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1. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 175

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 175 — Dienstmann des Königs eine reiche ägyptische Karawane, bei der sich auch eine Schwester des Sultans Saladin befand, und plünderte sie völlig aus. Und als Saladin Schadenersatz und Bestrafung des Übelthäters forderte, weigerte sich der König von Jerusalem. Nun schwur Saladin, sich selber Rache zu schaffen, und bald war Jerusalem und Akkon erobert und tausende von Christen büßten mit ihrem Blute den Frevel. Zweiter Abschnitt: Der vierte Kreuzzug. Ii a. Ursache? Weitere Eroberungen Saladins nach Richards Heimkehr; Kreuzpredigt des gewaltigen Papstes Innocenz Iii, der sich noch mehr, wie einst Gregor Vii., als Oberherrn aller Könige und Fürsten suhlte. Sein Gebot lautete: Sämtliche Könige und Herren sind vor allem schuldig, ihren obersten Lehnsherrn Christus, dem die Feinde sein Land entrissen haben, zu Hilfe zu eilen. Wer das Kreuz nimmt, erhält Vergebung der Sünden; wer einen Kreuzfahrer hindert, wird mit dem Bann bestraft. Die Kreuzprediger sollen jedermann zum Kreuzgelübde zulassen, ohne zu prüfen, ob er tauglich ist, ja sogar reuige Verbrecher. Täglich soll in allen Kirchen gebetet und monatlich soll eine feierliche Prozession veranstaltet werden, damit Gott den Seinen Sieg über die Ungläubigen verleihe. Vier Jahre lang dürfen die Christen keinen Krieg unter einander führen, drei Jahre lang kein Turnier halten. Jeder Geistliche muß drei Jahre lang den 20. Teil seines Einkommens, der Papst und die Kardinäle werden den 10. Teil ihres Einkommens für den Kreuzzug opfern, und jeder Christ soll nach Vermögen in die in jeder Kirche aufgestellten Opferstöcke Geld spenden. Teilnehmer? Zuerst bereit war ein französisches Heer von etwa 40 000 Kriegern, das die Venetianer für 4 Millionen Mark auf einer Flotte überfahren und ein Jahr lang verpflegen sollten. Ausgang? Der ehrgeizige Doge von Venedig bewog die Kreuzfahrer, im Bunde mit der venetianischen Kriegsflotte (72 große Kriegsschiffe) zunächst gegen Konstantinopel zu ziehen. Und wirklich gelang es der Tapferkeit der Franzofen und Venetianer nach furchtbarem Kampfe, die Mauern der alten Kaiserstadt zu erstürmen. Schrecklich wüteten die grimmigen Eroberer trotz des Verbotes der Fürsten mit Mord und Mißhandlung unter den unglücklichen Einwohnern und erbeuteten unermeßliche Schätze. Zum Herrscher des eroberten Kaiserreiches, das nun das „lateinische" hieß, wurde ein französischer Graf erwählt, während ein venetianischer Bischof in der Sophienkirche zum römisch-katholischen Patriarchen von Konstantinopel ernannt wurde. Auch die Länder und Städte verteilten die Sieger unter sich. Der letzte griechische Kaiser war dem Blutbad entronnen und nach Nicäa hinüber geflohen, wo er sich und sein kleines Reich mühsam gegen die Türken und die Lateiner behauptete. Erläuterung der angegebenen Thatsachen. Hervorhebung der Hauptpunkte: Gewalt des Papstes Innocenz; Kriegsmacht und Reichtum

2. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 219

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Rudolf von Habsburg. 219 nur Ungarn mit Deutschland, sondern gebot Einhalt auch der französi- schen Macht im Westen und im Süden, sowie der türkischen im Osten; es hat Deutschland vielmal gerettet. Nach seinem Siege über Ottokar stellte Rudolf den Landfrieden mit Nachdruck her; bei dem Falle der Hohenstaufen hatten die Herren von Wirtenberg, Baden, Helfenstein, Montfort u. a. von den königlichen Rech- ten an sich gerissen, so weit sie mit ihren räuberischen Händen zugreifen konnten; Rudolf verlangte Herausgabe des Geraubten und erzwang sie; am meisten machte ihm der Graf Eberhard von Wirtenberg zu schaffen, der ihn auch an der Wiederherstellung des Herzogthums Schwaben, mit dem Rudolf einen seiner Söhne belehnt hätte, verhinderte. Selbst mit einigen Städten hatte er zu thun, welche sich keine Reichsvögte gefallen lassen wollten; zudem war ihnen die Steuer zuwider, die ihnen der König auflegte; denn da das Reichsgut größtentheils abhanden gekom- men war und die Fürsten nicht besteuert werden konnten, mußte Rudolf die Städte, die Kaufleute und den Klerus in Anspruch nehmen, die ihm auch wirklich am meisten zum Danke verpflichtet waren. Nach Italien zog Rudolf nicht; er verglich es mit der Löwenhöhle in der Fabel, bei der wohl viele Fußftapfen hinein, aber wenige heraus führen, und überließ die Italiener ihren eigenen Kriegen. Ebenso unter- nahm er auch keinen Kreuzzug, obwohl er ein eben so ritterlicher als religiöser Herr war; er hatte 1276 den 16. Oktober in Lausanne zwar das Kreuz genommen, als er dort mit Papst Gregor X., welcher das Kreuz predigte, zusammen kam, fand es aber doch nothwendiger Ruhe und Ordnung in Deutschland zu erhalten und dessen Gränzen wiederher- zustellen. Die Herzoge von Savoien waren besonders mächtig gewor- den und herrschten bereits vom Genfersee bis über Bern hinunter. Dreimal zog Rudolf gegen diese neue Macht, brachte die dem Reiche entfremdeten Städte Laupen, Milden, Peterlingen, Murten an dasselbe zurück und schützte die Bischöfe von Lausanne und Genf, so wie den im burgundischen Besannen (Bisanz bei unfern Vorfahren, welche fremde Namen sich mundrecht machten, wie es jetzt Engländer und Franzosen thun); nur Bern, das ihn durch Vertreibung der Juden geärgert hatte, belagerte er vergeblich, brachte es aber doch zur Nachgibigkeit. Unver- rückten Blickes beobachtete er die Franzosen, denn er durchschaute bereits ihre Absicht sich auf Kosten Deutschlands zu vergrößern. Deßwegen hatte er den Plan entworfen, zwischen Frankreich und Deutschland ein neues Königreich Burgund zu stiften, das er einem seiner Söhne zu verleihen gedachte, allein ehe er dies ausführen konnte, überraschte den ächtdeutschen König der Tod. Auf der Burg von Germersheim saß im Juli 1291 der alte Herr beim Schach, seinem Lieblingsspiele; sein Angesicht war leichenblaß, und

3. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 216

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
216 Deutschland und Italien finken. Auch in Oberdeutschland erhob sich (1255) ein großer Städtebund; er richtete sich zunächst gegen die Räubereien und die neuen Zölle und sollte die städtischen Rechte gegen die Angriffe der Großen vertheidigen; der Bund erklärte sogar, er werde die Rechte der Landleute gegen Unbilden schützen, und warf sich so zum Richter zwischen Landvolk und Herrschaf- ten auf; am folgereichsten geschah dies von Bern, der äußersten Stadt des Bundes in südlicher Richtung. Diesem Bunde traten auch größere und kleinere Landesherren bei, denen es um Friede und Sicherheit zu thun war, andere aber wurden zum Beitritte gezwungen; er war jedoch über eine solche Länderstrecke ausgedehnt und die Städte lagen so zerstreut, daß er zu keiner größeren Dauer und festeren Gestaltung gelangen konnte, sonst würde er auf die Verfassung Deutschlands nachhaltiger eingewirkt haben. Zweites Kapitel. Rudolf von Habsburg (1273- 1294). Die Kurfürsten unterhandelten lange mit einander wegen der Kö- nigswahl, denn die Stimme der Nation forderte ein Oberhaupt, die Herren konnten sich aber nicht vereinigen; da erklärten ihnen die Städte, daß sie einen König wollten, aber nur einen einhellig gewählten aner- kennen würden. Die Wahl fiel endlich auf den Grafen Rudolf von Habsburg, der den Kurfürsten versprechen mußte, ihnen ihre Auslagen bei der Wahl und Krönung zu bezahlen; er war aber so schlecht bei Geld, daß er Bürgen stellte, welche die Herren annahmen. Dieser Graf schien den Fürsten zu einem Könige ganz passend; er war nicht reich, und das königliche Einkommen, das Friedrich I. zuletzt noch ganz bezo- gen hatte, war größtentheils an die Landesherren geschenkt oder von diesen an sich gerissen worden und betrug nach unserem Gelde keine halbe Million Thaler mehr. Er besaß auch keine furchtbare Hausmacht, denn er war ein Graf, dessen Besitzungen zerstreut in den heutigen Kan- tonen Aargau, wo auch das Schloß Habsburg steht, Luzern, Zürich und Thurgau, im Elsaße und im Schwarzwalde lagen. Sein Vater war ein treuer Anhänger der Hohenstaufen, während die andere Linie, Habs- burg-Laufenburg, zu der Gegenpartei trat; Rudolf selbst blieb der Fahne treu, bis die Hohenstaufen untergingen. Während des Interregnums schlug er sich wacker herum mit geistlichen und weltlichen Herren, z. B. dem Bischof von Basel, dem von Straßburg, dem Abte von St. Gallen, dem Freiherrn von Regensberg, und belagerte eben Basel, als man ihm

4. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 890

1874 - Mainz : Kunze
890 Europ a — Schweiz. Sie erhebt nur unbedeutende Finanzzölle, nicht zum Schutze ihrer Industrie, sondern zum Vortheil der Bundeskasse. „Weislich sind die verschiedenen Importe mit entweder unbedeutenden oder sehr mäßigen Ansätzen belegt; das Zollsystem beruht auf einer Klassifikation, welche die Rohprodukte und die einfacheren Erzeugnisse von den verfeiner- ten und Luxusartikeln trennt und somit auch die Bedürfnisse des Lebens und der In- dustrie bedeutend weniger als die entbehrlicheren belastet (Egli)." Die Durchfuhrzölle sind ganz aufgehoben. Die Brutto-Einnahme aus allen Zöllen beträgt an 3mill.thlr.; einen ungefähr gleich hohen Ertrag wirft die Post ab. Die jährlichen Bundesausgaben betragen 7 Mill. Thlr. (gegen 5 Mill. Cantonsansgaben); die Staatsschuld beläuft sich auf 9'/, Mill. Thlr. (gegen 60 Mill. Cantonsschnlden). Aber, so fragt man, bei diesem außerordentlichen Aufschwung des Nationalwohl- standes hat wohl die alte Einfachheit des schweizerischen Lebens gelitten? Das ist wahr, besonders da, wo der jährliche Strom der Fremden sich ergießt; und das war unvermeidlich! Alles ist ja der Veränderung unterworfen. Auch der Ausschwung der Fabrikation, sagt man, hat seine bekannten Nachtheile mitgebracht. Das ist eben- falls nicht zu leugnen; wo Reichthum aufwächst, tritt Armut greller hervor, und mit Übeln Folgen in Momenten, wo die Arbeit stockt. Allein die Schweiz wird dennoch weniger davon betroffen als manche andern fabricirenden Landstriche. Sie hat keine großen Güter, der Boden befindet sich in so viel Händen, daß kaum der fünfte Theil der Bewohner ohne eignen Grundbesitz ist. Eine Menge Fabrikarbeiter hat also noch ein eignes Heimwesen, etwas Feld und Wiese, und weiß wohin, wenn es einmal an Arbeit fehlt. Ueberdies ist der Sinn für Wohlthun und alles Gemeinnützliche sehr verbreitet, zahlreiche Stiftungen aus alter und neuer Zeit, von Jahr zu Jahr sich vermehrend, oft mit bedeutenden Fonds, zeugen davon. Jedes Dorf fast hat sein Spittel oder Armenhaus. Und was für Unterricht und Bil- dung geschieht, ist nicht gering anzuschlagen. Für den Volksschulunterricht, mit Aus- nähme von Uri und Genf in allen Cantonen obligatorisch, bestehen ca. 7000 Primär- schulen. Freilich ist er nicht in allen Cantonen gleich gut. Es gibt Cantone, die mehrere Jahre hintereinander keine Rekruten ohne Schulbildung haben; im allgemeinen sind die Cantone der deutschen und ebenen (industriellen, resormirten) Schweiz (Schaffhausen, Thurgau, Zürich :c.) den übrigen weit voran. Aber auch das Schulwesen von St. Gallen, einem Gebirgskanton, steht auf sehr hoher Stufe. Haben nun auch alle Gemein- den Schulen, so ist doch in manchen bloß sommers, in anderen nur winters Unterricht. Die Gehälter der Lehrer sind in den verschiedenen Cantonen sehr verschieden, in mehreren erschreckend gering. In Bern zeigten 1871 25°/o der Rekruten geringe, 15°/o (vorzugs- weise aus den jurassischen Gemeinden) gar keine Schulbildung; in Lnzern 25 °/u geringe, 10 °/o keine; in Gens ll°/o geringe, 2°/o keine; in Aargau I0°/o geringe, 6o/0 keine. Zu den zurückgebliebensten gehört in dieser Beziehung Freiburg, wo das gegenwärtige Regiment den Beitrag der Cantonskässe an die Primärschule von 100000 auf 20000 Francs herabgesetzt hat; dort ist laut Gesetz der Lehrer Gehilfe des Geistlichen, der als Inspektor alljährlich den Gehalt des elfteren bestimmt (meist 500 Francs); der obliga- torische Schulbesuch steht bloß auf dem Papier. In Tessin sind (wie auch in Wallis, Unterwalden, Zug und Graubünden) sehr zahlreich geistliche Lehrer und Lehrschwestern thätig; es kannten aber auch in einem der letzten Jahre von 554 Rekruten 63 kanm

5. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 574

1874 - Mainz : Kunze
574 Afrika — Aegypten. Naturalien geleistet werden mußten, er sich so zum Beherrscher des Marktes, des Ver- kehrs und der Preisverhältnisse machte, während der Fellah alles Interesse an der Ver- bessernng der Kultur verlieren mußte. Dessennngeachtet war Mehemed Alis Regiernngs- zeit ein Segen sür das Land. Was er für den erweiterten Anbau von Oliven, Zucker- rohr, Indigo, und vor allen der Baumwolle gethan, die im vorigen Jahrhundert kaum für die Fellahs zur Deckung der Blöße ausgereicht, jetzt aber sogar in großer Masse ins Ausland geht, sowie seine Bemühungen für Einführung europäischer Bildung, und für Herstellung einer Seemacht, das hat ihn in die Reihe der vorzüglichsten Herrscher- gestellt. Die Aufhebung und Vernichtung der anarchischen Mameluckeugarde (11. März 1811), die unter seinen Vorgängern keine geregelte Regierung zuließ, war allein schon eine große Wohlthat für Aegypten, und daß er das Reisen europäischer Forscher nach Nubien und weiter aufwärts aufs bereitwilligste unterstützte, muß von allen Freunden der Wissenschaft dankend anerkannt werden. Die neue Zeit, welcher diese große Mann für Aegypten eingeleitet, indem er dessen Regeneration durch abendländische Einrichtungen und Anschauungen, ähnlich dem Versuche Alexander des Großen, unternommen hatte, überdauerte ihn, und die Tradi- tiouen seiner Regierung wirkten, abgesehen von dem fanatisch muselmännischen Abbas, auch in seinen Nachfolgern fort, geläutert von manchem Gewaltsamen, von welchem unter den Eindrücken der heutigen Zeit vielleicht auch er Abstand genommen haben würde. Was unter Said und Ismail für Be- und Entwäffernngsanstalten, überhaupt für Hebung der Bodenkultur, für Süßwafferleitungen und die Anlage von Verkehrs- wegen, für Verbesserung der Verwaltung und Rechtspflege, für Hebung der Volksbil- dnng *) geschah, hat den ägyptischen Staat zum bestregierten Theil des türkischen Reiches gemacht. Es herrscht eine Sicherheit des Verkehrs und für Reisende, wie man sie in manchen Theilen Ungarns, Italiens und Spaniens vergeblich sucht; die Sklaverei ist (seit 1863) abgeschafft; die Steuern werden in Geld entrichtet, und der Bauer ist in dem Absätze seiner Produkte völlig frei und wird ihm derselbe durch Eisenbahnen:c. noch erleichtert. Freilich bebaut der Fellah nicht freies Eigenthum; denn Aegypten ist in seiner Ackerbauverfassung fast wieder auf demselben Punkte augelaugt, auf welchem es sich in der Zeit der Pharaonen befand. Etwa Vi des gesammteu kultivirten Bodens (die sogen. Schifliks) gilt nämlich als Privateigenthum des Khedive, wird durch ein besonderes Collegium verwaltet, durch Intendanten bewirtschaftet und bis znm Regie- rnngsantritte des jetzigen Vicekönigs (1863) mnßten die Arbeiten darauf als Fronden von den Fellahs besorgt werden; der weitaus größte Theil der tragbaren Bodenflächen gilt als Mirigrund, wird nach dem Koran als Eigenthum des Staatsschatzes (Miri) angesehen und den Fellahs, ohne daß diesen ein Eigenthum au der Substanz zusteht, lediglich so lange zur Bebauung und Nutznießung überlassen, als sie die darauf ent- fallende Grundsteuer regelmäßig bezahlen. Durch eine Verordnung vom Jahre 1857 wurde nun allerdings die Vererbung im Sinne liberaler Grundsätze geregelt. Nur *) Die Elementarschulen für Knaben waren bis 1868 entweder Anhängsel der Moscheen oder Privatnnternehmuugen; seit 1863 gibt es auch Regierungsschulen. Die erste Mädchenschule Aegyptens wurde 1872 auf Veranlassung des Khedive in der Nähe seines Schlosses Kasr-el-Nil zu Kairo errichtet.

6. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 888

1874 - Mainz : Kunze
888 Europa — Schweiz. denn Artillerie, Kavallerie ,c. haben natürlich länger. Zum Offizier befähigen noch besondere Kurse und die Kriegsschule zu Thun. Uniform und Gewehr nimmt jeder Soldat von den Hebungen mit in die Heimat, um ungesäumt, wenn es gilt, auf dem Sammelplatze sich einfinden und in Reih und Glied stellen zu können; eine Mobil- machung geht deshalb rasch vom Fleck, man ist eigentlich immer mobil. — Von Zeit zu Zeit ordnet die Bundesbehörde Truppenzusammeuzüge aus Armeetheilen mehrerer Cantone an. An der Spitze der Truppencorps stehen nur Obersten; im Kriegsfall allein wird einer zum General ernannt. Offiziere und Soldaten beziehen natürlich nur für die Wochen und Tage Sold, die sie einberufen und im Dienst sind; denn Soldaten und der größere Theil der Offiziere betreiben, wenn nicht im Dienste, da- heim ein bürgerliches Geschäft, sei es als Landleute oder in einem Gewerbe, als Fabri- kanten. Beamte, Richter ?c. Daher ist das schweizerische Militärbudget niedrig und beträgt, die cantonalen Budgets ungerechnet, nur ca. 1,400000 Thlr. Die schöne Schweiz ist von der Natur gerade nicht mit Reichthümern bedacht. Eisen ist wenig vorhanden (2/ß des Bedarfs), Kohlen noch weniger. Obst hat sie in Fülle,, folglich auch Obstmost, aber ihre Weine decken bei weitem nicht den Bedarf. Auch was die zum Ackerbau geeigneten Landstriche an Getreide hervorbringen, ist viel zu wenig zur Ernährung der jetzigen Bevölkerung. Sie muß gar Vieles, selbst Honig, obwohl ihre Bienenzucht blüht, vom Auslände beziehen. Mit Wiesen und Alpenmat« ten gesegnet, hegt sie einen herrlichen und zahlreichen Viehstand, so daß 500000 Eft- Käse (besonders geschätzt sind Emmenthaler und Greyerzer) im Werthe von 6^/s Mtfl Thlr. jährlich produzirt und mehrere tausend Kühe und viele Zuchtstiere iu die Fremde verkauft werden und doch muß sie Vieh, zum Schlachten nämlich, kommen lasfen.- Was braucht sie nicht allein der Reisenden halber, die in außerordentlicher Anzahl zur Sommerzeit ihre Berge und Seeuser besuchen! Faßt man dies zusammen, so begreift man, wie vor Jahrhunderten das Schweizervolk für arm galt und von der benachbarten Ritterschaft, wie von den reichen Flandrern im Burgunderheere nur Kühmelker geschol- ten wurde. Heutzutage steht es indes anders. Die wackern Kühmelker sind freilich immer noch da, Viehzucht und Landban sind gottlob — wie unter andern der wohlhäbige Bauernstand im Canton Bern bezeugt — noch immer Hauptbeschäftigung des Volkes; allein in mehreren Cantonen, besonders in St. Gallen, Zürich und Außer- rhoden, Basel und im Aargan, auf und am Jura, ja im Hochthale von Glarus und in der Gersauer Schlucht hat sich immer mehr ein industrielles Leben entwickelt,, das gegenwärtig auf einer Höhe steht, die Erstaunen erregt. Nennen wir zuerst die Uhrenfabrikation. Ihre Hauptsitze sind in Chauxdek fonds, Locle, im Traversthale und in anderen Jurathälern, besonders auch in Genf, „der Hochschule der Uhrmacher"; sie beschäftigt 40000 Menschen und erzielt einen jähr- lichen Produktionswerth ca. 27 Mill. Thlr. Der europäische Markt ist für sie längst zu eng. In Genf wird ferner, theils mit der Uhrmachern verbunden, theils als selbstän- dige Industrie auftretend, die Verfertigung von Gold- und Silberwaaren, welche genannte Stadt zu einer Art „Klein-Paris" macht, ins großartige betrieben. Die Her- stelluug von Musikdosen, ein Nebenzweig des Uhrgeschäfts, ist fortdauernd in Flor; ihre Fabrikate gehen bis nach China. — Gleichwichtig ist die Verarbeitung der Baumwolle, der Hauptindustriezweig der Schweiz, rücksichtlich welcher sie den 3. Rang in Europa einnimmt; sie hat ihre Hauptsitze in der Ostschweiz, beschäftigt an

7. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 889

1874 - Mainz : Kunze
Europa — Schweiz. 889 60000 Menschen, setzt l7/io Mill. Spindeln in Bewegung und ergibt einen Produk- tionswerth von ca. 40 Mill. Thlr. Ihr schließt sich in Appenzell und St. Gallen die Weißstickerei und Mo usseliusabrikation an. Zu den Spinnereien und Webereien kommen noch die Anstalten zum Färben, Bleichen, Zeugdrucken u. s. w. — Auch das Stroh flechten, dessen Export auf 3^/s Mill. Thlr. angegeben wird, nimmt viele Hände in Anspruch; man verbindet dabei mit dem Roggenstroh Mauilla, Hanf, Roßhaar, Seide und Basthalm. Einer der Mittelpunkte des Geschäfts ist Wohlen im Aargan. — Wichtiger ist die Seidenmanufaktur, die in den letzteren Iahrzenten überaus bedeutend geworden. Im Laude selbst, d. h. in warmen Thäleru, prodncirt man Seide, doch höchstens für 2/5 Mill. Thlr., während der Werth der im Lande ver- arbeiteten Rohseide auf 15 Mill. Thlr. angegeben wird; es muß deshalb, wie die Baumwolle und wie das Metall zu deu Uhren, so auch größtentheils die rohe Seide vom Auslande her bezogen werden, und doch ist der Gewinn außerordentlich. Denn der Werth der Seidenfabrikate wird auf 56 Mill. Thlr. angegeben; 40000 Personen sind dabei beschäftigt. Zürich (für Stoffe) und Basel (für Bänder) sind vorzüglich da- bei betheiligt. — Die Holzschnitzerei in den Gebirgen, z. B. zu Brieuz im Ber- ner Oberland, gehört mit zur schweizerischen Industrie; und wie vieles wäre sonst noch aufzuzählen! Die Pianos und Dampfmaschinen Zürichs, die feinen Aarauer Reiß- zeuge u. f. w. Der Verkehr im Innern und nach außen hält natürlich mit der gewerb- lichen Thätigkeit gleichen Schritt; darum war er vor 30 Jahren nicht halb so umfang- reich als jetzt. Die kleine Schweiz, mehrentheils gebirgig, ohne schiffbare Ströme — denn der Rhein wird erst in Deutschland zu einer Handelsstraße — fern von der See, und umgeben von den Zollstätten mächtiger Nachbarländer, hat sich Absatzwege überall bis in ferne Weltgegenden zu verschaffen gewußt. Im Verhältnis ihrer Bevölkerung nimmt sie unter deu handeltreibenden Staaten einen hervorragenden Platz ein. Die jährliche Ausfuhr einheimischer Erzeugnisse hat einen Werth von Iii Mill. Thlr., die Waareneinsuhr zum Verbrauche von 122 Mill. Das Straßennetz, mit so großen Schwierigkeiten seine Erstellung auch zu kämpfen, ist nicht nur in der „ebenen Schweiz" sondern auch im Berglaude durchaus befriedigend. Die Telegraphenverwaltung ging anderen Staaten mit dem Beispiel eines niedrigen Tarifs voran. Auf allen bedeuten- den Seen ist ein lebhafter Dampfschiffahrtsverkehr. Die Hauptlinie des Bahnsystems verbindet, zwischen Boden- und Genfer See, die deutschen und südfranzösischen Bahnen und hat im No. und Sw. sogar Parallellinien; diese Läugenrichtuug wird von meh- reren Querlinien gekreuzt, die theils (in Basel, Waldshut, Schaffhausen) an die deutsch- rheinischen Bahnen anknüpfen, theils (durch die Flußthäler der Rhone, der Aar, der Reuß, des Rheins) zu den Hochalpenpässen des Simplon, Gotthard und Splügen an- streben. Von diesen Alpenbahnen hat zunächst die Linie über den Gotthard Ans- sicht auf Verwirklichung; in gerader Linie zwischen Hambnrg-Bremen und Genua, in der Mitte zwischen Brenner und Mont-Cenis gelegen, wird sie, vollendet, namentlich auch dem Handel Deutschlands zu großer Förderung gereichen (S. S. 167). Und welch riesigen Aufwand von Kunst und Geld muß der Bau so vieler Bahnen in einem Hochlande, wie die Schweiz, erfordern! Die Schweiz genießt einer vollständigen Gewerbe- und Handelsfreiheit. Schacht, Lehrb. d. Geographie 8. Aufl. 57
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