Concil zu Kostnitz. Hussiten.
127
reich gefangen gehalten, und durch die deutschen Fürsten».C.t-
wieder frei, die Beschwerden derselben nicht beachtend, abgesctzt.
8) Ruprecht von der Pfalz vermag weder in Italiener),
noch in Deutschland Ruhe und Ordnung wieder herzustellcn,
und nachdem durch das wegen der Kirchenspaltung gehaltene
Co n eil der Cardin die zu Pisa sogar drei Päbste entstan-^09.
den, stirbt er plötzlich.
9) S ieg m und von Ungarn, nach dem Tode seines 1410.
Mitbewerbers Jobst von Mahren 1411 allgemein anerkannt,
bewirkt durch seinen redlichen Eifer für die Kirche das große
allgemeine Concil zu Kostnitz: Flucht des Pabstes1414.
Johann's Xxiii. mit Hilfe des Herzogs Friedrichs von
Oesterreich; daher dieser in der Rcichsacht und im Banne;
Verlust seiner Lander — Eidgenossen. Johann vorgeladen,
gefangen, abgesetzt. Gregor Xii. legt freiwillig sein Pouti-
sicat nieder; aber Benedict Xiii. in Spanien weigert sich
hartnäckig, wird nicht beachtet.
Johann H u ß eifert zu Prag gleich dem Engländer
Wiclef, gegen die Mißbräuche der Kirche — Ablaß; im
Banne, nach Kostuitz geladen, soll er widerrufen, wird, des
Geleitsbriefs von Siegmnnd ungeachtet, gefangen verbrannt; 1415.
eben so im folgenden Jahre sein Schüler Hieronymus von
Prag. Die Kirchenreform unterbleibt; Martin V. Pabst.
Concordate der einzelnen Nationen; Siegmund getäuscht, ver-
kauft die Mark Brandenburg an Friedrich Vi. von 1417.
Hohenzollern, Burggraf von Nürnberg.
Erbitterung der Hussiten in Böhmen; ihr Prediger
Jakob von Mieß; Versammlungen auf dem Berge Tabor;
blutige Unruhen in Prag unter dem blinden Johann Ziska.1419.
Tod Wenzel's. Verwüstungen an Klöstern und Kirchen.
Siegmund nicht anerkannt. Reichszüge gegen die Hussiten;
Sieg derselben bei Teutschbrod. Verschiedene Parteien unter
ihnen (die beiden Prokope); ihre verwüstenden Züge nach
Schlesten, Mähren, Oesterreich, Baiern rc.
Allgemeines Concil zu Basel*); Vergleich mit den1431.
*) In demselben Jahre Hol wird Jeamie d’Arc, welche Orlean*
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
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Extrahierte Personennamen: Jobst_von_Mahren Johann's_Xxiii Friedrichs Johann Johann Gregor_Xii Gregor Benedict_Xiii Johann Johann Engländer
Wiclef Schüler_Hieronymus_von
Prag Martin_V._Pabst Siegmund Friedrich_Vi Friedrich Burggraf_von_Nürnberg Jakob_von_Mieß Johann Siegmund
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Ungarn Friedrichs Oesterreich Spanien Prag Oesterreich Baiern
120
Hohenstaufen. Kreuzzüg e.
n.c.e. nehmen das Kreuz. Friedrich zieht zu Lande voran; er über-
windet alle Hindernisse des gefahrvollen Weges, stirbt aber
in Cilicien (Bad im Flusse Saleph) 1190, und sein Sohn
Friedrich vor Ptolemais; darauf gänzliche Auflösung und
Vernichtung des Heeres. Marianer oder deutscher Ritter-
Orden *).
1189. 3) Heinrich Vi. gleicht sich mit Heinrich dem Löwen
ans, handelt unwürdig gegen den gefangenen Richard Löwen-
herz, und sucht die Ansprüche seiner Gemalin auf den sicilischen
Thron durch drei Züge nach Apulien und Sicilicn mit empö-
renden Grausamkeiten geltend zu machen, stirbt in Messina;
1197. sein Sohn Friedrich als König in Sicilicn anerkannt.
4) Philipp von Schwaben, Heinrich's Bruder, von
den Anhängern der Hohenstaufen, und Otto Iv. Heinrich's
des Löwen Sohn, von den Anhängern der Welfen gewählt.
Krieg zwischen beiden. Anmaßungen des Pabstes Innocenz Iii.
1208.Philipp zu Bamberg von Otto von Wittelsbach ermordet.
Indessen vierter Kreuzzng 1202—1204**).
"-0 Die beiden andern Könige erobern, unter mancherlei Zwiespalt
zur See herankommend, Ptolemais 1191 (Richards Uebermuth gegen
Leopold von Oesterreich ); aber Jerusalem bleibt in den Händen der
Türken. Auch Richard kehrt, nachdem er durch seine Heldenthaten
wenigstens einen Waffenstillstand gewonnen, 1192 zurück, und sein
großer Gegner Saladin stirbt 1193.
) Der Pabst Innocenz Hi. verfolgte mit Beharrlichkeit die
Grundsätze Gregor's Vh. gegen die weltlichen Fürsten (König Johann
von England), und veranlaßte mehre französische Ritter zum
vierten Kreuzzuge: Markgraf Bonifaz von Montferrat, Graf Balduin
von Flandern, Ludwig von Li018 rc.; sie erzwingen durch die Berspre-
chungen des griechischen Prinzen Alerius Angelus gelc..t, die Wieder-
erhebung des verdrängten Jsaak's H. auf den Kaiser-Thron 1203 zu
Konstantinopel, erobern, in ihren Erwartungen getäuscht, die Stadt
1204, und gründen das lateinische Kaiserthum (Balduin
Kaiser) bis 1261, wo es durch Michael Paläologus an das griechische
wieder übergeht. — Religionsschwärmerei erzeugte 1212 sogar einen
Kreuzzug von französischen und deutschen Kindern, die jammervoll
umkommen; und ebenfalls blieb erfolglos der Kreuzzug des Königs
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich_Vi Heinrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Philipp_von_Schwaben Philipp Otto Innocenz_Iii Innocenz Bamberg_von_Otto_von_Wittelsbach Otto Richards_Uebermuth Leopold_von_Oesterreich Leopold Richard Saladin Innocenz_Hi Innocenz Johann Bonifaz_von_Montferrat Bonifaz Graf_Balduin
von_Flandern Ludwig_von_Li018 Ludwig Alerius_Angelus Balduin Michael_Paläologus
Extrahierte Ortsnamen: Cilicien Apulien Messina England Konstantinopel
Letzter Kreuzzug. Minnesinger. 125
zurück, dieser wagt nicht, in Deutschland zu erscheinen. —n.e.®.
Karl von Anjou durch Pabst Clemens Iv. König von Sicilien,
siegt gegen Manfred bei Benevento, und laßt den unglücklichen,
nach der Schlacht bei Palen za gefangenen Konradin von 1266.
Schwaben mit seinem Frennde Friedrich von Baden und zwölf
anderen Gefährten 1268 in Neapel hinrichten. Schwaben hört
auf. — Richard stirbt in England 1272. 1272.
Sechster und letzter Kreuzzug, unternommen von
Ludwig Ix., dem Heiligen, von Frankreich mit seinen drei
Brüdern 1248—1254, unglücklich: das eroberte Damiette muß
gegen die Befreiung des gefangenen Ludwig herausgegeben
werden. Sein zweiter Kreuzzug endet 1270 mit seinem Tode
vor Tunis.
Bei den fortdauernden Verwirrungen im deutschen Reiche machen
sich die Fürsten unabhängig von der Landeshoheit und erlangen Neichs-
unmittelbarkeit; eben so suchen die durch ihre Pfahlbürger immer mäch-
tiger werdenden Städte die kaiserlichen oder bischöflichen Vögte zu ver-
drängen und reichsunmittelbar zu werden, — Rheinischer Städte-Bund.
Bei der Königswahl stimmen zuerst die rheinischen Erzbischöfe
von Mainz, Trier und Köln, dann die Herzoge der Franken, Sachsen,
Baiern und Schwaben.
Kriegsdienste der Vasallen, monatlich ein Solidus; daher unter
Friedrich I. der Name Sold und Soldat auch von den Fußtruppen
gebraucht. Vermehrung der Lehen durch das Faustrecht.
Verschiedene Landrechte: das sächsische — Sachsenspiegel gegen
1218, das schwäbische — Schwabenspiegel gegen 1280. Vehm-
gerichte in Westphalen — Dortmund.
Die Macht der Päbste steigt immer höher. Mönchsorden: Domi-
nikaner, Franziskaner rc. Anfang der Inquisition (Gregor Ix.),
Konrad von Marburg 1232.
Handel, Ackerbau und Handwerke blühender. Deutsche Hausa durch
Hamburg 1239 mit den Friesen, und 1241 mit Lübeck gegründet.
Einfluß der Kreuzzüge auf die allgemeine Cultur.
Minnesinger, schwäbische Dichter: Hartmann von der Aue,
Heinrich von Deldeck, Heinrich von Ofterdingen, Nikolaus Klingsohr,
Wolfram von Eschenbach, Walther von der Vogelweide, Konrad von
Würzburg rc. ihre Blüthe unter Friedrich Ii. - Das Nibelungen-
lied; Heldenbnch; Krieg zu Wartburg. Die gelehrten Wissenschaften
machen langsame Fortschritte.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_von_Anjou Karl Clemens_Iv Manfred_bei_Benevento Konradin Friedrich_von_Baden Friedrich Ludwig_Ix. Ludwig_Ix. Ludwig Ludwig Friedrich_I. Gregor_Ix. Gregor_Ix. Konrad_von_Marburg Konrad Hartmann Heinrich_von_Deldeck Heinrich Heinrich_von_Ofterdingen Heinrich Nikolaus_Klingsohr Nikolaus Wolfram_von_Eschenbach Walther Konrad_von
Würzburg Konrad Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Sicilien Neapel Schwaben England Frankreich Tunis Mainz Trier Sachsen Baiern Schwaben Westphalen Dortmund Hamburg
— 190 —
im S.-W., die jetzt mehr und mehr zum Ackerbau übergehen, und die Kirgisen
im N. in der nach ihnen benannten Kirgisensteppe (Abb. 37). Der vorherrschende
Glaube ist der Islam.
Wirtschaftliches. Tnran hat außer seinen Steppen- und Wüstenlandschasten
auch guten Ackerboden. Überall liegen kleinere und größere Oasen. Umfang-
reichere Strecken ergiebigen Landes ziehen sich an den beiden großen Flüssen
und am Fuße der Gebirge hin. Das fruchtbarste Gebiet aber ist die Landschaft
Fergana, ein gewaltiges, vom mittleren Sir und mehreren Nebenflüssen
bewässertes Kesseltal. Bis 3000 in hohe, meist kahle Berge schließen es ein
und schützen es vor rauhen Winden. Eine Fläche von fast der halben Rhein-
Provinz ist hier Kulturland und wird zum größten Teile künstlich bewässert.
Der Ackerbau Turnus liefert Weizen, Gerste, Mais, Hirse, Reis, Melonen,
Abb. 37. Kirgisenzelt. (Phot. Dudin.) .
(Aus der Illustrierten Völkerkunde von Buschan.)
edles Obst, wie Pftrsische, Aprikosen, Weintrauben, und Baumwolle. Von großer
Bedeutung ist in den letzten Jahrzehnten der Baum wollen bau geworden, um
dessen Ausbreitung und Veredlung sich die russische Regierung dnrch die Ein-
führung edler amerikanischer Arten sehr verdient gemacht hat. Turan liefert
jetzt jährlich etwa 1,4 Mill. dz Baumwolle im Werte von 140 Mill. Mk.,
mehr als 1/s des russischen Bedarfs, und steht unter den Baumwollländern der
Erde an 4. Stelle (Vereinigte Staaten, Indien, Ägypten, Tnran). Ein wichtiger
Erwerbszweig ist auch die Seidenzucht, besonders in Buchara. Man schätzt
ihren Ertrag auf 20—30 Mill. Mk. jährlich. In den Steppenlandschaften ist
die Viehzucht die alleinige Erwerbsquelle. An erster Stelle steht die Schaf-
zu cht; man hält aber auch Rinder, Ziegen, Kamele und Pferde. Einen Haupt-
ausfuhrgegenstand bilden die kostbaren weißen oder schwarzen Felle neugeborner
Fettschwanzschafe, die unter dem Namen Astrachanfelle oder Persianer in
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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— 151 —
angenommen hat, sondern wie Iran (S. 116) ein Faltenland, dessen Hohlräume
durch den Verwitterungsschutt ausgefüllt und eingeebnet worden sind. Zahlreiche
Gebirgsketten, Abzweigungen des Kwenlun und des Karakornm, die man erst in
neuster Zeit, namentlich durch die Forschungsreisen Sven Hedins, kennen gelernt
hat, durchziehen das Land in ö. Richtung. So verläuft z. B. unter dem
34. Breitengrade die Duplexkette, die 8000 in Höhe erreicht, und im S. hat
Sven Hedin einen gewaltigen, mit dem Himalaja gleichgerichteten Zug erforscht,
den er als Transhimalaja bezeichnet, der aber nach einem Beschlüsse des
Geogravhentages den Namen Hedingebirge führen soll. Der größte Teil
Tibets ist abflußlos. Die meist kleinen Flüsse münden fast alle in salzige See-
becfen, die in ungeheurer Zahl über das Land verstreut liegen und wahrscheinlich
die Reste einer einst viel größeren Wasserbedeckung sind. Die größten sind der
Knknnor im N.-O. und der Tengrinor im S. Die wasserreichen Flüsse der
s. und ö. Grenzlandschasten durchbrechen die Randgebirge in engen, z. T. noch
unerforschten Schluchtentälern: so der Indus und der Brahmaputra, der
Mekong, der Jangtsekiang und der Hoangho, die ihren Weg nach O. nehmen.
Das Klima ist infolge der hohen Lage und der Gebirgsumrandung des Landes rauh
und trocken. Die Winter sind bitter kalt, und fast die Hälfte des Jahres ist der Boden
mit Schnee bedeckt. Im kurzen Sommer aber wird es recht heiß. Die Pflanzenwelt
ist sehr dürftig. Bäume finden sich nur in den tieferen Tälern bis etwa 3000 m Höhe.
Weiter hinauf gibt es nur noch Sträucher, Kräuter und Gräser. Steppen wechseln mit
Sümpfen, Seen, Stein-, Kies-, Sand- und Salzwüsten. Der Kulturboden ist fast ganz
auf die großen Täler im S. und O. beschränkt. Reich entwickelt ist die Tierwelt, nament-
lich in dcr grasbedeckten Landschaft, wenn auch die Zahl der Arten nicht groß ist. Am
stärsten vertreten sind die Huftiere: Antilopen, Hirsche, Wildesel, wilde Schafe
(16 Arten), das Moschustier und der Jak oder Grunzochse, der auch als Haustier ge-
halten wird. Von Raubtieren finden sich Tiger, Panther, Bär, Wolf, Luchs und
Fuchs. .
Die Bewohner, die Tibetaner, gehören zu den Mongolen. Sie leben
in einer Art Halbkultur. In den n. und w. Steppenlandschaften sind sie
Nomaden, züchten Jaks, Schafe, auch Pferde und Rinder, und wohnen in Zelten,
deren Decken aus dem schwarzen Haar der Jakochsen hergestellt werden. In
den tiefer gelegenen Tälern des S. und S.-O. dagegen sind sie seßhaft und
treiben Ackerbau und Gewerbe. Sie fertigen grobe Wollstoffe, Teppiche und
allerlei Metallwaren. Ihre Kleidung besteht aus einem kastanartigen Rock aus
Wolle oder Schaffell, der durch einen Gürtel gehalten wird. Die Reicheren
kleiden sich in chinesische Seidenstoffe. Die Häuser sind rohe Bruchsteinbauten.
Unter den Nahrungsmitteln spielt der aus China eingeführte Ziegeltee, der als
Suppe mit Butter und Salz angerichtet wird, eine große Rolle. Von bestim-
mendem Einfluß auf das Volk ist die Religion. Tibet ist der Hauptsitz des
Buddhismus (S. 130), aber in einer entarteten Form, den man als Lamais-
mus bezeichnet. Das geistliche und zugleich weltliche Oberhaupt ist der Dalai
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Extrahierte Personennamen: Sven_Hedins Sven_Hedin Wolf
— 219 —
samen Wollträger selbst mit dem schlechtesten Steppengras vorlieb nehmen und
tagelang ohne Wasser leben können. Die Weidebezirke erstrecken sich daher weit
ins Innere des Erdteils hinein. Die Zucht der anspruchsvolleren Rinder und
Pferde ist dagegen der Hauptsache nach auf die feuchten Randgebiete beschräukt
und wird in Verbindung mit dem Ackerbau betrieben. Die Zahl der Schafe
betrug 1910 92 Mill. Stück, die der Rinder 11, der Pferde 2,14 Mill. Auf
je 100 E. kommen in Australien 2000 Schafe und 478 Rinder gegen nur 13
und 33 in Deutschland. In der Schafzucht nimmt das Land weitaus die erste
Stelle ein (Argentinien 67 Mill., Vereinigte Staaten von Nordamerika 52 Mill.).
Wie der Ackerbau, so hat auch die Viehzucht in Australien mit mancherlei Hemm-
nisseu und Plagen zu kämpfen. Am schlimmsten wirken auch hier die Zeiten anhaltender
Dürre. In den bösen Jahren von 1891—1902 sank der Bestand an Schafen von 106l/ä
auf 54 Mill., der der Rinder von ll1/2 auf 7 Mill. Stück. Die seitdem herrschende
feuchtere Witterung hat inzwischen wieder einen starken Zuwachs gebracht. Andre
Schädigungen werden durch die Kängurus, die Kaninchen und die Dingos sowie durch
häufig auftretende Steppenbrände verursacht.
Die Schafzucht wird überwiegend im großen betrieben. Die Züchter oder
Squatter (skwotter) bilden die reichste und vornehmste Klasse der Bevölkerung und
bewohnen meist prunkvolle, mit Parkanlagen umgebene Paläste in der Nähe der Städte.
Die Weidebezirke liegen gewöhnlich weitab davon in dem noch unaufgeteilten, der Regierung
gehörigen Lande. Der Squatter ist Pächter. Ein Weidebezirk, Schafstation genannt, um-
faßt oft 500—1000 qkm und gibt 50—100000 und mehr Schafen Nahrung. Innerhalb
des Bezirks liegt eine kleine Ansiedlung mit Wohnhäusern für die Beamten und Arbeiter,
Ställen und Lagerräumen für die Wolle. Früher mußten die Herden ständig von Hirten
bewacht werden. Die Schwierigkeit aber, die nötigen Leute zu bekommen, hat dazu geführt,
die ungeheuren Weidebezirke ganz mit Draht- oder Holzzäunen einzuschließen. So genügen
zur Bewachung jetzt 6—8 Hirten, Stockmen genannt. Nur zur Zeit der Schafschur ist eine
größere Anzahl von Arbeitern erforderlich.
Von Erzeugnissen der Viehzucht wurden in früheren Zeiten hauptsächlich Wolle und
Häute versandt. Wolle steht dem Werte nach auch heute noch an erster Stelle. Daneben
aber hat seit den achtziger Jahren der Fleischversand einen gewaltigen Umfang ange-
nommen. Lange Zeit wurden große Mengen von Fleisch, weil man es nicht verwerten
konnte, vernichtet. Dann begann man, Fleisch in Büchsen eingemacht zu versenden und
Fleischextrakt daraus zu gewinnen. Doch »ahm die Sache keinen rechten Aufschwung. Da
wurde das Gefrierverfahren erfunden, das es ermöglicht, frisches Fleisch auf große Ent-
fernungen hin zu versenden. „Die getöteten Tiere werden nach fleischermäßiger Herrichtung
in Kühlräumen durch Zuführung künstlich erzeugter kalter Luft zum Gefrieren gebracht.
Nachdem sie 21/2—3 Tage bei 2—3° Kälte zu harten Stücken gefroren sind, werden sie
Stück für Stück — Schafe, Kaninchen und Geflügel bleiben ungeteilt, die Rinder werden
in Viertel zerlegt — in dünnes, sauberes Leinen eingenäht und in besonders eingerichtete
Dampfer verladen, die in ihren Eiskammern bis zu 27 000 Hammelkörper aufnehmen
können und sie während der 37 tägigen Fahrt beständig auf — 7 ° halten. England ist
augenblicklich der Hauptabnehmer für gefrornes Fleisch, da alle Versuche scheiterten, es auch
auf dem europäischen Festlande einzubürgern. Obendrein hat in Europa der australische
Fleischversand stark mit der Konkurrenz Neuseelands, Argentiniens und der Union zu
kämpfen. Dafür hat Australien während des Burenkriegs große Lieferungen gefrorenen
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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Extrahierte Ortsnamen: Australien Deutschland Argentinien Nordamerika Australien England Europa Neuseelands Argentiniens
— 186 —
Bereits gegen Ende des 16. Jahrhunderts schickte Rußland seine ersten Verbannten
nach Sibirien. Größeren Umfang aber nahm die Verschickung erst im 19. Jahrhundert
an. Vorwiegend wurden politische Vergehen mit dieser Slrase belegt. Im Durchschnitt
entfallen wohl 20000 Verbannte ans das Jahr. Oft ziehen mit den Sträflingen auch
deren Angehörige. Schrecklich war früher die lange Reise bis zum Verschickungsorte. Sie
wurde ganz zu Fuß zurückgelegt. Täglich, selbst bei Regen, Sturm und Schnee, mußten
die Unglücklichen 15 Werst marschieren. „Vor und hinter ihnen ritten Kosaken, die
ihnen, wenn sie sich in ihren Ketten durch den Schlamm und Schmutz der Wege schleppten,
kein Ausruhen gestatteten. Jetzt werden sie in besonderen Gefangenenwagen mit vergitterten
Fenstern auf der Bahn befördert. Manchmal sieht man diese rollenden Gefängnisse auf
dem Nebengleise eines Bahnhofs stehen. Bleiche Gesichter schauen durch das Gitter und
beobachten mit gleichgültigen Blicken, was auf dem Bahnsteig vor sich geht" (S. Hedin).
Das Schicksal der Verbannten ist verschieden. Die schwersten Verbrecher arbeiten gefesselt
in Bergwerken und führen ein wahrhaft klägliches Dasein. Andre dürfen sich als Hand-
werker oder Arbeiter in einer Ortschaft ansiedeln, diese aber nicht verlassen. Wieder andre
bekommen ein Stück Land zugewiesen, das sie zu bearbeiten haben, und müssen als Abgabe
eine bestimmte Anzahl Pelze an die Regierung abliefern. Viele entziehen sich durch die
Flucht der ihnen auferlegten Strafe und werden als Landstreicher zu einer Plage der freien
Bevölkerung.
Wirtschaftsleben. Sibirien ist keineswegs so unwirtlich, wie man sich das
häufig vorstellt. Die s., etwa 2/5 der Gesamtfläche umfassenden Gebiete eignen
sich gut zum Ackerbau, der jetzt die Grundlage des sibirischen Wirtschaftslebens
bildet. Es gedeihen alle Getreidearten, dazu Kartoffeln, Flachs, Tabak usw. Die
Entwicklung des Ackerbaus litt aber bisher unter dem Mangel an Verkehrswegen.
Seit der Eröffnung der Sibirischen Überlandbahn (S. 187) aber hat der Anbau
rasche Fortschritte gemacht, und es werden bereits bedeutende Mengen von Getreide
ausgeführt. Ebenso hat sich die Viehzucht gehoben, deren Betrieb bedeutend
weiter nach N. reicht. 1907 wurden 58000 t Butter im Werte von 63 Mill. Mk.
allein nach England versandt. Dazu kommen als weitere Ausfuhrgegenstände
Wolle und Häute. Sehr reiche Erträge liefert der Fischfang, der in der
Volksernährung eine wichtige Rolle spielt. Die unermeßlichen Schätze des Waldes
an Holz sind bisher noch wenig ausgebeutet worden, da der Versand nach Europa
zu kostspielig ist. In früheren Zeiten war die Jagd aus Pelztiere eine ergiebige
Erwerbsquelle. Die rücksichtslose Verfolgung hat aber unter den wertvollen
Tieren stark aufgeräumt. Zobel, Hermeline, Blaufüchse, Iltisse, Nerze und >
Marder werden immer seltener. Die Pelztierjagd wird hauptsächlich von Ein-
geborenen in wenig bewohnten Waldgegenden, namentlich Ostsibiriens, betrieben.
Einen großen Reichtum besitzt Sibirien an Bodeuschätzen. Von Metallen
findet man Eisen, Kupfer, Blei, Zink, Silber und Gold. Doch nur die beiden
letzten werden bis jetzt in beträchtlichem Umfange gefördert. Die wichtigsten Silber-
gruben liegen bei Nertschinsk jenseits des Baikalsees, die bedeutendsten Goldbergwerte
am Altai. Außerdem wird Waschgold am Jenissei u. a. Flüssen gewonnen. In
der letzten Zeit ist die Goldausbeute beträchtlich gestiegen (1901: 34 400,
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Ortsnamen: Sibirien England Europa Sibirien Altai Jenissei
— 313 —-
Arten vorkommen. Bis zu einer Hohe von 60 m wächst die Bertholletia empor, deren
kopfgroße Früchte die bekannten Paranüsse enthalten. Weit verbreitet ist der Gummi-
bäum, der das Haupterzeugnis des Urwaldes, Gummi, liefert, und der riesige Kuh-
bäum, so genannt, weil seine Rinde einen milchigen Saft enthält, der der Kuhmilch
ähnlich schmeckt und den Eingeborenen als Getränk dient. Dazu kommen weiter der
Kakaobaum, die amerikanische^Aeder, aus deren wohlriechendem Holze Möbel und
Zigarrenkisten gemacht werden, zahlreiche Farbbölzer, Arzneipflanzen wie Jpekakuanha
Abb. 60. Urwald im Amazonenftromtiefland.
und Safaparille usw. Auch die Tierwelt ist zahlreich und in vielen Arten ver-
treten. Ganze Scharen von Affen, besonders Brüllaffen, beleben die Bäume. Unter den
Raubtieren sind die größten der Jaguar, eine Tigerart, die aber kleiner und weniger
gefährlich ist als sein asiatischer Bruder, und der Puma, ein kleiner, mähnenloser, ziemlich
feiger Löwe. Die Wiederkäuer sind durch Hirsche und Rehe, die Dickhäuter durch den
Tapir vertreten, der wegen seines schmackhaften Fleisches eifrig verfolgt wird. Unter den
Nagern sind die Eichhörnchen sehr zahlreich; zu ihnen gehört auch das Wasserschwein.
Von den zahnarmen Säugern verdienen das Faultier, das Gürteltier und der
— 299 —
untern Bergabhänge sind mit gewaltigen Massen von Trümmergestein und Schutt
überdeckt. Anders ist es im N., wo tropische, von O. kommende Regen einen
üppigen Waldwuchs erzeugen, und im S., wo kühles Seeklima herrscht. „W.
Winde überschütten hier das Gebirge mit Regen und Schnee, so daß sich große
Gletscher entwickeln konnten, die noch in der Breite der Südabhänge uusrer Alpen
bis inz Meer hinabreichen" (Ule).
Die Pflanzenwelt zeigt nur in den regenreichen Gebieten des Nordens und
Südens eine reiche Entfaltung. Dort finden wir insbesondere an den Ostabhängen dichte
tropische Wälder, hier solche von mehr europäischem Gepräge. Von den dem Gebirge eigen-
artigen Pflanzen verdienen eine besondere Erwähnung: die immergrünen, lorbeerblättrigen
Fieberrindenbäume, aus denen daz bekannte Fiebermittel Chinin gewonnen wird, die
Araukarien, prächtige Nadelbäume, die im S. große Wälder bilden, und die Kartoffel,
die auf den Hochländern ihre Heimat hat. Die Tierwelt zeigt als eigenartige Formen das
Lama und den Kondor, den größten aller Raubvögel. Das Lama weist vier Gattungen auf:
zwei davon, das Guanako und das Vikunja (Vicuna), sind kleine, leichtfüßige, wild-
lebende Tiere, auf die ihres nahrhaften Fleisches wegen eifrig Jagd gemacht wird. Das
größere, Alpaka, liefert eine wertvolle Wolle und wird darum als Haustier gehalten.
Das eigentliche Lama, ein großes und kräftiges Tier, kommt wild nicht mehr vor und
dient wie das Kaniel als Lastträger.
Man pflegt die Kordilleren in drei Hauptabschnitte zu zerlegen: die Nord-,
die Süd- und die Mittelkordilleren, deren Glieder wieder nach den Staaten
benannt werden, die sie durchziehen. Die Nordkordilleren bestehen aus mehreren
Ketten, die nach S. zusammenlaufen und sich im Gebirgsknoten von Pasko ver-
einigen. Die ebenfalls geteilten Mittelkordilleren reichen bis znm Akonkagua,
wo die Südkordilleren beginnen, die nur einen Hauptzug ausweisen. Die ge-
nauere Betrachtung der einzelnen Teile erfolgt bei der Behandlung der Staaten.
2. Die Andenstaaten.
Allgemeines. In den Kordilleren liegen fünf Staaten: Kolumbien,
Ekuador, Peru, Bolivien und Chile (tschile), die aber mit Ausnahme von
Chile noch beträchtlich über das Andenland hinausgreifen. Dafür sind an diesem
noch zwei andre, vorwiegend dem Tiefland angehörige Staaten beteiligt: Vene-
znela im N. und Argentinien im S.
Mit Ausnahme von Brasilien und Guayana war Südamerika früher im Besitz der
Spanier, die das Land vorwiegend auf Edelmetalle ausbeuteten. Ganze „Silberflotten"
gingen zum Mutterlande. Die eingeborenen Indianer wurden aufs härteste bedrückt, und
auch die ansässig gewordenen Spanier, die Kreolen, mußten sich manche Beschränkung und
Bevormundung von den Beamten der Kolonialregierung gefallen > lassen. Als sich dann
gegen Ende des 18. Jahrhunderts die Vereinigten Staaten von Nordamerika ihre Freiheit
erkämpft hatten, erwachte auch in den spanischen Besitzungen der llnabhängigkeitsdrang.
Bald hier, bald dort entstanden Empörungen, und endlich kam es zu einem allgemeinen
Aufstande. Nach langen Kämpfen, in denen sich besonders Simon Bolivar auszeichnete,
erlangten die Kolonien 1824 ihre Freiheit, und es bildeten sich die heutigen Staaten.
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von 3300 km (1912) und Kunststraßen in gleicher Ausdehnung durchziehen es. Fieber-
hauchende Sumpfgebiete hat man trocken gelegt. Durch großartige Bewässerungsanlagen
und die Erbohrung von artesischen Brunnen in der Sahara sind große Flächen Landes
für den Anbau gewonnen worden. Was das alles bedeutet, erhellt aus der Tatsache, daft-
die Ausfuhr, die zwischen 1830—40 nur 3—4 Mill. M. betrug, 1910 die beträchtliche
Höhe von 393 Mill. Mk. erreicht hat.
Der Ackerbau ist fast ganz auf das Tell beschränkt und erzeugt an Getreide ins-
besondere Weizen, Gerste und Mais und zwar weit über den Bedarf hinaus. Eine
weite Verbreitung hat der Weinbau, der 1906 6,9 Mill. dl Wein lieferte, mehr als den
dreifachen Ertrag Deutschlands. Große Bedeutung hat ferner der Anbau von Süd-
Abb. 3. Die Maurenstadt in Alschier.
f rü ch t en und von F r üh g e m ü s en (grünen Bohnen, Erbsen, Blumenkohl, Artischoken, Tomaten^
Kartoffeln), die im Winter und Frühlinge als noch seltene und teure Ware auf den euro-
päifchen Markt kommen. Außerdem wird Tabak gebaut (1901: 7,7 Mill. kg), und die
Oasen der Sahara mit ihren 2^ Mill. Palmen erzeugen gewaltige Mengen von Datteln.
Der Wald, der allerdings nur 10 °/0 der Oberfläche des Landes bedeckt und zu mehr als-
der Hälfte Staatseigentum ist, liefert Kork und Gerberlohe, das Steppenhochland Halsa-
gras. Viehzucht wird hauptsächlich im Steppenhochland getrieben und erstreckt sich vor-
wiegend auf Kleinvieh, Schafe (9 Mill.) und Ziegen (4 Mill.), in geringerem Umfange
auf Rinder (1,1 Mill.) und auf Esel, Maultiere und Kamele, die als Lasttiere uu-
entbehrlich sind. Der Bergbau liefert Zink, Eisen und Blei, leidet aber unter dem
Mangel an Kohlen, der eine Verhüttung der Erze unmöglich macht. In letzter Zeit ist
die Ausfuhr von Superphosphat, einem vorzüglichen Dungstoffe, bedeutend geworden.
Der Außenhandel erreichte 1910 einen Wert von 801 Mill. Mk. (A. 395, E. 406).
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