%
Lothar der Sachse. Kreuzzüge. 117
n.c.t.
4) Heinrich V. bedrängt wiederholt die Päbste, kämpft 1100.
gegen empörte Fürsten in Deutschland (Pfalzgraf Siegfried),
beendigt den Investitur-Streit mit dem Concordat zu 1122.
Worms (der Kaiser belehnt die Geistlichen wegen der Rega-
lien mit dem Sceptcr, der Pabst investirt mit Ring und Stab),
stirbt zu Utrecht, als der letzte der fränkischen Dynastie. 1125.
Lothar Ii. der Sachse, von 1125 — 1137.
* Au die Nachtheile des beginnenden unseligen
Streites zwischen den Hohenstaufen und Welfen schließen
sich die immer verderblicheren Züge nach Italien.
Lothar, von den versammelten Fürsten am Rheine
gewählt, kämpft gegen die geächteten Hohenstaufen, Kon-
rad von Franken und Friedrich von Schwaben (Ghibellinen
und Waiblinger), verbindet sich mit Herzog Heinrich dem
Stolzen (Welfen) von Baiern und überträgt ihm Sachsen
1127. Zwei Züge nach Italien; Normänner unter Roger tl.
von Sicilien. Albrecht der Bär, Graf von Ballenstädt,
erhält die Markgrafschaft Nordsachsen, — seine wendischen
Eroberungen (seit 1144 Markgraf von Brandenburg).
Die Pfalz grafen verlieren, bei der zunehmenden Macht der
Herzoge, an Einfluß; ihre Rechte gehen im Kleinen über an die Burg-
grafen; und statt der Grafen erhalten viele Bischöfe Kirchenvögte
über ihre kirchlichen Güter.
Die Leibeigenen fangen unter Heinrich Iv. an, Waffen zu
tragen und Kriegsdienste zu thntt: — Die Reichsversammlnngen sind
allmälig mehr in den Städten, als in den Reichspfalzen; daher Reichs-
städte. Handwerke und Handel besonders seit Heinrich V. allgemeiner;
aber Menge der Raubschlösser, vorzüglich unter Heinrich Iv.
Kreuzzüge: Jerusalem seit 657 unter den Arabern; der Druck
der dortigen Christen, und namentlich der Pilger, im achten Jahrhundert
unter dem Chalifat der Abbasiden besonders groß, steigt noch höher im
zehnten unter den ägyptischen Fatimiden und im eilften unter dem Chali-
fen Hakem, und als endlich die seldschukischen Türken unter dem
Sultan Malek-Schah sich der arabischen Länder bemächtigen, und der
Bruder des Sultans, Thutusch, seinem Feldherrn Orthok 1086
Jerusalem schenkte, begannen die furchtbarsten Greuel in der heiligen
Stadt. Allgemeine Klage der Pilger. Peter von Amiens 1094.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_V. Heinrich_V. Siegfried) Siegfried Lothar_Ii Lothar Friedrich_von_Schwaben Friedrich Waiblinger Heinrich Heinrich Albrecht Albrecht Graf_von_Ballenstädt Heinrich_Iv Heinrich Heinrich_V. Heinrich_V. Heinrich_Iv Heinrich Peter_von_Amiens
Hohenstaufen. Kreuzzüge. 119
n.c.g.
1) Konrad Iii. erklärt Heinrich den Stolzen in die 1137.
Acht, übergibt das Herzogthum Sachsen an Albrecht den
Bären und Baiern an Leopold von Oesterreich; Welf Vi.,
Heinrich's Bruder, bei Weinsberg geschlagen. Heinrich der
Löwe entsagt Baiern, behauptet Sachsen.
Zweiter Kreuzzug, nachdem Edessa von den Türken 1147.
erobert worden. König Ludwig Vii. von Frankreich, sowie
Konrad, von dem Abte Bernhard von Clairvaux beredet,
entschließen sich dazu. Beide Heere durch trauriges Mißge-
schick aufgerieben; Damask vergebens belagert. Die Könige
erfolglos zurück.
2) Friedrich I. Barbarossa, sucht mit großer Kraft1l52.
das kaiserliche Ansehen in Italien wieder herzustellen. Zn
Unteritalien König Roger von Sicilien, in Oberitalien unab-
hängige Staaten — Mailand, Pa via. Daher Friedrichs
sechs Züge nach Italien. Reichstage auf den Roncalischen
Feldern. Mailand, wiederholt sich auflehnend, belagert und 1162.
zerstört. Darauf lombardischer Städtebuud. Niederlage Fried-
richs bei Lignano 1176. Frieden zu Costnitz 1183.
Friedrich rächt sich an Heinrich dem Löwen, und vermählt
seinen Sohn Heinrich mit Constantia von Sicilien.
Dritter Kreuzzug, nachdem Jerusalem durch Saladinii87.
erobert worden*): König Philipp August von Frankreich,
und Heinrich Ii. von England und nach dessen Tod sein
Sohn Richard Löwen herz, sowie Friedrich I. über-
Im Morgenlande war indessen der tapfere Balduin Hi-, der
noch 1153 Askalvn bezwingt, 1162 gestorben; sein Bruder Amalrich
führt Kriege gegen Aegypren, und dessen Sohn Balduin Iv., ein
kranker Knabe, legt in seiner Schwäche den Grund zum Untergange des
in sich selbst zerrütteten Reichs, starb 1183. Sein Neffe Balduin V.
regiert als Kind unter dem Grafen Raimund von Tripolis, stirbt schon
1186, und nun wird das Ganze durch Parteien zerrissen. König Veit
kämpft gegen den von Türken unterstützten Raimund, wird von Sultan
Sa lad in bei Chittim unfern Tiberias geschlagen und gefangen 1187,
und Jerusalem muß sich ergebe» (Saladin's großmüthige Behandlung
desselben).
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Extrahierte Personennamen: Konrad_Iii Konrad Heinrich Heinrich Albrecht Albrecht Leopold_von_Oesterreich Leopold Welf_Vi Heinrich Heinrich Ludwig_Vii Ludwig Konrad Konrad Bernhard_von_Clairvaux Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Friedrichs Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Constantia_von_Sicilien Philipp_August_von_Frankreich Philipp August Heinrich_Ii Heinrich Richard_Löwen Friedrich_I. Balduin_Iv. Balduin_V. Raimund_von_Tripolis Raimund
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Baiern Weinsberg Baiern Sachsen Edessa Frankreich Italien Unteritalien Sicilien Oberitalien Mailand Italien Mailand England Morgenlande Chittim Jerusalem
— 99 —
unter Benutzung des alten Kanalnetzes mit absehbaren Kosten und Arbeitskräften wieder
in Kulturland verwandelt werden; eine weitere Ausdehnung müsse einer späteren Zeit vor-
behalten bleiben. In Obermesopotamien sei zwar eine künstliche Bewässerung nur in sehr
beschränktem Umfange möglich. Dafür sei aber der Regen etwas reichlicher und gestatte
auf großen Flächen den Getreidebau. Zahlreiche Trümmerhügel (Tells) großer Ortschaften
in jetzt öden Steppenlandschaften seien ein Beweis dafür, daß das Land in früheren Zeiten
dem Ackerbau gedient habe, und vereinzelt angebaute Landstriche zeigten, daß dies auch
jetzt noch möglich sei. Rohrbach weist ferner hin auf das häufige Vorkommen von Naphtha
in dem Landstrich ö. vom Tigris. Ohne Zweifel könnten hier große Erdöllager erschlossen
werden, und die Nähe des schiffbaren Stromes würde einen leichteren Versand des Oles
ermöglichen als von Baku und den amerikanischen Petroleumgebieten. Zudem würde der
Masud (S. 96) für die Bahnen einen billigen Heizstoff abgeben. Rohrbach erwartet Großes
von der Bagdadbahn mit ihren unausbleiblichen Zweiglinien, die das Land erschließen und
in den Weltverkehr hineinziehen werde. Mesopotamien gehe jedenfalls einer großen Zukunft
entgegen und werde insbesondere imstande sein, gewaltige Mengen von Getreide, Baum-
wolle und Erdöl auf den Weltmarkt zu liesern.
Die Bewohner, im ganzen nur 2 Mill., sind überwiegend Araber,
zum kleineren Teile Kurden, Armenier, Perser, Juden, Türken usw. Die meisten
sind seßhaft und treiben Ackerbau oder leben in den Städten als Kaufleute und
Handwerker. Die übrigen ziehen noch, wie zu Abrahams Zeiten, in Zelten
wohnend in den Steppen umher und weiden ihre Herden von Kamelen, Pferden,
Rindern und Schafen.
Wirtschaftlich spielt Mesopotamien heute natürlich eine untergeordnete Rolle.
Doch ist der Handel, seit die Engländer auf dem Tigris einen regelmäßigen
Dampferverkehr eingerichtet haben, rasch gestiegen. 1904 wurden für 31 Mill. Mk.
Landeserzeugnisse ausgeführt, darunter besonders Gerste (7,6 Mill. Mk.), Datteln
(5,9), Wolle (5,1), Galläpfel (1,2), Süßholz, Häute und Teppiche.
Geschichtliches. Babylonien gehört zu den ältesten Kulturländern der Erde.
Wie zahlreiche Ausgrabungen aus neuster Zeit dartun, reicht seine Geschichte bis weit
über das 4. Jahrtausend v. Chr. zurück. 538 v. Chr. kamen die alten Reiche Assyrien
und Babylonien unter die Herrschaft der Perser, dann wurden sie unter Alexander dem
Großen ein Teil des Mazedonischen Reiches (331 v. Chr.). Später wurden die
Römer Herren des Landes, dann nach Mohammeds Tode die Araber. Unter diesen
erlebte das Land seine letzte Blüte. Bagdad, der glänzende Herrschersitz der Kalifen, war
zur Zeit Harun al Raschids, eines Zeitgenossen Karls des Großen, die größte Stadt der
Erde. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts wurde Mesopotamien von den Mongolen
verheert, die auch die Kanäle mit Absicht zerstörten. Unter der türkischen Herrschaft
endlich geriet es vollends in Verfall.
Siedlungen. Mesopotamien ist heute arm an größeren Siedlungen. Die großen,
prächtigen Städte des Altertums, Ninive, Babylon, Ktesiphon, Seleuzia u. a.,
sind ganz vom Boden verschwunden, und nur noch Schutthügel kennzeichnen die Stellen,
wo sie einst gestanden haben. In Obermesopotamien ist jetzt Mosul (80000 E.) am
Tigris die Hauptstadt. Von ihr haben die leichten Musselinstoffe, die früher hier angefertigt
wurden, ihren Namen. In 4 km Entfernung liegt die Trümmerstätte des alten Ninive.
Im N.-W. des Landes, nahe der armenischen Grenze, Diarbekr (80000 E.) am Tigris
7*
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Extrahierte Personennamen: Rohrbach Rohrbach Abrahams Alexander Alexander Mohammeds Harun_al_Raschids Karls Karls
— 11 —
Der Bergbau ist in Marokko fast unbekannt, obwohl an vielen Stellen reiche Lager
an Erzen, besonders Kupfer, nachgewiesen sind. Eist in letzter Zeit haben europäische
Gesellschaften die Erlaubnis erhalten, Bergwerke anzulegen. Das Gewerbe steht noch
auf niedriger Stufen Es erzeugt Seiden- und Wollengewebe, Teppiche, Metall-
und Töpferarbeiten und feines Leder aus Ziegenfellen (Maroquin und Saffian nach
den Stadien Marokko und Saffi). Die früher in Fes bedeutende Herstellung der nach
dieser Stadt benannten roten Mützen ist fast ganz eingegangen.
Der Binnenhandel leidet unter dem Mangel aller neuzeitlichen Verkehrsmittel
Es gibt weder Telegraphen, Eisenbahnen, noch Kunststraßen. Die Wege sind nichts weiter
als von Tieren und Menschen ausgetretene Pfade. Brücken sind selten. Man muß die
Flüsse durchwaten, und wo das nicht möglich ist, benutzt man Fähren, die von aufgeblasenen
Hammelbälgen über Wasser gehalten werden. Die Beförderung der Waren geschieht aus-
schließlich durch Kamel- und Maultierkarawanen. Der Außenhandel ist gering, aber
infolge des Einflusses, den Europäer in letzter Zeit im Lande gewonnen haben, in den
letzten Jahren rasch gewachsen. Der Gesamtwert der Aus- und Einfuhr betrug 1911
142 Mill. Mk. (A. 67, E. 75). Ausgeführt werden insbesondere Gerste, Felle, Häute,
Wolle, Datteln, Hülsenfrüchte und Eier. Deutschland war in dem genannten Jahre mit
13,9 Mill. Mk. an der Ausfuhr, mit 6,2 an der Einfuhr beteiligt.
Der Staat. Marokko war bis 1912, wo es in französischen Besitz kam,
ein selbständiges Reich, der letzte Rest der sich einst über ganz Nordasrika er-
streckenden Araberherrschaft. Sein Bestehen verdankte es nicht eigner Kraft,
sondern wie die Türkei der Eifersucht der europäischen Großmächte, von denen
keine der andern den fetten Bissen gönnte. Schon 1910 wollte sich Frankreich
Marokko aneignen, mußte aber dann auf Beschluß der Konferenz von Alge-
sir a s seine Hand wieder zurückziehen. 1911 ließ es unter dem Vorwand, seine Unter-
tanen schützen zu wollen, abermals Truppen einrücken. Deutschland erhob
Einspruch, indem es den Kreuzer „Panther" nach Agadir schickte, ließ sich aber
dann im sog. Marokkovertrag vom 4. Nov. 1911 mit der Abtretung eines
Streifens von Französisch-Kongo abfinden (s. Kamerun), und da keine andere
Macht widersprach, konnte Frankreich das Scherisenreich in der Form der „Schutz-
Herrschast" seinen übrigen Besitzungen in Nordafrika angliedern.
Über die Zustände, wie sie bisher in Marokko bestanden, sei noch folgendes mitgeteilt.
Der Sultan oder Kaiser besaß unumschränkte Macht, war zugleich geistliches Oberhaupt
(Scherif) und galt als Nachfolger des Propheten. Zum Zwecke der Verwaltung war das
Land in Bezirke eingeteilt, an deren Spitze je ein Kaid stand, der auch die richterliche
Gewalt ausübte. Doch erstreckte sich die Macht des Sultans in Wirklichkeit noch nicht
über die Hälfte des Landes. Große Gebiete, vor allem die Gebirgsgegenden, waren tatsächlich
unabhängig und erkannten den Herrscher höchstens als religiöses Oberhaupt an. Welche
grauenvolle Willkürherrschaft im Lande bestand, davon entwirft Th. Fischer folgende Schilderung:
„Der Dorffchech schindet seine Bauern, um sich zu bereichern; hat er sich vollgesogen,
so fällt er dem Kaid zum Opfer, der seinerseits über kurz oder laug, wenn ein andrer
für seine Stelle mehr bietet oder die freiwilligen Geschenke, die er dem Sultan und seiner
Umgebung alljährlich bringen muß, nicht groß genug erscheinen, unter irgend einem
Vorwande an den Hof befohlen, seiner Schätze beraubt wird und im Kerker verschwindet.
Tie Sultane ihrerseits endigen meist durch Gift. Nur derjenige, der gar nichts hat, ist
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Extrahierte Personennamen: Frankreich
Marokko
Extrahierte Ortsnamen: Marokko Marokko Deutschland Marokko Nordasrika Alge- Deutschland Agadir Kamerun Frankreich Nordafrika Marokko
— 115 —
Wirtschaftlich spielt Arabien auf dem Weltmarkt keine Rolle. Das wich-
tigste Ausfuhrerzeugnis ist Kaffee, der aber heute kaum mehr ^ioo der Welt-
ernte ausmacht. Andere Ausfuhrgegenstände sind Datteln, Gummi, Weihrauch,
Balsam und Straußfedern.
Weihrauch ist das Harz des unsrer Eberesche ähnlichen Weihrauchbaumes. Er wird
gewonnen, indem man Einschnitte in den Stamm und die Zweige macht. Das heraus-
fließende Harz erhärtet rasch, ist blaßgelb, von würzigem Geschmack und angenehmem Ge-
ruch. Schon seit alter Zeit haben Phönizier, Ägypter und Juden, später auch Griechen und
Römer den Weihrauch als Räuchermittel, namentlich in Tempeln, benutzt, indem sie kleine
Stückchen auf glühenden Kohlen verdampfen ließen. Seit Konstantin dem Großen wurde
die Sitte des Weihräucherns auch in den christlichen Gottesdienst eingeführt und hat sich
Abb. 22. Die Kaaba in Mekka.
in der griechisch- und der römisch-katholischen Kirche bis heute erhalten. Auch der Balsam,
zum Unterschiede von andern Arten, Mekkabalsam genannt, ist ein Harz, das vom Balsam-
strauch gewonnen wird. Es dient ebenfalls zum Räuchern und wurde früher auch als
Heilmittel verwendet.
staatliche Verhältnisse; Siedlungen» Arabien ist politisch geteilt und enthält
neben türkischen und englischen Besitzungen mehrere selbständige Staaten.
a) Türkisch-Arabien (440000 qkm, 1050000 E.) umfaßt den w. Küstenstrich
mit den Landschaften Hedfchas, Afir und Jemen und die unfruchtbare Landschaft El
Hasa am Persischen Busen. In Hedschas liegen die beiden heiligen Städte der Moham-
medaner: Mekka und Medina. Mekka (70000 E.), Mohammeds Geburtsort, liegt 100 km
von der Küste in einem engen und sandigen Felsentale, in öder Umgebung. Die Bewohner
8*
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— 68 —
Ausdehnung der Großgutswirtschaft (latifundia) und Sklavenarbeit (Sklaveneinfuhr aus dem Orient, meist über Delos, seit den syrischen Kriegen ein Hauptzweig des römischen Handels). Hiermit in Verbindung stand die drohende Zunahme des großstädtischen Proletariats. Diesen Gefahren brachte der Senat in seiner Mehrheit entweder kein Verständnis oder keinen guten Willen entgegen, obgleich der große Sklavenaufstand in Sieilien (135 -132) dieselben in erschreckender Weise offenbarte.
1. Ti. Sempronius Gracchus 133.
1. Da unternahm es Ti. Sempronius Gracchus, der Sohn des Besiegers der Keltiberer und der edlen hochgebildeten Cornelia, der Tochter des älteren Scipio Asricanns, und der Schwager des jüngeren Scipio Ämilianns, welcher die Verödung Italiens auf seiner Reise zum nnmantinischen Heere besonders in Etrurien gesehen hatte, der wirtschaftlichen Not der Bauernschaft abzuhelfen. Als Volkstribun brachte er
133 i. I. 133 unter Zustimmung der hervorragendsten Männer seiner Zeit unmittelbar beim Volke einen Gesetzesvorschlag ein, welcher das Licinische Ackergesetz mit folgenden Änderungen erneuerte:
1. Außer 500 jugera für sich darf jeder Vater von 2 Söhnen für diese noch je 250 jugera vom Gemeindeland im Besitz haben.
2. Für das herauszugebende Land wird eine Entschädigung aus dem Staatsschatz gezahlt.
3. Der frei werdende Acker wird in Losen zu 30 jugera (durchschnitt!. Maß eines Bauerngutes) zu unveräußerlicher Erbpacht verteilt.
4. Eine alljährlich vom Volke neu zu wählende und nachträglich noch mit richterlicher Gewalt (über die bei der Trennung von Gemeinde- und Privatbesitz sich ergebenden Streitfälle) ausgestattete Kommission von 3 Mitgliedern leitet die Aufteilung (tresviri agris iudicandis adsig-nandis oder agris dandis iudicandis).
2. Obwohl diese lex Sempronia auch die Interessen der großen Grundbesitzer vorsichtig berücksichtigte, so stieß Tl Gracchus doch auf den unerwarteten Widerstand der selbstsüchtigen Optimaten. Die Bürger strömten aus den Kolonien und Municipien nach Rom zur Abstimmung, aber jene gewannen den Tribunen M. Octavius zu wiederholter Jnter-cession, und während die Erbitterung der Parteien durch die Verhandlungen in den Volksversammlungen sich steigerte, ließ sich der Antragsteller zu gesetzwidrigen Maßregeln (Suspendierung aller Magistrate bis zur Annahme des Gesetzes) und am Ende sogar zur Absetzung seines Gegners hinreißen. Das Gesetz ging im 3. Abstimmungstermine durch und zwar mit Streichung der ursprünglich in Aussicht gestellten Entschädigung, und Ti. Gracchus selbst wurde nebst seinem zwanzigjährigen,
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— 29 —
Widerstand des vielfach auch wirtschaftlich von ihnen ausgebeuteten Volkes erhob. Die Forderungen der politisch nicht berechtigten Stände gingen seitens der Reichen aus eine ihrem Vermögen entsprechende Vertretung bei der Regierung, seitens der Armen aus Schutz gegen die Übergriffe des herrschenden Standes, zuweilen auch aus den Erlaß von Schuld- und Zinsgesetzen. Wo der Adel die Forderungen des Volkes erfüllte, kam es, wie fast überall in den Städten Kleinasiens, zur Bildung einer Timokratie, in welcher an Stelle der Geburt der Census des Grundvermögens den Eintritt in deu regierenden Stand ermöglichte, oder zur Aufzeichnung des Gewohnheitsrechtes.
3. Wo die Vornehmen die Forderungen des unzufriedenen Volkes ablehnten, blieben Gewaltthätigkeiten nicht aus. Dasselbe scharte sich zu offenem Kampfe gegen die Oligarchen um einen begabten und ehrgeizigen Mann, entweder einen
nicht vollberechtigten Reichen oder einen Mann des Volkes selbst, zumeist aber einen Adeligen, der ans irgend einem Grunde mit seinen Standesgenossen zerfallen war. Mit einer vom
Volke angeblich zu seinem Schutze ihm beigegebenen Leibwache bemächtigte er sich dann der Akropolis und damit der Herrschaft über die Stadt. So erhob sich seit der Mitte des 7. Jahrh, in einem großen Teile der hellenischen Welt unter
wilden Parteikämpsen ein neues demokratisches Königtum, die Tyrannis. Die eigene Sicherheit und der Vorteil ihres Hauses verlangten es, daß die Tyrannen den Wohlstand namentlich des Mittelstandes und der ärmeren Volksklassen zu sördern
wie durch Begünstigung von Kunst und Wissenschaft den Glanz ihrer Herrschaft zu erhöhen und dadurch zugleich die Bürger von der Politik abzulenken strebten.
4. Die hervorragendsten Tyrannenherrschaften entstanden im nördlichen Peloponnes am Isthmus (hier in altionischer Gegend zugleich im Gegensatz zur Herrschaft des dorischen Stammes) und in den Seestädten des ägäifchen Meeres, wo der lebhafte Verkehr frühzeitig ein selbstbewußtes Bürgertum erzeugte.
In Sikyon begründete Orthagoras die Herrschaft seines altionischen Geschlechts (665—565). Der letzte und bedeutendste der Ortha-goriden, Klisthenes, beendete den 1. heiligen Krieg (595 — 586), welcher zum Schutze des delphischen Orakels gegen Krisa geführt wurde.
In Korinth, welches schon damals infolge seiner unvergleichlichen Lage die erste griechische Handelsstadt war, vertrieb Kypselus 655 die gewalttätigen Bakchiaden und vererbte die Herrschaft auf seinen Sohn Periander, einen der 7 Weisen (Weihgeschenke in Delphi und
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— 74 —
zur Förderung des Handels: strenge Hafen- und Marktpolizei, rasche Erledigung der Prozesse durch die Handelsgerichte, strenge Schuldgesetze, Konsuln an auswärtigen Plätzen, Sorge für gutes Geld durch Einführung des Doppelstempels (Athenekopf und Eule), wie für richtiges Maß und Gewicht.
2. Der durch den blühenden Handel erzeugte allgemeine Wohlstand führte zur Vermehrung und Verfeinerung der Lebensbedürfnisse und diese wiederum bei völliger Gewerbefreiheit zur Steigerung des Gewerbefleißes und kaufmännischen Unternehmungsgeistes. Obgleich die G ewerbe größtenteils von Metöken betrieben wurden, da die eigentliche Handarbeit den Bürger herabsetzte, so gaben sie doch auch den letzteren im Wetteifer mit jenen mannigfache Gelegenheit, ihre Kapitalien im Fabrikationsgeschäft gewinnbringend zu verwerten. So wurde Athen, wo nun überdies die Rückwirkung der aufblühenden Künste auf die Entwickelung der Gewerbe sich geltend machte, die Bildungsschule und der Hauptmarkt für die Industrie.
3. Auf der Grundlage materiellen Wohlstandes und unter der Einwirkung der glänzenden politischen Erfolge gedieh auch die geistige Sblüte Athens, welches Perikles im Zusammenhang mit seiner großen staats-männischen Aufgabe nun auch zur Metropole hellenischer Kunst und Wissenschaft zu erheben trachtete. Zunächst fand die politische Größe der Stadt in Kunstsch öpsungen von unerreichter Schönheit einen monumentalen Ausdruck. Schon Eimon hatte in der Unterstadt den von ihm auch mit Platanen bepflanzten Stadtmarkt nach ionischem Muster mit Säulenhallen umgeben und mit Hennenreihen geziert. Die Stoa poikile war von seinem Freunbe, dem von ihm in Athen eingebürgerten Thasier Polygnotus, dem ersten großen Maler der Griechen, mit historischen Gemälden geschmückt worden. Von (Simon stammt auch das The-seum (S. 66), ein ebenfalls von Polygnotus ausgemalter dorischer Tempelbau. Für die feit 479 planlos und unregelmäßig aus dem Schutt erstcm-bene Unterstadt blieb jedoch neben der Wiederherstellung und plastischen Ausstattung der Heiligtümer und der Agora (Erneuerung der Standbilder des Harmodius und Aristogiton) oder der Anlage gärtnerischen Schmuckes in der Umgebung für die Folgezeit nicht viel mehr übrig als die Förderung nützlicher Einrichtungen (Wasserversorgung). Der einzig hervorragende Neubau der perikleischen Epoche war hier das Ode um am südöstlichen Abhange des Burgberges, ein zu musikalischen Ausführungen bestimmtes, kreisrundes Gebäude mit einem zeltförmigen Kuppeldach aus Holz.
4. Die von den Persern gänzlich eingeäscherte Akropolis unterzog Perikles, unterstützt durch seinen „ebenbürtigen", alle Kunstzweige mit gleicher Überlegenheit beherrschenden Freund Phidias, einer großartigen, einheitlichen Neugestaltung. Der Parthenon in dem neuen attischen (dorische und ionische Bauweise vermittelnden) Stile auf bcnt höchsten Ranbe der südlichen Burgfläche, 438 von Jktinus (u. Kallikrates) vollendet, mit reichen Reliefs in den Giebelfeldern, auf den Metopen und ant Fries der
der an Zahl und Bebeutung stetig wachsenben Metöken, sowie der vermehrten Rechtshänbel (Gerichtsgebühren und Gelbbußen), den Silberreichtum des Saurion, besonders aber durch den in den Tributzahlungen erfolgenden Rückfluß baren Geldes, über welches die Athener nach Gutdünken verfügten (jährliche Staatseinkünfte ca. 1000 Talente = 471,000 M., 400 aus rein attischen Mitteln, 600 ans Bundesbeiträgen).
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Extrahierte Personennamen: Thasier_Polygnotus Simon
§ I. Die Anfänge Roms.
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als Heergemeinde in militärischen Dingen befragt, trat sie bald als Versammlung des Volkes (populus) auch in politischen Fragen in den Vordergrund. Da nach Centurien abgestimmt wurde, so hatte die erste Klasse mit 98 Stimmen das Übergewicht über die übrigen Klassen, die zusammen nur 96 Stimmen hatten.
Viii. Ausbau der Stadt. Mit der Gebietserweiterung vollzog sich ein Aufschwung in den Einrichtungen der Stadt. Die Niederung zwischen dem kapitolinischen und palatinischen Hügel wurde entwässert und die noch heute erhaltene cloaca maxima, ein mächtiger gewölbter Kanal, angelegt.
Zwischen Palatin und Aventin wurdeder „circus maxi-mus“ und auf dem Kapitolin der Jupitertempel erbaut, Werke, die man den beiden Tarquiniern zuschrieb. Auch eine starke Mauer, von der heute noch Reste vorhanden sind, wurde um die Siebenhügelstadt gezogen, angeblich ein Bau des Servius Tullius.
Ix. Gesittung. Der Hausvater in seinem Hause Herr über Leben und Tod Heiligkeit der Ehe (Eheschliessung unter religiösen Formen — die confarreatio). Ehrwürdigkeit der Mutter (matrona. Vgl. die Schätzung der Frau bei den Griechen). Ehrbares und arbeitsames Leben in ländlichen Beschäftigungen auf freien Bauernhöfen.
Griechischer Einfluss in der Einführung der Kulturpflanzen (s. o. Ii.) und der Gestaltung der Gottesvorstellungen, etruskischer im Gewölbebau und den Religionsgebräuchen erkennbar; das Geschlecht der Tarquinier von Etrurien hergeleitet.
Früh reger Handelsverkehr. Vertrag mit Karthago.
X. Religion, a) Götter des Himmels. Gemeinsames arisches Stammgut die Verehrung des Vater Jovis (Dies-piter — Jupiter) als Gottes des Himmels (pluvius, tonans, ful-
cloaca maxima.
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