Concil zu Kostnitz. Hussiten.
127
reich gefangen gehalten, und durch die deutschen Fürsten».C.t-
wieder frei, die Beschwerden derselben nicht beachtend, abgesctzt.
8) Ruprecht von der Pfalz vermag weder in Italiener),
noch in Deutschland Ruhe und Ordnung wieder herzustellcn,
und nachdem durch das wegen der Kirchenspaltung gehaltene
Co n eil der Cardin die zu Pisa sogar drei Päbste entstan-^09.
den, stirbt er plötzlich.
9) S ieg m und von Ungarn, nach dem Tode seines 1410.
Mitbewerbers Jobst von Mahren 1411 allgemein anerkannt,
bewirkt durch seinen redlichen Eifer für die Kirche das große
allgemeine Concil zu Kostnitz: Flucht des Pabstes1414.
Johann's Xxiii. mit Hilfe des Herzogs Friedrichs von
Oesterreich; daher dieser in der Rcichsacht und im Banne;
Verlust seiner Lander — Eidgenossen. Johann vorgeladen,
gefangen, abgesetzt. Gregor Xii. legt freiwillig sein Pouti-
sicat nieder; aber Benedict Xiii. in Spanien weigert sich
hartnäckig, wird nicht beachtet.
Johann H u ß eifert zu Prag gleich dem Engländer
Wiclef, gegen die Mißbräuche der Kirche — Ablaß; im
Banne, nach Kostuitz geladen, soll er widerrufen, wird, des
Geleitsbriefs von Siegmnnd ungeachtet, gefangen verbrannt; 1415.
eben so im folgenden Jahre sein Schüler Hieronymus von
Prag. Die Kirchenreform unterbleibt; Martin V. Pabst.
Concordate der einzelnen Nationen; Siegmund getäuscht, ver-
kauft die Mark Brandenburg an Friedrich Vi. von 1417.
Hohenzollern, Burggraf von Nürnberg.
Erbitterung der Hussiten in Böhmen; ihr Prediger
Jakob von Mieß; Versammlungen auf dem Berge Tabor;
blutige Unruhen in Prag unter dem blinden Johann Ziska.1419.
Tod Wenzel's. Verwüstungen an Klöstern und Kirchen.
Siegmund nicht anerkannt. Reichszüge gegen die Hussiten;
Sieg derselben bei Teutschbrod. Verschiedene Parteien unter
ihnen (die beiden Prokope); ihre verwüstenden Züge nach
Schlesten, Mähren, Oesterreich, Baiern rc.
Allgemeines Concil zu Basel*); Vergleich mit den1431.
*) In demselben Jahre Hol wird Jeamie d’Arc, welche Orlean*
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Extrahierte Personennamen: Jobst_von_Mahren Johann's_Xxiii Friedrichs Johann Johann Gregor_Xii Gregor Benedict_Xiii Johann Johann Engländer
Wiclef Schüler_Hieronymus_von
Prag Martin_V._Pabst Siegmund Friedrich_Vi Friedrich Burggraf_von_Nürnberg Jakob_von_Mieß Johann Siegmund
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Ungarn Friedrichs Oesterreich Spanien Prag Oesterreich Baiern
120
Hohenstaufen. Kreuzzüg e.
n.c.e. nehmen das Kreuz. Friedrich zieht zu Lande voran; er über-
windet alle Hindernisse des gefahrvollen Weges, stirbt aber
in Cilicien (Bad im Flusse Saleph) 1190, und sein Sohn
Friedrich vor Ptolemais; darauf gänzliche Auflösung und
Vernichtung des Heeres. Marianer oder deutscher Ritter-
Orden *).
1189. 3) Heinrich Vi. gleicht sich mit Heinrich dem Löwen
ans, handelt unwürdig gegen den gefangenen Richard Löwen-
herz, und sucht die Ansprüche seiner Gemalin auf den sicilischen
Thron durch drei Züge nach Apulien und Sicilicn mit empö-
renden Grausamkeiten geltend zu machen, stirbt in Messina;
1197. sein Sohn Friedrich als König in Sicilicn anerkannt.
4) Philipp von Schwaben, Heinrich's Bruder, von
den Anhängern der Hohenstaufen, und Otto Iv. Heinrich's
des Löwen Sohn, von den Anhängern der Welfen gewählt.
Krieg zwischen beiden. Anmaßungen des Pabstes Innocenz Iii.
1208.Philipp zu Bamberg von Otto von Wittelsbach ermordet.
Indessen vierter Kreuzzng 1202—1204**).
"-0 Die beiden andern Könige erobern, unter mancherlei Zwiespalt
zur See herankommend, Ptolemais 1191 (Richards Uebermuth gegen
Leopold von Oesterreich ); aber Jerusalem bleibt in den Händen der
Türken. Auch Richard kehrt, nachdem er durch seine Heldenthaten
wenigstens einen Waffenstillstand gewonnen, 1192 zurück, und sein
großer Gegner Saladin stirbt 1193.
) Der Pabst Innocenz Hi. verfolgte mit Beharrlichkeit die
Grundsätze Gregor's Vh. gegen die weltlichen Fürsten (König Johann
von England), und veranlaßte mehre französische Ritter zum
vierten Kreuzzuge: Markgraf Bonifaz von Montferrat, Graf Balduin
von Flandern, Ludwig von Li018 rc.; sie erzwingen durch die Berspre-
chungen des griechischen Prinzen Alerius Angelus gelc..t, die Wieder-
erhebung des verdrängten Jsaak's H. auf den Kaiser-Thron 1203 zu
Konstantinopel, erobern, in ihren Erwartungen getäuscht, die Stadt
1204, und gründen das lateinische Kaiserthum (Balduin
Kaiser) bis 1261, wo es durch Michael Paläologus an das griechische
wieder übergeht. — Religionsschwärmerei erzeugte 1212 sogar einen
Kreuzzug von französischen und deutschen Kindern, die jammervoll
umkommen; und ebenfalls blieb erfolglos der Kreuzzug des Königs
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich_Vi Heinrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Philipp_von_Schwaben Philipp Otto Innocenz_Iii Innocenz Bamberg_von_Otto_von_Wittelsbach Otto Richards_Uebermuth Leopold_von_Oesterreich Leopold Richard Saladin Innocenz_Hi Innocenz Johann Bonifaz_von_Montferrat Bonifaz Graf_Balduin
von_Flandern Ludwig_von_Li018 Ludwig Alerius_Angelus Balduin Michael_Paläologus
Extrahierte Ortsnamen: Cilicien Apulien Messina England Konstantinopel
Letzter Kreuzzug. Minnesinger. 125
zurück, dieser wagt nicht, in Deutschland zu erscheinen. —n.e.®.
Karl von Anjou durch Pabst Clemens Iv. König von Sicilien,
siegt gegen Manfred bei Benevento, und laßt den unglücklichen,
nach der Schlacht bei Palen za gefangenen Konradin von 1266.
Schwaben mit seinem Frennde Friedrich von Baden und zwölf
anderen Gefährten 1268 in Neapel hinrichten. Schwaben hört
auf. — Richard stirbt in England 1272. 1272.
Sechster und letzter Kreuzzug, unternommen von
Ludwig Ix., dem Heiligen, von Frankreich mit seinen drei
Brüdern 1248—1254, unglücklich: das eroberte Damiette muß
gegen die Befreiung des gefangenen Ludwig herausgegeben
werden. Sein zweiter Kreuzzug endet 1270 mit seinem Tode
vor Tunis.
Bei den fortdauernden Verwirrungen im deutschen Reiche machen
sich die Fürsten unabhängig von der Landeshoheit und erlangen Neichs-
unmittelbarkeit; eben so suchen die durch ihre Pfahlbürger immer mäch-
tiger werdenden Städte die kaiserlichen oder bischöflichen Vögte zu ver-
drängen und reichsunmittelbar zu werden, — Rheinischer Städte-Bund.
Bei der Königswahl stimmen zuerst die rheinischen Erzbischöfe
von Mainz, Trier und Köln, dann die Herzoge der Franken, Sachsen,
Baiern und Schwaben.
Kriegsdienste der Vasallen, monatlich ein Solidus; daher unter
Friedrich I. der Name Sold und Soldat auch von den Fußtruppen
gebraucht. Vermehrung der Lehen durch das Faustrecht.
Verschiedene Landrechte: das sächsische — Sachsenspiegel gegen
1218, das schwäbische — Schwabenspiegel gegen 1280. Vehm-
gerichte in Westphalen — Dortmund.
Die Macht der Päbste steigt immer höher. Mönchsorden: Domi-
nikaner, Franziskaner rc. Anfang der Inquisition (Gregor Ix.),
Konrad von Marburg 1232.
Handel, Ackerbau und Handwerke blühender. Deutsche Hausa durch
Hamburg 1239 mit den Friesen, und 1241 mit Lübeck gegründet.
Einfluß der Kreuzzüge auf die allgemeine Cultur.
Minnesinger, schwäbische Dichter: Hartmann von der Aue,
Heinrich von Deldeck, Heinrich von Ofterdingen, Nikolaus Klingsohr,
Wolfram von Eschenbach, Walther von der Vogelweide, Konrad von
Würzburg rc. ihre Blüthe unter Friedrich Ii. - Das Nibelungen-
lied; Heldenbnch; Krieg zu Wartburg. Die gelehrten Wissenschaften
machen langsame Fortschritte.
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Extrahierte Personennamen: Karl_von_Anjou Karl Clemens_Iv Manfred_bei_Benevento Konradin Friedrich_von_Baden Friedrich Ludwig_Ix. Ludwig_Ix. Ludwig Ludwig Friedrich_I. Gregor_Ix. Gregor_Ix. Konrad_von_Marburg Konrad Hartmann Heinrich_von_Deldeck Heinrich Heinrich_von_Ofterdingen Heinrich Nikolaus_Klingsohr Nikolaus Wolfram_von_Eschenbach Walther Konrad_von
Würzburg Konrad Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Sicilien Neapel Schwaben England Frankreich Tunis Mainz Trier Sachsen Baiern Schwaben Westphalen Dortmund Hamburg
— 78 —
Staatsreligion erklärt. Die zahlreichen Missionsschulen haben unter der Be-
völkerung eine gewisse Bildung verbreitet.
Die Madagassen gliedern sich in zwei Hauptstämme, die dunkleren Sakalaven im
W. und die hellfarbigen Hovas im O. Lange Zeit hat man jene für Bantuneger gehalten.
Neuere Forschungen haben aber ergeben, daß sie ebenfalls Malaien sind, wenn auch
vielleicht mit Negern gemischt. Beide Stämme stehen sich feindlich gegenüber, was sich
daraus erklärt, daß sich die Hovas zu Herren der Insel gemacht und die Sakalaven unter-
warfen haben. Das Reich der Hovas war ein Lehnsstaat, der sich aus Adligen, Freien und
Sklaven zusammensetzte und von einem Könige oder einer Königin despotisch regiert wurde.
Madagaskar ist seit 1896 französisch. Die Eroberung gelang erst nach blutigen
Kämpfen, und bis zur Gegenwart hin haben immer wieder Aufstände der Eingeborenen
stattgefunden. Ob die Erwerbung für Frankreich von großem Werte sein wird, kann erst
die Zukunft lehren. Der Boden ist wenig fruchtbar, da er größtenteils aus sehr durch-
lässigem Laterit besteht (S. 37). Dazu kommen die großen Sumpfgebiete und das höchst
ungesunde Klima. Durch Anlage von Wegen und Eisenbahnen hat Frankreich angefangen,
das Land zu erschließen, und auch mit Pflanzungen hat man begonnen. Ausgeführt
wurden u. a. Kautschuk, Gold, Häute, Bast, Wachs, Vieh (1909: 27 Mill. Mk.). Die
Hauptstadt der Insel, Tananarivo (60000 E.), liegt im Binnenlande in 1400 m Höhe.
Eine 400 km lange Eisenbahn, die sie mit der Hafenstadt Tamatäve (15 000 E.) ver-
binden soll, ist im Bau.
2. Die Maskarenen, 700 km sö. von Madagaskar, a) Rvnnion (2000 qkm,
170000 E.), französisch, hat großartige Gebirgslandschaften mit einem noch tätigen
Vulkan. Man baut hauptsächlich Zuckerrohr, aber auch Tabak, Kakao, Kaffee und
Gewürze. (Aussuhr 1908: 12 Mill. Mk.). Die Hauptstadt ist St. Denis (ßäng denie,
30000 E.) — b) Manritins (1830 qkm, 380000 E.), englisch, erreicht nur Höhen bis
zu 800 m. Die Insel bildet fast ein einziges Zuckerfeld; doch wird neuerdings auch
Vanille gebaut. (A. 1910: 50 Mill. Mk.) Hauptstadt: Port Louis (60000 E).
3. Die Komoren (2000 qkm, 85000 E.) zwischen Madagaskar und dem Festlande
sind französisch.
4. Die Amiranten und Seychellen (ßefchellen 350 qkm, 20 000 E.) sind kleine,
von Korallenriffen umsäumte Eilande und britischer Besitz. Gebaut werden Kokosnüsse,
Vanille und Kakao.
5. Die Sansibargruppe (2920 qkm, 200000 E.) liegt vor der Küste Deutsch-Ostafrikas
und besteht aus drei Inseln: Sansibar, Pemba und Mafia. Die letztgenannte ist
seit 1890 deutsch, die beiden andern stehen unter englischer Schutzherrschast. Es sind
Korallenbauten von geringer Höhe und ziemlich dürftigem Pflanzenwuchs. Doch ist
Sansibar, die weitaus wichtigste der drei Inseln, gut angebaut und dicht bewohnt. Die
Bevölkerung besteht aus einem Gemisch von Negern, Arabern und Indern und bekennt
sich zum Islam. Unter den Erzeugnissen stehen an erster Stelle Gewürznelken, deren
Anbau nirgendwo in gleichem Umfang betrieben wird. 1907 wurden 81/4 Mill. kg im
Werte von 9,6 Mill. Mk. ausgeführt. Die Hauptstadt Sansibar (35000 E.) mit
trefflichem Hafen ist der wichtigste Handelsplatz Ostafrikas. (A. 1911: 24 Mill. Mk.).
6. Das englische Säkotra (3600 qkm, 12000 E.), eine Fortsetzung des Osthorns
von Afrika, ist trocken und wenig fruchtbar, daher wirtschaftlich von geringem Wert.
Dagegen hat es einige Bedeutung als Schiffshalteplatz und für die Beherrschung des See-
wegs nach Indien.
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Extrahierte Personennamen: Denis_( Louis_(
Extrahierte Ortsnamen: Madagaskar Frankreich Frankreich Madagaskar Madagaskar Sansibar Pemba Sansibar Sansibar Ostafrikas Afrika Indien
— 170 —
des Geschäftsverkehrs, und die Mandschustadt, in der sich die mandschurischen Eroberer
niedergelassen haben, die 1644 China eroberten. In ihr liegt wieder als ein Quadrat die
gartenreiche Kaiserstadt, in der die Beamten und die Dienerschaft des Hofes wohnen,
und mitten in dieser, wieder von Mauern umrahmt, die Verbotene Stadt, der Wohnsitz
des Kaisers, mit prächtigen Palästen, Tempeln und Gartenanlagen. .Alle Dächer sind hier
mit gelbglasierten Ziegeln gedeckt, die in der Sonne wie Gold glänzen. Nur bei kaiserlichen
Bauten dürfen solche Ziegel verwendet werden. Ein besonderes, stark befestigtes Stadtviertel
bewohnen auch die fremden Gesandten. Seit der Belagerung und teilweisen Zerstörung
während des Boxeraufstandes im Jahre 1900 hat sich dieses sehr verändert. Es ist jetzt mit
Soldaten aller Völker angefüllt, und die Entschädigungssummen, die China hat zahlen müssen,
hat man dazu verwandt, stattliche Botschaftspaläste, andere öffentliche Gebäude und Baracken
für die Truppen zu errichten. Deutschland hat sich sogar eine kleine förmliche Festung
mit Wällen, Gräben und Geschützen geschaffen.
Tientsin (800000 E.) am Peiho und Endpunkte des Kaiserkanals, 200 km von
Peking, 80 vom Meere entfernt, ist der Hasen Pekings und eine sehr lebhafte Handelsstadt.
Ein großer Stadtteil wird nur von Europäern bewohnt und gliedert sich in eine französische,
englische und deutsche Ansiedlung. Von der letzteren schreibt ein Reisender: „Zum dritten-
male wechselte das Bild, und durch ein Städtchen der Heimat glaubte ich jetzt zu fahren.
Da war der blaue Briefkasten der Reichspost und über ihm ein blaues Straßenschild mit
deutschem Namen. Hier war eine deutsche Kunsthandlung, dort eine deutsche Bäckerei und
hier wieder ein deutsches Schneidergeschäft. Dann begann ein Villenviertel, wie ich es so
schmuck in ganz Asien noch nicht gesehen hatte. Alle Häuser waren im Stil deutscher
Landhäuser gehalten, alle glänzten vor Sauberkeit, alle waren mit Gärten umgeben und
mit Efeu oder Weinlaub umrankt. Die deutsche Konsulatsflagge flatterte lustig in ihrer
Mitte, und ein Denkmal aus Erz schloß ihre Reihen wie ein Sinnbild ihrer Gemeinschaft
harmonisch ab. Wir stiegen aus und traten an den erzenen Gesellen heran. Der deutsche
Roland blickte uns ins Angesicht; die Inschrift zu seinen Füßen aber belehrte uns, daß er
hier stehe zum Gedächtnis der deutschen Soldaten, die in den Kämpfen von 1900 gefallen
sind" (I. Dittmar). — Am Mündungstrichter des Jaugtsekiang liegt Nanking (270000 E.)
mit bedeutender Seiden- und Baumwollindustrie. Bedeutend größer ist das nahe der
Mündung gelegene Schanghai (650000 E.), der erste Hafen Chinas und Hauptplatz für
den Seiden- und Teehandel. Auch hier befindet sich eine umfangreiche Europäerstadt mit
großen Kaufhäusern, Banken und Niederlassungen der großen Schiffahrtsgesellschaften. W.
davon Sutschou (500000 E.). Inmitten des Landes, in höchst fruchtbarer Ebene am
Jangtfekiang, Hankon (825000 E.), dem sich noch zwei andere Großstädte mit zusammen
600000 E. unmittelbar anschließen. An einer Bucht s. von Schanghai die Hafenstadt
Hangtfchou (350000 E.); endlich ganz im S., an einem Mündungsarm des Sikiang,
Kanton (900000 E.), die erste Industrie- und zweite Handelsstadt Chinas.
Fremde Besitzungen in China. An den Küsten haben vier fremde Mächte
Besitzungen von zusammen 6000 qkm und 1 Miß. E.
a) Deutsch ist Kiautschou auf der Südostseite der Halbinsel Schantung (Siehe:
Deutsche Kolonien).
d) Englisch: Die kleine Felseninsel Hongkong vor der Bucht von Kanton und
der Kriegshafen Waihaiwai an der Nordostseite von Schantung. Hongkong wurde
1839—42 während des Opiumkrieges von England besetzt und dann festgehalten.
Es hat einen vorzüglichen Hafen, an dem unter der englischen Herrschaft die Stadt
Viktoria (170000 E.) entstanden ist. Diese ist jetzt der Mittelpunkt des ausgedehnten
englischen Handels mit China und Japan und eine „Militär- und Flottenstation ersten
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Extrahierte Personennamen: Dittmar
Extrahierte Ortsnamen: China China Deutschland Peking Pekings Nanking Schanghai Chinas Jangtfekiang Hankon Schanghai Hangtfchou Chinas China Hongkong Schantung Hongkong England Viktoria China Japan
— 171 —
Ranges". Auch die Industrie, vorwiegend Baumwoll- und Zuckerfabrikation, ist bedeutend.
Waihaiwai wurde von England auf 25 Jahre „gepachtet", um einen Stützpunkt gegen das
Vordringen Rußlands zu haben.
c) Portugiesisch ist die kleine Insel Makao nicht weit von Hongkong. Sie ist
bereits seit dem 16. Jahrhundert im Besitz der Portugiesen und war früher der Hauptplatz
für den Handel mit Europa. Seit dem Aufblühen Hongkongs ist es zur Bedeutungslosigkeit
herabgesunken.
d) Frankreich besitzt als Pachtgebiet die Kwangtschoubttcht und das Vorkaufs-
recht auf die vorgelagerte große Insel Ha in an.
e) Japan endlich hat Kwantung mit Port Arthur, die Südspitze der Halbinsel
Liautung, als Pachtgebiet in Besitz (S. 157).
3. Korea.
(218000 qkm, 17,4 Mill. E., 60 auf 1 qkm.)
Das Land. Korea, die Halbinsel zwischen dem Gelben und dem Japa-
nischen Meere, hat ungefähr die Größe Italiens ohne die Inseln. Seiner
ganzen Länge nach wird es von einem im N. bis 2500 m ansteigenden Gebirge
durchzogen, das nach der Ostküste zu steil abfällt, während es nach W. hin in
ein Hügelland mit breiten Talmulden übergeht. Korea liegt unter der Breite
Spaniens, hat aber ein viel kälteres Klima. Im N. friert im Winter das
Meer zu, und die Berge sind 8—9 Monate mit Schnee bedeckt. Die Süd-
Hälfte ist bedeutend wärmer, so daß halbtropische Gewächse, selbst Palmen und
Bambus, gedeihen.
Die Bewohner, die Koreaner, sind Mongolen und gleichen in ihrer
Körperbildung den Chinesen. Schon früh haben sie eine hohe, von den Chinesen
entlehnte Kultur erreicht. Der chinesische Einfluß zeigt sich auf allen Lebens-
gebieten: in der Kleidung, in der Zeitrechnung, in der Staats- und Gesellschafts-
ordnnng, in der Literatur und Schrift wie in der Religion. Auffallend ist die
Vorliebe für weiße oder hellgelbe Kleidung. Die herrschende Religion ist der
Buddhismus, der aber in neurer Zeit, namentlich in den höheren Ständen,
immer mehr durch den Konfuzianismus (S. 164) verdrängt wird. Die Koreaner
haben ihre hohe Kultur aber nicht festgehalten, sondern sind in den letzten
Jahrhunderten tief herabgesunken. Die Masse des Volkes ist jetzt arm, nn-
gebildet und schmutzig. Schuld an diesem Rückgang trägt wohl hauptsächlich der
Umstand, daß sich das Land bis 1880 vollständig nach außen abschloß und damit
jedem befruchtenden Einfluß entzog. Seit es seine Häsen dem Weltverkehr
geöffnet hat, ist auch wieder ein Fortschritt zu verzeichnen.
Wirtschaftliches. Die Koreaner leben hauptsächlich vom Ackerbau, der
aber mit viel geringerer Sorgfalt betrieben wird als in China. Das Hauptgetreide
im S. ist der Reis; außerdem werden Weizen n. a. Getreidearten und viel
Hülsenfrüchte gebaut. An der Küste ist der Fischfang wichtig. Die Gebirge
enthalten Gold, Kupser, Eisen und Kohle. Doch ist der Bergbau noch unbe-
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Extrahierte Personennamen: Waihaiwai Arthur Korea
Extrahierte Ortsnamen: England Hongkong Europa Hongkongs Frankreich Japan Korea Japa- Italiens Korea Spaniens China
— 230 —
glauben an ein Fortleben nach dem Tode und fürchten und verehren die Geister der Ab-
geschiedenen, denen sie darum Tempel mit Ahnenbildern errichten.
Neuguinea ist seit 1884 unter drei europäische Mächte geteilt. Die Westhälfte ist
niederländischer Besitz, der S.-O. gehört den Engländern, der N.-O. dem Deutschen Reiche.
Der europäische Einfluß erstreckt sich bis jetzt aber nur auf die Küstengebiete, und die wirt-
schaftliche Entwicklung steht noch in den ersten Anfängen.
a) Niederländisch-Neuguinea (400000 qkm, 250000 E.) ist noch fast ganz
unbekannte Wildnis. Pflanzungen hat man noch nirgends angelegt. Doch wird an einigen
Küstenplätzen Handel mit den Eingeborenen getrieben, die Erzeugnisse der Insel, Perlen,
Perlmutter, Schildpatt, Trepang, Paradiesvogelbälge, wertvolle Hölzer, Kopra, Muskat-
nüsse usw., gegen europäische Waren austauschen.
Abb. 43. Auslegerboot. (Nach Krämer.)
(Aus der Illustrierten Völkerkunde von Vuschan.)
d) Britisch-Neuguinea (230000 qkm, 350000 E.) gehört seit 1905 als Terri-
torium zum Australischen Bundesstaat. An den Küsten wird ein ähnlicher Handel getrieben
wie im niederländischen Gebiet. An einigen Stellen hat man mit der Anlage von Pflan-
Zungen begonnen, die Kokosnüsse, Kaffee und Kautschuk liefern. Am wichtigsten ist zurzeit
die Goldgewinnung, die 1905 den Wert von 1 Mill. Mi. überstieg. Die Gesamtausfuhr
betrug 1906 1.6, die Einfuhr 1,5 Mill. Mk.
e) D eutfch-Guiuea oder Kaiser Wilhelms-Land (182000 qkm, 110000 E.
S. Deutsche Kolonien).
2. Nö. vom Kaiser Wilhelms-Land liegt der ebenfalls zu Deutschland gehörige Bis-
marck-Archipel (S. Deutsche Kolonien).
3. Daran schließen sich nach S.-O. hin die Salomoninseln (32 000 qkm, 200000 E.).
Sie enthalten Gipfel von 2000—3000 m Höhe, darunter einige noch tätige Vulkane, und
sind mit dem üppigsten Waldwuchse bedeckt. Die Bewohner sind überaus wild und tückisch,
z. T. noch der Menschenfresserei ergeben, was die Erforschung der Inseln sehr erschwert.
Die meisten der Inseln gehören den Engländern, die beiden nördlichsten, Bougainville
und Buka, sind deutsch. (S. Deutsche Kolonien.)
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Extrahierte Ortsnamen: Neuguinea Niederländisch-Neuguinea Kopra Deutschland
— 350 —
tagenbaus sind bis jetzt die untern Abhänge des Kamerungebirges, dessen bis zu großer
Tiefe verwitterter vulkanischer Boden bei dem feuchtheißen Klima von außerordentlicher
Fruchtbarkeit ist. Die angebaute Fläche hat sich von 1906 bis 1911 mehr als verdoppelt
(1906: 8700, 1911: 17920 da). Der Hauptanteil entfällt auf den Kakaobau, dem 1911
10000 da mit 5,3 Will. Bäumen dienten, von denen aber erst 2/s ertragsfähig waren, so
daß die Gewinnung von Kakao in den nächsten Jahren erheblich steigen wird (A. 1910:
3 Mill. Mk.). Daneben gewinnen an Bedeutung Pflanzungen von Kautschukbäumen, Öl-
Palmen, Bananen und Kolanüssen (S.42). Neuerdings hat man auch mit dem Tabak-
bau begonnen, der ein hochwertiges Kraut liefert. 1911 wurden 4500 Kz aus den Bremer
Markt gebracht und erzielten den ungewöhnlich hohen Preis von 8,50 Mk. für das Kz.
In der Tsadseeniederung verspricht der Baumwollenbau gute Erfolge. Ohne Zweifel
ist Kamerun die für die Anlage von Pflanzungen geeignetste unfrer Ko-
lonien und berechtigt für die Zukunft zu großen Hoffnungen. Die Regierung
hat bei Viktoria am Kamerunberg eine „Versuchsanstalt für Landeskultur" angelegt. „Die
Anstalt zerfällt in eine botanische und eine chemisch-biologische Abteilung, in denen sowohl
Versuche mit dem Anbau der verschiedenartigsten tropischen Nutzgewächse, mit der Ein-
führung neuer und der Verbesserung bereits bestehender tropischer Kulturen angestellt als
auch Untersuchungen der Pflanzenkrankheiten und Schädlinge vorgenommen werden"
(Hassert). Wichtig ist auch, daß die Anstalt Saatpflanzen an die Eingebornen abgibt, um
diese in deren Anbau zu fördern.
Der Berkehr wird noch überwiegend von Trägerkarawanen besorgt. Dadurch er-
höhen sich nicht nur die Beförderungskosten außerodentlich, sondern es werden auch die
vielen dabei tätigen Leute anderer nützlicher Arbeit entzogen. Erst die Anlage von Eisen-
bahnen kann die Übelstände beseitigen. Bis 1908 gab es nur eine 66 km lange
Schmalspurbahn, die mit mehreren Abzweigungen von Viktoria aus in die Hauptpflanzungs-
gebiete führt. Ein zweiter, längerer Schienenweg (160 km), die Nordbahn, ist 1911 dem
Betrieb übergeben worden. Sie führt von dem Duala gegenüberliegenden Bonaberi nord-
wärts durch an Ölpalmen und Nutzhölzern reiche Wälder und soll bis zum Tsadsee weiter-
gebaut werden. Eine weitere Linie, die Mittellandbahn (293 km) von Duala nach
Widimenge am Njong, ist im Bau, eine Südbahn geplant. Daneben ist auch eine Anzahl
von Fahrstraßen angelegt worden.
Der Außenhandel hat in erfreulicher Weise zugenommen und gibt Zeugnis von
der raschen Entwicklung des Schutzgebietes. Sein Gesamtwert, der 1904 erst 17,4 Mill. Mk.
betrug, stieg bis 1908 auf 29 Mill. und betrug 1910 46,4 Mill. Mk. (A. 19,9, E. 25,5).
Die wichtigsten Ausfuhrgegenstände sind: Kautschuk (11 Mill. Mk.), Palmkerne (3,5),
Kakao (3), Palmöl (1,3), Elfenbein (0,625).
Siedlungen. Am linken Ufer des Muri, der Mündung nahe, liegt Duala,
der Haupthandelsplatz der Kolonie (S. 344). Am Fluß entlang zieht eine Kaimauer, an
der sich in langer Reihe die Lagerhäuser und Faktoreien erheben. Auch eine Maschinen-
werkstätte mit einem Schwimmdock zur Ausbesserung kleiner Dampfer ist da. Dahinter liegen
die meist ansehnlichen Verwaltungsgebäude und die Wohnhäuser der Europäer, noch weiter
zurück mehrere Negerorte mit den z. T. stattlichen steinernen Häusern der Häuptlinge.
Die Stadt ist von breiten und sauber gehaltenen Straßen durchzogen und besitzt eine
prächtige Parkanlage mit mehreren Denkmälern. An der Ambasbucht, einem alten, vom
Meere zur Hälfte zerstörten Krater, am Fuße des Kamerunberges, liegt Viktoria, ein
ebenfalls stattlicher Ort, der Hauptausfuhrplatz für die Erzeugnisse der Pflanzungen.
Von Viktoria führt eine schöne Fahrstraße auswärts zu dem in 1000 m Höhe gelegenen
Buea, dem Sitz der Regierung. Der in gesunder, frischer Luft gelegene Ort ist ein
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Eine stärkere Besiedlung des Landes ist nur möglich, wenn es gelingt, das nötige
Wasser zu erschließen. Das ganze Jahr hindurch fließende Quellen gibt cs nur in einigen
Gebieten, so am Waterberg und in der Gegend von Windhuk. Aber das Land ist doch
nicht so wasserarm, wie es anfangs schien. Wie schon erwähnt, stößt man auch während
der Trockenzeit in den Flußbetten schon in geringer Tiefe auf das begehrte Naß, das hier
bloß gehoben zu werden braucht. Auch entfernt von den Flüssen hat man an vielen
Stellen durch Bohrungen in Tiefen von 10—25 m ergiebige Wasseradern erschlossen.
Während man früher nur hier und da, wo es gerade dringend nötig war, Brunnen anlegte,
wird seit 1906 das Aufsuchen von Wasser planmäßig von der Regierung betrieben. Zwei
Bohrabteilungen, deren jede wieder aus mehreren Rotten besteht, die eine im Nama-, die
andre im Damaralande, sind jetzt andauernd damit beschäftigt, neue Quellen zu erschließen.
Da die Auffindung unterirdischer Wasseradern nicht leicht ist und man doch nicht aufs
Geratewohl die kostspieligen Bohrungen vornehmen will, werden die Arbeiten von einem
landeskundigen Geologen geleitet. Im Jahr 1909 wurden soviel Brunnen gegraben, daß
jeden Tag 21000 Ki Wasser gefördert werden konnten, eine Menge, die für 90000 Menschen
oder 60000 Stück Großvieh hinreichen würde. Das folgende Jahr brachte sogar einen
Zuwachs von 52000 hl. Ein artesischer Brunnen an der Grenze der Kalahari liefert täglich
10000 dl, und sogar in der Namib wurde in 80 na Tiefe ein kräftiger Grundwasser-
ström erbohrt.
Eine andre Art der Wassergewinnung ist die durch Staudämme in Bächen und
Flüssen. Kleinere Anlagen, die ohne große Kosten möglich waren, sind bereits von vielen
Farmern und Kleinsiedlern errichtet worden. In der letzten Zeit hat man aber auch Pläne
für große Talsperren ausgearbeitet, darunter für eine, die 200 Mill. cbm Wasser fassen
soll. Eine von 40 Mill. cbm ist bereits fertig. (Die größte Talsperre Deutschlands, die
im Bau begriffene Edertalsperre, wird 230 Mill. cbm fassen.) Die Kosten solcher Anlagen
können natürlich nur von reichen Gesellschaften, Genossenschaften oder vom Staat getragen
werden. Ein bekannter Wasserbautechniker, Rehbock, hat berechnet, „daß bei der Anlage
von 10 — 15000 Viehtränken, 4000 kleineren Staudämmen und einigen größeren Tal-
sperren die Hülste des Schutzgebietes der Viehzucht und dem Ackerbau dienstbar gemacht
werden könne. Er hofft auf eine Steigerung der Herden auf l1/2 Mill, Stück Großvieh
und 20 Mill. Stück Kleinvieh, sowie auf eine Steigerung der Viehausfuhr bis zu 30 Mill.
Mk., wozu noch 20—25000 t Wolle kommen würden, während in den besiedlungsfähigen
Gebieten eine Bevölkerung von 70—100000 Köpfen Platz finden dürfte. Die Ausführungs-
kosten aller dieser Bewässerungsvorrichtungen veranschlagt Rehbock auf 75 Mill. Mk. oder
bei einer Verteilung auf 25 Jahre zu jährlich 3 Mill. Mk." (Hassert.)
Ungleich wichtiger als Viehzucht und Ackerbau ist zur Zeit der Bergbau.
Der Reichtum der Nachbarländer an Bodenschätzen ließ von vornherein ver-
muten, daß sich solche auch in unserm Schutzgebiete finden würden. Die Er-
Wartungen haben sich allerdings nur z. T. erfüllt. Von Gold, nach dem man
vor allem suchte, sind bis jetzt nur geringe Spuren entdeckt worden. Dagegen
hat man größere Lagerstätten von Eisen-, Mangan-, Zinn- und besonders
Kupfererzen, die zugleich Blei enthalten, nachgewiesen, und in der Nähe der
Lüderitzbucht hat man neuerdings wertvolle Diamantenfelder gefunden. Der
Abbau erstreckt sich bis jetzt hauptsächlich auf Kupfer und Diamauten.
Die wichtigsten Kupferlager finden sich bei Otavi und Tsumeb im Damaralande.
Die Erze stehen an vielen Stellen aus dem Erdboden heraus und können z. T. im Tagbau
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den Friedrich Wilhelmshafen an der Astrolabebai. Das Innere ist von hohen
Gebirgen erfüllt und noch wenig bekannt. Ö. von der Astrolabebai zieht an der Küste
entlang bis zum großen Hüonbusen das bis 3500 m ansteigende Finisterregebirge.
Noch höher ist das dahinter liegende Bismarckgebirge, das Höhen von über 4000 in er-
reicht. Ebenes Land findet sich fast nur an den Flüssen, die z. T. große und breite Längs-
täler bilden. Die bedeutendsten Ströme sind der Kaiserin Angustafluß und der Ramu,
die, jener von Sb., dieser von O. kommend, nicht weit voneinander münden. Der Augnsta-
fluß ist bis 960 km weit aufwärts befahren worden und besitzt hier noch eine Breite und
Tiefe wie der Rhein bei Mannheim. Beide Flüsse werden jedenfalls in der wirtschaftlichen
Entwicklung des Landes noch eine große Rolle spielen.
Über Klima, Pflanzen- und Tierwelt sowie die Bewohner ist S. 227—230
das Nötige gesagt worden.
Die wirtschaftliche Entwicklung der Kolonie steht noch in den ersten Anfängen.
Die Eingebornen kommen für die Gütererzeugung nicht in Betracht. Was die Insel bis
jetzt liefert, sind hauptsächlich Erzeugnisse der von Deutschen angelegten Pflanzungen.
Den Hauptertrag, etwa 2/3 der Ausfuhr, ergeben die Kokospalmen. Daneben hat man auch
Kakao-, Kautschuk-, Kaffee-, Sifalagaven- und Baumwollpflanzungen angelegt, die zu guten
Hoffnungen berechtigen. Die Arbeit auf den Pflanzungen wird meist von angeworbenen
Chinesen und Malaien besorgt, da die Eingebornen sich nur schwer dazu bewegen lassen.
Erst die segensreiche Wirksamkeit der Missionare wird imstande fein, sie zu einem geord-
neten, arbeitsamen Leben zu erziehen. Die Zahl der Weißen betrug 1903 nur 826 Per-
sonen; darunter waren 72 Missionare und 26 Pflanzer. Die Hauptansiedlnng ist Friedrich
Wilhelmshafen an der Ostrolabebai.
2. Der Bismarck-Archipel und die Salomoninseln (57000 qkm, 250000 E.)
liegen nö. und ö. von Neuguinea und umfassen ein Gebiet von der Größe der Provinzen
Ost- und Westpreußen. Die erstgenannte Gruppe besteht aus zwei größeren, einen Halbkreis
bildenden Inseln, Neupommern und Neumecklenburg, und einer großen Zahl kleiner
Eilande. Von den Salomoninseln gehören nur zwei, Bongainville (bugängwiel) und
Buka, zu Deutschland. Alle diese Inseln sind gebirgig, enthalten noch tätige Vulkane und
erreichen in ihren höchsten Erhebungen 2000—3000 m. Dichter Urwald bedeckt die Berge,
und an den Küsten ziehen sich vielfach Mangrovewaldungen hin. Die Bewohner sind wie
die Neuguineas Papua, aber zur Arbeit brauchbarer. Die wirtschaftliche Ausnutzung der
Kolonie durch Pflanzungen und Handel ist weiter vorgeschritten als im Kaiser Wilhelmsland.
1910 lebten 472 Weiße auf den Inseln, darunter 73 Pflanzer und 72 Kaufleute. Die
bedeutendsten Pflanzungen befinden sich auf dem nördlichsten Teile Neupommerns, der G az elle-
Halbinsel'"). Das Hauptausfuhrerzeugnis ist auch hier Kopra (1909: 1,7 Mill. Mi.).
Dazu kommen noch Trepang, ein walzenförmiges, etwa 30 cm langes Seetier, das in
China als Leckerbissen geschätzt ist, und Perlmutter. Auf der Gazelle-Halbinsel liegt Rabaul,
wo der Gouverneur des Neuguineagebiets seinen Sitz hat.
Die folgenden Inselgruppen gehören zu Mikronesien. Über die allgemeine Beschaffen-
heit, ihr Klima, ihre Pflanzen- und Tierwelt und ihre Bewohner geben die Ausführungen
auf S. 234 und 239 Aufschluß.
3. Die Marianen (1140 qkrn, 13000 E.), liegen in einer langen, ns. gerichteten
Bogenlinie, sind meist vulkanischer Natur und enthalten noch tätige Feuerberge. Die süd-
*) Der Name stammt von dem deutschen Kriegsschiff Gazelle, das 1875 hier erschien,
um die ansässigen Deutschen vor den Angriffen der Eingebornen zu schützen und zugleich
die Gelegenheit benutzte, das Meer und die Küsten zu erforschen.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelmshafen Friedrich Angustafluß O. Friedrich
Wilhelmshafen Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Mannheim Ostrolabebai Neuguinea Neumecklenburg Deutschland Neuguineas_Papua China Gazelle-Halbinsel Mikronesien