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ist, ruht. Unwillkürlich frage ich mich, ob ich wache oder träume, ob die Städte Fes und
Paris wohl auf demselben Gestirn liegen."
Elwa 350 km sw. von Fes liegt auf einer von zahllosen Fruchtbäumen bedeckten
Hochebene, nahe dem Atlas, die zweite Hauptstadt, Marokko oder M a r r a k e s ch (60—80 000 E.).
Sie soll zur Zeit ihrer Blüte 700000 E. gehabt haben. Innerhalb der riesigen, halb-
verfallenen Stadtmauer liegen heute große, freie Plätze und Gärten. Andere Städte des
Binnenlandes sind Mekines, sw. von Fes, und Tarudant, die Hauptstadt des Sus.
Die wichtigeren Häfen liegen alle am Atlantischen Ozean. Der bedeutendste ist Tanger
oder Tandfcha (46000 E.) an der Straße von Gibraltar, der Sitz der fremden Gesandt-
schaften (Abb. 2). Unter den Bewohnern sind etwa 6000 Europäer. Die Stadt liegt an einer
schönen, aber seichten und wenig geschützten Bucht und wird z. T. von hohen Bergen um-
rahmt, deren Abhänge in üppigem Grün prangen und mit Villen und Gärten europäischer
Bauart bedeckt sind. Tanger ist ein lebhafter Handelsplatz mit Post- und Telegraphen-
ämtern europäischer Staaten, Banken und europäisch eingerichteten Gasthöfen, zeigt aber
sonst ganz das Gepräge der übrigen marokkanischen Städte. Die andern Küstenstädte,
darunter Kafablanka, Mogador und Agadir, der Hafen des Sus, liegen alle an
offenen Reeden mit starker Brandung, und die Schiffe müssen oft tagelang vor Anker
liegen, ehe eine Landung, und zwar auch nur mit Booten, möglich ist. — An der Mittel-
meerküste haben die Spanier einige Besitzungen, die sog. Presidios. Die wichtigsten sind
<!enta (ßs-uta), Gibraltar gegenüber, und Melilla, weiter ö.
Wirtschaftliches. Marokko ist ein mit großen natürlichen Reichtümern
ausgestattetes Land. Aber die greuliche Mißregierung hat bisher jede Wirtschaft-
liche Entwicklung zurückgehalten. Die Haupterwerbsquellen sind Ackerbau und
Viehzucht. Die mannigfachen Höhenabstufungen des Landes und das im all-
gemeinen günstige Klima ermöglichen den Anbau aller Kulturpflanzen der
wärmeren und gemäßigten Länder. Aber da der Bauer den Lohn seiner
Arbeit nicht genießt (S. 11), bei den schlechten Verkehrsverhältnissen auch die
Ausfuhr mit großen Schwierigkeiten verknüpft ist, wird der Ackerbau nur nach-
lässig betrieben, und große Strecken fruchtbaren Landes liegen unbenutzt da.
Dazu kommt die überaus rückständige Art der Bewirtschaftung. Der altertüm-
liche Holzpflug vermag die Oberfläche nur zu ritzen; Eggen, Sensen und
ondere Geräte sind unbekannt, und das Getreide wird gedröschen, indem man
das Vieh darüber treibt, wobei natürlich viele Körner verloren gehen. So der-
mag das Land, das eine reiche Korn- und Fruchtkammer sein könnte, nur ge-
ringe Mengen landwirtschaftlicher Erzeugnisse auszuführen; ja bei Mißwachs
und Heuschreckenplagen hat es sogar unter Hungersnöten zu leiden.
Das Hauptgebiet dcs Ackerbaus ist der Schwarzerdegürtel des Altasvorlaudes (S. 7).
Weizen, Gerste, Gemüse und Hülsenfrüchte find die ^aupterzeuguifse. Neuerdings
hat der Flachsbau größere Ausdehnung gewonnen. Manche Gebiete würden sich auch
sür den Anbau von Baumwolle, Neis und Zuckerrohr eignen, und auch für den Weinbau
liegen die Bedingungen günstig; aber man ist über kümmerliche Anfänge nicht hinaus-
gekommen. Vorzüglich gedeihen in verschiedenen Teilen des Landes Südfrüchte aller Art:
Apfelsinen, Granatäpfel, Oliven, Mandeln und in den Oasen f. vom Atlas
Datteln, und ihr vermehrter Anbau könnte dem Land eine reiche Einnahmequelle verschaffen.
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Marokko Atlantischen_Ozean Tanger Agadir Marokko
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Mittelmeerbeckens, ist überaus günstig. Dazu kommt die im Verhältnis zur
Größe des Landes längere Küste mit der trefflichen Bucht von Tunis. Auch
das anbaufähige Land nimmt einen verhältnismäßig größeren Raum ein.
Seit Tunis unter der geordneten französischen Verwaltung steht, hat die
wirtschaftliche Ausnutzung bedeutende Fortschritte gemacht. Der Bodenbau
nimmt stetig zu, durch die Anlage von Eisenbahnen (1910: 1500 km), Land-
straßen und großartigen Hafenbauten in Tunis, Biferta und Sfaks ist der
Verkehr erleichtert worden, der Handel bewegt sich in steigender Linie, und der
Staatshaushalt steht günstiger als in Algerien. Die Erzeugnisse sind im
wesentlichen dieselben wie in der Nachbarkolonie.
Der Außenhandel belief sich 1911 auf 212 Mill. Mk. (A. 115, E. 97).
Deutschland führte 1911 für 5 Mill. Mk. aus Tunis aus, für 1,7 Mill. ein.
Siedlungen. Die Hauptstadt Tunis (200000 E.) liegt auf hügeligem Boden an
i>er gleichnamigen Bucht, aber nicht unmittelbar an der Küste, sondern an der Binnenseite
eines großen Strandsees. Ein 11 lim langer Kanal, der jetzt die Lagune durchschneidet,
hat sie größeren Schiffen zugänglich gemacht und verbindet sie mit dem Hafen Goletta.
Von den Bewohnern sind 70000 Europäer, vorwiegend Italiener, und 50000 Juden.
15 km nö. lag das alte Karthago, von dem sich nur noch geringe Trümmerreste finden.
An der Nordküste Biserta (25000 E.), das in letzter Zeit zu einem Kriegshafen ersten
Ranges umgebaut worden ist. Andre, an der Ostküste gelegene Häfen sind Sfaks
(30000 E.) und Gabes. Die bedeutendste Siedlung im Innern ist Kairuan (25000 E.)
mit prächtigen Moscheen, als heilige Stadt der Araber ein wichtiger Wallfahrtsort und
Mittelpunkt des Karawanenverkehrs.
Staatliches. Tunesien ist seit 1881 ein Schutzstaat Frankreichs. Dem
Namen nach wird es zwar noch von einem Fürsten, dem Bei, regiert, aber die
Vertretung nach außen und die ganze Verwaltung liegt in den Händen der
Franzosen, die das Land auch militärisch besetzt halten.
Tunis stand seit 1575 unter türkischer Herrschaft, die sich aber allmählich lockerte,
bis endlich der Bei 1871 volle Selbständigkeit erlangte. Sie sollte nicht lange dauern.
Unbedeutende Grenzverletzungen durch den räuberischen Stamm der Krumir gaben 1881
den Franzosen den erwünschten Anlaß, sich in die Angelegenheiten des Landes einzumischen
und die Schutzherrschaft an sich zu reißen, zum großen Vevdrusse der Italiener, die eben-
falls ihr Auge auf das ihnen so nahe Tunis geworfen hatten.
Iii. Niederafrika.
1. Die Sahara.
Lage, Größe. Die Sahara, die größte Wüste der. Erde, erstreckt sich in
-einer Länge von 5000 und einer Breite von etwa 1800 km quer durch ganz Nord-
asrika, von der Düneuküste des Atlantischen Ozeans bis zu den Felsgestaden
des Roten Meeres. Eine Unterbrechung bildet nur der fruchtbare, aber ver-
hältuismäßig schmale Streiseu des Niltals. Die Wüste wird im N. von den
Atlasländern begrenzt; weiter ö. tritt sie an einigen Stellen bis nahe an das
Mittelmeer heran. An der Südseite findet ein allmählicher Übergang zu den
Fick, Trdkimde. Iv. Band. o
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Gegenden, namentlich in der Libyschen Wüste, bilden die dichtgedrängten Dünen-
züge förmliche Gebirgslandschaften. 4. Die Lehmwüste. Sie hat in der Sahara
die geringste Ausdehnung und findet sich in Einsenkungen, die ehedem Seebecken
waren. Der Boden besteht aus feinem Schlamm oder Lehm und ist gewöhnlich
stark von Salz durchsetzt. Fällt einmal ein Regenguß, so verwandelt er sich
in eine kotige Masse; dann wird er wieder hart und trocken und zerspringt in
der Hitze in Schollen. Nach Chavanne entfallen in der Sahara Mill. qkm
auf Stein- und Kiesflächen, 2 Mill. auf Gebirge, l1^ Mill. auf Dünengebiete.
Die westliche Sahara beginnt mit einem mehrere Tagereisen breiten Tieflands-
streifen, der am Atlantischen Ozean entlang zieht. Hohe Dünen bedecken die hafenlose Küste
und setzen sich ins Innere des Landes fort. Allmählich hebt sich der Boden ans 3—400 m,
Abb. 4. Karawane in der Dünenwüste.
wird aber noch öfter von tiefer liegenden Gebieten unterbrochen. So zieht sich eine breite
Senke, deren mittlerer Teil als El Dschuf, Bauch der Wüste, bezeichnet wird, in nö.
Richtung vom Senegal bis zur kleinen Syrte. In ihr liegt u. a. die große Oase Tuat
und das Gebiet der tunesischen Schotts (S. 16). In der W.sahara nehmen Dünenland-
schasten einen großen Raum ein (Abb. 4). „Man stelle sich ein Chaos von scharfgeschnittenen
Bergkämmen, von spitzen Zacken, von bald langgezogenen, bald halbmondförmig gekrümmten
Rücken vor, ein endloses Meer von großen Sandwellen mit staunenswert glatten Ab-
hängen, orangegelb oder rötlich widerscheinend, von tiefen Schluchten durchschnitten, in
denen der Mensch, verloren zwischen diesen wandernden Mauern, erstickt; man denke sich
alles dies schweigend, unbeweglich wie ein plötzlich erstarrtes wütendes Meer, alles aber
in eine solche Lichtglut getaucht, so erleuchtet durch die Macht der Sonne, daß man nicht
gelben Sand, fondern eine Anhäufung von Goldstaub zu sehen glaubt, und man wird ein
schwache Vorstellung von einer solchen Landschaft bekommen" (Schirmer). Eine Wanderung
2*
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Von den genannten Inselgruppen sind die Kanaren spauisch, die andern portugiesisch.
Bei der Entdeckung durch die Europäer waren sie unbewohnt mit Ausnahme der Kanaren,
auf denen ein berberisches Volk, die Guanchen (guantschen), ansässig war, das aber von
den Spaniern ganz ausgerottet worden ist. Die heutige Bevölkerung der Inselgruppe
besteht fast ganz aus Portugiesen und Spaniern.
5. Die Guinea-Inseln (3000 qkm, 64000 E.), 4 an der Zahl, liegen im innersten
Teil des Guineabusens und erreichen Höhen bis zu 2850 m. Sie haben ein heißes,
regenreiches Klima und sind darum üppig bewaldet und zum Anbau fast aller tropischen
Gewächse geeignet. Die nördlichste und südlichste, Fernando Po und Annobom,
gehören den Spaniern, die beiden andern, Prinzipe und St. Thome, den Portugiesen.
Die Bewohner sind Bantuueger. St. Thomö hat bedeutenden Kakaobau (1908: 2,5 Mill. kg).
6. St. Helena <120 qkm, 4500 E.) liegt 1850 km von der nächsten Küste entfernt.
Es ist eine einzige, große, wild zerklüftete Basaltmasse, die von allen Seiten steil empor-
steigt und 820 m Höhe erreicht. Die Bewohner, meist englischer Herkunft, treiben Land-
ivütschast, besonders Kartoffelbau und Ziegenzucht. Früher war die Insel, die seit 1815
englisch ist, ein wichtiger Anhaltepunkt für Schiffe, die hier Kohlen, Wasser und Lebens-
Nuttel einnahmen. Seit Eröffnuug des Sueskauals ist aber der Schiffsverkehr immer
mehr zurückgegangen. St. Helena ist besonders durch Napoleon I. bekannt geworden, der
hier von 1815—21 auf dem Gute Longwood (= wud) in der Verbannung lebte. Der
Hauptort der Insel ist das Hafenstädtchen Jamestown (dschehmstauu). Ebenfalls eng-
lisch sind noch zwei andere Eilande mitten im Atlantischen Ozean, Aszension (assenschen),
nw. von St. Helena, und Tristan da Ennha, weit im S.
b) Inseln im Indischen Ozean.
. Madagaskar (590900 qkm, 3 Mill. E.), die viertgrößte Insel der
Erde, wird vom Festlande durch den 400 km breiten Kanal von Mossambik
getrennt. Es ist 1650 km lang, was der Entfernung von Berlin bis Sizilien
entspricht, bis 550 km breit und kommt an Fläche der Pyrenäenhalbinsel
gleich. Die Küsten sind wenig gegliedert, fast überall flach, sumpfig oder mit
Haffen bedeckt. Im Innern wechseln Bergketten mit Hochflächen. Der Hauptzug
liegt der Ostküste näher und erreicht 2850 m. Von hier aus fällt das Land
nach O. steil, nach W. in breiten Stufen ab. Das Klima ist tropisch und sehr
ungesund, besonders in den Küstenlandschaften. Da die Insel beständig vom
Südostpassat bestrichen wird, empfängt die Ostseite bedeutende Regenmengen (3 m),
und die Gebirge sind daher hier mit dichtem Urwald bestanden. Im W., im
Regenschatten der Gebirge, sind die Niederschläge gering, und das Land ist zum
großen Teil Sawanne oder Steppe.
Die Bewohner sind Malaien mit gelbbrauner Hautfarbe und gelocktem
Haar und wahrscheinlich von den Sundainseln her eingewandert. Sie bauen
Reis, Taro, Hanf und betreiben Seidenzucht, alles Dinge, die sie aus ihrer
ursprünglichen Heimat mitgebracht haben. Schon in der ersten Hälfte des
vorigen Jahrhunderts sind die Madagassen von englischen Missionaren größten-
teils zum evangelischen Christentum bekehrt worden. 1869 wurde dieses zur
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Extrahierte Personennamen: Thome Helena_<120 Helena Napoleon_I. Helena Tristan_da_Ennha
Extrahierte Ortsnamen: Guineabusens Atlantischen_Ozean Indischen_Ozean Madagaskar Berlin Sizilien
— 31 —
Inseln hervorragen. Um diese Zeit herrscht überall Freude. Denn wo das
Wasser gestanden hat, da läßt es einen fruchtbaren Schlamin zurück, der Haupt-
sächlich den Gebirgen Abessiniens entstammt. In den so durchfeuchteten und
gedüngten Boden wird dann der Same gestreut, und wenn bei uns die Erde
mit Eis und Schnee bedeckt ist, sieht man in Ägypten üppige Kornfelder und
fette, grüne Weiden.
Die Überschwemmungen des Nils verlaufen keineswegs so einfach, wie man sich das
gewöhnlich vorstellt. Schon die alten Ägypter hatten großartige Einrichtungen geschaffen,
einerseits, um den verheerenden Einwirkungen des Hochwassers vorzubeugen, anderseits, um auch
den Gegendeil das kostbare Naß zuzuführen, die bei zu niedrigem Wasserstande nicht erreicht
wurden. Denn die Fluthöhe ist in den einzelnen Jahren außerordentlich verschieden.
Übersteigt sie beträchtlich das gewöhnliche Maß, 8,5 m über dem niedrigsten Stande am
Pegel auf der Insel Roda bei Kairo, so richten die Gewässer oft großen Schaden an.
Schlimmer noch ist es, wenn sie dahinter zurückbleibt: geringe Ernte, ja Hungersnot sind
die Folge. Die Vorkehrungen, die man zur Regelung der Bewässerung getroffen hat, be-
stehen in einem ausgedehnten Netz von Kanälen und Dämmen. Klunzinger schildert den
heutigen Zustand wie folgt:
„Die schwellende große Mittelader ergießt ihr nährendes Wasser in groß?, tiefe, bis
nahe an den Rand der Wüste reichende, zuweilen wieder bogig zur Hauptader zurückkehrende,
von Menschenhand gemachte Seitenkanäle. Von Strecke zu Strecke werden die Kanäle
durch Querdämme unterbrochen, das Kanalwasser staut sich hinter dem Damme und strömt
durch Schleusen in das nebengelegene Niederland. Hat der hinter dem ersten Querdamme
gelegene Teil des Landes seine nötige Bedeckung mit Überschwemmuugswasser bezogen,
so sticht man diesen Damm an, das Wasser strömt im Kanäle bis zum zweiten Damme,
ergießt sich über dessen Bezirk und so fort. Ist das Hochwasser ungenügend, wie es
in manchen Jahren vorkommt, so gelangt es kaum in die äußersten Bezirke des Tales,
und diese bleiben für dieses Jahr trocken und brach. Für die Felder, wo noch eine Ernte
steht, werden die Schleusen des Kanals erst nach der Ernte geöffnet. Fällt der Fluß, so
wird das befruchtende Wasser durch Abdämmen noch eine Zeitlang auf dem Felde zurück-
behalten". Im Sommer, wenn der Nil seinen niedrigsten Stand hat, bildet der weitaus
größte Teil des Niltales eine sonnverbrannte Staubebene. Aber durch Schöpfvorrichtungen
aller Art, von Menschen, Tieren oder Dampf bewegt, können auch dann ansehnliche Land-
striche am Flusse künstlich bewässert werden. Nicht weniger als 60000 Hebelwerke (Scha-
duss), 35000 Schöpfräder und 3600 Dampfmaschinen arbeiten am Nil. Am Beginn des
Deltas hat man im vorigen Jahrhundert ein gewaltiges Wehr errichtet, vor dem sich das
Wasser staut und durch dessen Schleusen der Abfluß für das Delta geregelt wird. Viel
gewaltiger aber, wohl das großartigste Wasserbauwerk der Neuzeit, ist der von den Eng-
ländern ausgeführte, 1902 vollendete Staudamm von Assuan in Oberägypten. 18000
bis 19000 Menschen haben vier Jahre daran gearbeitet. Der Damm sperrt den Fluß an
der Stelle des ersten Katarakts. Er hat eine Länge von fast 2 km, ist 37 m hoch,
am Felsengrunde 29, an der Krone 7 m breit und aus schweren Granitblöcken erbaut.
180 Schleusen, denen der Wasserüberschuß mit donnerndem Getöse entströmt, durchbrechen
ihn. Zur Zeit der Flut sind die Schleusen geöffnet. Anfang Dezember, wenn der Fluß
wieder in seine Ufer zurücktritt, werden sie geschlossen. Etwa 100 Tage dauert es, bis das
gewaltige Staubecken gefüllt ist, das an Größe dem Genfer See gleich kommt und über
1 Milliarde cbm Wasser faßt. Dieses wird dann zur Zeit der Sommerdürre in Kanälen
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— 200 —
zum 154.° ö. L. Ziemlich in der Mitte wird es vom Wendekreis geschnitten.
Der n., etwas kleinere Teil liegt also in der heißen, der f., größere in den
wärmeren Strichen der gemäßigten Zone. Die Grenzen sind im W. der Indische,
an den drei anderen Seiten der Große Ozean. Im N,-O. liegt die inselreiche,
im allgemeinen flache Arasnrasee, die aber dann zu einem tiefen Graben ab-
sinkt, der die Grenze gegen die Indischen Inseln bildet. Die Torresstraße
trennt Australien von der Insel Neuguinea. Die größte wö. Ausdehnung des
Erdteils, 4100 km, entspricht ungefähr der Breite Afrikas am Äquator, die ns.
schwankt zwischen 1700 km (Stettin-Messina) und 3200 km (Petersburg-
Alexandria).
Die Küsten. Australien hat die Gestalt eines im S. eingebuchteten Recht-
ecks. Gleich den andern Erdteilen der Südhalbkugel, Afrika und Südamerika,
ist es sehr schwach gegliedert. Nur im N. greift ein Meeresteil, der Karpen-
tariabusen, breit und tief ins Land ein, während der große Australgolf an
der Südseite nur eine flache Einbuchtung bildet. Doch ist der Erdteil au seiner
Nord-, Ost- und Südostseite reich an kleinen Einschnitten, die gute Häfen bilden.
Die Glieder sind im Verhältnis zum Rumpfe unbedeutend. Als wichtigste
kommen in Betracht die Halbinseln Arnhemsland und Jork im N. und die
durch die Baßstraße vom Festlande geschiedene Insel Tasmanien im S.
Der Karpentariabusen, der als breites Viereck ins Land einschneidet, ist für die
Schiffahrt ohne Bedeutung, da seine Küsten meist flach, verschlammt und mit Mangrove-
Waldungen bedeckt find. Zwischen der dreieckigen, spitz zulaufenden Halbinsel Uork und
der großen Insel Neuguinea liegt die 150 dm breite Torresstraße. Sie ist nach dem
spanischen Seefahrer Torres benannt, der sie 1606 zuerst durchfuhr, und als die kürzeste
Verbindung zwischen Indien und Ostaustralien für die Schiffahrt wichtig. Der Meeresarm
ist aber schwer zu befahren, da seine Gewässer sehr flach und gedrängt voll von kleinen
Inseln, Korallenriffen und Sandbänken sind. Die ganze Ostküste Australiens ist steil und
reich an kleinen Buchten mit vorzüglichen Ankerplätzen. Aber an der Nordhälfte wird die
Zugänglichkeit erschwert durch das große Australische Wall- oder Barriereriff, das
die Küste fast 2000 km weit von der Torresstraße bis zum Wendekreis begleitet.
Es besteht aus einem mächtigen, 4—47 km breiten Wall von Korallenfelsen, der den
Rand einer unterseeischen Küstenstufe bildet. Nach außen fällt das Riff steil zu bedeuten-
den Meerestiefen ab. An der Innenseite dagegen breitet sich ein flacher, 20—100 m liefer
Meeresteil aus, der Riffkanal, dessen Breite von 8—25 km im N. bis auf 100 km im
S. anwächst. Zur Flutzeit ist das Riff größtenteils vom Meere bedeckt, während es bei
Ebbe als breiter, dunkler Streifen einige Fuß hoch aus dem Wasser hervorragt. Das
Wallriff wirkt als natürlicher Wellenbrecher. An seiner Außenseite tobt die Brandung mit
furchtbarer Gewalt, während der dahinter liegende Kanal ein ruhiger Meeresteil ist, aber
der Schiffahrt doch große Gefahren bereitet, da er von zahlreichen kleineren Riffen durchsetzt
ist, die vielfach nur bis dicht unter die Oberfläche des Wassers emporragen. Das Haupt-
riff hat an vielen Stellen Lücken, von denen einige ganz schmal, andere bis zu 15 km
breit sind und den Schiffen die Durchfahrt ermöglichen. Sie liegen allemal den Mündungen
der Flüsse gegenüber, deren süßes und trübes Wasser das Wachstum der Korallen beein-
trächtigt. Obwohl die Gefahren für die Schiffahrt durch angestellte Lotsen und durch Leucht-
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
— 151 —
angenommen hat, sondern wie Iran (S. 116) ein Faltenland, dessen Hohlräume
durch den Verwitterungsschutt ausgefüllt und eingeebnet worden sind. Zahlreiche
Gebirgsketten, Abzweigungen des Kwenlun und des Karakornm, die man erst in
neuster Zeit, namentlich durch die Forschungsreisen Sven Hedins, kennen gelernt
hat, durchziehen das Land in ö. Richtung. So verläuft z. B. unter dem
34. Breitengrade die Duplexkette, die 8000 in Höhe erreicht, und im S. hat
Sven Hedin einen gewaltigen, mit dem Himalaja gleichgerichteten Zug erforscht,
den er als Transhimalaja bezeichnet, der aber nach einem Beschlüsse des
Geogravhentages den Namen Hedingebirge führen soll. Der größte Teil
Tibets ist abflußlos. Die meist kleinen Flüsse münden fast alle in salzige See-
becfen, die in ungeheurer Zahl über das Land verstreut liegen und wahrscheinlich
die Reste einer einst viel größeren Wasserbedeckung sind. Die größten sind der
Knknnor im N.-O. und der Tengrinor im S. Die wasserreichen Flüsse der
s. und ö. Grenzlandschasten durchbrechen die Randgebirge in engen, z. T. noch
unerforschten Schluchtentälern: so der Indus und der Brahmaputra, der
Mekong, der Jangtsekiang und der Hoangho, die ihren Weg nach O. nehmen.
Das Klima ist infolge der hohen Lage und der Gebirgsumrandung des Landes rauh
und trocken. Die Winter sind bitter kalt, und fast die Hälfte des Jahres ist der Boden
mit Schnee bedeckt. Im kurzen Sommer aber wird es recht heiß. Die Pflanzenwelt
ist sehr dürftig. Bäume finden sich nur in den tieferen Tälern bis etwa 3000 m Höhe.
Weiter hinauf gibt es nur noch Sträucher, Kräuter und Gräser. Steppen wechseln mit
Sümpfen, Seen, Stein-, Kies-, Sand- und Salzwüsten. Der Kulturboden ist fast ganz
auf die großen Täler im S. und O. beschränkt. Reich entwickelt ist die Tierwelt, nament-
lich in dcr grasbedeckten Landschaft, wenn auch die Zahl der Arten nicht groß ist. Am
stärsten vertreten sind die Huftiere: Antilopen, Hirsche, Wildesel, wilde Schafe
(16 Arten), das Moschustier und der Jak oder Grunzochse, der auch als Haustier ge-
halten wird. Von Raubtieren finden sich Tiger, Panther, Bär, Wolf, Luchs und
Fuchs. .
Die Bewohner, die Tibetaner, gehören zu den Mongolen. Sie leben
in einer Art Halbkultur. In den n. und w. Steppenlandschaften sind sie
Nomaden, züchten Jaks, Schafe, auch Pferde und Rinder, und wohnen in Zelten,
deren Decken aus dem schwarzen Haar der Jakochsen hergestellt werden. In
den tiefer gelegenen Tälern des S. und S.-O. dagegen sind sie seßhaft und
treiben Ackerbau und Gewerbe. Sie fertigen grobe Wollstoffe, Teppiche und
allerlei Metallwaren. Ihre Kleidung besteht aus einem kastanartigen Rock aus
Wolle oder Schaffell, der durch einen Gürtel gehalten wird. Die Reicheren
kleiden sich in chinesische Seidenstoffe. Die Häuser sind rohe Bruchsteinbauten.
Unter den Nahrungsmitteln spielt der aus China eingeführte Ziegeltee, der als
Suppe mit Butter und Salz angerichtet wird, eine große Rolle. Von bestim-
mendem Einfluß auf das Volk ist die Religion. Tibet ist der Hauptsitz des
Buddhismus (S. 130), aber in einer entarteten Form, den man als Lamais-
mus bezeichnet. Das geistliche und zugleich weltliche Oberhaupt ist der Dalai
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Extrahierte Personennamen: Sven_Hedins Sven_Hedin Wolf
— 173 —
über 4/5 der Größe des Deutschen Reiches. Den Hauptbestandteil bildet der
mittlere Bogen, die Japanischen Inseln i. e. S., mit einer Fläche von der
Größe Preußens. Die andern Inseln, Formosa und die Riukiu-Jnseln im
S., die Kurilen und die Hälfte von Sachalin im N. wie die Besitzungen auf
dem Festlande, Korea (S. 171) und Kwantnng (S. 157), sind erst in neuster
Zeit erworben worden.
Das Land, a) Das eigentliche Japan liegt in der Breite der Mittel-
meetläuder. Es besteht aus vier Hauptinseln: Hondo, Kiuschiu, Schikoko
und Jesso. Sie sind ganz von Gebirgen erfüllt, die nur hin und wieder eine
kleine Ebene freilassen. Ihre Höhe geht im allgemeinen über die unsrer Mittel-
gebirge nicht hinaus, erreicht aber in einzelnen Gipfeln 2000—3000 m. Wie
die Snndainseln, so bildet auch Japan einen Hauptherd vulkanischer Tätigkeit.
Man zählt gegen 100 erloschene und über 20 noch tätige Feuerberge, und in
alter und neuer Zeit haben Ausbrüche oft furchtbare Verheerungen angerichtet.
Dazu wird das Land unaufhörlich von Erdbeben heimgesucht. Auch zahlreiche
heiße Quellen zeugen von dem unterirdischen Fener.
Der höchste und bekannteste unter den Feuerbergen ist der Fttschijama (3800 m),
der 1708 seinen letzten Ausbruch hatte. In majestätischer Schönheit erhebt sich der auf-
fallend regelmäßig gebaute Riesenkegel. 10 Monate hindurch erglänzt sein Gipfel, der
weit und breit ein Wetter- und Wahrzeichen für die Schiffer wie für den Landmann ist,
in blendendweißem Schneemantel. Der Berg gilt den Japanern als heilig, als ein Sitz
der Götter. Auf allen möglichen Erzeugnissen der japanischen Kunst und Industrie wird
er nachgebildet: auf Papier, auf Geweben, auf Lack- und Tonwaren, als Schnitzerei auf
Holz und gegossen oder als Stichelarbeit auf Bronzegefäßen. Alljährlich im Juli und
August, wenn die Sonne die Schneehaube weggeschmolzen hat, ersteigen 15—20000 bud-
dhistische Pilger in weißen Gewändern den Gipfel, um hier anzubeten und von ihm aus
den Sonnenaufgang und die Natur zu bewundern.
In Japan finden im Durchschnitt jährlich über 1200 Erdbeben statt. Sie sind
allerdings meist harmlos, aber sie machen doch, wie Lauterer bemerkt, auf den Fremdling
einen unheimlichen Eindruck. „Wenn des Nachts das Bett plötzlich zu schwanken anfängt,
daß man glaubt, in einer Kajüte zu sein, oder wenn sich bei Tisch das Wasser im Glas
unruhig hin und her bewegt, so ist. man versucht, schnell hinauszueilen ins Freie, um
nicht unter den Trümmern des herabstürzenden Daches begraben zu werden". Die Häuser
sind aber mit Rücksicht auf die Erdbeben ganz aus Holz und sehr niedrig gebaut, so daß
sie selbst starke Erschütterungen auszuhalten vermögen. Mitunter ereignen sich aber auch
große Erdbeben. Bei dem letzten im Jahre 1891 stürzten Brücken ein, Hügel verschwanden,
Erdspalten verschlangen ganze Behausungen und ließen an ihrer Stelle Schlamm und
Wasser hervortreten. 128000 Häuser wurden zerstört, 20000 Menschen verwundet,
10 000 verloren ihr Leben. Bei unterseeischen Erdbeben kommt es vor, daß gewaltige
Flutwellen verderbenbringend gegen die Küsten vordringen und ganze Städte und Dörfer
samt ihren Bewohnern fortspülen. 1896 kamen durch eine solche Welle 27000 Menschen um.
Das Klima ist nicht so warm wie das der Mittelmeerländer, aber wärmer als
auf dem gegenüberliegenden Festlande (S. 157). Der Ozean, der die Inseln umgibt, mildert
die Gegensätze. Dazu kommt, daß ein warmer, 75 km breiter und 900 m tiefer Meeres-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
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Extrahierte Personennamen: Schikoko August
Extrahierte Ortsnamen: Formosa Sachalin Korea Japan Japan Japan
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der durch den To Kol verstärkt wird. — Der Jeniffei, der dem Ob an Größe fast gleich-
kommt, entspringt an der Südseite des Sajanischen Gebirges, verläßt bald das Gebirgsland,
zieht dann ruhigen Laufes durch eine breite Niederung nach N. und mündet in einen
großen Trichter. Nur von rechts gehen ihm größere Nebenflüsse zu, darunter als bedeutendster
die Angara oder Obere Tunguska, die als Selenga den Baikalsee durchfließt und
den eigentlichen Oberlauf des Jeniffei bildet. Die Lena hat ihre Quelle im Berglande w.
vom Baikalsee. Sie beschreibt eine große ö. Ausbuchtung und mündet mit einem Delta.
Der Baikalsee (34000 qkm), der größte und tiefste Gebirgssee der Erde, ist 640 km
lang und 30—85 km breit. Er füllt einen gewaltigen Gebirgsspalt aus und ist bis
1688 m tief. 1200 m reicht er unter den Meeresspiegel hinab. An landschaftlicher Groß-
artigkeit soll er den schönsten Alpenseen gleichkommen. Seine gewaltige Wassermenge nimmt
im heißen Sommer soviel Wärme auf, daß er bis Neujahr hin seine Ufer zu ei wärmen
vermag. Erst um diese Zeit friert er zu und trägt dann allerdings ununterbrochen bis
zum April eine dicke Eisdecke, über die hin sich ein lebhafter Verkehr entwickelt. Im
Rufsifch-Japanifchen Kriege (1904 u. 5) bauten die Russen sogar eine Eisenbahn über den See,
die monatelang betrieben werden konnte. Im Sommer wird der See von Dampfern befahren.
Die sibirischen Flüsse haben trotz ihrer Größe und ihres ruhigen Gefälles für die
Schiffahrt nur eine geringe Bedeutung. 5—7 Monate hindurch sind sie zugefroren; zudem
führt ihr Unterlauf durch öde, unwirtliche Gebiete, und das Meer, in das sie münden, ist
nur selten eisfrei. Doch ist ihr Mittellauf für den Binnenverkehr wichtig, und ohne große
Schwierigkeiten ließe sich durch Kanäle eine Wasserstraße durch ganz Südsibirien schaffen.
Unglaublich ist der Reichtum der sibirischen Flüsse an Fischen. In dichtgedrängten Scharen
schwimmen diese zur Laichzeit stromaufwärts, und Reisende berichten, daß man sie vielerorts
mit Körben und andern Gefäßen geradezu schöpfen könne.
Wie ein Anhängsel Sibiriens erscheint die keulenförmige Halbinsel Kamt-
schatka. Sie ist ungefähr so groß wie Italien und ganz von Gebirgen erfüllt,
aus denen zahlreiche, z. T. noch tätige Feuerberge bis zu Höhen von fast 5000 m
emporragen. Da die Schneegrenze bereits bei 1500—1700 m beginnt, gewähren
diese Riesenkegel einen prachtvollen Anblick. Obwohl Kamtschatka unter der
Breite Norddeutschlands und Südschwedens liegt, ist doch sein Klima so feucht-
kalt, daß das Land ganz unwirtlich ist und nur von einigen Tausend Menschen
bewohnt wird.
Klima. Sibirien ist viel kälter als die unter gleicher Breite gelegenen Landschaften
Europas und hat unter allen Ländern der Erde das am stärksten ausgeprägte Landklima.
Die Gegensätze zwischen Sommer und Winter, die schon im europäischen Nußland sehr groß
sind (Iii, S. 388), erreichen im ö. Sibirien ihren höchsten Grad. Jrkutsk, das mit Berlin
unter gleicher Breite liegt, hat dieselbe Juliwärme wie dieses (18,5 °), aber eine Januar-
kälte von — 210 gegen — 0,2 in Berlin, und während hier die Jahreswärme 8,6 0 beträgt,
liegt die von Jrkutsk 0,4 unter Null. Weiter nach N. und O. verschärfen sich die Gegen-
sätze noch. Jakutsk hat im Jahre — 11,1, im Januar —42,9, im Juli 18,5 °; für Wercho-
jausk, dem bis jetzt bekannten kältesten Punkt der Erde, sind die entsprechenden Zahlen
— 17,2, —51,2 und 15°, und als größte Kälte hat man —70° gemessen. Infolge dieser
hohen und lang andauernden Kälte frieren die seichteren Gewässer bis auf den Grund zu,
und auf den Flüssen und Seen erreicht die Eisdecke eine Stärke von 2—3 m. Der Erd-
boden taut im Sommer nur in den oberen Schichten auf, und in einem Bergwerksschachte
hatte das Gestein noch in einer Tiefe von mehr als 100 m das ganze Jahr hindurch eine
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Ortsnamen: Sibiriens Italien Kamtschatka Norddeutschlands Europas Sibirien Berlin Berlin Jakutsk
— 236 —
2. Die Damm- oder Wallriffe. Sie unterscheiden sich von den Saumriffen nur
dadurch, daß sie die Küste in viel größerer Entfernung begleiten. Der Lagunenkanal, der
sie vom Lande scheidet, ist mitunter 5—30, beim großen Australischen Riff sogar bis 100 km
breit. Häufig ist er seicht und wieder von kleinen Riffen durchsetzt, häufig aber auch von
beträchtlicher Tiefe (20—100 m). Nur selten bildet das Riff einen zusammenhängenden
Wall. Öfter finden sich Unterbrechungen, die z. T. so tief sind, daß sie großen Schiffen
die Einfahrt in die Lagune ermöglichen. Ist diese tief genug, so bietet sie der Schiffahrt
eine ruhige Wasserstraße und die sichersten und schönsten Häfen; denn das Riff schützt gegen
den hohen Wellengang der See. Fast alle hohen Inseln der Südsee sind von solchen Riffen
umgeben und verdanken ihnen ihre vortrefflichen Häfen. Die Dammriffe erreichen mitunter
eine gewaltige Größe und ragen nicht selten über den Meeresspiegel empor. Das Neu-
kanonische Riff ist 750 km, das an der Nordostkllste Australiens gar 1900 km lang und
4—47 km breit.
3. Die Lagunenriffe oder Atolle. Sie bilden mehr oder weniger geschlossene
Ringe, bald mehr kreisförmig, bald in die Länge gezogen und häufig eckig verbogen (Abb. 43).
Man zählt ihrer in der Südsee gegen 300.
Über die Entstehung dcr verschiedenen Arten der Korallenriffe gehen die Ansichten
der Forscher noch heute auseinander. Die erste einleuchtende, für viele Fälle auch jetzt noch
gültige Erklärung hat Charles Darwin gegeben. Er geht von der Tatsache aus, daß die
Riffe an der Außenseite gewöhnlich zu großer Meerestiefe abfallen, erst sehr steil, dann mehr
allmählich. Da nun die Korallentierchen nur in den oberen wärmeren Schichten des
Meerwassers zu leben vermögen, so folgt daraus, daß die Korallenbauten nicht aus jenen
großen Meerestiefen, bis wohin sie hinabreichen, heraufgewachsen sein können. Als die
Tierchen zu bauen begannen, kann der Meeresgrund nicht mehr als 80 m tief gewesen sein.
Da bleibt denn nur die Annahme übrig, daß der Boden sich allmählich gesenkt und daß
der Weiterbau der Korallen mit dieser Senkung gleichen Schritt gehalten hat. Nach Darwin
ist jedes Korallenriff zuerst ein Saumriff gewesen. In der Nähe der Küste finden die
Korallentierchen schon in geringen Tiefen festen Untergrund, auf dem sie ihre Bauten auf-
führen können. So bietet die Entstehung des Saumriffes keine Schwierigkeiten. Denken
wir uns nun, daß eine von einem solchen Küstenriff umgürtete Insel (Abb. 45) mit dem
sie umgebenden Meeresboden allmählich sinkt. Die natürliche Folge wird sein, daß die
unteren, in größere Tiefen gelangenden Teile des Riffs absterben, während die oberen
stetig weiterwachsen. Zugleich wird aber auch der Riffkanal nicht nur tiefer, sondern auch
breiter, weil bei der allgemeinen Senkung auch die niedrigen Küsten ins Meer hinabtauchen.
So wird das Saumriff zum Wall- oder Strandriff. Bei fortdauerndem Sinken verschwindet
endlich die Insel ganz im Meere, und nur noch das ringförmige Riff bleibt übrig. Aus
dem Wallriff ist ein Atoll geworden. Nun sollte man erwarten, auch das Innere des
Atolls müsse mit Korallen angefüllt sein. In der Tat ist das auch der Fall, aber sie zeigen
hier ein viel geringeres Wachstum und sterben endlich ganz ab, weil es ihnen in dem
stilleren Wasser an genügender Nahrung und hinreichendem Stoffe zum Bauen fehlt. Ja
der abgestorbene Korallenfels wird durch das Meerwaffer z. T. wieder aufgelöst und die
Lagune dadurch vertieft. Die umstehende Abbildung 45 erläutert die verschiedenen Ent-
wickelungsstufen einer Koralleninsel vom Küstenriff zum Wall- oder Strandriff und endlich
zum Atoll.
Etwa zwei Jahrzehnte lang stand die Darwinsche Senkungstheorie unbestritten da,
umsomehr, als sie in Geologen wie Dana und Lyell gewichtige Fürsprecher fand. In
neuerer Zeit ist jedoch der Glaube an ihre Allgemeingültigkeit stark erschüttert worden.
Semper, Rein, Agassiz, Murray, Guppy u. a. Forscher haben eine Menge von Tatsachen
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Personennamen: Charles_Darwin Darwin Dana Murray