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die Bergformen wie die Täler beider charakteristische Unterschiede. Wenige Ausnahmen
abgerechnet, sind die Berge des Schiefergebirges abgerundete Höhen, und die Taleinschnitte
haben bei aller Steilheit, die vielen, insbesondere auch dem Rheintale, eigen ist, doch
selten schroffe Gehänge. Was dem Elbsandsteingebirge sein eigenartiges Gepräge verleiht,
die engen Schluchten, die senkrechten oder fast senkrechten Abstürze und das wilde Felsen-
gewirr, findet sich dort nur als ganz vereinzelte Erscheinung. Ihre Ursache haben diese
Unterschiede in der Ungleichheit des Gesteins beider Gebirge. Der Sandstein der
Sächsischen Schweiz ist von vielen senkrecht verlaufenden Rissen und Sprüngen durchsetzt,
die ihn in zahllose Blöcke zerlegen und ihm den Namen Quadersandstein eingetragen
haben. Diese Sprünge werden von den atmosphärischen Einflüssen erweitert, wodurch
sich Felswände in Säulengruppen, Felsvorsprünge in isolierte Türme und Zinnen ver-
wandeln. In den Spalten verschwindet weiter sofort das Regenwasser, das sich darum
nicht wie auf undurchlässigem Boden ansammeln und oberflächlich abfließen kann. Das
Abspülen und Abwaschen der Gehänge, das sonst in der Oberflächengestaltung eine große
Rolle spielt, tritt also im Gebiete des Quadersandsteins zurück, und daher behalten die
Felswände ihre schroffen und steilen Formen.
Selbstverständlich arbeiten die Naturkräfte auch heute noch unausgesetzt an der
Zerstörung des Gebirges. „Der auf die Felsen fallende Regen lockert den Zusammenhang
der Sandkörnchen, und es bilden sich Auswaschungen, die sich immer mehr vergrößern.
Eingedrungenes Wasser dehnt sich durch Gefrieren im Winter aus und sprengt gewisser-
maßen die Felsen. Auch das Pflanzenleben hilft mit an der Zerstörungsarbeit: Baum-
wurzeln dringen in die Spalten und Klüfte, an geeigneten Stellen wachsen Moose, und
die durch sie angezogene Feuchtigkeit lockert den Znsammenhang des Gesteins, es bilden
sich Risse, Löcher, Höhlen. Fortwährend lösen sich Sand, auch größere Stücke Gesteins,
ja ganze Felsblöcke ab, stürzen in die Tiefe und vergrößern die Schutthalden, die sich am
Fuße der Tafelberge und Felswände im Laufe der Zeit augehäuft haben. Auch ganze
Wände stürzen zusammen, wie die an vielen Orten in wildem Chaos umherliegenden
Blöcke beweisen. Immerhin geht die Zerstörung der Felsen so außerordentlich langsam
vor sich, daß man schon hieraus entnehmen kann, welche ungeheuren Zeiträume die
Gestaltung der heutigen Oberfläche in Anspruch genommen hat." (Trinius.)
Früher und jetzt. Noch im Il. Jahrhundert war das Elbsandsteingebirge
eine fast unzugängliche Wildnis, die in Kriegszeiten den Anwohnern erwünschte
Zufluchtsstätten und Verstecke bot. Nur mit großen Mühen und Gefahren konnte
es durchwandert werden. Auch das Elbtal war ganz unzugänglich. Aller Ver-
kehr zwischen Dresden und Böhmen ging von Pirna aus über das Ostende
des Erzgebirges, den Nollendorfer Paß. Daher schlugen bei Beginn des
Siebenjährigen Krieges die Sachsen hier bei Pirna ein befestigtes Lager auf,
weil sie auf diesem Wege Zuzug von Böhmen erwarteten, und 1813 fanden
um den Paß selbst heftige Kämpfe statt, als Napoleon den bei Dresden ge-
schlagenen Verbündeten den Rückzug nach Böhmen abschneiden wollte. (Kulm
und Nollendorf.) Jetzt ist das Elbtal dnrch Felssprengungen wegsam gemacht.
Neben einer Landstraße führt aus dem linken Flußufer eiue Eisenbahn von
Sachsen nach Böhmen, eine der Hauptverkehrslinien Mitteleuropas (Berlin-Wien),
der Strom ist eiue vielbesahreue Schisfahrtsstraße geworden, und seit man die
Schönheiten des Gebirges, die man früher gänzlich unbeachtet gelassen, entdeckt
hat, ist auch in den übrigen Teilen der Landschaft nach und nach jedes Ver-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Erwerbsquellen. Böhmen ist ein von der Natur reich ausgestattetes und
wirtschaftlich hoch entwickeltes Land, „der schönste Diamant in Österreichs Krone."
Durch die hohen Randgebirge vor rauhen Winden geschützt, erfreut es sich eines
gemäßigten Klimas. Am wärmsten sind die tiesgelegenen Ebenen an der Elbe
und untern Eger (Prag: Jahresmittel 8,8 ", Januar — 1,2 °, Juli 19,3 °).
Die Niederschläge sind im Innern, ebenfalls infolge der Gebirgsumrahmung,
allerdings gering (40—60 cm), aber da sie sich ziemlich gleichmäßig über das
Jahr verteilen, im Sommer sogar am stärksten sind, hat die Landwirtschaft kaum
darunter zu leiden.
Zum milden Klima kommt ein in den meisten Teilen des Landes frucht-
barer Boden. Beide machen Böhmen zu einem Hauptgebiet der Landwirtschaft
in Österreich. Die Randgebirge und die Höhen im Innern sind mit wohl-
gepflegtem Wald bestanden, der 29 °/0 der Bodenfläche bedeckt. Große Mengen
von Holz werden namentlich auf der Elbe nach Deutschland hinabgeflößt. Unland
ist nur in geringem Umfange vorhanden (4,2 °/0). Am günstigsten liegen die Ver-
hältnisse für den Ackerbau in Nordböhmen, wo außer Getreide, besonders
Weizen, viel Obst gezogen wird. Bei Melnik im Elbetal wird selbst Wein
gebaut. Das untere Egertal liefert große Mengen vorzüglichen Hopfens,
besonders bei Saaz, im Elbegebiet ist der Zuckerrüben-, am Fuße der Sudeten
der Flachsbau weit verbreitet. Trotz seiner dichten Bevölkerung kann Böhmen
große Mengen landwirtschaftlicher Erzeugnisse ausführen (Getreide, Obst,
Hopfen, Holz).
Reich ist Böhmen auch an Bodenschätzen. Am Fuße des Erzgebirges von
Eger bis Aussig befinden sich große Lager von Braunkohlen, zwischen Pilsen
und Prag solche von Steinkohlen. Das Vorkommen beider ist um so wich-
tiger, als diese Brennstoffe in den übrigen Teilen des Donaustaates nur spärlich
vorhanden sind. Außerdem enthalten Böhmens Berge Silber, Eisen, Blei,
Zinn, Schwefel, Graphit und Edel- und Halbedelsteine (Granate, Achate,
Topase, Amethyste). Nur Salz fehlt dem Lande (S. 39).
Die Bodenschätze im Verein mit den landwirtschaftlichen Erzeugnissen und
den reichlich vorhandenen Wasserkräften bilden die Grundlage einer hochent-
wickelten, vielseitigen Industrie, welche die aller andern Länder Österreichs über-
trifft. In den mittleren Teilen des Landes, den Gebieten des Eisens und der
Kohle, blüht das Eisengewerbe. Der Böhmerwald liefert Holzwaren und
ist der Sitz einer hochberühmten Glasindustrie (I, S. 152). In den Tälern
der Sudeten ist, wie aus der schlesischen Seite (Ii, S. 135), die Weberei ein
altes Hausgewerbe, das jetzt mehr und mehr neuzeitlichen Großbetrieben Platz
gemacht hat. Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse bilden die Grundlage der in
großem Umfange betriebenen Rübenzuckerfabrikation, der Spiritus- und
Branntweinbrennerei und der Bierbrauerei, die in Pilsen ihren Hauptsitz
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Extrahierte Ortsnamen: Österreichs_Krone Eger Prag Deutschland Nordböhmen Egertal Eger Aussig Pilsen Prag Donaustaates Böhmerwald Pilsen