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1. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 131

1878 - Mainz : Kunze
— 131 — vom Untergänge des weströmischen Reichs bis zur Reformation, verliert allmählich den früheren Mittelpnnkt ans dem Ange, insofern der Schau-platz bedeutender Ereignisse der Peripherie näher rückt, während jedoch der Seehandel meist noch im alten Geleise bleibt, nur daß seine Aus-gangs- und Endpunkte andere geworden sind. So dürfen wir vom commereiellen Standpunkte aus das Mittelalter nicht als einen ganz neuen Zeitabschnitt sondern nur als eine Übergangsperiode betrachten; dasselbe ist der Fall in Bezug auf Cultur und Politik; denn hinsichtlich der ersteren weist es nicht nur keinen Fortschritt sondern eher einen Rückschritt auf, und was letztere betrifft, so werden noch immer die Geschicke der bekannten Welt von Rom aus geleitet oder wenigstens beeinflußt, ja die hervorragendste Macht, das deutsche Königtum, glaubt des Zaubers der alten römischen Kaiserkrone nicht entbehren zu können. Erst von da an, wo das Terrain der Geschichte sich ändert, wo eine neue Cultur anhebt und die Hauptstadt der alten Welt ihr ltcbergciuicht völlig einbüßt, find wir berechtigt eine neue Epoche zu beginnen. Alles dies geschieht nicht mit einem Schlage, ist auch nicht das Werk einer einzigen bevorzugten Nation, sondern hat sich nach und nach unter Mithilfe fast des gefantntten Europas entwickelt. In einer anfangs unscheinbaren Erfindung, der des Compasses, die man einem Italiener verdankt, liegt der Grund, daß das Gebiet des Handels sich über das gewaltige Weltmeer ausdehnte, daß die Auffindung des Seewegs nach Ostindien den Portugiesen ermöglicht wurde (1498), und daß Colon Spanien mit einer neuen Welt, mit Amerika, beschenkte (1493). Die Erfindung des Schießpulvers aber durch den Mönch Berthold Schwarz um 1340 schuf, indem sie durch die Umgestaltung des Kriegswesens den immerwährenden Fehden besser als der Landfrieden ein Ende bereitete, einen Zustand größerer Sicherheit, der nicht blos der materiellen Wohlfahrt durch Beschützung des Handels und der Industrie sondern ebensowohl der geistigen Arbeit zu gute kam. Diese selbst nahm durch die Buchdruckerkunst, mit welcher der Mainzer Guttenberg die Welt beglückte (1436), einen gewaltigen Aufschwung; denn dieselbe machte nicht allein die heiligen Urkunden zum allgemeinen Eigentum sondern auch die antike Bildung zum festen Besitz sich immer mehr vergrößernder Volksschichten. Selbst das Gewitter, welches längst durch die großartig aufstrebende Türkenmacht dem letzten Reste des griechischen Kaiserreichs gedroht hatte und sich endlich mit der Eroberung Konst ant inop eis 1453 entlud, erwies sich als segensreich für die Verbreitung der alten Literatur und Wissenschaft, da es die Vertreter derselben vom Bosporus verscheuchte und sie im Abendland edle Saaten ausstreuen ließ, welche fröhlich ausgiengen und reisten. Die begeisterten Jünger der Alten setzten der mittelalterlichen Scholastik den Humani s-m u s entgegen, zunächst in Italien dann aber auch in Frankreich und Deutsch- 9 *

2. Erzählungen aus der Geschichte der neueren Zeit - S. 41

1887 - Dresden : Höckner
— 41 — übrig. Aber auch rach dem Friedensschlüsse hörten die Leiden der bäuerlichen und kleinstädtischen Bevölkerung nicht auf. Oft mußte der Landmann ohne Zugvieh selbst den Acker bestellen, um nur notdürftig den Hunger stillen zu können. Dazu kamen pestartige Krankheiten, die durch die mangelhafte Beerdigung der Leichen verschlimmert wurden, Unsicherheit auf den Straßen und namentlich in den Wäldern, in denen vom Kriege her allerhand räuberisches Gesindel zurückgeblieben war. Auch der Aberglaube hatte durch die Not des Krieges und das Soldatenleben überhand genommen. Man suchte verborgene Schätze mit der „Wünschelrute", goß „Freikugeln" und kannte allerhand Mittel, um sich „kugelfest" zu machen. Krankheiten der Menschen und des Viehes und anderes Ungemach gab man den Zauberkünsten der „Hexen" schuld, die man in Stadt und Land bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts mit Gefängnis, Folter und Scheiterhaufen verfolgte. — Etwas besser als die Dörfer und kleinen Städte hatten die größeren Städte, welche durch Wall, Mauer und zahlreiche Verteidiger geschützt gewesen waren, die Leiden des Krieges überdauert. Aber auch diese waren durch Hunger und Pest teilweise verödet, durch Kriegskontributionen verarmt. Berlin z. B. hatte nach dem Kriege noch 6000 Einwohner gegen 20,000 zu Anfang desselben. Die Neubauten der Bürgerhäuser, öffentlichen Gebäude und Kirchen, ehedem glänzend und kunstvoll, wurden ärmlich und schmucklos. Nur das Notdürftigste wurde daran gewendet. Die frohen und ehrbaren Volksfeste der Reformationszeit waren verschwunden. Und als dann in den Städten der Wohlstand anfing sich langsam wieder zu heben, da wurde zunächst nicht das deutsche Wesen erneuert, sondern französische Sitte überwucherte selbst im Bürgerstande die alte deutsche Zucht. Sn der Kleidung wurden alle Lächerlichkeiten der ewig

3. Geschichte des Mittelalters - S. 88

1878 - Mainz : Kunze
88 Zweite Periode des Mittelalters. Darum suchte er die Kirche davon frei zu machen und ein Uebergewicht derselben (Hierarchie) über die weltlichen Obrigkeiten zu begründen. des Cardinal 1059 ^te er auf der Kirchenversammlung zu Rom den Be- collegiums Wufs durch/ daß die Päpste, welche bisher von der römischen Geist-1059. lichkeit, vom Adel und vom Volke gewählt worden waren, von den 7 Cardinalbischösen und den 28 Cardinalpriestern ernannt, dem Kaiser aber das Bestätigungsrecht jedes Mal erst vom Papste ertheilt werden solle*). Der tapfere Normannenherzog Robert Guiscard, welchen der Papst kurz vorher zum Herzog von Apulien und Calabrien gemacht hatte, gelobte, dies Collegium der Cardinäle zu schützen. sitvoi, bet 1073 bestieg Hildebrand unter dem Namen Gregor Vii. den rö-Macht"de^ mischen Stuhl. Seine Ansichten über die Stellung, welche der Papst Sefer? 'nüber dem Kaiser und der weltlichen Macht einzunehmen habe, L£ -Vialeis' drückte er in folgenden Sätzen aus: „Der Papst ist der Stellvertreter Christi auf Erden; als solchem kommt ihm auch die höchste Gewalt auf Erden zu. Ihm sind die Könige zum Gehorsam verpflichtet, mithin alle geistlichen und weltlichen Verhältnisse untergeordnet. Denn wie die Welt durch zwei Lichter erleuchtet wird — durch die Sonne, das größere, und den Mond, das kleinere: so wird auch die Welt nur durch zwei Gewalten gelenkt, die größere apostolische und die kleinere königliche. Und wie der Mond nur sein Licht von der Sonne erhält, so empfangen auch alle weltlichen Regenten ihre Gewalt nur vom Papste, dem die feinige unmittelbar von Gott gegeben." Nach diesen Grundsätzen ordnete Gregor die römische Hierarchie. hmfetbea Echon früher hatten die Päpste in streitigen Fällen durch ihr An-Bannes und fe^en und gewisse kirchliche Strafen manchen Fürsten und Herren zur bcbifte§ler= ^^ck^bbigkeit zwingen gewußt. Solche wirksame Mittel waren insbesondere der Kirchenbann und das Interdikt. Wer mit dem Banne belegt wurde, war von der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen und durfte die Kirche nicht betreten, an gottesdienstlichen Versammlungen, an der Messe, der Beichte und dem Abendmahl keinen "man unter" 2lntheil nehmen. Achtete ein Fürst den Bann nicht, so entband der Bann und Papst dessen Unterthanen vom Eide der Treue und gebot ihnen, dem 3itterbitt? Fürsten nicht mehr zu gehorchen. Das Interdikt war der über eine fetadt oder eine Provinz oder ein ganzes Land ausgesprochene Bannfluch ; so lange dasselbe währte, hörte aller Gottesdienst auf, die Kirchen wurden geschlossen, die Glocken durften nicht geläutet, die Sacrarnente *) Die Zahl der Mitglieder dieses Cardinalcollegiums stieg allmählich und ward 1586 auf 70 festgesetzt.

4. Geschichte des Mittelalters - S. 88

1867 - Mainz : Kunze
88 Zweite Periode des Mittelalters. Der tapfere Normannenherzog Robert Guiscard (§. 21, 4), welchen de: Papst kurz vorher zum Herzog von Apulien und Calabrien gemacht hatte, gelobte, dies Collegium der Cardinale zu schützen. 1073 bestieg Hildebrand unter dem Namen Gregor Vii. den rö- sicht^von ^der mischen Stuhl. Seine Ansichten über die Stellung, welche der Papst Macht des gegenüber dem Kaiser und der weltlichen Macht einzunehmen habe, Papstes undtz^^e er in folgenden Sätzen aus: „Der Papst ist der Stellvertreter Christi aus Erden; als solchem kommt ihm auch die höchste Gewalt auf Erden zu. Ihm sind die Könige zum Gehorsam verpflichtet, mithin alle geistlichen und weltlichen Verhältnisse untergeordnet. Denn wie die Welt durch zwei Lichter erleuchtet wird — durch die Sonne, das größere, und den Mond, das kleinere: so wird auch die Welt nur durch zwei Gewalten gelenkt, die größere apostolische und die kleinere königliche. Und wie der Mond sein Licht nur von der Sonne erhält, so empfangen auch alle weltlichen Regenten ihre Gewalt nur vom Papste, dem die seinige unmittelbar von Gott gegeben ist." Nach diesen Grundsätzen ordnete Gregor die römische Hierarchie. samkeit^dcs Schon früher hatten die Päpste in streitigen Fällen durch ihr Bannes und Ansehen und gewisse kirchliche Strafen manchen Fürsten und Herren ^°diktcs°^ 3ur Nachgiebigkeit zu zwingen gewußi. s Solche wirksame Mittel waren insbesondere der Kirchenbann und das Interdikt. Wer mit dem Banne belegt wurde, war von der Kirchengemein- schaft ausgeschlossen und konnte die Kirche iud;t betreten, an gottesdienst- lichen Versammlungen, an der Messe, der Beichte und dem Abendmahl Was versteht keinen Antheil nehmen. Achtete ein Fürst den Bann nicht, so entband Bann"und der Papst dessen Unterthanen vom Eide der Treue und gebot ihnen, Interdikt? vem Fürsten nicht niehr zu gehorchen. Das Interdikt war der über eine Stadt oder eine Provinz oder ein ganzes Land ausgesprochene Bannfluch; so lange dasselbe währte, hörte aller Gottesdienst auf, die Kirchen wurden geschlossen, die Glocken durften nicht geläutet, die Sacramente nicht verwaltet, die Todten nicht mit kirchlicher Feierlich- keit bestattet werden. Das Interdikt war ein äußerst wirksames Mittel, ungehorsame und widerstrebende Fürsten und Völker zum Gehorsam der Kirche zurückzuführen, und war zuerst 998 in Anwendung gekommen. Wie wirksam Gregor Vi!. von diesen Strafmitteln Gebrauch zu machen wußte, wird das Folgende lehren. Krrgor be> Schon 1074 erneuerte Gregor die Gesetze gegen die Simonie. 1simonie? Darunter verstand man den Verkauf geistlicher Stellen, den Psründen- handel, wodurch oft unwürdige Priester durch Geld oder Versprechungen sich geistliche Stellen verschafften. Der Samaritaner Simon der Zauberer

5. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 65

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Karl nimmt den Kaisertitel an. 65 Hoffnung, unterwarfen sich Karln und nahmen die Taufe; die andern Häuptlinge folgten dem Beispiele und der Widerstand schien erloschen. Aber 793 machte sich der Haß gegen Karln und die Franken blutig Luft; diesesmal waren es besonders die Liten, welche aufstanden; der Zehenten, den sie an die Kirche entrichten sollten, erbitterte sie, und nicht weniger die Heerfolge, welche sie Karln gegen die Slaven leisten muß- ten. Der Aufstand wurde jedoch unterdrückt, so oft er sich wiederholte; 10,000 sächsische Familien verpflanzte Karl in entfernte Gegenden und ersetzte sie durch fränkische Bevölkerung, baute Burgen und versah dieselben mit Besatzungen. Mit dem Zahre 804 war der Sachsenkrieg zu Ende; einzelne Gewaltthaten kamen aber noch längere Zeit vor; auch blieben viele Sachsen ihren Göttern im Herzen getreu und feierten ihnen auf den Bergen nächtlicher Weile die alten Feste. Karl stiftete im Sachsen- lande acht Bisthümer: Osnabrück, Minden, Verden, Bremen, Paderborn, Münster, Halberstadt und Hildesheim, und in nicht langer Zeit wurden die Sachsen eifrige Christen und blieben dabei ein kräftiger, ja herr- licher deutscher Volksstamm. Karl nimmt den Kaisertitel an (800). Durch den Sieg über die Sachsen war der Sieg des Christenthums in Europa entschieden; wären die Sachsen Heiden geblieben, so wäre dieser mächtige Volksstamm in späterer Zeit (sie wurde trübe genug) gewiß einmal losgebrochen und hätte seine Macht und mit derselben das Heidenthum über Deutschland ausgebreitet; wo würde dann den heidnischen Sachsen, Normannen, Slaven und Mohammedanern gegen- über noch ein christliches Volk gewesen sein? Vor einer solchen Zukunft schützte Karl die Christenheit. Sein Ruhm verbreitete sich über die Erde; zu ihm kamen Gesandte des Chakans der Hunnen, des griechischen Kai- sers, des Königs von Asturien, des Chalifen Harun al Radschid und ehrten ihn durch Geschenke. Er war der mächtigste Fürst Europas, der Beschirmer des Chriftenthums gegen Heiden und Mohammedaner, und nun nahm er auch den ehrenvollsten Titel an, welchen es gab, nämlich des römischen Kaisers. Karl war wie sein Vater Patricius von Rom und hatte mit Papst Adrian I. (772—795) in enger Freundschaft gelebt; dessen Nachfolger Leo Iii. wurde 799 bei einem Aufstande der Römer schwer mißhandelt und hatte sich mit Mühe nach Spoleto gerettet. Da- mals nämlich wie auch später war Rom der Schauplatz der heftigsten Parteikämpfe, die am häufigsten bei einer Papftwahl zum Ausbruch kamen; denn da die Bürgerschaft der Stadt und die Adeligen des Stadt- gebiets den von dem römischen Klerus gewählten Papst in öffentlicher Versammlung durch ihren Zuruf gewissermaßen zu bestätigen hatten, Bumüller, Gesch. d. Mittelalters.

6. Theil 2 - S. 64

1864 - Mainz : Kirchheim
64 ein gar zu guter Hund. Wenn er es länger treibt, so höre ich endlich auf, den Pudeln gran zu sein. v. Tellheim (bei(Beite). So wie ich ihm! Nein, es gibt keine völligen Unmenschen!--------Just, wir bleiben beisammen. Just. Ganz gewiß! — Sie wollten sich ohne Bedienten behelfen? Sie vergessen ihrer Blessuren, und daß sie nur eines Armes mächtig sind. Sie können sich ja nicht allein ankleiden. Ich bin ihnen unentbehrlich, und bin-------ohne mich selbst zu rühmen, Herr Major — und bin ein Be- dienter, der — wenn das Schlimmste zum Schlimmen kommt — für seinen Herrn betteln und stehlen kann. L e s s i n g. 4t. Das Handelshaus Gruit. Wenn die Noth am größten, ist Gott am nächsten. Das Handelshaus Gruit von Steen war im Anfange des siebzehnten Jahrhunderts eines der angesehensten und reichsten in Hamburg. Aber der ver- heerende dreißigjährige Krieg machte seine traurigen Folgen zuletzt auch ihm fühlbar, itnd zwar um so mehr, je ausgebreiteter die Geschäfte des Hauses früher gewesen waren. Städte und Dörfer waren zu Hunderten verheert und ver- lassen, und bei der Unsicherheit der Straßen war es kein Wunder, daß der Handel stockte und vorzüglich der Absatz in das Innere von Deutschland gering war. Ein Kaufmann nach dem andern wurde unfähig zu zahlen und zog auch jenes Handelshaus in seine Verluste mit hinein. Dagegen wagte das große Seeschiff, sein Eigenthum, welches an der Mündung der Elbe lag, des Krieges wegen nicht auszulaufeu, und die gangbarsten Waaren mußten von den Hol- ländern zu außerordentlich hohen Preisen aus der zweiten Hand erkauft werden. Hermann Gruit, der Besitzer der Handlung, saß mit dem alten Jansen, einem erfahrenen Diener des Hauses, um's Jahr 1638 in der Schreibstube und verglich mit ihm die großen Bücher. „So thut es nicht länger gut!" sagte dieser endlich; „wir müssen es anders anfangen. Ueberlaßt mir auf ein Jahr das Schiff und so viel Geld und Nürnberger Waaren, als möglich, und laßt mich dann selbst nach der neuen Welt (Amerika) segeln; ihr wißt, ich bin in jüngeren Jahren schon zweimal dort gewesen und verstehe das Geschäft; mit Gott wird es mir gelingen." Die beiden Männer berathschlagten mit einander über diesen Einfall, und nachdem sie die mögliche Gefahr und den möglichen Vortheil auf das Beste erwogen hatten, kamen sie dahin überein, daß Jansen abreisen sollte. Vier Wochen später schritt Herr von Steen in seinem Rathsherrngewande, den alten Buchhalter neben sich, dem Hafen zu, wo eine große Menschenmenge der Ab- fahrt des stattlichen Schiffes harrte. Einige Handelsfreunde traten grüßend auf sie zu und äußerten bedenklich, sie wünschten, Herr Hermann möge bei die-

7. Theil 2 - S. 277

1864 - Mainz : Kirchheim
5 — 277 — Stunden oder drei, so ist er wieder daheim und hat das Ende der Erde nie gesehen. Nämlich er reist um die Erde, wie man einen Strich mit Kreide um eine Kugel herumzieht, und kommt zuletzt wieder auf den alten Fleck, von dem er ausging. Es sind schon gar viele solcher Reisen um die Erde nach verschiedenen Richtungen gemacht worden. In zwei bis vier Jahren, auf Dampswagen und Dampfschiffen noch viel eher, ist Alles geschehen. Ist nicht der englische See- kapitän Cook in seinem Leben zweimal um die ganze Erde herum gereist und von der andern Seite her wieder heim gekommen? Das dritte Mal haben ihn leider die Wilden auf der Insel Owaihi todt geschlagen. Daraus und aus mehreren sicheren Anzeichen erkennen die Gelehrten, daß die Erde nicht bloß eine ausgebreitete, rund abgeschnittene Fläche, sondern eine ungeheuer große Kugel ist. Sie hängt und schwebt frei und ohne Unter- stützung, wie ihres Orts die Sonne und der Mond, in dem unerineßlichen Raume des Weltalls, unten und oben zwischen lauter himmlischen Sternen. Sie ist rings um, wo sie Land hat und wo die Hitze oder der bittere Frost cs erlaubt, mit Pflanzen ohne Zahl besetzt und mit Thieren und vernünftigen Menschen belebt. Man muß nicht glauben, daß auf diese Art ein Theil der Geschöpfe mit dem Kopfe abwärts hinge und in Gefahr stehe, von der Erde weg und in die Luft herab zu fallen. Dies ist lächerlich. Ueberall werden die Körper durch ihre Schwere an die Erde angezogen und können ihr nicht ent- laufen. Ueberall nennt man unten, was man unter den Füßen hat, und oben,, was über dem Haupte hinaus ist. Niemand merkt oder kann sagen, daß er unten sei. Alle sind oben, so lang sie die Erde unter den Füßen und den Him- mel voll Licht oder Sterne über sich haben. Aber der Leser wird nicht wenig staunen, wenn er's zum ersten Male hören sollte, wie groß diese Kugel sei. Tenn der Durchmesser der Erde beträgt in gerader Richtung von einem Punkte der Oberfläche durch den Kern oder Mittelpunkt hindurch zum andern Punkte 1720 deutsche Meilen. Der Umkreis der Kugel aber beträgt 5400 deutsche Meilen. Ihre Oberfläche aber beträgt über 9 Millionen Meilen in's Gevierte, und davon sind zwei Dritttheile Wasser und ein Dritttheil Land. Ihre ganze Masse aber be- trägt mehr, als 2662 Millionen Meilen im Klaftermaß. Das haben die Ge- lehrten mit großer Genauigkeit ausgemessen und ausgerechnet und sprechen davon, wie von einer gemeinen Sache. Aber Niemand kann die göttliche All- macht begreifen, die diese ungeheuer große Kugel schwebend in der unsichtbaren Hand trägt und jedem Pflänzlein darauf seinen Thau und sein Gedeihen gibt und dem Kindlein, das geboren wird, einen lebendigen Odem in die Nase. Man rechnet, daß tausend Millionen Menschen zu gleicher Zeit auf der Erde leben und bei dem lieben Gott in die Kost gehen, ohne die Thiere. Gleichwohl wenn wir von der Erde uns ausheben und in gerader Rich- tung langsam oder geschwind zum Abendsterne aufsteigen könnten, der unter allen Sternen der nächste ist, so würden wir noch merkwürdigere Dinge sehen. 4

8. Geschichte des Mittelalters - S. 127

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
Otto römischer Kaiser. 127 Rechtes über die Bischöfe durch und schützte Bürger und Senatoren von Ravenna gegen die Gewaltthätigkeiten des Erzbischofs. An ihn wandte sich Dietberga, Lothars U. Gemahlin, als sie von diesem un- schuldig verfolgt und angeklagt auf einem Reichstage von den geist- lichen und weltlichen Großen geopfert wurde, als sie auch keinen Schutz bei Kaiser Ludwig U. fand, und der Papst half mit dem Aufgebot aller seiner Kraft dem verfolgten und verrathenen Königsweibe zu seinem Rechte. Das Papstthum errang sich auf diesem Wege bei den christlichen Völkern des Mittelalters den Vorrang vor dem Kaiserthum, was man bildlich so ausdrückte: Wie Gott zur Erleuchtung der Welt zwei große Lichter geschaffen hat, die Sonne und den Mond, so hat er für die Christenheit zwei Gewalten angeordnet, die päpstliche und die kaiser- liche; wie aber der Mond von der Sonne sein Licht empfängt, so der Kaiser seine Weihe von dem Papste. Oder: zwei Schwerter hat Gott für die Welt bestellt, nämlich das geistige, das empfängt der Papst von Christus, und das weltliche, das verleihet der Papst dem Kaiser zum Schutze der Christenheit, zur Strafe des Frevels und zum Kampfe gegen die Ungläubigen. Deßwegen gab es auch keinen gebornen Kaiser, son- dern der Monarch, der Kaiser sein und von den christlichen Völkern als solcher anerkannt sein wollte, mußte die Kaiserkrone von dem Papste empfangen. Die Gefahr eines Streites zwischen den beiden höchsten Würde- trägern der Christenheit lag schon nahe genug als eine Folge der Schwächen, die jedem Menschen anhaften; sie rückte aber um so näher, seitdem die geistlichen Würdeträger durch den Besitz von Land und Leuten fürstliche Lehenträger der Krone geworden waren, denn bei diesem Doppelverhältnisse konnte der Papst, wenn er in Sachen der Metropoliten, Bischöfe und Aebte richtete oder vermittelte, leicht in das Gebiet der Kronrechte übergreifen. Andererseits war der Kaiser der Versuchung aus- gesetzt, die geistlichen Würdeträger ganz wie die weltlichen zu behandeln und die kirchlichen Rechte zu verletzen, ganz gewiß aber gerieth er mit dem Papste in einen förmlichen Kampf, wenn er sich die unmittelbare Oberherrschaft über Italien und Rom verschaffen, die Selbstständigkeit der italienischen Staaten vernichten wollte; denn dadurch wäre der Papst iu die Gewalt des Kaisers gekommen, wäre als kaiserlicher Papst oder als Diener des Kaisers von den andern christlichen Nationen betrachtet worden und hätte auf diese Weise mit seiner Unabhängigkeit und Ma- jestät die eine Grundlage (die weltliche, von den Weltverhältnissen be- dingte) seiner universalen Wirksamkeit verloren. Deßwegen sprachen sich alle andern christlichen Nationen für den Papst und gegen die Kaiser aus, welche die kaiserliche Oberherrlichkeit über Italien mit Gewalt in die

9. Abriß der Weltkunde - S. 62

1860 - Freiburg im Breisgau : Herder
62 oder binnen 24 Stunden?) Diese Schnelligkeit ist aller- dings eine sehr große, wenn wir ste mit unserem Maße messen. Denn ein Reisender macht in einer Sekunde etwa 4 Fuß, der Dampfwagen mit der gewöhnlichen Schnelligkeit 60 Fuß, em Adler 96 Fuß, ein starker Sturm 120 Fuß, der Schall 1050. Die Schnelligkeit der Erde übertrifft also die des Adlerflugs 1000 mal, die des Dampfwagens aber 1600 mal. Das Licht hingegen durcheilt in einer Sekunde 42,000 Meilen, denn es braucht von der Sonne bis zur Erde nur 8 Minuten! Diese Schnelligkeit der Erde ist wunderbar, aber nicht wunder- barer als jede Einrichtung des Schöpfers, nicht wunder- barer als der Saftumlauf in einem Baume, als der Blut- umlauf in unserem eigenen Leibe, nicht wunderbarer endlich als jede Schneeflocke, die auf die Erde fällt. Wie unser Herz, ohne daß wir es wollen, ja ohne daß wir es empfinden, seit unserm ersten Lebenstage von Sekunde zu Sekunde schlägt und das Blut bis in die fein- sten Adern treibt und wie vielmal schlägt, bis z. B. mit dem 70. Jahre sein Schlagen und mit ihm unser Leben endigt, so kreist auch unsere Erde Jahr für Jahr um die Sonne, bis endlich auch ihr letzter Tag kommt, von dem der Heiland sagt, daß er auch den Engeln verborgen ist. Die Ekliptik oder Sonnenbahn. Wenn man sagt: die Erde bewegt sich in einem Jahre um die Sonne, so muß man sich die Vorstellung recht klar machen und dazu gehört allererst, daß man sich die Sonne nicht in der Höhe denkt. Erde und Sonne stehen mit einander in der gleichen Ebene oder sie stehen ein- ander wagrecht gegenüber. Daß die Sonne auf und unter und über die Erde weggeht, kommt daher, daß die Erde sich um ihre Achse dreht; hätte die Erde keine Achsendrehung und nur die Bewegung um die Sonne, so würde die Sonne immer die gleiche Hälfte unserer Erdkugel be- scheinen, sie würde nicht auf- und nicht untergehen, son- dern Jahr aus und Jahr ein über demselben Punkte der Erde stehen bleiben und die andere Hälfte der Erdkugel bliebe in ewiger Nacht. Zweitens. Sonne und Erde schweben frei in dem großen Weltenraume, der uns durch den Firsternhimmel

10. Von Böhmen, Oesterreich, Bayern, Francken, Schwaben, Ober-Rhein, Nieder-Rhein, Westphalen, Nieder-Sachsen und Ober-Sachsen - S. 202

1753 - Leipzig] [Frankfurt : [S.n.]
sor Das Iii. Buch von Bayern. Ueber dieses hat das Bißthum Paitau auch tu dem benachbarten Oesterreich: i. Mautern, eine Stadt in Nieder»Oestereich, im Viertel Ober. Wiener» Wald. a. Marbach, in Nieder.oesterreich, ander Donau. Amstetten, ein Flecken. 4- Ober-Haus, ein Fort, das Paffau gegen über ligt, ward 17)4. mu Geneymhallung des Kayserlichen Hofs sorlificierel. An. i74i.imkriege nahmen es die Murten ein, wurden aber An. 1742» von den Qesterreichern wie- der heraus geiaget. An. 1744. suchten es die Mutten wieder zu kriegen , es war aber vergebens, und erst An. 1746. ist die Oesterreichische Besatzung wieder heraus gezogen worden. s. Stahrenberg, das Stamm Haus der Grafen dieses Namens, in Ober »Oesterreich, im Haus. Viertel. v. Partenstein. und 7. Ptrrensteinj in Ober »Oesterreich, im Mühl- Viertel. Endlich hat sich auch der jetzige Bischof und Cardinal, Namens Johannes Domi^Icus, ©raf »on Lamberg, grosse Muhe gegeben , daß der Pcibstliche Stuhl sein Stift, welches unter Saltzburg stehet, vor exemt deciariren möch- ten. das Heist, daß es unmittelbar dem Päbstlichen Stuhle möchte unterworfen seyn. Ais sich ihm nun An. 172p. Pabst Benediftus Xiii. hierinn gefällig bezeigte, und ihm solches durch eine Päbstliche Bulle zuerkannte : so ließ Saltzburg nicht nur öffentlich darwider sprechen, sondern ließ auch die gantze Sache auf dem Reichs. Tage zu Re. genspurg anhängig machen. Der darauf folgende Pabst Ciemen8 Xu. wolle aber die ausgefcrtigte Bulle seines Vorfahren nicht widerrufen, sondern bestätigte dieselbe von neuem, und mit einem Worte, der Ertz»Bischof zu Saltzburg hat sich seit A. r 7 r r. müssen gefallen lassen, daß der Bischof nicht mehr als Suffraganeus unter ihm stehet. Iv. 8m(M0i.8(^Om, Lat. Prepositura Berchtolsgaden8i8 . eine reiche gefürstete Prob-- steychie in geistlichen Sachen unmittelbar dempab- ste unterworfen ist. Sie ist A. nos, gestiftet, und
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