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der viel zahlreicheren, bunt gemischten früheren Bevölkerung hervorgegangen, bilden aber
jetzt ein ziemlich einheitliches Volk mit gleicher Sprache und gleicher Religion und fühlen sich alle
als echte Türken. Sie sind körperlich kräftig, aber bequem und träge, ohne Streben nach
Erwerb, daher meist arm. Sie treiben hauptsächlich Ackerbau und Viehzucht, iu den Städten
Handwerke und Kleinhandel. Von ganz anderer Art sind die Griechen: lebhaft, leicht-
beweglich, hellen Geistes, schlau berechnend, vorwärts strebend. Sie zeichnen sich aus als
tüchtige Seeleute, Winzer, Obstgärtner und Seidenzüchter. Als Kaufleute sind sie durch
ihre Schlauheit und Geriebenheit allen überlegen, und auch in den wissenschaftlichen Berufs-
zweigen stehen sie allen voran. Sie sind die Ärzte, die Rechtsanwälte, Lehrer, Buchhalter,
Bankiers. Kein Wunder, daß sie immer mehr Einfluß gewinnen und die Türken mehr
und mehr zurückdrängen. Den Griechen ähnlich an Rührigkeit und Erwerbssinn sind die
Armenier, die namentlich im O. und N. den Handel in Händen haben und den Griechen
gefährliche Nebenbuhler sind.
Stellung, Geschichtliches. Kleinasien bildet ein Übergangsland zwischen
Europa und Asien. Sein geologischer Bau wie auch seine Gebirgszüge lassen
es als eine Fortsetzung der Balkanhalbinsel erscheinen. Ebenso vollzieht sich
hier der Übergang von dem mehr ozeanischen Klima Europas, das noch an
seinen Küsten herrscht, zu dem Festlandsklima Asiens. Auch geschichtlich ist es
ein Bindeglied zwischen beiden Erdteilen. Über Kleinasien sind wahrscheinlich
die Griechen nach Europa eingewandert, und später kamen auf demselben Wege
die Türken. In umgekehrter Richtung drang die griechische Kultur in Asien
vor. Alexander der Große und die Römer begannen von hier ans die Eroberung
Vorderasiens; im Mittelalter war es der Weg, aus dem die Kreuzfahrer zum
Heiligen Lande zogen. Naturgemäß hat Kleinasien auch im Handelsverkehr
zwischen den beiden Erdteilen von jeher eine Vermittlerrolle gespielt, und seine
Bedeutung in dieser Beziehung wird noch wachsen, wenn erst die Bagdadbahn
fertig ist.
Sehr wechselvoll ist die Geschichte Kleinasiens. Schon früh hatten die Griechen,
wenn wir von der ältesten Zeit absehen, an den Küsten, vor allem an der Westseite und auf
den vorliegenden Inseln, festen Fuß gefaßt. Ihre Kolonien, darunter Milet, Ephefus,
Halikarnaß u.v.a., entwickelten sich zu blühenden Gemeinwesen. Im Innern bestand
lange Zeit das mächtige Reich der Lyder mit der Hauptstadt Sardes. Um 546 v. Chr.
aber wurde dieser Staat durch den Perserkönig Cyrus erobert, und auch die Griechenstädte
kamen unter persische Herrschaft. Später, 334, folgte die Eroberung durch Alexander den
Großen. Ganz Kleinasien wurde iu der Folge hellenisiert. Nach dem Tode Alexanders
entstanden mehrere kleinere Reiche, unter denen Pergamnm mit der gleichnamigen
glänzenden Hauptstadt ein wichtiger Sitz griechischer Kunst und Wissenschaft wurde. Nach
und nach kamen dann diese Reiche unter die Herrschast der Römer. „In jenen Jahr-
Hunderten war Kleinasien ein hoch entwickeltes Land mit reichem Ackerbau, besonders auf
Weizen, mit blühenden großen Städten, guten Bewässerungsanlagen und einem dichten
Netz voit Verkehrswegen." Diese Blüte dauerte auch noch fort unter der Herrschaft der
oströmischen Kaiser. Als aber dann um 1300 die Türken die Halbinsel eroberten, trat der
Versall ein. Die Zahl der Bewohner schmolz unter dem harten Druck rasch dahin, das
Ackerland verödete und wurde zur Steppe, viele Dörfer und Städte sanken in Trümmer,
die Verkehrswege wurden unbrauchbar, und die Häsen versandeten. Erst in neuster Zeit
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Cyrus Cyrus Alexander Alexander Alexanders
Extrahierte Ortsnamen: Kleinasien Europa Asien Europas Asiens Kleinasien Europa Asien Kleinasien Kleinasiens Sardes Kleinasien Alexanders Kleinasien
227 __
aber in den erfolgreichen Kämpfen der Lombardischen Städte gegen Barbarossa. Reichtum durch Gewerbe und Handel, Macht durch Zusammenhalten der Bürger. Entstehung freier Reichsstädte. — Wie und wodurch erlangten die Städte diese Macht?
Ii a. Die Besprechung des Städtewesens schließt sich entweder in freier Weise an die Betrachtung von Bildern (z. B. an die drei Lehmann'schen), worauf dann die Gruppierung der Hauptpunkte folgt, oder sie schließt sich von vornherein an bestimmte Gesichtspunkte (Hauptfragen), schafft bei jedem erst die bekannten Züge herbei und ergänzt und erweitert dann das Vorhandene, wozu auch die betreffenden Schilderungen des Schullesebuches herangezogen werden. Im folgenden werden nur ganz kurz einige Gesichtspunkte angegeben.
Die Bevölkerung. Anfangs meist unfreie, hörige Leute, die dem Stadtherrn (Bifchof, Fürst) zu Diensten und Abgaben verpflichtet waren; Ackerbauer, Handwerker. Dazu Adelige und Freie als Grundbesitzer oder Kaufleute. Nach und nach verschmolzen beide Stände zu einer Gemeinde.
Beschäftigung: Handwerk und Handel (neben Ackerbau). Teilung der Arbeit, verschiedene Gewerbe, Zünfte. Handel im Inland und mit dem Ausland, letzterer besonders seit den Kreuzzügen; Märkte, Messen; Reichtum, Geld ist Macht.
Befestigung der Stadt. Anfangs durch Wall und Graben, später durch Steinmauern und Türme. Der beste Schutz war die zahlreiche, waffenkundige Bürgerschaft. Vergl. das Bild: Belagerung einer Stadt.
Regierung der Stadt. Anfangs regierte ein Vogt ober Graf des Königs oder Bifchofs. Nach und nach gewannen die Städte durch gütlichen Vertrag (Geld) oder durch Gewalt (vergl. Worms, die lombardischen Städte) diese Rechte (Polizei, Gericht, Abgaben, Zölle) und regierten sich selbst durch einen Rat, an dessen Spitze der Bürgermeister stand (Mailand; Reichsstädte freier als die Landstädte). Wahl der Ratsherrn zunächst nur aus den vornehmen Geschlechtern (Patriziern, Ratsgemeinde), dann nach heftigen Kämpfen auch aus den niederen Bürgern (Zunft, Bürgergemeinbe); zuletzt vielfache Verschmelzung beibet Stänbe durch gemeinsame Sorge für das Wohl der Stadt.
Städtische Einrichtungen. Markt- und Straßenleben. Öffentliche Gebäude (Rathaus, Kirche, Kaufhaus). Vergl. das Bild: Stadtinneres, foroie die betr. Schilderungen des Schullesebuches.
Das Bürgerhaus. Vergl. das Bilb: Bürgerliches Wohnzimmer.
Sorge der Städte sür geistige Dinge. Übergang der ritterlichen Bildung an die Bürger. Schulen, Künste (Baukunst, Malerei, Kunstgeroerbe, Meistergesang, Volkslied).
Städtebündnisse. Der rheinische Slädtebund (Einfluß desselben zur Zeit des Faustrechtes, vergl. oben!) und besonbers die Hansa. Zweck: Schutz des Hanbels. Höhepunkt der stäbtischen Macht, ein Ersatz
15*
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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— 73 —
arabischen Herrschaft, jetzt unter der europäischen Durchschnitts-
zahl, in zahlreichen kleinern Städten und großen, aber spärlichen
Dörfern. Die großen Städte sind mit dem Glänze der Ver-
gangenheit gesunken. Außer Madrid, durch die Laune Philipps Ii.
gehoben, sind nur die Küstenstädte von Bedeutung; in ihnen
concentriert sich Industrie und Handel. Wenige nur nähren
sich noch von dem durch die Silberflotte vernichteten Bergbau;
die meisteu von Landwirtschaft und Viehzucht.
Am eigenartigsten in Sprache, Sitte, Charakter und poli-
tischer Stellung (Fueros) sind in ihren Bergthälern die Bas-
ken geblieben, trotz der großen ihr Land durchschneidenden
Straße (Madrid — Bnrgos — B i t t o r i a — Jrnn — Bayonne),
trotz der lebhaften Seehäfen. Thätige fröhliche Arbeiter im
Ackerbau, der Eisenindustrie und im Handel, treu bis zum Starr-
sinn. Allgemeine Volksbildung. — Die Navarreseu auf den
ärmern Terrassen der Pyrenäen haben durch den politischen
Zusammenhang mit dem französischen Navarra (Straße von
Pamplona, Pompejopolis), und durch die Beziehungen zu Ära-
gou mit der Sprache vieles von jenen Eigenthümlichkeiten ein-
gebüßt. — Einen Gegensatz bilden die ernsten, besonneneu, stol-
zen Castilianer (Grandezza) „mit heroischem Muthe, aber
allzuhohem Selbstgefühl/' Ihr Name von den zum Schutz gegen
die Mauren erbauten zahlreichen festen Burgen *) und Städten
(alte Hauptstadt Burgos). Geringe Zahl der Ortschaften und
der Bevölkerung; die alten großen Städte Leons im Dnero-
gebiete, Valladolid, noch Kaiser Karls V. Residenz, und Sa la-
mauca, die berühmte Universität, trotz ihrer reizenden Lage
verödet wie Toledo (Toletum), die am hohen Felsenufer des
Tajo gelegene Königsstadt, der Mittelpunkt der spanisch-katholischen
Kirche. An ihre Stelle trat Madrid, die am höchsten gelegene
Großstadt Europas, in vegetationsloser Gegend^) zwischen Tajo
und dem (meist mit Schnee bedeckten) Gnadarramagebirge. Nach
diesem (auch geographischen) Mittelpunkte laufen von den lachen-
den Küsten her die wenigen Straßen des Landes zusammen und
*) Noch sehr wohl erhalten; ebenso die über ganz Spanien verstreuten
römischen Bauwerke, namentlich Brücken und Wasserleitungen, und die
maurischen Paläste.
**) Das unerträgliche Klima zwang zum Bau landschaftlich schönerer
Residenzen in weiterer Entfernung: Aransuez am Tajo, el Escurial (St.
Quentin 1557) am Abhange des Gebirges.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Hinterindien.
269
trieben wurde, nun sich aber über Centralasien, China und Hinterindien
verbreitete. Er zählt gegen 300 Mill. Bekenner. Buddha gilt als
Fleisckwerdung Gottes.' Er wurde getauft, lernte die Sprachen, um
alle Volker zu lehren, lebte unter Fasten und Kasteien in der Wüste.
Zehn Gebote sind ihm geoffenbart (nicht tödten, nicht stehlen, nicht
schwören und lügen u. a.). Der Charakter seiner Religion ist Milde,
Gleichheit, Brüderlichkeit, im Gegensatz zur Härte und Anmaßung des
Brahmanismus. Er predigte Mitleid und Barmherzigkeit auch gegen
die Thiere. Jeder Birmane muß einmal in seinem Leben Mönch ge-
wesen sein ld. h. das gelbe Kleid der Pungyi getragen haben). Birma
ist das Land des naiven Gespensterglaubens. Nirgends gibt es mehr
goldschimmernde Pagoden (Tempel, zuweilen sogar mit Landkarten und
Glocken geschmückt), die Klöster sind mehr Schulen als Kirchen, und
ein eigentlicher Gottesdienst fehlt. Von 6—13 Jahren gehen die
Knaben in die Schule und lernen lesen und schreiben. Man schreibt
weiß auf schwarz d. h. mit Specksteinschrift auf schwarzgefärbten
Tafelbüchern. — Die Malereien der Birmanen sind besser als die der
andern südasiat. Völker, weil sie mehr Verständnis für Perspektive
haben. Auch üben sie Musik und haben Dichter und Schauspiele. —
Die Hauptnahrung bildet Reis, da nach der Lehre Buddhas kein
Thier getödtet werden darf. Selbst Eier scheut man sich zu kochen,
um das Leben nicht zu vernichten. Hühner ißt man nur, wenn sie
vor Alterschwäche sterben. Die gefangenen Fische läßt man auf dem
Sande verschmachten; man hat sie d,ann nicht getödtet, sie starben frei-
willig. Produkte. 1. Metalle, besonders Eisen, gibt es in Menge;
aber es wird wenig ausgebeutet. Petroleum wird zum Brennen der
Lampen verwendet. 2. Reis, Baumwolle, Indigo, Mais, Weizen,
Tabak (geringe Gartenkultur), viel Nutzholz. 3. Nur als Zugthiere
werden gehalten Ochsen, Büffel, Pferde, Elephanten. Die Industrie
liefert treffliche Goldarbeiten, Holzschnitzereien, lackirte Waaren, Serden-
gewebe. Nur die Chinesen treiben das Gewerbe fabrikmäßig. Der
Handel über See ist in den Händen der Europäer, welche auch den
Jrawadi auswärts Verbindung mit den inneren Provinzen Chinas an-
streben. Eine Münze besteht nicht, Silber gilt nach dem Gewicht.
Zum Rechnen wie zum Beten dient der Rosenkranz, der in den Kreuz-
zügen nach Europa kam. Ausfuhr von Tikholz, Baumwolle, Wachs,
Stangenlack. Einfuhr von Baumwollzeugen, Waffen, Opium, Spi-
rituosen, Zucker.
Awa, „die Stadt der Kleinodien und Juwelen", trauert in einsamer
Verödung, die Trümmer sind mit dichten Pflanzenwuchs umhüllt. Amara-
pura, „die Stadt der Unsterblichen", ist verfallen. Nur hier und da ist noch
ein Haus bewohnt; das von Chinesen bewohnte Quartier ist allein noch gut
erhalten. Um sie zu vertreiben, hat der König befohlen, einen Canal mitten
durch das Stadtviertel zu graben. Denn wenn der Herrscher die Stadt ver-
läßt, ist sie dem Verderben geweiht. Nach Kriegsunglück Pflegen die birmani-
schen Könige gewöhnlich ihre Hauptstadt zu verändern und dies ist Ursache,
daß alle Reiche Hinterindiens so viele verfallene Residenzen aufzuweisen haben.
Mandalay, feit 1858 Residenz, liegt nördlich von der verlassenen Hauptstadt,
östlich vom Jrawadi, in schattenloser sumpfiger Ebene, die früher dem Reis-
bau diente. Außer den birmanischen Einwohnern und den Mohammedanern
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Ortsnamen: Hinterindien China Hinterindien Gottes Buddhas Chinas Europa Mandalay
— 135 —
26. Die Schweiz.
(41000 qkm, 31/, Mill. E.)
a. Gebietsumfang.
Die Schweiz umfaßt die Schweizer Hochebene, einen Teil des Schweizer Juras und
den größten Teil der Schweizer Alpen. Im S. reicht sie im Gebiete des Ticino bis fast
an die Lombardische Tiefebene. Im O. gehört noch das Gebiet des oberen Inns dazu.
Ii. Nahrungsquellen.
In der Ebene wird vorzugsweise Ackerbau getrieben. Doch reicht der Ertrag an
Getreide nicht hin, die ganze Schweiz damit zu versorgen. Bedeutend ist der Obst- und
Weinbau. In den Alpen kann der Ackerbau nur spärlich betrieben werden. Die Be-
wohner leben hauptsächlich von der Viehzucht (S. 88). Besonderen Wert legt man auf
die Bereitung des Käses, der in alle Welt versandt wird. Eine reiche Einnahmequelle
bildet der Fremdenverkehr, der wohl in keinem Lande Europas so stark ist wie in
der Schweiz. Zählte man doch im Jahre 1899 allein in Luzern über 121000 Fremde,
wovon 40000 Deutsche, 21000 Engländer waren. Nach einer im Jahre 1893 angestellten
Berechnung brachte der Femdeuverkehr dem Laude eine Einnahme von 74 Mill. Jl
Hochentwickelt ist die Industrie der Schweiz. Sie hat vorzugsweise im W. und N.
des Landes ihren Sitz. Im Jura, in Gens und in Neuenburg ist besonders die
Uhren- und Schmucksachen-Industrie bedeutend. Sie verdankt ihre Entstehung der Un-
sruchtbarkeit des Gebirges. Die Bewohner konnten sich durch den Ackerbau nur kümmerlich
ernähren und waren daher gezwungen, noch andere Erwerbszweige nebenher zu treiben.
Bor ungefähr 200 Jahren fingen einfache Bauern an, Uhren zu verfertigen. Über die
Entstehung dieser Industrie wird folgendes erzählt: Im Jahre 1680 kehrte ein Mann, der
lange Zeit in der Fremde umhergewandert war, in sein Heimatdorf La Sagne zurück.
Unter andern Dingen hatte er auch eine Taschenuhr aus England mitgebracht. Noch nie
hatte man in der Gegend ein solches Wunderwerk gesehen, und stundenweit kamen die
Leute herbei, um es anzustaunen. Leider war die Freude nur von kurzer Dauer. Die
Uhr blieb stehen, und alle Versuche des Eigentümers, sie wieder in Gang zu bringen,
waren vergeblich. Nun lebte in jenem Dorfe ein junger Mann uamens Daniel Jean
Richard. Er war ein überaus geschickter Handarbeiter und fertigte aus Holz, Stein und
Metall allerlei zierliche Sachen. Schon früher hatte er sich eine Art Uhr zurechtgemacht,
ohne daß ihm jemals eine solche zu Gesicht gekommen war. Es war allerdings ein recht
ungeschlachter Mechanismus, ein hölzerner Kasten mit einigen Walzen und Schnüren.
Als Zifferblatt diente eine Schiefertafel, als Zeiger ein Stück Eisen. Die Taschenuhr aus
England erregte natürlich sein besonderes Interesse, und als sie den Dienst versagte, da
erklärte er, daß er das Ding wieder in Ordnung bringen wolle. Er hatte das Triebwerk
gleich durchschaut und auch den Fehler bald herausgefunden. Aber die Uhr auseinander
zu nehmen, dazu fehlten ihm die rechten Werkzeuge. Er mußte solche erst erfinden und
mit vieler Mühe anfertigen. Das schwierige Werk gelang, nach einiger Zeit hatte er die
Uhr wieder in Gang gebracht. Nun faßte er den Entschluß, selbst Uhrmacher zu werden,
aber er kam mit seinen unvollkommenen Werkzeugen nur langsam von der Stelle. Da
hörte er, daß man in Genf die kleinen Räder mit Maschinen anfertige. Er machte sich
gleich auf, um eine solche Maschine in seinen Besitz zu bringen. Jedoch der Erfinder hielt
das kostbare Werkzeug geheim, und Richard trat enttäuscht den Heimweg an. Die Sache
ließ ihm aber keine Ruhe, er arbeitete und versuchte, bis er selbst Mittel und Wege fand,
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz]]
Extrahierte Personennamen: Daniel_Jean
Richard Richard
Extrahierte Ortsnamen: Lombardische_Tiefebene Europas Schweiz Luzern Schweiz Neuenburg La_Sagne England England Genf
313
Der Handel hat in Aus- und Einfuhr einen Wert von je 10 Mill. Mk. Aus-
geführt werden besonders Fische, Wolle, gesalzenes Fleisch, Eiderdaunen, Seehunds-
felle und Tran, eingeführt Getreide, andre Lebensmittel, Holz und Jndustrieerzeugnisse.
Bewohner. Die Isländer sind Norweger (Normannen). Die ersten Ansiedler
landeten im Jahre 874 und wurden bald durch neue Ankömmlinge verstärkt. Um 1000
wurde das Christentum und später die Reformation eingeführt. Die Ansiedler bildeten
einen Freistaat, kamen aber nach mancherlei Wirren 1264 unter die Herrschaft Norwegens
und 1381 mit diesem an Dänemark. Seit 1874 hat Island eine eigene gesetzgebende
Versammlung, das Althing mit zwei Kammern. — Die isländische Sprache hat
sich verhältnismäßig wenig geändert und steht daher dem Altnordischen am nächsten.
Schon früh haben die Isländer eine reiche Sagenliteratur entwickelt, und noch jetzt sind
die alten Erzählungen im Volke lebendig. Das Hauptwerk ist die Edda. Überhaupt sind
die Isländer trotz ihrer Abgeschlossenheit von der Welt geweckten Geistes und haben Sinn
für Bildung und Wissenschaft. Obwohl es keine Volksschulen gibt, lernt doch jedes Kind
lesen und schreiben. Der Unterricht wird teils von den Eltern, teils von Wanderlehrern
gegeben. In der Hauptstadt Reykjavik gibt es ein Gymnasium und eine theologische und
eine medizinische Fakultät, in Akureyri eine Realschule. Etwa 20 Zeitungen, mehrere
Zeitschriften und öffentliche Büchersammlungen befriedigen das Lesebedürfnis.
Die Siedlungen bestehen zu einem großen Teil aus einzelliegenden Bauernhöfen
(Abb. 71). Bei dem Mangel an Holz wurden die Häuser früher fast alle aus Torf ge-
baut. In neuerer Zeit gewinnen Holz- und Steinhäuser mehr und mehr das Übergewicht.
Die größeren Ortschaften, darunter vier Städte, liegen alle an der Küste oder in deren
Nähe. Die Hauptstadt ist Reykjavik (reichawik, 7000 E.), an einer Bucht der Südwest-
küste. „Die Häuser sind meist einstöckig, aus Holz gezimmert, mit doppelten, wohl aus-
gefütterten Bretterwänden, oder aus Riegelwerk, innen warm getäfelt, alles in einfachster
Bauart wie in einem Dorfe."
Kolonialbesitz. Außerhalb Europas besitzt Dänemark a) einige Niederlassungen
an der Westküste Grönlands und b) drei westindische, zur Reihe der Kleinen Antillen
gehörende Jnselchen: St. Thomas, St. Croix und St. John (360 qkm, 31000 E.).
Xii. Skandinavien.
(770000 qkm, 7,7 Mill. E., 10 auf 1 qkm).
1. Übersicht.
Lage und Größe. Skandinavien, die größte Halbinsel Europas, hängt nur
durch eine verhältnismäßig schmale Landbrücke mit dem Rumpfe des Erdteils
zusammen. Die Entfernung zwischen dem Bottnischen Busen und dem Varanger-
fjord am Nördlichen Eismeere mißt kaum 500 km, während der Küstenumfang,
möglichst gradlinig gemessen, das Neunfache beträgt. Die Halbinsel erstreckt
sich von dem auf der kleinen Insel Magerö gelegenen Nordkap (71 °) in sw.
Richtung bis zur Breite von Tilsit (551i2°) und gliedert sich im S. wieder
in zwei ungleiche kleinere Halbinseln, die das Skagerrak einschließen. Der west-
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Thomas John_(
Extrahierte Ortsnamen: Norwegens Island Reykjavik Akureyri Reykjavik Europas Skandinavien Skandinavien Europas Bottnischen_Busen Nordkap_( Tilsit
374
verlässigkeit und Gewissenhaftigkeit machen. Erwerbszweige, bei denen besonderer Fleiß,
Ausdauer und Zuverlässigkeit gefordert werden, sind in den großen Städten auch heute noch
meist in den Händen von Deutschen, die z. B. früher die alleinigen Apotheker im
Lande waren.
Man muß in Rußland scharf zwischen den Gebildeten und dem niedern Volke unter-
scheiden. „Nur die obern Schichten der Bevölkerung sind in der Weise europäisiert, daß
sie ähnlich denken, fühlen und wollen wie wir; die Masse des Volkes gleicht in ihrem
Denken, Fühlen und Wollen viel mehr dem Menschen des Mittelalters oder selbst dem
Bewohner der vorderasiatischen Länder" (Hettner).
Bei dieser Gelegenheit sei zugleich einiges über die Lebensweise der Russen wie über
die Bauart der Dörfer und Städte mitgeteilt. Die Kost ist bei den ärmeren Volksschichten
(Nach einer Aufnahme im Besitze des Museums für Völkerkunde in Leipzig.)
Abbildung 82. Hauptstraße im Dorfe Scharpilowska, Gouvernement Mohilew.
recht dürftig. Fleisch gibt's gewöhnlich nur an Feiertagen. Den Hauptbestandteil der
Nahrung bilden Roggenbrot, Buchweizengrütze und eine Art Suppe (schti), die als National-
speise bezeichnet werden kann, da sie bei keiner Hauptmahlzeit fehlt. Sie besteht aus einem
Gemengsel von feingeschnittenem Kohl, Pilzen u. a. Pflanzenzutaten, saurer Milch, gefrornem
Fisch usw. Die Russen haben zwei Nationalgetränke, den Kwaß, eine Art gegorenen
Roggenwassers, der in allen größeren Städten von schmutzigen Verkäufern in irdenen Töpfen
auf der Straße seilgeboten wird, und den Tee, der, mit einem Zusatz von Wodka (S. 373),
in Rußland so allgemein genossen wird wie in China. Die Teemaschine, der kupferne
Samowar, fehlt in keiner Familie.
Die Wohnung des russischen Bauern ist gewöhnlich ein einstöckiges Holzhaus,
häuflg ohne Schornstein und Glasfenster, in holzarmen Gegenden eine halb in die Erde
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
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Extrahierte Personennamen: Gouvernement_Mohilew
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Dorfe_Scharpilowska China
254 Nahrungsquellen, geistige Cultur der Schweiz. 8- 57.
theilweise auch in Wallis, Freiburg, Bern) und der geringe Ueberrest
der italienischen (in Lessin und einem kleinen Theile von Graubünden)
und romanischen (in Graubünden). Weit gleichmäßiger ist die Ver-
theilung in'hinsicht der Religion: zum Protestantismus bekennen sich 7s,
zum Katholicismus 7b. Das Alpenland ist vorzugsweise katholisch ge-
blieben, in der Ebene hat sich die Reformation verbreitet. In den drei
Urcantonen (Schwyz, Uri und Unterwalden) , sowie in Zug, Wallis
und Tessin finden sich keine oder nur wenige Protestanten. Nur die
italienische Bevölkerung ist fast ausschließlich katholisch, wogegen die
romanische (wie im Engadin, im Puschlaverthal) starke reformirte Be-
standtheile enthält.
Auch in dem Geist und Charakter der Bevölkerung prägt sich der Einfluß
der großen Mannichfaltigkeit der Bodengestaltung aus und die Schweiz bietet,
abgesehen von der Abstammung, fast ebenso viele Individualitäten des Volks-
lebens dar, als sie Thalsysteme aufzuweisen hat.
Nahrungsquellen.
In den Alpenregionen wird der Ackerbau nur spärlich betrieben,
die durch hohe Gebirgsrücken von einander getrennten Bewohner der-
selben sind zum Theil halbnomadische Jäger und Hirten, die im Früh-
lings ihre Thäler verlassen und mit ihren Heerden den Sommer und
Herbst auf die höher gelegenen Weiden ziehen, wo Sennhütten ihr Ob-
dach bilden; in den Hauptthälern, durch welche große Kunststraßen
führen, gibt auch der Waarentransport, in einzelnen Theilen des Berner
Oberlandes, im Chamounythal u. s. w. die Führung und Fortschaffung
der Fremden einen nicht unansehnlichen Gewinn. Die Hauptbeschäfti-
gung der Bewohner der Ebene ist der Ackerbau, die Obst- und Wein-
cultur, die Anlage künstlicher Wiesen; die Schweizer des Jura nähren
sich bet der geringern Ergiebigkeit des Bodens meist von gewerblicher
Thätigkeit. Die Industrie hat vorzugsweise im W. (Basel, Neufchatel,
Genf) und im N.-O. (Zürich, Thurgau, St. Gallen, Appenzell) ihre
Sitze aufgeschlagen und eine hohe Stufe der Vervollkommnung (besonders
in Baumwolle- und Seidemanufacturen, Uhren und Bijouteriewaaren)
erreicht. Wegen der starken Produktion und der geringen Consumtion
bleibt für den auswärtigen Handel eine bedeutende Masse von land-
wirthschaftlichen (Vieh, Käse) und industriellen Produkten übrig.
In Bezug auf geistige Cultur, namentlich allgemeine Verbreitung
des Unterrichtes, stehen die Bewohner der Ebene und des Ost- und
Südabfalls des Jura auf einer höhern Stufe als die des Alpenlandes.
Für den höhern Unterricht bestehen drei schwach besuchte Universitäten:
Bafel (mit 70 Studenten!), Bern und Zürich, sowie drei Akademien
der französischen Schweiz (Genf, Lausanne und Neufchatel).
Staatsverfasfung.
Die Schweiz bildet einen Bundesstaat von 22 Cantonen,
von denen Basel, Appenzell und Unterwalden in je zwei Halbcantone
mit völlig selbständiger Leitung ihrer inner» Angelegenheiten zerfallen.
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724
Europa — Portugal.
Einwohnern hat. — Die Finanzen des Staates sind zerrüttet, es hält schwer die
schlechte Verwaltung zu ändern, indes hat man damit begonnen. Der hohe Adel ist
verhältnismäßig noch personenreicher als in Spanien und ebenso die Zahl der Bettler
noch größer als dort. Die Masse des Volks, in den nördlichen Theilen gutmüthig und
geschwätzig, aber nicht gerade besonders zuverlässig, im Süden stark mit maurischen
Elementen gemischt, überall aber von tiesgewurzelter Abneigung gegen die Spanier
erfüllt, wurde geflissentlich wie im Kirchenstaat, Neapolitanischen :c. in Unwissenheit er-
halten. Es gibt eine Art von Universität, die zu Coimbra, und in der Hauptstadt
verschiedene Lehranstalten für Baukunst, Militär, Marine u. s. w., auch in vielen Städten
kleine Lateinschulen; aber die wissenschaftliche Literatur steht auf tiefer Stufe, und
die übergroße Mehrheit des Volks kann weder lesen noch schreiben. Dorfschulen er-
bärmlich und so wenige, daß eine gleiche Menschenzahl in Deutschland sechsmal mehr
Volksschulen hat; 1854 waren noch 2/3 aller Kirchspiele ohne solche. Auf etwa 48 Ein-
wohner kommt 1 Schüler. Ueberdies sieht es in den Dörfern, Flecken und Landstädt-
chen höchst dürftig und unreinlich aus, mehr noch als im benachbarten spanischen Estre-
madnra. — Wein besonders in Algarve, Estremadura (am untern Tejo) und am Douro.
Getreide muß, weil man nicht genug baut, noch vom Auslande bezogen werden. Nur
im Norden, in dem natürlich gesegneten Minhogebiete, sieht man die portugiesische Träg-
heit nicht, das Volk ähnelt den benachbarten Galiziern, und kann sich in Bebauung
seiner lachenden Thäler den Basken und Valencianern gleich stellen. Die Industrie be-
ginnt in neuester Zeit sich etwas zu heben; es herrscht vollständige Gewerbefreiheit.
Von Lissabon und Oporto aus wurden endlich Straßen ins Innere angelegt; neuestens
auch Eifeubahuen. Der Handel in Lissabon und Oporto ist lebhaft, doch meistens
in den Händen der Engländer. — Die Krone ist in dem Hanse Braganza — Koburg
erblich in männlicher und weiblicher Linie: die Cortes bestehen aus einer Pairs- und
einer Deputirtenkammer. Die Klöster wurden zwar schon 1834 aufgelöst (es gab 486
mit 8500 theils männlichen, theils weiblichen Insassen); allein das Meiste floß in die
Hände von Privaten.
Man unterscheidet die 7 Provinzen: 1) Estremadura; 2) Beira; 3) Entre
Minho e Douro, die am stärksten bevölkerte Provinz; 4)Traz os Montes, ein
einsames Gebirgsland „hinter den Bergen" in der Nordostecke des Landes; 5)Alem tej o,
„jenseit des Tejo;" 6) Algarve, von den Mauren, wie alles Land jenseit der Gua-
diana, als „Land des Ssksteus* bezeichnet; 7) die Azoren und Madera, die ihrer
Vegetation nach entschieden zu Europa gehören, (s. S. 615). — Orte: Lissabon — an der
Mündung des Tejo, mit 224000 E. Durch das Erdbeben von 1755 großentheils zerstört,
doch hernach schöner aufgebaut. Kirchen in großer Anzahl und außer dem königlichen viele
Paläste; wo aber sind Denkmale Heinrichs, Gamas, Albnqnerques und des
epischen Dichters Camoenö? — Der Flecken Belem, wo eine herrliche Abtei, hängt
mit Lissabon zusammen. Zu Masra, 10 Stunden von der Stadt auf dürrer Hoch-
ebene, prangt ein ungeheurer königlicher Klosterpalast, der mit dem Escorial wetteifert,
er wurde 17!7 bis 1731 erbaut. Die ungeheuren Herstellungskosten besser zu verwen-
den, etwa an Landstraßen und Schulen, fiel der Regiemng nicht ein. Und eine solche
Verbindung des Königthnms mit dem Mönchsthnme noch im 18. Jahrhundert! Das
Gebäude dient jetzt zur Kriegsschule. — Setuval südwärts von Lissabon mit einem
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs Gamas
Extrahierte Ortsnamen: Europa Portugal Spanien Coimbra Deutschland Douro Lissabon Lissabon Beira Europa Lissabon Camoenö Belem Lissabon Lissabon
Asien — China.
363
a) Das eigentliche China, südlich der berühmten großen Mauer,
die schon vor 2000 Jahren zum Schutz gegen mongolische Einfälle errichtet wurde
und von der Küste 300 Meilen weit landeinwärts über Berg und Thal sich
hinzieht; sie ist über 25' hoch, 15' dick und mit vielen Thürmen versehen, jetzo
aber ziemlich in Verfall. China besteht ans 18 Provinzen, deren größte dem
Kaiserthnm Oestreich gleichkommt, und in deren kleinster Baiern nebst Wirtem-
berg Platz hätten. Jede Provinz zerfällt in mehrere Fu's oder Pläfecturen,
jeder Fu in Tscheu's. Städte mit dem Beisatz Fu oder Tscheu sind die
Hauptorte dieser Abtheilungen.
Seit alter Zeit gilt China als das Land des Ackerbaues, wo der Kaiser
durch eine jährliche Ceremonie die Pflugschaar in Ehren hält. Seine Getraide-
felder sind Gärten gleich, die Wiesenbewässerung kann zum Muster dienen, kein
Zoll Boden darf unbenutzt bleiben, vorzüglich in dem großen vom Hoangho und
Jantse durchströmten, von Kanälen tausendfach durchkreuzten, dicht bevölkerten
Tieflande, wo der Reis zweimal jährlich geerntet wird. Selbst von Sorgfalt im
Bergban und von Ausbeutung der Steinkohlen erzählt man uns. Und wie
im Landbau, so zeigt das Volk in allen Gewerken große Emsigkeit. Seine
Läden sind angefüllt mit Waaren ans Metallen, Seide und Baumwolle, minder
aus Wolle. Seine Porcellane, Papiere, Tusche und seine Lackierkunst sind von
Alters her berühmt; und wenn auch die Zeichnungen, die gemalten und ge-
schnitzten Bildwerke, nicht von dem zeugen, was wir Schönheitssinn nennen, so
beurkunden sie doch große mechanische Fertigkeit. Druckerei (d. h. mit Holz-
platten, nicht mit Typen), Kompaß und Schießpulver sollen dort früher erfunden
sein als bei uns. Daß sich bei solchem Gewerbfleiß auch ein lebhafter H a n d e l s -
verkehr zwischen den an Produkten verschiedenartig ausgestatteten Provinzen
bildete, war natürlich; schiffbare Strönie, Landstraßen und viele Kanäle unter-
stützten ihn. Der Seehandel dagegen erstreckt sich nur auf die eignen und be-
nachbarten Küsten, auf Japan und die Sunda Inseln. Mit der ferner liegenden
Welt mag die Regierung nicht gern verkehren, namentlich hütet sie das Volk
vor zu naher Berührung mit dem europäischen Geiste, weshalb den Portugiesen,
so wie später den Holländern, Engländern und Anglo-Amerikanern, nur vor dem
Hafen von Kantong und nur unter starker Beschränkung der Handel gestattet
wurde. Erst in unsern Tagen (1812) haben die Britten es errungen, daß ihnen
die Insel Hongkong vor der Mündung des Si oder Tschukiang als Eigenthum
eingeräumt, und daß außer Kantong noch 4 Häfen zwischen dem Si und
Jantse dem Handel eröffnet wurden:Amoi,Futschenfu,Ningpo,Schanhai.
Unter den V/2 tausend Städten sind viele von beträchtlicher Größe,
meistens viereckt, hochummauert, mit großen Plätzen, stattlichen Bauwerken,
Tempeln und sechs - bis achtstöckigen Thürmen. Die Gassen dieser Städte sind
mit Ausnahme breiter Hauptstraßen sehr schmal, die Bürgerhäuser fast überall
einstöckig, doch reiht sich Laden an Laden, fast alle geputzt und bunt mit ver-
goldeten Aushängeschildern, die auf besondern Pfeilern stehen, und das vor ihnen
auf- und abwogende Menschengewimmel ist groß. Die umfangreichste Stadt,
ganz im Norden, nur 28 M. von der großen Mauer, ist Pe King, Sitz des
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Extrahierte Personennamen: Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: China China China Tscheu's China Japan Hongkong