraus seinen Gegenpapst auf den Stuhl des heiligen Petrus. Im Sommer verließ Heinrich Rom, nachdem er eine Besatzung in den eroberten Stadtteil gelegt hatte. (Erläuterung). 3um vierten Mal bedrängte Heinrich im nächsten Winter die Stadt Rom. Hunger, Sorge und Angst herrschten in der belagerten Stadt. Die Bürger flehten unaufhörlich den Papst an, daß er doch nachgebe und sie aus ihrer Not erlöse. Gregor blieb fest und starr. Da beschlossen die Bürger, sich selber zu helfen. Sie öffneten dem König ein Thor. Ohne Kampf zog Heinrich mit seiner Gemahlin und dem Gegen-papft in Rom ein, jubelnd vom Volke begrüßt.' Am Palmsonntag wurde Wipert feierlich zum römischen Bifchof geweiht, und am ersten Mtertag fetzte der neue Papst dem König Heinrich und seiner Gemahlin im St. Peters Dom die Kaiserkrone auf. Nun begann Heinrich mit aller Macht die Engelsburg zu belagern, und die Römer halfen ihm dabei. Gregors Bedrängnis wuchs von Tag zu Tag. Zur Erläuterung: Wie gewann Heinrich endlich den Sieg und wie benutzte er ihn? Ausmalung der Papstweihe und der Kaiser-

9. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 118

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
Burgen — hauptsächlich durch ihre Freiheit und Einigkeit geschaffen worden), und darum beugen sie sich nicht vor dem ungerechten Befehl des Kaisers, sondern nehmen alle Opfer an Gut und Blut auf sich, um ihr Teuerstes, die Freiheit, zu retten. Sie kämpfen, leiden und fallen für Freiheit und Vaterland — (b. H. ihnen gilt nur ihre Stadt als ihr Vaterland). Und sie kämpfen tapfer und ausdauernd, nicht das Schwert, nur der Hunger hat sie überwältigt. Die Lombarden zeigen ihre Rachgier und ihren Haß gegen die Schwesterstadt noch furchtbarer als beim ersten Mal. (Nachweis aus ihren Handlungen bei der Belagerung, der Verurteilung und der Zerstörung Mailands); sie denken gar nicht daran, daß sie und die Mailänder ein em Volke angehören und Brüder sind. Auch bei der zweiten Eroberung Mailands zeigt sich „des Reiches Herrlichkeit." Nachweis: (Hoheitsrechte des Kaisers, Einnahmen des Reiches aus diesen Rechten, Zerstörung Cremas; Bändigung, Demütigung und Vernichtung Mailands; und als Frucht hiervon gewiß der demütige Gehorsam der ganzen Lombardei). Vergleich zwischen der ersten und zweiten Belagerung Mailands: Dauer, Erbitterung, Übergabe, Strafe. Kulturhistorisches: Hoheitsrechte des Kaisers in der Lombardei; Reichsacht (hier verschärft); Pflege der Rechtsgelehrsamkeit auf der Universität Bologna; die Verpflichtung der deutschen Lehnsleute zum Römerzug galt nur für einige Monate, war aber trotzdem sehr kostspielig, da der betreffende Ritter selbst für feine Ausrüstung und Verpflegung zu sorgen hatte — daher auch die Geschenke des Kaisers; Übergabe einer Stadt nach Vertrag oder auf Gnade und Ungnade; Stände in Mailand: Ritterschaft d. h. städtischer Adel, der der Stadt zu Pferde Kriegsdienst leistet, und Bürgerschaft, die zu Fuß dient; Fahnen, Carroccio, Schutzpatron der Stadt, die Reliquien der heiligen 3 Könige; das Furchenziehen und Salzstreuen, ein Sinnbild des Wüsteliegens. Drittes Sück: Der Kampf mit dem lombardischen Bund und mit dem Papst. Ziel: Überschrift. I Daß die Lombarden — d. H. die lombardischen Städte — einen Bund schließen, ist auffällig; denn sie haben ja seither voll Haß und Zwietracht gegen einander gewütet, besonders gegen Mailand. Und auffällig ist auch, daß sie sich gegen den Kaiser empören, der doch gerade jetzt durch die furchtbare Züchtigung Mailands überall Schrecken verbreitet und Gehorsam erzwungen hat. Es muß etwas sehr Wichtiges fein, was sie zur Einigung nötigt und zum Kampf gegen den Gewaltigen treibt. Könnt ihr es euch denken? Der Kaiser hat vielleicht nach feinem Sieg die feindlichen lombardischen Städte hart gedrückt, und

10. Neuere Geschichte - S. 18

1869 - Mainz : Kunze
18 Gemahl von Ludwigs Schwester Anna (seine Schwester Maria Ludwigs Wittwe), und schon seit 1521 im Besitz der deutsch-habsburgischen Länder, die Königskrone von Böhmen niit seinen Nebenländern und Ungarn erhält. 1527 Gegenkönig der Woiwode von Siebenbürgen Johann Za- 1529 polya, seit 1529 dem Sultan zinspflichtig. Die Türken "32 vor Wien; erfolglose Belagerung. Abermaliger Einfall 1532. 1527—1529 Zweiter Krieg zwischen Karl V und Franz I. Gegen Karls V Uebermacht bildet sich 1526 die Ligue zu Cognac zwischen Frankreich, Venedig, Florenz, Mailand, (Franz Sforza) dem Pabst Clemens Vii und England. Franz I aus der Gefangenschaft befreit, nachdem er seine beiden Söhne als Geißel gestellt, weigert, durch eine Burgun- dische Notabeln-Verfammlung bestärkt und von Clemens Vii feines Eides entbunden, die Abtretung Burgunds. Eroberung 1527 und Plünderung Roms durch die Kaiserlichen unter Karl von Bourbon, der beim Sturm den Tod fand; (auch Georg Frundsberg s), zeitweise Gefangenhaltung des Pabstes. 1528 Lautree belagert vergeblich Neapel; Uebertritt des Genue- sischen Admirals Andreas Doria zu Karl V; Genua unab- "r« hängig von Frankreich. Im Damenfrieden von Cam- brai verzichtet u. a. Franz auf alle Ansprüche in Italien und kauft feine Söhne los; Karl überläßt Mailand gegen Tribut an Franz Sforza, den Kirchenstaat und den Principat über Florenz dem Pabst. — "29 d. Auf dem zweiten Reichstag z u S p e i e r 1529 wurde unter dem Einfluß des zunehmenden Kriegsglücks Karls V und feines wiederhergestellten guten Einvernehmens mit dem Pabste durch eine katholische Majorität beschlossen: die Stände, die bis- her das Wormser Edict gehalten, sollten es auch ferner halten, in den andern Landschaften aber keine weitere Neuerung vorge- nommen, kein geistlicher Stand seiner weltlichen Macht verlustig werden; also wurde der Reformation Stillestand geboten; dagegen Protest (später „Protestanten") der Minorität und Appellation an ein allgemeines oder deutsches Concilium. 1530 e. Reichstag z u Augsburg 1530. Karl V kam als Sieger über Frankreich, Italien, den Pabst und (1530) von letz- terem in Bologna zum Kaiser gekrönt, zum Reichstag mit der Absicht, die seinem Streben nach einheitlicher Reichsregierung hinderliche Kirchenspaltung zu unterdrücken. Melanchthons Con-
   bis 10 von 120 weiter»  »»
120 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 120 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 3
2 11
3 3
4 22
5 4
6 9
7 4
8 0
9 0
10 13
11 0
12 4
13 6
14 0
15 7
16 1
17 2
18 0
19 4
20 1
21 3
22 5
23 1
24 4
25 20
26 7
27 14
28 3
29 9
30 2
31 16
32 8
33 1
34 11
35 6
36 12
37 23
38 3
39 5
40 1
41 4
42 36
43 1
44 0
45 12
46 4
47 6
48 3
49 10

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 16
1 84
2 9
3 35
4 39
5 6
6 9
7 94
8 108
9 210
10 19
11 11
12 13
13 18
14 18
15 48
16 142
17 631
18 19
19 54
20 131
21 36
22 4
23 207
24 2
25 43
26 18
27 9
28 36
29 44
30 14
31 16
32 43
33 32
34 260
35 21
36 55
37 136
38 55
39 76
40 15
41 125
42 23
43 86
44 35
45 132
46 54
47 3
48 10
49 5
50 17
51 20
52 51
53 65
54 44
55 36
56 53
57 10
58 57
59 205
60 40
61 31
62 90
63 18
64 39
65 41
66 33
67 79
68 109
69 127
70 18
71 93
72 53
73 64
74 66
75 18
76 53
77 52
78 58
79 15
80 15
81 9
82 40
83 45
84 13
85 133
86 664
87 28
88 10
89 20
90 237
91 16
92 303
93 6
94 134
95 55
96 81
97 17
98 337
99 15

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 109
1 177
2 26
3 53
4 56
5 43
6 132
7 73
8 9
9 26
10 42
11 178
12 164
13 46
14 42
15 9
16 166
17 3
18 58
19 137
20 55
21 4
22 19
23 4
24 307
25 133
26 201
27 11
28 53
29 23
30 6
31 51
32 73
33 230
34 172
35 5
36 36
37 12
38 25
39 137
40 39
41 8
42 27
43 59
44 29
45 45
46 43
47 149
48 69
49 24
50 57
51 49
52 195
53 80
54 126
55 27
56 5
57 15
58 80
59 250
60 24
61 15
62 59
63 11
64 86
65 28
66 22
67 23
68 46
69 17
70 43
71 36
72 81
73 32
74 31
75 69
76 75
77 532
78 311
79 23
80 216
81 308
82 25
83 162
84 20
85 24
86 92
87 93
88 31
89 113
90 52
91 57
92 37
93 31
94 153
95 178
96 35
97 122
98 50
99 33
100 192
101 272
102 59
103 60
104 131
105 37
106 13
107 160
108 22
109 97
110 49
111 8
112 23
113 382
114 174
115 28
116 21
117 13
118 25
119 128
120 13
121 43
122 188
123 32
124 166
125 41
126 129
127 189
128 36
129 116
130 53
131 172
132 192
133 248
134 103
135 21
136 216
137 101
138 42
139 53
140 40
141 7
142 157
143 62
144 27
145 89
146 22
147 24
148 161
149 151
150 15
151 71
152 70
153 71
154 39
155 31
156 38
157 43
158 402
159 178
160 112
161 13
162 9
163 6
164 57
165 148
166 78
167 22
168 37
169 42
170 11
171 289
172 30
173 88
174 33
175 256
176 42
177 319
178 120
179 104
180 68
181 8
182 179
183 344
184 156
185 38
186 96
187 37
188 634
189 40
190 0
191 71
192 26
193 99
194 65
195 106
196 54
197 208
198 6
199 75