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1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 85

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 85 — zugänglichen Küsten, die z. T. hohen Randgebirge, die Unschifsbarkeit der Flüsse, die großen Wüsten und Steppenländer, das heiße, ungesunde Klima und die wilde Bevölkerung machten Entdeckungsreisen ins Innere des Erdteils zu höchst beschwerlichen und gefahrvollen Unter- nehmungen. Den alten Kulturvölkern waren der Hauptsache nach nur die n. und nö. Randgebiete bekannt. Wie weit der Erdteil nach S. reichte, zeigte erst die Entdeckung des Vorgebirges der guten Hoffnung durch B. Diaz (1486). Noch um die Mitte des vorigen Jahrhunderts erstreckte sich die Kenntnis im allgemeinen nur auf die Küstenlandschaften. Der ganze mittlere Teil der Karte Afrikas war ein weißer Fleck mit nur wenigen, mehr auf Vermutung als auf wirklicher Kenntnis beruhenden Eintragungen. Um diese Zeit aber begann, angeregt durch Eroberungslust, Handelsinteressen, Missionsbestrebungen und besonders auch durch wissenschaftliches Interesse, ein Wetteifer unter den Kulturvölkern, die Rätsel des „dunkeln Erdteils" zu lösen. Um die Erforschung Nordafrikas haben sich vorwiegend deutsche Reisende verdient gemacht. An erster Stelle ist Heinrich Barth zu nennen, der von Tripolis aus die w. Sahara und den w. Sudan durchzog (1850—55). Andere setzten seine Forscherarbeit fort, wie Eduard Vogel, der 1856 in Wadai ermordet wurde, und vor allen Gerhard Rohlfs, der 1862 als erster den Atlas überschritt, 1865—67 von Tripolis aus durch die Wüste und das Tsadseegebiet bis zur Guineaküste gelangte und 1874 und 1879 in der ö. Sahara bis zu den Oasen von Knsra vordrang. Oskar Lenz gelang es 1880, von Marokko aus Timbuktu zu erreichen. Die erste genauere Kenntnis des Sudans ö. vom Tsadsee verdanken wir Gustav Nachtigal (1870—74). Auch an der Erforschung der Nilländer haben deutsche Männer, besonders Georg Schweinfurth (1869—70) und Wilhelm Junker (1875—82), die das Gebiet der linken Zuflüsse des großen Stronies erkundeten, hervorragenden Anteil. Das Dunkel, das über dem- Quellgebiete des Nils lagerte, ist durch englische Reisende, Burton und Speke (1857—60), die von O. her in das Ostafrikanische Seenhochland vordrangen, aufgehellt worden. Unter den Männern, die Südafrika erforscht haben, steht an erster Stelle der schottische Missionar David Livingstone. Er hat in den Jahren von 1840—73 das Land mehr- mals nach verschiedeneu Richtungen durchzogen, den Erdteil (1854—56) als erster von W. nach O. ganz durchquert, insbesondere den Lauf des Sambesi festgelegt, den Ngamifee, den Oberlauf dcs Kongo und den Tanganjikasee entdeckt. Andere um Südafrika verdiente Forscher sind Mauch (1865—72), Mohr (1866—70) und der Portugiese Serpa Pinto (1878—79). Das Kongobecken wurde zuerst von dem Amerikaner Stanley (stänle) er- forscht (1874—77). Andre wertvolle Aufschlüsse über Mittelafrika brachten die Reisen des Engländers Cameron (1873—75) und die zweimalige Durchquerung des Erdteils durch Wißmann (1881—82 und 1886—87). Damit waren in der Hauptsache die großen Entdeckungen beendet. In den letzten Jahrzehnten haben europäische Mächte, namentlich England und Deutschland, in Afrika eine lebhafte koloniale Tätigkeit entfaltet. Dadurch wurde natürlich die weitere Erforschung des Erdteils außerordentlich gefördert und erleichtert. Es liegt im Interesse der Kolonial- mächte, die von ihnen besetzten Gebiete genau kennen zu lernen. Freiwillige Reisende werden daher auf jede Weise unterstützt, und die Regierungen rüsten selbst Unternehmungen aus. So hat die Erforschung des Erdteils überraschend schnelle Fortschritte gemacht. Gleichwohl gibt es noch immer umfangreiche Gebiete, die wenig oder gar nicht bekannt sind, wie z. B. die mittlere Sahara und das Innere der Somalländer.

2. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 54

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 54 — nur Stricke angewendet. Leute, die besondere Vorsicht erheischten, gingen zu Zweien in der Sklavengabel, einem Gabelholz, bei dem der Hals in die Gabel eingeschnürt ist. Es ist kaum zu beschreiben, in welch elendem und erbärmlichem Zustande die schwarze Ware war. Arme und Beine fast fleischlos, der eingezogene Bauch voller Runzeln, der Blick matt, das Haupt gebeugt, so schlichen sie in eine ihnen unbekannte Zukunft, ostwärts und immer ostwärts weg von ihrer Heimat, fortgerissen von Weib und Kind, von Vater und Mutter, die sich vielleicht im Walde der Hätz entzogen hatten oder sich wehrend nieder- gemacht waren. Ein furchtbar empörendes Bild bot im Lager einer solchen Karawane die allabendliche Verteilung der Nahrungsmittel. Mit weit aufgerissenen Augen drängten sich die Hungernden um den Platz, an dem einer der Wächter zum Verteile« der Lebens- mittel stand, ab und zu die ihn vor Hunger dicht Umdrängenden mit einem Stocke zurücktreibend; ein kleines Maß in der Große eines Wasserglases wurde mit Korn ange- füllt, Mais oder Hirse, einem jeden in den Lappen oder die Ziegenhaut, mit der er seine Blöße deckte, hineingeschüttet. Viele dieser Leute, zu müde, um das Korn zu reiben oder zu stoßen, kochten es einfach in heißem Wasser oder rösteten es im Topfe auf dem Feuer und schlangen es so hinab, um das schmerzhafte Gefühl des Hungers zu besänftigen. . . . Kaum der vierte Teil dieser Armen erreicht die Küstenländer, in denen sie verkauft oder zur Ausfuhr bereitgehalten werden oder auf die Pflanzungen der Küstenleute gehen." Staatliche Verhältnisse. 1. Französisch-Kongo (1,5 Mill. qkm, 10 Mill. E.) erstreckt sich zwischen Belgisch-Kongo, gegen das Kongo und Nbangi die Grenzen bilden, und Deutsch- Kamerun von der atlantischen Küste nach N.-O. bis über 'die schon besprochenen Landschaften ö. vom Tsadsee (S. 48). Das Gebiet wird aber jetzt an zwei Stellen von Zipfeln Kameruns, die an den Kongo und Ubangi heranreichen, unterbrochen. (S. Kamerun). Die Sudanlandschaften abgerechnet, ist das Gebiet größtenteils mit Urwäldern bedeckt, auf weite Strecken hin noch völlig unerforscht und wirtschaftlich wenig entwickelt. Die Wälder werden durch Gesellschaften auf Kautschuk, Ebenholz, Farbholz, Palmöl usw. ausgebeutet. Neuerdings hat man auch mit der Anlage von Pflanzungen begonnen (Kaffee, Tabak, Vanille usw.). Die Ausfuhr betrug 1910 13 Mill. Mk. Der Sitz des Gouverneurs ist Libreville (3000 E.), an der geräumigen Gabunbucht. Am Stanley Pool liegt die Station Brazzaville. 2. Ein spanisches Gebiet (nur 25000 qkm mit 140000 E.) liegt am Flusse Muni in Kamerun und ist bis jetzt ziemlich bedeutungslos. 3. Angola (1270000 qkm, 4,2 Mill. E.), portugiesischer Besitz, erstreckt sich vom Kongo bis Deutsch-Südwestafrika und weit ins Innere hinein, wo es von Belgisch-Kongo und englischem Gebiet begrenzt wird. Der größere Teil ge- hört dem Südafrikanischen Hochlande an. Die etwa 150 km breite Küstenebene ist im n. Teile ziemlich fruchtbar und zum Anbau tropischer Gewächse geeignet aber auch sehr ungesund. Die Hochländer sind grasreich und können einmal ein wichtiges Gebiet für die Viehzucht werden. Die Küste ist schon seit dem 15. Jahrhundert im Besitz der Portugiesen, die Grenzen des Hinterlandes sind aber erst 1896 durch Verträge festgelegt worden. Jahrhunderte lang

3. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 339

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 339 — Hühner gehalten werden. Die Togoneger sind auch geschickt in allerlei Ge- werben. Sie verstehen das Weben und Färben von Baumwollstoffen; sie machen seine Flechtarbeiten von Stroh und Bast; sie kennen die Herstellung und Verarbeitung des Leders, treiben Holzschnitzerei und Töpferei. Hochentwickelt ist insbesondere die Schmiedekunst. In jedem Dorfe findet man einen Schmied, der mit Geschick Ackergeräte, Waffen und Messer verfertigt, Schlösser und Ge- wehre ausbessert. Auch der Handel ist unter den Eingeborenen gut entwickelt. Jedes Dorf hat seinen Markt, und an den Hauptverkehrsplätzen erscheinen an Markttagen oft Taufende von Händlern, um ihre Waren abzusetzen oder andre einzukaufen. Aus dem Angeführten geht hervor, daß die Togoneger keine eigentlichen Wilden mehr find, sondern in einem Zustande der Halbkultur leben, wie sie denn überhaupt „die tüchtigsten, leistungs- und bildungsfähigsten Einge- bornen find, die wir in uufren Schutzgebieten besitzen" (Hassert). Die meisten sind noch Heiden. Im N. zählt der Islam, der durch Haussahändler verbreitet worden ist, viele Anhänger, im S. wirken christliche Missionare mit gutem Erfolg. Sie unterhalten auch gut besuchte Schulen, in denen nicht nur das Christentum, sondern auch gemeinnützige Kenntnisse gelehrt werden, und arbeiten so an der allgemeinen Hebung des Volkes. — Die Zahl der Weißen, meist Beamte, Kaufleute und Missionare, betrug 1911 363 Köpfe, darunter waren 327 Deutsche. Die wichtigste Völkerschaft Togos sind die Eweneger, die das Küstenland bewohnen. Sie sind groß und schlank gebaut, und ihre Gesichtsbildung hat ein weniger negerhaftes Gepräge als die der binnenländischen Stämme, was wohl darauf zurückzuführen ist, daß hier schon seit Jahrhunderten eine Mischung mit Europäern, namentlich Portugiesen, statt- gefunden hat. Die Ewe sind ein friedfertiges, fleißiges, tüchtiges, auch geistig gut be- anlagtes Volk, das in der Kultur allen andern Stämmen überlegen ist. Die Völkerschaften des Binnenlandes sind kriegerischer und lagen früher häufig in Fehde miteinander. Ver- schiedene Stämme waren auch wegen ihrer Räubereien berüchtigt. Die deutsche Regierung hat mehrmals gegen sie vorgehen müssen, um Ruhe und Ordnung zu schaffen. In einzelnen Kolonien wohnen zerstreut zwischen den eigentlichen Negern auch Häufst» (S. 43), die außer an ihren feineren Gesichtszügen auch an ihrer Kleidung kenntlich sind. Sie tragen „ein langes, weißes, oft gesticktes Hemd, weite Pluderhosen, buntgestickte Lederschuhe und als Oberkleid die weite, schön gestickte Tode; den glatt rasierten Kopf bedeckt ein Fes oder Turban" (Heilborn). Die Haussa sind in erster Linie Kaufleute und haben in Mittel- und Nordtogo fast den gesamten Kleinhandel in Händen. Wirtschaftliches. Togo hat sich unter der deutschen Herrschaft erfreulich entwickelt. Im Gegensatze zu Kamerun und Dentsch-Ostasrika ist es allerdings zur Anlage großer Pflanzungen wenig geeignet. Der Boden ist dafür meist nicht fruchtbar genug, die Regenmenge zu gering. Dazu kommt, daß das kulturfähige Land größtenteits im Besitz der ziemlich dichten Bevölkerung ist. Die wirtschaftliche Hebung des Landes wird der Hauptsache nach darin bestehen, die Eingebornen zu geordneter Arbeit zu 22*

4. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 378

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 378 — der Ordnung gibt es in allen Schutzgebieten der Zivilverwaltung unterstellte Polizei- truppen aus Eingebornen, die aber von deutschen Offizieren und Unteroffizieren befehligt werden. Daneben ist in Kamerun, Südwest- und Ostafrika, wo die Bevölkerung mehr zu Aufständen geneigt ist, noch die Haltung besondrer, unter militärischer Verwaltung stehen- der Schutztruppen nötig. Sie bestehen in Südwestasrika aus Weißen, in den beiden andern Gebieten aus Schwarzen. Die Einnahmen der Schutzgebiete fließen hauptsächlich aus Zöllen, die von eingeführten Waren erhoben werden. In einigen Gebieten, wie in Ostafrika und Teilen Kameruns, zahlen die Eingebornen eine Hüttensteuer, in Samoa eine kleine Kopfsteuer. Auch können die Eingebornen jährlich für eine bestimmte Anzahl Tage zu öffentlichen Arbeiten, Wege-, Bahnbauten usw., herangezogen werden. Nur Togo und Samoa haben sich bis jetzt so entwickelt, daß sie auf eignen Füßen stehen. Für alle andern Schutzgebiete ist noch ein Reichszuschuß erforderlich. Er betrug 1912 für Ostasrika 3,6, für Kamerun 2,3, für Südwestasrika 13,8, für Neuguinea 1,2 und für Kiautschou 8,3, insgesamt also rund 29 Mill. Mk. Doch ist bei den steigenden eigenen Einnahmen darauf zu rechnen, daß die Zuschüsse allmählich niedriger und endlich ganz aufhören werden. Übrigens sind die Ausgaben, die das Reich für die Schutzgebiete macht, keineswegs ver- loren; sie fließen dem Mutterlande vielmehr in andrer Form, in den Gewinnen des Handels und der Industrie und den Gehältern der Beamten, wieder zu. ^ Bedeutung. Je nach der Ausnutzung des Landes kann man verschiedene Arten ^von^Kolonien unterscheiden. Es gibt: "\1. Siedlungskolonien. Sie sollen dem Überschuß der Bevölkerung des Mutter- landes eine neue Heimat bieten, den Ansiedlern dauernd die Möglichkeit des Lebenserwerbs durch Ackerbau, Viehzucht u. a. Beschäftigung gewähren. Im allgemeinen eignen sich nur Landstriche der gemäßigten Zone zu solchen Kolonien, da das heiße und ungesunde Klima der Tropengegenden den Europäern weder längeren Aufenthalt noch anstrengende Arbeit gestaltet. Leider ist unter unfern Schutzgebieten keines, das den Auswandrerstrom unsers dicht bevölkerten Vaterlandes ausnehmen könnte, wie England solche in Britisch-Nord- amerika, im Kaplande und in Australien besitzt. Denn Südwestasrika, das seines gesunden Klimas wegen in Betracht käme, vermag nur einer sehr beschränkten Zahl von Ansiedlern Raum zu gewähren (S. 358). So gehen unsre Auswandrer dem Reiche verloren; sie werien Bürger andrer Staaten, und viele gehen im fremden Volkstum auf (S. 217 u. 271). 2. Betriebskolonien. Sie dienen dem Anbau wertwoller Nutzgewächse der heißen Zone und der Gewinnung von Bodenschätzen und werden danach als Pslanzungs- und Bergbaukolonien unterschieden. Die Arbeit wird von Eingebornen oder von eingeführten Arbeilern andrer heißer Länder verrichtet. Die Europäer sind nur die Unternehmer, die mit ihrem Kapital die Anlagen machen und den Betrieb leiten und beaufsichtigen. Der Wert solcher Kolonien ist ein dreifacher. Sie versorgen erstens das Mutterland mit Roh- stoffen für die Industrie, mit Nahrungs- und Genußmitteln, für die es sonst sein Geld ans Ausland zahlen müßte, und machen es von diesem mehr oder weniger unabhängig. Sie bieten zweitens dem Unternehmungsgeiste und den Kapitalkräften des Mutterlandes ein diesem selbst zum Nutzen gereichendes Betätigungsfeld. Schätzt man doch das in den deutschen Schutzgebieten angelegte Kapital auf mehr als 250 Mill. Mk. Drittens bilden die Kolonien für das Mutterland ein Absatzgebiet für die Erzeugnisse seiner Industrie. 3. Handelskolonien, wie wir eine solche in Kiautschou besitzen. Sie können weder Ansiedler in größerer Zahl aufnehmen, noch sind sie an der Erzeugung von Gütern beteiligt. Es sind Niederlassungen geringeren Umfangs, in denen europäische Kaufleute den Austausch der Naturerzeugnisse fremder Länder gegen europäische Industriewaren ver- Mitteln.

5. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 14

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 14 — hat die Regierung seitdem gegen 900 artesische Brunnen erbohrt, die in der Minute über 260000 1 Wasser spenden. Ganze Oasengruppen mit Dattel- Palmenwäldern sind dadurch entstanden, die der Regierung eine erhebliche Ein- nähme bringen, da von jeder Palme eine Steuer von 10 Sous (0,40 M.) erhoben wird. Die größten unter den Oasen sind die von Biskra mit 160000 Palmen, Wargla, Tnat und Tuggurt. Die Bevölkerung besteht wie in Marokko aus Berbern, die hier Kabilen heißen, Arabern, Mauren und Juden. Nur ist die Zahl der Europäer bedeutend größer. Sie beträgt etwa 750000; darunter sind rund 450000 Franzosen, 120000 Spanier und 33000 Italiener. Zwischen den Eingeborenen und den Fremden besteht eine tiefe Kluft: Sprache, Sitten, Religion und Geschichte, alles trennt die Muslim von den verhaßten Christen. Die französische Herrschast wird mit Unwillen ertragen. Die Regierung ist bemüht, durch die Errichtung von höheren und Volksschulen die Bevölkerung zu gewinnen und mit abend- ländischer Bildung zu durchdringen, wie es scheint, ohne großen Erfolg. Die Bande des Blutes und der Religion erweisen sich als stärker, und die überall bestehenden, mit den Moscheen verbundenen Koranschulen halten das Volk in den alten Anschauungen fest. Ein anschauliches Bild von dem Unterricht in einer solchen Koranschule entwirft Schneller: „In einer Fensternische sitzt der würdige Schulmonarch. Als Zeichen seiner Macht und Würde hält er einen langen Stock in der Hand, der fast durch das ganze Zimmer reicht. So kann er, wie die Kutscher auf den Alpenposten mit ihrer Peitsche auch die entferntesten Pferde erreichen, auf jeden Schüler einwirken, ohne sich vom Platze zu erheben. Um ihn herum sitzen auf dem mit Matten belegten Boden arabische Kinder, die den Koran lernen. Jeder Knabe hält eine Tafel in der Hand, auf der ein Abschnitt aus dem Koran geschrieben steht. Dies Pensum muß er in ungezählten Wiederholungen aufsagen oder vielmehr brüllen, indem er mit übergeschlagenen Beinen auf dem Boden sitzt und den Kopf taktmäßig nach vorn und hinten wiegt, eine Gymnastik, die gegen das lange Sitzen sehr heilsam sein mag, nach Ansicht der mohammedanischen Schulmeister aber auch höchst geeignet ist, den Geist rege zu erhalten. Sobald einer mit dem Schreien und Wiegen einhält, erhebt der Schultyrann seinen Kopf und versetzt dem Säumigen eine wohlgezielte Aufmunterung auf den Kopf, meist nur eine sanfte Berührung wie bei einem barmherzigen Kutscher, der seinen Pferden nicht wehe tun will. Und die Berührung genügt, um den nachlassenden Eifer sofort wieder auf die Normaltemperatur zu bringen." In einer andern Schule, die Schneller in Tunis besuchte, ging es strenger her. Er sah dort, wie der Lehrer einem Schüler, den mehrere andere festhielten, mit einem Bambusstock 8—10 wuchtige Hiebe auf die nackten Sohlen versetzte und wie selbst ein 18 jähriger Student kräftige Stockhiebe auf die Handflächen empfing. Wirtschaftsverhältnisse. Algerien ist wirtschaftlich ungünstiger gestellt als Marokko. Es grenzt nicht wie dieses an zwei Meere, und der anbaufähige Boden nimmt eine bedeutend geringere Fläche ein. Aber die Hilfsquellen des Landes werden in ganz andrer Weise ausgenutzt. Frankreich hat in Algerien ein großes Kulturmerk vollbracht. Nicht weniger als 6 Milliarden Mk. sind von ihm im Laufe der Zeit für die Kolonie aufgewendet worden, und noch bis in die letzten Jahre blieben die Einnahmen beträchtlich hinter den Ausgaben zurück. Das Land hat jetzt eine geordnete Verwaltung; Eisenbahnen in einer Gesamtlänge

6. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 139

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 139 — Von fremden Besitzungen gehören: a) Frankreich: Pondicherry und Karikal an der Koromandel-, Mahö an der Malabarküste; b) Portugal: Goa au der Malabarküste^ Inseln, a) Ccylon (66 000 qkm, 4,1 Mill. E., 63 auf 1 qkm), c>n der Südspitze der Halbinsel, ist ein abgetrenntes Stück des Festlandes und mit diesem noch heute durch eine Reihe von Sandbänken und Jnselchen, die sog. Adamsbrücke, verbunden. Der n. der Adamsbrücke gelegene Meeresteil heißt die Palksstraße, s. davon liegt der Golf von Manaar. Die Insel ist im R. eben, ste gt dann allmählich zu eiuem Hügellande an und enthält in der Abb. 27. Kanal auf Ceylon. (Aus einem Führer des Norddeutschen Lloyds breiteren Südhälfte ein Gebirge mit dem durch seine Aussicht berühmten, sagen- umwobeneu Adamspik (2220 in). Die Insel ist regenreich, besonders an der Westseite, und darum mit dem üppigsten Pflanzenwuchse bedeckt (Abb. 27). Erst ^ der Bodenfläche ist an- gebaut; das übrige Gebiet trägt z. T. tropische Regenwälder, im Niederschlags- ärmeren O. auch Trocken- und Buschwald. Es gedeihen alle tropischen Ge- wächse. Der früher bedeutende Kaffeebau, der 1875 50 Mill. kg im Werte von 11 Mill. Mk. für die Ausfuhr lieferte, ist infolge einer Pilzkrankheit fast ganz eingegangen. An seine Stelle ist der Anbau von Tee getreten, der 1906 55 « c der Aussuhr ausmachte (82 Mill. Mk.). An zweiter Stelle steht

7. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 162

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 162 — zwängt werden. Bei den Reichen geschieht dies durch Umwicklungen, die von fachkundigen Spezialisten angelegt und allmählich immer mehr verschärft werden. Furchtbar aber sind die Qualen, die die Mädchen armer Eltern zu erdulden haben. Der Fuß des Kindes wird in eine Holzsorm getrieben, die so klein ist, daß die gewaltsame Zerstörung von Muskeln und Zehen unter den gräßlichsten Schmerzen eintreten muß, ja in der Regel pflegt man große Steine als Hämmer zu benutzen, um die Formen an den Fuß zu treiben. In den höheren Ständen wird mit dieser Plage fortgefahren, bis das arme Geschöpf wie auf Stelzen geht und sich außer dem Hause nicht mehr anders als im Tragstuhle oder auf dem Rücken einer Dienerin bewegen kann. In den Niedern Ständen geht man nicht so weit, hier bewegen sich die Frauen noch immer mit einiger Freiheit." Der Schuh einer vornehmen Chinesin ist nicht größer als bei uns der Schuh eines 5—6 jährigen Kindes. Neuerdings ist aber unter dem Einfluß europäischen Wesens eine lebhafte Bewegung gegen die unnatürliche Sitte entstanden und hat sogar die Unter- stützung des kaiserlichen Hofes gefunden. Ein Erlaß vom Jahre 1909 verbietet allen Beamten, die Füße ihrer Töchter zu verstümmeln bei Strafe sofortiger Absetzung. Der Chinese liebt weite und bequeme Kleidung. Das Hauptstück ist meist ein langer, bis zu den Knien oder Knöcheln reichender kragenloser Rock mit weiten, langen Ärmeln, die zugleich als Taschen dienen. Er besteht bei den Ärmeren aus Hanf- oder Baumwollstoffen, bei den Reicheren aus Seide. Darüber wird im Winter noch ein kürzeres, häufig aus Pelzwerk bestehendes Kleidungsstück getragen. Die Füße stecken in plumpen Zeugschuhen mit ungewöhnlich dicken Filz- oder Ledersohlen. Doch geht die ärmere Bevölkerung im Sommer meist barfuß. Den Kopf bedeckt eine bei den Vornehmen fein gearbeitete Mütze; Landleute tragen zum Schutz gegen die Sonne einen großen Hut aus Bambusgeflecht. Sehr beliebt ist der Schmuck. Vornehme Chinesen haben oft, um ihren Reichtum zu zeigen, alle Finger voll von kostbaren Ringen. Die Wohnungen sind gewöhnlich klein, einstöckig, aus Holz oder Backsteinen erbaut und stehen dicht zusammengedrängt in engen, winkligen Gassen, nicht nur in den Städten, sondern auch in den Dörfern. Millionen wohnen auch in Erdhöhlen (S. 159), und Hunderttausende auf Flößen oder Booten. Die Reichen haben natürlich prächtige, mit Gärten und Parkanlagen umgebene Häuser. Im Essen und Trinken ist der Chinese außerordentlich genügsam. Das Haupt- Nahrungsmittel ist der Reis. Dazu kommen Brot, Hülsenfrüchte, Gemüse, Schweinefleisch, Fische und Geflügel, als Getränk hauptsächlich Tee. Aber man verzehrt auch Pferde-, Hunde-, Katzen- und Rattenfleisch und alle Meertiere, darunter mit Vorliebe Seegurken. Abweichend von andern morgenländischen Völkern, wird nicht aus einer gemeinsamen Schüssel und mit den Fingern gegessen, sondern jeder Tischgast hat seinen eignen Teller, eine kleine Lackschale, aus der die Speisen mit zwei Holz- oder Elsenbeinstäbchen, die man zangenartig zwischen den Fingern der rechten Hand hält, zum Munde geführt werden. Von einem Gastmahl in einem vornehmen Hause berichtet ein Europäer u. a.: „Tischtücher waren nicht landesüblich, wohl aber lag bei jedem Gedeck eine Papierserviette von der Größe eines Brief- bogens, woran man die Lippen oder auch die Eßstäbchen zwischen den einzelnen Gängen trocknen konnte. Bei jedem Gedeck lag ferner ein großer Löffel und stand eine kleine Blechschale, nicht größer als ein Desserttellerchen; aus diesem Schälchen, das nie gewechselt wurde, aß man alle 30—40 Gänge und warf etwaige Reste eines früheren Ganges einfach unter oder gar auf den Tisch. Die Vorspeisen sollten offenbar die Eßlust anregen: Me- lonenkerne, Rosinen, verzuckerte Nüsse, Ingwer, Krabben und Schnecken, kleine rot und weiß überzuckerte Kuchen. Nachdem der Gaumen gereizt war, folgte Haifischsuppe, eine Leckerei. Nun aber wechselten die Gerichte, so daß man Mühe hatte, alle im Gedächtnis zu behalten: Schnecken, Enteneier, die infolge längeren Eingrabens einen senfartigen

8. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 177

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 177 — Götzendienst ausgeartet. Unter den höheren Ständen hat auch die Lehre des Konfuzius viele freunde (S. 164). Die Ausbreitung des Christentums in Japan begann bereits 1549 durch den Jesuiten Franz Xaver. Es fand rasch zahlreiche Bekenner. Dann aber begannen furchtbare, Jahrzehnte hindurch anhaltende Verfolgungen, in denen Hundert- taufende von Christen standhaft die schrecklichsten Todesqualen ertrugen. Erst 1873 wurde Religionsfreiheit gewährt, und seitdem sind evangelische wie katholische Missionare mit Erfolg tätig. Insbesondere haben sich auch viele vornehme Japaner dem Christentum zugewandt, und sie sehen darin zugleich ein Mittel, das Land schneller der europäischen Kultur zu erschließen. Über die Gemüts- und Geistesart und die sittlichen Eigenschaften der Japaner gehen die Urteile der Reisenden vielfach auseinander. Allgemein wird hervor- Abb. 34. Eingang zu einem japanischen Tempel. gehoben, das Volk sei das heiterste, kindlich frohste der Welt, stets zu Scherz und Schelmerei geneigt. Man rühmt seinen Reinlichkeitssinn, wodurch es sich sehr vorteilhaft von den Chinesen unterscheidet, seine Höflichkeit und sein zuvorkommendes Wesen, seine Lernbegierde und rasche Ausfassungsgabe. „Nichts ist dem europäischen Beobachter wohl ausfälliger, als die außerordentliche Ordnungsliebe und Fügsamkeit, die wieder zusammenhängt mit der von der Sitte geforderten Selbstbeherrschung. Disziplin bis zur Selbstvernichtung des einzelnen, Unterordnung unter den Staat, die Familie, die Sitte in einem uns modernen Jndi- vidualisten unerträglich vorkommenden Maße sind das Ergebnis einer langen nationalen Erziehung. Nirgends wird es der Polizei so leicht, die öffentliche Ordnung aufrecht zu er- halten. Nirgend find Verwaltungsmaßregeln so leicht durchzuführen" (Rathgen). Sehr stark ausgeprägt ist die Vaterlandsliebe. Japan über alles in der Welt! Für sein Vaterland bringt der Japaner jedes Opfer, sind ihm alle Mittel recht. „Wer aber längere Zeit in ^apan zugebracht hat", schreibt Hasfter, „lernt an den Bewohnern auch manche unangenehme Fi ck, Erdkunde. Iv. Band. 19

9. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 333

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 333 — (1,50-1,60 m), haben ein breites, plattes Gesicht mit vorstehenden Backenknochen, eine braungelbe Hautfarbe und schwarzes, straffes Haar. Sie bewohnen nicht nur Grönland, sondern auch die Randgebiete Nordamerikas, und ihre Gesamtzahl schätzt man auf 40000 Köpfe. Die Eskimo haben es in bewundernswerter Weise verstanden, sich in ihrer Lebens- weise den unwirtlichen Gegenden, die sie bewohnen, anzupassen und die spärlichen Gaben der nordischen Natur auszunutzen. Da es eßbare Pflanzen nur in geringer Zahl gibt, sind sie hauptsächlich auf tierische Nahrung angewiesen. Sie machen Jagd auf Seehunde, Walrosse, Fische, Seevögel und Renntiere und benutzen dabei Harpunen, Bogen, Schlingen und Fallgruben. In einem langen, ganz mit Fellen überzogenen Einmannsboote, dem Kajak, der nur in der Mitte eine Lffnung für den Körper des Ruderers hat, wagen sie sich sogar weit auf das stürmische Meer hinaus. Das wichtigste Jagdtier ist der Seehund, der ihnen fast alle Lebensbedürfnisse liefert: Fleisch als Nahrungsmittel, Speck zur Heizung und Beleuchtung der Wohnung, Felle zur Bekleidung, Sehnen, die als Zwirn benutzt werden, Därme, die man zu Segeln und Fensterscheiben zusammennäht, und Knochen, aus denen man allerlei Geräte fertigt. Die Kleidung, die sich bei Männern und Frauen nur wenig unterscheidet, besteht hauptsächlich aus Fellen, in den von europäischer Kultur beeinflußten Gegenden auch aus dicken Wollstoffen. Als Wohnungen dienen im Sommer Zelte mit Fellüberkleidung; die Winterhäuser liegen z. T. in der Erde, sind aus Steinen und Rasen erbaut und haben zum Schutz gegen die Kälte häufig einen gang- artigen Vorraum. „Doch gibt es in Westgrönland jetzt auch bessere Häuser, deren Wände, Decken und Fußböden von Dielen sind, und in denen sich Tische, Stühle, Spiegel, Bilder, Uhren und Lampen befinden." Als einzige Haustiere hält man Hunde, die zum Ziehen der Schlitten verwendet werden. Schon im Mittelalter hatten sich Normannen an der Küste Grönlands niedergelassen und Ansiedlnngen gegründet, die aber später wieder eingingen. Da war es im 18. Jahr- hundert ein norwegischer Pfarrer auf den Lofoten, Hans Egsde, in dem der Gedanke erwachte, über die Schicksale seiner vor Jahrhunderten in Grönland verschollenen Lands- leute Erkundigungen einzuziehen und den Eingeborenen das Evangelium zu bringen. Er sand die nötige Unterstützung, segelte 1721 nach Grönland, gründete eine Niederlassung und hat bis 1736 unter großen Entbehrungen selbstlos unter den Eskimo als Missionar und Kulturförderer gewirkt. Andre, später auch Herrnhuter Missionare, haben sein Werk fort- gesetzt. Das bewohnte Grönland gehört heute zu Dänemark. Um die Bewohner vor Ausbeutung zu schützen, hat sich die Regierung das alleinige Handelsrecht gewahrt. Kein fremdes Kaufmannsschiff darf an der Küste landen. Der Handel ist des Eises wegen auf den Sommer beschränkt. Das Land liefert Robbenspeck, Fischleber, Felle von Seehunden, Blaufüchsen und Bären, Eiderdaunen, Tran, Walfisch- und Walroßzähne, Stockfische und auch einige Erze, Blei, Zink, Zinn, Eisen sowie Kryolith, das bei der Herstellung des Glases verwendet wird. — Die Hauptanfiedlung ist Jnlianehaab (3000 E.). 2. Die Nordische Inselwelt Amerikas (S. 245). 3. Spitzbergen (65000 qkm) liegt n. von Europa zwischen dem 76. und 80. Breiten- kreise. Es besteht aus vier größeren und vielen kleinen gebirgigen Inseln, die von zahl- reichen Fjorden zerrissen sind. Das Innere der Hauptinsel ist mit Eis bedeckt, von dem sich Gletscher in die Fjorde hinabziehen. Die Westseite wird von einem Arm des Golf- stroms berührt. Daher ist das Küstengebiet hier eisfrei. Die Inseln sind unbewohnt, werden aber im Sommer von Walfisch-, Walroß- und Robbenjägern ausgesucht. Neuerdings sind sie auch zu einem beliebten Reiseziel für Nordlandsreisende geworden. — 200 km s. von Spitzbergen liegt vereinsamt die Bäreninsel (68qkm),noch weiter sw., zwischen Skandinavien und Grönland, Jan Mayen (370 qkm), das einen 2550 m hohen erloschenen Vulkan trägt.

10. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 356

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 356 — wiegend die Nama oder Hottentotten. In der Kalahari Hausen die ihnen der- wandten Buschmänner. Beide gehören der südafrikanischen Rasse an. Den übrigen Teil des Landes haben Bantuneger in Besitz, und zwar wohnen im mittleren Teile die Damara oder Hsrero, im N. die Ovambo. Dazu kommen dann noch in den wenig zugänglichen Gebirgsgegenden die Berg- damara, über deren Volkszugehörigkeit man noch im Zweifel ist, und im S., um Rehoboth, die Bastards, ein Mischvolk aus Hottentotten und Buren. Die Zahl der Weißen betrug 1911 13962, mehr als in allen unsern andern Kolonien zusammengenommen. 11140 davon waren Deutsche. Die Hottentotten und Buschmänner sind S. 63 ausführlich behandelt worden. Die in unserm Schutzgebiet wohnenden Nama (etwa 14000 Köpfe) sind eifrige Viehzüchter und waren früher ein wohlhabendes und auch politisch kräftiges Volk. In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts unterwarfen sie unter ihrem Häuptling Jonker Afrikaner die Hereros und dehnten ihre Herrschaft auch über das Ovamboland aus. Nach seinem Tode aber (1860) machten sich die Herero wieder frei, und in jahrzehntelangen Kämpfen mit diesen sowie auch in den Ausständen gegen die deutsche Herrschaft haben sie ihre Macht gänzlich eingebüßt, und ihre Zahl ist sehr zusammengeschmolzen. Sie sind jetzt gänzlich verarmt und müssen sich ihren Unterhalt zum großen Teil durch Arbeit bei den Weißen verdienen. Ihre geringe Arbeitslust macht sie aber zu einem wenig wertvollen Völker- bestandteil unsrer Kolonie. Da die Mission schon lange unter ihnen gearbeitet hat, sind die meisten Christen. Sie können lesen und schreiben und kleiden sich europäisch. Ihre alte Wohnweise in bienenkorbartigen Hütten oder Pontocks haben sie aber beibehalten (S. 65). Die erst im 18. Jahrhundert von N. her eingewanderten Damara oder H6rero (18000) sind ein körperlich kräftiges, kriegerisches und zur Arbeit anstelliges Volk. Vor dem großen Ausstande (S. 360), der auch ihre Macht gebrochen hat, besaßen sie große Viehherden. „Die Herero gelten aber als lügenhaft, hochmütig, betrügerisch und unreinlich. Unvorteilhafte Charaktereigenschaften sind ferner ihre Tücke und Hinterlist, ihre zügellose Roheit und kaltherzige Grausamkeit, die bei aller Gerechtigkeit eine eisern strenge Bevor- mundung des unzuverlässigen und gefährlichen Volkes nmfomehr nahe legen, als es den Weißen stets frech und unverschämt entgegengetreten ist. Anderseits sind die Herero brauchbar für schwere Arbeiten beim Berg- und Bahnbau, und vor allem schätzt man sie als tüchtige Viehzüchter, deren ganzes Leben in der Sorge um ihre Herden aufgeht. Alle sind eifrigst auf die Vermehrung ihres Viehstandes bedacht, der ihren Reichtum bedingt und mit dem ein schwunghafter Handel betrieben wird" (Hafsert). Im Gegensatze zu den umherziehenden viehzüchtenden Hereros sind die ihnen nahver- wandten Ovambo (60000) seßhafte Ackerbauer, die den Boden gut bearbeiten und für ihr Vieh schützende Ställe besitzen. Auch in der Bearbeitung des Eisens und in Flecht- arbeiten sind sie sehr geschickt. Ebenso haben sie sich als Arbeiter im Dienste der Weißen bei Bahnbauten und in Bergwerken als fleißig und anstellig bewährt. Von europäischen! Einfluß sind sie noch wenig berührt worden, was sich u. a. auch darin zeigt, daß sie säst unbekleidet gehen. Ihr Land ist bis jetzt noch nicht in regelrechte Verwaltung genommen worden, wird aber in Zukunft wohl die Kornkammer des Schutzgebietes werden. Die Bergdamara, so genannt im Gegensatz zu den viehzüchtenden Damara, gleichen in ihrem Äußern den Bantnnegern, reden aber die Sprache der Hottentotten. Wahr- scheinlich sind sie als einer der ersten Bantustämme in das Gebiet der Hottentotten ein- gebrochen, dann aber von diesen überwältigt worden. Von den andern Völkerschaften immer
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